Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Epilog: 6 Monate später ----------------------- Hallo zusammen,   es ist soweit, nach vielen vielen Kapiteln und mehreren Jahren des Schreibens ist das Ende von Sklave der Wüste erreicht. Begonnen hat die Geschichte mit dem Titel Wüstensklave, nur um den Namen dann zu ändern, als ich angefangen habe, die Buchversion zu veröffentlichen.   Viel ist in den letzten Jahren passiert, aber bevor ich euch jetzt damit langweile, ihr wollt ja wissen, wie die Geschichte endet, lasse ich euch nun den Epilog lesen. Ich wünsche euch viel Spass.   -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Epilog: 6 Monate später   Osis im Arm haltend, sitzt Yugi auf der Hintertreppe im Hinterhof und sieht in den Himmel, der sich langsam von der Schwärze der Nacht in ein heller werdendes Grau verfärbt. Es ist kalt und vor seinem Mund bilden sich kleine Wölkchen, wenn er ausatmet. Der Winter hat Domino schon seit mehreren Wochen in seinen eisigen Klauen und der Schnee fällt auch jetzt langsam zu Boden. Bedeckt den alten Schnee, der gestern von den Pferden aufgewühlt worden ist. Seit vor fünf Monaten ein Stapel Briefe bei ihnen angekommen ist, hat er nichts mehr aus dem ägyptischen Grossreich gehört. Zumindest haben sie keine Post mehr bekommen und er weiss auch nicht, wo er seine Briefe hinschicken kann. »Yugi? Was machst du denn hier draussen in der Kälte?« Verwirrt setzt sich Nino neben ihn auf die Treppe. »Puh, das ist doch kalt.« Fröstelnd zieht er die Schultern hoch und kauert sich möglichst klein zusammen, während er die Arme um sich schlingt.   Aus seinen Gedanken gerissen sieht Yugi zu ihm. »Wirklich? Das habe ich gar nicht bemerkt.« Sich auf die Lippen beissend, drückt er den kleinen Stoffdrachen fester an sich und vergräbt das Gesicht in dem roten Plüschfell. »Nino, kannst du ein Geheimnis für dich behalten?« Will er mit leiser Stimme wissen, ohne den Jungen anzusehen.   »Natürlich. Was ist denn los? Ist etwas mit Atemu?« Leicht legt Nino die Hand auf Yugis Schulter, als dieser aufschluchzend nickt. »Als Malik gestern hier war, habe ich mir heimlich seine Zeitung genommen, während er Grossvater untersucht hat. Sie steckte in seiner Jackentasche und ich dachte, es kann ja nicht schaden, wenn ich mal rein sehe.« Zitternd drückt sich Yugi die Hand auf die Lippen. »Da war ein Artikel über das ägyptische Grossreich und den Pharao.« Seine Stimme bricht, woraufhin Nino ihn an sich zieht. »Aber das ist doch gut. Was stand denn da drin?«   »Ich habe nicht alles verstanden. Besser gesagt, gar nichts, da es weder auf Japanisch noch in der allgemeinen Händlersprache geschrieben war, aber ich habe den Namen des Pharaos gesehen, Nesut-anch-Seth!« Nun kann Yugi die Tränen nicht mehr zurückhalten und lehnt sich schluchzend an Nino. Dieser runzelt die Stirn. »Aber … Atemu hat doch einen anderen Titel? Oder etwa nicht?« Verwirrt sieht er Yugi fragend an, der noch immer schluchzend nickt. »Ja, sein Titel ist Nesut-anch-Ra und sein Onkel hat den Titel Nesut-anch-Horus. Weisst, du das verrückte ist, dass ich noch einen Titel gelesen habe, Nesut-anch-Bastet, aber nirgendwo stand Nesut-anch-Ra! Ich glaube, er ist tot und dass wir darum nichts mehr von ihm hören. Auch die Briefe, die kamen in einem Paket an, in dem eine Notiz von seiner Schwester Kisara lag.