Sadistic love von Remy (Danke für über 20 Kommis und über 60 Favos!) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Sonntag begann den Tag viel zu früh. Levi saß am Küchentisch, die Arme auf dem Tisch, die Finger verwoben und darauf den Kopf abgelegt. “Wieso müssen wir so früh los?”. murrte er, bevor er herzhaft gähnte. Es war der 70. Geburtstag ihrer Großmutter, die in einem kleinen Dorf eineinhalb Stunden entfernt wohnte. Sie war - trotz ihres Alters - noch fit und vital. Jedes Jahr lud sie die ganze Familie zu ihrem Geburtstag ein und da es sich dieses Mal sogar um einen runden handelte, war die Feier noch etwas größer. “Mam will Grandma beim Mittagessen helfen”, erwiderte Rebecca, gähnte ebenfalls. Es war für beide viel zu früh. Levi legte die Arme schließlich verschränkt auf den Tisch und darauf den Kopf. Es war einfach, als die Arme noch hochhalten zu müssen. “Ist Mam überhaupt schon auf?” Der Ältere hatte die Augen geschlossen um etwas vor sich hinzudösen. “Schon lange”, kam die prompte Antwort von seiner Schwester, die sich jetzt langsam aufrichtete und durch die Küche ging, sich and Fenster stellte und versuchte ihr Haar zu richten, das kreuz und quer abstand. Am Vorabend hatte sie es gewaschen und lufttrockenen lassen, dabei wusste sie, dass es dann so endete. Jedes Mal machte sie es trotzdem wieder. Gerade wenn sie am nächsten Tag früh aufstehen musste. Am besten noch mit nassem Haar ins Bett, föhnen kostete zu viel Zeit. “Nimm doch die Bürste”, kommentierte Levi ihr tun, nachdem er den Kopf leicht gehoben hatte und ihr einen Moment zugesehen hatte. “Geht schon”, murmelte sie und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Levi ließ den Kopf wieder sinken und schloss die Augen. Minuten später betrat ihre Mutter den Raum. “Seid ihr noch nicht fertig?” Rebecca mühte sich immer noch mit ihrem Haar ab. Levi war am Küchentisch eingedöst. Er trug nur ein Shirt und Shorts, weiter war er an diesem Morgen noch nicht gekommen sich anzuziehen. “Bin gleich fertig.” Er war hochgefahren und schaute etwas verschlafen zwischen den beiden Frauen hin und her, bevor er aufstand, gähnte und nach oben ging um sich fertig anzuziehen. Eigentlich war er nur in die Küche gegangen um zu frühstücken. Eine halbe Stunde später waren sie im Auto auf dem Weg zu ihrer Großmutter. Levi und Rebecca waren schon nach einigen Augenblicken im Wagen wieder eingeschlafen. Keiner von den beiden hatte wirklich Lust auf die Geburtstagsfeier ihrer Grandma. Nicht das sie ihre Großmutter nicht mochten, es war eher die Tatsache, dass es langer, langweiliger Tag werden würde. Angefangen mit Mittagessen über nachmittäglichen Kaffee und Kuchen bis hin zu Abendessen. Und alles mit Tanten, Onkel, Geschwistern ihrer Großmutter und deren Ehepartner. Die wenigsten ihrer Cousinen und Cousins würden da sein, diese wehrten sich schon seit Jahren mit zu jeglichen Familienfeiern zu kommen. Nur sie beide konnten zu ihrer Mutter nicht nein sagen. Sie konnten sie die lange Fahrt aber auch nicht alleine zurücklegen lassen. Levi saß auf einer alten, muffigen Couch. Auch der Rest des Wohnzimmers war eher altmodisch eingerichtet. Es war aber kaum anders zu erwarten für die Wohnung einer mittlerweile Siebzigjährigen. “Noch einen Keks, Levi?” Angesprochener legte ein übertriebenes Lächeln auf und meinte kopfschüttelnd: “Nein, Danke