Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 13: Offene Worte ------------------------ Hallo zusammen,   ich habe es wirklich geschafft und wieder ein Kapitel fertig bekommen, obwohl mich das nahende Ende von WdS schon ziemlich beschäftigt.   Wisst ihr, ihr seid nicht die einzigen, die von Yamis Verhalten überrascht sind, mir geht es genauso. Er entwickelt sich viel schneller weiter, als ich es je gedacht hätte, nachdem er diesen Zusammenbruch am Anfang hatte und in diesem Kapitel macht er wieder ein paar überraschende Gesten und Entdeckungen.   Also, ich wünsche euch viel Spass mit dem neuen Kapitel.     ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Kapitel 13: Offene Worte     Noch im Halbschlaf kuschelt sich Yugi an den warmen Körper neben ihm. Ewig könnte er so daliegen und das Gefühl der Geborgenheit geniessen. Doch dann wird ihm bewusst, wer da neben ihm im Bett liegt und ihn festhält. Ganz langsam öffnet er seine Augen bis sie sich an das helle Licht der Morgensonne gewöhnt haben und sieht dann in das schlafende Gesicht von Yami. Yugi kann es kaum glauben, dass ihn der andere nicht allein gelassen hat, nachdem er eingeschlafen war und ihn jetzt sogar festhält. Vorsichtig versucht er von dem Grösseren zu lösen, doch sobald er sich bewegt wird der Griff um seine Schultern fester. Weshalb er seinen Kopf wieder auf die Brust von Yami legt und sich dazu entscheidet diese Nähe noch ein wenig zu geniessen. Einerseits weil er den anderen nicht wecken will, wenn er schon mal so friedlich schläft und andererseits, weil er nicht weiss wann er ihm wieder so nahekommen wird. Eine Weile liegt Yugi ganz ruhig da und lässt seine Hand bewegungslos auf dem Oberkörper von Yami ruhen. Doch dann kann er nicht länger widerstehen und beginnt ganz vorsichtig über den Stoff zu fahren. Nur ein paar Zentimeter hin und her, aber es macht ihn im Moment so glücklich. Durch die Bewegungen auf seiner Brust driftet Yami langsam vom Tiefschlaf in einen leichteren, der ihn seine Umgebung bewusster wahrnehmen lässt. Im ersten Moment droht ihn die Angst zu übermannen, als er den Körper neben sich spürt. Doch dann realisiert er, dass er ihn selbst festhält und es sich nur um Yugi handeln kann, der bis auf seine Finger, die kleine Kreise ziehen ganz ruhig daliegt. Diese Erkenntnis hilft ihm auf diese leise Stimme in ihm zu hören, die ihm sagt, dass er diese Nähe geniessen soll. Die Augen geschlossen haltend, versucht sich Yami weiter auf diese Stimme und die Situation zu konzentrieren. Tatsächlich gelingt es ihm ruhig zu bleiben und die Panik zu unterdrücken. Einen Moment lang glaubt Yugi, dass Yami aufgewacht ist, als dessen Atem kurz stockt. Jedoch beruhigt sich der Atem gleich wieder, weshalb er sich wohl getäuscht haben muss. Schliesslich würde der andere so eine Nähe niemals zulassen, wenn er wach wäre. Nach einer Weile bemerkt er, wie sich der Griff um seine Schulter löst, sodass er nun aufstehen könnte. Eigentlich möchte Yugi das nicht, doch so langsam meldet sich auch seine Blase zu Wort. Mit einem leisen Seufzen richtet er sich deshalb vorsichtig auf. Nicht, dass er Yami aus Versehen doch noch aufweckt und rutscht bis zum Rand der Matratze, wo er sich hinsetzt. Noch einmal blickt er auf den schlafenden Mann ehe er aufsteht und auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schleicht. Erst als Yami das Knarren des Dielenbrettes im Flur hört, dreht er sich auf die Seite und öffnet seine Augen. Verwirrt über sein Verhalten und seine widerstreitenden Gefühle blickt er aus dem Fenster, durch das er ein Stück des blauen Himmels sehen kann. Was ist nur mit ihm los? Und wie konnte er überhaupt einschlafen? Und was noch wichtiger ist. Warum hatte er keine Albträume? Fragen über Fragen kreisen durch seine Gedanken, aber findet keine Antworten. Als er hört, dass Yugi zurückkommt setzt er sich im Bett auf und schlägt die Decke zurück. In dem Moment wo er aufsteht, öffnet sich die Zimmertür. „Oh, du bist ja wach.