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Loki - Goddess of Mischief

von

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Loki’s PoV
 

“Was willst du hier?”

Meine Stimme war kalt und gefühllos, aber anders wollte ich auch gar nicht klingen. Ich saß auf dem Boden, ein Buch in der Hand. Einen Finger zwischen den Seiten, wo ich mit dem Lesen aufgehört hatte, bevor ich gestört worden war.

“Wie ich sehe, hast du dir endlich eines der Bücher genommen, die ich die bringen habe lassen.”

Frigga ging vor mir in die Hocke. Eigentlich nur ein Hologramm von ihr. Eine Abbildung.

“Die Langeweile hat mich erwischt und mehr gibt es hier leider nicht zu tun … im Kerker.”

Ich schnaubte wütend. Ich war mich keines Fehlers bewusst, weswegen ich hier sein sollte. Thor war verbannt worden, als wegen ihm fast ein Krieg ausgebrochen war und ich wurde eingesperrt auf Ewig, nur weil ich meinen Anspruch auf einen Thron ausleben wollte.

“Du weißt wieso du hier bist …”

Sie seufzte traurig. Ihr Blickte deutete an, wie leid ich ihr tat. Doch das war mir egal. Ich brauchte niemand, weder sie noch Thor und erst recht nicht Odin … oder irgendeinen anderen dieser verlogenen Asen. Sie konnten mir alle gestohlen bleiben. Ich hatte doch ohnehin nichts mit ihnen gemein. Obwohl es einmal anders war. Ich wurde einmal von ihnen respektiert, zumindest teilweise.

Ich erhob mich und schritt erhaben an ihr vorbei, ließ mein Buch dabei achtlos zu Boden fallen und mich ins Bett.

“Loki, ich versuche deinen Vater …”

Weiter kam sie nicht.

“Er ist nicht mein Vater!”, brüllte ich. Frigga fuhr zusammen. Sie wusste über die Wut, die in mir brodelte, wegen dieser Tatsache. Wusste wie es in mir kochte. Doch ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Freute sie sich, dass ich überhaupt eine Gefühlsregung zeigte. Lachhaft.

“Du weißt, was das aber bedeutet?”

Sie wartete ab, bis sich meine Gesichtszüge wieder entspannt hatten.

“Das ich auch nicht deine Mutter bin.”

Sie ging auf mich zu und wollte meine Wange berühren. Doch ich wandte mich ab, wollte keine Berührung zulassen. Sie konnte es ohnehin nicht, dafür müsste sie wirklich hier sein, doch ihr war es nicht möglich, nicht erlaubt zu mir zu kommen.

“So ist es …”

Ein Windhauch, der nicht da sein dürfte, umspielte mich. Verwirrt zog ich die Augen zu Schlitzen zusammen.

“Was hast du getan?”

Ich drehte ich um, doch sie war bereits weg. Ein kurzer aufblitzender Funken lag noch in der Luft, an der Stelle, an der sie stand.

Ich ließ sich wieder zurückfallen. Ein komisches Gefühl breitete sich von meinem Magen in meinen ganzen Körper hin aus. Etwas Ungutes lag in der Luft.
 

Ich las wieder auf dem Bett liegend, als sich erneuter Besuch vor meiner Zelle sehen ließ. Unerwarteter Besuch und es war kein Hologramm, diese Kunst besaß der Blonde nicht.

Meine Augen ließ ich kurz über den Rand meines Buches blitzten, bevor ich die Fingerspitzen anleckte und die Seite umblätterte.

“Welch edler Besuch, liebster Bruder”, kommentierte ich spitz und sah Thor sonst nicht an. Aber ich wusste, wie er gerade aussah. In seinen Augen spiegelte sich gerade Wut wieder. Er hasste mich seit ich die Welt seiner geliebten Midgard-Frau versucht hatte zu übernehmen. Kurz huschte ein Lächeln über mein Gesicht, es war aber immer noch durch mein Buch für ihn verdeckt.

“Mutter sagte, du wolltest mich sehen.”

Ich zog die Augenbrauen zusammen, versuchte sie sich einen Spaß mit Thor zu erlauben. Etwas unüblich für Mutter. Aber vielleicht wollte sie auch nur mir etwas Belustigung dadurch verschaffen.

“Das wüsste ich”, erwiderte ich trocken.

Ich setzte sich auf und blickte meine Bruder mit schief gelegtem Kopf an, bevor ich in schallendes Gelächter ausbrach.

“Mutter möchte wohl, dass du mir Gesellschaft leistest. … Was möchtest du spielen, großer Bruder.”

Den schnippischen Unterton konnte nicht einmal Thor überhören, obwohl Sarkasmus nicht unbedingt seine Stärke war. Dazu gehörte eine gewisse Denkleistung, die bei ihm zu sehr von Muskelmasse belegt war. Ich lachte immer noch, als sich der Gesichtsausdruck des Blonden verfinsterte.

Thors Faust traf das Kraftfeld, das ihn und mich voneinander trennte. Seine Nasenflügel weiteten sich, wie die Nüstern eines Pferdes, das gleich ausschlagen würde.

Langsam erhob ich mich von meinem Bett, doch als meine Füße den Boden berührten, verschwamm mir kurz der Blick. Ich schüttelte leicht den Kopf und konnte mich dadurch wieder fassen. Vor Thor wollte ich keine Schwäche zeigen. Nicht vor ihm. Dieses komische Gefühl breitete sich weiter in mir aus. Ich stützte mich mit dem Arm an dem Kraftfeld ab. Mein eigener Atem ging schwer, musste aber für mein Gegenüber so aussehen, als ob ich mich auch nur aufbäumen wollte. Meine Muskeln spielen lassen. Wenn mich Thor aber nur halb so gut lesen konnte, wie ich ihn, sollte er wissen, dass es ganz und gar nicht so war.

“Sei froh, dass da noch etwas zwischen uns ist, sonst könntest du Mjölnir zu spüren bekommen!”

Wieder vibrierten die Nasenflügel des Blonden. Seine Faust traf erneut das Kraftfeld. Es würde nicht lange dauern und es würde zerstört.

Ich wandte mich ab, innerlich zitterte ich. Das lag aber weniger an Thor. Ich sank auf die Knie, spuckte. Mir war plötzlich heiß, Schweiß stand mir auf der Stirn.

“Fuck”, stieß ich aus. Mein Körper zitterte. Hitze und Kälte wechselten sich sekündlich ab. Und dieser Kopfschmerz auf einmal. Was war mit meinem Körper los. Ich ächzte auf. Der Schmerz in meinem Körper war unerträglich.

“Loki?”

In Thors Stimme schwamm Besorgnis mit. Egal wie sehr er mich auch hasste, ich war sein Bruder. Sein kleiner Bruder, dem er einst geschworen hatte, immer auf ihn aufzupassen. Dummer Thor, er hatte nie auf mich aufpassen können. Er hatte mich meistens in die größten Gefahren gebraucht und mich nur daraus gerettet.

