🔥 Wenn Rache wie Feuer brennt 🔥 von CheyennesDream (Kaltes Herz Sess & OC) ================================================================================ Kapitel 9: Töchter ------------------ Das Kapitel ist länger geworden und hat dementsprechend mehr Zeit in Anspruch genommen. Aber ihr liebt ja lange Texte. Außerdem bin ich hocherfreut über die vielen neuen Favos. Makoto  -  Aufrichtigkeit, Wahrheit Itsuko    Fragendes Kind Ishi - Stein Kapitel 9 - Töchter Nach Wochen des Herumreisens erreichte Setsuna no Takemaru alias Akeno Kanegawa die Kaiserstadt und strebte seinen Anwesen im Beamtenviertel zu. Da er am frühen Morgen bereits einen Boten geschickt hatte, war man auf seine Ankunft vorbereitet. Sobald die Eskorte in die breite Straße einbog, öffneten die beiden Wachposten das große zweiflügelige Tor. Als Nächstes eilten Diener herbei, die sich um die erschöpften Pferde kümmerten. Akeno stieg ab, warf einen Blick in die Runde, fand jedoch nichts, was er auszusetzen hatte. Unter der Führung seiner Gemahlin und des Beauftragten funktionierte wohl alles reibungslos. Dieser Mann, einige Jahre älter als er, der den Namen Makoto trug, erschien ebenfalls und begrüßte den Herrn. Danach erstattete dieser sofort Bericht, teilte die wichtigsten Punkte mit und erwähnte Dinge, die sofort erledigt werden mussten und keinen Aufschub duldeten. Ohne seine Gefühle zu zeigen, hörte der Chef des kaiserlichen Geheimdienstes zu. Innerlich seufzte er, denn er sehnte sich nach einem heißen Bad und viel Ruhe. Ruhe fand er in seiner Position selten, denn immer wieder gab es einen Zwischenfall und er musste intervenieren. Statt seinen Wünschen nachzugeben, stieg er die drei Treppen hoch, betrat das Haus und wandte sich zu seinem Arbeitsraum, der hier im östlichen Flügel untergebracht war. "Oh edler Herr, beinahe vergaß ich", erklang Makotos Stimme in seinem Rücken, denn der ältere Diener erinnerte sich noch an etwas Wichtiges. Während er sein Versäumnis nachholte, legte er seine Stirn auf den kalten Erdboden und erwartete die Rüge, die jedoch ausblieb. "Euer neuer Schreiber ist bereits eingetroffen." Daraufhin blieb Akeno stehen, warf einen grimmigen Blick auf den älteren Mann und wollte wissen: "Dieses Waisenkind Jiro Sakamoto?" Makoto nickte, denn zu mehr kam er nicht. In diesem Moment erschien ein Mädchen, verbeugte sich ebenfalls und sagte leise: "Willkommen verehrter Vater. Meine verehrte Mutter hätte euch sicherlich ebenso gern begrüßt, doch sie hat ein Treffen mit Kudara-sama." Über das Gesicht des ehemaligen Generals huschte ein leichtes Lächeln, bevor er befahl: "Du kannst dich zurückziehen Makoto. Heute benötige ich deine Dienste nicht mehr." Der Diener befolgte die Aufforderung, deutete jedoch noch zu einem Gästeraum, dorthin wo er den jungen Mann untergebracht hatte. Akeno folgte dem Fingerzeig, dann winkte er seiner Tochter, damit sie mit ihm ging. Sobald er seinen Arbeitsraum erreicht hatte, legte er seine Maske ab und ließ sich von dem Mädchen mit der restlichen Rüstung helfen. Danach umarmte er sein einziges Kind und hielt sie lange fest. Itsuko war sein Liebling und entschädigte ihn für Ishi. Er brauchte nicht näher zu fragen, denn er wusste genau, wo seine Gemahlin verweilte und warum. Die kurze Andeutung vorhin genügte ihm. Saburo Kudara, ein sehr einflussreicher Berater des Kaisers strebte die Vermählung