Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 96: Entdeckung kurz vor dem Ziel? ----------------------------------------- Hallo zusammen,   nach dem dramatischen letzten Kapitel geht es nicht minder interessant weiter. Ich wünsche euch viel Spass beim Lesen.   ------------------------------------------------------------------------------------------------------------       Entdeckung kurz vor dem Ziel?     Gedankenverloren sitzt Atemu auf der Bank an der Reling. Diese Stelle am Heck der Jacht ist sein Rückzugsort, wenn er es in der Kabine oder nur schon im Innern des Schiffs nicht mehr aushält. Die ganze Nacht hat er hier verbracht und beobachtet nun den Sonnenaufgang, der den Himmel und das Meer in rotes Licht taucht. Über eine Woche ist es her, dass er mit seinem Sharik und Grossvater geredet hat, aber noch immer schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen, wenn er an diesen wertvollen Moment denkt. Wärme breitet sich in seiner Brust aus, als er den kleinen Phönix umfasst. »Ein Schritt nach dem anderen«, murmelt er und hebt sein Kopf in den nach Salz riechenden Wind. Doch in den Duft mischt sich das Aroma des Nildeltas, das den kaum wahrnehmbaren Geruch nach Wüste und Sand überlagert. »Bald sind wir in Alexandria.« Leise seufzend schliesst er die Augen. Auch wenn er sich hier auf dem Schiff nicht wohl fühlt, so haben die Tage der Ruhe ihm gut getan. Der Duft nach Schokoladenkuchen lässt ihn die Augen wieder öffnen. »Helena, was führt dich zu mir?« Lächelnd setzt er sich so hin, sodass sie neben ihm Platz nehmen kann. Der stummen Einladung kommt sie nach und setzt sich neben ihm auf die Bank. »Anna hat gebacken und ich dachte, dass du gern ein Stück möchtest, solange er noch warm ist.« Mit einem verlegenen Lächelnd hält Helena ihm den Teller mit dem Kuchenstück hin, den er vorsichtig entgegen nimmt. »Vielen Dank.« Neugierig probiert er einen Bissen von dem Kuchen und seufzt auf. »Köstlich. Anna kann einfach gut backen und kochen.« Als Helena verlegen auf ihre Hände blickt, stockt er und beugt sich zu ihr rüber. »Oder hat etwa nicht Anna gebacken, sondern du?« Mit gesenktem Blick nickt Helena. »Ich mache das gern, aber mein Vater sieht es nicht gern, wenn ich backe oder koche. Darum sage ich immer, dass es jemand anders gemacht hat.« Tief atmet Atemu durch. »Uns gegenüber musst du nicht lügen. Im Gegenteil, ich finde es toll, dass du das gern machst. Hast du Mario auch ein Stück Kuchen gebracht?« Als Helena mit geröteten Wangen den Kopf schüttelt, kann sich Atemu nur mit Mühe ein Schmunzeln verkneifen. »Bringe ihm doch ein Stück. Ich bin sicher, dass er sich darüber freuen wird, wenn du ihm selbst gebackenen Kuchen bringst.« Zweifelnd wird er nun angesehen. »Was ist denn? Glaubst du nicht, dass er sich freuen würde?« Möchte er mit sanfter Stimme wissen. Unsicher knabbert Helena an ihrer Unterlippe. »Ich weiss es nicht. Was ist, wenn er das auch schlecht findet, dass ich gern selbst backe und koche? Schliesslich gibt es dafür Angestellte und Sklaven.« Sanft legt Atemu die Hand auf ihre Schulter. »Ich sage dir jetzt eins. Er liebt dich. Und zwar so, wie du bist. Also liebt er es auch, dass du gern in der Küche stehst und so etwas Köstliches zauberst. Ausserdem kann es doch nur von Vorteil sein, dass du das kannst, wenn ihr euch ein gemeinsames Leben aufbauen wollt.