“Loki, was ist?”

Thor wartete auf eine Reaktion. Ich richtete mich langsam wieder auf, stolperte einige Schritte nach vorne und stützte mich am Bett ab. Es drehte sich alles vor mir. Mein Magen krampfte.

“Ah!”

Schmerz durchzog meinen ganzen Körper, jeder meiner Muskeln schien zu vibrieren. Ich sackte nach vorne, bis ich flach auf dem Bett lag. Mein Atem raste. Ich rollte mich auf den Rücken. Schweiß lief an mir herunter. War das Mutters Werk? Was hatte sie mit mir gemacht?

“Loki! Was … was ist los?”

Ein Rinnsal Speichel lief an meinem Mundwinkel hinunter. Alles drehte sich. Ich realisierte kaum, dass Thor mich ansprach. Mein Kopf sank zur Seite und die Lider meiner grünen Augen waren halb geschlossen. Ich sah alles nur. och verschwommen und bekam es nur teilweise mit. Wie in einem Traum.
 

Thor’s PoV
 

Ich hob das Kraftfeld auf und betrat die Zelle, berührte seine Stirn. Sie glühte. Ohne zu zögern hob ich meinen Bruder hoch. In diesem Zustand würde ich ihn sicher nicht hier lassen. Er hatte viel Scheiße gebaut, aber er war immer noch mein Bruder.

“Prinz!”

Einige Wachen hatten sich vor der Zelle mit erhobenen Waffen versammelt, sie würden es nicht wagen, mich jetzt anzugreifen. Sie hatten aus der Ferne beobachtet, dass Loki mich gereizt hatte und ein Teil dieser Wut brodelte noch in mir.

“Geht mir aus dem Weg!”, knurrteich, kurz blickten sie sich untereinandern an, dann gehorchten sie. Nur ihre Waffen ließen sie nicht sinken. Die Gefahr, dass sich Loki nur bewusstlos stellte, war zu groß.

“Steht hier nicht so sinnlos rum! Holt meine Mutter und lasst sie zu mir kommen! Ich bringe ihn zu den Heilern!”

Lokis Kopf sank an meine Brust, seine Lider zuckten.

“Loki, ich warne dich, wenn das nur ein Trick sein sollte, werde ich dich umbringen!”, zischte ich dem anderen zu. Bekam aber keine Erwiderung. Entweder schauspielerte er so gut oder er tat nicht nur so.
 

“Was ist passiert?”

Mutter war in den Heilraum gekommen, kniete jetzt neben meinen kleinen Bruder.

“Er ist in seiner Zelle zusammengebrochen … Wieso hast du mich zu ihm geschickt? Weißt du etwas über seinen Zustand?”

Ich war skeptisch, mir kam es komisch vor, dass gerade jetzt meine Mutter mich zu ihm geschickt hatte. Hatte sie etwas damit zu tun?

“Was denkst du von mir? Thor, ich würde keinem von euch beiden etwas antun können!”

Sie strich Loki eine Strähne aus dem Gesicht, seine Stirn war von Schweiß getränkt.

“Armes Ding”, flüsterte sie. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Sie würde keinen von uns je etwas antun, natürlich wusste ich das, doch irgendetwas sagte mir, dass sie etwas mit Lokis Zustand zu tun hatte. Dabei könnte ich mir eher vorstellen, dass sie mir etwas antun könnte, als Loki. Er war immer ihr kleiner Liebling. Er hatte sich der Magie hingegeben, die auch sie so liebte.

“Sie können ihm nicht helfen. Keiner weiß, was dieses Fieber auslöst.”

Sie sah zu mir auf ohne eine ersichtlich Miene zu verziehen. Sie war verhältnismäßig gefasst. Das irritierte mich.

“Willst du über Nacht bei ihm bleiben? Ich will - ehrlich gesagt - ins Bett.”

Mutter nickte. Früher wäre ich einmal nicht von seiner Seite gewichen. Keine zehn Pferde hätten mich dazu gebracht, nicht bei meinem kleinen Bruder zu sein. Aber damals waren wir noch Kinder. Klein und dumm.

“Einige Wachen stehen noch vor der Tür, falls er doch noch auf dumme Gedanken kommt.”

Mit diesen Worten verließ ich meine Mutter.

“Loki, kleiner Loki”, hörte ich sie noch flüstern. Sein Atem ging flach, aber regelmäßig. Immer wieder strich sie ihm übers Haar, das mittlerweile schon von Schweiß triffte.

Loki’s PoV
 

Ich erwachte am nächsten Morgen in einem Bett, weicher als das in meiner Zelle. Langsam rollte ich zur Seite, bevor ich mich strecke. Abrupt schlug ich die Augen auf und fuhr hoch. Was war passiert? Das letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, dass Thor mir gegenüber stand und ziemlich wütend war. Aber da war ich noch im Kerker und dort war ich jetzt auf alle Fälle nicht mehr.

Verwirrt sah ich mich um. Nein, das war eines der Zimmer der Königsfamilie. Wieso sollte man mich hier einquartieren? Odin hätte das nicht zugelassen. Es hatte schon seine Gründe, wieso ich in dieser hübschen kleinen Zelle war.

“Du bist ja wach.”

Mutter rieb sich die Augen, als ich mich ihr zuwandte und bevor sie mich freundlich anlächelte. Hatte sie dort auf diesem unbequemen Stuhl geschlafen um nachts über mich gewacht.

“Mutter …”, flüsterte ich. Aber das war nicht meine Stimme. Viel zu hoch. Ich sah an mir herunter und, mal ganz davon abgesehen, dass ich nackt war, waren da Brüste.

“Mutter, was hast du …?”

“Ruhig, Loki, es ist alles gut.”

Sie war zu mir geeilt und strich mir besänftigend über die Wange. Verstört sah ich zu ihr auf.

“Alles gut? Alles gut?!”

Ich wurde zum Ende hin immer lauter, obwohl ich das gar nicht wollte, aber Panik breitete sich in mir aus. Ich steckte im Körper einer Frau! Einer verfluchten Frau. Und ich war nackt.

“Mutter, was hast du mit mir angestellt? Ich weiß, dass du es warst!”

Sie strich mir eine Strähne meines schwarzen Haars aus dem Gesicht. Ihr sanftes Lächeln half nicht sehr um mich zu beruhigen.

“Ich habe dich aus dieser verfluchten Zelle gebracht, wieder zu uns zurück.”

Ich konnte sie nur verstört ansehen. Gab es keine andere Möglichkeit?

“Und da kommst du auf keine andere Idee, als mich zu Frau zu machen? Was soll das auch überhaupt bringen? Und wieso zur Hölle bin ich nackt?”

Mein aufbrausendes Gestikulieren hätte jetzt im Normalfall wohl eine ziemliche Unordnung verursacht, doch nichts dergleichen war der Fall. Nicht einmal die Kissen auf dem Bett taten einen Zucker.