mit Itsuko an. Ishi befürwortete diese Verbindung, er war dagegen. Denn der Mann war fast viermal so alt wie seine Tochter. Während sie gerade 15 Jahre zählte, überschritt der Berater bereits die sechzig. "In dieser Angelegenheit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", beruhigte er das Mädchen, denn, ohne dass sie es aussprach, fürchtete sie sich vor dem alten Mann. Er schenkte Itsuko weitere Hoffnung: "Selbst der Kaiser wird niemals zustimmen." Den Rest sprach er nicht laut aus, sondern dachte ihn nur: 'Es sei denn, ich falle in Ungnade.' Was hoffentlich nicht passieren würde. Seinem Kind gegenüber zeigte er mit keiner Geste, wie besorgt er in dieser Angelegenheit war. Schon viele Beamte fielen Intrigen zum Opfer, wurden unschuldig angeklagt und verloren ihren Posten, manchmal sogar ihr Leben. Er selbst schadete in seiner Position genug Familien auf ähnliche Weise. Daher rechnete er stets damit, selbst mit seinen eigenen Waffen geschlagen zu werden. Um dem vorzubeugen, suchte er sich seine Mitarbeiter genau aus, beobachtete sie lange. Jetzt fiel seine Wahl auf ein Waisenkind von hoher Abstammung. Ohne das dieser es wusste, wurde das bisherige Leben des wartenden jungen Mannes ebenso geprüft und er musste ihn nun einweisen. Obwohl er sich erschöpft fühlte, wollte er seine Zeit nutzen und schob vorerst seine Gedanken an die Zukunft seiner Tochter beiseite und entschuldigte sich bei ihr: "So gern ich deine Gesellschaft genieße, doch ich muss mich noch um einige Dinge kümmern. Richte inzwischen ein Bad für mich her! Sobald deine Mutter zurück ist, soll sie mir dort Gesellschaft leisten oder eine Konkubine schicken!" Itsuko verbeugte sich und wollte gehorchen, denn die Anweisung verwunderte sie nicht. Die beiden Konkubinen, die sich ihr Vater hielt, brachten ihm mehr Zuneigung entgegen, als ihre Mutter. Oft genug hatte sie ihre Eltern streiten gehört und immer wieder fiel dabei der Name Izayoi. Eine bildschöne Prinzessin, wie Itsuko wusste, da sie deren Porträt kannte. Es hing hier im Arbeitsraum und sie war eine Frau, die ihr Vater früher sehr geliebt hatte. Zwar verstand sie nicht, weshalb sich ihr Vater die Erinnerung bewahrte aber die, in ihren Augen, unnötige Eifersucht ihrer Mutter auf eine tote Frau, verurteilte sie. Vielleicht würde sie anders denken, wenn sie die ganzen Zusammenhänge kannte. Im Moment interessierte es sie nicht, sondern sie war gewillt den Befehl ihres Erzeugers auszuführen. An der Tür hielt ihr Vater sie noch einmal auf. "Wie gefällt dir der junge Mann?" Das Mädchen errötete leicht. "Jiro?", murmelte sie. "Er ist gut aussehend und scheint viel zu trainieren. Außerdem genoss er vermutlich eine gute Erziehung." "Er gefällt dir also", schlussfolgerte Akeno und schickte seine Tochter endgültig fort, ohne seine Pläne zu offenbaren. Sobald sich die Tür geschlossen hatte, starrte er sie eine Weile an. Dann drehte er sich um und blickte zum Fenster hinaus, welches er kurz vorher geöffnet hatte. "Weshalb sollte ich meine Tochter mit einem greisen Beamten vermählen, dessen Stern im Sinken ist, wenn sie einen jungen vitalen Fürsten bekommen kann", sagte er kaum hörbar. Früher oder später musste seine Gemahlin das einsehen. Setsuna alias Akeno schritt durch den Raum und setzte sich an den niedrigen Tisch. Dann ging er die Papiere durch, die ihm seine rechte Hand und treuer Diener