Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 10: Der Markttag ------------------------ Hallo zusammen,   nach dem heftigen Kapitel letzte Woche gibt es jetzt wieder ein etwas ruhigeres.   Was soll ich dazu noch sagen, ausser dass ihr unglaublich seid. Eure Kommentare und die inzwischen 45 Favoriteneinträge machen mich einfach nur sprachlos. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ihr mich damit motiviert.   So, nun aber genug gelabert. Ich wünsche euch viel Spass mit dem neuen Kapitel.     ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Kapitel 10: Der Markttag     Inzwischen ist es für Yami schon fast normal, dass er mit den beiden Mutos am Tisch sitzen und das gleiche essen darf wie seine Besitzer. Er greift gerade nach einem weiteren Stück Brot, als Sugoroku das Schweigen bricht, das seit einigen Minuten geherrscht hatte. „Ich gehe heute auf den Markt einkaufen. Brauchst du die Pferde oder kann ich sie beide mitnehmen?“, fragend sieht er seinen Enkel an, der ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht. „Nein, ich brauche die Pferde nicht. Darf ich wissen, warum du beide mitnehmen willst?“ Normalerweise nimmt sein Grossvater doch immer nur Blacky mit, da der ihm beinahe wie ein Hund gehorcht. Über den erstaunten Gesichtsausdruck von Yugi leicht schmunzelnd streicht sich Sugoroku ein weiteres Marmeladenbrot. „Ach weisst du, ich habe dank Yami viel weniger zu tun und dachte, dass ich darum meine alte Leidenschaft wieder belebe sollte. Kurz gesagt, ich will unser Brot wieder selber backen und dafür wollte ich heute neben den üblichen Einkäufen auch extra Mehl kaufen gehen und das will ich nicht alles Blacky auf den Rücken packen.“ „Ach so“, verstehend nickt Yugi. „Dein Brot hat auch immer viel besser geschmeckt als das vom Bäcker.“ Interessiert hört Yami der Unterhaltung zu. Irgendwie freut es ihn, dass er dem alten Mann eine so grosse Hilfe ist. Plötzlich bemerkt er, wie Sugoroku zu ihm rüber schaut. „Sag mal Yami, hättest du nicht Lust mich auf den Markt zu begleiten?“ Aufmerksam beobachtet der alte Mann die Reaktion des anderen. Erst als er keine Ablehnung, sondern nur Überraschung in dessen Gesicht erkennen kann, spricht er weiter. „Ich wäre ehrlich gesagt sogar froh. Dann muss ich mich nicht allein mit den beiden Rabauken rumschlagen und du könntest mir dabei helfen, die Einkäufe auf ihren Rücken zu verstauen.“ Nachdenklich senkt Yami seinen Blick erst auf die Tischplatte ehe er wieder zu Sugoroku hinübersieht. „Ich komme gern mit. Nur warum spannen wir die Pferde nicht einfach vor den Wagen? Wenn du doch so viel einkaufen willst.“ Wagt er es sogar zu fragen. Hat er doch inzwischen gemerkt, dass die beiden Männer nichts dagegen haben, wenn er Fragen stellt. Tatsächlich scheint sich der alte Mann sogar zu freuen, denn er grinst in zufrieden an. „Die Marktstrassen sind chronisch verstopft und mit dem Wagen kommen wir auch nicht direkt an die Stände ran. Zu Fuss sind wir also viel schneller und wendiger. Du musst nur aufpassen, dass sich die beiden nicht an den Auslagen bedienen. Das sehen die Händler nämlich nicht besonders gern.“ Nun mischt sich auch Yugi lachend in die Unterhaltung ein. „Oh ja, das kann ich nur bestätigen. Rocky hat sich mal in einem unbeobachteten Moment bei den Äpfeln von Frau Kaioh bedient. Mann, war die sauer und dann hat ihr Grossvater auch noch gesagt, dass sie selbst schuld sei, wenn sie nicht besser aufpasst.