Between the lines von Erenya (Missing parts) ================================================================================ Kapitel 7: Between the front ---------------------------- Mein Wecker war dieses Mal alles andere als willkommen und es brachte auch nichts, dass er gerade den Triple S Song von Heavens spielte. Ich wurde einfach nicht wach, was daran lag, dass ich am Abend spät ins Bett gekommen war. Einen meiner Koffer hatte ich bereits entpackt, doch das Zimmer wirkte immer noch leer. Ich wusste also schon, wie meine abendliche Gestaltung aussehen würde. Zimmer Gestalten. Aber nicht so sehr dass ich mich hinterher ärgerte mir zuviel Mühe gemacht zu haben. Ich nahm mein Handy und versuchte die Müdigkeit von mir abzuschütteln. Erst einmal war arbeiten angesagt und etwas viel wichtigeres. Wo bekam ich mein Frühstück her. Einen Cappuccino zum Beispiel. Dunkel erinnerte ich mich daran, dass sie hier nur Pfefferminztee hatten. Aber ich kannte noch eine Person, die nur für den Fall der Fälle immer eine Portion, wenn nicht sogar mehr, Cappuccino da hatte. Zielsicher griff ich zu meinem Handy und schrieb eine SMS von äußerster Wichtigkeit. Zumal ich meinen Freunden in dieser Welt das wohl schuldig war. Wobei, es war ja nicht einmal eine SMS sondern ein Chat, den wir uns über eine App ermöglicht hatten. „Morgen ihr beiden. Wollen wir gemeinsam frühstücken? Holt ihr mich ab?“ „Wie dich abholen? Du weißt schon bis zu dir fahren wir mindestens eine halbe Stunde.“ „Uh, Frühstück hatten wir schon lange nicht mehr. Ich bin dabei!“ „Hiro, keine Sorge, so weit ist es nicht mehr. Seit gestern Abend wohne ich temporär im Master Course. Und ich hab ehrlich keine Ahnung wo ihr das Frühstück zu euch nehmt.“ „Du wohnst hier? Das ist toll! Ich hol dich ab, welches Zimmer hast du bezogen?“ „Mi, beruhige dich. Es gibt wichtigeres. Warum wohnst du im Master Course?“ „Mira: Ich wohne gegenüber von Harukas Zimmer. Hiro: Irgendjemand hat der Presse meine Adresse gesteckt und meine Wohnung wird belagert. Shining hat entschieden, dass ich deswegen erst einmal im Master Course unterkommen soll. Also, wie sieht es aus? Frühstück? Mit Cappuccino Caramel für mich?“ „Nya-Nya-chan, ich bin in 20 Sekunden da. Mit Cappuccino Caramel. Oh Gott wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet.“ Ich schmunzelte über Miras Antwort und wusste, just in diesem Moment, dass es nicht nur schlecht war im Master Course zu leben. Ich konnte meinen Freunden näher sein und öfter sehen. Und naja, vielleicht machte das Kochen hier sogar noch mehr Sinn. Immerhin waren hier genug Idols, die nach harte Arbeit hungrig waren. Die Frage würde also nur noch sein, wann wollte ich Zeit zum kochen finden? Mit meinem regulären Arbeitspensum, ja es wäre möglich gewesen, immerhin hatte ich genug Freizeit. Doch wenn ich nun auch noch Harukas Pensum bekam, würde meine Freizeit immer minimaler werden. „Klopf Klopf!“ Sie hatte mit zwanzig Sekunden nicht untertrieben. Sie war pünktlich, was wohl daran lag, dass sie im Mädchentrakt war, ebenso wie ich. Und wahrscheinlich war sie nicht einmal weit entfernt gewesen. „Ich komme!“, rief ich und öffnete die Tür, wobei Mira sah, wie man sie nur selten zu Gesicht bekam. Ungeschminkt, im lässigen Look. Und selbst so war sie noch bezaubernd, auch wenn ihre Haare zerzaust waren und sie nicht mehr wie die Moderatorin aussah, die sie für die Kinder war. „Hier~ Cappuccino für meine Nya-Nya-chan.“ „Du bist meine Heldin“, erklärte ich und umarmte sie. Nach dem vergangenen Abend war das einfach notwendig. Mira schien das zu verstehen und erwiderte meine Umarmung, indem sie mich fest an sich drückte. „Schon gut. Mach dir keine Sorgen. Das wird kein dauerhafter Zustand sein. Ehe du dich versiehst, kannst du wieder nach Hause. Immerhin ist dein Verhältnis mit Starish nun okay, und selbst wenn ihr mal kleinere Probleme habt, Hi-chu und ich sind hier. Und wir sind immer für dich da.“ „Ich weiß und dafür bin euch wirklich dankbar. Ich hoffe ihr wisst, dass ich auch immer für euch da sein werde, wenn ihr mal Hilfe braucht.“ Sie lächelte ihr warmes Lächeln, als sie sich von mir löste und mir über den Kopf strich als sei ich eines der Kinder aus ihrer Show. „Hai Hai. Und nun sollten wir Frühstücken gehen. Ich habe Hunger. Außerdem muss ich noch zu den Aufnahmen für die nächste Folge.“ Ich nickte und obwohl ich noch meinen Schlafanzug trug folgte ich Mira. Bei ihr schien es ja gerade keine andere Kleidung zu sein. Zumindest trug sie den mir vertrauten Einhornpyjama den sie schon in der Schule getragen hatte. Entweder hatte sie sich den auf Vorrat gekauft oder es war immer noch der Alte und sie war einfach keinen Zentimeter gewachsen.   