Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 45: Schock lass nach ---------------------------- Hallo zusammen, es ist wieder soweit, das neueste Kapitel ist fertig und es ist verdammt lang geworden. Ich weiss jetzt gar nicht, was ich sagen soll, ausser ein riesen Dankeschön für all die Kommentare und die inzwischen über 100 Favoriteneinträge. Ich bin wirklich sprachlos, wie beliebt die Geschichte inzwischen ist. Darum widme ich das Kapitel allen Lesern und wünsche euch viel Spass beim geniessen der über 14'000 Wörter.   --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Kapitel 45: Schock lass nach     Die Sonne ist gerade dabei aufzugehen, als sich Yami murrend auf die andere Seite dreht, um sich noch ein wenig an seinen Sharik zu kuscheln. Vielleicht kann er ja so noch ein paar Minuten weiterschlafen. Doch es nützt alles nichts. Weshalb er schliesslich vorsichtig aufsteht, weil er Yugi nicht aus Versehen auch noch aufwecken möchte. Mit einem letzten Blick auf den Schlafenden schleicht er auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Im Flur läuft er dann die paar Meter bis zum Bad normal und ist froh, dass er gestern trotz seiner Müdigkeit daran gedacht hat, seine Schlafhose anzuziehen.   Als er nach seiner Morgentoilette wieder ins Zimmer kommt, hat sich Yugi keinen Millimeter bewegt. Weshalb er so leise wie möglich nach seinen Kleidern greift und sich schnell anzieht, ehe er nach dem verhassten Halsband greift und es sich um den Hals legt. Wenn er schon wach ist, dann kann er ja auch nach unten gehen und mit den anderen frühstücken.   Vorsichtig schliesst Yami die Zimmertür hinter sich, ehe er durch den schummrigen Flur zur Treppe läuft. Ein Glück, dass der Erbauer des Hauses daran gedacht hat, an den beiden Enden des Flurs je ein Fenster einzubauen, so dass dieser durch das schwache Morgenlicht gerade genug erhellt wird, dass er ohne Öllampe sieht, wo er hinläuft.   In der Küche sitzen die anderen schon mehr oder weniger wach am Tisch. Nur der Platz neben Nancy ist noch frei. „Guten Morgen. Entschuldigt, dass ich zu spät bin.“ Mit einem Blick in die Runde setzt er sich hin und will schon nach dem Wasserkrug greifen, als ihm Maria zuvorkommt und seinen Becher mit dem kühlen Wasser füllt. „Buongiorno Yami. Du musst dich doch nicht entschuldigen. Wir sind auch gerade erst zusammengekommen.“ Ihn anlächelnd greift sie nach dem Teller mit den Eierbroten, die jetzt noch heiss sind und stapelt ihm wieder vier Stück auf den Teller. Was die anderen unterdrückt kichern lässt. „Maria, du mästest den armen Kerl ja regelrecht.“ Schafft es Jim irgendwann zu sagen. „Silenzio Jim. Yami ist viel zu dünn, er muss mehr mangare.“ Gespielt streng schlägt sie mit dem Holzlöffel leicht auf Jims Kopf, was diesen lachend zurückweichen lässt. „Hab erbarmen Maria. Nur wie soll der Junge all die Eierbrote essen? Da schafft nicht einmal Scott und der ist schon verfressen.“ Vielsagend sieht er zu dem Hausangestellten, der entrüstet sein mit Wurst belegtes Brot wieder auf den Teller sinken lässt. „Jetzt mach mal Halblang du Stallbursche. Denk daran, dass die Sklaven nie Fleisch bekommen, da muss er die Kalorien durch mehr Menge zu sich nehmen, als wir Angestellten.“ Vielsagend sieht Jim nun auf den deutlich sichtbaren Bauch des anderen Mannes. „Ah ja, dann sorgst du also schon mal für die Zeiten vor, wo Maria mit Sir Arthur unterwegs ist und wir selbst kochen müssen.“ „Silenzio Jungs. Am Tisch wird nicht gestritten. Also geht ihr entweder raus in den Cortile oder seid anständig.“ Streng sieht Maria die beiden Mitvierziger an, die jetzt synchron die Köpfe einziehen. „Ja, Maria.“   Schmunzelnd hat Yami das Schauspiel beobachtet. Hätte er doch nicht gedacht, dass auch die beiden freien Männer sich so von Maria herumkommandieren lassen. Zwar weiss auch er nicht wirklich, wie er diese vier Eierbrote essen soll, aber das wird er ihr sicher nicht sagen. Als er nun auffordernd angesehen wird, greift Yami lächelnd nach seinem Besteck und schneidet sich ein Stück von dem obersten Brot ab. „Grazie Maria. Die Eierbrote sind wirklich lecker.“ Sofort sieht sie zufrieden zu den beiden Streithähnen, was zumindest Scott dazu bringt, nach seiner Tasse zu greifen und einen Schluck Tee zu trinken.   Unter dem aufmerksamen Blick Marias schafft es Yami wirklich drei der Brotscheiben zu essen, ehe er satt sein Besteck wieder hinlegt. „Yami, du musst alles mangare. Los!“ Streng sieht Maria ihren auserkorenen Schützling an, der nach einem Schluck Wasser wieder ergeben nach dem Besteck greift. Zwar fragt er sich insgeheim, wie er das letzte Stück auch noch schaffen soll, aber die Köchin verärgern möchte er auch nicht. Gerade will er ein Stück abschneiden, als er von zwei Armen umschlungen wird. Im ersten Moment verspannt er sich, doch dann dreht er den Kopf zur Seite, um seinem Sharik ins Gesicht sehen zu können. „Guten Morgen. Wieso bist du denn schon wach?“ Leicht wird ihm nun ein Kuss auf die Lippen gehaucht. „Wie soll ich bitteschön gut weiterschlafen, wenn du nicht mehr da bist?“, vorwurfsvoll sieht Yugi Yami an. „Einfach so aus dem Zimmer zu schleichen. Das geht doch nicht.“ Die anderen weitestgehend ignorierend, setzt er sich dicht neben Yami auf die Bank und greift nach dessen Becher. „Bäh, das ist ja nur Wasser.“ Entrüstet blickt Yugi auf das Wasser. Was Yami nun wirklich schmunzeln lässt. „Yugi, wenn du Tee willst, musst du entweder Maria Fragen oder einem anderen die Tasse klauen.“ Leicht legt er ihm nun die Hand auf die Schulter. Was Yugi grummelnd die Arme verschränken lässt. „Na toll.“ Yami merkt nun, dass sein Sharik zwar wach wirkt, aber noch nicht wirklich denkfähig zu sein scheint. „Maria, könnte Yugi eine Tasse Tee haben? Vorher ist er nämlich nicht wirklich ansprechbar.“ Entschuldigend sieht er sie an, weil sich Yugi ja wirklich ziemlich daneben benimmt.   Kopfschüttelnd steht Maria jetzt auf und holt eine weitere Tasse aus dem Küchenschrank über der Arbeitsplatte und füllt diese mit dem heissen Tee, der auf dem Herd warmgehalten wird. „Yugi ist immer noch so ein Morgenmuffel?“, Yami fragend ansehend, stellt sie die Tasse vor ihm auf den Tisch. Lange bleibt diese aber nicht stehen, denn schon wird sie von Yugi ergriffen.   Grinsend nickt Yami nun. „Ja, das ist er. Zumindest, wenn er allein aufwachen muss.“ Sich zurücklehnend lässt er zu, dass sich Yugi gegen ihn lehnt, während die Tasse langsam aber sicher leer getrunken wird.   Vielsagend blicken sich die anderen an. Hat Yami doch mit dem Satz ihre Vermutung bestätigt, dass er wirklich der Lustsklave von Yugi ist. Naja, so wie sich verhalten, war der Schluss ja auch naheliegend. „Sag mal Yami“, durchbricht Nancy auf einmal die Stille. „Stört es dich denn nicht, dass du ihm mit deinem Körper dienen musst?“, unsicher sieht sie ihn nervös an. Macht dieser doch immer einen so selbstbewussten und stolzen Eindruck auf sie.   Verwirrt über die Frage, wendet sich Yami etwas zu ihr um. „Nein, wieso sollte es?“ Erst jetzt fällt ihm auf, dass ihn auch die anderen am Tisch so ansehen, als würden sie nur darauf warten, dass er Yugi vor Ekel von sich stösst, das war vorgestern Abend noch nicht so gewesen. Kurz die Augen schliessend, atmet er tief durch. „Ich habe es gestern Maria schon gesagt. Alles, was wir tun, passiert freiwillig. Yugi zwingt mich zu rein gar nichts.“ Fest sieht er einem nach dem anderen in die Augen. Denn auf seinen Sharik kann er noch nicht bauen und so wie es aussieht hat dieser von der Frage auch gar nichts mitbekommen.   Yugi hat die Frage wirklich nicht gehört. Auch ist ihm nicht bewusst, was die anderen für einen Eindruck von ihrem Verhältnis haben. Er ist im Moment einfach nur froh, dass er Yami so schnell gefunden hat. Hat er sich doch wirklich Sorgen um ihn gemacht, als er allein aufgewacht ist. Nur deswegen ist er überhaupt schon aufgestanden und schliesslich auf der Suche nach ihm hier in der Küche gelandet. Nachdem er die Tasse geleert hat, sieht er sich das erste Mal bewusst um. „Guten Morgen zusammen“, schief grinst er die anderen an. „Entschuldigt bitte mein Verhalten, aber ich kann mich wohl immer noch nicht wirklich zusammenreissen, wenn ich meinen ersten Tee noch nicht hatte.“ Nun wirklich über sein Verhalten beschämt, senkt er den Kopf.   „Ach Yugi. Wir kennen dich nun schon lange genug und wissen daher, wie du drauf bist. Nimm es also nicht zu schwer und Yami verteidigt dich sehr gekonnt.“ Zwinkernd sieht Jim Yugi an. „Was mich nur verwundert ist, dass du sagst, dass du einen Freund hast, aber gleichzeitig deinen Lustsklaven mit hierher bringst. Das passt irgendwie so gar nicht zu dir.“ Neugierig, wie dieser nun reagiert, sehen nun alle zu Yugi, der hilfesuchend seinen Blick zu Yami schweifen lässt, der in aller Ruhe mit den Schultern zuckt. „Es ist deine Entscheidung, was du ihnen sagst und was nicht.“   Nachdenklich senkt Yugi den Blick, ehe er fest in Jims Augen sieht. „Das ist ja wohl meine Sache, wenn ich meine Einstellung ein wenig ändere. Ausserdem ist es ja nicht wirklich ungewöhnlich, einen Sklaven zu haben.“ Bei den harten Worten, zucken alle ausser Yami und Maria zusammen. Was Yugi zwar leid tut, aber er ist es wirklich leid, dass er so unter Beobachtung steht und er sich nun für etwas rechtfertigen muss, was bei anderen Leuten einfach so toleriert wird.   Innerlich schmunzelnd beugt sich Yami zu Yugis Ohr. „Na dann bin ich ja gespannt, was dein Liebster sagt, wenn er erfährt, dass du dich von mir befriedigen lässt.“ Er spricht gerade so laut, dass die anderen am Tisch nicht hören können, was er sagt, sein Sharik ihn jedoch ohne Probleme verstehen kann.   Im ersten Moment ist Yugi über den Satz verwirrt, aber dann beginnt er breit zu grinsen. „Ich werd’s dir dann sagen.“ Nun fällt sein Blick auf die einzelne Eierbrotscheibe, die auf Yamis Teller liegt.   „Nimm sie nur, ich habe schon drei Stück gegessen und bin wirklich satt, aber Maria besteht darauf, dass diese auch noch gegessen wird.“ Um seine Worte noch zu unterstreichen, schiebt er den Teller zu Yugi, der nun hungrig nach dem Besteck greift. „Danke. Diese Eierschnitten habe ich schon ewig nicht mehr gegessen.“ Sich den ersten Bissen in den Mund schiebend, schliesst er genüsslich die Augen. „Lecker.“   Unter dem erstaunten Blick der anderen verputzt Yugi dieses einfache Frühstück nicht nur, sondern nimmt sich auch noch die letzte Eierbrotscheibe, die sonst niemand mehr möchte. Besonders Scott kann es kaum glauben, dass der junge Herr dieses etwas bessere Sklavenessen so sehr zu mögen scheint. Würde er das doch nie essen. Nur schon, dass die Sklaven beinahe das gleiche Mittag- und Abendessen wie er und die anderen beiden bekommen, hat ihn zu Anfang überrascht. Fehlt bei den Sklaven doch nur die Fleischbeilage, die Maria für sie immer in einer Extraschale auf den Tisch stellt.   Yugi sind die Blicke egal. Ist er doch der Meinung, dass es einfach schmecken muss und dann ist auch das einfachste Essen ein Genuss. Ausserdem hat seine Mutter so immer das alte Brot verarbeitet und dann mit gekochten Apfelstücken als Abendessen zubereitet. Nachdem er das Besteck auf den nun wieder leeren Teller gelegt hat, sieht er Maria lächelnd an. „Das war echt lecker, aber bitte mäste Yami nicht zu sehr. Sonst muss May dann doch noch einmal Massnehmen und das findet er nicht wirklich toll.