“ Nun muss auch Sugoroku lachen. „Die Alte hat auch wirklich nicht aufgepasst. Andauernd haben ihr die Kinder Äpfel stibitzt und dann regt sie sich so auf, nur weil Rocky sich auch bedient.“ Die beiden lachenden Männer amüsiert ansehend, bemerkt Yami erstaunt, wie auch seine Mundwinkel leicht anfangen zu zucken. Beinahe so, als wäre das Lachen auch für ihn ansteckend. „Na dann, werde ich besonders gut aufpassen, wo sie ihre Köpfe hinstecken.“ Über seine eigenen Worte überrascht hält Yami unwillkürlich inne. Hat er das wirklich gerade gesagt? Doch ein Blick in Yugis Gesicht, der ihn mit einem warmen Ausdruck in den Augen an schmunzelt, bestätigt es ihm. Schliesslich steht Sugoroku, der immer noch breit grinst, auf. „Wenn ihr beiden fertig seid, mache ich mit dir schon mal den Abwasch, während Yami die beiden Rabauken vorbereitet. Je früher wir auf dem Markt sind, desto mehr Auswahl haben wir und es sind weniger Leute dort.“ Der Aufforderung nachkommend stehen auch sie auf und während Yami kurz nach oben geht um schon mal seine Sachen für den Ausflug zu holen und sich auch gleich sein Halsband anzieht, hilft Yugi seinem Grossvater die Küche aufzuräumen. „Yami scheint den Zwischenfall mit dem Medimagus vor drei Tagen gut überstanden zu haben. Ich habe sogar das Gefühl, dass er nun sogar etwas offener geworden ist.“ Da Yugi gerade dabei ist den Tisch abzuwischen, dreht er seinem Grossvater den Rücken zu. So kann Sugoroku nicht sehen, wie er glücklich lächelt. Dann hat er sich also wirklich nicht getäuscht. „Ja, es grenzt schon fast an ein Wunder, dass er sich nicht wieder zurückgezogen hat.“ Da der Tisch jetzt sauber ist, wendet sich Yugi wieder um und geht zur Spüle um den Lappen auszuwaschen. Unterdessen ist Sugoroku in die Vorratskammer gegangen um zu kontrollieren, was er alles einkaufen muss. „Er ist stärker als du glaubst. Wir haben ihn in seiner schwächsten Stunde kennengelernt, aber wenn er schwach wäre, hätte er seine Versklavung sicher nicht überlebt.“ Yugi hört die Stimme nur gedämpft, trotzdem versteht er jedes Wort und ihm wird bewusst, dass sein Grossvater sogar Recht hat. Yami ist stark, vermutlich stärker als er selbst es ist. Da er nicht will, dass Sugoroku seine Gedanken errät, ruft er ihm schnell zu, dass er jetzt in den Laden geht, bevor dieser wieder aus der Vorratskammer kommt. In der Vorratskammer schüttelt der alte Mann derweil nur den Kopf. Glaubt sein Enkel denn wirklich, dass er ihn täuschen kann? Natürlich weiss er, dass sich der Junge nach einer Schulter zum Anlehnen sehnt und insgeheim hofft, dass er diese bei Yami finden wird. Schliesslich hat er die Blicke schon lange bemerkt, die Yugi dem anderen zuwirft, wenn er glaubt, dass es niemand bemerkt. Als Sugoroku in den Hinterhof kommt, stehen Blacky und Rocky schon beinahe komplett fertig da. Gerade ist Yami dabei die letzten Handgriffe an den Trageriemen von Rocky zu machen, als der alte Mann auf ihn zutritt. Was natürlich Blacky sofort bemerkt und ihn laut wiehernd begrüsst. „Hallo mein Junge. Nun wissen wir alle, dass ich da bin und sind zudem auch noch taub.“ Grinsend beginnt er den grossen Wallach unter der Mähne zu kraulen, was ein lautes Brummeln zu Folge hat. Zum Glück hatte Yami Sugoroku schon bemerkt, so dass er von der lautstarken Begrüssung nicht vollkommen unvorbereitet getroffen worden ist. Hat er doch schnell bemerkt, dass Blacky den alten Mann besonders mag. In aller Ruhe kontrolliert er nochmal die Gurte, an welchen links und rechts grosse Körbe befestigt sind. Wobei er sich deutlich bewusst ist, dass er beobachtet wird. „Du machst das schon wie ein Profi“, bemerkt Sugoroku zufrieden. Immerhin hat Yami das erst letzte Woche gelernt, als er ihm geholfen hat Blacky für den Markttag fertig zu machen. „Können wir los?