« Verschämt wischt sich Yugi über die Augen. »Wie soll ich das nur Grossvater beibringen oder den anderen?« Nachdenklich beobachtet Nino eine Schneeflocke, die im Wind auf und ab fliegt. »Das hast du nicht erzählt. Was hat sie denn geschrieben?« In seinem Innern arbeitet es. Angestrengt versucht er, eine Erklärung zu finden, die nicht lautet, dass Atemu tot ist. »Sie hat nicht viel geschrieben. Nur, dass sie die Briefe in seinen Sachen gefunden hat und der Meinung ist, dass ich sie bekommen soll, da sie ja an mich adressiert sind. Sie hat sich bei mir für alles, was ich für ihn getan habe, bedankt. Mehr stand da nicht.« Tief holt Nino Luft. »Er ist nicht tot. Er hat es versprochen, dass er zurückkommen wird. Er hat gesagt, dass ich ihm schreiben soll! Also kann er nicht tot sein!« Obwohl ihm nicht zum Lachen zumute ist, kann sich Yugi ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Du bist so süss. Ich hoffe, du hast recht.« Ungeschickt umarmt er Nino und drückt ihn an sich. »Ich bin froh, dass du hier bist.« Ein ungeduldiges Wiehern und Poltern lässt ihn dann leise Auflachen. »Du wirst wohl schon sehnsüchtig erwartet.« Er löst sich von Nino und steht auf. Zuvorkommend hält er ihm die Hand hin und zieht ihn auf die Beine. »Danke, dass du mir zugehört hast.« Er lässt Ninos Hand los und findet sich, sogleich in einer schraubstockartigen Umarmung wieder. »Er kommt wieder. Ich weiss es. Er würde sein Versprechen nie brechen!« Beschwörend sieht Nino Yugi an, der lächelnd nickt. »Ja, das wird er. Danke, dass du mich daran erinnert hast, dass Atemu seine Versprechen nicht bricht. Nun geh zu den beiden Rackern. Sie sind sicher schon der Meinung, dass wir sie vergessen haben.« Kurz drückt er Nino noch einmal an sich, ehe er ihn sanft von sich schiebt. »Das glauben sie jeden Morgen.« Grinst Nino schief und eilt die paar Stufen hinunter. Spuren in der dicker werdenden Schneeschicht hinterlassend, rennt er über den Hof, was Yugi leise Aufseufzen lässt. »Wenn ich doch nur noch deine Zuversicht hätte«, murmelt er vor sich hin und hebt Osis hoch, der bei Ninos Umarmung runtergefallen ist. Sorgfältig klopft er den Schnee aus dem roten Plüsch und drückt das kleine Stofftier wieder an sich. Die Augen schliessend, hebt er den Kopf gen Himmel und atmet tief durch, während ihm die Tränen brennend über die eiskalten Wangen laufen. Über sich selbst wütend, wischt er sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Reiss dich zusammen. Du hast schon Schlimmeres überstanden.« Sich straffend, wendet er sich um und geht ins Haus. Erst, als er die Tür hinter sich zuzieht, wird ihm bewusst, wie kalt ihm tatsächlich ist. Fröstelnd zieht er sich die Jacke und die Winterschuhe aus und schlüpft in die kuscheligen Hausschuhe. Für einen Moment zögert er, aber dann geht mit Osis in die Küche und setzt das Kuscheltier auf Atemus Platz. »Guten Morgen, Grossvater.« Tapfer zwingt er sich zu einem Lächeln, als er zu dem alten Mann geht, der gerade Holz nachlegt.   »Guten Morgen, mein Junge.« Aufmerksam mustert Sugoroku seinen Enkel, ehe er sich aufrichtet und den Rücken durchdrückt. »Wie lange warst du draussen in der Kälte?« Möchte er besorgt wissen, währende er gleichzeitig nach der Kräuterteemischung greift und einige von den aromatisch duftenden Blättern in ein Teeei gibt, das er in Yugis Tasse hängt und dann kochend heisses Wasser darüber giesst. »Hier. Nicht, dass du dich noch erkältest.