Statt direkt in den Frühstückssaal zu gehen, zeigte mir Mira noch den Weg zum Jungentrakt. Dort wartete bereits Hiroki auf uns, in lässiger Alltagskleidung, aber dennoch besser gestylt als wir beide zusammen. Es gab einfach Menschen die standen wie geleckt auf, oder die wollten diesen Eindruck einfach nur erwecken indem sie so früh schon so gut aussahen. „Morgen, Hi-chu! Also, Nya-Nya-chan, hier ist der Jungstrakt. Betreten nach der Schlafenszeit verboten, ebenso vor dem Frühstück. Du weißt ja, Love is a no-no!“ Ich nickte, denn diese Regel hatte uns Ringo förmlich eingetrichtert. Und sie war selbst nach unserem Debüt noch aktiv geblieben. Was ich seltsam fand, denn eigentlich konnte Shining doch egal sein, ob ich die Liebe meines Lebens fand oder eben nicht. Am Komponieren würde mich das nicht hindern. Noch dazu stand mein Name nur in einem Booklet und mit Sicherheit gab es keine Fans für mich in dem Ausmaß, wie es das bei Idolen gab. „Können wir weiter? Wir haben heute alle einen langen Arbeitstag.“ „Den haben nur du und Mira. Auf meinem Plan steht aktuell nichts. Was mich ehrlich wundert. Der Titelsong für Rens Drama ist fertig. Die Charitysongs werden nun released... und ich habe immer noch keine Nachricht von Shining bekommen.“ Hiroki sah mich überrascht an. Er wusste ja selbst, wie beschäftigt ich in der Regel war und kaum, dass ich nun für Starish und Heavens geschrieben hatte, schien mein Arbeitspegel runtergeschraubt zu sein. „Vielleicht will er dir etwas Pause gönnen. Ich meine der Presserummel ist streßig genug. Vor allem wenn man dem noch nie ausgesetzt war. Und als Komponist wird man in der Regel nicht so belagert.“ „Mira hat Recht. Mach dir einfach keine Sorgen. Komm erst einmal an und danach kannst du Shining immer noch kontaktieren und fragen ob es Arbeit für dich gibt.“ Ich nickte. Beide hatten ja Recht. Ich sollte nicht über einen freien Tag klagen, wenn ich einen in Aussicht hatte. Im Gegenteil, ich sollte mich darüber freuen. Gerade nach dem Vortag konnte ich eine Pause brauchen. Doch egal wie sehr ich versuchte mir das einzureden, ich konnte mir einfach nicht glauben. Ich wollte keine Zwangspause. Ich wollte mich von all den Ereignissen ablenken. Das wusste ich nur zu gut und doch konnte ich Mira und Hiroki das nicht sagen. Nicht nachdem sie sich so sehr bemühten mich aufzumuntern. „Und hier ist der Speisesaal. Meist sehen wir die anderen nur früh hier, aber manchmal nicht einmal das. Hängt eben ganz von den Jobs ab, die wir gerade haben. Wenn Hi-chu in eine Morgenshow eingeladen wird, hat er gar nicht die Zeit um gemütlich mit den anderen zu frühstücken. Oder wenn große Touren sind.“ Ich schmunzelte darüber wie bemüht Mira war mir alles zu erklären. Sie schien aufgeregter über meine Anwesenheit zu sein, als ich es war. Vielleicht war ich auch nur einfach zu müde um so etwas wie Aufregung zu verspüren. Ohne aber weitere Erklärung zu geben, öffnete sie die Türen zum Speisesaal und ich erkannte sofort ein paar bekannte Gesichter. „Guten Morgen!“, flötete Mira fröhlich, wohingegen Hiroki einfach nur die Hand zum Gruß hob und ein „Morgen“ nuschelte. Es war den Jungs deutlich anzusehen, dass sie in ihrer gewohnten Begrüßung inne hielten und mich stattdessen überrascht ansahen. „Schaut mal wer momentan bei uns wohnt. Nur für den Fall, dass ihr sie nicht kennt, das ist Erenya Tailor, meine beste Freundin und Komponistin eines tollen Charity-Medleys von den Stars von Heavens und Starish. Die kennt ihr Jungs doch, oder?“ Irgendwie schaffte Mira es mit ihrer Art die Stimmung, die zwar nicht angespannt war aber dennoch unangenehm, zu lockern. „Guten Morgen, Nya-chan! Setz dich zu uns.“ Lächelnd zog Natsuki den Stuhl zu seiner Rechten weg und ich nickte ihm zu, zum Zeichen, dass ich ihn dafür dankte. Irgendwie hatte ich nicht erwartet Starish schon so früh zu sehen, vielleicht weil ich mir so die unangenehme Erklärung hätte ersparen können. Doch etwas tröstendes hatte meine aktuelle Situation. Ich war nicht unter Fremden. „Ich mach dir deinen Cappuccino. Zeigt ihr jemand wo sie alles für ihr Frühstück findet?“, fragte Mira, die hinter einer kleinen Kochnische verschwand. „Was bevorzugst du? Wir haben Müsli, Brötchen oder Brot, oder ganz traditionell etwas gekochten Reis und Fisch?