Neue Welt von DasMaKi (Spuren der Zeit) ================================================================================ Kapitel 5: -1|5- ---------------- Es vergingen knapp zwei Stunden Fahrradfahren über den abwechselnd bergab – bergauf führenden Waldweg. Der Weg, verlegt mit zahlreichen beim Darüberfahren knackenden Ästen und kleinen Steinen, war erfüllt vom Duft der Bäume und vom Harz, das an ihnen klebte. Erschöpft auf der anderen Seite des Berges angekommen, an einem kleinen Fluss, zogen alle die Schuhe aus, setzten sich an diesen und tranken die letzten Biere aus. Bis die Sonne am Horizont zu verschwinden begann und ein flammendes Farbenspiel im Himmel zeigte, blieben sie sitzen, erzählten sich Geschichten und lachten. Viel zu spät erst brachen sie wieder auf, um nach Hause zu kommen… Der Weg war anstrengend und als Jounia endlich die Heimatsseite des Berges erreichte, war schon fast eine tiefblauschwarze Dunkelheit eingebrochen. Nur noch ein Funken vom blauen Schein kam am Rand der Erde zum Vorschein. Die Laternen flackerten mit deren weißem Licht, wenn sie nicht schon zerstört waren von Jugendlichen, die in der Nacht ihr Unwesen trieben oder von den Obdachlosen, um schwieriger von der Nachtwache gefunden zu werden. Inzwischen wurde die Kluft zwischen arm und Reich immer größer. Am Rande der Stadt war zwar alles viel ländlicher und bestückt mit vielen schönen, versteckten Momenten, allerdings ebenso mit Menschen der Straße, die sich zum eigenen Schutz ebenso wie die schönen Momente versteckten, um nicht an der Wache ihre Existenz zu verlieren, während nach außen hin der Schein für die Geldhabenden einer perfekten Stadt getrübt werden soll. Mit vorsichtigen Blicken in alle Richtungen fuhr Jounia die Dunkelheit entlang, ungesehen von der Wache, welche fast jede Nacht umherfuhr, um für Ordnung zu sorgen. Und doch verschlimmerte die große Stadt durch die Gier die Lage derer, die in die Armut versanken. Einen Blick nach links – nur Wohnhäuser, Stille. Rechts ebenso. Jounia fuhr weiter. Ab und zu konnte man ein Flüstern von denen hören, die wie sie noch auf den Straßen waren. Wenige aber. Die Straßen waren sauber und glatt, dafür sorgten ebenfalls von der Stadt dazu angestellte Menschen, damit nicht die geringste Stelle ein schlechtes Bild aufwirft. Man erkannte das Elend oft erst nach genauerem Hinsehen. Vom Bordstein herunter fuhr sie vom Gehweg auf der Straße weiter. -Was war das? Auf einmal konnte Jounia aus dem Geflüster und der übertönenden Stille des Verbergens ein Kichern heraus lauschen. Ein Kichern, das ihr bekannt vorkam… In diesem Moment des Erlauschens machten es ihre Ohren mit einem kurzen Zucken bemerkbar und fühlten sich gleichsam derer eines Spürhundes an, wenn sie sich aufstellten. Wieder. Ein Kichern, welches sie kannte, dieses Mal lauter, als zuvor, als würde es näher kommen. Panisch wandte sich ihr Blick zu allen Seiten. Als sie plötzlich auch einen Schwenker mit dem Fahrrad machte, fasste sie wieder die Konzentration und fuhr weiter, schneller. Inzwischen war auch die Wärme der Sonne nicht mehr vorhanden, es wurde kalt. „Was hast du so spät noch draußen zu suchen? Runter von der Straße mit dir, “ hörte Jounia einen Mann rufen, der sich jemanden näherte. Die Nachtwache war dort. Ungesehen konnte sie an ihnen vorbei fahren. Als sie ihren Blick mit den an ihr vorbeiziehenden Menschen mitbewegen wollte, ertönte auf einem Mal eine Stimme eines weiteren, entfernten Menschen, die sie beinah an ein Kichern aus ihrem Traum erinnerte. In ihrem Kopf wurde es lauter und eine Fratze erschien vor ihrem innerem Auge für einen Bruchteil einer Sekunde. Jounia verlor die Kontrolle über den Lenker, erschrak, blickte rasch wieder nach vorn, riss den Lenker mit und fuhr kurz mit engen, schiefgelegenen Kurven hin und her, bevor ihr Fahrrad nicht mehr mitspielen wollte, sich das vordere der Räder quer stellte und sie darüber fiel. „Mist, “ flüsterte sie und rieb sich ihren rechten Ellbogen. In diesem Augenblick schien ein helles Licht auf sie, das sie blendete. „Sie da!“ rief ihr ein Mann zu, „Das Gleiche gilt für Sie, gehen Sie nach Hause!“ Es war die Wache. „Ja…“ erwiderte sie mit noch leicht benommener Stimme. Einer der zwei Männer kam näher, der zweite blieb bei einem anderen Jugendlichen, der dabei war, Graffiti an eine Hauswand zu sprühen. Jounia kannte ihn nicht, aber sie wusste, dass damit sehr hohe Kosten als Strafe auf ihn zukommen würden… „Na los.“ Sagte der sich Nähernde zu ihr mit Bestimmtheit in seiner Stimme. Er trug eine schwarze Uniform, einen Hut, der verborgen unter seinem Stoff eine runde Platte, also einen integrierten Helm hatte, etwas kleines Rechteckiges an der rechten Seite seines Gürtels, das aussah, wie eine Art Elektroschocker und Stiefel. „Ich bin ja schon auf dem Weg, “ entgegnete sie ihm und stand auf. Der Mann blieb ernst vor ihr stehen und beobachtete sie beim Aufheben des Rades, half ihr nicht. Ohne etwas zu sagen, fuhr sie langsam los und konnte noch sehen, wie er die Nase rümpfte, hinterherblickte und sich anschließend wieder seinem Partner zuwandte. Das vorige Geräusch, welches sie erschreckte hatte sie inzwischen schon vergessen, schnallte unten am Haus angekommen das Rad fest an und ging hinauf… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)