Makoto zurechtlegte. Diese Aufgabe bewältigte er schnell. Sobald er sie durch hatte, erhob er sich, verschloss die Dokumente sorgfältig und verließ dann den Raum. Bevor er sich seinem eigenen Vergnügen widmen konnte, musste er noch ein Gespräch führen. Seit einigen Stunden saß Hiroshi oder wie er von nun an hieß Jiro in dem ihm zugewiesenen Raum und wartete. Nachdem Miki ihn im Anwesen ablieferte, verschwand der Ninja genauso geheimnisvoll, wie er gekommen war. Doch am Eingang wurde er schon erwartet. Ein Mann mit dem Namen Makoto führte ihn in das Gemach und gab ihm den Befehl zu warten. Alles, was er erfuhr, sein zukünftiger Herr war noch auf Reisen, sollte aber am Abend eintreffen. Deswegen rührte sich Kenshins Sohn nicht von der Stelle und versuchte seine Nervosität zu unterdrücken, indem er meditierte. Nicht nur seine Aufgabe, sondern das was kommen würde war neu für ihn. Er wusste, er war hier auf sich allein gestellt und durfte niemand vertrauen. Sollte er einen Fehler begehen, sich womöglich enttarnen, hoffte er, Miki würde davon erfahren und rechtzeitig eingreifen. Um dem vorzubeugen und sich die Zeit zu vertreiben ging Jiro später in Gedanken noch einmal das Gelernte durch. Zufrieden, weil er alles behalten hatte, überhörte er fast das Klopfen. Den Besucher, der sich beinahe zaghaft ankündigte, ließ er ein. Er wurde überrascht, als die Tür aufgeschoben wurde und ein junges Mädchen, ein Tablett haltend, eintrat. Im ersten Moment hielt Hiroshi sie für eine Dienerin. Doch die edle Kleidung belehrte ihn eines Besseren. Dann hob sie etwas ihren Kopf und er erkannte sie. Setsuna no Takemarus Tochter. "Willkommen in unserem Haus, Jiro Sakamoto", begrüßte sie ihn, setzte die Speisen vor ihm ab und bat höflich: "Darf ich dir Gesellschaft leisten?" Jiro schluckte, versuchte seine Verlegenheit zu verbergen und stimmte zu: "Gern und du bist?" "Itsuko Kanegawa", nannte die junge Wirtin ihren Namen. "Als zukünftiger Angestellter meines verehrten Vaters werden wir uns noch oft sehen." 'Das hoffe ich doch sehr', dachte der junge Mann ohne Hintergedanken. Erst danach rief er sich seinen Auftrag ins Gedächtnis und verfluchte die Komplikation. Er konnte nicht professionell arbeiten, wenn er sich Gefühle erlaubte. Kenta hatte ihn gewarnt und den Ratschlag sollte er sich zu Herzen nehmen. Trotzdem schaffte er es nicht, ihre nächste Bitte auszuschlagen: "Darf ich dich betrachten und deine Hände berühren?" Die Frage kam so unerwartet und war ganz bestimmt nicht angemessen, dass er trotzdem zustimmte. Allein weil er neugierig war, was sie damit bezweckte. Leicht schüchtern hob Itsuko ihr Gesicht und sah ihm in die Augen, wobei sie ihn augenblicklich durchschaute. Die Arroganz, die er zeigte, war nur gespielt. Dahinter verbarg sich ein einfühlsames Wesen, zwar ein wenig unsicher und ängstlich aber er zeigte auch Stärke. Wenn er mutig war, sie beschützen könnte, vielleicht würde sie ihm eines Tages vertrauen und lieben. Sie wusste, dass ihre Eltern sie bald vermählen wollten und beide unabhängig voneinander eine vorteilhafte Verbindung suchten. Während ihre Mutter sich offenbar schon festgelegt hatte, ging ihr Vater noch die Optionen durch und prüfte mögliche Kandidaten. Er zog sogar Jiro in Betracht, da dieser von edler Herkunft war. Eigentlich war ihr es zuwider, auf diese Art, verschachert zu werden. Doch nun wo sie