“ Ich hatte mich kaum gesetzt, da zählte mir Masato, der mir gegenüber saß auch schon auf, was ich hier beim Frühstück erwarten konnte. Immerhin blieb mir der Kulturschock erspart, denn genau diese Auswahl hatte ich auch in der Akademie von Shining gehabt. „Ich denke ich nehme heute das Müsli. Ich kann mich an die traditionelle Art immer noch nicht ganz gewöhnen.“ „Das kenne ich. In meiner Heimat sieht das Frühstück auch ganz anders aus. Aber irgendwie konnte ich mich an den Fisch, oder viel eher an getrocknete Sardinen, gewöhnen.“ Lächelnd sah ich zu Cecil, dem ich wirklich glaubte, dass das Essen in Agnapolis anders aussah. Irgendwie konnte ich ihn mir vorstellen, wie er zum Frühstück Fladenbrot mit Dattelmarmelade dinierte, dazu frische Trauben und Orangen. „Getrocknete Sardinen? Gibt man die nicht für gewöhnlich Katzen?“, fragte ich, wissend dass er die wohl wirklich als Katze bekommen hatte. Aber er musste ja nicht wissen, dass ich es wusste, dass er schwarze Katze unglaublich niedlich gewesen war. „D-Das...“ Cecil errötete und stotterte. Scheinbar wollte er auch nicht, dass man wusste, dass er ein verfluchter Prinz gewesen war. „Schon okay. Getrocknete Sardinen sind echt günstig und ein guter Weg um sich an Fisch zu gewöhnen“, erklärte ich schnell, um ihn nicht noch weiter in Verlegenheit zu bringen. Es war irgendwie ungewohnt hier mit mehreren Menschen zu sitzen und zu Frühstücken. Dadurch das ich kein Morgenmensch war, bevorzugte ich es in aller Ruhe, alleine, bei guter Musik munter zu werden. Doch das hier, war auch nicht schlecht. „Und hier ist dein Cappuccino. Vorsichtig heiß.“ Vorsichtig platzierte Mira die Tasse vor mir, während ich etwas Müsli in eine Schüssel gab. „Danke.“ Ich lächelte Mira wirklich dankbar an, denn mein Morgen war mit dieser Tasse Cappuccino gerettet. Gleichzeitig sagte sie mir, dass ich wohl heute mindestens das Haus verließ um mir noch ein paar Sachen, die ich zum Frühstück bevorzugte, zu besorgen. „Erzähl mal, Erenya, warum bist du auf einmal im Master Course?“ Das die Jungs nun doch neugierig waren, war logisch. Weswegen ich Otoyas Frage nicht unbeantwortet lassen wollte. „Als ich gestern nach Hause kam, stand die Presse vor meiner Tür. Weiß der Teufel woher sie wussten wo ich wohne. Shining meinte ich solle solange der Trubel herrscht erst einmal hier im Master Course wohnen, damit ich mich auf die Arbeit konzentrieren kann.“ „Das ist auch nur vernünftig. Für jemanden der so einen Trubel nicht gewohnt ist, kann die Presse schon sehr beängstigend sein. Aber hier musst du dir keine Sorgen machen. Die Zufahrt ist mit Security bewacht und die Fahrer bringen dich sicher zu deinen Aufträgen. Du musst dir also keine Sorgen machen.“ Was Tokiya erzählte klang gut und vor allem nicht mehr ganz so beängstigend. Ich fühlte mich erleichtert, dass mich ein Presseauftritt zwei Punkt null hier nicht erwarten würde. „Es ist aber schon seltsam, dass die Presse erfahren hat, wo die Lady wohnt. Dazu brauchten sie ihren Namen, doch der Artikel hatte keinen Hinweis darauf, dass er bekannt war.“ Mir war dieser Gedanke noch gar nicht gekommen. Wobei es sicher auch nicht unmöglich war. „Vielleicht ist das Booklet schon geleaked. Laut Shining soll mein Name bei den Credits stehen. Danach ist es ein einfaches herauszufinden, wo ich wohne.“ „Oder aber jemand hat ihnen gesagt wer die Komponistin ist. Jemand der es herausgefunden hat und nicht zur Agentur gehört.“ Ich schluckte schwer, denn mir war klar, worauf Syo hinaus wollte. Auf dasselbe wie schon am Vortag. Sumire. „Sie würde das niemals tun. Sumire mag für euch eine Fremde sein, aber für Hiroki, Mira und mich ist sie eine Freundin. Ich habe sie als ehrliche, und vor allem vertrauenswürdige Person kennengelernt. Ich hätte sie niemals gebeten uns die Instrumente zu leihen, wenn ich ihr nicht vertrauen würde.“ Die Jungs sahen mich schweigend an, wohingegen Mira und Hiroki fragende Blicke miteinander austauschten. Was kein Wunder war, denn sie wussten noch nichts von den Ereignissen des vergangenen Tages. Ich würde es ihnen aber später erzählen, soviel war sicher.   Ich war nun scheinbar noch die einzige im Master Course Gebäude und gerade dabei meine Sachen in einen Schrank zu hängen. Dennoch wirkte er leer, denn wirklich viel hatte ich nicht mitgenommen. Kleidung für ein paar Wochen, sollte ausreichen, hoffte ich. So lange konnte sich die Presse doch nicht an dem „neuen Komponisten“-Quatsch aufhängen, oder? Der nächste Skandal irgendeines anderen Popsternchens lag sicher schon in der Warteschlange. Hoffte ich zumindest. Ich stellte gerade mein Keyboard, denn anders als in Harukas Zimmer, befand sich hier kein Klavier. Vielleicht hätte ich auch eines bekommen, wenn ich ein dauerhafter Gast gewesen wäre, aber es war ja nur temporär und ich komponierte sowieso lieber an meinem sündhaften teuren Keyboard. Oder viel mehr klimperte ich gerne darauf herum. Just for fun, so wie Zuhause. Aber heute blieb es aus einfach darauf herumzuklimpern, denn ich hörte mein Handy, welches sich lauthals bemerkbar machte. Sofort ging ich dran und hörte am anderen Ende nicht Shinings Stimme die zu mir sprach. „Miss Tailor, Raging Otori hier.