“   Deutlich ist nun ein unterdrücktes Kichern von Nancy zu hören, die sich einfach nicht mehr zurückhalten kann. Ist doch der empörte Gesichtsausdruck der Köchin einfach zu köstlich. „Genau das haben wir ihr heute Morgen schon versucht klarzumachen, aber sie wollte es einfach nicht hören.“ Die Hand vor den Mund haltend, sieht die rothaarige Sklavin zu Maria, die sie nun beleidigt anfunkelt. „Nancy, du wirst ja langsam ziemlich frech. Pass nur auf, sonst gibt’s für dich in den nächsten Tagen nur noch Haferbrei. Irgendwo habe ich sicher noch Haferflocken rumliegen, die ich mal aufbrauchen sollte.“ Trotz der drohenden Worte ist ein jetzt schelmisches Funkeln in ihren Augen zu sehen. Weshalb sie keiner am Tisch so wirklich ernst nimmt.   Trotzdem beugt sich Yami nun vor und greift nach Marias Hand. „Maria, das kannst du ihr doch nicht antun und wenn doch, dann werde ich mich opfern und das scheussliche Zeugs essen.“ Weil er in ihrer Muttersprache gesprochen hat, haben ihn die anderen nicht verstehen können, weshalb er nun verständnislos angesehen wird. Besonders als Maria nun anfängt breit zu grinsen. „So wie du redest, magst du diesen Brei genauso sehr, wie alle Sklaven und keine Sorge, ich habe die letzten Haferflocken schon vor Jahren aus meiner Küche verbannt.“   Als sich Yami nun wieder zurücklehnt, greift ihm Yugi von vorn an die Schulter und dreht sich gleichzeitig noch etwas weiter seitlich zu ihm, damit er ihm besser ins Gesicht sehen kann. „Was habt ihr beide denn gerade besprochen, was wir nicht wissen dürfen?“, fragend sieht er seinen Liebsten an, der ihn jedoch nur grinsend ansieht. „Kein Kommentar, aber ich weiss jetzt dafür, dass ich hier ganz sicher keinen Haferbrei essen muss.“ Als er das Stirnrunzeln seines Shariks sieht, kann Yami nicht länger widerstehen und haucht ihm, die anderen ignorierend, einen schnellen Kuss auf die Lippen.   Deutlich ist nun das scharfe Einatmen von Scott zu hören. „Er küsst ihn aus freien Stücken. Wo gibt’s denn sowas?“, ungläubig sieht er zu Maria, die den Blick grinsend erwidert. „Das ist Amore, mein Lieber. Ganz einfach Amore.“   Yugi will jetzt nur noch eins und zwar mit Yami ein wenig allein sein. Weshalb er kurzerhand nach dessen Hand greift und ihn von der Bank zieht. Was Yami auch ohne Widerstand zulässt. Ahnt er doch, was gerade in seinem Sharik vorgeht.   Als sie dann endlich in ihrem Zimmer sind, wird er von Yugi an die Wand gedrückt und mit einem todernsten Blick angesehen. „So und jetzt will ich endlich meinen Gute-Morgen-Kuss haben. Wenn ich wegen dir schon mitten in der Nacht aufstehen und in die Küche gehen muss.“ Über die Worte schmunzelnd legt Yami nun seine Hände auf Yugis Wangen und sieht ihm tief in die Augen. „Na, wenn das so ist…“, den Satz beendet er nicht mit Worten, sondern mit einem tiefen Kuss.   Unterdessen sitzen die anderen sprachlos in der Küche. „Maria, weisst du etwa etwas was wir nicht wissen? Wie kommst du auf die Idee, dass Yami und Yugi sich lieben könnten?“, findet Scott schliesslich seine Stimme wieder. „Der Junge ist immer noch ein Sklave und du weisst genau, dass die keine…“, der strenge Blick Marias lässt ihn mitten im Satz verstummen. „Scott du bist jetzt seit dieci Jahren hier angestellt und bist immer noch dieser absolut unmöglichen Meinung?! Auch wenn sie es sich meistens nicht anmerken lassen, haben sie sehr wohl Sentimenti. Der Junge ist das beste Beispiel dafür. Ausserdem habe ich einfach Occhi im Kopf und wenn das Halsband nicht wäre, dann würdest du sofort die tiefen Sentimenti sehen können, die die beiden füreinander haben.“ Weil sie keine Lust auf noch mehr Diskussionen hat, steht Maria auf und beginnt den Tisch abzuräumen. Schliesslich sind sie schon seit einer Weile mit dem Frühstück fertig und so langsam sollten sie sich alle an ihre täglichen Aufgaben machen.   Die Botschaft verstehend stehen nun auch die anderen auf und verlassen nach und nach die Küche.   Währenddessen sitzt Rebecca in ihrem Zimmer nachdenklich auf dem Bett. Seit ihr Darling gestern gar nicht erst in das Esszimmer gekommen ist, fragt sie sich, ob sie sich ihm gegenüber wirklich richtig verhält. Aber Veronica sagt doch immer, dass man dem Mann, den man liebt nur oft genug klarmachen muss, dass man die perfekte Frau für ihn ist, dann würde der schon irgendwann seine Meinung ändern. Das hätte bei ihr ja schliesslich auch geklappt.   Seufzend legt sie ihren Kopf auf die Arme, die sie auf ihren angezogenen Beinen liegen hat und sieht aus dem Fenster. Wenn nur dieser Yami nicht mitgekommen wäre, dann wäre es viel einfacher. Denn so abweisend wie jetzt hat sich ihr Darling noch nie verhalten. Bestimmt ist nur der Sklave daran schuld und wenn der nicht mehr da ist, dann wird sich ihr Darling bestimmt ihr zuwenden. Einen Entschluss fassend, steht sie auf und holt diesmal wieder eines ihrer Lieblingskleider aus dem Schrank. Denn jetzt muss sie erst einmal zur Uni. Immerhin ist sie seit diesem Jahr eine Geschichtsstudentin und dann muss sie zwischen den Vorlesungen unbedingt mit Veronica sprechen und sie um Rat fragen. Zu dumm, dass diese ein Wirtschaftsstudium absolviert und sie so keine gemeinsamen Vorlesungen haben.   Irgendwann während des Kusses hat Yami sie beide zum Bett dirigiert, wo sie jetzt kuschelnd auf der Decke liegen. „Sag mal Sharik, was hast du heute noch so vor?“, neugierig mustert er Yugi, der sich nun seufzen aufsetzt. „Nachher wollte ich in die Stadt gehen, um die Zutaten für Grossvaters Salben und mein Lieblingsmassageöl zu kaufen.“ Kurz schielt Yugi zu seinem Liebsten, doch der liegt zu seiner Erleichterung mit hinter dem Kopf verschränkten Armen entspannt da. „Gibt es irgendeinen Duft bei Ölen, den du überhaupt nicht leiden kannst?“, wagt er es schliesslich vorsichtig zu fragen.   Über die Frage erstaunt, setzt sich Yami auf und sieht Yugi prüfend an. „Warum willst du das wissen?“ „Ähm, naja… ich dachte, dass ich dich ja mal massieren könnte und vielleicht könnten wir das Öl ja noch für was Anderes nehmen. Wenn du es irgendwann willst.“ Mit hochroten Wangen sitzt Yugi mit seinen Fingern spielend da und wartet bangend auf eine Antwort.   Tief einatmend fährt sich Yami durch die Haare. Es war ja klar, dass sie irgendwann zu dem Thema, was er am liebsten weit von sich weghaben möchte, kommen würden. „Es… gegen eine Massage habe ich nichts, aber bitte mit keinem Öl, das nach Lavendel oder Rosen duftet. Auch Moschus muss nicht wirklich sein.“ Weil er es auf dem Bett nicht mehr aushält, steht er auf und tritt, die Arme verschränkend ans Fenster. „Was das Andere angeht… dazu bin ich noch nicht bereit.“   Bedrückt, weil er ausgerechnet diese Frage gestellt hat, sieht Yugi zu seinem Liebsten. Zwar wird ihm der Rücken zugedreht, trotzdem kann er die Anspannung in Yami beinahe mit den Händen greifen. Langsam steht Yugi nun auch auf und stellt sich so an die Wand neben dem Fenster, dass er in die rubinroten Augen sehen kann. „Das verlange ich auch nicht von dir. Weder jetzt noch in zehn Jahren. Es ist nur so, dass ich es mag, wenn ich meinen Partner massieren darf. Ganz ohne Hintergedanken und dafür habe ich ein Lieblingsöl, das Orangen und Zimt enthält.“ Leicht lächelnd streckt er seine Hand aus und wartet darauf, dass sie ergriffen wird.   Zweifelnd blickt Yami in die amethystfarbenen Augen. „Du willst das Öl nur dafür benutzen? Und was ist, wenn ich dich dann auch mal massieren möchte oder es mir nicht gefällt, massiert zu werden?“ Noch macht er keine Anstalten die ausgestreckte Hand zu ergreifen. „Ja, wenn du nicht mehr willst, dann will ich das Öl nur dafür benutzen und ich würde mich freuen, wenn du mich auch mal massieren würdest. Wenn es dir nicht gefällt? Dann ist es halt so und wir lassen es bleiben. Denn wenn es dir nicht gefällt, dann macht es auch mir keinen Spass.“ Immer noch hält er Yami seine offene Hand hin, die nun zögernd ergriffen wird. Innerlich schmerzt es ihn schon, dass nur schon der Gedanke daran, mit ihm noch weiter intim zu werden Yami abschreckt. Doch er lässt sich seine Gefühle nicht anmerken. Vor allem, weil sie seinem Liebsten gegenüber extrem unfair sind.   Innerlich mit seinen zwei Seiten kämpfend sieht Yami auf ihre nun verschränkten Finger. Er weiss doch eigentlich, dass Yugi nie etwas von ihm verlangen würde, wozu er nicht bereit ist. Trotzdem ist sein Fluchtinstinkt geweckt worden, als Yugi angedeutet hat, dass sie irgendwann mal das Öl für etwas Anderes als Massagen verwenden könnten.   Geduldig wartet Yugi darauf, dass sich Yami wieder beruhigt. Kann doch auch er deutlich den Kampf, den dieser gerade mit sich selbst ausficht, sehen. Erst als er glaubt, dass sich der Sturm in seinem Liebsten gelegt hat, tritt er einen Schritt auf ihn zu. „Willst du in die Stadt mitkommen oder lieber hierbleiben?“, fragend sieht er Yami an, der den Blick nun deutlich gefasster erwidert. „Ich würde gern mitkommen.“ Seinem Bedürfnis nachgebend, zieht er Yugi in eine Umarmung. „Es tut mir leid. Ich weiss ja, dass du nichts von mir verlangen würdest, was ich nicht möchte. Es ist nur…“, ein Blick in die amethystfarbenen Augen und eine Hand auf seiner Wange lassen ihn verstummen. „Yami, du musst dich nicht entschuldigen. Im Gegenteil, es ist nur normal, dass du so reagierst.“ Voller Liebe und Verständnis sieht Yugi seinen Liebsten an und haucht ihm dann einen kleinen Kuss auf die Lippen, ehe er sich vorsichtig aus dessen Armen löst. „Wir sollten jetzt aber langsam mal losgehen. Ich muss nämlich gestehen, dass ich lieber zu Fuss in die Stadt gehe, als zu reiten. Nur müssen wir beinahe eine Stunde laufen, bis wir die Apotheke Yakkyoku erreicht haben.“ Nach seiner Tasche greifend sieht er kurz zu Yami, der zwar das Gesicht verzieht, sich aber sonst nicht anmerken lässt, dass er von der Vorstellung so lange durch die Gegend zu latschen, nicht wirklich begeistert ist.   In aller Ruhe verstaut Yugi sein Notizbuch, in dem steht, was sein Grossvater möchte, in die schwarzgraue Tragetasche, die ihm May letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hat. „Bist du bereit?“, auffordernd sieht er jetzt zu Yami, der bestätigend nickt. „Gut, dann lass uns losgehen.“ Grinsend schnappt er sich die Hand seines Liebsten, ehe sie sich auf den Weg machen.   Einen Teil des Weges, dem sie jetzt entlang gehen, kennt Yami schon von der Herfahrt. Trotzdem betrachtet er sich neugierig seine Umgebung, während er einen Schritt hinter Yugi die Strasse entlang läuft. Nach einer Weile weichen die edlen Häuser den einfacheren Gebäuden der Mittelschicht des Volkes. Deutlich ist der Unterschied zu sehen. Sind doch die Häuser deutlich kleiner und kaum eines hat einen Vorgarten, der die neugierigen Blicke der Vorbeilaufenden wenigstens ein wenig aus den Räumen des Erdgeschosses fernhält. Doch auch diese Häuser verfügen natürlich alle über einen Hinterhof und als sie jetzt in eine der Seitenstrassen einbiegen, kann Yami sehen, dass diese meistens so ähnlich aussehen wie Zuhause und anders als bei Hopkins in der Regel auch über eine Mauer mit einem grossen Tor verfügen.   Nach einer gefühlten Ewigkeit biegen sie wieder in die Hauptstrasse ein, die jetzt aber von Wohnhäusern mit Geschäften im Erdgeschoss gesäumt wird. Nun wird Yami auch klar, warum Yugi auf die Pferde verzichtet hat. Ist doch schon zu Fuss kaum ein Durchkommen möglich und die wenigen Pferde wirken extrem gestresst.   