“ Zögernd betritt Yugi den Raum und ist froh, dass er nach der Dusche seine Schlafsachen wieder angezogen hat. „Ja, ich bin gerade eben aufgewacht“, es ist zwar nicht ganz die Wahrheit, aber er will dem anderen nicht sagen, dass er schon länger wach gewesen ist. „Ich geh dann mal...“, nicht wissend wie er den Satz beenden soll, deutet er lediglich auf seine Zimmertür, aber erst als Yugi leicht nickt, geht er in sein Zimmer um sich umzuziehen. Da es schon relativ spät ist, will er sich erst um die Pferde kümmern ehe er duschen wird. Mit einem warmen Gefühl in sich sieht Yugi die geschlossene Tür an. So schlimm der gestrige Abend auch gewesen ist, so gut fühlt er sich jetzt, wenn er daran denkt, wie er eingeschlafen und aufgewacht ist. Schade nur, dass das wohl einmalig bleiben wird. Mit diesem Gedanken reisst Yugi den Blick von der Tür los und geht zu dem Stuhl, auf dem seine Kleider liegen. Er hat gerade sein Shirt angezogen, als Yami wieder ins Zimmer kommt, ihn jedoch nicht weiter beachtet, sondern zielstrebig auf den Flur hinaustritt und die Treppe runtergeht. Nur Sekunden später hört Yugi die Hintertür und weiss so, dass sich Yami jetzt um Blacky und Rocky kümmern wird. Irgendwie beneidet er die beiden gerade und wäre gern an ihrer Stelle. Sugoroku ist gerade dabei den Tisch für ein spätes Frühstück zu decken, als Yugi die Küche betritt. „Guten Morgen Grossvater. Hast du etwa extra mit dem Frühstück gewartet?“ Erstaunt sieht Yugi den gedeckten Tisch an, ist es doch schon ziemlich spät am Morgen und normalerweise würden sie jetzt langsam das Mittagessen vorbereiten. Mit einem Lächeln stellt Sugoroku den Brötchenkorb auf den Tisch. „Guten Morgen Yugi. Ja. Ich weiss ja, dass du nach den elenden Familienfesten immer lange schläfst und da Yami mir gestern gesagt hat, dass er auf dich warten wird, dachte ich mir, dass wir gemeinsam ein spätes Frühstück essen können und dann dafür nur was Kleines zum Mittag.“ Aufmerksam beobachtet er seinen Enkel der sich ungewohnt gut gelaunt einen Tee einschenkt und dann die Tasse auf den Tisch stellt nur um gleich nach einer zweiten zu greifen und sie ebenfalls zu füllen und den Tee mit einem Löffel Honig zu süssen. Gerade möchte er fragen, was Yugi denn vorhat, doch in dem Moment kommt Yami in die Küche. Erstaunt sieht Yami auf die Tasse, die ihm Yugi in die Hand gedrückt hat, dann hebt er den Blick und schaut den kleineren Mann fragend an. „Danke. Womit habe ich das verdient?“ Vorsichtig nimmt er einen Schluck und stellt erfreut fest, dass Yugi sogar an den Honig gedacht, den er inzwischen so sehr liebt. „Nur ein kleines Dankeschön für gestern Nacht“, plötzlich schüchtern senkt Yugi seinen Blick und geht zu seinem Stuhl. Nicht wissend, wie er sich nun verhalten soll, greift er nun nach seiner eigenen Tasse, während er sich hinsetzt. Mit einem Schmunzeln beobachtet Sugoroku wie sich sein Enkel Yami gegenüber verhält. Da hat es aber jemanden ganz schön erwischt und zwar noch mehr, als er es bis jetzt vermutet hat. Seine Gedanken lässt er sich aber nicht anmerken. „Yami komm setz dich hin, du musst ja schon fast am Verhungern sein.“ Er selbst setzt sich schon mal an Tisch, während Yami nun auch zu seinem Platz geht und die Tasse hinstellt. „Dann wünsche ich einen guten Appetit ihr beiden. Lasst es euch schmecken.“ Zufrieden sieht Sugoroku zu, wie sich nicht nur Yugi, sondern auch Yami bei den Leckereien bedient, nachdem sie ihm auch einen guten Appetit gewünscht haben und hungrig anfangen zu essen. Er selbst hat schon früher gegessen, weshalb er sich nur eins seiner selbstgebackenen Rosinenbrötchen nimmt. Immer wieder schielt Yugi während des Essens zu Yami rüber. „Du sag mal Yami, was hältst du davon, wenn wir heute einen Ausritt machen?