“ „Uhm, Hallo.“ Ich war überrascht darüber, dass ich mal nicht von Shining direkt hörte, sondern von Raging. Das war irgendwie seltsam. Immerhin gehörte er zu den Konkurrenten von Shinings Agentur. „Es tut mir leid, dass ich mich so spät melde, aber Saotome hat mir erzählt, dass sie gestern eine etwas turbulente Nacht hatten. Nichts desto trotz muss ich Sie nun kontaktieren. Es geht um einen Song den sie für Raging Entertainment schreiben sollen.“ Ich lauschte und hörte Raging zu. So wie es klang, war dieser Auftrag einer, der auch von Shining abgesegnet wurde. Vielleicht war das einer der Gründe gewesen, warum mich Shining am Vortag angerufen hatte. „Uhm, okay. Um was geht es dabei?“ „Ich mag ihren Arbeitseifer. Drei Mitglieder von Heavens wurden gebeten einen Werbespot zu drehen und natürlich auch dessen Jingle zu singen. Wobei sie sich sicher vorstellen können, dass es mehr als nur ein einfacher Werbejingle für eine Bananyan ist.“ Ich nickte, denn ich hatte bereits mit solchen Werbesongs Erfahrung gemacht. Animierte Jingles waren kürzer, schneller geschrieben und hatten nicht wirklich viel Essenz, wenn aber Idole für diese Werbung ihren Kopf hinhielten, war es schon etwas anderes. „Ich verstehe. Wann muss ich wo sein?“ „Es wird heute gegen 17 Uhr ein Briefing im Hauptsitz von Raging Entertainment. Ich soll ihnen von Saotome aber auch noch ausrichten, dass Sie ihn zuvor konsultieren sollen, wenn sie diesen Job annehmen.“ „Das werde ich natürlich. Danke für den Auftrag. Ich werde pünktlich da sein.“ „Ich danke Ihnen Miss Tailor.“ Ich konnte mein Glück kaum fassen, als das Gespräch beendet war. Ich durfte erneut ein Lied für Heavens schreiben. Jetzt fragte ich mich nur noch, wer von den Mitgliedern diesen Song singen sollte und vor allem, worum es in der Werbung ging. Dennoch wollte ich Ragings Vorschlag folgen und wählte die Schnellwahltaste für Shinings Nummer. Mit Sicherheit war er gerade in seinem Büro. Er war immer da und scheinbar wohnte er in seinem Büro. „Miss Tailor, ich habe ich Anruf erwartet. Sie nehmen Otoris Auftrag an.“ „Ja genau. Es klingt interessant und ich hab schon lange keine Musik für Werbung mehr geschrieben. Aber es gibt da noch etwas anderes worüber ich mit Ihnen sprechen muss.“ „Ihre Anwesenheit im Master Course. Wir wissen noch nicht, wann sich der Presserummel legt. Ich würde sie daher bitten nicht mehr das Haus zu verlassen ohne einen Fahrer. Aktuell will jeder etwas über Miss Nanamis Verbleib wissen und über Sie. Es dient nur ihrem Schutz Miss Tailor. Im Master Course sind sie gut aufgehoben und sie sind auch nicht allein. Sie sind unter Freunden.“ Scheinbar hatte Saotome doch mehr Gedanken in meiner Unterbringung gesteckt, als zunächst gedacht. Er hatte gerade etwas von einem Vater der seinem Kind wirklich Mut machen wollte oder Sicherheit. „Da fällt mir ein... Wie haben sie davon erfahren. Die Journalisten meine ich. Das Booklet war noch nicht draußen. Ist es geleakt worden?“ „Ich muss ehrlich gestehen, wir wissen nicht, wie das passiert ist. Und es tut mir leid, dass dies solche Umstände bereitet hat. Aber ich versichere ihnen, wir werden den Schuldigen finden.“ Ich schluckte schwer, denn ich hoffte, dass er nicht von Sumire erfahren hatte. Sie sollte keine Schwierigkeiten bekommen, nur weil ich nicht wusste, wer wirklich Schuld an dem ganzen Schlamassel hatte. „Wie dem auch sei Miss Tailor, ich wünsche ihnen viel Spaß bei ihrem Auftrag. Ich werde sie informieren, sobald sich weitere Aufgaben für sie ergeben.“ „Danke. Ich wünsche ihnen auch einen angenehmen Tag.“ Ich seufzte leise, als das Gespräch beendet wurde und ließ mich aufs Bett fallen. Unglaublich, was ein einziger Song auslösen konnte. Im positiven wie im negativen. Ich wusste nicht, was mir davon schwerer im Magen lag. Wobei die positiven Aspekte bisher alles aufwogen. Immerhin konnte ich mit Starish und Heavens arbeiten. Noch dazu hatte ich in Reijis Auto gesessen. Wieviel Glück konnte man haben?   