den jungen Fürsten begegnete, konnte sie sich viel leichter mit dem Gedanken anfreunden, diesem Fremden versprochen zu werden. Im Gegensatz zu Kudara-sama, dessen runzliger Anblick sie sofort abstieß und von dem es hieß, er könnte keine Kinder zeugen. Schon deswegen verstand sie nicht, weshalb ihre Mutter auf diese Verbindung drängte. Mit großer Mühe schob Akenos Tochter, die Gedanken an ihren verhassten potenziellen Gemahl beiseite und konzentrierte sich auf den jungen Mann. Sie nahm dessen Hand, betrachtete die Innenfläche und ertastete die Schwielen. "Übst du oft den Schwertkampf?", wollte sie daher wissen. "Nicht nur", erklärte der Gefragte. "Ich wurde in vielen Techniken ausgebildet. Mein verstorbener Lehrer, ein ehemaliger Samurai meiner ermordeten Eltern, brachte mir alles bei." "Stimmt es, du bist der letzte Überlebende eines edlen Fürstengeschlechts?", stellte Itsuko schon die nächste Frage. Der als Jiro auftretende Hiroshi nickte und berichtete dann, wie man es ihm beibrachte. "Kurz nach meiner Geburt, wurde unser Anwesen überfallen und meine ganze Familie niedergemetzelt. Niemand überlebte, weder ein Diener noch ein Soldat. Wahrscheinlich wäre ich ebenso gestorben, wenn mich mein späterer Ziehvater nicht gefunden hätte. Er begrub meine Eltern und meinen älteren Bruder. Danach zog er sich in die Berge zurück. Da niemand jemals erfuhr, wer den Überfall in Auftrag gab und um meine Sicherheit zu gewährleisten, versteckte er mich und wir lebten in der Einsamkeit. Erst im letzten Jahr, als er schwer erkrankte, bat er einen Freund um Hilfe. Dieser verschaffte mir diese Stellung bei Akeno-sama, um dadurch meine Zukunft abzusichern." "Ein sehr bewegendes Schicksal", rutschte dem Mädchen heraus und sie empfand Mitleid. Außerdem fand sie Jiro immer sympathischer. Sicher hätte sie ihr Gespräch fortgesetzt aber im Freien erklangen Stimmen. Deswegen bat sie: "Entschuldige mich, mein Vater trifft vermutlich ein." Da er ihr folgen wollte, fügte sie hinzu: "Warte besser hier. Der Herr wird dich sicherlich heute Abend noch aufsuchen." Dann hatte sie den Raum schon verlassen. Jiro blickte noch lange auf die verschlossene Tür und wunderte sich, dass die Lüge ihm so leicht von den Lippen gekommen war. Die Geschichte seiner angeblichen Vergangenheit war glaubwürdig und würde einer Überprüfung standhalten, das wusste er. Seinen angeblichen Erzieher gab es tatsächlich und er lebte wirklich als Einsiedler in den Bergen, wohin er sich zurückgezogen hatte, nachdem man seinen Herrn ermordete. Was Hiroshi nicht wusste, ob es diesen Jiro, ein nur wenige Tage altes Baby gegeben hatte. Er würde seine Rolle spielen und hatte sich gut im Griff, als der Gegner seines echten Vaters leibhaftig auftauchte und an seine Tür klopfte. Als Herr des Hauses trat Akeno ein und blieb mitten im Raum stehen. Dann richtete er seinen Augen auf den vor ihm knienden Jüngling. Der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, Jiro sah wirklich gut aus. Ein hübscher Knabe, der sicherlich nicht nur den Frauen den Kopf bei Hofe verdrehen würde. Er würde ein Auge auf ihn haben müssen. Ihm gefiel es, das sein neuer Schreiber jung und sicherlich noch formbar war. Hoffte er, da er Pläne mit ihm hatte. Nicht umsonst hatte er dessen Herkunft genau recherchieren lassen. Viel kam nicht dabei heraus. Dass er keine Familie und nicht einmal weit entfernte