« Dankbar nimmt Yugi die Tasse entgegen und legt die Hände um sie. »Ich weiss nicht. Ich konnte nicht mehr schlafen und bin raus, um den Sonnenaufgang zu beobachten.« Vorsichtig trinkt er einen Schluck und erschauert, als der Tee ihn von innen wärmt.   Die Lippen zusammenpressend schüttelt Sugoroku den Kopf. »Also warst du mindestens eine gute Stunde draussen.« Besorgt mustert er seinen Enkel. »Seit die Briefe angekommen sind, sitzt du jeden Morgen draussen und beobachtest den Sonnenaufgang. Yugi, ich sage nicht, dass du Atemu loslassen sollst, aber mache deine Gesundheit nicht kaputt, während du auf ihn wartest. Er wird kommen, sobald es ihm möglich ist. Bestimmt wird er sich melden, sobald es geht und er dir eine sichere Adresse geben kann, wo du deine Briefe hinschicken kannst.« Warm sieht er seinen Enkel an, der den Blick aber nicht erwidert, sondern in seine Tasse starrt. »Grossvater, Atemu…«, beginnt er zu sprechen, hält aber inne, als Sugoroku die Hand hebt. »Yugi, wir reden heute Mittag nach dem Besuch von Malik. Er meinte gestern, dass er heute vielleicht Neuigkeiten für uns hat, was Atemu angeht. Schliesslich weiss er ja, was wir uns für Sorgen um ihn machen, weil wir seit dem Paket mit den Briefen nichts mehr gehört haben.« Überrascht sieht Yugi seinen Grossvater an, der wissend den Kopf neigt. »Meinst du wirklich, dass wir nicht bemerkt haben, dass du heimlich die Zeitung genommen hast?« Ertappt blickt Yugi in die Tasse. »Ich dachte, ich finde etwas heraus. Doch ich habe nur zwei Pharaonentitel verstehen können. Grossvater, was ist, wenn Atemu tot ist? Alles deutet darauf hin!«, platzt es aus Yugi heraus, ehe er es verhindern kann. Mit einem vor Sorge verzweifelten Blick, starrt er seinen Grossvater an. »Ach, Yugi«, seufzt Sugoroku und legt den Arm um ihn. »Interpretiere nicht zu viel hinein. Glaubst du nicht, dass Malik es uns gesagt hätte, wenn Atemu gestorben wäre?« Mit einem grossväterlichen Blick sieht er seinen Enkel an, der jedoch den wieder Kopf gesenkt hat. Leicht beisst sich Yugi auf die Unterlippe. »Meinst du? Du verstehst dich inzwischen richtig gut mit Malik. Oder? Immerhin nennst du ihn inzwischen sogar beim Vornamen.« Unsicher hebt er den Blick. Hofft, im Gesicht seines Grossvaters Antworten zu finden. »Ja, das meine ich«, erwidert Sugoroku mit fester Stimme, obwohl auch in ihm die Sorge nagt, lächelt er warm. »Ja, ich nenne ihn beim Vornamen. Du ja auch. Für jemanden aus der Oberschicht ist er doch ein guter Kerl. Manchmal etwas überheblich, aber ansonsten … .«   Die ruhige Art seines Grossvaters beruhigt Yugi, sodass er jetzt sogar leicht schmunzeln kann. »Ja, er hat so seine Momente«, stimmt er zu und entspannt sich langsam. »Ach ja, hast du mitbekommen, dass das Haus gegenüber verkauft worden ist?« Grinsend nickt Sugoroku. »Natürlich habe ich das mitbekommen. Anscheinend wurde das Haus von einem Mann aus dem ägyptischen Grossreich gekauft, der da mit einem Sklaven einziehen wird. Karim irgendwas. Malik hat mir erzählt, dass der Mann vielleicht schon heute ankommen und da einziehen wird.« Leicht runzelt Yugi die Stirn. »Was du wieder alles weisst, aber wenn Malik das weiss, dann muss der Mann aus der Oberschicht sein. Was macht er dann hier in Domino? Da wäre doch Atami logischer.