So wie es Shining gefordert hatte, hatte ich einem Fahrer Bescheid gegeben, damit er mich in die Stadt fuhr. Nahe von Raging Entertainment gab es einen Convinient Store, den ich aufsuchte um mir Cappuccino für die zukünftigen Frühstücke zu besorgen. Noch dazu holte ich mir ein paar Magazine, in denen Heavens, Starish und Quartet Night größere Artikel oder Interviews hatte. Vor allem bei Heavens konnte es ja nicht schaden, wenn ich mehr Informationen bekam. Immerhin sollte auch dieser Song Persönlichkeit haben. Pünktlich 17 Uhr befand ich mich im Konferenzraum, in dem soeben die Präsentation für die Werbung vorbereitet wurde, bei der drei Mitglieder von Heavens eine Hauptrolle spielen würden. Wie ich es gewohnt war, setzte ich mich fernab der Präsentatoren ans andere Ende des Tisches und zog meinen Block aus der Tasche. Ich war bereit für alles was kommen mochte. „Hallo~!“ Die Tür öffnete sich nur wenige Minuten nach mir und herein trat ein kleiner pinkhaariger Wirbelwind, in langärmligen Wollpullover mit Herzchenmuster. Dicht gefolgt von dem ruhigen, schwarzhaarigen Kira, dessen goldenen Augen ruhig auf den Mitglieder der Versammlung ruhten. Das Schlusslicht bildet Shion dessen cremefarbenes Haar wie gewohnt gelockt und wirr war. Damit war meine Frage, welche Mitglieder wohl diesen Werbespot drehen würden beantwortet. Sofort schrieb ich mir ihre Namen auf und überlegte, was ich von den drein wusste. Nagi war das niedlichste Idol das ich kannte, was wohl daran lag, dass er erst 13 war. Er spielte Geige und hatte wie Camus ein zweites Gesicht. In Wahrheit war er der Teufel. Kira hingegen war der Sohn aus gutem Hause. Sehr schweigsam aber mit dem wenigen was er sagte oder tat sehr ausdrucksstark. Außerdem schien er mir immer eine ehrliche Seele zu sein. Und dann war noch Shion. Er war wohl das letzte Mitglied, welches zu Heavens gekommen war und schien einen Hang zur Sternendeutung oder vielleicht Tarot zu haben? Das würde schwer werden. Aber nichts, was ich nicht schaffen konnte. Irgendwie. Direkt neben mir hörte ich das Kratzen von Stühlen auf dem Boden, weswegen ich verwundert aufsah und bemerkte, dass sich die drei Heavensmitglieder direkt zu mir gesetzt hatten. Verwunderlich, denn eigentlich waren sie doch an der Spitze wesentlich näher an den Planern. Das war wohl einer der wesentlichen Unterschiede zu Starish. „Hallo, Eren-chan“, begrüßte mich Nagi mit einem niedlichen Lächeln und ich blinzelte kurz verwundert darüber. „Hi, Mikado-kun. Auf gute Zusammenarbeit.“ Es war wirklich unglaublich, wie schnell mich Nagi aus dem Konzept brachte. Dabei wusste ich doch, dass sein süßes Idol-Selbst gerade nur gespielt war. Selbst ich musste aber eingestehen, dass er irgendwie niedlich war. „Dann sind wir nun alle vollzählig. Danke das ihr drei euch bereit erklärt habt für Strawberry Angels Backmischungen Werbung zu machen. Strawberry Angel ist eine traditionsreiche Firma die sich besonders auf Backwaren und Backmischungen spezialisiert hat und wir denken, dass gerade ihr drei super in das neue Konzept passt. Wir wollen zeigen, das Backen einfach ist und Spaß macht und das jeder es kann. Wir möchten daher, dass ihr einen Werbefilm dreht, indem ihr mit einer unsere Backmischungen einen Kuchen backt. Wir stellen natürlich alles was ihr dafür braucht. Und natürlich hoffen wir, dass ihr auch eigene Ideen einbringt, die dem ganzen euren Charakter verleihen.“ Wie gehabt machte ich mir Notizen. Es musste also ein Song sein, der zu Heavens passte, kraftvoll, kreativ und gleichzeitig süß. Wirklich, das war eine Herausforderung. Gleichzeitig fragte ich mich aber, ob es wirklich nur die Backmischung sein sollte, für die Heavens als Gesicht herhalten sollten. „Entschuldigen sie, wenn ich frage. Soll der Song wirklich nur speziell auf die Backmischung bezogen sein oder auch auf die komplette Produktpalette anwendbar?“ Ich sah zu den Päsentatoren, die einander ansahen und scheinbar so gar nicht mit dieser Frage gerechnet hatten. „Nun, natürlich fänden wir es toll, wenn Nagi-san, Kira-san und Shion-san auch für weitere Produkte unserer Palette werben. Deswegen wäre es nur verständlich, wenn wir einen Song hätten, der sich allgemein auf Strawberry Angel bezieht. So dass der Song immer wieder die Gesichter Heavens in Erinnerung ruft, oder eben Strawberry Angel. Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie bitte bescheid.“ „Haben sie einen Katalog ihrer Produkte?