Regen der Erinnerung von Tsuki_no_Hime ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kalte Regentropfen fielen wie Tränen auf die Erde hernieder. Manche von ihnen landeten genau auf der ausgestreckten Hand der jungen braunhaarigen Frau, die bewegungslos diesem Naturphänomen trotzte, ein leichtes Lächeln dabei auf den Lippen tragend, welches so gar nicht zu ihren trübsinnigen Gedanken passen wollte. Heute vor genau zehn Jahren war sie gestorben. Sie erinnerte sich noch genau daran zurück. Sah ihre Familie, die sie nie hatte. Spürte all die Berührungen, die nie wirklich existierten. Allem voran hörte sie jedoch all die Worte, die nie real waren. Zehn Jahre waren solch eine lange Zeit und doch konnte sie nicht vergessen, fand einfach keinen Frieden. Es war ihr Mörder, der sie am Leben erhielt. So merkwürdig dies auch klingen mochte. Sie konnte einfach nicht los lassen. Ihr Lächeln schwand und mit ihm senkte sich auch ihre Hand, während sie zögerlich die Augen schloss. Wenn sie ihn doch wenigstens hassen könnte… »Werde meine Frau.« Worte so süß wie Honig und doch gleichzeitig so bitter, das sie es kaum zu beschreiben vermochte. Es war alles nur eine Illusion gewesen… „Mama, wann kommt Papa wieder von seiner Mission?“ Lächelnd blickte Izumi zu ihrem achtjährigen Sohn, der bis eben noch auf der Wiese herum getollt hatte. Ryota war ein richtiges Papa-Kind. Eine Tatsache, die sie schon oft zum schmunzeln gebrachte hatte. Dabei kam er charakterlich eher nach ihr. Sanftmütig. Aufgeschlossen. Lebhaft. Ob es wohl daran lag? „Ich weiß es nicht, mein Schatz, aber es dürfte sicherlich nicht mehr lange dauern.“ Zumindest hoffte sie das, während sie das Nesthäkchen der Familie – ihre kleine einjährige Tochter Kei - liebevoll an sich drückte. Bei dieser erkannte man bereits jetzt schon die deutlichen Züge ihres Vaters, zumindest was den Charakter betraf. Ruhig. Wachsam. Und viel beherrschter, als es für ein Kind ihres Alters eigentlich normal war. Als wenn ein Uchiha normal wäre. Dieser Gedanke ließ sie kurz vergnügt auflachen, was ihr sogleich einen verwunderten Blick von Ryota einbrachte, der sich nun neben sie gesellt hatte, um seine Schwester an sich zu nehmen und ihr das Fläschchen zu geben. Die Beiden waren echt ein Herz und eine Seele. Genauso wie Itachi und Sasuke einst. Itachi… Nie hätte sie für möglich gehalten, das er ihre Gefühle erwidern würde, hatte er doch stets so distanziert gewirkt. Aber er konnte auch anders, wie er ihr schon oftmals bewiesen hatte. Er konnte so unglaublich sanft und mitfühlend sein, während er gleichzeitig auf so viele unterschiedliche Arten schwieg und ihr einfach nur zuhörte. Dieser Mann… Ihr Mann… Er berauschte sie jedes Mal aufs neue, fast so wie eine Droge, von welcher sie nur schwerlich los kam. Ob er wusste, welch eine Wirkung er auf sie ausübte? Natürlich wusste er das. Als wenn auch nur irgendjemand ihm etwas vormachen kannte. Ein müder Seufzer entrann ihrer Kehle. Hoffentlich kam er bald wieder. „Izumi.“ Ein leichtes Lächeln stahl sich nun wieder auf ihre Lippen, als sie sich langsam zu der bekannten Stimme umwandte. „Du hast mir gefehlt, saiai.“ Er schwieg, während er ihr urverwandt in die Augen blickte, darin die stumme Erwiderung ihrer Worte fand, bevor sich seine Mundwinkel zu einem leicht angedeuteten Lächeln verzogen. Heute vor zehn Jahren war sie gestorben. Es hatte so unendlich lange gedauert, bis sie ihn endlich wieder sehen konnte und nun stand er genau vor ihr, der Mann dem sie sowohl ihr Herz, als auch ihr Leben geschenkte hatte. Itachi Uchiha. Wenn ihn schon das Leben nicht vergönnt war, dann vielleicht das Paradies? Und damit ergriff sie seine dargebotene Hand und entfloh mit ihm dem Regen, der noch immer unaufhörlich auf die Erde nieder prasselte und schließlich auch all die schmerzhaften Erinnerungen mit sich fortspülte. Endlich. Endlich konnte sie vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)