“Meine Magie …”, murmelte ich. Nein, die hätte sie mir nie genommen.

“Ein kleiner Nebeneffekt, der Allvater wollte dich nur rauslassen, wenn du die verlierst.”

Sie strich mir übers Haar. Spürte, wie ich gerade eigentlich den Tränen nah war. Es war das einzige, was uns verband. Sie hatte mir alles in mühsamen Stunden beigebracht und jetzt war alles verloren. Welchen Sinn hatte es noch, dass ich überhaupt noch hier war. Da wäre ich doch lieber in dieser verfluchten Zelle, meinetwegen auch bei den anderen Häftlingen. Es wäre mir auch relativ egal, was diese dann mit mir anstellen würden. Ich konnte es mir gut vorstellen, dass es den ein oder anderen dort unten gab, der gerne einmal einen königlichen Sohn quälte.

“Sie kommt wieder, aber … das muss erst einmal niemand wissen.”

Sie drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, als die Tür geöffnet wurde.
 

Thor’s PoV
 

“Mutter! Vater möchte dich sehen … es geht um …”

Ich stockte, als ich die dunkelhaarige Frau im Bett sah, mein Blick blieb im ersten Moment an ihrer nackten Oberweite hängen, bevor meine Augen zu ihrem Gesicht nach oben wanderte. Ihre Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, bevor Mutter die Nacktheit dieser jungen Schönheit bedeckte.

“Wo ist Loki?”, wollte ich wissen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Mutter ihn hierher hatte bringen lassen, nachdem ich gegangen war und Mutter würde wohl auch nicht wegen jemand anderen, die ganze Nacht hier bleiben.

Mein Blick wanderte von meiner Mutter zu der jungen Frau im Bett. Schwarzes, langes Haar, grüne, stechende Augen und diese Wangenknochen. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Könnte das sein? Aber aus welchem Grund? Mein Blick wanderte zurück zu Mutter. Ihrer lag auf der Dunkelhaarigen und dann wieder auf mir. Sie schluckte hörbar.

“Loki”, flüsterte ich. Die unter der Bettdecke Verhüllte wandte den Blick ab. O. Gott, er musste es sein. Ich ging einen Schritt näher auf das Bett zu und packte ihn am Kinn um seine Kopf zu mir zu drehen.

“Lass mich los, du Holzkopf!”

Die Stimme war höher und der Körper ein anderer, aber das war Loki. Ohne Frage. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Nein, ich brach sogar in schallendes Gelächter aus. Verflucht, was hatte man mit ihm nur angestellt.

Er drehte seinen Kopf weg um sich aus meinem Griff zu lösen. Schnaubte wütend. Ich bekam das Lachen wieder unter Kontrolle.

“Danke, Mutter, jetzt hassen mich nicht nur alle Asen, jetzt können sie auch noch herzhaft über mich lachen. Dein wunderbarer Sohn Thor fängt schon einmal damit an.”

Er seufzte schwer, hatte ich ihn gekränkt. Aber Moment, Mutter war dafür verantwortlich.

“Du hast mich also angelogen?”

Doch sie antwortete nicht auf meine Frage, strich meinem kleinen Bruder zärtlich über die Wange und meinte zu ihm: “Ich lache nicht über dich, hm…”

Sie lächelte sanft, sie hat ihn immer angelächelt. Oft sogar, wenn sie mit ihm geschimpft hatte, als wir noch Kinder waren.

“Könnte ich eine Antwort bekommen?”, knurrte ich. Loki warf mir einen Blick zu, der ausdrückte, ich sollte die Klappe halten und ganz schnell verschwinden, aber was er wollte, interessierte mich gerade nicht.

“Ja, ich habe dich angelogen. Aber hättest du ihn hier gelassen, wenn ich dir gesagt hätte, was mit ihm passiert?”

Loki drückte die Decke enger an sich, als ich ihn kurz prüfend ansah. Ich zuckte mit den Schultern.

“Kommt ganz darauf an, wie sein Hintern jetzt aussieht.”

Mein Blick war wieder auf Mutter gefallen, als es für einen Moment so war, als ob die Luft im Raum gefror. Wie wenn ein Jotun anwesend wäre. Ich sah zurück zu Loki. Seine Augen glühten rot.

“Hör auf mich wie ein Stück Fleisch zu behandeln! Du … Du …”

Etwas zeichnete sich auf seiner Haut ab, was wie die Zeichnungen auf der blauen Haut der Frostriesen aussah. Ich hatte sie noch nie auf Loki gesehen.

“Loki, Loki! Beruhig dich!”

Mutter hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und zog ihn zu sich. Es dauerte einen Moment, bis sein Aussehen wieder normal wurde. So normal, wie es gerade möglich war.

Mutter warf mir einen Blick zu, der Bände sprach. Ich sah es ein, dass das Kommentar wirklich nicht angebracht war, aber er gefiel mir so wirklich. Und sein Arsch interessierte mich gerade auch. Es lag wohl daran, dass er im Moment eine Frau war.

Loki hatte sich in Mutters Armen wieder entspannt, die ihn wieder in die Kissen bettete. Ich blickte sie verwirrt an.

“Es kostet ihn viel Kraft in diesem Zustand sein Aussehen so aufrecht zu erhalten”, kommentierte sie meinen Blick. Jetzt war ich noch mehr verwirrt, doch sie interessierte sich gar nicht mehr für mich. Sie streichelte behutsam über Lokis Kopf. Immer wieder. So viel Besorgnis lag in ihrem Blick.

“Ach ja, Vater möchte dich wahrscheinlich immer noch sehen … Wegen ihm … ihr … Wegen Loki.”

“Er ist immer noch dein Bruder, auch in dieser Form.” - Sie tätschelte mir den Oberarm, als sie an mir vorbei gehen wollte. - “Bleibst du bei ihm, bis ich wieder kommen?”

Sie wartete gar nicht auf meine Antwort und ging einfach.

Ich setzte mich dem Bett gegenüber auf einen Stuhl, verschränkte die Hände vor dem Gesicht. Eigentlich könnte ich jetzt auch gehen. Er würde schon nicht aufwachen, bis Mutter wieder käme. Aber …

Etwas interessierte mich brennend. War er nur oben Frau oder auch. …?

Ich war aufgestanden und wollte gerade die Bettdecke zu seinen Füßen heben, als er wieder zu sich kam.

“Wage es!”, zischte er und blitzte mich aus seinen grünen Augen an. Ich ließ den Bettzipfel, den ich schon zwischen den Fingern hatte wieder los. Er setzte sich etwas umständlich auf, wobei die Decke ein Stück nach unten rutschte. Eine richtige Frau hätte es sofort bemerkt, hätte es gar nicht erst soweit kommen lassen. Bei ihm dauerte es einen Moment. bis er sie sich wieder über die Brüste zog. Beschämt sah er nach unten. Irgendwie richtig süß.

“Soll ich dir was zum Anziehen besorgen?”