«   Helena erstarrt und sieht Atemu dann ungläubig an. »Was hast du gesagt? Hast du etwa eine Idee, wie wir aus Vaters Plan ausbrechen können?« Leise Hoffnung schleicht sich in ihre Stimme und in ihre Augen. Bedauernd schüttelt Atemu den Kopf. »Bis auf die Idee, dass ihr beide bei Gelegenheit in einer Nacht und Nebelaktion abhaut und euch irgendwo ein neues Leben aufbaut, habe ich leider noch keinen Vorschlag.« Enttäuscht blickt sie wieder auf ihre Hände. »Schade. Ich hatte gehofft, dass … «, murmelt sie und steht auf. »Am späten Nachmittag sollten wir den Hafen von Alexandria erreichen. Dann solltest du vermutlich mit Seto und den beiden Sklaven in der Kabine sein.« Entschuldigend lächelnd sieht sie über die Schulter zu ihm. »Tut mir wirklich leid. Ich weiss, dass du es drin kaum aushältst und dass du teilweise sogar hier draussen geschlafen hast.«   Um sie zu beruhigen, schüttelt Atemu den Kopf. »Es ist mir bewusst, dass ich besser nicht gesehen werden sollte. Darum passe ich auch jetzt schon auf, ob sich uns nicht ein Schiff nähert«, erklärt er ihr und blickt aufs Meer hinaus. »Wir sind schon seit gestern im Hoheitsgebiet des ägyptischen Grossreiches. Der Kapitän hatte wohl schon per Funk Kontakt mit den Grenzsoldaten und wartet seitdem wohl nur darauf, dass wir in eine Kontrolle geraten.«   Helena mustert ihn erstaunt und dreht sich jetzt sogar wieder zu ihm um. »Es ist unglaublich, wie gut du immer informiert bist. Wie kommt es, dass du immer über alles Bescheid weisst, was los ist?« »Das ist ganz einfach. Ich rede mit den Leuten.« Atemu zwinkert ihr schmunzelnd zu, wird dann aber ernst. »Mein Kindermädchen hat mich immer mit zu den Sklaven genommen. Sie war eine Freigelassene und eine Heilerin, darum hat sie ihnen immer geholfen, wenn sie krank gewesen sind. Sie hat mir viel beigebracht. Auch, dass man mit den Sklaven reden soll. Sie wissen viel mehr, als man glaubt.« Tief atmet er durch. »Diesmal habe ich aber einfach nur bei einem Schachspiel mit Kapitän Polo geredet. Er ist ein guter Mann mit viel Erfahrung.« Als Helena loskichert, mustert er sie mit geneigtem Kopf. »Was ist los? Habe ich etwas besonders Lustiges gesagt?« »Nein, aber ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass du mit dem Kapitän Schach spielst.« Mit noch immer vergnügt blitzenden Augen sieht sie ihn an. »Ich habe dich als sehr ernste Person kennengelernt, als du nach deiner Thronbesteigung meinem Vater die Aufwartung gemacht hast. Dabei bist du ganz anders, als du dich gibst, wenn du die Rolle des Pharaos spielst.«   Schlagartig wird Atemu wieder ernst und die Lockerheit des Moments verschwindet. »Prinzessin, ich darf nicht so locker drauf sein, wenn ich als Pharao meine Pflicht erfüllen muss. Jede meiner Handlungen wird beobachtet und interpretiert. Da kann schon die kleinste falsche Geste enorme Auswirkungen haben. Ich muss meine Körpersprache jederzeit unter Kontrolle haben. Jedes einzelne Wort muss gut überdacht sein, ohne dass mein Gegenüber das merkt.« Er stellt den Teller mit dem Kuchen zur Seite und steht auf. »Ihr wisst das durch Eure Ausbildung selbst nur zu gut. Sobald wir dieses Schiff verlassen, werden wir wieder den Regeln unseres Standes unterworfen sein. Das ist unser Schicksal, solange wir nicht ausbrechen und den Hof mit sämtlichen Privilegien und Pflichten hinter uns lassen.