Majestics von abgemeldet (Teil I: Shining) ================================================================================ Kapitel 8: Beliebt ------------------ Oliver beobachtete wie Argent mit Robert in eine der leeren Umkleidekabinen in den Katakomben verschwand. Zehn Minuten später war es der Präsident, der als Erster den Raum wieder verließ.   Robert wollte gerade zur Klinke greifen, als die Tür sich öffnete. Oliver schob sich durch die Tür und an ihm vorbei in den Raum. "Was wollte Argent?", fragte er ohne Umschweifungen. Robert lag ein sarkastischer Kommentar auf der Zunge, aber da dies nicht seine Art gewesen wäre, schluckte er ihn runter. "Die Majestics auflösen, weil wir kein Team sind, wie er sagt", berichtete er stattdessen knapp. "Hat er sonst noch was gesagt?", hakte Oliver nach. "Nur, dass sie Shining als neues europäisches Team favorisieren." "Dass ist das Team von Blair", murmelte Oliver stirnrunzelnd. "Wer?", fragte Robert. Ihm kam der Name bekannt vor, er konnte ihn aber nicht zuordnen. "Theresa Blair", antwortete Oliver. "Sie sollte ursprünglich Johnnys Platz im Team bekommen."   Robert sah ihn überrascht an, erinnerte sich aber daran, das Präsident Schneider ihm sagte, dass sie eine Bladerin ins Team der Majestics aufnehmen wollten. "Warum ist sie nicht dabei?", wollte er wissen. "Gerüchteweise soll sie abgelehnt haben", meinte Oliver nachdenklich, "sodass Johnny nachgerückt ist." Er verschränkte die Arme vor der Brust.   Irgendetwas an der ganzen Sache passte nicht.   "Ich dachte, es sollten die besten der Ligen sein? Sie war doch nie Beste in der Premier League", warf Robert zweifelnd ein. "Ich weiß", bestätigte Oliver, "aber sie ist gut und beliebt. Beliebtheit war scheinbar auch ein Kriterium." "Inwiefern?", stutzte Robert. Ihm war nicht bewusst, dass er in Deutschland sonderlich beliebt gewesen wäre – und er hatte berechtigte Zweifel daran, das Enrico sich bei irgendwem besonders beliebt gemacht hätte. "Ich leiste Öffentlichkeitsarbeit für das von mir unterstützte Beybladezentrum – und für einige Kunstmuseen", erklärte Oliver sachlich. "Okay", sagte Robert langsam und nickte. "Ich bin ehrenamtlich in einer Beybladestiftung tätig – auch wenn das keine große Sache ist."   Oliver zuckte mit den Schultern. "Es reicht aus", meinte er schlicht. "Beybladen ist nur im asiatischen Raum wirklich bekannt und beliebt." "Und Enrico?", fragte Robert und zog die Stirn in Falten. Er konnte sich den Italiener beim besten Willen nicht als ehrenamtlichen Helfer in irgendeiner Einrichtung vorstellen. "Ich vermute, er ist bei den Mädchen beliebt", meinte Oliver und rümpfte die Nase missbilligend. "Aber vielleicht hat er ja auch eine gute Seite", fügte er zweifelnd hinzu. "Gut versteckt."   Der Kommentar brachte Robert unweigerlich zum schmunzeln.   Ja, vielleicht hatte Enrico eine gute Seite. Zumindest konnte Enrico sich gut Inszenieren. Das hatte er beim Euro-Tournament bis auf den letzten Kampf immer geschafft – eine Eigenschaft, die nicht zu vernachlässigen war, wenn es neben sportlicher Leistung auch um deren Vermarktung ging. Vielleicht war das ein Anreiz, ihn mit ins Boot zu holen – zumal er in der Serie A auch ganz oben in der Liste stand.   Johnny war der einzige, der weder das eine, noch das andere mitbrachte – aber wie Robert jetzt wusste, war er aus anderen Gründen nominiert worden.   "Eigentlich gute Voraussetzungen, um ein beliebtes Team aus starken Bladern ins Leben zu rufen", stellte Robert nüchtern fest. Oliver nickte zustimmend.   Nur das sie kein Team waren.   Und deswegen sägte man jetzt an ihrem Ast.   "Kann Argent uns einfach absetzen?", überlegte Robert laut. Oliver schien kurz zu überlegen, ehe er antwortete: "Er arbeitet eng mit Infantini zusammen – und der hat das Projekt initiiert. Ich denke, dass die WBBA Infantini da freie Hand lässt, wie er den Markt letztendlich erschließt." Aber das war nur seine Vermutung.   Er überlegte, ob es zu spät war, sich doch noch als Team zusammen zu raufen und allen zu beweisen, dass die Majestics mehr waren, als sie bisher gesehen hatten.   Oliver dachte dabei vor allem an die Gelegenheit, die französische Liga endlich von ihren korrupten Funktionären zu befreien. Er wollte mit seinem ambitionierten Ziel nicht schon nach ein paar Wochen scheitern.   Robert riss ihn aus seinen Gedanken, als er grimmig sagte: "Mir war von Anfang an klar, dass es irgendwann so weit kommen würde. Mir war allerdings nicht klar, dass es so schnell gehen würde."   Damit wären wir schon zu zweit, dachte Oliver zustimmend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)