« Ratlos zuckt Sugoroku mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht kann er es sich ja nicht leisten, in Atami zu wohnen und so schlecht sind unsere Häuser ja auch nicht.«   »Ja, vielleicht«, murmelt Yugi nicht so wirklich überzeugt und nimmt sich nun eine Tasse Schwarztee. »Wie auch immer. Ich habe langsam Hunger und Nino wird sicher auch bald reinkommen.« Kaum hat er das gesagt, hören sie, wie die Hintertür geöffnet und wieder geschlossen wird. »Als hätte er es gehört.« Grinst er breit, als er für ihn auch schon eine Tasse mit dem dampfenden Tee füllt. Kurz darauf kommt tatsächlich Nino in die Küche und eilt zum Herd, wo er die Hände über die heisse Platte hält. »Guten Morgen, es ist so kalt draussen. Ich musste sogar in den Tränken eine dünne Eisschicht einschlagen.« Ernst nickt Yugi. »Ich staune, dass es nicht schon früher so weit gewesen ist. Am besten holst du das Wasser für die beiden ab sofort im Haus. Der Brunnen kann jetzt täglich einfrieren und dann geht die Handpumpe gern kaputt, wenn man sie dennoch betätigt.« Er hält Nino die Tasse mit dem Tee hin. »Hier, dann wird dir auch von Innen wieder warm.«   Dankbar nimmt Nino den Tee entgegen und trinkt durstig. »Danke, Yugi. Dann werde ich nachher den beiden warmes Wasser rausbringen. Sie fressen jetzt auch deutlich mehr. Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich ihnen mehr Kraftfutter gebe?«   Nun ist es an Sugoroku zu nicken. »Natürlich ist es in Ordnung. Darum haben wir ja beim letzten Markttag so viel Mais und Hafer für die beiden gekauft.« Er wendet sich jetzt wieder dem Herd zu und holt die Brötchen aus dem Ofen. Ein herrlicher Duft nach frisch gebackenen Brötchen breitet sich in der Küche aus, sodass Yugi das Wasser im Mund zusammenläuft. »Hast du das absichtlich gemacht, dass du sie jetzt erst aus dem Ofen holen kannst?«   Grinsend nickt Sugoroku, als er sie in den Brotkorb fallen lässt. »Bei dem Wetter gibt es doch nichts Besseres, als heisse Brötchen, wenn es draussen kalt ist. Nun setzt euch hin, ich habe langsam nämlich auch Hunger.« Um seine Worte zu unterstreichen, setzt er sich hin und greift sich eins der dampfenden Brötchen.   Schmunzelnd setzt sich Yugi nun auch hin. Sein Blick wird aber wieder traurig, als er den roten Drachen auf Atemus Platz ansieht. Auf einmal taucht ein Arm in seinem Blickfeld auf, als Nino seine Tassen wieder auffüllt, obwohl noch Tee drin ist. »Sei nicht traurig, er wird zurückkommen. Er hat es versprochen.« Nino legt ihm die Hand auf die Schulter und drückt sie leicht, ehe er den Teekrug auf den Tisch stellt und sich auch hinsetzt.   Keinem von ihnen ist nach reden zumute, sodass sie ausnahmsweise schweigend essen. Nach dem Frühstück eilt Nino wieder nach draussen, um die Pferde weiter zu versorgen, während Yugi und Sugoroku die Küche aufräumen. »Wann kommt Malik vorbei?« Möchte Yugi wissen, während er das Geschirr spült und Sugoroku den Tisch abräumt. Dieser hält nachdenklich inne und blickt zum Fenster. »Er wusste es nicht genau. Er meinte, wie ich es schon gesagt habe, um die Mittagszeit rum. Ich werde jedenfalls etwas kochen, was wir gut warmhalten können, falls er zur Essenszeit kommt und nicht mit uns Essen will.