Auf einmal stösst etwas gegen ihn, was Yami verwirrt den Blick senken lässt. Vor ihm sitzt ein kleines Mädchen mit weissblonden Haaren und leuchtend blauen Augen, die ihn erschrocken ansehen. Lächelnd geht er in die Knie. „Hast du dir wehgetan?“ Gerade will er die Hand nach dem Mädchen ausstrecken, um ihm auf die Beine zu helfen, als eine laute Frauenstimme ertönt. „Risa!“ Sofort springt das Mädchen auf und rennt zu seiner Mutter. „Mama!“ Als Yami dies sieht, richtet er sich wieder auf und sieht sich dann zu seiner Überraschung einer wütenden Frau gegenüber. „Du dreckiger Sklave, was fällt dir ein, meine Tochter…“ „Jetzt halten Sie mal die Klappe. Ihre Tochter ist in meinen Sklaven reingerannt und nicht umgekehrt!“ Mit festem Blick die Frau ansehend, stellt sich Yugi vor die Frau, als sie zu einem Schlag ausholen möchte. „Was fällt Ihnen ausserdem ein, einfach ohne Erlaubnis meinen Sklaven schlagen zu wollen!?“, deutlich ist die unausgesprochene Warnung in seiner Stimme zu hören. So, dass die Frau schliesslich mit einem letzten wütenden Blick auf sie beide, die Kleine an der Hand nimmt und wieder in der Menschenmenge verschwindet.   Kurz wird Yami nun prüfend von Yugi angesehen, was diesen leicht nicken lässt. Es ist alles in Ordnung. Teilt er ihm so wortlos mit, was ihm einen erleichterten Blick einbringt. Nun deutlich aufmerksamer folgt er Yugi weiter durch die Menschenmenge, bis sie ein grün gestrichenes Haus erreichen. „Das ist die Apotheke. Am besten hältst du dich im Hintergrund und versuchst nicht jedes Wort, das nun gesprochen wird, allzu ernst zu nehmen.“ Zwinkernd schielt Yugi kurz nach hinten, ehe er gefolgt von Yami durch die einladend offenstehende Tür geht.   Sofort werden sie von dem alten Apotheker entdeckt, der geschäftig auf sie zukommt. „Herr Muto, lange ist es her, dass Sie mich beehrt haben.“ Den Sklaven im Hintergrund nicht weiter beachtend, streckt er Yugi die Hand entgegen, die dieser natürlich sofort ergreift. „Herr Yakkyoku, es freut mich, Sie bei guter Gesundheit vorzufinden. Ist doch schon wieder ein Jahr vergangen, seit ich das letzte Mal hier gewesen bin.“ Unter dem aufmerksamen Blick Yamis, gehen sie zu dem alten Tresen, wo Yugi nun sein Notizbuch aus der Tasche holt.   „Oha, hat Herr Muto Senior etwa wieder eine grössere Bestellung mitgegeben?“, breit grinsend sieht der alte Mann in das Notizbuch, während er darauf wartet, dass Yugi die richtige Seite aufschlägt.   „Ja, wir haben kaum noch Wund- und Schmerzsalben und Sie haben einfach die qualitativ besten Ingredienzien, die er für deren Herstellung benötigt.“ Endlich hat er die richtige Seite gefunden.   Gespielt geschmeichelt, senkt Herr Yakkyoku den Blick und legt sich die Hand auf die Brust. „Ich fühle mich geehrt.“ Nun hebt er den Kopf wieder an und sieht abwartend seinen jungen Kunden an. „Also, was kann ich für ihren werten Herrn Grossvater denn abfüllen?“   Schnell überfliegt Yugi noch einmal die Liste. „Also, ich brauche Ringelblumenöl, ihr selbst hergestelltes Harz-Öl Gemisch, Teebaumöl, Thymianöl, Spitzwegerichöl, Lavendelöl, Kamillenöl, Arnikaöl, einen Topf Bienenwachs und eine grosse Flasche Kokosöl.“ Während er vorgelesen hat, sind die einzelnen Öle vor ihm auf die Arbeitsplatte gestellt worden, da Yakkyoku diese beliebten Öle immer schon fertig abgefüllt in kleinen Glasfläschchen in einem Regal hinter dem Tresen aufbewahrt. Nur für das Kokosöl und den Topf Bienenwachs muss der Apotheker in den hinteren Teil des Ladens gehen, so dass sie kurz allein in dem kleinen und zugleich auch überfüllten Raum stehen. Mit dem Topf und der Flasche in den Armen kommt Yakkyoku schliesslich zurück und stellt seine Last zu den kleinen Fläschchen. „So, nun hätten wir alles. Brauchen Sie noch etwas?“, fragend blickt der alte Mann nun wieder seinen Kunden an, der nach einem Moment nickt. „Ja, ich bräuchte noch drei Flaschen von ihrem Orangen-Zimt Massageöl.“ Als er nun mit einem wissenden Blick angesehen wird, zieht er nur eine Augenbraue hoch und weigert sich standhaft die unausgesprochene Frage zu beantworten. „Natürlich Herr Muto“, gibt der Apotheker schliesslich nach, weil er merkt, dass nichts aus dem jungen Mann herauszubekommen ist. „Dürfte ich dann noch dieses Rosen Massageöl oder auch das Lavendel Massageöl als Abwechslung für Zwischendurch empfehlen?“ Zuvorkommend werden auch diese beiden Massageöle auf den Tresen gestellt. Doch Yugi schiebt sie gleich wieder zu dem Apotheker. „Nein danke, ich bleibe lieber bei meinem Lieblingsmassageöl.“   Sich ganz ruhig verhaltend beobachtet Yami wie Yugi mit dem alten Apotheker nun über den Preis verhandelt und ist jetzt doch froh, dass sein Sharik ihn zuvor gefragt hat, welche Öle er gar nicht abkann. Auf einmal bemerkt er, dass sich Yugi und dieser Yakkyoku auf einen Gesamtpreis von 42 Silbermünzen für den ganzen Einkauf geeinigt haben. Weshalb er nun einen Schritt nach vorn macht, um die Stofftasche mit den ganzen Sachen entgegen zu nehmen. Erst jetzt wird er von dem alten Mann wirklich angesehen. „Ach so, jetzt verstehe ich, warum sie so viel von dem Öl haben wollten. Bestimmt wollen Sie sichergehen, dass Sie ihren Sklaven möglichst oft nehmen können, ohne dabei Rücksicht auf eventuelle Verletzungen nehmen zu müssen.“ Zufrieden, dass er nun das Rätsel gelöst hat, grinst der Apotheker Yugi an, der sich nur mit Mühe beherrschen kann, ihm nicht deutlich die Meinung zu sagen. „Das ist zu privat, für ein öffentliches Gespräch, Herr Yakkyoku.“ Rutscht es ihm dann doch in einem relativ scharfen Tonfall heraus. Dem Apotheker die Hand reichend sieht er ihm ernst in die Augen. „Ich danke für das gute Geschäft und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ Immer noch grinsend erwidert der alte Mann den Händedruck. „Ich habe zu danken und Ihnen auch einen schönen Tag.“ Sich nun auf dem Tresen abstützend, sieht er Yugi und dem Sklaven nach, wie sie den Laden verlassen.   Auf der Strasse atmet Yugi erleichtert durch. Wie er die Gerüche in den Apotheken doch hasst und er fragt sich wirklich, wie es die Apotheker nur in ihren Geschäften aushalten, ohne mit Dauerkopfschmerzen rumzulaufen. Jetzt hat er aber erst einmal Durst und Yami geht es bestimmt genauso, weshalb sich Yugi nun auf den Weg zu seinem Lieblingsteehaus macht. Liegt dieses doch nur ein paar hundert Meter die Strasse runter. Auf einmal hört er eine bekannte Stimme seinen Namen rufen, weshalb er stehen bleibt und sich dann zu dem Rufenden umdreht. „Hallo Mamoru. Lange nicht gesehen.“ Sich wirklich freuend, seinen Ex-Freund wiederzusehen, lässt sich Yugi von ihm umarmen und erwidert die Geste natürlich auch.   Was Yami leicht mit den Zähnen knirschen lässt. Hat er doch deutlich gehört, wie Yugi den braunhaarigen Mann eben genannt hat.   Von dem nichts bemerkend mustert Mamoru seinen Ex und jetzt guten Freund mit ab und zu einigen Extras genau. „Lange nicht gesehen ist untertrieben. Verdammt, wieso tauchst du auch nur einmal im Jahr hier auf?“   Einen Schritt zurücktretend löst sich Yugi aus Mamorus Griff. Hat ihn dieser doch immer noch an den Schultern festgehalten. „Ganz einfach, es ist nur einmal im Jahr der grosse Markt und ich habe ein Geschäft zu führen.“ Kurz schielt er zu Yami, der seltsam ruhig dasteht, aber dann bemerkt er wie dieser Mamoru ansieht. UPPS! Der arme Kerl müsste jetzt eigentlich mindestens in Flammen stehen. „Ähm, ich wollte mit Yami gerade ins Ikkaime gehen. Also…“ „Super, dann komme ich doch gleich mit. Schliesslich haben wir viel zu besprechen.“ Sich bei Yugi einhakend, zieht er ihn schon beinahe in die Richtung des Teehauses. „Ach wer ist denn Yami. Etwa dein Neuer?“ Suchend blickt er sich nun um, bis sein Blick auf dem Sklaven hängen bleibt. „Oder ist das etwa dein Sklave?“ Mitten auf dem Gehweg stehen bleibend mustert er diesen neugierig. „Nicht schlecht, aber das wundert mich ja nicht wirklich. Du hattest ja schon immer einen guten Geschmack, was Männer betrifft.“   Yugi ist so baff, dass ihm im ersten Moment wirklich nichts dazu einfällt. „Ähm, ja. Das ist Yami und jetzt lass bitte endlich meinen Arm los. Der ist schon ganz taub.“ Zu seinem Erstaunen wird er sogar sofort losgelassen. Sich jetzt demonstrativ den Arm reibend stellt sich Yugi direkt neben Yami. „Also, dann…“ „Gehen wir mal weiter. Sicher haben die jetzt noch das leckere Teegebäck und dann kann ich dir ja die neuesten Neuigkeiten erzählen“, fällt ihm Mamoru wieder ins Wort. Was Yugi innerlich die Augen verdrehen lässt. So sehr er Mamoru als Freund immer noch schätzt, manchmal kann der Mann echt nerven. Mit einem entschuldigenden Seitenblick zu Yami, der den Blick grummelnd erwidert, folgt er zusammen mit ihm Mamoru zu dem Teehaus Ikkaime.   Obwohl es gut besucht ist, finden sie noch einen Tisch für drei Personen, was Yugi kurz einen verwirrten Blick des anderen einbringt, weil er darauf besteht, dass Yami sich mit ihnen an einen Tisch setzen soll und zwar nicht auf den Boden, wie einige andere Sklaven hier, die das Glück haben, nicht stehen zu müssen.   Als sie sitzen kann sich Mamoru nicht mehr zurückhalten. „Sag mal, du verwöhnst deinen Sklaven ja ganz schön, wenn er sogar hier sitzen darf. Meinst du, das ist gut?“ Kritisch mustert er Yami, der mit gesenktem Blick dasitzt.   Die Arme verschränkend lehnt sich Yugi zurück und sieht Mamoru grimmig an. „Ich denke, das ist meine Sache. Ausserdem geht es dich nicht wirklich etwas an, wie ich mit Yami umgehe.“ Dieser ungewohnt scharfe Ton lässt Mamoru erstaunt seine Augenbraue hochziehen. So kennt er den immer freundlichen Yugi gar nicht. Gerade will er etwas sagen, als die Bedienung zu ihnen an den Tisch kommt. „Meine Herren, was darf ich Ihnen bringen?“, fragend sieht sie die beiden Männer an, während sie automatisch nach der kleinen Schiefertafel greift, die sie in einer kleinen Tasche, welche an ihren Hüften hängt, aufbewahrt.   „Also ich nehme einen Grünentee und einen der süssen Reiskuchen“, meldet sich Mamoru als erster zu Wort. Nachdem sich die Bedienung das notiert hat, sieht sie fragend zu dem anderen Mann. „Und was kann ich Ihnen bringen?“   Einen Moment denkt Yugi, schnell zu Yami blickend, nach. „Ich hätte gern zwei Tassen Schwarztee und zwei der Reiskuchen.“ Sofort runzelt die Dame die Stirn. „Es tut mir wirklich leid, aber Sklaven dürfen wir nur Wasser servieren.“   Als Yugi das hört, will er schon auffahren, dass das doch seine Sache sei, aber dann spürt er eine Berührung an seinem Bein und zwar aus der Richtung, in der Yami sitzt. „Na gut, dann einen Schwarztee und ein Glas Wasser, aber den Tee dann bitte mit Honig. Kriege ich dann wenigstens zwei Reiskuchen oder darf ich meinem Sklaven hier auch nichts zu essen kaufen?“, deutlich ist der spitze Ton in seiner Stimme zu hören. Dieser lässt die Bedienung kurz unsicher auf ihre Schiefertafel schauen. „Naja, eigentlich nicht, aber ich bringe Ihnen einen extra grossen Reiskuchen.“ Erst als ihr bestätigend zugenickt wird, wendet sie sich ab und eilt erleichtert hinter die Bar, um das Bestellte herzurichten.   „Sag mal, seit wann trinkst du deinen Tee süss? Du hasst doch Honig im Tee?“, die Stirn runzelnd, sitzt Mamoru da und versucht hinter das seltsame Verhalten des anderen zu kommen.   