Verwandte besaß, kam ihm daher sehr gelegen. Nun musste er noch herausfinden, wie der vor ihm Kniende dazu stand, und beschloss ehrlich zu sein, so wie damals der Vater seiner Gemahlin zu ihm. "Erhebe dich Jiro!", forderte der ehemalige General den Gast auf. "Nimm zusammen mit mir hier auf den Kissen Platz. Aufgrund deiner Herkunft werde ich dich, innerhalb des Hauses und wenn wir allein sind, als Gleichgestellten betrachten. Du wirst nur von mir oder Makoto Befehle entgegennehmen! Niemand sonst, weder von meiner Gemahlin noch von meiner Tochter." Mit einem strengen Blick forschte Akeno in Jiros Antlitz und hakte nach: "Haben wir uns verstanden?" Der junge Mann nickte, obwohl er noch nicht den Sinn verstand, und hörte weiter zu: "Unsere Aufgabe ist es in erster Linie unserem Herrn zu dienen, ihn und seine Familie zu schützen. Des Weiteren Verrat aufzudecken und Anschläge gegen die Regierung zu vereiteln. Wenn man es von uns verlangt, werden wir in den Tod gehen. Aufgrund unserer Stellung besitzen wir Macht und so manchen hat das korrumpiert. Daher sind wirklich loyale Mitarbeiter selten zu finden. Mein Vorgänger besaß genug von ihnen, darunter deinen Ziehvater. Als er deine Ausbildung begann, hatte er bereits mit Fudo Kanegawa die Vereinbarung getroffen, dich später in den Geheimdienst aufzunehmen. Aus diesem Grund bist du nun hier, denn ich respektiere die Wünsche meines Schwiegervaters. Außerhalb des Anwesens dienst du mir offiziell als Schreiber. Dazu ist es nötig, dass du mich überall hin begleitest. Du wirst wie meine Augen und meine Ohren sein. Beobachten, lauschen, analysieren und nur mir berichten! Jedes Detail ist wichtig! Das dient deiner Ausbildung, denn solltest du dich tatsächlich eignen, wirst du eines Tages mein Nachfolger und ...", hier ließ der Leiter des kaiserlichen Geheimdienstes absichtlich eine Pause, "mein Schwiegersohn." "Herr", wagte Hiroshi einen Einspruch, der sofort geblockt wurde. "Akeno. Dein Herr bin ich nur in der Öffentlichkeit." Obwohl es ihm schwerfiel, seinen neuen Vorgesetzten förmlich anzusprechen tat es Kenshins Sohn. "Du setzt großes Vertrauen in mich. Ich könnte ein Spion oder Verräter sein." Bei den Worten schmälerten sich die Augen des ehemaligen Generals und er dachte unwillkürlich an sein größtes Vergehen. Den Mord, den er an Prinzessin Izayoi beging und stets bereute. Das Verbrechen sühnte er noch heute. Jedes Mal wenn er sich im Spiegel betrachtete oder die Schmerzen verspürte, wurde er daran erinnert. Oft hatte er sich gewünscht zu sterben, aber jemand rettete ihn, glaubte an ihn und verschaffte ihm diese Stellung. Niemals hatte er Ishis Vater enttäuscht, diente ihm, bis er starb, und führte nun in dessen Sinn den Geheimdienst weiter. Das er seine Macht dazu benutzte sich zu rächen, ging Jiro nichts an. Stattdessen erläuterte er nur: "Vielleicht. Wenn dem so ist, wirst du sicherlich verstehen, dass ich dich ohne Skrupel töten werde. Deine Ausbildung wird hart, die Prüfungen schwer. Du wirst Geduld aufwenden müssen, um tatsächlich mein Vertrauen zu verdienen. Bei jedem Auftrag werde ich deine Loyalität hinterfragen und dir Fallen stellen. Sollte ich jedoch zufrieden mit dir sein, werde ich dafür sorgen, dass man dir deinen Titel Fürst Sakamoto zuerkennt und du, die Ländereien, die man deiner Familie stahl, zurückerhältst." Diesmal schwieg Jiro, denn zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Die Wichtigste konnte er sich wirklich auf das alles einlassen? Mit dieser Wendung hatte sein Erzeuger bestimmt nicht gerechnet. Dieser zählte auf ihn und er musste dieses Spiel mitspielen. Immerhin gab es da noch Kenshins Befehl: 'Diene ihm, wie du mir dienen würdest.' Er hob etwas seinen Blick und betrachtete den ehemaligen General. Obwohl dieser die Vierzig schon überschritten haben musste, sah man immer noch sein gutes Aussehen. Wenn Hiroshi es nicht besser wüsste, würde er anzweifeln, dass der Mann nur mit großer Mühe und Hilfe dem Feuer entkam. Wie durch ein Wunder hatten die Flammen sein Gesicht verschont, sodass sich die Brandnarben gut unter der Kleidung verstecken ließen. Niemand sollte erfahren, dass der Anführer des Geheimdienstes noch heute unter den Folgen litt. Deswegen verbarg er seine Schmerzen, indem er keine Emotionen zeigte. Allerdings ließ ihn der harte Gesichtsausdruck älter und skrupelloser wirken. Er saß jetzt dem Mann gegenüber, der seine Familie bedrohte, und hatte die Möglichkeit ihn auszulöschen. Doch rechtfertigte eine Drohung bereits einen Mord? Kenshins Sohn unterschätzte den Krieger nicht. Obwohl Akeno nur über einen Arm verfügte, wusste sich dieser sicherlich zu verteidigen. Wenn er einen Blitzangriff startete, führte das zum Ziel? Er bewegte seine Hand, ohne dass sein Gastgeber es merkte. Dann zögerte er, weil er nicht leichtfertig handeln wollte, sondern dachte weiter nach. Womöglich verschaffte ihm diese Stellung ungeahnte Möglichkeiten? Nicht nur für den Augenblick, sondern auch für die Zukunft seines Clans? Er wog die Optionen ab und beschloss mit der Tat zu warten. "Es ist unerwartet und macht mir angst", gab er zu und meinte es ehrlich. Mit einem leichten Lächeln offenbarte der Herr des Hauses: "Vor siebzehn Jahren bekam ich dieselbe Chance, die ich jetzt dir gewähre. Damals hegte ich ähnliche Zweifel. Doch glaube mir, wenn der Tag kommt und du trittst meine Nachfolge an, wirst du mir dankbar sein." Damit erhob sich Akeno. "Teile mir deine Entscheidung morgen früh mit!" Noch bevor er die Tür erreichte, beschloss Jiro: "Dein Angebot nehme ich an und hoffe niemals dein Wohlwollen zu verlieren. Allerdings habe ich eine Bitte, Itsuko betreffend. Zwinge ihr keine Zwangsvermählung auf!" Der ehemalige Soldat drehte sich zu dem Jungen um und runzelte seine Stirn. Ohne das er es wollte, hatte sich Jiro verraten. Dieser mochte offenbar das Mädchen und sorgte sich um ihr Glück. Deswegen ließ er durchblicken: "Ihr droht die Zwangsvermählung, allerdings nicht mit dir. Meine Tochter hat ihren eigenen Kopf, und falls sie einen geeigneten Gemahl findet, werde ich dem Werben des Betreffenden nicht im Wege stehen." Damit verließ Akeno den Raum, kam aber noch einmal zurück, weil er etwas vergessen hatte. "Diese Gemächer gehören ab jetzt dir und am Ende des Ganges ist ein separater Eingang. Von dort gelangst du durch den Garten zu einer verborgenen Pforte, für den Fall, du musst unbemerkt das Haus verlassen. Mein Arbeitsraum ist direkt gegenüber, sodass ich ständig über dich verfügen kann, ohne das halbe Haus aufzuwecken, wenn ich etwas mit dir besprechen muss." Danach ließ er den jungen Mann endgültig allein, ohne zu ahnen, das Hiroshi noch lange wach lag, grübelte und sich Gedanken um die Zukunft machte. Mit dem geheimen Zugang war