Irgendwo war er wirklich noch mein Bruder, wir hatten so viel Zeit miteinander verbracht.

Ich zog die Augenbrauen zusammen, als mir etwas in den Sinn kam. Wieso ließ er dieses Kleiderproblem nicht seine Magie klären? Früher hatte es doch auch immer weniger als ein Fingerschnipsen gebraucht und er war frisch eingekleidet. War das der Zustand in dem er war? Hatte er keine Magie mehr?

“Wäre ganz nett …”, flüsterte er. Das passte überhaupt nicht zu ihm. Ich nahm sein Kinn in die Hand und drehte so sein Gesicht zu mir. Es passte nicht zu ihm, so freundlich zu sein. Oder blieb ihm gerade nichts anderes übrig.

Er löste sich aus meinem Griff.

“Hm … Ich schau mal, was ich für Madam besorgen kann”, meinte ich und verließ den Raum. Es passte mir irgendwie so gar nicht, dass er so schüchtern und zurückhaltend war.

Loki’s PoV
 

Meine fehlende Magie beunruhigte mich … und die Tatsache, dass ich mein Aussehen dadurch nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle hatte. Ich hatte die Runen auf meiner Haut gesehen und sie widerten mich an. Ich hatte mein Äußeres immer unter Kontrolle gehabt, früher unbewusst, seit ich wusste, was ich war, immer mehr bewusst. Wie lange würde das noch gehen, wenn ich meine Fähigkeiten nicht hatte? Und wann bekam ich sie wieder? Mutter hatte behauptet, dass es nicht dauerhaft sein würde. Uns was würde passieren, wenn ich sie wieder hätte?

Ich zog die Knie an und schlang die Arme darum. Käme ich dann wieder in meine Zelle. Odin traute mir nicht und dann erst recht nicht mehr. Ich sollte die Freiheit etwas genießen.

Ich sank zur Seite. Aber so konnte ich nirgends hin. Ich hoffte, dass Thor bald wieder kommen würde … Und irgendwie auch nicht. Ich war doch nicht mehr als ein Stück Fleisch für ihn. Es schauderte mich etwas dabei, dass ich mit ihm alleine war. Wie lange war ich überhaupt weggetreten? Und was hatte er sonst noch in dieser Zeit getan? Zwar traute ich ihm nichts wirklich schlimmes zu, aber … Ich schüttelte energisch den Kopf, als ich mich aufsetzte. Thor war ein einfältiger Idiot, an einer Frau würde nicht einmal er sich vergreifen.

Eine Frau. Ich würde in diesem Körper durchdrehen. Wie alle anderen darauf reagieren, wenn sie mich so sehen, wollte ich überhaupt nicht wissen. Sif hätte sicherlich gefallen daran, mich zu verprügeln. Man konnte sie immer gut mit Illusionen transalieren, damit war ich ihrer Kampfkraft auch im Vorteil. Einen solchen würde ich erst einmal nicht mehr haben. Fandral dagegen würde sich verhalten wie Thor, er würde versuchen, sich an mich ranzuschmeißen. Nur nicht ganz so direkt, meine Jotunheim-Herkunft könnte ihn genauso gut abschrecken. Wieso wirkte das eigentlich so gar nicht auf Thor. Es war fast so, als ob ich dadurch noch viel anziehender auf ihn war. Wie er mich angestarrt hatte, als mein Jotun-Aussehen durchgeschlagen war.

Ich zog mir die Decke über den Kopf. Das Aussehen, das ich so sehr hasste. Überhaupt hasste ich alles an mir, was darauf hindeutete, dass ich ein Frostriese war. Alles, was mich zu einem Monster machte.

Ich schlug die Decke zurück. Betrachtete meine Arme, Beine, meinen Bauch, meine Brüste. Unsicher berührte ich sie. Es war nicht so, als ob ich noch nie eine Frau angefasst, aber an mir selbst war es anders.

Ich zog die Decke wieder um mich. Zu gerne wüsste ich was Mutter mit … Odin zu besprechen hatte. Es ging um mich, wahrscheinlich was sie mit mir anstellen wollten, wenn meine Magie wieder zurück kehrte und zu randalieren anfing. Ich lachte innerlich auf. Mutter hatte das sicherlich alles ohne sein Wissen arrangiert. Solche Spielchen machte sie gerne allein. So hatte sie mir meine Magie beigebracht, mit dem Hinweis, dass ich mir kleine Späßchen erlauben könnte. Wenn ich nur bei kleinen Späßchen geblieben wäre.

Ich sank zurück in die Kissen und versuchte mich zu entspannen. Ich fühlte mich wieder so heiß, nicht so schlimm, wie gestern, aber es fühlte sich unangenehm an.

Ich sah mich nach etwas zum Trinken um, mein Mund war so trocken. Auf einem kleinen Beistelltisch, neben dem Sessel auf dem Mutter gesessen hatte, stand eine Karaffe mit Wasser und ein Glas. Ich stand auf, ließ die Decke von meinem Körper herunterrutschen und ging hinüber. Mit Nacktheit hatte ich noch nie große Probleme, obwohl ich dann nicht unbedingt jeden in meiner Nähe haben wollte.

Ich schenkte mir etwas von dem Wasser ein und trank einen Schluck, bevor ich auf den Sessel sank. Nicht gerade bequem. Und sie war hier die ganze Nacht und hatte über mich gewacht. Wie früher. Als ich noch klein war, war ich öfters krank, ich war ein kleines anfälliges Prinzchen. Thor dagegen war nie krank. Er hatte Mutter oft krank vor Sorge gemacht, weil er immer so viel Blödsinn angestellt hatte. Und mit jedem musste er sich immer anlegen. Ich lachte auf, als ich eines meiner Beine anzog, das andere baumeln ließ. Thor, dieser Vollidiot.

Ich stellte das Glas auf den Tisch neben mir. Zog das andere Bein an mich und schlang die Arme um die Knie, den Kopf legte ich darauf. Leise seufzte ich. Die Hitze war weg, aber jetzt dröhnte mein Kopf wieder. Mein Körper spielte noch etwas verrückt. Nicht sehr ungewöhnlich.

Mir fielen die Augen zu. Es drehte sich alles etwas. Langsam sank ich zurück und strich mir durchs Haar. Sie waren fettig, ich musste die ganze Nacht geschwitzt haben, deswegen hatte mich wohl Mutter auch ausgezogen. Frische Sachen wären vielleicht auch gut gewesen. Aber wie ich sie kannte, hatte sie sich zu viel Sorgen gemacht um daran auch noch zu denken.

Langsam döste ich ein. Ein bisschen mehr Schlaf konnte nicht schaden.
 

Thor’s PoV
 

Ich stand in Lokis alten Zimmer. Mutter hatte veranlasst, dass sich hier nichts ändern sollte. Jedes Buch war noch an seinem Platz im Regal, jedes Kissen im Bett, alles noch genauso, wie an dem Tag, als er am Bifrost in die Tiefe stürzte. Damals waren wir alle in einer Starre aus Trauer. Ich in zweierlei Hinsicht. Jane und Loki hatte ich verloren. Momentan war ich mir nicht mehr sicher, um wenn ich mehr getrauert hatte.