“ Die Assistentin des Präsentators nickte und reichte einen Katalog zu mir durch, während ich ein paar Notizen machte. Dieser Job unterschied sich wirklich sehr von den bisherigen Werbesongs die ich geschrieben hatte. Doch das gefiel mir, denn ich mochte Herausforderungen, vor allem dann wenn ich mit den drei Jungs von Heavens arbeiten konnte. „Das ist im Prinzip alles. Wir brauchen in einigen Tagen Bescheid, was ihr für den Dreh braucht. Formen, Backmischungen, sagt es einfach. Meine Assistentin wird alles in die Wege leiten. Und Tailor-san, wenn sie den Song fertig haben, hätten wir gerne ein Demo. Glauben sie, sie schaffen das in sagen wir, einer Woche?“ Ich sah auf und nickte. „Sollte die Zeit nicht reichen, kontaktieren sie uns einfach.“ Erneut nickte ich, notierte mir aber meine Deadline für „in einer Woche“. Wenn alles gut lief und ich eine passende Idee hatte, würde das klappen. Ich wartete, bis die Päsentatoren raus waren und zog den Katalog näher zu mir. „Backen? Moah, das klingt langweilig. Ich esse den Kuchen lieber statt ihn zu backen“, murrte Nagi und machte sich mit dem Oberkörper auf dem Tisch lang. „Ging mir genauso. Aber am Ende hat das Backen immer Spaß gemacht“, erklärte ich und musste wirklich schmunzeln. Irgendwie konnte ich mir Nagi doch schon in der Küche vorstellen. „Außerdem glaube ich, macht es dich noch niedlicher, wenn du backen kannst. Hat einer von euch eigentlich schon mal gebacken?“ Ich sah zu Shion und Kira, die beide aufsahen und nachdenklich schienen. Scheinbar war das meine Antwort. Und sie lautete Nein. „Ich bin mir zwar sicher, dass am Dreh alles perfekt laufen wird, aber... Ich denke für den Song würde es mir helfen zu sehen wie ihr backt. Habt ihr Zeit? Wir könnten uns eine Backmischung kaufen und einen Kuchen backen. Eure Freunde hätten etwas zu essen, ihr könntet üben und ich kann vielleicht eine Inspiration finden.“ Ich lächelte, gespannt zu sehen, wie sie reagierten. Wobei ich schon damit rechnete, dass sie meinen Vorschlag ablehnen würden. Alles in allem klang er ja doch schon ziemlich absurd. Backen für ein Lied. Doch gleichzeitig hoffte ich wirklich eine Melodie zu hören, wenn ich ihre Bewegungen sah, ihre Augen, vielleicht sogar ihre Missgeschicke. Und natürlich den Spaß. „Wir könnten die Küche in der WG nutzen. Eiichi und die anderen sind bis heute Abend nicht da“, merkte Shion an und überraschte mich damit. So schnell hatte ich nicht mit einem Plan gerechnet. „Ich könnte mit Nagi die nötigen Zutaten holen. Shion, zeigst du Tailor-san den Weg zur WG?“ Shion nickte auf Kiras Anfrage. „Wow... das... echt jetzt?“ „Auch wenn es langweilig klingt, aber ja, wenn es dir beim komponieren hilft.“ Es war wirklich eine große Überraschung, dass sie scheinbar sofort darauf eingingen. Doch irgendwie passte mir das ganz gut ins Konzept. „Aber, du musst uns helfen. Wenn der Kuchen misslingt, dann werde ich dir jeden einzelnen Bissen füttern.“ Auch wenn es mich davor gruselte, dass das passieren würde, denn Nagi mutete ich das zu, sogar mit einem Lächeln, dass dem des Teufels Konkurrenz machte. Ich musste mir also Mühe geben, dass dieser Kuchen wirklich essbar war. „Was brauchen wir?“ Kira zog einen Zettel aus seiner Hosentasche hervor und einen Stift. Scheinbar gehörte er auch zu jenen, die immer Schreibzeug dabei hatten. „Also, zu erst einmal eine Backmischung von Strawberry Angel. Dann noch Eier und Laktosefreie Milch, Erdbeeren vielleicht oder anderes Obst. Mh und natürlich etwas um den Kuchen zu verzieren. Dafür könnt ihr alles nehmen was euch einfällt. Lebensmittelfarbe usw. Habt ihr Kuchenformen? Oder Muffinbleche?“ „Eiichi backt hin und wieder. Utensilien haben wir“, erklärte Shion und Kira nickte, wobei er einen Strich unter der Liste machte. „Kira... Bring die Sterne mit.“ „Sterne?“ „Shion meint Kompeitos. Er meint sie sehen aus wie Sterne“, erklärte Nagi und erhob sich von seinem Platz. Kira tat es ihm gleich und faltete andächtig das Stück Papier, welches er zurück in die Hosentasche schob. Shion hingegen signalisierte mir, dass ich ihm folgen sollte, weswegen ich den Katalog und meinen Block in die Tasche packte und ihm folgte. „Ihr wohnt also direkt im Raging Entertainment Gebäude?“, fragte ich neugierig, denn Nagi und Kira trennten sich von uns, als sie sich dem Fahrstuhl näherten, mit dem ich schon in den Konferenzraum gefunden hatte. Shion nickte und hielt bei einem anderen Fahrstuhl inne. Er wirkte etwas pompöser, hatte verzierte Schmuckbalken und die Anzeige schien auch nicht jedes Stockwerk anzuzeigen. Es zeigte sogar ein Stockwerk an, welches der normale Aufzug nicht bediente. „Wir sind so schneller vor Ort. Hier ist auch unser Proberaum, das Aufnahmestudio, der Hauptsitz von Raging Otori, das Tanzstudio...