Grandma.” Es war der dritte, den sie ihm in der letzten Stunde angeboten hatte und er hatte immer abgelehnt. Keinesfalls war seine Großmutter Demenz, ganz im Gegenteil, sie versuchte nur ihren Lieblingsenkel schon seit seiner Kindheit - mehr oder minder - zu mästen. Dabei hätte er es nicht einmal nötig. Levi hatte eine gute Figur, für die Ansichten der alten Dame aber zu dünn. Ein Mann musste ihrer Meinung nach etwas kräftiger sein, nur dann könne er anständig arbeiten. “Ach Mam, lass doch den armen Jungen in Ruhe, er hat doch schon so tüchtig zu Mittag gegessen. Wenn er noch mehr isst, platzt er uns!” Auf der einen Seite war er seiner Tante Ann dafür dankbar, auf der anderen wusste er, was jetzt kam und dieses Gespräch bräuchte er noch weniger, als das hundertste Mal gefragt zu werden, ob er noch einen Keks wolle. “Wie läuft es mit der Liebe, Levi?” Und schon ging es los. Ann hatte sich neben ihn gesetzt und sah ihn jetzt prüfend an. Leicht zog Levi die Schultern hoch, darüber wollte er jetzt überhaupt nicht reden. “Geht schon …”, murmelte er. Es war jedes Mal das Gleiche, irgendeiner seiner Verwandten stelle immer diese Frage, teilweise in etwas abgewandelter Form. Am liebsten würden sie ihn alle längst verheiratet mit drei Kindern sehen. Ja, der kleine Levi brauchte eine Frau und einen ganzen Stall voll Kinder. Gerade deswegen hasste er solche Familienfeiern. Jeder quetschte ihn darüber auf, wie es mit einer Freundin lief, wann er denn gedenke zu heiraten. An so etwas dachte Levi nur im Moment überhaupt nicht. Es reichte ihm, wenn er endlich einmal mit seiner Schule fertig wurde, einen anständigen Ausbildungsplatz bekam und dann hoffentlich einen guten Job. Freundin - oder sogar Frau - und Kinder interessierten ihn im Moment herzlich wenig. Rebecca lief an ihm vorbei, hinter ihr ihre drei jüngeren Cousins - sechs, zehn und dreizehn. Sie vergötterten Rebecca, die aber eigentlich auch nicht so viel Interesse an ihnen hatte. “Schau dir deine Schwester an, die kann so gut mit Kindern.” Ein Seufzen entwich aus Levis Kehle. Nein, er konnte nicht mit Kindern. Mehr oder minder hasste er sie sogar. Inständig hoffte er, dass er ein Mädchen finden würde, dass auch nicht darauf aus war, Nachwuchs in die Welt zu setzten. … Oder sogar ein Junge. Er schüttelte den Kopf, was ihn bei seiner Tante Ann eine gehobene Augenbraue einbrachte. “Doch, doch! Du wirst auch einmal solche süßen, kleinen Fratzen in die Welt setzten!” Wenn die wüsste, dachte sich Levi. “Ich hol mir noch ein Stück Kuchen und einen Kaffee. … Möchtest du auch etwas, Ann?” Er fragte nur aus Höflichkeit. Ann hatte schon am Mittagstisch erwähnt, dass sie eine Diät machte. Eine, die sie laut allen anderen, gar nicht brauchte. Doch ihrer Meinung, war da immer noch zu viel an ihrem Bauch und ihrem Hintern und nicht zu vergessen ihre Oberschenkel, ihre ach so breiten Oberschenkel. Sie verneinte dankend und ließ ihn ziehen. Levi lehnte in der Küche am Tisch mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Kuchen war längst nur noch etwas vom Käsekuchen da, was er sich gleich einverleiben wollte. “Rette mich, großer Bruder!” Rebecca kam auf ihn zugestürmt und verkroch sich hinter ihm. Die drei Cousins stolperten gleich darauf in die Küche, schienen sie wirklich nicht zu sehen. “Hast du Rebecca gesehen?”, fragte der Jüngste. Levi