der Weg womöglich frei für ein ungestraftes Attentat. Wie gern würde er seinem Vater eine Nachricht schicken, um Rücksprache zu halten, doch es war ihm verwehrt. Kenshin Ibuki saß im Dojo auf seinem Podest und dachte fast zur selben Stunde an seinen Sohn. Bis er eine Nachricht aus der Hauptstadt erhalten würde, vergingen sicherlich noch etliche Wochen, und bis dahin konnte viel geschehen. Er musste seinem Kind vertrauen, so wie er seine ganzen Hoffnungen in Sayo setzte. Seine Tochter hatte viel geübt und lernte fleißig jede Technik, sich zu verteidigen, die Takashi ihr beibrachte. Sie beendeten in diesem Moment einen Scheinkampf, bei dem er mit den Sinnen eines Blinden zusah und lobte: "Du bist stark geworden Kind." Dann bat er: "Komm näher!" Das Mädchen gehorchte, kniete sich vor den Vater hin. Dieser griff in seinen Obi, zog einen schlanken Dolch hervor und überreichte ihn seiner kleinen Attentäterin mit den Worten: "Diese Waffe ist das Geschenk eines Freundes. Möge sie dir gute Dienste leisten und dich beschützen!" Sayo nahm den Dolch entgegen und zog ihn aus der Scheide. Sie betrachtete das kunstvoll gearbeitete Heft und die eingeätzten Zeichen auf der Klinge. Die Wörter waren in einer ihr fremden Sprache und besaßen sicherlich eine bestimmte Bedeutung. Egal wie wertvoll die Waffe sein mochte, für sie zählte nur, ihr Vater gab sie ihr und deshalb nahm sie sich vor, sie stets in Ehren zu halten. Die wirkliche Bedeutung dieses Geschenk vermochte in diesem Moment nur Takashi zu erahnen. Er warf seinem Herrn einen erstaunten Blick zu, schwieg jedoch. Er musste den Handlungen des erblindeten Samurais vertrauen. Dieser hatte sicherlich seine Gründe. Kenshin lag es fern, diese zu erläutern. Stattdessen sagte er: "Mir fällt es schwer, dich fortzuschicken Sayo. Doch ich vertraue auf Takashis Lehren und deine erlernten Fertigkeiten. Du wirst mich nicht enttäuschen. Ziehe dich nun zurück und bereite alles für deine Abreise morgen vor." Das Mädchen verbeugte sich erst vor ihrem Vater, dann vor ihrem Lehrer und ging danach. Sobald die Männer allein waren, fragte das Clanoberhaupt: "Du hast etwas auf dem Herzen alter Freund?" Der Ninja hatte Sayo nachgesehen und zögerte dann die Frage zu beantworten. Erst nach einem Augenblick des Schweigens, der ihm gewährt wurde, sprach er seine Bedenken aus: "Du willst nicht Lord Taros Tod, denn sonst hättest du mich mit dieser Aufgabe betraut. Allerdings bin ich mir sicher, auch ich würde scheitern. Aber Sayo?" "Sie ist nicht zur Attentäterin geeignet. Das wolltest du doch sagen?", schlussfolgerte Kenshin, ließ seinen Vertrauten nicht zu Wort kommen und legte dar: "Meine Tochter besitzt andere Talente und diese werden ihr helfen, die Situation zu meistern. Im Notfall bist du da und wirst sie beschützen! Ich zähle auf dich!" "Wie ihr es wünscht Herr", versprach Takashi höflich. Seine veränderte Anrede hatte einen Grund. Draußen im Hof erklangen Schritte, die sich eindeutig dem Dojo näherten. Deswegen bat er, sich zurückziehen zu dürfen, denn auch er musste noch Vorbereitungen treffen. Was ihm gewährt wurde. Der Ninja hatte die Tür erreicht, bevor die Näherkommende klopfen konnte. Er riss den Eingang auf und erschreckte die Dienerin, warf ihr einen eisigen Blick zu und ging wortlos an ihr vorüber. Kapitel 10 - Weibliche Herzen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)