“ Shion zählte mir alles auf und irgendwie machte es zwar wenig Unterschied zu dem was im Master Course alles zu finden war, doch irgendwie fühlte es sich hier ganz anders an. Der Fahrstuhl öffnete sich und Shion zog eine Karte aus, die er vor eine Art Scanner hielt, bevor er den Knopf für die entsprechende Etage drückte. „Oh Verstehe, damit nicht jeder in euren privaten Bereich eindringen kann, muss man eine Zugangs-ID scannen. Das ist cool.“ Irgendwie war es leicht mich für so etwas zu begeistern. Ich begutachtete den Scanner, der nichts weiter war als eine rote runde Scheibe, vor die man seinen Ausweis hielt. Ich kannte so etwas in der Art von meiner Arbeit, doch in einem Fahrstuhl faszinierte es mich. Wahrscheinlich wäre es sogar effizienter gewesen diesen Scanner in den Hauptfahrstuhl zu bauen und erst mit dem Scan bestimmte Stockwerke freizuschalten. „Wir sind da.“ Der Fahrstuhl kam zum stehen und die Tür öffnete sich. Ich staunte nicht schlecht. Es gab keinen Hausflur. Die Fahrstuhltür öffnete sich und man stand inmitten der Wohnung von Heavens. Sie hatten damit eine ganze Etage nur für sich. „Wow. Hat jeder von euch sein eigenes Zimmer?“ Shion schüttelte den Kopf und führte mich in Richtung des Wohnzimmers. Dort stand ein Fernseher, ein kleiner Glastisch diente wohl als Couchtisch und die Couch stand halb rund um diesen. Ich konnte sehen, das diverse Magazine auf dem Tisch lagen. Zeitschriften über Starish und Quartet Night oder andere Idole. Scheinbar schien sich jemand sehr für die Konkurrenz zu interessieren. „Ich teile mir mein Zimmer mit Nagi. Van, Kira und Yamato sind in einem Zimmer und Eiichi teilt sich seines mit Eiji.“ Diese Zusammenstellung war wirklich interessant. Ich hätte zumindest nicht gedacht, das Yamato mit irgendwem in einem Zimmer sein wollte. Aber scheinbar trügte der Schein. Heavens schien mehr als nur eine Zweckbeziehung zu haben. Sie waren Freunde, so wie ich es mir immer gedacht hatte. „Hier ist die Küche.“ Ich folgte Shion vorbei am Wohnzimmer in die geräumige Küche, auf die ich, die nur eine Kochnische hatte, echt neidisch war. Hier konnte man sich sicher austoben und gerade wünschte ich mir, dass ich mal für die Jungs kochen konnte. 'Fokusieren, wir backen heute, für den Song!', mahnte ich mich und beobachtete Shion, wie er in den Schränken nach Formen und Schüsseln suchte, mit denen wir arbeiten konnten. Ich hörte das Scheppern und beobachtete Shion dabei. Doch es war mehr als das Scheppern das ich hörte. Langsam und vorsichtig zog ich mein Notenheft aus der Tasche. Lauschte weiter den Klängen und begann sie schließlich mit einem Bleistift niederzuschreiben. „Ist dir eine Idee gekommen?“, fragte Shion, als das Klappern inne hielt und er mich scheinbar ansah. Ich nickte und lächelte. „Es ist zwar nur ein Anfang, aber es ist besser als gar nichts. Warte ich kann es dir vorspielen.“ Ich zog mein Handy aus der Tasche und öffnete meine Klavierapp. Ich hatte mir dieses Ding irgendwann mal runter geladen, um unterwegs kleine Eingebungen probe zu hören. Ich drehte mein Handy quer und begann die Noten zu spielen, die mir gerade in den Sinn gekommen waren. Es waren nur um die zehn, doch eine Melodie konnte sich daraus schon deutlich zeigen. „In der Mitte... das Gis, es würde runder wirken wenn du daraus vielleicht ein Fis machst.“ Verwundert sah ich zu Shion, spielte aber statt einem Gis das Fis und er hatte recht. Es wirkte melodischer. Runder. „Gutes Gehör.“ „Gute Fantasie“, erwiderte Shion und zeigte mir ein sanftes Lächeln. Ich spürte meine Wangen erröten, fühlte aber so etwas wie stolz, als ich sein Kompliment vernahm. Und das war eines der Dinge, die ich selten spürte. „Der Charity-Song den du für Heavens geschrieben hast, war großartig. Van hatte uns erzählt, dass er dich bereits kennengelernt hatte und du eigentlich einen anderen Song geschrieben hattest. Warum hast du den Song geändert?“ Der rote Schimmer auf meinen Wangen wurde sicher gerade stärker. Ich erinnerte mich noch zu gut an dem Tag, an dem ich Van das erste Mal live und in Farbe gesehen hatte. Er hatte die erste Fassung ihres Songs gehört und just nachdem er es gehört hatte, war ein vollkommen neuer Song entstanden. Der Charity-Song. „Es war mir irgendwie peinlich. Ich wollte unbedingt einen Song schreiben, der Heavens gerecht wird. Und als ich Van sah hatte ich das Gefühl, dass die erste Fassung euch auch nicht im geringsten widerspiegelt. Deswegen habe ich ihn von Grund auf neu geschrieben.