Ich könnte jetzt jeder Zeit zu ihr, aber ich empfand nicht den Drang danach. Schon seit ich aus Midgard zurück war und Loki mitgebracht hatte. Der kleine Blödmann dachte, er könnte dort herrschen. Ich lachte, nachdem er es in Asgard nicht durfte, hatte er sich einen anderen Ort gesucht.

Ich sah mich um, oft war ich früher nicht hier. Loki konnte man eher in der Bibliothek finden, wenn man ihn suchte. Wenn ich ihn einmal suchte, war er dort, mit der Nase in einem alten, verstaubten Buch. Ich hatte das als Kind nie verstanden, wieso er nicht sich lieber in die dunkle Bibliothek setzte, als mit mir draußen zu spielen und wenn man ihr wirklich einmal im Garten fand, dann auch nur unter einem der Bäume in ein Buch vertieft. Ich hatte ihn damit oft getritzt. Irgendwie schämte ich mich im nachhinein dafür.

Ich öffnete einen der Schränke und fand nicht das, was ich erwartete. Mehr Bücher. Wieso war er überhaupt noch in die Bibliothek? Er hatte hier genug. Aber es sah so aus, als ob einige fehlten. Mutter hatte ihn welche bringen lassen. Sie kannte ihn und wusste, dass er sich damit am besten beschäftigen konnte. Ich wäre dort unten vor Langeweile gestorben, wenn ich nur Bücher gehabt hätte.

Nächster Schrank. Endlich Kleider. Es war weniger, als ich erwartet hatte. Weniger als man von einem Prinzen erwartet hätte. Loki war niemand, der sich darüber gedanken machte, er war von natur aus gut angezogen.

Ich griff nach ein paar Sachen. Shirt, Hose, Unterwäsche.

Mein Blick wanderte noch einmal durch den Raum. Ich griff nach einem der Bücher im Regal. Vom Einband her sah es interessant aus, vielleicht war ihm langweilig.
 

Ich ging zurück zu Loki, fragte mich kurz wieso sie ihn eigentlich nicht in sein Zimmer gebracht hatten. Es wäre leichter. In der Nähe der Heiler wäre er wahrscheinlich noch etwas besser aufgehoben gewesen.

Ich öffnete die Tür und fand das Bett leer vor. Verflucht. wo konnte er nackt hin. sein. Einen Moment später sah ich ihn aber auch schon auf dem Stuhl, auf dem ich auch schon saß. Er schlief scheinbar. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und er regte sich nicht. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, ja, er schlief. Ich legte die Klamotten auf den Tisch neben ihn. Vorsichtig hob ich ihn hoch. Immer noch kein Anzeichen darauf, dass er aufwachte. Behutsam legte ich ihn zurück ins Bett, er würde sich noch erkälten. … Obwohl, konnten sich Frostriesen erkälten?

Bevor ich ihn zudeckte, konnte ich ihn mir einmal genauer ansehen. Wie ich vermutet hatte, war er von Kopf bis Fuß Frau. Eine hübsche Frau. Es war aber ja auch nicht so, als ob er vorher hässlich gewesen wäre. loki hatte schon immer eine eigene natürlich Schönheit an sich. Wenn er die nur nicht immer unter einen Berg von Lügen und Illusionen versteckt hätte.

Loki rollte sich auf die Seite. Ich zuckte kurz zusammen. Hatte ich ihn geweckt? Scheinbar nicht. Wo blieb nur Mutter? Ich wollte hier nicht mehr sinnlos rumsitzen. Seltsam, früher konnte ich stundenlang an seinem Krankenbett sitzen. Als Kind war er aber auch oft krank gewesen. Und das als Jotun.

Ich ging vor dem Bett in die Hocke und legte meinen Kopf auf die verschränkten Arme. Er war früher so süß. Entweder hing er an meinem - sprichwörtliche - Rockzipfel oder hatte sich in der Bibliothek verkrochen. Hm, nein, wenn er nicht dort war, habe ich ihn immer mitgeschliffen. Irgendwie hing er dann aber trotzdem immer an mir. Er war schüchtern und schmächtig. Selbst Sif hat ihn oft niedergerungen, er war ihr kleiner Prügelknabe, weil die anderen Jungen sich nicht mit ihr anlegen wollten. Zu oft war es passiert, dass einer ihr ein blaues Auge geschlagen hatte und dann ein riesen Problem hatte. Es hat aber auch nicht lange gedauert, dass ihr Loki zu wenig war und sie ihm zu viel.

Er hatte sich zu mir gedreht. Vorsichtig strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich hoffte irgendwie, dass er wieder normal wurde. An das weibliche Gesicht konnte ich mich einfach nicht gewöhnen.

Ich rutschte zurück, als seine Lider zuckten.

Loki’s PoV
 

Ich blinzelte. Wie war ich wieder ins Bett gekommen? Mein Kopf schmerzte. Das mussten immer noch Nachwirkungen sein. Innerlich verfluchte ich Mutter. Das war einfach ein ganz dummer Scherz von ihr.

Ein Rumpeln lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war Thor, der gegen irgendetwas gestoßen war. Holzkopf. Ich setzte mich auf, hielt dieses Mal die Decke fest. Der Lustmolch musste nicht ständig beglückt werden. Er schnaufte hörbar. Passte ihm wohl nicht, dass er nichts zu sehen bekam.

“Ich habe dir Klamotten gebracht.”

Er deutete auf die Sachen, die auf dem Tisch lagen. Sah nach alten Klamotten von mir aus. Ich hoffte, die pasten über diese Dinger drüber.

Ich streckte die Hand aus und wartete darauf, dass er sie mir gab. Er rührte sich im ersten Moment nicht.

“Erwartest du, dass ich so aufstehe?”, fragte ich und zog die Augenbrauen zusammen. Er blickte etwas verwirrt drein.

“Bist du doch schon.”

Ein vielsagendes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ich war mir sicher, dass ich nicht selbst wieder ins Bett gegangen war. Ich wandt den Blick ab, deutete mit einem Wink an, dass er mir die Sachen geben sollte. Schließlich reichte er sie mir auch.

“Könntest du wegschauen?”

Langsam drehte er sich um. Auf der anderen Seite des Raumes war ein Spiegel, er sollte sich hütten und linsen.

Ich striff die Decke ab und zog mich an. Das Shirt spannte, die Hose saß fast zu locker. Nur die Unterhose war fast perfekt.

“Fertig?”

Ich gab nur ein ‘Hm’ von mir, was aber scheinbar ausreichend war. Ich sah, wie er sich auf die Lippe bis, als er mich ansah. Lustmolch.

“Du kannst mich alleine lassen, ich brauche keinen Babysitter”, meinte ich schnippisch. Er blickte mich etwas enttäuscht an.