“ Unsicher, wie der andere reagieren wird sieht er ihn an und bemerkt so dessen überraschten Blick. „Ja, gern.“ Erfreut über die Antwort muss sich Yugi sehr zusammenreissen um nicht über das ganze Gesicht zu strahlen. „Gut, dann schlage ich vor, dass wir nach dem Essen losreiten oder brauchst du erst noch unsere Hilfe Grossvater?“, fragend sieht er den alten Mann an, der jedoch nur verneinend den Kopf schüttelt. „Nein, seid einfach zum Abendessen wieder hier und nehmt euch ein paar der Brötchen und etwas zu trinken mit“, grinsend sieht er die beiden Jungs an. Freut es ihn doch, wenn sein Enkel mal etwas aus dem Haus kommt und auch Yami tut es sicher auch gut, wenn er nicht immer hier oder im Stall sein muss. Während die beiden nach dem Essen den Tisch abräumen und abwaschen, packt ihnen Sugoroku ein kleines Picknick in einen Rucksack, den er dann Yugi in die Hände drückt. „Viel Spass ihr beiden und seid vorsichtig.“ Mit einem breiten Grinsen sieht er, wie sowohl Yugi als auch Yami die Augen verdrehen. „Mensch Grossvater, ich bin doch kein Kind mehr und Yami auch nicht.“ Yugi hätte wohl noch weiter gemault, wenn ihm Yami nicht mit einem vielsagenden Blick angesehen hätte. „Wir werden natürlich aufpassen Sugoroku. Oder Yugi?“ Von Yamis Worten überrascht, sieht ihn Yugi ein paar Sekunden nur an. „Ähm, ja. Das werden wir. Also dann bis heute Abend.“ Nun ist er es, der Yami überrascht, denn er greift nach dessen Hand und zieht ihn regelrecht aus der Küche in Richtung Hintertür. Breit grinsend schüttelt Sugoroku den Kopf. Manchmal steckt in seinem Enkel wirklich noch ein kleiner Junge. Erst als sie vor den Boxen stehen, wird Yugi bewusst, was er getan hat und dass er immer noch Yamis Hand festhält. Sofort lässt er sie los und geht zur Sattelkammer um seine roten Wangen zu verbergen. Erleichtert, dass in dem Raum das Licht nur gedämpft ist, nimmt er die Reitdecken aus dem Schrank und gibt sie an Yami weiter ehe er nach den Zaumzeugen greift und dem Grösseren wieder nach draussen folgt. Mit etwas Abstand sieht er ihm zu, wie der Grössere geschickt die Decken auf den Rücken der Pferde festschnallt und leise mit ihnen zu sprechen scheint. Was offensichtlich besonders Rocky gefällt, wenn er dessen aufmerksamen Ausdruck richtig deutet. „Rocky scheint dich zu mögen.“ Mit einem kleinen Lächeln tritt Yugi zu Yami und hält ihm das Zaumzeug für Rocky hin ehe er zu Blacky geht um diesen selbst aufzuzäumen. Gefolgt von Yami führt er den grossen Wallach zur Treppe vor der Hintertür und stellt sich auf die erste Stufe um einfacher auf dessen Rücken zu kommen. Als er sicher sitzt lenkt er Blacky von der Treppe weg, damit auch Yami aufsteigen kann und wartet geduldig darauf, dass er sich mit Rocky neben ihn stellt. Kurz sieht er ihn an und bemerkt, dass der andere sein Halsband trägt. Was er selbst komplett vergessen hätte, aber anscheinend hat es Yami nun immer in der Tasche. Irgendwie stört es ihn, nur leider haben sie keine andere Wahl. Trotzdem sieht er den Grösseren grinsend an. „Bist du bereit?“ Da sich Yami erst noch ein wenig sortieren muss, dauert es einen Moment, bis er antworten kann. „Ja, ich bin bereit. Wo reiten wir denn hin?“, neugierig wendet er sich Yugi zu, der jedoch nur weiter vor sich hin grinst. „Lass dich überraschen.