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Neue Welt

Spuren der Zeit
von

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Nach dem Halt waren es nur noch kurze zwanzig Minuten, bis sie im westlichen Späherntal angekommen sind, eine kleine Stadt, Dorf könnte man eher sagen.

Jounia kam es vor, als sei sie durch die Zeit gereist, als sei sie im Mittelalter gelandet, so schienen wenige Häuser noch komplett aus Holz, viele andere waren schon aus großen, klumpigen Steinen geschaffen und aus den Schornsteinen stieg grauschwarzer Qualm empor. Oder träumte sie gar noch? Es ging ihr einiges durch den Kopf, als sie das Tal gesehen hatte.

Das kann doch nicht sein

Sie schaute in alle Richtungen, jedoch waren weder Autos noch sonst irgendetwas ihr Bekanntes zu sehen, doch aufgrund der Unsicherheit wagte sie kein Wort und lief ihren Vorderleuten leise hinterher. Draußen liefen reichlich Menschen herum, aber keiner von diesen machte den Anschein, viel Geld zu besitzen. Einige trugen nur lange Stoffmäntel, welche ebenso wie ihre braunen Stiefel von Schlamm übersäht waren, andere hatten auch lederne Westen oder Hosen an sich.

Die Straße war nicht betoniert, nur grob gepflastert und mit großen Lücken teilweise, in denen dich das Regenwasser zu Pfützen ansammelte.

"Weißt du von hier aus, wohin?," fragte Dilenna sie. Jounia hatte zugestimmt, in dieses Tal zu wollen, aber wohin hätte sie sonst gehen können? Für sie war alles neu, alles fremd, als wäre sie noch immer nicht ganz bei sich.

Man sah ihr die Unsicherheit im Gesicht deutlich an, obgleich sie es versuchte, zu verhindern.

Was nun, dachte sie bei sich und schwenkte den Blick nach links und rechts, dann wieder in Dilennas funkelnden grünen Augen, "Also..," stotterte sie, "nicht wirklich, um ehrlich zu sein..." Dilenna schaute zu Thrian, der ein paar wenige Schritte von den beiden entfernt schon auf seine Begleiterin wartete. Er hatte mitgehört und Dilenna ohne etwas zu sagen verständlich und sachte zugenickt. "Dann kannst du für heute noch einmal zu uns."

Jounia war sehr dankbar, aber auch beschämt, unwissend, wie sie den beiden nur erklären könne, was vor sich ging und wo sie wirklich herkommt. Unwissend, weil sie selbst nicht die geringste Ahnung hatte und auch darüber, wer ihre neuen Gefährten eigentlich waren.

Durch die Wanderung war der Tag bereits einige Stunden fortgeschritten und zwar war der Himmel noch immer weißgrau und trüb, der Nebel aber war verzogen. Thrian voran, schritten die drei über die gepflasterte Straße, eine beladene kleine Pferdekutsche kam ihnen noch entgegen, von wo der alte Kutscher Jounia einen seltsamen Blick zu warf und ihr hinterher starrte. Mit knarrender öffnender Tür, über welcher eine kleine Glocke zu klingen begann, traten sie in ein Dunkelbraunes Haus, über dessen Eingang "Rolandas Wirtshaus" geschrieben stand. Thrian und Jounia setzten sich gemeinsam an einen Tisch, während Dilenna sich zur Theke bewegte.

"Bringt den beiden bitte etwas zu Essen, ich setze mich auch gleich dazu," ihr bestimmender Ton gab es jedem zu verstehen, lief an der Theke vorbei zu einer etwas molligeren Frau mitte Vierzig mit Schürze, welche gerade Krüge auswusch und trocknete.

"Bei allen teuren Seelen!," erfreute sie sich, sie zu sehen, "ich dachte schon, sie hätten dich erwischt"

"Mich nicht, Rolanda, mich nicht," Dilenna legte ihre Hand auf ihre Schulter, klopfte sachte und zustimmend, "aber schön, dich mal wieder zu sehen. Sag mal..," Rolanda unterbrach sie mit einem nicht zu übersehenden Nicken, "keine Sorge, jetzt setz' dich erstmal."

"Das ist Rolanda," stellte Thrian Jounia vor und winkte ihr zu, "Dilenna kennt sie, seit sie ein Kind war. Dafür werden wir hier nicht den vollen Preis bezahlen müssen."

Jounias Augen wurden größer, "ach, Bezahlen.."

Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf, "du musst nicht, ich kann mir vorstellen, dass du keine Cupeten dabei hast. Vorerst haben wir noch genug."

"Es tut mir leid, ich werde euch das bestimmt zurück geben.." Thrian aber schüttelte nur erneut den Kopf.

Als Dilenna von der Frau zurück kehrte, setzte sie sich an den kleinen Tisch, sodass jeder an einer eigenen Tischseite seinen Platz finden konnte. Es dauerte nicht lang und das Essen kam dampfend bei ihnen an. Auf ihren Tellern waren gekochte Kartoffeln mit Blaubeerhirschragout gelegen. Zunächst wagte Jounia es kaum, anzufangen, fand es letztenendes allerdings doch zu unhöflich, als dass sie etwas auf dem Teller hätte liegen lassen können. Zugeben musste sie es innerlich allerdings doch, dass sie darüber hinaus das Ankommen ihres Hungers verspürte. Es war etwas, das Jounia so noch nie zuvor probiert oder davon gelesen hatte, jedoch fand sie nach dem dritten Bissen direkt Gefallen daran. Die ersten beiden galten zunächst dem Zweck, es vorsichtig zu probieren, da es ihr das Ragout doch ein klein wenig zu gewagt erschien.

Nach dem Essen blieben sie noch eine Weile sitzen und tranken Sahnebräu, eine sahnigsähmige Mischung aus Milch, Honig und Dunkelbier. Es erinnerte Jounia etwas an das Bier, welches sie schon kannte, nur schmeckte es intensiver. Intensiver und gleichzeitig cremig weich, benetzt mit einer karamellig, sahnig-vanilliger Note. Es schmeckte ihr gut. Zu gut, wie sie schnell merkte. Nach einem kleinen Glas dieses Getränks merkte sie bereits, dass sich ihre Sicht ein wenig veränderte.

Dilenna unterhielt sich einige Zeit mit Rolanda, indes blieben die anderen beiden am Tisch sitzen, die eine trotz des Getränks nichtssagend und still, zurückhaltend und beobachtend, der andere nicht schüchtern, eher konzentriert und ernst, verfolgte das Gespräch seiner Gefährtin und machte, als es Zeit wurde, darauf aufmerksam, wieder aufzubrechen. Jounia wusste innerlich, dass der Mann, der ihr gegenüber saß nicht mit der weiteren Gefährtin verwandt sein konnte und trotzdem machte es den Anschein, dass er sie schütze. Nach einiger Zeit also sah Dilenna erneut zu ihrem Gefährten - sie blickte unterdessen sowieso immer wieder zu ihm hinüber, um das Verhalten der Neuen zu mustern - und erkannte seinen tiefen Blick. In diesem Augenblick wusste sie Bescheid. Es war Zeit, weiter zu ziehen.



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