«   Unwillkürlich weicht Helena einen Schritt zurück und blickt dann zur Seite. »Tut mir leid. Ich … « Sie strafft sich und sieht ihm jetzt fest in die Augen. »Ich bin mir darüber im Klaren, was es bedeutet, eine Prinzessin zu sein. Was es bedeutet, eine Herrscherin zu sein, das werde ich schnell lernen, wenn es denn nötig sein wird.«   Mit zusammengepressten Lippen schüttelt Atemu den Kopf. »Egal, was passieren wird, du musst es lernen. Je schneller du das verinnerlichst, desto besser ist es für dich. Also vergiss diese Formulierung -wenn es denn nötig sein wird- schnell wieder. Auch wenn wir einen Weg finden werden, um die Heirat zu verhindern, ist es nur zu deinem Vorteil, wenn du jederzeit weisst, wie du auf die Leute wirkst. Das solltest du eigentlich wissen, wenn du schon als Vertreterin deines Reiches bei den anderen Herrscherhäusern vorsprichst.« Um seine harten Worte abzumildern, legt er ihr aufmunternd die Hand auf die Schulter. »Was ich bis jetzt aber gesehen habe, machst du es instinktiv schon richtig. Du musst es dir jetzt nur noch bewusst machen. Verstehst du?«   Mit gesenktem Blick hat Helena zugehört. Es macht sie wütend, dass Atemu so mit ihr redet. Sie beisst sich auf die Lippen und will ihm patzig antworten. Dafür hebt sie den Blick, aber die Worte bleiben ihr im Hals stecken, als sie den warmen und verständnisvollen Ausdruck in seinen Augen erkennt. »Ja, ich verstehe«, murmelt sie stattdessen und tritt zurück, sodass seine Hand von ihrer Schulter gleitet. »Ich bringe Mario am besten noch ein Stück Kuchen, bevor die anderen alles aufgegessen haben.« Hastig dreht sie sich um und eilt in das kühle Innere des Schiffes davon.   Lange sieht Atemu ihr nach, bevor er sich wieder hinsetzt und nach dem restlichen Kuchenstück greift. »Du würdest diesen Kuchen lieben, Sharik«, murmelt er vor sich hin, während er die süsse Leckerei geniesst. Immer wieder lässt er seinen Blick über das Meer gleiten und dann sieht er, wie langsam das Land am Horizont auftaucht. »Willkommen Zuhause.« Ein bitterer Zug legt sich um seine Mundwinkel, als er aufsteht und an der Reling entlang geht, bis er den Bug der Jacht erreicht hat. Am vordersten Punkt stehen bleibend, stützt er sich mit beiden Händen auf der Reling ab und lässt den Blick über das näher kommende Land gleiten. Ein kleiner Teil von ihm hat gehofft, dass er etwas fühlen würde, wenn sein Reich vor ihm auftaucht, aber da ist nichts, ausser der Sorge um Kisara und Shimon. Er ist überrascht, dass er sich bis jetzt kaum um Kisara gesorgt hat. »Verzeih, dass ich so egoistisch bin und nur daran gedacht habe, wie sehr ich meinen Sharik und Grossvater vermisse. Dabei liebe ich dich doch, Schwesterchen.«   »Führst du Selbstgespräche?« Mit einem ernsten Zug um die Mundwinkel lehnt sich Seto neben ihm an die Reling und blickt auf das Land hinüber. »Nicht mehr lange und wir sind wieder Pharao und Prinz.« Als keine Antwort kommt, mustert er seinen Cousin aus den Augenwinkeln. »Ich gebe es ungern zu, aber es war erholsam, mal nicht auf unseren Stand achten zu müssen, wenn wir miteinander agieren.