“ Die Antwort Yugi lässt Yami eine Augenbraue hochziehen, aber er versucht es nicht noch einmal. Immerhin hat er nicht das Recht auf einer Antwort zu beharren. Im Schritt verlassen sie den Hinterhof und biegen nach rechts in die Strasse ein, der sie so lange folgen, bis sie den Stadtrand erreichen und auf die Hauptstrasse einbiegen müssen. Da sie sich auf die Pferde und ihre Umgebung konzentrieren müssen, reden sie nicht miteinander, sondern reiten schweigend nebeneinander her. Wobei Yami aber darauf achtet leicht hinter Yugi zu bleiben. Nach einer Weile erreichen sie einen Feldweg und lenken die Pferde von der Hauptstrasse weg in Richtung Wald. Nach ein paar Metern dreht sich Yugi zu Yami um. „Was hältst du davon, wenn wir ein Stück weit traben und beim Waldrand dann angaloppieren? Der Weg führt direkt zu einer Lichtung mit einem kleinen See und ich dachte, dass wir dort eine Pause machen könnten ehe wir zurückreiten.“ Zwar kann er sich daran erinnern, dass Yami wohl mal das Reiten gelernt haben muss, aber dieses Wissen scheint eher unbewusst vorhanden zu sein, weshalb er dem anderen lieber die Wahl lässt, ob sie schneller werden sollen. Da Yami sich auf seine Umgebung konzentriert hat, braucht er einen Moment bis er realisiert, dass ihn der andere etwas gefragt hat. Dank seiner Erfahrung hat er den Inhalt der Frage aber trotzdem verstanden. „Das hört sich gut an.“ Ganz vorsichtig beginnt er etwas zu lächeln und sieht dabei Yugi direkt an. Fühlt er sich doch gerade einfach nur Wohl und die Bewegungen des Pferdes lassen ihn seinen Körper so bewusst spüren, wie schon lange nicht mehr. Was sich einfach nur gut anfühlt. „Gut.“ Schüchtern erwidert Yugi das Lächeln ehe er sich wieder umwendet und Blacky leicht antreibt, bis dieser in seinen gemütlichen Trab fällt, den er ohne Probleme aussitzen kann. Es dauert nicht lange bis Rocky neben ihm auftaucht und zufrieden schnaubend das Tempo mitgeht. Kurz schaut Yugi zur Seite um zu sehen, ob Yami auch keine Probleme hat, aber der andere sitzt wie ein Profi auf dem Rücken und geht geschmeidig den Takt mit. Weshalb er beruhigt wieder nach vorn sieht. Als sie sich dem Waldrand nähern blickt er noch einmal zu ihm rüber. „Bist du für den Galopp bereit?“ Er muss nicht lange auf die Antwort warten, denn Yami nickt bejahend. „Gut dann bis zur Lichtung und jeder in dem Tempo, das er will.“ Nur kurz muss er Blacky die Galopphilfen geben, ist der Wallach doch offensichtlich genauso motiviert wie er und springt sofort in den Galopp. Mit einem Jauchzen lässt Yugi die Zügel länger und geniesst den Wind, der ihn jetzt umweht. Auch Yami und Rocky haben sich schnell geeinigt und galoppieren den beiden Führenden hinterher und da er spürt, dass der Wallach gern schneller laufen möchte, gibt ihm Yami das was er will und lässt ihn laufen. Irgendwie staunt er darüber, dass das Kaltblut so schnell rennen kann und schon bald haben sie Yugi eingeholt und sogar überholt. Was total gegen die Regeln der Gesellschaft ist, aber als er das Lachen von Yugi hört, weiss Yami, dass er Rocky nicht zurückhalten muss. Plötzlich ändert sich für ihn die Umgebung. Die Kühle Frühlingsluft weicht der heissen trockenen Luft der Wüste und er glaubt den Geruch des Sandes wahrzunehmen. Zum ersten Mal seit er sich bewusst erinnern kann, hat Yami das Bedürfnis laut zu lachen und lässt es auch zu. Lachend galoppiert er über den Feldweg und fühlt sich einfach nur frei. Viel zu schnell sieht er die Lichtung auf sich zukommen. Auf der Wiese lässt er Rocky dann in den Trab und schliesslich in den Schritt fallen, bis der Wallach von selbst stehen bleibt. Mit geschlossenen Augen sitzt er auf dem Rücken des Pferdes und lässt seine Gedanken weiter in die Vergangenheit schweifen. Noch immer glaubt er den heissen Wind zu spüren und den Sand der Wüste zu sehen. Erst als er die Hufschläge von Blacky hört, der nun auch die Lichtung erreicht, öffnet er seine Augen wieder und sieht dem anderen mit einer inneren Ruhe entgegen, die er schon lange nicht mehr gespürt hat. Fröhlich lachend lässt Yugi sein Pferd neben Yami anhalten. „Du bist ein viel besserer Reiter als ich“, lobend tätschelt er Blackys starken Hals. „Ich glaube, ich habe Rocky noch nie so schnell laufen sehen.