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Neue Welt

Spuren der Zeit
von

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Die Stimmen der Anderen rissen sie wie erwartet vom Schwärmen in die Wirklichkeit zurück.

„Nicht träumen, Jounia,“ sprach Ardjan, schubste ihre angewinkelten Knie kurz zur Seite.

„Ja, ist ja gut,“ lachte diese kurz auf und setzte sich wieder hin. Auch Anna hatte sich zuvor wieder aufgerichtet und zu fünft vollendeten sie ihren Kreis auf dem frisch duftenden Gras.
 

Normalerweise sah Jounias Mutter es nie gern, wenn sie auch nur die kleinste Menge an Alkohol zu sich nahm.

Besonders nicht an einem sonst normalen Tag. Jedoch glaubte sie nicht, dass sie diese eine Flasche kühles Bier in der Gesellschaft der besten Freunde, unter Augen der scheinenden Sonne und des endlosen Himmels, Stunden später zu Hause noch wahrnehmen könnten. Es war etwas, das sich einen frei und unabhängig fühlen ließ, worauf sie daher nicht verzichten wollte.

Nicht in der Welt der Bewachung und Planung. In einer Stadt, in der alles perfekt erscheinen muss für das Wohlergehen der Erhabenen.

Luca öffnete ihr die Flasche. „Aahhh!“ schrie Anna auf einem Mal auf und war voll mit dem Inhalt ihrer Flasche überschüttet. Philipp hatte an ihrem Arm gewackelt, als sie versuchte, aus ihr zu trinken und keiner konnte mehr ein Lachen unterdrücken. Während auch Philipp sie nur angrinste, stellte sie ihre fast leere Flasche auf den Boden und stand auf, langsam, denn trotz der in der Luft liegenden Wärme, fing sie leicht an zu frieren, nachdem sie den Moment der lediglichen Erfrischung sehr schnell erreicht hatte. Als sie ihren Blick erhob, wusste Philipp Bescheid, sprang auf und wartete lachend und gespannt auf Annas Reaktion.

In diesem Augenblick griff sie sich seinen Schlüssel, der beim Aufstehen aus seiner Hosentasche gefallen war, holte aus und warf ihn über die Fahrräder, über den braunen Weg hinweg in den Wald. Ein sowohl verdutzter als auch geschockter Blick erstreckte sich über sein Gesicht. Zunächst verstummte er verwundert, doch unter dem Lachen der anderen konnte auch er sich sein Schmunzeln kaum mehr verkneifen.

„Die holst du aber,“ stieß Philipp kurz aus.

„Denkst du wohl. Du bist selbst Schuld, wenn du mich voll schüttest.“ Ardjan, den Philipp kurz beobachtete, gab ihm ebenfalls nicht die gewünschte Reaktion von einem Rechtgeben, vielmehr machte er sich ein wenig über Philipp lustig und zuckte nur mit den Schultern, als hätte er sagen wollen Tja Kleiner, das hast du dir leider selbst eingebrockt!

„Ist ja gut… aber komm wenigstens mit suchen,“ lächelte er Anna schließlich an, sie nickte.

„Kommt ihr auch mit?“ Philipp warf den anderen einen fragenden Blick zu, woraufhin auch diese aufstanden, um ihm zu helfen.

Als Philipp und Anna vorausgingen, Luca und Ardjan hinterher, sah Jounia noch einmal hinauf. Von der grünen Wiese aus in Richtung Wald, von dem Gras auf der Erde bis hinauf in die Baumkronen, obgleich man das Ende nicht ganz erkennen konnte, da die Sonne einem die Sicht verblendete.

Gemeinsam liefen sie in den Wald hinein, nicht weit, um den weggeworfenen Schlüssel zu finden. Sie waren umgeben von Nadelbäumen, an denen noch Harz klebte, in welchem sich viele Insekten verfingen und hängenblieben bis zu ihrem Dahinscheiden. Tiere, die unsere Wege in ihr Revier, den Wald, haargenau verfolgten und sich nicht hinaus trauten, bis die Gruppe wieder hinausgehen würde, die Erde und die heruntergefallenen Nadeln der Bäume auf dieser wurden durch die sich zum Himmel streckenden Bäumen verdunkelt und waren doch noch hell aufgrund der gelben Sonne.