“ Er wartet die Antwort gar nicht erst ab, sondern greift gleich nach dem einen Strick, während Yami sich Rocky schnappt und ihm mit etwas Abstand folgt. Allerdings bleibt Sugoroku schon nach ein paar Metern wieder stehen. „Na komm schon, lauf doch neben mir. Es ist genug Platz.“ Geduldig wartet er ab, bis der andere zu ihm aufgeschlossen hat ehe er weitergeht. Natürlich ist ihm bewusst, dass die Situation für Yami ungewohnt ist, weshalb er ihn nun in Ruhe lässt, auch wenn er gern noch etwas mit dem jungen Mann geredet hätte. Doch Sugoroku spürt instinktiv, dass der andere damit nun endgültig überfordert wäre. So laufen sie schweigend durch die Strassen, bis sie auf dem Markt ankommen. Mit grossen Augen sieht sich Yami die vielen bunten Stände an, die trotz der Jahreszeit, immerhin ist es erst Frühling mit unglaublich vielen Waren gefüllt sind. Er bemerkt gar nicht, dass Sugoroku geduldig neben ihm steht und ihn belustigt beobachtet. Erinnert ihn dessen Reaktion doch an Yugi, als er das erste Mal mit ihm hier war. Nur war Yugi damals vier Jahre alt. „Kommst du?“ Von der Frage aus seinen Beobachtungen gerissen, sieht Yami erschrocken den alten Mann an. Er entspannt sich dann jedoch relativ schnell wieder, als er dessen freundliches Lächeln sieht. „Ja. Entschuldige, ich habe nur noch nie so einen Markt gesehen.“ Es ist Yami wirklich unangenehm. Weshalb er trotz des nachsichtigen Kopfschüttelns von Sugoroku den Blick senkt. „Ach Yami, das muss dir doch nicht peinlich sein. Der Markt von Domino ist wirklich beeindruckend. Hier findest du beinahe alles, auch exotisches, das von Übersee eingeschifft wird. Am besten nimmst du jetzt beide Pferde und folgst mir einfach.“ Obwohl das eigentlich nicht nötig ist, da Blacky ihm wie ein Hund folgen würde, drückt er Yami den Strick in die freie Hand und steuert zielstrebig den ersten Stand an. Nun kann Yami deutlich sehen, von wem Yugi sein Verhandlungsgeschick geerbt hat. Feilscht doch der alte Mann wie ein Profi und gibt sich erst zufrieden, als er die Kartoffeln und das Mehl beinahe zum halben Preis bekommt. „Yami, räume die beiden Säcke in Blackys Körbe. Aber achte darauf, dass du da Gewicht gleichmässig verteilst.“ Wie auch Yugi spricht Sugoroku nun mit einem eher befehlenden Ton in der Stimme mit ihm. Während Sugoroku bezahlt, verstaut Yami die beiden schweren Säcke in den beiden Körben. Dann gehen sie weiter über den Markt und halten an den verschiedensten Ständen an. Immer mehr füllen sich die Körbe mit Gemüse, Früchten und haltbaren Fleisch. Sogar zwei Gläser Honig, den Yami so gern mag, wird von Sugoroku entdeckt und gekauft. Die ganze Zeit über sieht er sich neugierig um, bis sein Blick an einem Stand hängen bleibt, der Stofftiere und anderes Spielzeug verkauft. Plötzlich verschwinden die Menschen um ihn herum und Yami fühlt sich wieder wie ein kleiner Junge, als er den roten Stoffdrachen sieht und wie magisch von dem Plüschtier angezogen wird. Er bemerkt gar nicht, dass er zu dem Stand geht und den Stoffdrachen mit grossen Augen betrachtet. Noch ist er sich bewusst, dass Sugoroku neben ihn tritt, nachdem dieser gemerkt hat, dass er ihm nicht mehr folgt. „Osis“, nur ganz leise sagt er das eine Wort und will schon nach dem Stofftier greifen, als ihn die laute Stimme der Händlerin in die Gegenwart zurückholt. „Lass die Finger davon, du Sklave! Hast du denn gar kein Benehmen!