«   Für den Bruchteil einer Sekunde schmunzelt Atemu. »Das mal aus deinem Mund zu hören …« Er wird wieder ernst. »Es hängt nun von uns ab, was wir mit den Erfahrungen der letzten Wochen anfangen. Doch zuerst müssen wir irgendwie an Land kommen und dann Theben erreichen.«   »Du glaubst gar nicht, wie viele Leute nur darauf warten, dass du zurückkehrst. Auch wenn mein Vater dich offiziell beerdigen liess, glauben sie daran, dass du eines Tages aus dem Reich der Toten zurückkehrst, um das Land von dem Tyrannen zu befreien.« Mit hartem Blick starrt Seto auf das näher kommende Land. »Ich stand immer an seiner Seite und habe ihn unterstützt, als er den Thron bestiegen hat. Nie bin ich auf die Idee gekommen, dass er an dem Flugzeugabsturz schuld ist oder dass du noch leben könntest.«   Aufmerksam mustert Atemu seinen Cousin. »Und warum hast du Shimon und Andrew dann begleitet? Ich meine, immerhin ist er dein Vater.« Seto versteift sich und sein Gesichtsausdruck wird noch härter und kälter. »Er hat sich zu einem Tyrannen entwickelt. Er unterdrückt inzwischen nicht nur das einfache Volk, sondern auch die Oberschicht. Dazu kommt, dass er Kisara zur Ehe zwingen will.« Jetzt sieht er zu Atemu und versucht sich an einem schiefen Grinsen. »Ich war schon auf der Suche nach Möglichkeiten, ihn abzusetzen, als dieser Hemingway aufgetaucht ist. Aber verrate das ja nicht Shimon.«   Lange schweigt Atemu, bis er sich räuspert. »Verstehe. Auch wenn es dich vielleicht erstaunt, kann ich dich verstehen. Ich hätte vermutlich an deiner Stelle die gleichen Überlegungen angestellt, auch wenn es auf den ersten Blick hart klingt, dass du gegen deinen eigenen Vater vorgehen wolltest.« Augenscheinlich gelangweilt zuckt Seto mit den Schultern. »Der erste Blick ist oft fehlerbehaftet. Wir sollten übrigens reingehen, wenn ich das richtig sehe, kommt da nämlich ein Boot auf uns zu.« Er deutet mit der rechten Hand auf einen sich nähernden Fleck.   Widerwillig nickt Atemu und stösst sich von der Reling ab. »Du hast vermutlich recht.« Ernst sieht er sich noch einmal um, ehe er eilig über das Deck geht und dann in den kühlen Gang tritt, der sie zu ihrer Kabine führt. Er betritt den kleinen, aber dennoch hellen Raum und setzt sich auf Setos Matratze. Angespannt stützt er die Ellbogen auf seinen Knien ab und starrt auf seine verschränkten Hände. Er sieht auch nicht hoch, als sich Seto neben ihn setzt und sich zurücklehnt.   An Deck haben nun auch Mario und Helena das sich nähernde Schiff entdeckt und beobachten genau, wie es immer grösser wird. Am liebsten würde sie dem Kapitän sagen, dass er schneller fahren und nicht abbremsen soll, nur geht das leider nicht. Es dauert nicht lange, da können sie die Flagge erkennen, die das dunkel gestrichene Schiff als Grenzschiff kennzeichnet. »Wir werden also wirklich kontrolliert«, murmelt sie besorgt. »Ich habe gehofft, dass wir bis in den Hafen davon verschont bleiben.«   Aufmunternd legt Mario seine Hand auf Helenas Schulter. »Es war zu erwarten, dass wir noch auf See kontrolliert werden. Denn auch wenn du offiziell auf Einladung des Königshauses unterwegs bist, sind die Grenzen des Reiches doch geschlossen. Also sei nicht zu angespannt und empfange die Grenzsoldaten so, wie es von dir als Prinzessin des römischen Grossreiches erwartet wird.