« »Verstehe, dann werde ich so lange die Buchhaltung machen und die Regale im Laden auffüllen«, meint Yugi und ist sich bewusst, dass er eigentlich nur eine Beschäftigung sucht, bis der Medimagus auftaucht. »Ja, tu das. Ich gebe dir Bescheid, wenn er kommt.« Sugoroku stellt den Brotkorb mit den restlichen Brötchen auf die Arbeitsplatte und runzelt nachdenklich die Stirn. »Ich denke, ich mache eine gute alte Kartoffelsuppe.«   »Hört sich gut an. Die wärmt und macht lange satt.« Den letzten Teller auf das Abtropfgitter stellend, zwinkert Yugi seinen Grossvater an. »Und du kannst sie sogar jetzt schon machen, damit du dann sicher nicht am Herd stehen musst, wenn Malik auftaucht.« Er greift nach dem Geschirrtuch und beginnt die Teller und Tassen abzutrocknen. »Erwischt!« Grinst Sugoroku, als er nach dem Lappen greift und ihn ausspült, ehe er den Tisch sorgfältig abwischt. »Und wir können die Brötchen dazu essen und ich kann noch den restlichen Speck von gestern in der Suppe verarbeiten.«   »Ja, das stimmt«, murmelt Yugi und dann ist auch schon das letzte Messer abgetrocknet. »Ich bin im Lager. Bis später.« Er verlässt die Küche und geht ins Lager. Bewusst lässt er die Tür offen, um die wärmere Luft aus dem Flur in den kühlen Raum zu lassen, als er sich an den Schreibtisch setzt und sich über seine Bücher beugt.   ***   Malik ist nervös, als er sein Auto vor dem Laden parkiert und den Motor abstellt. Er blickt zu dem Haus auf der anderen Strassenseite, das er in den letzten Wochen bezugsfertig für Karim Razik und Kimi hat einrichten lassen. Dann strafft er sich und steigt aus dem Wagen. »Verdammt, warum bin ich so nervös?«, fragt er sich selbst, als die paar Stufen zur Ladentür nach oben geht und anklopft. »Nur noch eine Stunde.« Stellt er nach einem Blick auf seine Uhr fest und da wird auch schon die Tür von Yugi geöffnet. »Hallo, so schnell sieht man sich wieder.« Schief grinsend sieht er den jungen Mann an, der einladend zur Seite tritt. »Hallo, Malik. Ja, so schnell sieht man sich wieder.« Bewusst wiederholt Yugi die Worte, da er nicht weiss, was er sonst sagen soll. Dankbar, dem kalten Wind zu entkommen, betritt Malik den wie immer blitzsauberen Laden und wartet geduldig, bis Yugi die Tür geschlossen hat und sich ihm wieder zuwendet. »Wir haben schon gegessen, aber es hat noch Kartoffelsuppe mit Speck und dazu Brötchen, wenn du magst.«   Verneinend schüttelt Malik den Kopf. »Danke, aber ich habe schon gegessen. Wo können wir reden? Am besten alle zusammen?« Angestrengt versucht er entspannt zu wirken, was ihm offensichtlich nicht zu gelingen scheint, wenn er das plötzliche Erbleichen seines Gegenübers richtig deutet. »Hey, alles wird gut.« Zur Sicherheit greift er nach Yugis Arm, als dieser leicht schwankt. »Lass uns in die Küche gehen und auch Sugoroku und Nino dazu holen.« Bewusst spricht er mit einer möglichst ruhigen Stimme, die er auch immer bei seinen Patienten nutzt, wenn er sie beruhigen will. Es scheint zu wirken, zumindest steht Yugi wieder sicher da und bekommt auch schon wieder etwas Farbe. »Ja, gehen wir in die Küche.« Stimmt Yugi leise zu und geht voran. Als sie die Küche betreten, warten schon Sugoroku und Nino mit vier Tassen Tee und Gebäck auf sie. Während der Junge sich wie immer scheu hinter Sugoroku versteckt, hält ihm der alte Mann freundlich die Hand hin, die Malik lächelnd ergreift. »Hallo, Sugoroku.