“ Empört will sie schon nach Yami schlagen, als Sugoroku dazwischen geht. „Entschuldigen Sie bitte sein Benehmen meine Dame, aber der Junge ist noch in seiner Ausbildung zum Sklaven und muss noch einiges lernen.“ Lügt Sugoroku die alte Frau entschuldigend lächelnd an, die sich bei den Worten wieder etwas zu beruhigen scheint. „Na gut, aber achten Sie besser auf ihn. Nicht, dass er noch Ärger bekommt.“ Nun sieht sie sogar mit einem nachsichtigen Blick auf Yami, der mit gesenktem Blick dasteht. „Das wäre ja schade um den hübschen Jungen, wenn er an die falschen Leute geraten würde, die keine Rücksicht darauf nehmen, dass er erst noch lernen muss, wie man sich richtig verhält.“ Beschämt über seinen Fehler fixiert Yami den Boden während er Sugoroku und der Händlerin zuhört. Wie hatte ihm nur so ein Fehler passieren können. Schliesslich war das die erste Lektion die er gelernt hat, nachdem ihm eingetrichtert worden ist, dass ihm nicht mal sein eigener Körper gehört, nämlich dass er ohne Erlaubnis nichts nehmen darf. Die einzige Erklärung die er finden kann, ist die, dass ihn der Anblick des roten Drachen alles hat vergessen lassen. Nur am Rande bekommt er mit, wie er von Sugoroku zu dem Brunnen geschickt wird, damit die Pferde trinken können und er dort auf ihn warten soll. Wie ferngesteuert geht er zu dem Brunnen, wo Blacky und Rocky sofort ihre Köpfe zum Wasser runterbeugen und mit grossen Schlucken zu trinken beginnen. So langsam klären sich seine Gedanken wieder und ihm wird bewusst, dass er sich an etwas aus seiner Kindheit erinnert hat. Osis, sein roter Stoffdrache und bester Freund, der immer an seiner Seite war. Von den Gefühlen überwältigt lehnt er sich zwischen den Pferden an den Brunnenrand. Eine Erinnerung! Bedeutet das etwa, dass er nicht komplett verloren ist? Yami will sich nicht zu viele Hoffnungen machen, aber trotzdem erfüllt ihn zum ersten Mal seit er versklavt worden ist, ein Gefühl der Hoffnung. Es dauert eine Weile, bis Sugoroku auch zu dem Brunnen kommt und den jungen Mann aufmerksam ansieht, der zwischen den Pferden steht und sie gleichzeitig am Hals krault. Eigentlich sollte er ja wütend sein, aber glaubt zu wissen, was mit ihm los war. Heimlich legt er ein braunes Stoffbündel in den Korb auf Blackys linker Seite ehe er um den Wallach herumgeht und sich vor Yami stellt. „Willst du mir erklären, was da gerade mit dir los war?“, gespielt streng sieht er in das Gesicht vor sich. Zwar wird sein Blick schuldbewusst erwidert, aber er hat das Gefühl in den rubinroten Augen etwas zu erkennen, das vorher nicht da war. Yami ringt mit sich, zwar vertraut er dem alten Mann, aber er will trotzdem nicht darüber reden. Nur, hat Sugoroku nicht eine Antwort verdient? Schliesslich gibt er sich einen Ruck. „Ich glaube, ich habe mich an etwas aus meiner Kindheit erinnert.“ Unsicher wartet er auf eine Reaktion und ist dabei auf das Schlimmste gefasst. Doch Sugoroku sieht ihn nur erfreut an. „Das ist doch gut, dann hat sich der kleine Zwischenfall ja gelohnt“, grinsend nimmt Sugoroku Yami Blackys Strick aus der Hand. „Komm, ich habe alles was wir brauchen. Gehen wir nach Hause.