“Mutter hat gesagt ich soll …”, weiter ließ ich ihn gar nicht kommen.

“Und ich will, dass du gehst!”

Ich konnte es nicht ausstehen, wie er mich ansah. Dieser Blick regte mich auf. Diese Mischung aus Mitleid und Lust. Er sah so aus, als ob er mich jeden Moment anspringen wollte, wie ein Tier. Es widerte mich an.

“Ich habe gesagt, du sollst gehen!”

Er regte sich nicht.

“Mutter …”

“Verschwinde!”

Dieses Mal ging er, einen Moment wartete er, bevor er die Tür hinter sich zuzog. Wartete er darauf, dass ich ihn zurück rief? Als ich keine Anstalten machte, dies zu tun, fiel die Tür ins Schloss.

Er versuchte den liebenden Bruder zu spielen. Er, der geholfen hatte, mich in dieses Loch zu sperren.
 

Thor’s PoV
 

Er hatte sich nicht geändert. Er war immer noch so ein Sturkopf. Etwas, das wir gemeinsam hatten. Etwas, das mich gerade an ihm störte. Er war früher einmal so süß gewesen. So unschuldig.
 

Ich wanderte durch die Hallen des Palastes. So recht wusste ich gar nicht, was ich jetzt anstellen sollte. Ich hatte mich darauf eingestellt für Mutter auf ihn aufzupassen, aber er ließ mich ja nicht.

“Hey, Thor!”

Es war Fandral, der mich da rief. Ich konnte mir gerade viel ausmalen, was los war.

“Wir wollte etwas für die abendliche Feier zum Essen jagen. Willst du mitkommen?”

Es gab keinen Grund zum Feiern, höchstens den, dass sie feiern konnten.

Ich könnte etwas Ablenkung gut gebrauchen und willigte ein.
 

“Stimmt es, dass Loki momentan nicht in seiner Zelle ist?”

Ich sah Sif im ersten Augenblick verwirrt an. Woher wusste sie davon?

“Kann schon sein”, murmelte ich. Keine Ahnung, ob es eine gute Idee war, es jetzt jemand zu erzählen.

“Ich habe nur so etwas von den Wachen gehört …”

Es klang so, als ob sie ohnehin schon ganz genau Bescheid wüsste. Ich wandte den Blick ab.

“Du sollst ihn rausgelassen haben.”

Ich hörte ihr Schnauben. Wieso fragte sie, wenn sie es ohnehin schon wusste.

“Ja”, grummelte ich nur.

“Bist du wahnsinnig? Wo ist er jetzt?”

Sie wurde immer lauter. Zur Jägerin war sie nicht geboren.

“Außer Gefecht”, erwiderte ich trocken. Sie sah mich mit gehobener Augenbrauen an.

“Außer Gefecht?”, wiederholt sie, immer noch ungläubig schauend.

“Mädels, würde es euch etwas ausmachen, wenn ihr … mal die Fresse haltet?”

Volstagg hatte die Arme um mich und Sif gelegt, sah von mir zu ihr und wieder zurück. Wir nickten. Ich hatte ohnehin keine große Lust mit ihr das jetzt auszudiskutieren. Und was wirklich mit Loki war, würde sie mir ohnehin nicht glauben, wenn sie es nicht selber sah. Und selbst dann wahrscheinlich nicht.
 

Ich kam am späten Nachmittag zurück zum Palast. Wirklich Lust auf irgendwelche Feierlichkeiten hatte ich nicht. Ich wollte wissen, was mit Loki war. Er interessierte mich gerade am meisten. Gerade da ich ihm nicht traute. Nur Mutter setzte noch einen Funken Hoffnung in ihn, dass er nicht nur das kleine hinterlistige Etwas war.

“Hey, Thor, kennst du das hübsche Wesen da drüben?”

Fandral deutete in Richtung der Gärten. Ich folgte seinem Blick, betete, dass er nicht Loki meinte.

Mein Beten war aber umsonst. Er saß im Gras im Schneidersitz ein Buch im Schoß.

“Die ist nichts für dich”, grummelt ich und wollte den anderen schon wegziehen.

“Du kannst nicht jede schöne Frau der neun Welten für dich reservieren.”

Er löste sich aus meinem Griff und ging mit schnellen Schritten zu Loki hinüber. Er würde ihn lynchen.

“Junge Maid, wo habt Ihr Euch nur die ganze Zeit vor mir versteckt?”

Loki hob nicht einmal den Blick, was Frandral sichtlich verunsicherte.

“Aber Mylady, ich möchte doch nur eure süße Stimme hören.”

Jetzt hob Loki den Blick, antwortete wieder nicht. Erst als Frandral einen weiteren seiner schnulzigen Kommentare lostreten wollte, meinte er schnippisch: “Ich bin weder deine ‘Junge Maid’, noch deine ‘Lady’ … und jetzt nerv’ nicht nicht!”

Ich könnte sehen, wie dem anderen die Gesichtszüge entglitten, als sich Loki wieder seinem Buch zuwandte.

“Ich habe dir gesagt, dass sie nichts für dich ist, das widerspenstige Biest!”, rief ich dem anderen zu, als er sich wieder zu mir umgedreht hatte.

Loki hob kurz den Blick, natürlich hatte er mich gehört. Ich hätte es darauf angelegt.

“Du könntest mir trotzdem sagen, wer sie ist! Seit wann sind die Bediensteten im Palast so hübsch? Oder ist sie gar keine?”

Ich antwortete darauf nicht. Mir spuckte ein anderer Gedanke im Kopf herum. Wieso hätte Mutter ihn raus gelassen? Wenn jemand herausfand, wer er war, würde er nicht lange leben. Vor allem, wenn der sich von seiner fehlenden Magie erfuhr.

“Ich muss zu Allmutter.”

Ich ignorierte seine Fragen komplett und machte mich auf den Weg zu meiner Mutter.
 

“Willst du ihn den ganzen Tag in seinem Zimmer sitzen haben? Da kommt er nur auf dumme Gedanken?”

Ich wollte gar nicht wissen, wie viele blöde Ideen er in seiner Zelle schon gesammelt hatte.

“Weißt du denn, ob er seine Magie wirklich verloren hat? Und was wenn sie wiederkommt? Du hast gesagt, sie würde wiederkommen! … Und seine Jotun-Kräfte? Was hätte er mit Frandral angestellt, wenn er ihn nicht in Ruhe gelassen hätte?”

Mutter sah mich mit einem sanften Blick an. Damit konnte sie jede Unsicherheit aus einem vertreiben.

“Ich spüre seine Magie, wenn sie noch da wäre … oder wenn er sie wieder erhält. Also beruhig dich. … Und ich vertraue ihm, dass er sich auch dann benimmt.”

Sie vertraute ihm, ich aber nicht!