schüttelte den Kopf und nippte an seiner Tasse. Tief betrübt zogen sie von dannen. Der Blonde sah zu seiner Schwester hinunter, die die Arme um ihre Beine geschlungen auf dem Boden kauerte. Eigentlich verbarg nur er und ein Tischbein sie, ein Wunder, dass die drei Jungen sie nicht gesehen hatten. “Du hast aber echt kein Glück mit den Männern”, meinte Levi spöttisch. Rebecca sah ihn finster an, als sie sich wieder aufrichtete. “Aber du mit den Weibern … mir rennen die Kerle zumindest hinterher.” Dezent hob der Ältere eine Augenbraue. Ein Auflachen musste er sich verkneifen. “Nur nicht deine Altersklasse.” Er kannte das Beuteschema seiner Schwester zu gut. Die Älteren, mindestens in seinem Alter, wenn nicht gar älter. Das gefiel ihr. Mit Kindsköpfen konnte sie überhaupt nichts anfangen. Ein oder zwei Mal war sie mit einem Jungen aus ihrer Klasse zusammen, doch das hielt nicht lange. Keine gemeinsamen Interessen oder eben zu kindisch. Rebecca richtete sich wieder auf, nahm ihm seine Tasse ab und trank den letzten Schluck der darin war. “Hey!”, kommentiere er und ließ sich seine Kaffeebehältnis zurückgeben. Missmutig blickte er in das leere Gefäß, sah sich aber auch schon nach der Kaffeekanne um, die sich jedoch auch als leer herausstellte. “Du hattest die Drei nicht schon den ganzen Tag an der Backe”, grummelte Rebecca, bevor sie sich an den Küchentisch lehnte. “Ich bin eben nicht so interessant”, erwiderte er darauf mit einem Augenzwinkern. “Ich bin eben nicht so interessant”, äffte sie ihn missmutig nach. Sie nahm das letzte Stück Käsekuchen und biss herzhaft hinein. Levi zog eine Schnute. “Das wollte ich”, grummelte er. Der Tag verlief nicht ganz nach seinem Geschmack. “Du kannst dich beim Abendessen nochmal richtig vollstopfen.” Levi hob leicht eine Augenbraue. “Ab 30 Gramm wird es undeutlich”, kommentierte er die Tatsache, dass seine Schwester gerade mit vollem Mund gesprochen hatte. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und schluckte. “Sorry”, murmelte sie schließlich. Einen Moment lang standen sie schweigend nebeneinander. Bis schließlich Rebecca schwungvoll in die Hände klatschte. “Wann gibt es eigentlich Abendessen?” Levi sah sie skeptisch an. An ihrem Mundwinkel hingen einige Kuchenkrümmel. Rebecca konnte den ganzen Tag über essen und nahm kein Gramm zu. Das lag ihr wohl in den Genen. Auch Levi konnte in sich hineinstopfen, was er wollte, zunehmen tat er nur bedingt. Den Rest des Tages hatte die Jüngere schließlich ihre Ruhe. Die drei Jungs hatten eine andere Beschäftigung gefunden, die darin bestand den kleinen Spitz ihrer Großmutter durch den Garten zu jagen. Das Tier tat sogar Rebecca Leid, doch wenn sie den Hund nicht hätten, wäre sie wieder fällig gewesen und würden die ganze Zeit an ihrer Backe hängen. Das müsste nicht sein. Sie und Levi saßen nach dem Abendessen zu zweit auf der Couch und sahen dabei zu, wie sich ihre Verwandten unterhielten. “Hast du gehört, dass Manuel geheiratet hat”, fragte die Jüngere. Ihr Bruder nickte nur. “Und Susann hat sich scheiden lassen, muss eine ganz schöne Schlammschlacht sein.” Wieder nickte er nur. “Wieso sind die eigentlich nicht da? Manuels Frau würde sicher jeden interessieren …” Levi sah sie fragend an. “Keine Ahnung, konnte sich abseilen … oder weiß, wie unsere Tanten bohren können … besonders seine Mutter … Wo ist