Doch das Rätsel wird schneller gelöst, als er es gedacht hat. Denn kaum sind ihre bestellten Sachen vor ihnen hingestellt worden, vertauscht Yugi das Wasserglas mit der Teetasse und zerteilt dann sogar noch den Reiskuchen in zwei Hälften, ehe er den Teller genau zwischen sich und Yami hinstellt. „Du kannst ruhig essen und trinken.“ Kaum hat er das gesagt, greift Yami nach der Teetasse und hebt jetzt zum ersten Mal, seit sie das Teehaus betreten haben, den Blick. „Danke Yugi.“ Leicht lächelt er ihn an, bevor er einen Schluck von dem heissen Tee nimmt. Auch wenn es ihm gegen den Strich geht, dass er so von dem Verhalten seines Shariks abhängig ist, ist er ihm doch gleichzeitig dankbar, dass dieser so an ihn denkt.   Über das Verhalten seines Freundes den Kopf schüttelnd, greift Mamoru nach dem Reiskuchen. Zwar erstaunt ihn dessen Verhalten, aber gleichzeitig ist es trotzdem nicht verwunderlich, dass Yugi seinen Sklaven so verwöhnt. Hat er doch schon früh in ihrer damaligen Beziehung mitbekommen, wie dieser wirklich zur Sklaverei steht. Deswegen sagt er auch nichts weiter dazu. Unter anderem auch, weil sich dieser Yami ja trotz der lockeren Behandlung vorbildlich verhält.   Zum Glück weiss Mamoru nicht, dass Yami nur so konsequent den Blick gesenkt hält, weil er sonst den Kerl mit seinen Blicken umgebracht hätte. Dafür konzentriert er sich nun darauf seinen Fuss bei Yugis zu belassen, um diesen dezent daran zu erinnern, zu wem er gehört.   „Also Yugi“, ergreift Mamoru nach einer Weile wieder das Wort. „Woher hast du denn die beiden Knutschflecke? Sag bloss, du bist wieder vergeben.“ Neugierig beugt er sich ein wenig nach vorn, will er doch jetzt kein Wort verpassen.   Grinsend greift sich Yugi an seinen Hals. „Ja, ich bin wieder vergeben und die Knutschflecke sind auch von meinem Partner. Du kannst dir also jede Hoffnung auf ein kleines Abenteuer abschminken. Ausserdem sehe ich da etwas Goldenes an deinem Finger blitzen.“ Vielsagend deutet Yugi auf den Ring an dem Finger seines Ex-Freundes. Was diesen nun genervt aufstöhnen lässt. „Ja, ich war gezwungen eine der reichen Gören zu heiraten, weil mir das Geld für’s Studium ausgegangen ist.“ Auf Mitleid hoffend blickt er über den Tisch. Doch anscheinend ist er da bei Yugi an der falschen Adresse. „Ach, ich habe es dir ja letztes Jahr schon gesagt, dass du dir eine Arbeit suchen sollst.“ Nun grinst Yugi fies. „Wer ist denn die glückliche Braut?“, diesen kleinen Seitenhieb hat sein Ex nun wirklich verdient.   Stöhnend greift sich Mamoru an die Stirn. „Es ist Veronica Kaiba. Die Göre, ist wirklich so blöd zu glauben, dass sie mich davon abbringen konnte schwul zu sein. Die ist echt dumm wie Stroh und das obwohl sie auch an der Universität studiert. Wirtschaft oder so. Damit sie später mal die Reederei ihres Vaters übernehmen kann.“   Augenblicklich versteift sich Yami. Veronica Kaiba, die Tochter von Gozaburo Kaiba ist mindestens genauso schlimm wie ihr Vater. Wenn nicht sogar schlimmer, denn sie versteckt ihre Grausamkeit hinter einem Verhalten, dass auf den ersten Blick freundlich zu sein scheint.   Ein leichtes Zusammenzucken an seinem Bein lässt Yugi nach links sehen. Sofort bemerkt er die weissen Knöchel an Yamis Hand, weil dieser die Tasse so fest umklammert. „Ähm, du ich muss dringend los. Ich habe noch eine Verabredung mit einem Bekannten meines Grossvaters.“ In Gedanken betet Yugi, dass Mehefin auch wirklich Zuhause ist. Blindlings greift er in seinen Geldbeutel und legt eine Handvoll Münzen auf den Tisch, ohne diese abzuzählen. So schnell er kann ergreift er Yamis Hand und die Einkaufstasche und zieht ihn dann regelrecht aus dem Teehaus.   Zum Glück wohnt der alte Mehefin gleich um die Ecke in einer winzigen Wohnung. Immer wieder blickt er besorgt zu Yami, der sich so fest an seine Hand klammert, dass er schon glaubt, die Knochen knirschen zu hören.   Vor einer einfachen Tür, die ein paar Stufen unter dem Gehwegniveau liegt, bleibt er stehen und klopft laut gegen das stabile Holz. „Mehefin! Bist du da?“, es dauert nur Sekunden, bis die Tür geöffnet wird. „Yugi! Was für eine schöne Überraschung. Was führt dich denn zu mir? Du kommst doch sonst immer erst am Freitag.“   Yugi weiss, dass er jetzt gerade sehr unhöflich ist, aber er schiebt den alten Mann einfach zur Seite. Yami muss von der Strasse runter und das bevor er endgültig zusammenbricht. An der Wand neben der Tür lässt er ihn einen Moment lang los um die Tasche mit den Ölen in einigem Abstand auf den einzigen Tisch zu legen. Sicher ist sicher.   Schwer atmend lehnt sich Yami an die Wand neben sich und versucht verzweifelt, seine Panik und die Erinnerungen weiter unter Kontrolle zu halten. Auf einmal taucht Yugi wieder in seinem Blickfeld auf und sagt irgendwas zu ihm.   Vollkommen ruhig beobachtet Mehefin, wie sich Yugi um den beinahe panischen Sklaven kümmert, der laut dem eingebrannten Wappen auf dem Halsband wohl ihm gehört. Wer hätte gedacht, dass der Junge sich mal einen Sklaven zulegen würde.   Yugi blendet den alten Mann vollkommen aus und konzentriert sich ganz darauf, Yami wieder ins hier und jetzt zurückzuholen. „Hast du gewusst, dass Blacky mal versucht hat, Star zu decken? Dabei war er da schon lange ein Wallach, aber das hat die beiden nicht wirklich interessiert.“   Yami konzentriert sich jetzt voll und ganz auf Yugis Stimme und das hilft ihm, trotz der unbekannten Umgebung wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. An der Wand kauernd hebt er den, bis eben gesenkten Blick. „Halt... halt mich fest. Bitte.“ Seine Stimme ist so heiser, als hätte er stundenlang geschrien. Dabei ist bis eben kein Ton über seine Lippen gekommen. Schutzsuchend krallt er sich in Yugis Oberteil, als ihn dieser in die Arme nimmt. Erst jetzt beginnen sich die Tränen, die schon die ganze Zeit hinter seinen Augenlidern gebrannt haben, einen Weg über seine Wangen zu bahnen. Schluchzend vergräbt er sein Gesicht an der Brust seines Shariks.   Erst jetzt geht Mehefin zu dem alten Herd und beginnt diesen anzufeuern, um für sie drei einen Tee kochen zu können. Wenn der Junge jetzt weint, dann kann er sich, ohne Gefahr zu laufen ihn noch mehr zu verschrecken, wieder bewegen. Ist doch eine unbekannte Umgebung eigentlich alles andere als gut, wenn man in einer Panikattacke steckt.   Yugi ist erleichtert, dass Mehefin noch keine Fragen stellt, denn jetzt muss er sich wirklich erst um Yami kümmern, der sich zum Glück ganz langsam wieder zu beruhigen scheint. Zumindest sind die Schluchzer jetzt schon seit einiger Zeit verstummt und er lehnt sich jetzt mehr an ihn, als dass er sich an ihm festklammert.   Mit zwei Tassen in der Hand lässt sich der alte Mehefin langsam neben Yugi zu Boden gleiten. Was Yami erschrocken den Blick heben lässt. Hat er doch die plötzliche Bewegung deutlich wahrgenommen.   Sich von der Reaktion nicht beirren lassend, hält ihm Mehefin nun eine der beiden Tassen hin. „Hier, es ist leider nur Kamillentee, aber einen anderen habe ich gerade nicht hier.“   Weil Yami keine Anstalten macht, nach der Tasse zu greifen, nimmt Yugi sie entgegen und trinkt demonstrativ einen Schluck, ehe er den Tee an Yami weitergibt. Dabei verzieht er leicht das Gesicht, wie er doch Kamillentee hasst. „Du kannst Mehefin vertrauen. Er hat mir damals das Leben gerettet, als ich mit meinem Vater den Reitunfall gehabt habe und sich dann so lange um mich gekümmert, bis ich nach drei Jahren wieder gesprochen habe, obwohl ihn Grossvater und Mutter damals schon seit zwei Jahren freigelassen hatten.“   Mit grossen Augen sieht Yami nun den alten Mann an, der den Blick grinsend erwidert. „Ja, Junge. Ich bin der ehemalige Sklave der Mutos und jetzt schon seit über 18 Jahren ein freier Mann.“ Weil der Junge ihn immer noch nur ungläubig ansieht, dreht er sich schmunzelnd um und zieht sich das einfache Hemd so über die rechte Schulter, dass das mit einer stilisierten Taube überbrannte Sklavenmal des römischen Reiches sichtbar wird. „Na? Glaubst du mir jetzt?“, lächelnd dreht sich Mehefin wieder um und schliesst nun auch sein Hemd wieder.    Nicht in der Lage etwas zu sagen, nickt Yami bloss und bemerkt auch jetzt erst, die Tasse, die er schon die ganze Zeit in den Händen hält. Vorsichtig nimmt er jetzt einen Schluck von der heissen Flüssigkeit. Kamillentee ist jetzt zwar nicht wirklich sein Lieblingstee, aber er ist trotzdem froh, dass er etwas Heisses trinken kann. Fröstelt es ihn doch nach dieser Attacke ein wenig.   Keiner der Drei weiss, wie lange sie auf dem Boden sitzen und den Tee aus zwei Tassen trinken, weil Mehefin nur diese beiden besitzt. „Warum lebst du hier in diesen ärmlichen Verhältnissen? Ich bin sicher Yugi und Grossvater würden dich wieder mit offenen Armen aufnehmen.“ Spricht Yami plötzlich den Gedanken aus, der ihn nun schon seit einiger Zeit beschäftigt.   „Weil ich das nicht will. Ich habe zwar nicht viel, aber es reicht zum Leben. Ich bin ein freier Mensch und kann machen was ich will. Mehr will ich gar nicht und ich kann von den Handlangerarbeiten, die ich anbiete, ganz gut leben.“ Grinsend sieht er den jungen Mann an, der ihn immer noch ein wenig zweifelnd ansieht. „Weisst du, ich bin als Sklave geboren worden und nur dank Sugoroku und seiner Tochter habe ich gelernt, wie es ist als freier Mensch zu leben. Wenn sie mich nicht weiter bei sich hätten arbeiten lassen und mir nicht gezeigt hätten, was ich alles beachten muss, dann wäre ich gnadenlos untergegangen, als ich mich auf den Weg in die weite Welt gemacht habe. Ich brauche keine grossen Besitztümer, denn ich habe mehr als sich die meisten erträumen können. Wahre Freiheit. Denn ich kann sein, wer ich wirklich bin und muss mich nicht verstellen.“ Mit einem Blick aus dem Fenster steht Mehefin schliesslich mit einem leisen ächzen auf. Die leeren Tassen nimmt er gleich mit zur Spüle und wäscht sie dann auch sofort ab, ehe er sie einfach auf dem Abtropfgitter stehen lässt, ehe er sich dann wieder zu seinen Gästen umdreht. „So leid es mir tut, aber ich habe noch ein Wohnzimmer zu streichen.“ Mit einer Tasche über der Schulter, geht er zur Tür. „Wenn ihr geht, dann schliesst einfach die Tür hinter euch. Es kommt hier eh kein Dieb rein, weil die wissen, dass es hier nichts zu holen gibt.“ Die offene Tür in der Hand sieht er noch einmal zu Yugi. „Ich hoffe, du kommst am Freitag dann noch ein bisschen weniger dramatisch vorbei, mein Junge und du natürlich auch. Auch wenn ich noch nicht einmal deinen Namen kenne.“ Zwinkernd sieht er den jungen Mann an, der sich jetzt wacklig erhebt und ihm die Hand hinhält. „Ich heisse... Yami. Es hat mich gefreut dich kennenzulernen, denn ich habe schon viel von dir gehört.“   Grinsend ergreift Mehefin die angebotene Hand und drückt diese kurz.  „Mehefin Muto und die Freude ist ganz auf meiner Seite, Yami Muto.“ Noch bevor Yami oder Yugi etwas darauf sagen können, ist er aus der kleinen Wohnung verschwunden.   Verwirrt blickt Yami nun zu Yugi, der sich nun auch aus seiner sitzenden Position am Boden erhebt. „Ihr habt ihm euren Familiennamen gegeben?“ Bei dieser ungläubig gestellten Frage kann sich Yugi ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Grossvater hat ihm den Namen gegeben, ich war damals nämlich noch ein Kind. Er fand es nämlich unmöglich, dass Mehefin sonst den Nachnamen Slave bekommen hätte und weil er mir damals das Leben gerettet hat, hat er es doch gleich doppelt verdient unseren Namen zu tragen.“ Gespannt wartet Yugi auf die nächste Frage und er wird nicht enttäuscht.   „Und warum hat er mich Yami Muto genannt? Ich meine, ich habe doch gar keinen Nachnamen“, fragend neigt er den Kopf ein wenig zur Seite und sieht seinen Sharik abwartend an.   „Naja“, beginnt Yugi. „Er geht davon aus, dass du erstens zur Familie gehörst und zweitens, dass ich dich über kurz oder lang freilassen und dir dann auch den Namen Muto geben werde. Darum hat er dich Yami Muto genannt.“ Ihre Hände miteinander verschränkend mustert Yugi seinen Liebsten prüfend. „Du siehst immer noch fix und fertig aus. Meinst du, du schaffst den Heimweg schon oder sollen wir noch ein wenig warten?“ Absichtlich erwähnt er nicht, dass sie eigentlich schon längst wieder auf dem Rückweg sein müssten, ist es doch schon kurz vor der Mittagszeit.   Einen Moment lang, blickt Yami auf ihre verschlungenen Finger, ehe er den Kopf hebt. „Ich schaffe den Heimweg und wenn was ist, dann sage ich es dir. Versprochen.“   Zweifelnd zögert Yugi einen Moment. „Na gut.“ Seine Hand aus Yamis lösend, tritt er einen Schritt zurück und geht dann zum Tisch, um die Taschen zu holen. Jetzt macht er das, was er vorhin schon gern gemacht hätte. Er holt den Topf mit dem Bienenwachs und die Kokosölflasche aus der Einkaufstasche und verstaut diese in seiner Schultertasche. Denn dafür hat er diese überhaupt mitgenommen. Ist es doch deutlich angenehmer, die schweren Sachen über der Schulter zu tragen und nicht in der Hand.   Die nun deutlich leichtere Tasche drückt er Yami in die Hand und hält ihm dann zuvorkommend die Tür auf, die er dann sorgfältig wieder hinter ihnen schliesst, nachdem sie ins Freie getreten sind.   Mit einem liebevollen Blick sieht ihn Yugi noch einmal an. „Also dann, machen wir uns auf den Weg zurück zu Hopkins.“ Während sie durch die vollen Strassen laufen, wendet er sich immer wieder leicht zu Yami um, damit er sehen kann, wie es ihm geht. Doch zu seiner Erleichterung scheint dieser die Panikattacke relativ gut überstanden zu haben.   Den Kopf anscheinend demütig gesenkt, folgt Yami Yugi durch die Strassen. In Wahrheit versucht er so die vielen Menschen um sich herum auszublenden und ist daher auch unglaublich erleichtert, als sie in die ruhigeren Strassen einbiegen. Allerdings hebt er seinen Blick erst wieder wirklich von der Strasse und Yugis Beinen, als sie das Haus erreicht haben.   Froh, wieder hier zu sein, zieht er sich die Strassenschuhe aus und die Hausschuhe an. Die sie seltsamerweise auch im Hof tragen dürfen. Obwohl sein Magen inzwischen deutlich knurrt, geht Yami nicht in die Küche, sondern nimmt Yugi dessen Tasche ab und flüchtet schon beinahe in ihr gemeinsames Zimmer. Denn auch wenn er Hunger hat, fühlt er sich nicht in der Lage, Marias herzliche Art jetzt zu ertragen.   Besorgt blickt Yugi seinem Liebsten nach. Scheint es ihm doch nicht so gut zu gehen, wie er gedacht hatte. Deswegen geht er jetzt auch in die Küche wo die Köchin ihn schon zu erwarten scheint. „Yugi, da bist du ja endlich. Das Pranzo ist schon lange vorbei und wo ist Yami?“, besorgt sieht sie ihn an und wäre wahrscheinlich noch auf der Suche nach Yami an ihm vorbeigelaufen, wenn er nicht im Weg gestanden wäre. „Wir haben noch einen alten Freund besucht. Darum sind wir ein wenig zu spät dran. Hast du eventuell trotzdem noch etwas zu essen für uns? Ich nehme es auch gleich mit nach oben, weil ich mit ihm noch in Ruhe einiges besprechen möchte, bevor ich zum Markt aufbreche.“ Bittend sieht er Maria an und legt sogar die Handflächen wie zum Gebet aneinander. Weiss er doch ganz genau, dass sie es hasst, wenn man nicht in der Küche oder im Esszimmer isst.   Murrend geht sie zum Herd und füllt zwei Schüsseln mit einem einfachen Gemüseeintopf. Dann fällt ihr ein, dass Yugi ja nur zwei Hände hat, weshalb sie ein Tablett hervorholt und neben den Schüsseln auch noch zwei Gläser mit Wasser und Besteck darauf legt. „Hier, der Herr. Aber wehe ich finde nachher Flecken auf den Laken oder dem guten Teppichboden.“ Resolut drückt sie ihm das Tablett in die Hände und dreht sich dann ohne ein weiteres Wort wieder um. Diese Jugend von heute! Einfach auf dem Zimmer essen, das geht doch nicht!   Als Yugi das Tablett auf einer Hand balancierend, weil er die Tür selbst aufmachen musste, ins Zimmer kommt, sieht er Yami mit dem Rücken zur Tür eingerollt daliegen. „Maria hat uns einen Gemüseeintopf hochgegeben”, versucht er auf sich aufmerksam zu machen, als er das Tablett auf den Schreibtisch stellt. Nur kommt keine Reaktion, weshalb er nun wirklich besorgt zum Bett geht.  „Yami, ich habe doch gehört, dass du Hunger hast. Komm etwas essen.“ Als dieser nun den Kopf schüttelt, holt er eine der Schüsseln zusammen mit einem Löffel vom Schreibtisch und setzt sich dann neben ihm auf die Matratze.   „Yugi, lass mich bitte in Ruhe.“ Genervt sieht Yami nun hoch, weil plötzlich ein gefüllter Löffel vor seinem Mund auftaucht. Zu seiner Erleichterung verschwindet der Gemüseeintopf wieder, aber er hat sich zu früh gefreut. Denn stattdessen legt sich Yugi nun vor ihm hin und sieht ihm ernst in die Augen. „Ich lasse dich in Ruhe, sobald du etwas gegessen hast. Denn dass du Hunger hast, kann ich deutlich hören.“   Nun dreht sich Yami auf die andere Seite und setzt sich auf. Wenn er hier schon keine Ruhe findet, dann vielleicht in Rockys Box. Auf einmal wird er von hinten umschlungen, was ihn sich unwillkürlich verspannen lässt.   Zwar kann Yugi die Anspannung deutlich spüren, aber er hat das Gefühl, dass er jetzt nicht nachgeben darf. Ohne ein Wort zu sagen, hält er ihn fest und wartet einfach nur ab. Auf einmal passiert es. Mit einem erstickten aufschluchzen lässt sich Yami endlich gegen ihn sinken.   Er kann nicht mehr. Seinen letzten Rest an Selbstbeherrschung verlierend, lässt sich Yami fallen und er wird aufgefangen. Ohne ihn zu drängen etwas zu sagen, gibt ihm Yugi den Halt, den er jetzt braucht, um sich den aufkommenden Gefühlen und Erinnerungen noch einmal zu stellen. Nur diesmal versucht er nicht sie zu unterdrücken, sondern lässt zu. So schwer ihm dies auch fällt, so tut es auf eine verrückte Art und Weise auch gut.   Stumm hält Yugi seinen Yami fest und hilft ihm dann sich wieder hinzulegen, so dass er ihn besser in seinen Armen halten kann. Er weiss nicht, wie lange es dauert, bis die Atmung seines Liebsten endlich ruhiger wird und er erkennt, dass dieser vollkommen erschöpft eingeschlafen ist. Leise seufzend lässt er seinen Blick zum Fenster gleiten, wo ihm der Stand der Sonne zeigt, dass er sich eigentlich schon längst auf den Weg zum Markt machen müsste. Nur wie soll er Yami jetzt nur allein lassen? Denn begleiten kann dieser ihn in diesem Zustand sicher nicht. Weshalb sich Yugi schliesslich dazu entscheidet, heute den Markt, Markt sein zu lassen.   Besorgt sieht Maria immer wieder zur Küchentür, während sie dabei das Gemüse wäscht. Ist doch Yugi schon seit einer kleinen Ewigkeit mit dem Essen nach oben verschwunden und bis jetzt nicht wieder aufgetaucht und auch hat sie nicht gehört, wie dieser das Haus durch die Hintertür verlassen hat. Sich die Hände an ihrer Schürze abtrocknend, verlässt sie die Küche und geht in den Hinterhof. „Jim? Lenny? Ist Yugi schon weg?“, auf der obersten Stufe der Hintertreppe stehen bleibend, wartet sie auf eine Reaktion der beiden Männer. Lange muss sie das auch nicht, denn schon kommt Lenny aus dem Stall und sieht sie verwundert an. „Ich weiss es nicht, aber wenn er schon weg ist, dann hat er keines der Pferde mitgenommen. Blacky und Rocky stehen nämlich immer noch in ihren Boxen und auch Star ist noch hier. Warum fragst du?“, den Striegel immer noch in der Hand haltend, schliesslich ist er eigentlich gerade dabei ein Pferd nach dem anderen zu putzen, lehnt er sich an einen der Stützpfosten, die zu dem kleinen Vordach des Stalles gehören.   „Ach nur so. Geh du jetzt aber lieber wieder weiterarbeiten, du weisst ja, dass Jim Faulenzerei hasst“, dem anderen zuzwinkernd dreht sie sich wieder um und geht zurück ins Haus. Allerdings steuert sie nicht direkt die Küche an, sondern klopft nach einigem Zögern an die geschlossene Tür des Arbeitszimmers. Denn eigentlich möchte Arthur um diese Zeit nicht gestört werden. Erst, als sie seine Stimme vernimmt, öffnet Maria die Tür und betritt das Reich ihres Geliebten. Dieser hebt nun erstaunt seinen Blick von den Unterlagen, die er gerade am Studieren ist. „Maria, was ist denn los?“   Direkt vor seinem Schreibtisch stehen bleibend, sieht ihn ernst an. „Könntest du bitte nach Yugi und Yami sehen? So wie es aussieht sind sie immer noch in ihrem Zimmer und das obwohl der Junge doch eigentlich schon längst auf den Mercato gehen wollte.“   Sich in seinem Stuhl zurücklehnend, verschränkt Arthur seine Finger ineinander. „Meinst du nicht, dass das ihre Sache ist? Ausserdem dauert der Markt bis Freitag, da kann Yugi ja auch mal einen Tag ausfallen lassen.“ Zwar findet auch er es seltsam, nur versteht er nicht, warum sich Maria solche Sorgen macht. Ausserdem, wer weiss, was die beiden in ihrem Zimmer machen. „Du verstehst nicht, Yugi geht immer auf den Mercato. Dann kommt noch dazu, dass er für sich und Yami das Mittagessen mit auf’s Zimmer genommen hat. Das ist alles nicht normal und dann hat er noch gesagt, dass er noch auf den Mercato gehen will und das ist schon über eine Stunde her.“ Händeringend sieht sie Arthur an, der nun mit einem ergebenen Seufzen aufsteht. „Na gut, aber wenn ich die beiden bei etwas störe und du nur wieder Gespenster gesehen hast, dann musst du dich bei ihnen entschuldigen.“ Trotz seiner Worte haucht er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange, ehe er hinter ihr das Arbeitszimmer verlässt. Denn in einem Punkt hat sie Recht. Wenn Yugi sagt, dass er etwas machen wird, dann ist es nicht normal, wenn er ohne offensichtlichen Grund von diesem Plan abweicht.   Vor ihrem Zimmer zögert er dann aber doch noch einmal und horcht erst auf verdächtige Geräusche. Erst als er sich sicher ist, dass er die beiden nicht in einer peinlichen Situation stören wird, hebt er die Hand und klopft leise an das dunkle Holz.   Erstaunt wendet Yugi sich, auf dem Bett sitzend, zur Tür um, als er das leise Klopfen hört. „Herein!“ Zwar sagt er das Wort nicht allzu laut, will er doch Yami nicht aufwecken, da dieser den Schlaf doch dringend zu brauchen scheint, aber er wird trotzdem, gehört. Denn nun öffnet sich die Tür und gibt so die Sicht auf Hopkins frei, der nach einem kurzen Blick das Zimmer betritt. „Arthur, was ist los?“ Seinen Arm immer noch um seinen Liebsten gelegt, sieht er ihn fragend an.   Leise, weil er sieht, dass Yami schläft kommt Hopkins zum Bett und mustert sie beide genau. Jetzt aus der Nähe kann er auch erkennen, wie sehr sich die Hände Yamis in Yugis Oberteil krallen und dass dieser wohl geweint haben muss. „Maria schickt mich. Sie macht sich Sorgen um euch, weil du noch nicht auf dem Markt bist und vermutlich auch, weil Yami noch nicht wieder in der Küche aufgetaucht ist.“ Als Yugi nun den Kopf senkt, beginnt auch er sich ernsthaft Sorgen zu machen. „Ist etwas passiert? Braucht Yami eventuell einen Heiler?“   Bedrückt erwidert Yugi den besorgten Blick. „Wenn, dann könnte ihm nur ein Psychomagus helfen.