“ Diesmal sagt Sugoroku nichts, als Yami auch hinter ihm bleibt, nachdem sie den Markt verlassen haben. Kann er sich doch gut vorstellen, was jetzt in dem jungen Mann vorgeht. Kurz vor der Mittagszeit kommen sie wieder zu Hause an und binden die beiden Pferde neben der Hintertür an. Jetzt beginnt der mühsamste Teil des Ganzen Einkaufs. Die ganzen Sachen ins Haus tragen und wegräumen. Die erste Ladung tragen sie noch gemeinsam rein, doch dann bleibt Sugoroku gleich in der Küche wo er die Lebensmittel in der Vorratskammer verstaut. Allein geht Yami wieder nach draussen, wo er sich den nächsten Korb vornimmt. Mit vollen Armen geht er wieder ins Haus und den Flur durch die Küche. Froh, dass er unterwegs nichts verloren hat, legt er das Gemüse auf den Tisch. „Soll ich die Sachen einfach mal auf dem Tisch lassen?“, fragend sieht er den alten Mann an, der gerade wieder aus der Vorratskammer kommt. „Ja, das ist gut, dann kann ich alles in Ruhe sortieren. Nur die Kartoffeln und das Mehl stellst du dann bitte gleich in der Vorratskammer neben der Tür an die Wand.“ Da er sich schon auf die Lebensmittel konzentriert, die er als nächstes wegräumen will, bemerkt Sugoroku gar nicht, wie Yami kurz nickt und wieder aus der Küche geht. Durch ihre Aufgabenteilung trägt Yami schon bald die schweren Säcke mit dem Mehl und den Kartoffeln als letztes rein und stellt sie wie angewiesen in die Vorratskammer. Mit einem lautlosen Seufzen drückt er kurz seinen Rücken durch. Ihm ist gar nicht bewusst gewesen, wie viel sie eingekauft haben. „Ich gehe jetzt die Pferde versorgen“, teilt er Sugoroku nur noch schnell mit ehe er wieder in den Hinterhof geht wo schon die beiden Rabauken darauf warten, dass er sie von den Körben befreit und ihnen ihr wohlverdientes Futter gibt. Während sie zufrieden das Heu aus den Netzen zupfen, putzt Yami ihr glänzendes Fell und holt so wieder gefühlte Kilos an Winterfell raus. Erst als ihm sein Zeitgefühl sagt, dass es nun bald Mittagessen geben wird, räumt Yami die Putzkiste endgültig weg und geht wieder ins Haus wo er sich als erstes die Hände wäscht. Anscheinend ist er von Sugoroku gehört worden, denn noch bevor er in die Küche kommt, hört er dessen laute Stimme. „Könntest du bitte Yugi aus dem Laden holen? Das Essen ist gleich fertig.“ „Ja, mach ich.“ Schnell geht er an der Küche vorbei in den kleinen Laden. Dort sieht er Yugi hinter dem Tresen mit ernster Miene einen Brief lesen. „Yugi? Es gibt gleich Mittagessen.“ Unsicher bleibt Yami im Türrahmen stehen. Mit einem Seufzen lässt Yugi den Brief sinken und legt ihn dann in die Schublade neben die Einnahmen. Erst dann dreht er sich zu Yami um. „Ist gut, ich schliesse nur noch schnell die Tür ab.“ Eigentlich erwartet er, dass Yami wieder aus dem Laden geht, so wie immer, aber als er sich von der abgeschlossenen Tür abwendet, sieht er dass der andere nicht nur auf ihn gewartet hat, sondern auch weiter in den Laden gekommen ist. Mit schräggelegtem Kopf sieht Yami Yugi an, der ihn erstaunt mustert. „Was ist los Yugi? Du wirkst“, einen Moment sucht er nach dem richtigen Wort. „Bedrückt.“ Von der Frage überrascht kann Yugi im ersten Moment gar nichts sagen. Doch dann fängt er sich wieder. „Es ist nichts. Ich habe nur einen Brief von den Eltern meines Vaters bekommen, in dem sie mich zur alljährlichen Familienfeier, die nächsten Monat stattfindet, einladen oder besser gesagt zitieren.“ Obwohl er diese Einladungen hasst, erfüllt ihn die Frage Yamis mit einem angenehm warmen Gefühl, das ihn wieder etwas beruhigt. „Komm, Grossvater wartet bestimmt schon auf uns.