« »Hallo, Malik. Setz dich. Ich habe Kräutertee gemacht und die Haferkekse, die du so gern magst.« Lächelnd deutet er zum Tisch. »Vielen Dank«, erwidert Malik und setzt sich hin. Geduldig wartet er ab, bis sich alle gesetzt haben und umfasst dabei mit beiden Händen die Tasse. Erst, als auch Nino sich schüchtern hingesetzt hat, strafft er sich. »Also … «, beginnt er und holt tief Luft. »Vor sechs Monaten wurde Pharao Nesut-anch-Horus bei dem Versuch ihn abzusetzen erschossen.« Ernst blickt er in die Runde. »Es war nicht geplant. Er sollte vor Gericht gestellt und verurteilt werden.«   Yugi hält seine Tasse krampfhaft fest. »Verstehe und was ist dann passiert?« Will er mit heiserer Stimme wissen. Wieder blass im Gesicht sieht er Malik abwartend an, woraufhin sich dieser vernehmlich räuspert. »Am Tag zuvor haben sich Prinzessin Kisara und Prinz Seto vor den Göttern die Hand versprochen und vor zwei Wochen haben sie offiziell den Thron bestiegen. Da sie noch nicht grossjährig ist, regiert Seto als Pharao Nesut-anch-Seth auch in ihrem Namen, obwohl sie schon den Titel der Pharaonin Nesut-anch-Bastet trägt.«   Ernst nickt Sugoroku. »Verstehe und was ist mit Atemu? Warum sitzt er nicht auf dem Thron?« Äusserlich wirkt er ruhig und gefasst, aber seine Nerven sind zum Zerreissen gespannt, während er Malik nicht aus den Augen lässt, der krampfhaft überlegt, wie er weitersprechen soll. »Na ja … .« Er hat plötzlich einen Frosch im Hals. Laut räuspert er sich und trinkt einen Schluck von dem aromatischen Kräutertee. »Nesut-anch-Horus wurde erschossen, nachdem er mehrere Schüsse auf die Prinzessin abgegeben hat. Keiner weiss, warum er das getan hat, auf jeden Fall hat sich Atemu vor sie und Prinz Seto geworfen und die Kugeln mit seinem Körper abgefangen.«   »Nein!«, schreit Yugi auf und springt vom Stuhl hoch. »Sag es nicht. Sag nicht, dass er … «, seine Stimme bricht. Er schwankt und sinkt wieder auf seinen Platz. »Nein, er darf nicht … « Seine Stimme bricht und er kann  nicht verhindern, dass ihm die Tränen in die Augen steigen.   Auch Sugoroku ist blass und hat Tränen in den Augen. Dennoch steht er auf und tritt zu Yugi. Legt die Arme um ihn und zieht ihn in eine feste Umarmung. Als er zu Nino sieht, geht er auf die andere Seite von Yugi und legt auch einen Arm um den Jungen, der auch mit den Tränen kämpft. »Erzähl weiter«, verlangt er von Malik, der auch blass geworden ist. »Nesut-anch-Ra wurde lebensgefährlich verletzt und in dem entstandenen Chaos verschwanden Prinzessin Helena und ihr Leibwächter Hauptmann di Modena. Vermutlich sind sie untergetaucht, um die Grossjährigkeit der Prinzessin abzuwarten. Sie haben sich auch am Tag zuvor vor den Göttern die Hand versprochen, müssen sich aber vor ihrem Vater verstecken, damit er sie nicht ausser Landes schaffen und mit einem anderen Mann verheiraten kann.«   Sich am Arm seines Grossvaters festhaltend, starrt Yugi ihn an. »Was mit dieser Prinzessin ist, ist mir so ziemlich egal! Was ist mit Atemu?«, fährt er ihn mit einem verzweifelten Funkeln in den Augen an.   Wieder hat Malik das Gefühl einen Frosch im Hals zu haben. Er trinkt noch einen Schluck von dem Tee und atmet dann tief durch. »An dem Tag, starb offiziell auch Pharao Nesut-anch-Ra.