Tante Marie überhaupt?” Sie sahen sich beide um. “Ist sie überhaupt da?” Levi zog die Augenbrauen zusammen. Er war sich nicht sicher, ob er ihre andere Tante heute schon gesehen hatte. Es waren einfach zu viele Verwandte, um wirklich feststellen zu können, ob alle anwesend waren. “Ich habe keine Ahnung”, kam es schließlich von Rebecca, als sie es aufgegeben hatte, sich umzuschauen und wieder zurück in die Couch gesunken war. Sie setzte sich etwas umständlich schräg hin und erntete dadurch einen verwirrten Blick ihres Bruders. “Da drückt eine Feder”, meinte sie und drückte auf die Stelle. Beide seufzten sie schließlich. “Wo ist Mam?”, kam es nach einigen Minuten von ihrem Bruder. “Mit Tante Ann draußen im Garten … unterhalten sich über Gemüseanbau … Zumindest haben sie das, als ich noch daneben stand. Wahnsinnig interessant … scheinbar.” “Spannend.” Levi zog das Wort unnötig lang, um auszudrücken, wie wenig ihn dieses Thema interessierte. “Sag’ ich ja”, erwiderte sie trocken. Sie setzte sich etwas gerader hin, rückte aber so, dass ihr die Feder nicht ins Kreuz drückte. Geistesabwesend knabberte Levi an einem seiner Fingernägel. Familienfeiern waren nie wirklich spannend bei ihnen. Ein großes ‘Was hast du denn in letzter Zeit gemacht?’ und ein großes Fressen. Sie hatten nicht viel mit ihren Verwandten zu tun, was größtenteils daran lag, dass die ganze Familie recht verstreut war. Eigentlich waren Feiern die einzige Gelegenheit sich zu treffen. Aber dadurch hatten sie alle auch recht wenig miteinander zu tun. Levi war dann auch noch nicht der so sozial veranlagte Typ, wodurch es ihm schwer fiel, sich einfach mit jemand zu unterhalten, mit dem er nicht so viel zu tun hatte. “Ich hoffe, wir fahren bald heim.” Rebecca stieß ein tiefes Seufzen aus. Auch sie fand diese Feiern eher nervig. Alle waren entweder jünger oder wesentlich älter als sie. Also auch niemand, mit dem sie sich wirklich unterhalten konnte. Und dann war sie auch noch in dem Alter, in dem man viel lieber etwas mit seinen Freunden unternahm, als mit der Familie. “Ich suche mal Mam”, meinte Levi und erhob sich langsam. Doch er kam nicht weit, da seine Mutter schon ins Wohnzimmer abbog. Freudestrahlend sprang auch Rebecca auf. “Na ihr beiden? Wollt ihr los?” Beide nickten sie, taten aber auch so, als ob sie gerade wahnsinnig viel Spaß gehabt hätten. Die Rückfahrt war genauso langwierig und langweilig, wie die Hinfahrt. Dieses Mal dösten nur weder Levi noch Rebecca ein, obwohl es schon spät wurde. “Levi? Hast du heute morgen in deinem Zimmer das Licht brennen lassen?” Der Blonde hatte die Fahrt über gedankenverloren aus dem Beifahrerfenster geschaut, auch jetzt, als ihn seine Mutter ansprach. “Ich dachte eigentlich nicht”, erwiderte er und blickte nach vorne. Mittlerweile lag ihr zu Hause vor ihnen und aus dem Fenster seines Zimmers war Licht zusehen. “Oder doch?”, murmelte er verwirrt. Er war sich sicher gewesen, dass er es beim Rausgehen ausgemacht hatte. Irritiert schüttelte er den Kopf, als er die Treppe nach oben gegangen war und in sein Zimmer trat. Das Licht brannte wirklich. Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb an seinem Bett hängen. Dort lag der Grund, weswegen die Lampe nicht aus war, und schlief. Aber wie um Himmels Willen war er hier rein gekommen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)