Ein kurzer Blick Richtung aufwärts. Sie glitzerte durch die Baumkronen herab, fast schien es, als wäre Feenstaub droben, welcher durch die Luft schweben würde, gleichsam wie in Märchen, in denen er auch die Zeugen dessen zum Fliegen heben könne.

„Ich habe grade voll das Déjà-vu,“ schoss es auf einmal aus Jounia heraus, als sie an ihrem Bein ein wenig feuchtes Gras spüren konnte, das wahrscheinlich noch nicht trocknen konnte, da die Sonne es nicht erreichte. Es fählte sich beinah an, wie in ihrem Traum. Ardjan, Philipp, Anna und Luca drehten sich um, die einen lächelten, die anderen verzogen ihre Mimik nur etwas verwirrt.

„Warum das denn?“ lachte Anna kurz auf, während Philipp nur verunsichert fragte, was dies sein solle.

„Na ich habe irgendwie das Gefühl, das hier schon einmal erlebt zu haben,“ entgegnete Jounia ihn. Ein kurzer Schlag auf seinen Hinterkopf, ausgeführt vom Ältesten, ließ die Unterhaltung wieder etwas auflockern, nachdem alle durch sie einen Moment still standen.

„Ich glaube ich hab ihn!“ schrie Anna erfreut, bis sie merkte, dass es nur ein Tannen-zapfen war, den die Sonne beschien, „okay... doch nicht…“ Sie wrang ihr Hemd am Bauch kurz aus, viele Tropfen vom Bier fielen nicht mehr hinaus, jedoch sah man noch den großen Fleck der Flüssigkeit auf ihm. Sie sah Jounia kurz an, lächelte sachte: „Irgendwie ist das inzwischen mehr erfrischend als kalt…und bei dem Wetter trocknet das bestimmt ganz schnell.“ Ihre Freundin nickte. „Mensch, Anna,“ fing Philipp jammernd an, „wenn ich den Schlüssel nicht finde, ist das wirklich schlecht, da ist auch der Wohnungsschlüssel dran.

Du hättest mich doch einfach auch nass machen können, statt meinen Schlüssel weg zu werfen.“

„Das war mir aber zu unkreativ!“
 

Wie es sich gehörte, hielten die Mädchen zusammen und lachten beide leise über diese Antwort, im Wissen jedoch, dass es wohl noch nicht ruhig genug war, um es für Philipp überhörbar zu machen. Doch selbst er musste über diese Situation kurz schmunzeln.

Luca schob mit seinem Fuß etwas Erde zur Seite, um ein glänzendes Etwas erkennen zu können. „Ich hab ihn!“

Er hob den gefundenen Schlüsselbund auf und streckte ihn sichtbar für alle anderen in die Luft. Die Erleichterung war deutlich in Philipps Antlitz erkennbar und Anna lächelte ihn teils frech und belustigt, teils beschämt an, beinahe Schuld am Verschwinden dessen gewesen zu sein. Luca warf ihm den Schlüssel zu, Philipp fing ihn direkt und packte ihn wieder in seine Hosentasche zurück. Gemeinsam bewegten wir sich die fünf Freunde wieder in Richtung Waldausgang.

Dabei legte Philipp kurz seinen Arm um Anna, drückte sie lachend an sich und ließ sie wieder los.

Mit langsamen Schritten – es war erst kurz nach Eins und sie hatten die Zeit – gingen sie wieder zurück zum vorigen Platz und stellten mit Enttäuschung fest, dass auch die restlichen Flaschen umgefallen waren.

„Na toll..,“ wich es aus Ardjan. Luca klopfte ihm auf die Schulter und hob seine Flasche auf: „ Ach, meine ist zumindest nicht vollkommen leer und wir haben ja noch viele dabei.“ Auch die anderen erhoben ihre Flaschen in der Hoffnung, es sei noch etwas drin. Nur Anna hat durch den Streich Philipps eine neue Flasche gebraucht, da ihre völlig geleert war.

„Aber das Geld…“ murmelte Ardjan, beschwerte sich jedoch nicht weiter.

Nach ungefähr einer halben Stunde stiegen sie schließlich doch noch auf die Räder und fuhren ein Stück durch den Wald.

„Ein Wunder, dass wir dieses Mal wirklich losfahren, “ rief Luca, der letzte in der schmalen Fahrerreihe, von hinten nach vorn. „Irgendwann müssen wir das ja mal machen!“ antwortete ihm Ardjan, beide mühselig atmend wegen der Steigung des Waldwegs.



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