“Du weißt, wie er in Midgard gewütet hat … das würde er hier auch tun, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt, er hat uns oft genug verraten …”

“Danke für dein Vertrauen, Bruder …”

Es war Loki, der den Raum getreten hatte. Er hatte andere Sachen an, als die, die ich ihm heute morgen gebracht hatte, dass war mir gerade mit Frandral nicht aufgehalten. Ich hatte aber auch mehr damit zu tun, denn vor einer Dummheit zu bewahren.

Das lange grün-schwarze Kleid war tief ausgeschnitten. Es irritierte mich, dass er so etwas überhaupt anzog. Oder hatte er sich seinem Schicksal schon gefügt?

Er ging zu Mutter und lehnte sich an sie, die die Arme um ihn legte. So etwas hatte er schon ewig nicht mehr getan. Ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, überraschte es sie auch etwas.

“Loki, was ist denn?”, flüsterte sie. Ich erwartete jeden Moment, dass er ihr irgendetwas antat. Zwar war er immer Mutters kleiner Liebling und sie hatten eine besondere Beziehung zueinander, doch ich wollte und konnte ihm nicht trauen.

Er löste sich aus ihrer Umarmung, trat einen Schritt zurück und hielt ihr die linke Hand hin. Als sie danach greifen wollte zuckte er zurück.

“Fass … fass es bitte nicht an, ich will dir nicht wehtun.”

Verzweiflung schwamm in seiner Stimme mit. Kurz sah Mutter zu mir, ich blickte sie verwirrt an, bevor sie sich wieder Loki zuwandte.

“Wie lange ist das schon so?”, wollte sie wissen. Hielt ihn jetzt am Arm fest. Dort ließ er sich scheinbar berühren.

“Keine Ahnung.Seit einer halben Stunde …? Es breitet sich aus … bitte lass mich los.”

Pure Verzweiflung. Ja, es war pure Verzweiflung. Wie konnte seine Überheblichkeit von eben so schnell umschwenken.

Ich trat in einem großen Bogen um hin herum. Wollte wissen, was los war.

Mein Atem stockte kurz. Seine Hand war komplett blau und Jotun-Runen zeichneten sich darauf ab.

Ich hörte, wie er die Zähne zusammen biss und ein Geräusch von sich gab, dass einem Knurren ähnelte. Langsam hob ich den Blick von seiner Hand zu seinem Gesicht. Er starrte mich an, als ob er mich gleich fressen wollte.

Abrupt drehte er den Kopf weg, bevor er sich ganz von mir abwandte.

“Loki, beruhige dich!”

Mutter hielt ihn an den Schultern fest, bevor er zusammen sackte.

Loki’s PoV
 

Mutter hatte die Arme von hinten um mich geschlungen, während ich auf dem Boden kauerte. Wieso musste er auch hier sein? Wieso musste er mich so anstarren? Ich fühlte mich wie ein Monster! … Ich war ein Monster!

Immer wieder flüsterte Mutter, ich solle mich beruhigen. Aber ich konnte nicht. Ich wurde immerhin gerade so ein ekliges, blaues Monster! Wieso konnte ich kein Ase sein? Wieso war ich so ein verfluchtes Ding? Hätte mich Odin damals nur einfach sterben lassen!

Plötzlich wurde ich hochgehoben. Verwirrt sah ich Thor an. Was sollte das?

“Ich bring ihn nach unten in den Heilraum, vielleicht können sie ihm dieses Mal helfen.”

Ich strampelte einen Moment, bevor er mich etwas ruppig fester an sich drückte. Ich hörte leise seinen Herzschlag. Es beruhigte mich.
 

Erst auf dem Gang ließ er mich runter, nachdem ich zu zetern angefangen hatte, dass ich doch selber laufen könnte. Doch er hielt mich immer noch am Arm fest, der, der noch nicht blau wurde. Wollte mich hinter sich herziehen. Ich rieß mich los. Bevor ich noch einmal schimpfen konnte, sank ich in die Knie. Ich zitterte. Nicht vor Kälte. Meine Muskeln vibrierten einfach.

“Ich wollte Mutter nicht weh tun”, flüsterte ich. Thor stand vor mir und ich spürte seinen Blick auf mir lasten. Langsam sah ich zu ihm auf und bemerkte, dass die Coolness, die er gerade ausstrahle wollte, nur gespielt war. In seinen Augen spiegelte sich so viel Besorgnis wieder.

“Komm wieder hoch!”

Er nahm mich an den Händen und es passierte … nichts. Thor schien im ersten Moment genauso verwirrt, wie ich.

“Kannst du es kontrollieren?”, wollte er wissen. Was kontrollieren? Ob ich jemand mit dieser verfluchten blauen Hand verletzte? Ich hatte keine Ahnung. Bis jetzt hatte ich es nie auch nur gewollt so auszusehen, geschweige denn, diese Kräfte zu nutzen oder überhaupt zu wollen. Ich zuckte also nur die Schultern.

Kaum das ich stand, stolperte ich nach vorne, direkt in Thors Arme. Ein Schauer jagte über meinen Rücken. Er berührte mich so vorsichtig, fast schon mit Samtpfoten. Ich drückte mich von ihm weg, schwankte immer noch etwas. Abrupt zog ich die linke Hand zurück. Wieso fasste ich damit jemand an? Damit würde ich nur Unheil anrichten.

“Jetzt komm endlich! Ich will nicht den ganzen Tag hier rumstehen.”

Thor packte mich jetzt etwas ruppig am anderen Arm, doch ich sträubte mich wieder. Stemmte mich ihm entgegen.

“Hör auf mich anzufassen!”

Er ließ mich langsam los. Gab er endlich nach?

Ich machte auf den Hacken kehrt und ging zu Mutter zurück. Die Heiler konnten mir doch ohnehin nicht helfen. Was sollten sie auch tun? Keiner konnte mich vor dem befreien, was in mir war. Nur sie würde den Zauber lösen können, damit ich wieder zum Mann wurde und vor allem meine Kräfte wieder bekam. Sollten sie mich doch dann wiede in diesen elendigen Kerker sperren. Ich würde mich dort schon für die Ewigkeit beschäftigen können.
 

“Loki, geht es dir …”

Sie bemerkte meine Hand. Nein, eigentlich zog es sich jetzt schon ein ganzes Stück über meinen Unterarm hoch. Langsam breitete sich mein Jotun-Aussehen aus. Ich war schon erschrocken, als es heute morgen ausgebrochen war. Da war es aber wieder weggegangen. Mittlerweile hatte ich keine Kontrolle mehr darüber.

“Mutter, bitte, mach es rückgängig.”

Ich war vor ihr auf die Knie gesunken. Nie hätte ich erwartet, dass ich einmal knien würde. Nicht vor ihr und erst recht vor keinem anderen.

Sie legte ihre Hände auf meine Wangen und hob meinen Kopf dadurch. Sie schluckte. Sah ich so grauenhaft aus?

“Es tut mir leid… Das kann ich nicht.”

