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Neue Welt

Spuren der Zeit
von

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Am Abend saß sie noch einige Zeit in ihrem Zimmer und starrte in das Nichts über sich, während sie im Bett gelegen hat, um nachzudenken. Ungläubig schüttelte sie über sich selbst den Kopf, schloss die Augen dabei kurz. Ihren Eltern wagte sie davon zunächst nichts zu sagen. Sie erzählte sowieso niemanden etwas davon, was sie träumte oder was in ihr vorgeht. Einige Male hatte sie es versucht, Anna näher zu bringen, jene, die Jounia am ehesten verstehen würde, allerdings fühlte sie sehr schnell, dass sie nicht verstanden wurde. Aus diesem Grund bemühte sie sich erst gar nicht mehr bei Anderen..
 

Mit Laufe der Verdunkelung des Himmels stand sie auf und ging in den Flur. Durch den Platzmangel wurde er häufig zum Abstellen verschiedener Gerümpel verwendet.

Unter anderem stand hinter der Eingangstür der Wohnung ein deckenhohes Bücherregal, in welchem Jounia erspähen wollte, ein bestimmtes Buch zu finden. Ihre Mutter, Marlena, war recht abergläubisch, wie einige ihrer Vorfahren auch, weswegen wenige, sehr alte Bücher ebenso noch vorhanden im Regal standen.

Mit einer Taschenlampe, da das Licht der einzelnen Glühbirne nicht reichte, welche von der Decke hing, suchte Jounia nach einem Buch, in dem sie etwas über Traumdeutungen lesen konnte.

Hier waren doch einmal mehr, überlegte sie und nahm sich eines von weit oben.

Die Nacht wurde für sie dieses Mal länger, als die vorigen.
 

„...verschlüsselte Botschaften aus unserem Unterbewusstsein,“ las sie erwartungsvoll. Sie erhoffte sich Antworten darauf, auf ihren Traum und auf den Tagtraum, der sich anfühlte, als sei er real gewesen, „...es gibt niemanden, der nicht träumt, auch im Fall des Vergessens.“ Jounia blätterte immer weiter, um den richtigen Abschnitt zu finden, „Das Träumen, verfolgt zu werden resultiert oftmals aus verdrängten Ängsten oder starken Schuldgefühlen..“

„Ach, das hilft mir doch alles nicht. Was denn für Schuldgefühle?,“ seufzte Jounia, blätterte zur letzten Seite, welche Tagträume thematisieren sollte, auf welcher sie einen Abschnitt fand, den sie kurz still innerlich abwägte.
 

„Erfahrungen nach könnten die realistischsten Tagträume angeblich Vorahnungen oder sogar zukünftige Geschehen sein...

Es soll Personen geben, die regelmäßig Visionen ihrer Zukunft erträumen...“
 

Jounia hielt inne. „Okay. Das wäre ja schon unheimlich,“ wisperte sie und es fühlte sich an, als würde ihr ein kleiner, eisiger Schauer über den Rücken laufen.

Sie blätterte weiter. An manchen Seitenrändern waren alte Notizen und Skizzierzungen, die sie allerdings – wenn überhaupt - nur sehr schwer entziffern konnte, da sie teilweise mit Bleistift gemacht wurden und im Laufe der Jahre bis zur fast endgültigen Verblassung verschwammen. Andere schienen in Hektik verfasst worden und dazu sehr alt zu sein, weswegen sie nicht lesbar waren, da sich auch die Art zu Schreiben mit der Zeit verändert hat.
 

Zwischen den kaum lesbaren Notizen konnte sie schwach die Worte „alte Welt?“ und etwas, das aussah wie „Dorme“ entziffern., vermochte allerdings nichts damit anzufangen.

Sie stieß ein lautes Stöhnen heraus, ließ das Buch vom Bett fallen und legte sich auf den Rücken.

Was soll mir das jetzt sagen? Eine Vorahnung? Darauf, dass man mir mein Fahrrad klaut? Das ist ja Blödsinn Jounia schüttelte erneut ahnungs- und ideenlos den Kopf, obgleich es niemand beobachten konnte, „Ach... dieser Traum.. er bringt mich völlig durcheinander.“

Sie legte ihre Arme über ihren Kopf, nachdem sie das kleine Licht löschte und schloss ihre Augen...
 