“ Plötzlich fällt ihm auf, dass Yami immer noch das Halsband trägt und da sich dieser schon am umwenden ist, greift er spontan nach dessen Hand. Sofort hält Yami in der Bewegung inne und sieht fragend zu dem kleineren Mann, der seine Hand jetzt loslässt. Allerdings hebt Yugi nun die Hände zu seinem Hals und öffnet mit langsamen Bewegungen die Schnalle von dem Sklavenhalsband. Währenddessen bewegt sich Yami keinen Millimeter, sondern wartet einfach nur ab, was als nächstes passieren wird. Das Leder in der Hand haltend tritt Yugi wieder einen Schritt zurück. „Wenn der Laden geschlossen ist, brauchst du das nicht zu tragen.“ Mit einem schiefen Lächeln sieht er Yami an. „Entschuldige, ich hätte es dir auch einfach sagen können, aber ich konnte das blöde Ding einfach nicht mehr an deinem Hals sehen.“ Reglos stehen sie voreinander, nicht wissend was sie jetzt tun sollen. In dem Moment streckt Sugoroku seinen Kopf durch die Tür. „Wo bleibt ihr denn? Der Pie vom Markt wird kalt und noch einmal kann ich den nicht in den Ofen schieben.“ Von dem alten Mann aus ihrer Starre gerissen drehen sie sich zu ihm um und folgen ihm schnell aus dem Laden. In der Küche duftet es schon verlockend nach dem Pie, der auf dem Tisch steht. Doch das ist es nicht, was Yamis Aufmerksamkeit auf sich zieht. Neben seinem Teller steht ein braunes Stoffbündel. „Was ist das?“, fragend sieht er den alten Mann an, der ihn schmunzelnd mustert. „Ach, das ist nur ein kleines Geschenk für dich. Ich dachte, du freust dich darüber.“ Mit einer geheimnisvollen Miene deutet Sugoroku auf Geschenk. „Ich würde sagen, erst essen wir und dann machst du es auf.“ Er weiss, es ist ein wenig gemein, dem Jungen das Päckchen so vor die Nase zu setzen, aber das Gesicht des anderen ist es ihm wert. Das braune Bündel nicht einen Moment aus den Augen lassend nickt Yami abwesend. Allerdings ist er so in diesen Anblick vertieft, dass er sich nicht von der Stelle bewegt. Weshalb Yugi ihn sanft aber bestimmt zu seinem Platz schiebt wo er dann doch noch aus seinem tranceartigen Zustand erwacht und sich hinsetzt. Schweigend sieht er zu, wie Sugoroku den Pie aufschneidet und dadurch die Füllung aus Schweinefleisch sichtbar wird. Dankend nimmt er ein Stück entgegen, wartet dann aber darauf, bis auch Yugi und Sugoroku ein Stück auf ihren Tellern haben. Sie wünschen sich noch schnell einen guten Appetit und dann probiert Yami das erste Mal Pie. Geniessend schliesst er einen Moment die Augen. Ist das gut... Amüsiert beobachtet Yugi wie der andere sein Mittagessen geniesst, wird dann aber schnell wieder ernst, als er an den Brief denkt. „Die Takeshis haben wieder ihren alljährlichen Brief geschickt. Sie zitieren mich am ersten Samstag im Mai mal wieder zu ihrer Familienfeier.“ Mürrisch sieht er auf seinen Teller, während er sich ein Stück von seinem Pie abschneidet. „Natürlich werde ich wieder von einem ihrer Fahrer mit der Limousine abgeholt. Es geht ja schliesslich nicht an, dass ich in die Magistadt reite oder noch schlimmer laufe oder mit dem Pferdewagen fahre.“ Wütend stochert Yugi auf seinem Teller rum. „Ach Yugi, rege dich nicht auf. Du weisst ja wie sie sind und sonst lassen sie dich ja in Ruhe und wenigstens hast du ja jetzt noch zwei Wochen Zeit um dich vorzubereiten.