“ Als er nun von Hopkins fragend angesehen wird, atmet er tief ein. „Wenn du Details wissen willst, dann musst du ihn dann schon selbst fragen. Es ist nur so, dass er in den letzten Jahren mehrmals durch die Hölle und wieder zurückgegangen ist und es eigentlich an ein Wunder grenzt, dass er nicht nur noch am Leben ist, sondern inzwischen auch wieder eine gewisse Nähe zulassen und auch geniessen kann.“ Mit einem traurigen Lächeln streicht er sanft eine Strähne aus Yamis Stirn. „Noch vor ein paar Monaten ist er sogar vor einer einfachen Berührung zurückgeschreckt und auch jetzt kann er es nur mit Mühe ertragen, wenn ihn Leute auch nur an der Schulter anfassen, die er nicht sehr gut kennt, geschweige denn wenn sie ihn umarmen.“   Geschockt hört Hopkins zu. Dabei wandert sein Blick wieder zu dem Schlafenden. Nie hätte er vermutet, dass es so schlimm ist. Natürlich hat ihn Sugoroku grob aufgeklärt, damit er seine Leute vorwarnen konnte, dass sie dem jungen Sklaven nicht zu sehr auf die Pelle rücken sollten, aber das hier übersteigt alles. Besonders, weil er ihn bis jetzt als sehr selbstbewusste Person kennen gelernt hat. „Und warum geht es ihm denn jetzt so schlecht?“, wagt er es dann doch zu fragen, auch wenn es ihm vor der Antwort graust.   Weil Yami nun unruhig wird, legt ihm Yugi den Arm wieder um die Schultern. Was ihn beinahe sofort wieder ruhiger werden lässt. „Wir sind in der Stadt Mamoru begegnet und der hat uns oder besser gesagt mir erzählt, dass er inzwischen verheiratet ist und auch mit wem. Das hat dazu geführt, dass Yami eine Art Panikattacke bekommen hat.“ Freudlos grinst er Hopkins nun mit einem traurigen Ausdruck in den Augen an. „Sie ist nämlich die Tochter von seinem ersten Besitzer und der hat ihn mit Hilfe von äusserst brutalen Methoden beinahe gebrochen. Ich will jetzt nichts behaupten, aber wenn ich daran denke, wie er reagiert hat, dann hat diese Veronica nicht einfach nur dabei zugesehen.“ Die Augen kurz schliessend, atmet er tief ein und aus. „Zum Glück war Mehefin Zuhause. Ich konnte ihn nämlich gerade noch bis zu dessen Wohnung bringen, ehe er zusammengebrochen ist und hier hatte er nochmals einen Zusammenbruch. Darum bin ich auch noch hier und nicht auf dem Markt. Denn er ist mir wichtiger als irgendwelche Stoffballen, die mir durch den einen ausfallenden Tag durch die Lappen gehen könnten.“   Am liebsten würde sich Hopkins nun hinsetzen. Dass ausgerechnet Rebeccas Studienfreundin in so einer Verbindung zu Yami steht, das ist ja wohl ein schlechter Scherz des Schicksals. Dazu drängt sich ihm jetzt noch eine Frage, die er aber entschieden wieder in den hintersten Winkel seines Verstandes verbannt. Denn noch ist er sich ja nicht sicher, dass der junge Mann wirklich der verstorbene Pharao sein könnte. „Kann ich euch irgendwie helfen? Mit einem Psychomagus kann ich leider nicht dienen, aber vielleicht irgendwie anders?“   Prüfend sieht Yugi nun Hopkins an. Hat er doch mit so einer Frage nicht gerechnet. „Ich wäre froh, wenn du ihn nicht mehr wie einen Sklaven behandeln würdest.“ Zu seinem Erstaunen nickt Hopkins. „Natürlich, wenn du willst, kann er auch mit uns im Esszimmer essen. Ich müsste dann nur Maria Bescheid geben, aber das Halsband bleibt an.“ Diesen einen Punkt wird er nicht ändern, denn dies wäre den anderen gegenüber dann wirklich unfair und ausserdem hat er immer wieder Fremde im Haus, die eine der Antiquitäten kaufen, aber das lieber hier in Ruhe und nicht im Laden in der Stadt machen möchten. Obwohl sie dort von seinen Angestellten auch sehr gut beraten werden.   Yugi ist nun wirklich überrascht, kennt er doch Hopkins eher als Mensch, der nicht von seinen Prinzipien abweicht. „Dann noch eine Bitte. Benutze das Wort“, schnell sieht er nach unten zu Yami, doch der schläft immer noch tief und fest, „Liebe nicht im Zusammenhang mit uns beiden, wenn er in der Nähe ist und auch Kaiba sollte nicht unbedingt erwähnt werden. Dass du Rebecca nach Möglichkeit von uns fernhalten sollst, kann ich ja schlecht verlangen.“ Diesen letzten Satz sagt Yugi mehr zu sich selbst, als zu dem anderen.   Jetzt die Reaktion Yamis, vom Vortag verstehend, nickt Hopkins. Anscheinend ist das Wort wohl eine Art Trigger und dass Kaiba nicht erwähnt werden sollte ist auch logisch. „Natürlich, ich werde darauf achten, aber mit Rebecca hast du Recht, aber sie wird schon noch verstehen, dass sie bei dir keine Chance hat. Schliesslich ist sie ja keine 12 mehr.“ Leicht beugt er sich nach vorn und legt Yugi die Hand auf die Schulter, um ihn ein wenig aufzumuntern. „Ich glaube dein Yami ist auf dem besten Weg, dass er das Erlebte verarbeiten kann. Denn sonst würde er sich nicht so an dich kuscheln. Alles was du jetzt brauchst, ist Geduld und nochmals Geduld.“ Sich wieder aufrichtend, verschränkt er seine Hände hinter dem Rücken. „Soll ich Maria nun sagen, dass sie für Yami im Esszimmer mitdecken soll?“, fragend sieht er Yugi an, der nach einem Moment des Nachdenkens nickt. „Das wäre sehr nett, aber wenn Yami nicht will, dann essen wir in der Küche.“ Deutlich zeigt sein Gesichtsausdruck, dass er es todernst meinst.   Seufzend nickt Hopkins daraufhin. „Ist gut, dann lasse ich euch mal wieder in Ruhe. Ich würde sagen, dass wir uns spätestens beim Abendessen wiedersehen.“ Mit diesen Worten geht er zur Tür. Dort dreht er sich dann aber noch einmal um. „Pass gut auf ihn auf. Denn so wie ich das sehe braucht er dich, mehr als du denkst und es ist wichtig, dass er wieder gesund wird.“   Über diesen Satz sprachlos, sitzt Yugi da und blickt Hopkins nach, wie dieser das Zimmer verlässt. Wie hat er denn das gemeint? Da diese Frage wohl kaum beantwortet werden wird, blickt er wieder zu Yami, der immer noch zu schlafen scheint und das obwohl er doch sonst bei dem kleinsten ungewohnten Geräusch die Angewohnheit hat aufzuwachen. Dies zeigt ihm mehr als alles andere es könnte, wie fertig sein Liebster gerade ist.   Anders als Yugi denkt, ist Yami kurz mehr oder weniger wach gewesen, aber da er sich so sicher und geborgen gefühlt hat, ist er trotz der fremden Stimme wieder in den so sehr benötigten Tiefschlaf gefallen.   Nun findet er sich im Palast wieder, neben sich sein jüngeres Ich, der mit einem traurigen Ausdruck in den Augen auf dem Balkon steht und ein etwa 10-jähriges Mädchen beim Spielen beobachtet. „Wer ist das?“, fragend sieht er Atemu an, der ihn nun mit einem traurigen Ausdruck im Gesicht ansieht. „Das ist unsere kleine Schwester Kisara.“ Wieder sieht Yami auf das Mädchen, das nun mit ihrem Kindermädchen fangen spielt. „Das ist der Abend, an dem wir sie das letzte Mal gesehen haben. Oder?“, mit einem plötzlich wehmütigen Gefühl in der Brust, betrachtet sich Yami das Kind genauer. „Du hast ihr dann später an diesem Abend Osis anvertraut, damit sie auf ihn aufpasst, bis du wieder von deiner Reise ins römische Reich zurück bist.“ Zwar weiss er nicht, was er dort gewollt hat, aber Yami ist sich sicher, dass er genau das gemacht hat. „Wie ich sehe, erinnerst du dich an immer mehr aus unserem früheren Leben. Das ist gut, dann wird wohl bald die Zeit kommen, in der wir wirklich wieder eine Persönlichkeit sein werden.“   Den Blick nicht von dem weissblonden Mädchen nehmen könnend, nickt Yami abwesend. „Ja, aber wieso habe ich so gemischte Gefühle, wenn ich sie ansehe? Ich weiss instinktiv, dass sie meine Schwester ist und ich sie auch sehr geliebt habe, aber trotzdem spüre ich, dass ich sie kaum gekannt habe“, fragend richtet er seinen Blick nun wieder auf seine jüngere Version. Der auf einmal mit einem grimmigen Zug um den Mund dasteht. „Weil es so ist.“ Abrupt wendet er sich ab und geht ins Zimmer, das zu dem Balkon gehört. Verwirrt will ihm Yami folgen, doch kaum hat er einen Schritt in das Zimmer gemacht, löst sich um ihn die Welt auf.   Abrupt schlägt Yami die Augen auf und richtet sich so schnell in eine sitzende Position auf, dass ihm kurz schwarz vor Augen wird. „Verdammt, jedes Mal wenn ich kurz davor bin, mehr herauszufinden, zieht sich der Mistkerl zurück.“   „Ähm Yami? Wovon redest du? Wer ist ein Mistkerl?“ Ihn verwirrt ansehend, legt ihm Yugi eine Hand auf die Schulter. Erst jetzt scheint dieser zu bemerken, dass er nicht allein im Zimmer ist. „Yugi?! Was machst du denn noch hier? Müsstest du nicht auf dem Markt sein?“ Erschrocken lässt er seine Augen erst zu Yugi und dann zum Fenster wandern, ehe er wieder zu seinem Sharik blickt.   Schief grinsend kratzt sich Yugi am Hinterkopf. „Hast du etwa gedacht, dass ich dich wegen ein paar blöder Stoffballen allein lasse, wenn du mich brauchst? Ausserdem hätte ich mich nur mit Gewalt aus deinem Griff befreien können, als du geschlafen hast.“ Nun wieder ernst sieht er Yami an, der beschämt den Kopf senkt. „Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben, dass du weggehst. Eben weil ich doch weiss, dass du eigentlich auf den Markt musst.“   Jetzt lächelnd beugt sich Yugi so weit vor, dass ihm sein Liebster in die Augen sehen muss. „Dann solltest du das nächste Mal daran denken, dass dich der Ausdruck in deinen Augen verraten wird. Denn ja, mit deinem Körper und mit Worten hast du gesagt, dass ich gehen soll, aber deine Augen haben eine vollkommen andere Sprache gesprochen und auf diese habe ich gehört.“ In dem Moment, als Yami etwas darauf sagen möchte, durchbricht ein lautes Knurren die kurzzeitige Stille. „Upps, ich denke, wir sollten endlich etwas essen.“ Mit plötzlich roten Wangen legt sich Yugi die Hand auf den Bauch. „So langsam habe ich nämlich einen Bärenhunger und auch Durst.“ Eilig rutscht er nun vom Bett und reicht Yami die Schüssel vom Nachttisch, ehe er zum Schreibtisch geht und die Zweite holt, sowie das eine Glas Wasser leer trinkt. Sich mit dem anderen Glas wieder neben seinem Liebsten auf das Bett setzend, sieht er ihn schmunzelnd an. „Das Essen ist jetzt sicher kalt und das Wasser eklig warm, aber ich denke, das ist uns beiden egal.“   Das Glas entgegennehmend nickt Yami zustimmend. „Danke und ja, kaltes Essen ist immer noch besser als kein Essen.“ Nach einem grossen Schluck stellt er das Glas auf den Nachttisch und beginnt hungrig zu essen. Deutlich merkt er jetzt, dass er schon seit Monaten keinen Hunger mehr leiden musste, denn früher hätte erst nach über einem Tag ohne Nahrung so ein Hungergefühl verspürt, wie er es jetzt tut.   Nachdem sie fertig gegessen haben, stellt Yugi die leeren Schüsseln zurück auf das Tablett und geht kurz mit der leeren Karaffe aus dem Zimmer um diese im Bad wieder aufzufüllen. Als er wieder zurückkommt, hat Yami sein Glas auch komplett geleert und wieder auf den Schreibtisch gestellt. Jetzt am Fenster stehend dreht er sich leicht zu ihm um. „Danke, dass du bei mir geblieben bist.“ Sich auf die Lippen beissend, senkt er kurz seinen Blick, ehe er wieder zu Yugi schaut. „Ich habe eine kleine Schwester, sie heisst Kisara und ist jetzt vermutlich so um die 16 Jahre alt.“ Er weiss nicht wieso, aber musste es jetzt einfach sagen und als er nun in die Arme genommen wird, weiss er, dass er sich richtig entschieden hat.   An der Art, wie Yami den Kopf auf seine Schulter legt, weiss Yugi, dass er das Richtige macht. Er kann sich zwar nur schwer vorstellen, wie es sein muss sich plötzlich wieder an die eigene Schwester zu erinnern, aber bestimmt ist das alles andere als leicht zu verkraften. „Ich bin sicher, dass du sie eines Tages wiedersehen wirst.