«   Leise schnaubt Helena und strafft sich, als das Grenzschiff neben ihnen Position bezieht und die Mannschaft die Seile entgegen nimmt, die ihnen zugeworfen werden. Es dauert nicht lange, da liegen die beiden sicher miteinander verbunden da und nur die Wellen sorgen noch für eine leicht schaukelnde Bewegung. Mit stolz vorgerecktem Kinn tritt Helena auf die beiden Grenzsoldaten zu, die gerade ihre Jacht betreten. »Ich bin Prinzessin Helena. Tochter Kaiser Hadrians. Warum werden wir auf meiner Reise zum Hofe des Pharaos Nesut-anch-Horus aufgehalten?« Ihre Stimme ist so herablassend wie ihre gesamte Haltung.   Der eine der beiden Soldaten tritt vor und verneigt sich leicht vor ihr. »Ich bin Leutnant Karim Razik. Ich bitte um Verzeihung, dass wir Eure Reise zum Pharaonenhof aufhalten, jedoch müssen wir jedes Schiff kontrollieren, bevor es in einem der Häfen anlegt.« Seine Stimme ist tief und trotz seiner ernsten Miene und der sandfarbenen Uniform, blicken seine beinahe schwarzen Augen sie freundlich an. Doch davon lässt sich Helena nicht aus dem Konzept bringen. Kühl sieht sie dem Leutnant in die Augen. »Das habt ihr ja jetzt getan. Wenn Sie nun meine Jacht wieder verlassen würden.« Kühl deutet sie auf das Grenzschiff.   Mit einem bedauernden Lächeln schüttelt Karim den Kopf. »Tut mir leid, Prinzessin. Wir sind verpflichtet, das Schiff nach Terroristen und Illegalen zu durchsuchen. Auch wenn ich natürlich weiss, dass wir auf Ihrem Schiff nicht fündig werden.« Er tritt noch einen Schritt auf Helena zu, woraufhin Mario sich schützend vor sie stellt. »Ich bin der Hauptmann der kaiserlichen Wache und der persönliche Leibwächter der Prinzessin. Mein Name ist Mario di Modena. Wie lange wird diese Durchsuchung dauern?« Seine Stimme und Haltung zeugen davon, dass er es gewohnt ist, Befehle zu erteilen. Gelassen erwidert Karim den Blick seines Gegenübers. »Sie sollte nicht allzu lange dauern. In der Regel brauchen wir nicht länger als dreissig Minuten, wenn alle mit uns zusammenarbeiten.«   Helena will aufbegehren, aber der Blick Marios lässt sie die Lippen zusammenpressen und erhaben nicken. »Gut, aber beeilen sie sich.« Gibt sie den Männern widerwillig die Erlaubnis, sich auf dem Schiff umzusehen. Dass sie nervös ist und Angst hat, dass sich die Soldaten zu genau umsehen, lässt sie sich nicht anmerken.   Mit einem leichten Lächeln neigt Karim den Kopf. »Vielen Dank, Hoheit. Mein … «, das Auftauchen eines weiteren Soldaten in Generalsuniform lässt ihn verstummen. »Sir?« Wendet er sich an den grimmig dreinblickenden Mann. »Leutnant Razik, wir sind nicht für Smalltalk hier! Durchsucht das Schiff. Ich will über jede Unregelmässigkeit informiert werden!«, bellt er seine beiden Untergebenen an und blickt dann zu Helena und Mario. »Folgt mir zum Kapitän!«   Entschuldigend lächelt Karim die beiden an, als er mit dem anderen Soldaten an ihnen vorbei geht.   Helena sieht das Lächeln nicht. Sie starrt den General an und würde wohl verbal auf ihn losgehen, wenn Mario sie nicht mit einem unauffälligen Griff an ihrem Arm zurückhalten würde. »Natürlich, General, folgen Sie uns bitte«, sagt Mario mit einem unguten Gefühl in der Magengrube. Er entspannt sich nur minimal, als der Kapitän zu ihnen kommt und sie auffordert, ihn auf die Brücke zu begleiten.   