“ Da er eine schöne Stelle am Ufer kennt, lenkt Yugi seinen Wallach in Richtung des Sees und vertraut darauf, dass ihm Yami folgen wird. Gemütlich reiten sie über die Wiese bis sie einen umgestürzten Baumstamm erreichen, neben dem er anhält und absteigt. Um zu verhindern, dass Blacky über die Zügel stolpert, befestigt er sie an dem Gurt, der die Decke am wegrutschen hindert ehe er ihn ziehen lässt. Weiss er doch, dass die beiden Pferde nicht allzu weit von ihnen weggehen werden. Aufmerksam beobachtet Yami was Yugi macht, nur um dessen Handlungen dann zu imitieren. „Laufen die beiden nicht weg?“, besorgt sieht er den Pferden nach die sich mit gesenkten Köpfen von ihnen entfernen. „Nein, keine Sorge. Die suchen sich jetzt nur frisches Gras und schlagen sich die Bäuche voll.“ Die Worte Yugis beruhigen ihn soweit, dass er sich nun der Umgebung zuwenden kann, die er bis jetzt gar nicht richtig wahrgenommen hat. „Es ist schön hier.“ Bewundernd sieht er über das blaue Wasser des Sees, der sogar an manchen Stellen kleine Kiesbänke hat, auf denen leichte Wellen ihr Muster hinterlassen. Während Yami die Umgebung mustert, setzt sich Yugi auf den Baumstamm und zieht den Rucksack aus, den er bis jetzt getragen hat. Neugierig schaut er hinein und entdeckt ein paar Rosinenbrötchen und Äpfel, die sich den Platz mit zwei Wasserflaschen teilen. Schnell sind die Sachen ausgepackt und auf dem Baumstamm verteilt. Erst jetzt sieht Yugi zu Yami, was seinen Atem einen Moment lang stocken lässt. Steht doch der andere so stolz und aufrecht im Sonnenlicht wie ein... ein König... anders kann er dessen Haltung nicht beschreiben. Lange kann er ihn aber nicht ansehen, denn Yami scheint seinen Blick zu spüren und dreht sich zu ihm um, was den Zauber des Moments zerstört. Den Ausdruck in Yugis Gesicht nicht deuten könnend mustert Yami den Sitzenden, während er nun auch zu dem Baumstamm geht und sich hinsetzt. Durch den Ritt durstig geworden greift er nach einer der Wasserflaschen und genehmigt sich einen grossen Schluck. Da er nicht weiss, was er sagen soll, blickt Yami wieder schweigend über den See, aber die Stille ist nicht unangenehm. Im Gegenteil, bewusst nimmt er die Geräusche seiner Umgebung in sich auf. Bis Yugi das Wort an ihn richtet. „Du Yami“, plötzlich nervös verschränkt Yugi seine Finger ineinander. „Ich... wollte mich noch einmal bei dir bedanken, dass du gestern bei mir geblieben bist und mich auch entschuldigen.“ Um den anderen nicht ansehen zu müssen, fixiert Yugi eine früh blühende Wiesenblume, die stolz ihre Blüte in den Himmel zu recken scheint. Erstaunt sieht Yami zur Seite. Wieso will sich der andere bei ihm entschuldigen? „Du musst dich nicht bedanken. Du hast Trost gebraucht, aber wofür willst du dich entschuldigen? Du hast doch nichts falsch gemacht.“ Neugierig blickt er den kleineren Mann an, während er auf eine Erklärung wartet. „Naja“, druckst Yugi plötzlich rum. „Obwohl ich weiss, dass du körperliche Nähe nicht magst, habe ich dich gebeten bei mir zu bleiben und...“ „Dafür musst du dich nicht entschuldigen“, unterbricht ihn Yami einfach. „Ich hätte auch nein sagen können und inzwischen bin ich soweit, dass ich es auch getan hätte, wenn es mir zu viel gewesen wäre.“ Zu seinem eigenen Erstaunen ist es sogar die Wahrheit. Zwar ist ihm die Nähe am Anfang schwergefallen, aber je länger er neben dem schlafenden Yugi gelegen hatte, desto mehr konnte er sich entspannen, bis er schliesslich selbst eingeschlafen ist und zum ersten Mal seit dem Besuch des Medimagus hatte er keine Albträume. Was ihn immer noch mehr als alles andere verwundert. Was hat ihn nur so ruhig schlafen lassen? Mit grossen Augen sieht Yugi den Grösseren an. Kann er doch kaum glauben, was er da hört. Ist Yami wirklich schon so weit, dass er sich nicht mehr als Sklave sieht? „Dann bin ich erleichtert.