“ Mehr weiss er beim besten Willen nicht zu sagen, aber mehr scheint auch nicht nötig zu sein. Löst sich Yami doch jetzt wieder ein wenig von ihm und sieht ihn aus müden Augen an. „Können wir noch ein wenig in den Stall gehen? Und vielleicht reicht ja die Zeit noch, auf den Markt zu gehen.“ Bittend sieht er seinen Sharik an. Will er doch gerade nicht allein durchs Haus laufen und sich den eventuellen Fragen der anderen stellen.   „Natürlich können wir das. Ach ja und du kannst ab heute mit mir im Esszimmer essen, wenn du es möchtest und sonst machen wir es uns in der Küche gemütlich.“ Grinsend bemerkt er, wie Yami ihn nun erstaunt anblickt. „Wie? Wieso denn das? Ich dachte, dass Hopkins das nicht möchte.“ Vollkommen verwirrt folgt Yami Yugi aus dem Zimmer und die Treppe nach unten. „Ach weisst du“, schielt Yugi während sie durch den unteren Flur gehen zu ihm rüber. „Ich habe ihn darum gebeten, dass er dich nicht mehr wie einen Sklaven behandeln soll und dann hat er angeboten, dass du bei uns essen kannst. Maria weiss vermutlich auch schon Bescheid, du musst es ihr also nur noch sagen, wenn du doch lieber bei den anderen in der Küche essen möchtest.“ Weil Yami plötzlich stehen bleibt, dreht sich Yugi nun zu ihm um. „Yami?“   Die Arme verschränkend, sieht ihm dieser fest in die Augen. „Also, wenn ich schon bei dir essen kann, ohne dass du extra in die Küche kommen musst, dann ist die Antwort doch wohl klar. Vor allem kann ich dann auch gleich ein Auge auf die Göre haben.“ Mit ausgreifenden Schritten geht er jetzt an Yugi vorbei. Wendet sich dann aber mit einem fragenden Blick zu ihm um. „Kommst du jetzt? Oder willst du Maria sagen gehen, dass wir in Zukunft immer beide in der Küche essen werden?“   Mit offenem Mund starrt Yugi regelrecht Yami an, der nun wieder auf ihn zukommt und ihm die Hand unter das Kinn legt. Seinen Mund so wieder schliessend grinst er ihn nun frech an. „Mund zu, sonst darfst du plötzlich noch Fliegen essen.“ Ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen gebend, lässt er ihn wieder los und greift dafür nach seiner Hand. „Na komm, Blacky und Rocky fragen sich sicher schon, ob wir sie vergessen haben.“   Kopfschüttelnd über die plötzlichen Stimmungswechsel seines Liebsten, lässt sich Yugi mitziehen. Dabei grinst er im Vorbeigehen nur kurz Maria zu, die wohl wegen ihres Gespräches aus der Küche gekommen ist. „Ich bringe dann nachher noch das Tablett mit dem Geschirr runter.“ Gerade noch so kann er ihr den Satz zurufen, denn schon sind sie an der Hintertür angelangt.   Schmunzelnd sieht Maria den beiden Jungs nach. Anscheinend scheint es Yami wieder besser zu gehen. Wenn dieser Yugi schon wieder durch den Flur ziehen kann. Weil sie es jedoch hasst, wenn irgendwo gebrauchtes Geschirr rumsteht, geht sie nach oben um das Tablett selbst zu holen. In dem Zimmer schüttelt sie dann aber erst einmal entrüstet den Kopf. Wie kann man ein Bett nur so unordentlich hinterlassen. Erst nachdem sie die Bettdecke und die Kissen wieder ordentlich hingelegt hat, geht sie zum Schreibtisch und nimmt das Tablett in die Hände. Die Gläser lässt sie jedoch schweren Herzens stehen, weil in diesen noch Wasser ist und sonst nur die Karaffe hier oben wäre.   Unterdessen stehen Yugi und Yami vor den Boxen ihrer Pferde und kraulen die beiden an ihren Lieblingsstellen. „Also morgen Nachmittag musst du mich dann zum Markt begleiten, da ich beide Pferde mitnehmen werde. Dafür hast du den Morgen frei, da ich mit Hopkins am Mittwoch immer kurz die Buchhaltung seines Geschäftes durchsehe und darum vermutlich den ganzen Morgen mit ihm im Arbeitszimmer sitzen werde.“ Zu seinem Erstaunen nickt Yami grimmig. „Also kann ich mich den Morgen über langweilen. Denn auch wenn Jim und Lenny nichts sagen, kann ich ihnen hier nicht wirklich helfen, da sie alles schon so gut wie perfekt unter sich aufgeteilt haben.“   Tröstend legt Yugi nun die Hand auf Yamis Schulter. „Du Armer, aber ich bin sicher, dass du dir eins der Bücher nehmen kannst, die in dem Regal im Wohnzimmer stehen. Am besten fragst du Hopkins heute Abend oder morgen früh.“ Als Yami ihn nun zweifelnd ansieht, seufzt Yugi leise auf. „Ist ja schon gut. Ich frage ihn.“ Innerlich schüttelt Yugi den Kopf über seinen Liebsten. Einerseits Rebecca zusammenstauchen und dann bei so einer einfachen Frage plötzlich wieder der unsichere Mann sein.   Als es langsam Zeit für’s Abendessen wird, gehen sie sich die Hände waschen, ehe sie zurück ins Haus gehen.   Natürlich runzelt Rebecca missbilligend die Stirn, als sich Yami nach einem kurzen Nicken in ihre Richtung vor das vierte Gedeck setzt. Zwar hat ihr Grossvater schon gesagt, dass Yami nun hier mit ihnen am Tisch essen wird, aber bis jetzt konnte sie nicht glauben, dass der Sklave wirklich die Frechheit dazu haben würde. Schnell blickt sie zum Kopfende des Tisches, wo sie ein warnender Blick aus grauen Augen trifft. Weshalb sie sich einen spitzen Kommentar verkneift.   Die Hände verschränkend stützt Hopkins die Ellbogen auf der Tischplatte ab. „Ich freue mich, dass du das Angebot mit uns zu Essen angenommen hast, Yami. Fühlst du dich denn auch wieder ein wenig besser, als heute Nachmittag?“, versucht er dem jungen Mann die Nervosität ein wenig zu nehmen, die er deutlich an dessen Körperhaltung erkennen kann. Unsicher, wie er sich nun Verhalten soll, hebt Yami seinen Blick, der bis jetzt leicht gesenkt gewesen ist und sieht den alten Mann offen an. „Ja, danke der Nachfrage, Sir Hopkins. Auch bedanke ich mich, dass ich hier mit Ihnen Speisen darf.“ Leicht neigt er nun seinen Kopf zur Seite.   Diese auf einmal so gehobene Sprache und die stolz ausgeführte Geste lassen Hopkins leer schlucken. „Nichts zu danken. So und nun sollten wir langsam anfangen, bevor das Essen noch kalt wird“, wendet er sich mit dem letzten Satz an alle, ehe er Yami wieder ansieht. „Du kannst dir übrigens auch von allem etwas nehmen.“ Das scharfe Einatmen seiner Enkelin ignoriert er gekonnt. Wenn es ihr nicht passt, dann soll sie ihm das gefälligst nach dem Abendessen sagen.   Geduldig wartet Yami ab, bis sich alle ihre Teller gefüllt haben, ehe auch er sich von den hausgemachten Spaghetti und dem gedünsteten Gemüse nimmt. Bei dem Braten zögert er dann jedoch, trotz der Worte von Hopkins. Erst als ihm Yugi leicht zunickt, legt er sich das kleinste der Stücke auf seinen Teller. Erst jetzt fällt ihm auf, dass die anderen wohl auf ihn gewartet haben, denn kaum hat er das Schöpfbesteck wieder hingelegt, räuspert sich Hopkins. „Ich wünsche euch allen einen guten Appetit.“ Sofort erwidern sie die Worte und beginnen dann schweigend zu essen.   Immer wieder blickt Rebecca dabei zu ihrem Darling und dann zu dessen Sklaven, der neben ihm sitzt. Gern würde sie ja etwas sagen. Doch Veronica meinte, dass sie ihn heute mal nicht beachten sollte und morgen würde sie dann vorbeikommen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Denn schliesslich habe sie sich ja auch einen Mann angeln können, der zuvor von sich behauptet hat, nur auf Männer zu stehen.   Darauf hoffend, dass sich dieser Yami durch unmögliche Tischmanieren blamiert, beobachtet sie genau, wie er sich verhält. Doch zu ihrem Unmut kommt der sogar mit den langen Spaghetti ohne Probleme zurecht. Im Gegenteil sind seine Manieren sogar deutlich besser, als die mancher Personen aus den oberen Schichten des Volkes oder sogar der Oberschicht. Wenn diese sich mal dazu herablassen mit ihnen nach einem abgeschlossenen Geschäft zu speisen.   Deutlich spürt Yami die bohrenden Blicke von Rebecca auf sich ruhen, aber ignoriert sie einfach. Solange die Göre nichts sagt, wird auch er nichts sagen. Ausserdem sitzt er ja nur wegen Yugi hier, der schon vor einer Weile seinen Fuss von den anderen unbemerkt so hingestellt hat, dass sie sich nach einem Entgegenkommen von seiner Seite aus berühren können.   Auch Hopkins beobachtet den jungen Mann genau, ist aber im Gegenzug zu Rebecca nicht wirklich überrascht, dass dieser perfekte Tischmanieren besitzt. Zumindest wenn sich sein Verdacht wirklich bestätigen sollte. Nur bereitet es ihm schon Sorgen, dass Yami psychisch so extrem angeschlagen ist, dass nur schon ein falsches Wort eine fatale Wirkung haben kann.   Nach dem Hauptgang legt Yugi sein Besteck das wohl erste Mal so hin, wie es liegen muss, wenn er damit anzeigen möchte, dass er nichts mehr essen möchte. Dafür hat er kurz auf Yamis Teller geschielt, der sein Besteck mit einer eleganten Bewegung in die 20 nach 4 Position gelegt hat. Weil hier in der Regel die Teller erst nach dem ganzen Essen abgeräumt werden, schieben sie diese einfach ein wenig in die Tischmitte, so dass sie Platz für die kleinen Kuchenteller haben, auf denen je ein Stück Torta della Nonna liegt. Diese Tellerchen haben bis jetzt leicht nach innen versetzt neben den grossen Tellern gestanden, nun nehmen sie diese aber und stellen sie vor sich hin.   Geschockt blickt Rebecca auf den Teller des Sklaven. Woher zum Teufel weiss der, wie man das Besteck hinlegen muss und das bestimmt nicht nur so ungefähr, sondern zu allem Überfluss wohl auch noch perfekt ausgerichtet.   Für Hopkins ist diese kleine aber feine Tatsache, nur ein weiteres Stück, dass das Geheimnis, das diesen jungen Mann umgibt noch ein wenig weiter aufklärt. Schmunzeln muss er allerdings darüber, wie Yugi nach einem kleinen Seitenblick die Position seines Besteckes unauffällig korrigiert hat.   Nachdem sie auch den Kuchen gegessen haben, blickt Yugi zu Hopkins. „Arthur, wenn wir morgen die Buchhaltung am Kontrollieren sind. Kann sich dann Yami eins der Bücher aus dem Wohnzimmer nehmen?“ Von der Frage überrascht, sieht der Angesprochene nun zu Yugi. „Natürlich, er soll es dann einfach wieder zurückstellen oder vielleicht auch gleich im Wohnzimmer lesen.“   Auf einmal hören sie ein gemurrtes. „Wenn er denn Lesen kann. Bilderbücher haben wir nämlich keine.“ Von der Situation vollkommen angepisst, sitzt Rebecca mit verschränkten Armen da.   „Yami kann vermutlich besser lesen, als du es kannst.“ Von der Unterstellung, dass sein Liebster nicht lesen könne angestachelt, sieht Yugi Rebecca an dem heutigen Abend das erste Mal direkt an.   „Ach ja? Wollen wir wetten? Ich bin sicher wir besitzen ein Buch, das er nicht lesen kann.“ Herausfordernd streckt sie ihr Kinn nach vorn.   Grinsend lehnt sich nun Yami nach vorn. „Die Wette gilt und wenn Sie verlieren, Miss Rebecca, dann lassen Sie Yugi in Zukunft in Ruhe und nennen ihn nicht mehr Darling.“   Siegessicher streckt Rebecca ihm die Hand hin. „Wenn ich gewinne, dann tust du einen ganzen Tag lang genau das, was ich von dir verlange. Egal, was es ist.“ Bestimmt wird der Sklave jetzt einen Rückzieher machen, aber zu ihrer Überraschung schlägt der doch tatsächlich ein. „Einverstanden und jetzt holen Sie ein Buch ihrer Wahl und das werde ich dann vorlesen. Miss Rebecca.“   Kaum ist Rebecca rausgegangen, sieht Yugi Yami geschockt an. „Sag mal spinnst du? Die haben Bücher mit uralten Schriften, die nur von Gelehrten gelesen werden können!“  Gerade will auch Hopkins etwas sagen, als Rebecca mit zwei Büchern zurückkommt. „So, das hier wirst du lesen und zwar die Seiten, die ich markiert habe und Grossvater wird mit Hilfe der Übersetzung kontrollieren, ob du auch wirklich richtig liest.“ Immer noch siegesgewiss und sich in Gedanken schon ausmalend, zu was sie ihn dann alles zwingen wird, überreicht sie ihm das Buch.   