Nur wenige Momente nachdem sie ermüdet ihren Blick verschwärzte stand sie im Nichts...
 

Um sie herum wurde es weiß, der Boden, auf dem sie stand und alles Andere auch. Nichts war zu sehen.

Jounia wandte ihre Sicht zu den Seiten, ohne ihren Körper mit zu drehen, sie wusste nicht was zu tun sei, bis sich hinter ihr das Weiß zu färben begann. Die Farbe verwandelte den Boden, auf dem sie stand in Stein und um diesen Weg herum waren Felder. Die Umgebung wurde zunächst unbemerkt hinter ihr gefärbt, bis diese Farbe nach vorn sprießte, wie eine Welle, die selbst Jounias Haare kurz nach vorn wehte.

Der Weg, auf dem sie stand, führte weiter nach vorn, das Ende war kaum sichtbar und auch die Felder an den Seiten verliefen spürbar endlos weiter voran.

Der goldgelbe Raps strahlte zwar durch die Helligkeit des Tages, doch war der Himmel nicht sonnengefüllt, wie im normalen Sommer, wirkte stattdessen eher so hellblau, dass es fast weiß war, aber wolkenlos und windstill, als die Farbe die Umgebung fertig schuf. Nicht die geringste Brise war zu fühlen und Jounia war allein in der hellen Natur. Die Wärme schmiegte sich an ihre Haut und durchdrang sie bis ins Innere. Es war wie einer der Träume, den sie als Kind hatte, nur war sie dieses Mal allein.

Jounia begann zu laufen. Sie nahm Anlauf und sprang in die Luft, so hoch es ging.

Träume, um deine verrücktesten Verlangen zu stillen -und seien sie doch so abwegig, hörte sie sich selbst in ihrem Kopf sagen, als sie in die Luft stieg.

Ähnlich war es bei ihr schon einige Male. Sie sprang so fest, wie sie nur konnte in die Luft mit der ganzen Kraft ihrer Beine und mit Schwung ihrer Arme, sodass sie abhebte und weiter in die Luft stieg, als ihr Haus hoch gewesen ist. So hoch fast, wie die Vögel flogen, welchen sie es anschließend gleich machte. Unter sich konnte sie die Felder nun von oben betrachten und die Bäume, welche nun noch so klein zu sein schienen, sie spürte den Wind, der durch ihr schnelles Steigen durch sie hindurch drang, aber nicht kältete.

In diesen Momenten nahm sie in der Luft an jenen Punkt, der sie wieder zum Sinken brachte, mit ihren Armen Schwung, als seien es Flügel – und sie flog...

An jene Träume erinnerte sie sich auch dieses Mal, als sie diesen Punkt erreichte, obgleich er anders war, als sonst.

Nicht umgeben von ihren Freunden oder ihrer Familie, kein strahlend blauer Himmel und auch die Brise des frisch gemähten Grases fehlte zur Vollkommenheit.

Aber sie wollte fliegen. Es war ein ihr innerstes Bedürfnis.
 

Und so breitete sie ihre Arme aus und riss sie nach hinten. -Nichts geschah.

Nichts, außer dem stetigen Sinken ihres Körpers, das Fallen.

Jounia bekam Angst, Panik, ihre Augen weiteten sich und ihr Mund verzerrte sich furchtsam.

Hatte sie denn etwas falsch gemacht? Wieder riss sie ihre Hände und Arme vor und zurück, auf und ab und auch ihre Beine sollten dabei helfen – doch nichts half.

Jounia fiel. Die Wärme der Umgebung wurde heißer. Heißer drang es in ihr ein, bis es die Lunge erreichte und ihr das Atmen schwer fiel, sie hörte auf. Immer tiefer fiel sie, bis sie die Höhe der Bäume erreichte, die Höhe der Häuser, die Vögel stiegen an ihr herauf und sie konnte den Asphalt förmlich schon schmecken.

Jounia schaffte es nicht, die Augen aus des sonst so natürlichen Schreckreflexes zu schließen, weit aufgerissen starrte sie auf den näher kommenden Boden, bis es auf Mal schwarz wurde...

Schweißgebadet hörte sie sich selbst keuchen, als sie aufwachte und im nassen Bett lag.



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