Karim Razik geht durch den eleganten Flur und sieht sich um. Er öffnet eine Tür nach der anderen. Sieht die Küche und die Unterkunft der Mannschaft und dann bleibt nur noch eine Tür, die er noch nicht kontrolliert hat.   Atemu steht auf, als er die Schritte hört. Anna sitzt mit Toshi auf ihrem Schoss neben Kimi auf dem anderen Bett und sieht ihn ängstlich an. Die Arme hinter seinem Rücken verschränkend, blickt er auf das dunkle Holz. Deutlich spürt er, wie sich Seto nun hinter ihn stellt. Hört ihn tief einatmen und da bewegt sich die Klinke nach unten. Atemu hat Angst, er kann sich nur vorstellen, was passiert, wenn sie jetzt entdeckt und erkannt werden und dann ist es soweit. Die Tür öffnet sich und sie sehen sich einem Leutnant mittleren Alters gegenüber.   Karim starrt den Mann vor sich an und sämtliche Farbe weicht aus seinem Gesicht, als er realisiert, wem er da gegenübersteht. Keuchend sinkt er auf die Knie. »Pharao Nesut-anch-Ra …«, haucht er tonlos. »Ihr lebt …«   Atemu atmet innerlich auf und tritt vor. Mit einem hoheitsvollen Lächeln legt er die Hand auf die Schulter des Hauptmanns. »Ja, ich lebe. Erhebt Euch, Leutnant.« Er tritt einen Schritt zurück, als sich der Mann vor ihm erhebt, es aber vermeidet, ihm in die Augen zu sehen. »Mein Pharao, in der schwersten Stunde unseres Landes kehrt Ihr aus dem Totenreich zurück«, murmelt er und ergreift Atemus Hände. »Es gleicht …«   »Leutnant Razik! Was tut Ihr da so lange? Habt Ihr etwas gefunden?«, ertönt die bellende Stimme des Generals, woraufhin Karim zusammenzuckt und unwillkürlich zurückweicht. »Nein, General! Ich habe nichts gefunden!«, ruft er zurück und wendet sich um. In der Tür bleibt er noch einmal stehen und sieht über die Schulter. »Ihr bringt die Hoffnung in unser Land zurück«, sagt er leise mit ehrfürchtiger Stimme, ehe er die Tür hinter sich schliesst.   Seto starrt ungläubig auf die geschlossene Tür und wagt es nicht, sich zu bewegen, während die Schritte immer leiser werden. »Was war jetzt das?« Findet Kimi als erster seine Stimme wieder, als sie hören, wie sich das Grenzschiff entfernt.   Sich in seine Faust räuspernd, wendet sich Seto zu Kimi und Anna um. »Das war der Beweis für meine Worte, dass das Volk auf die Rückkehr des Pharaos aus dem Totenreich hofft.« Mit gemischten Gefühlen sieht er zu Atemu, der noch immer stumm dasteht und auf die Tür starrt. »Was hast du? Wir haben die erste Hürde erfolgreich genommen. Das ist doch gut.«   Atemu hört die Stimmen nur aus weiter Ferne. Das Blut rauscht in seinen Ohren, sein Herzschlag scheint unglaublich laut zu dröhnen als er den Blick von dem dunklen Holz vor sich losreisst und sich auf die Matratze des Bettes sinken lässt. »Ja, es ist gut«, murmelt er und spürt plötzlich eine unglaublich schwere Last auf seinen Schultern ruhen. Seine Hoffnung, irgendwie doch noch aus dem Gefängnis seiner Herkunft zu entkommen, löst sich in Luft auf und raubt ihm den Atem.     ------------------------------------------------------------------------------------------------------------   So, da haben sie gerade noch einmal Glück gehabt. Es ist schon ein riesen Glück gewesen, dass sie dem Leutnant gegenübergestanden haben.   Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.   Eure mrs_ianto   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)