“ Um sich irgendwie zu beschäftigen, greift er nach einem Apfel und rollt ihn zwischen seinen Händen hin und her, während er über den See blickt. Nach einer Weile ist es Yami, der das Schweigen zwischen ihnen bricht. „Warum bist du eigentlich auf das Familienfest gegangen? Wenn es dir doch danach so schlecht geht.“ Aufmerksam mustert er das Mienenspiel von Yugi. Der bei dieser Frage leicht zusammenzuzucken scheint. „Wenn ich es dir sage, musst du mir versprechen, dass du es niemandem sagst.“ Ernst sieht er Yami an, der den Blick erwidert. „Ich verspreche es, aber du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst.“ Tief holt Yugi daraufhin Luft. „Nein, es ist schon gut. Weisst du, Grossvater hat schon seit Jahren schweres Asthma und nur ein Medikament hilft ihm“, um sich zu sammeln hält Yugi kurz inne. „Dieses Medikament steht aber nur der Oberschicht zur Verfügung. Darum habe ich vor ein paar Jahren eine Abmachung mit den Takeshis getroffen. Ich bekomme das Medikament für Grossvater, wenn ich im Gegenzug auf das Familienfest gehe und mich als Kuriosität bestaunen und demütigen lasse. Darum habe ich dich auch nicht mitgenommen. Ich hätte dich niemals vor ihnen beschützen können.“ Bitter lacht Yugi kurz auf. „Weisst du, sie geben mir die Schuld am Tod meines Vaters und das nur, weil er mit mir ausgeritten ist, als er vom Pferd gestürzt ist und sich dabei eine Kopfverletzung zugezogen hat. Trotzdem wollten sie mich nach dem Tod meiner Mutter adoptieren und ich habe sogar ein Jahr in ihrem Haus gelebt, aber ich wollte keiner von ihnen werden. Deshalb bin ich dann wieder zu Grossvater zurückgegangen und habe ihn darum gebeten, dem Wunsch der Takeshis nicht nachzukommen. Seit dem Tag, zeigen sie mir ihre Verachtung offen und als ich sie um das Medikament bitten musste... kannst du dir ja sicher vorstellen, wie sie sich verhalten haben.“ Wütend drückt er den Apfel so fest, dass er schon glaubt, ihn jeden Moment zu zerdrücken. Stumm hat Yami der Erzählung Yugis zugehört und auch jetzt weiss er nicht, was er sagen soll, aber jetzt kann er wenigstens so einiges von dem was er gestern gesehen hat verstehen. „Du... hast mir angeboten, dass ich jederzeit zu dir kommen kann, wenn ich jemanden zum Reden brauche. Das gleiche Angebot möchte ich jetzt auch dir machen. Wenn du mich brauchst, dann bin ich für dich da.“ Um seine Worte zu verdeutlichen streckt er seine Hand aus und wartet darauf, dass sie der Kleinere ergreift. Erstaunt sieht Yugi ihn an. Bedeuten doch diese Worte und die Geste, dass ihm Yami seine Freundschaft anbietet. Nun ist es seine Hand, die leicht zittert, als er sie ausstreckt und nach Yamis Hand greift.   ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Nun wissen wir also, warum sich Yugi die Quälerei jedes Jahr antut. Ich sage nur eins, ich mag die Takeshis nicht und da können sie hundert mal mit Yugi verwandt sein. Dafür hat er ja Yami, der in diesem Kapitel mit seinem überraschenden Verhalten weiter macht. Eigentlich wollte ich diesen Schritt noch nicht geschehen lassen, denn ich bin eigentlich der Meinung, dass er sich erst noch weiter erholen sollte, aber der Gute ist etwas ausser Kontrolle geraten und macht gerade ein wenig was er will. Lassen wir ihm mal seinen Willen und schauen mal wo das noch hinführt.   Ich mache noch gleich eine Ankündigung. An nächster Woche, werde ich die neuen Kapitel am Wochenende hochladen und nicht mehr am Mittwoch oder Donnerstag. Nur damit ihr euch nicht wundert, dass nichts kommt. Aber da diese Woche Wege des Schicksals endet, habe ich in Zukunft am Wochenende Zeit für Wüstensklave. Hoffen wir mal, dass das der Geschichte hier gut tut.   So, heute habe ich viel gelabert und ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)