Vollkommen ruhig betrachtet sich Yami den Einband und schlägt es dann auf der ersten markierten Seite auf. Deutlich hört er dabei, wie Yugi scharf den Atem einzieht. Doch davon lässt er sich jetzt nicht beirren. „Also, zur Kontrolle, das ist die Seite 4. Sind Sie bereit, Sir Hopkins?“, fragend blickt er zu dem alten Mann, der kreidebleich das Übersetzungsbuch aufgeschlagen in den Händen hält und jetzt bestätigend nickt. „Gut“, noch einmal räuspert er sich und beginnt dann zu lesen. „HR MRJ-MAAT.T NB.TI IT schl-TAW-NBW HR NWB HWI-PDschW.T-PSDsch NSWT BIT AA-ChPR-KARA SA RA DschHWTI-MS“   Bei jedem Wort, das Yami fliessend vorgelesen hat ist Hopkins noch blasser geworden. „Das ist alles korrekt“, ungläubig blickt er immer wieder auf die aufgeschlagenen Seiten. „Verdammt, der hat gerade Hieroglyphen vorgelesen!“   Wütend kneift Rebecca nun die Augen zusammen. „Und was heisst das in unserer Sprache? Das kannst du sicher nicht übersetzen!“   Vollkommen ruhig, blickt ihr Yami in die Augen. „Der Horus Geliebt-von-Maat, die beiden Herrinnen Der–alle-Länder-erobert, der Goldhorus Der-die-Neunbogen-schlägt, der König von Ober- und Unterägypten Gross-an-Gestalt-und-Ka-wie-Re, der Sohn des Toth ist geboren.“ Ohne nur einmal in das Buch zu schauen sagt er die Worte und sieht dann zu Hopkins, der mit offenem Mund fassungslos nickt. „Jedes Wort ist korrekt.“   Vor Wut beinahe schon kochend, deutet Rebecca wieder auf das Buch. „Da ist noch eine Markierung und diesmal übersetzt du gefälligst direkt das, was du liest. Erst dann hast du die Wette gewonnen.“   Yugi will schon auffahren, wird aber von einer Hand auf seinem Arm zurückgehalten. „Ganz ruhig, lass dich von ihr nicht reizen.“ Zwinkernd sieht er ihn an und greift dann wieder nach dem Buch. Als er die markierte Stelle gefunden hat, sieht er wieder zu Hopkins, der sich gerade einen Schluck Rotwein gönnt. Dann aber bestätigend nickt.   Kurz überfliegt Yami die Hieroglyphen, was Rebecca schon siegesgewiss grinsen lässt. Der Text ist nämlich deutlich schwerer zu lesen, als dieser blöde Pharaonentitel.   „Also, wir sind jetzt auf Seite 20.“ Kurz blickt Yami wieder zu Hopkins, ehe er anfängt. „Du, der du als Gott erschienen bist, höre auf das, was ich dir sagen werde, damit du als König herrschst und die Länder regierst und ein Übermass an Wohlsein erhältst. Halte dich fern von deinen Untergebenen, die nichts sind und deren Schrecken keine Beachtung zuteil wird. Nähere dich ihnen nicht in deiner Einsamkeit. Fülle nicht das Herz mit einem Bruder, kenne keinen Freund, schaffe dir keine Vertrauten, denn es kommt nichts dabei heraus. Wenn du schläfst, behüte dir selbst dein Herz, denn ein Mann hat keine Anhänger am Tag des Unheils. Ich gab den Armen und zog die Waise auf. Ich liess Erfolg haben den, der nichts hatte, wie den der etwas besass. Aber -wer meine Speise ass, der stellte Truppen auf- Der, dem ich meine Arme gereicht hatte, der schuf Schrecken damit. Die mein Leinen trugen, sahen auf mich wie Gras. Wer sich mit meiner Myrrhe salbte, spuckte vor mir aus...“, äusserlich ruhig schliesst er das Buch. Jetzt fest in Rebeccas Augen sehend, wartet er auf eine Reaktion von Hopkins. Die er eigentlich gar nicht braucht, denn er hat den Text vollkommen korrekt und ohne den kleinsten Fehler übersetzt.   Sprachlos sieht Hopkins zu Yami. Nein Atemu Nesut! Der für tot geglaubte Pharao Nesut-anch-Ra lebt! Denn nur ein Mitglied der Herrscherfamilie lernt diese Hierglyphen, in denen dieser spezielle Text geschrieben ist, zu lesen. Erst als er zum wohl wiederholten Mal von Rebecca angesprochen wird, erwacht er aus seiner Starre. „Jedes einzelne Wort ist korrekt. Rebecca, so leid es mir tut, du hast verloren und zwar haushoch.“   Vor Wut kochend reisst sie ihrem Grossvater das Buch aus der Hand und liest sich den Text selber durch, ehe sie es auf den Tisch knallt. Sich dann allerdings doch noch an ihre gute Erziehung erinnert. „Ich gratuliere, du hast gewonnen.“ Zähneknirschend reicht sie ihm die Hand, die auch mit einem festen Griff angenommen wird. „Grossvater, Darl... Yugi ich ziehe mich jetzt zurück.“ Die beiden Bücher wieder an sich nehmend, dreht sie sich mit einem letzten tödlichen Blick zu Yami um und verschwindet ohne ein weiteres Wort aus dem Esszimmer.   Sich nicht anmerken lassend, was dieser Brief eines Pharaos an seinen Sohn bei ihm ausgelöst hat, greift Yami mit jetzt leicht zitternden Fingern nach seinem Wasserglas. Immer wieder hört er in seinem Bewusstsein die Worte seines Vaters.   „Mein Sohn. In deiner Position kannst du dir keine Freunde oder Vertrauten leisten. Sogar die Liebe muss dir unbekannt sein, denn du wirst nie wissen können, ob deine Schwäche nicht ausgenutzt wird. Sei ein einsamer Falke, der über allen thront und lasse niemanden deine wahren Gefühle, dein wahres Befinden sehen.“   Das Glas wieder hinstellend schliesst er die Augen. „Yugi, Sir Hopkins, ich entschuldige mich, aber ich würde mich jetzt gern auch zurückziehen.“ Zu seiner Erleichterung nickt Hopkins ihm sofort zu, weshalb er sich mit einem schnellen Blick zu Yugi erhebt und aus dem Raum eilt.   Als er endlich in ihrem Zimmer ist, sinkt er mit einem Aufschluchzen zu Boden. Die Hand an den Mund gepresst, um auch ja keinen Laut von sich zu geben kniet er da. Ist ihm doch nach Schreien und Toben zu mute. Warum, warum hat ihm sein Vater diese Worte gesagt? Warum muss sich sein Verdacht immer mehr erhärten. Warum nur, kann er sich trotzdem nicht sicher sein? Und wieso hofft er inständig, dass es nicht so ist?   Besorgt, weil er das Flackern in Yamis Augen gesehen hat, will Yugi ihm folgen. „Lass ihn.“ Vereitelt Hopkins mit diesen Worten sein Vorhaben. „Wieso denn? Es geht ihm nicht gut!“ Bereit jeden Moment aufzuspringen sieht er den alten Mann an, der ihn ernst mustert. „Du weisst es auch. Du weisst auch, wer er einst gewesen ist. Oder?“ Er braucht gar keine Bestätigung von Yugi. Denn sein Gesichtsausdruck gibt ihm die Antwort. „Yugi, lass ihm ein paar Minuten, um sich wieder ein wenig zu fangen. Denn auch wenn er dich braucht, so benötigt er doch auch mal ein wenig Zeit für sich.“   Bedrückt blickt Yugi auf den Tisch. „Ich weiss es schon länger, aber Yami kann sich noch nicht erinnern und ich will ihm die Zeit geben, die er braucht.“ Nun hebt er wieder den Kopf. „Was war das für ein Text? Wer schreibt denn so etwas auf?“   Tief einatmend fährt sich Hopkins durch die Haare. „Das ist gut, dass du ihm die Zeit gibst, die er braucht. Denn das ist wichtig.“ Nun die Augen kurz schliessend sammelt er seine Gedanken. „Der Text ist der einzige jemals übersetzte Brief eines vor tausenden von Jahren amtierenden Pharaos, den er für seinen Sohn und Thronfolger geschrieben hat. Kurz gesagt, nur ein Mitglied der königlichen Familie kann diesen Text einfach so lesen, aber das ist nur den wenigsten bekannt. Die meisten übersetzen ein Kauderwelsch, weil sie den Hieroglyphen die falsche Bedeutung zusprechen.“ Nun sieht er Yugi fest an. „Diese Worte werden in dieser oder ähnlicher Form jedem zukünftigen Pharao eingebläut. Kurz gesagt bedeuten sie, dass er niemals Freunde haben darf, dass er nicht lieben darf, dass er niemandem vertrauen darf. Sie sprechen von einem Leben in Einsamkeit, obwohl man von Menschen umgeben ist.“   Schockiert sitzt Yugi einfach nur da. So ein Leben hat sein Yami geführt? Das ist ja schrecklich! Jetzt versteht er auch, was sein Grossvater damit meinte, als er von einem Leben im goldenen Käfig gesprochen hat.   Erst als er sich wieder gefangen hat, steht Yugi auf. „Ich gehe dann jetzt auch schlafen. Gute Nacht Arthur und bitte erzähle niemandem davon, was du weisst. Wenn er sich dann nämlich erinnert, soll er selbst entscheiden können, was für ein Leben er in Zukunft führen möchte.“ Erst als Hopkins ihm dies verspricht, geht Yugi nun auch hoch in sein und Yamis Schlafzimmer.   Dort liegt Yami schon mit dem Rücken zur Tür im Bett, dreht sich dann aber um, als er spürt, dass sich Yugi neben ihn legt. Schon beinahe verzweifelt klammert er sich an ihn. „Yugi, darf ich Gefühle haben? Darf ich dir mein Herz schenken oder muss ich wirklich ohne Gefühle leben, so wie es mir mein Vater gesagt hat?“, im Licht der untergehenden Sonne sieht er seinen Sharik an und ist sich dabei nicht bewusst, dass Yugi gar nicht weiss, wovon er spricht.   Das Gesicht seines Liebsten mit den Händen sanft umfassend, erwidert Yugi den Blick lächelnd. „Du darfst und sollst Gefühle haben.“ Leicht küsst er ihn auf die Lippen. „Du darfst mir dein Herz schenken und ich werde es hüten wie den wertvollsten Schatz, den es gibt.“ Wieder legt er seinen Mund wie einen Hauch auf Yamis. „Lebe mit Gefühlen, lasse sie zu. Auch wenn es dir manchmal schwerfallen wird, weil du am liebsten alles kurz und klein schlagen möchtest.“   In Gedanken fügt er hinzu: Denn du bist kein Pharao mehr, der jedem Menschen misstrauen sollte. Was sowieso ein riesen Blödsinn ist.   Gern würde er diese Worte aussprechen, aber Yugi weiss, dass er es nicht tun darf. Denn noch ist es dafür viel zu früh. Stattdessen zieht er Yami noch ein bisschen näher zu sich heran, legt seine Lippen sanft auf Yamis und beginnt nach einer Weile den Kuss langsam zu vertiefen. Denn nicht nur sein Liebster ist mit den Nerven am Ende. Auch er ist es und dies scheint Yami zu spüren. Denn inzwischen vereinen sich ihre Lippen mit einer beinahe verzweifelten Intensität, bis sie sich schwer atmend wieder von einander trennen. „Lass uns noch ein wenig kuscheln und dann schlafen“, lächelnd streift Yugi die Strähne wieder aus Yamis Gesicht, die sich immer wieder so hartnäckig auf dessen Wange legt.   Kaum hat sein Sharik diese kleine Bewegung beendet, schmiegt sich Yami an ihn ran. „Ja“, mehr sagt er nicht und es ist auch nicht nötig. Denn seine Hände beginnen ihre eigene Sprache zu sprechen.   Mit einem Whiskyglas in der Hand betrachtet Hopkins den Sonnenuntergang. So viel ist an diesem Abend geschehen, was er kaum glauben kann. Erinnert er sich doch immer noch an die Worte Shimons, als er ihm Amaras Brief für den jungen Pharao übergeben wollte, dass dieser vor vier Wochen bei einem schrecklichen Absturz von dessen privatem eisernen Vogel auf tragische Weise ums Leben gekommen ist. „Was soll ich nur tun. Der Junge lebt, ist aber niemals in der Verfassung den Thron wieder zu besteigen.“ „Am besten machst du gar nichts, sondern lässt den Dingen einfach ihren Lauf. Das Schicksal wird seine Strada gehen. Machen kannst du sowieso nichts, solange er selbst sich nicht erinnert.“ Ihren Arthur von hinten umarmend haucht sie ihm einen Kuss in den Nacken. „Komm mit ins Letto, du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir.“ Geschickt nimmt sie ihm das schon seit einiger Zeit leere Whiskyglas aus der Hand und führt ihn dann aus dem Wohnzimmer.     --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Ich glaube diesen Tag wird niemand so schnell vergessen. Besonders Yami hat heute leider sehr viel aushalten müssen. Ich vermute so langsam, dass sich Yugi wohl inzwischen wünscht, dass er Yami nicht mitgenommen hätte.   Die altägyptischen Texte gibt es wirklich, ich habe vor Jahren eine Arbeit über das alte Ägypten geschrieben und diese damals mit eingebaut und sie jetzt einfach abgeschrieben. Weil ich für den zweiten Text keine Version in der Originalsprache habe, musste Yami diesen einfach direkt übersetzen.   So ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)