Neue Welt von DasMaKi (Spuren der Zeit) ================================================================================ Kapitel 10: Ende Eins --------------------- Der Himmel war schon mit einem kräftigen Dunkelblau eingefärbt und drohte, sich noch weiter zu verschwärzen. Allein ging sie die Straße entlang und je weiter sie lief, desto weniger Autos kamen ihr entgegen und desto stiller wurde es, bis auf manche Stimmen, die man entfernt hören konnte. "Jounia," ein Flüstern, das schien, als sei es von jemanden, der nur kurz hinter ihr war, sie zuckte zusammen, wollte aber nicht direkt Angst zeigen, um eine peinliche Situation zu vermeiden. Sie drehte sich beim Weitergehen ein wenig herum, traute sich aber nicht, stehen zu bleiben, um einen längeren Blick zu erhaschen. -Niemand da... Ihre Stirn runzelte sie ein wenig, vielleicht habe sie sich ja verhört, und ging weiter. "Pssst," war wieder etwas zu hören und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, dieses Mal blieb sie stehen. Ruckartig drehte sich um und wollte den Unbekannten, der sie ärgere auf frischer Tat ertappen. Sie war kurz davor, etwas zu sagen, als sie sich umdrehte und niemanden vorfand. Ein Blick nach rechts, schnell nach links, doch direkt bei ihr war keiner zu sehen. Unter einer Laterne in einer Nebengasse waren zwei Personen sichtbar, die miteinander redeten, sie machten keinen reichen Eindruck, da ein langer Stoffmantel, der schon sehr alt zu sein schien, den einen der beiden bekleidete und wärmen sollte. Das muss von denen gekommen sein, dachte sie bei sich und ging weiter. Inzwischen war der Himmel tiefschwarzblau und Jounia hatte die Hälfte der Strecke hinter sich, als sie Schritte hören konnte. Dieses Mal konnte sie auch unter Laternen keine Menschen erblicken, schmulte vorsichtig über ihre rechte Schulter nach hinten. In diesem Moment wurden die Schritte lauter. Sie zuckte rasch zusammen, ein innerlicher Schock, sodass sie eigentlich wie versteinert stehen bleiben wollte. Stattdessen blickte sie wieder nach vorn und ging schneller als zuvor, die Arme verkrampft um ihren Bauch gehalten. Werde ich wahnsinnig? Hilfe! Ich habe wohl zu viele Bücher gelesen...Ruhig Jounia, du bist bald zu Hause dachte sie bei sich und schaffte es fast, sich zu beruhigen...bis zu dem Moment, in welchem sie ein Kichern hörte. Hektisch wechselte sie ihren Blick zu allen Seiten, doch niemand war zu sehen. Nichts, was einer Person glich. Laternen...Büsche... Mit einem Mal gab es einen lauten Knall und die Laterne, unter der sie sich in dem Augenblick befand, ging mit sprühenden Funken aus und ein weiteres hämisches Kichern erklang nicht weit von ihr entfernt. Es hat sich teilweise angehört, als würde jemand versuchen, etwas zu sagen, aber es klangen nicht wie normale Worte, vielmehr ein Nuscheln und Verdrehen der Buchstaben, der Worte, sodass kein verständliches dabei herauskam. Im Schockmoment konnte sie es nicht mehr unterdrücken und stieß einen kurzen Stechschrei heraus und wandte sich panisch um sich selbst. Jounia bekam es mit der Angst zu tun und sie wusste nicht, mit wem oder was sie es zu tun hat. Vielleicht waren es auch nur Jugendliche, die ihr einen Streich spielen wollten. Die Stimmen waren nicht das größte, das ihr diese Furcht zugefügt haben. Sie waren nicht sehr laut, nur fast ein Flüstern. Jounia lief immer schneller, bis sie beinahe rannte. Immer wieder drehte sie sich beim Laufen um, zu den Schritten, die deutlich unter ihr zu hören waren, und doch war sie mutterseelen allein. Sie kam sich nicht bei Sinnen vor, als sie Schatten hinter dem eigenen erkennen konnte, die ihr nachliefen, nicht aber einen Körper, der diesen Schatten hätte werfen können. Rascheln in Gebüschen und die Angst, verfolgt zu werden, trieben sie dazu, letztendlich so schnell zu laufen, wie sie konnte. Mit panischem Blick, den sie nach rechts und links warf, hatte es in manchen Momenten den Anschein, dass eine schwarze Gestalt direkt neben ihr laufen würde, die aber im nächsten Moment nicht mehr da war. Auf beiden Seiten erschien sie und verschwand nur nach Bruchteilen einer Sekunde. Oder war es mehr, als nur eine Gestalt... Wieder war ein Kichern zu hören. Ein Kichern, so unheimlich wie kaum etwas, das Jounia aus Erzählungen oder Büchern kannte. Ein Kichern, welches den Anschein von geraumer Bosheit und den Wunsch nach Schlechtem machte. Jounia wurde verfolgt. Verfolgt von Ängsten, wie man sie nur aus der Kindheit kennt, aus Momenten der Dunkelheit und der Vorstellung, ungewöhnliche Kreaturen würden hinter einem herlaufen. Ihre Angst verblendete sie, sah nur noch schwarz, um sie herum war nichts mehr, außer der Schwärze der Nacht, der Panik und der sie verfolgenden Gestalten. Ohne etwas zu sehen rannte sie weiter voran, aus dem Dunkel heraus auf den einzigen hoffnungsbringenden Lichtschimmer, den sie verschwommen wahrzunehmen wagte. In ihrem Kopf war es so laut, als würde man ihr direkt ins Ohr rufen, allerdings nicht aufgrund von Stimmen, sondern als wären es tausend verschiedene Geräusche gleichzeitig, man konnte kein einzelnes heraus filtern. Inzwischen war sie unbemerkt auf dem Trampelpfad neben den Schienen angekommen und lief weiter. Sie sah nichts, wusste nicht wohin, lief nur benetzt von der Furcht innerlich. Schaudernd wollte sie einen Blick zur Seite erhaschen, sah nach links. Sie erschrak und schrie mit entsetztem Blick auf, als direkt vor ihrem Kopf aus der Dunkelheit eine Grimasse zum Vorschein kam mit leuchtend weißen Augen und einem verschmitzten, widerwärtig dreckigen Grinsen. "Aaahh!," stieß sie heraus, wich zurück und stolperte dabei über etwas eisernes, während das Licht bedrohlich nah heran kam. Es war ein Moment der klaren Sicht, als sie beim Fallen nach vorn sah, von wo sich dieses Licht näherte. Ihre Augen und Nasenlöcher weiteten sich und Todesangst stieg in ihr empor– ein Zug. Er war nur knapp zwei Meter von ihr entfernt, weiter fahrend, ein lautes Dröhnen nahm sie noch wahr, als sie nach dem Fallen mit dem Kopf auf dem Boden aufzuprallen drohte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)