“ Versucht Sugoroku Yugi etwas zu beruhigen. Weiss er doch, wie es in seinem Enkel brodelt. Schliesslich spielen die Takeshis dieses Spiel jedes Jahr, seit sich Yugi im Alter von 13 Jahren endgültig dazu entschieden hat hier zu leben und nicht in der Magistadt. Doch es scheint nicht viel zu bringen. Wie eigentlich immer. Aufmerksam hört Yami dem Gespräch der beiden Männer zu und bemerkt natürlich, dass die Beruhigungsversuche von Sugoroku nicht viel bringen. Einer Eingebung folgend, streckt er seinen Arm aus und legt seine Hand auf Yugis. Gelassen erwidert er den erstaunten Blick, aber sagen tut er nichts. Erst als er merkt, dass Yugi sich wieder etwas beruhigt hat, lässt er dessen Hand wieder los. Deutlich kann Yugi immer noch das Kribbeln auf seiner Haut spüren, wo ihn Yami berührt hat und zu seinem eigenen Erstaunen hat diese einfache Geste ihn so weit beruhigt, dass er sich wieder seinem Essen widmen und es auch geniessen kann. Nach dem Essen räumen sie noch gemeinsam den Tisch ab und bringen die Küche wieder in Ordnung. Dann kann Yami seine Neugier aber nicht mehr länger zügeln. Ehrfürchtig nimmt er das braune Bündel zur Hand und mustert es nun nicht nur mit seinen Augen, sondern fühlt auch die Festigkeit des Inhalts, der ziemlich weich zu sein scheint. Grinsend schauen die beiden Mutos zu, wie Yami am Tisch sitzt und das Geschenk genau begutachtet. „Na los, du kannst es ruhig aufmachen“, ermuntert Sugoroku den jungen Mann. Mehr als diese Aufforderung braucht Yami nicht. Mit geschickten Fingern löst er den Knoten der Schnur, die um den Stoff gewickelt ist und legt sie zur Seite. Langsam schlägt er dann die einzelnen Ecken des Tuches auseinander, bis er den roten Stoffdrachen erblickt. Mit feuchten Augen und zitternden Fingern greift er sich das Stofftier. „Osis.“ Nur ganz leise kommt das eine Wort aus seinem Mund. Dann drückt er den Drachen an seine Brust. Glücklich, dass er Yami eine solche Freude machen konnte steht Sugoroku an die Arbeitsplatte gelehnt da. Als er dann aber dessen bebende Schultern bemerkt, dreht er sich zu Yugi um. „Lass uns rausgehen. Ich erkläre es dir im Laden.“ Leise gehen die beiden Mutos aus der Küche und weiter durch den Flur, bis sie die Ladentür hinter sich schliessen können. Dort lehnt sich Sugoroku an den Tresen und beginnt Yugi zu erklären, was es mit dem Stofftier auf sich hat. In der Küche sitzt Yami derweil immer noch auf dem Stuhl und drückt das Stofftier an seine Brust. Dass er alleine ist und ihm die Tränen über seine Wangen laufen bemerkt er dabei gar nicht. Erst nach einer ganzen Weile hat er sich wieder so weit unter Kontrolle, dass er seine Umgebung wieder wahrnimmt und erstaunt bemerkt, dass er allein in der Küche ist. Den Drachen in der Hand behaltend, legt er das Tuch sorgfältig zusammen und die Schnur obendrauf. Schliesslich kann man diese Sachen noch einmal verwenden. Nur wo er sie hin räumen soll, weiss er nicht. Weshalb er sie auf dem Tisch liegen lässt. Dann geht er in sein Zimmer wo er den roten Drachen neben seinem Kopfkissen auf das Bett setzt. Zum ersten Mal seit er sich erinnern kann, schleicht sich ein echtes Lächeln auf seine Lippen.     ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Ganz ehrlich, ich habe auch so einen roten Drachen neben meinem Kopfkissen sitzen und da doch fast jedes Kind ein Lieblingskuscheltier hat, das uns doch teilweise sogar noch begleitet, wenn wir erwachsen sind, dachte ich, das wäre doch ein netter Auslöser für eine schöne Erinnerung.   Yami und Yugi scheinen sich ja langsam näher zu kommen, was sogar ganz leicht zu schreiben ist. Was mich als Autorin natürlich besonders freut.   Also, dann hoffe ich jetzt einfach noch, dass euch das Kapitel gefallen hat.   Späte Grüsse   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)