« Nun ist es an seiner Stimme zu brechen.   »Offiziell? Was bedeutet das?« Möchte nun Sugoroku mit heiserer Stimme wissen, während er weiter Yugi und Nino festhält, die sich verzweifelt an ihm festhalten.   »Er musste mehrfach operiert werden und lag lange im Koma, bevor er inkognito in eine Rehabilitationsklinik gekommen ist.« Leicht lächelt er die beiden Mutos und Nino an, die nun vor Erleichterung in sich zusammenzusacken scheinen.   »Wie geht es ihm? Ist er wieder gesund?« Verlangt Yugi nun zu wissen und löst sich leicht von Sugoroku, der erleichtert aufatmet und sich jetzt wieder auf seinen Stuhl setzt. Mit zittrigen Händen greift er nach seinem Tee und trinkt einen Schluck, um seine Nerven zu beruhigen.   Kurz schielt Malik auf die Uhr und blickt dann wieder Yugi an. »Es geht ihm besser. Er braucht noch einen Stock und ermüdet sehr schnell, aber das wird mit der Zeit auch besser werden.«   Verwirrt runzelt Sugoroku nun die Stirn. »Aber wenn Atemu lebt, wieso hast du denn gesagt, dass der Pharao Nesut-anch-Ra gestorben ist?«   Leicht lächelnd lehnt sich Malik zurück. »Na ja, so ist er frei und kann das Leben führen, das er sich wünscht. Natürlich braucht er auch in Zukunft Schutz, falls man ihn erkennen und ihn bedrohen sollte, aber ansonsten ist er jetzt frei.«   Yugi braucht lange, bis er die Worte realisiert, aber dann sieht er Malik voller Hoffnung an. »Heisst das, wenn er wieder gesund ist, kann er nach Hause kommen? Wie soll das dann mit dem Schutz funktionieren?« Will er mit  der wachsenden Hoffnung, seinen Liebsten schon bald wieder zu sehen, wissen.   Grinsend deutet dieser aus dem Fenster zu dem Gebäude auf der anderen Strassenseite. »Das Haus gegenüber. Ich habe es in seinem bürgerlichen Namen für seinen Leibwächter Karim Razik und den Sklaven Kimi gekauft.«   Unwillkürlich blickt Yugi zum Fenster und er schluckt. »Wann … wann wird er ankommen?« Leise schwingt die Hoffnung nun in seiner Stimme mit.   Auf einmal hören sie die Tür und ein gleichmässiges Klack, Klack, Klack nähert sich der Küche, was Malik leicht lächeln lässt. «Früher, als erwartet«, sagt er nur, als Yugi auch schon zitternd aufsteht und zur Tür blickt, in der nun eine bekannte Gestalt erscheint. Unwillkürlich muss er sich an der Tischkante festhalten, als er in das vertraute und so lange schmerzhaft vermisste Gesicht blickt.   Schwer stützt er sich auf seinen Stock, als er lächelnd näher tritt. »Hallo, Sharik. Ich bin wieder Zuhause.« Atemus Stimme ist heiser, als er die Arme ausbreitet und Yugi auffängt, der ihn verzweifelt schluchzend umarmt.   -Ende-       -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   Ende ...   Selten ist es mir so schwer gefallen, ein Wort zu schreiben. Ich habe die Geschichte geliebt und gehasst. An manchen Stellen beim Schreiben geweint, sodass ich das Geschriebene kaum noch lesen konnte und genauso oft gelacht und mitgefiebert. Eigentlich sollte es ja eine kurze Geschichte werden. Eigentlich ... es ist natürlich alles anders gekommen, als gedacht. Viel ist in den letzten Jahren passiert. Gute und schlechte Dinge. Traurige und lustige Zeiten. Doch immer war diese Geschichte da und hat mich so in eine andere Welt entführt.   Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen. Wir lesen uns bestimmt.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)