Neue Welt von DasMaKi (Spuren der Zeit) ================================================================================ Kapitel 20: -2|10- ------------------ In der Stube entfachte der Mann ein Feuer an gesammelten Holzspaten unter einem Topf und erwartete bereits die anderen, die wenige Momente auch eintrafen, Thrian voraus, während Jounia zurückhaltend hinterher trippelte, noch immer aufgelöst durch ihrer Todesangst kurz zuvor. „Ich habe leider nur einen Stuhl, ich bekomme nicht oft Gäste. Aber die Felle hier sind auch sehr gemütlich,“ lud der Seelenhirt die anderen herein und wandte sich ihnen zu, „nennt mich Shamehen. Kommt ruhig näher.“ Shamehen verschwand wieder durch die Tür und schien sehr ruhelos zu sein. Dilenna ging näher, bis sie sich auf den Fellen niederließ, Thrian drehte sich noch einmal herum zu Jounia und starrte sie an. Sie konnte seinen Blick nicht deuten, und er wusste auch selbst nicht, was er in diesem Moment denken solle, Wut, Unbehagen und Leere zur selben Zeit. Jounia wagte es nicht, ihm in die dunklen Augen zu sehen, ihre Sicht ging kurz hoch, fiel allerdings schnell wieder herab, an ihm vorbei zur Feuerstelle. Unsicher hielt sie sich am linken Arm fest und ging weiter, auch Thrian war inzwischen nach seinem kurzen Herumdrehen weitergegangen. Im selben Augenblick erschien Shamehen wieder in der Stube und hielt verschiedene Kräuter in seinen Händen, die er über dem Kessel teilweise zerpflückte, teilweise ganz hinein legte und rührte. „Setz' dich hin,“ er winkte Jounia zu sich, welche abseits stehengeblieben war und sich nicht näher heran wagte. Sie kam näher und setzte sich zu den anderen beiden, welche sich ebenfalls auf den grau-weißen Fellen niedergelassen hatten. Sie waren erstaunlich weich und dicht, eine fast fünf fingerbreite Tiefe von Haarspitze bis zum Leder. „Wie kamst du Unwissende darauf zu sagen, du seist aus dem nördlichen Späherntal?“ prüfte Shamehen sie, Jounia fühlte sich unsicher, ertappt und wusste erst nicht, was sie sagen sollte, während Shamehen weiter in seinem Kessel rührte. „Ich wollte nicht, dass Dilenna mich für verrückt hält, wenn ich ihr sage, dass... also wenn ich ihr...“ „Wenn du ihr sagst, von wo du wirklich kommst?“ Jounia nickte. Dilenna und Thrian staunten über ihre Worte und lauschten ihnen gespannt. Thrian behielt ab und an immer wieder kurz seinen Arm in Sicht und überprüfte ihn. „Kannst du mir sagen, wo ich hier bin?,“ schluchzte Jounia wimmernd. „Nun, Kleine, du bist hier im Morrewald in meiner Hütte,“ Shamehen fing an, zu kichern, „und ich bin Shamehen.“ „Ja, naja. Ich meine, was ist das hier, wie komme ich hier her?“ Der Seelenhirt holte kleine Tontassen aus einem Schrank hinter ihm. Er füllte sie mit der heißen, in Wasser aufgebrühten und mit Kräutern vermengten, qualmenden, klaren Flüssigkeit mit einer großen Kelle. Aus den vollen Krügen stieg warmer Dunst herauf und dunkelgrüne Kräuterhalme überlappten dem Rand. Gefüllt gab sie Shamehen seinen Gästen in die Hände und wandte sich wieder herum zu seinem Kessel. Thrian, Dilenna und Jounia saßen mit vollen Tassen auf den Fellen und doch trank keiner aus seiner heraus. Dilenna starrte in die Brühe, zuckte ein wenig nachdenklich mit den Brauen und roch vorsichtig an ihr. „Trinkt das,“ Shamehen klang entspannt. „Was ist das?“ brummte Thrian und sah herauf. Shamehen füllte einen weiteren Krug mit Brühe, drehte sich zu seinen Gästen und setzte sich ihnen Gegenüber. Er bemerkte, dass sie ihn erwartungsvoll anstarrten, hielt es allerdings für selbstverständlich. „Na, Tee,“ er blies mit einem Lächeln auf dem Mund den Qualm von seinem Tee und nippte daran. Jounia erkannte ein weiteres Lächeln im Gesicht des Rot-schopfes, welche ebenfalls anfing, die Hitze der Brühe weg zu wehen und tat es ihr gleich. „Ich hörte einst und in all den Jahren viele Legenden über einen alten Fluch. Hört aber, dass es sehr lang vorüber ist und Geschichten sich mit der Zeit verändern,“ Shamehen saß den anderen aufrecht im Schneidersitz gegenüber und trank in kurzen Redepausen immer wieder von seinem aufgebrühten Getränk. „Es gab eine Zeit der Farben, wie ich sie gern nenne. Eine Zeit, in der die Sonne in den Sonnenländern am Tage endlos strahlte und die Wälder saftig grün den Wesen der Welt Schutz boten. Vor über zweitausend Monden jedoch tobte ein Sturm über dieser ganzen Welt und blies sie schwarz und kalt, seither gibt es das Böse und die Niedertracht aller Völker. Einst, als ich noch nicht halb so alt war, wie jetzt, hörte ich einen graubärtigen, faltigen Mann in einer Schänke. Ich saß einen Tisch entfernt, als er jungen Kämpfern, die dort rasteten, eine Erdichtung über einen alten Fluch vortrug und auf dessen wahren Kern schwor. Zunächst hielt ich ihn für nicht bei Sinnen, für alt und wirr, doch er war nicht der einzige, von dem ich etwas derartiges in meinem Leben hörte. Er saß mit etwa fünf Mann am Tisch, jeder einen Krug Gebräu, als er mit tiefer Stimme begann," Shamehen räusperte sich, nahm einen Schluck des Tees und ließ ihn in seinem Mund langsam vergehen. Mit einem bedachten Blick in die Augen seiner Gefährten begann er, "»Einst gab es den Schein der Helligkeit, der die Wesen der Welt umgab. Er lehrte sie Gutes und gab auf sie Acht, nicht wissend, was eines vermag... Ein Jünger, ein weiser, war dem Schein zugetan, lernte mehr noch im Schatten der Nacht, bis er unbemerkt durch inn'rer Niedertracht, getrieben zum Fluch, den er gemacht. Obgleich die Erfüllung in jedem so groß, das Gute, die Wärme, das Wissen gelehrt, ein Wesen doppelzüngig gesinnt und nach Größe noch größer als des Scheines begehrt. Missglückt sein Versuch, gefallen durch den Sturm und zersetzt der ganze Ort. Schwarz wurd' die alte Welt, sein Geist weit verstreut und der Schein, das Gute flog fort «,“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)