Krampfhaft versuchte ich zu verhindern, dass mir die Gesichtszüge nicht entglitten. Es konnte doch nicht sein, dass sie ihren eigenen Zauber nicht aufheben konnte.

“Mutter, wieso quälst du mich so?”

Sie fuhr mir zärtlich über das Haar.

“Weil ich dich dort unten nicht mehr alleine sehen konnte, wie du dich selbst zerstörst …”

Ich biss mir auf die Lippe.

“Gerade wäre ich wirklich lieber dort …”

Ich wandte den Blick ab und stand auf. Trat langsam ans Fenster. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass sie nichts an meinem Zustand ändern konnte.

“Ich kann dir das Buch zeigen, aus dem ich den Zauber habe, vielleicht wirst du daraus schlau. … Obwohl ich dich nicht wieder verlieren will.”

Ich senkte den Blick, als sie das sagte. Nickte dann langsam. Eigentlich wollte sie nur mein Bestes. Ich lachte kurz leise auf. Mein Bestes … Ich blickte auf meine Hände hinunter. Die Wandlung hatte auch an der anderen Hand angefangen.
 

Thor’s PoV
 

Er hatte mich hier einfach stehen lassen. Mich! Ich kochte innerlich. Ich wollte ihm doch nur helfen. Wieso verstand er das nicht? Dieser kleine Sturkopf! Idiot! Vollpfosten! Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst! Meinetwegen sollte er blau werden, wie so ein verfluchter Jotun. Dann sollte er es aber bloß nicht wagen, jemand anzurühren. Ich würde ihn sonst umbringen.

Ich atmete einmal tief durch. Die Runen auf seiner Haut hatten ja eigentlich schön ausgesehen. Irgendetwas daran reizte mich.

Was dachte ich da überhaupt? Er war mein Bruder! Auch wenn er gerade im Körper einer Frau steckte. Ich konnte meinen Bruder doch nicht anziehend finden. Es schüttelte mich kurz. Mein Körper war einfach nur von seinem Aussehen irritiert, sonst nichts.

Ich wollte den Gedanken an ihn abschütteln, doch es ließ mir einfach keine Ruhe. Wie würde er wohl aussehen, wenn er sich komplett gewandelt hatte? Ich hatte Loki - auch als Mann - nie in seiner wahren Gestalt gesehen. Oder? Ganz dunkel erinnerte ich mich, dass er sich, als wir noch Kinder waren, einmal verwandelt hatte. Nur wusste ich nicht mehr, wie er da ausgesehen hatte. Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass er geweint hatte, als er sich sah. Vater wollte, dass wir es vergessen. Seit dem hatte ich auch nicht mehr daran gedacht. Seltsam, es war bis gerade eben, wie aus meinem Gedächtnis gelöscht.

Ich schüttelte langsam den Kopf. Es würde mich nicht wundern, dass Mutter unsere Erinnerungen manipuliert hatte. Ich wollte gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn er es früher erfahren hätte. Eigentlich wäre es besser gewesen, er hätte es nie erfahren. Wäre er nur für immer in dem Glauben gewesen, dass er Ase ist. Es hätte uns viele Probleme erspart.
 

Ich lief recht planlos durch die Gänge. Gerade wollte ich einfach den Kopf frei bekommen.

“Thor?”

Ich wandte mich um und Sif stand vor mir mit verschränkten Armen. Super, sie schon wieder. Ich konnte mir vorstellen, was sie von mir wollte.

“Geht es wieder um Loki? Er ist bei der Allmutter …”

Hoffte ich zumindest. Aber ich konnte mir auch kaum vorstellen, dass er so wie er jetzt war, alleine durch den Palast geisterte.

“Erkläre es mir! Was ist mit ihm? Wieso hat ihn Odin aus dem Kerker gelassen?”

Ich verdrehte die Augen. Den Drang, mich darüber zu unterhalten, hatte ich nicht. Ich wusste auch gar nicht, was ich erzählen sollte oder überhaupt konnte.

“Wirst du schon noch erfahren …”, murmelte ich und ging weiter. Natürlich folgte sie mir. Musste das sein?

“Könntest du … mich allein lassen?”, fragte ich in einem so netten Ton, wie es mir möglich war. Am liebsten hätte ich sie angeschnauzt. Als zukünftiger Herrscher über Asgard sollte ich mich aber auch einmal zu beherrschen wissen.

“Ich will aber jetzt aufgeklärt werden! Als eine Kriegerin Asgards wird es mir doch erlaubt sein zu wissen, wenn eine Gefahr sich im Palast aufhält! Und er ist mehr als nur gefährlich!”

Sie schnaubte wütend. Zu gut konnte ich sie verstehen, aber es hatte doch keinen Sinn es ihr zu erklären. Ich atmete tief durch. Überlegte kurz.

“Er ist vorerst nicht gefährlich …”

Kurz sah ich sie an. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen.

“Wie meinst du das?”, wollte sie wissen und bevor ich weiter laufen konnte, hielt sie mich an der Schulter fest.

“Mutter … Mutter hat ihn mit einem Zauber belegt. … Er hat seine Kräfte nicht … teilweise.”

Jetzt sah sie erst recht verwirrt aus. Ich wüsste nicht, wie ich ihr alles andere erklären sollte. Und die Tatsache, dass Mutter ihn in eine Frau verwandelt hatte, würde mir gerade leichter fallen, als die Sache, dass sein Jotin-Aussehen zum Vorschein kam.

“Teilweise? Wie meinst du das?”

Als ich nicht antwortete, fuhr sie mich an: “Thor! Rede mit mir!”

“Es ist kompliziert”, erwiderte ich schließlich. Langsam schüttelte sie den Kopf und massierte sich die Schläfe.

“Dann erkläre es mir doch.”

Ich verneinte.

“Nicht … jetzt.” - Ich atmete tief ein. - “Wollen wir auf die Feier gehen?”

Sie nickte und fragte fürs Erste nicht mehr nach. Doch sie würde es wieder tun. Da konnte sie hartnäckig sein. Sie war eben eine Frau, wenn auch keine typische.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Keinmitleidsbonus
2018-05-17T23:49:18+00:00 18.05.2018 01:49
Schreibst du die Geschichte noch weiter ? Mega interessant
Von:  Buckysneko
2017-10-13T14:21:11+00:00 13.10.2017 16:21
schade das es nicht weiter geht......
Von:  _A-chan_
2017-08-27T16:13:12+00:00 27.08.2017 18:13
hallo, ich liebe die zwei und loki ist ja so toll.

Von:  Buckysneko
2017-07-25T09:15:15+00:00 25.07.2017 11:15
Das wäre super :)
Von:  Buckysneko
2017-07-22T08:15:36+00:00 22.07.2017 10:15
Schreibst du noch weiter?Würde gerne wissen wie es weiter geht^^
Antwort von:  Remy
23.07.2017 14:38
Geht noch weiter, hab' auch schon noch ein paar Kapitel fertig, müsste nur weiter hochladen.


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