“ „Das ist bewundernswert. Van meinte, der erste Song sei schon gut gewesen, aber die zweite Fassung hat wirklich zu ihnen gepasst. Nachdem sie ihn bekommen hatten, haben sie ihn förmlich Tag und Nacht geprobt, um deine Arbeit zu ehren. Eiichi wollte dich schon unbedingt kennenlernen, war aber zu beschäftigt wegen der letzten Aufnahmen für 4heart und dann hat er dich auf dem Event gesehen.“ „Ja und hat mir diese Aufgabe aufgebrummt.“ „Du hättest sie ablehnen können, doch du hast es nicht. Warum?“ Ich setzte mich mit einem Hocker an die Anrichte und sah zu Shion. Wahrscheinlich wusste er schon die Antwort, zumindest reichte ein Blick in seine Augen um mir das Gefühl zu geben, als könnte er in die Tiefen meiner Seele blicken. „Gute Frage. Vielleicht weil ich Eiichis Respekt wollte. Ich hatte so meine kleinen Differenzen mit Starish und ich wollte nicht dasselbe mit Heavens erleben. Und Eiichi ist echt eine harte Nuss. Ein starker Charakter, der Heavens über alles liebt. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn ich vor seinem Urteil nicht bestehen kann ich nicht würdig bin weitere Songs für Heavens zu schreiben. Und ehrlich, dass wollte ich unbedingt.“ „Du... magst Heavens?“ Ich kicherte etwas und nickte. „Viel mehr sogar. Ich liebe Heavens. Ich habe euren Song zum Triple S Vorentscheid geliebt und nachdem Heavens pausiert hatte nach dem Uta Pri-Award habe ich immer gehofft, dass ihr wieder auftaucht. Und dann wart ihr da. Mit neuer Formation, neuen Mitglieder und ich war glücklich. Ich hab euch wirklich die Daumen gedrückt und hab an euch geglaubt, selbst als alle eure Auftritte abgesagt wurden. Das war der Moment an dem ich für euch da sein wollte, euch Hoffnung geben wollte. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie wild mein Herz geschlagen hat, als ich erfuhr, dass ich den Charity Song für euch schreiben soll. Das war, als würde ein Wunsch wahr werden und ich will auch ehrlich nicht mehr die Chance verlieren weiter für euch zu schreiben, wenn Shining es erlaubt.“ „Dann schlagen unsere Herzen im selben Takt. Als ich Nagi traf, war ich allein. Ich saß am Tokyo Bay und beobachtete die Sterne. Sie prophezeiten mir eine Veränderung und zum Dank für diese Prophezeihung schenkte ich ihnen ein Lied. Nagi hat das gehört und fragte mich, ob ich nicht bei Heavens singen wollte. Ich kannte Heavens bereits. Ihr Lied hatte mein Herz berührt. Als ich darüber nachdachte, legte ich mir die Karten. Der Narr war ihre Antwort und das ähnelte schon der Prophezeihung der Sterne.“ „Der Narr. Die Arcana die für den Beginn einer Reise steht. Sehr passend.“ „Du kennst dich mit Tarot aus?“ „Nur ein bisschen. Ein Experte bin ich nicht, aber ich weiß, dass die Hauptarcana in gewisser Weise eine Geschichte erzählen. Und dass sie nie nur das sind, was sie nach außen hin zu sein scheinen.“   Shion und ich hatten die Zeit genutzt um uns noch zu unterhalten. Sie war wie im Flug vergangen und schließlich waren auch Kira und Nagi mit vollen Einkaufstüten zurückgekommen. „Wir sind wieder Zuhause!“, rief Nagi und kam sogleich in die Küche gelaufen. „Willkommen Zuhause“, erwiderte ich und war selbst verwundert, wie natürlich mir diese Begrüßung über die Lippen gekommen war. „Wir haben schon alles nötige bereit gestellt und Tailor-san hat bereits ein wenig an unserem Werbesong geschrieben. Es klingt großartig.“ „Wirklich? Ich will das auch sehen. Das ist nicht fair, dass du es vor mir siehst, Shion. Ich bin immerhin dein Senpai.“ Ich schob Nagi meine Partitur zu, so dass er die ersten Anfänge sehen konnte, ebenso die Änderung, die Shion vorgeschlagen hatte. Auch Kira warf einen Blick auf das Papier, während er die Tüten auspackte und alles auf die Anrichte legte. „Moah, das ist nicht fair. Ich wollte doch auch sehen wie sie komponiert. Zeig es mir, Eren-chan!“ Ich lachte leise über die ungestüme Art von Nagi. Er konnte wirklich ein Teufel sein, oder einfach nur ein Jugendlicher, der wusste wie man sich erwachsen verhielt, so dass ich hin und wieder vergaß, dass er eigentlich noch verdammt jung war. „Wir sollten mit dem Backen anfangen. Kira, kannst du mir die Backmischung bitte reichen?“ Ohne etwas zu erwidern reichte mir Kira die Strawberry Angel Backmischung und ich lass mir die Zubereitung auf der Rückseite durch. Es war alles ganz einfach. Backmischung mit Ei und Milch vermengen, alles zu Teig verarbeiten und schließlich in eine Form zum Backen geben. Es war einfacherer Kuchenteig, doch wenn man hier und da noch seine eigenen Ideen einbrachte, konnte man daraus sicher noch die ein oder andere Sensation daraus machen. „Kann man daraus, eine Torte machen?“, fragte Kira nach einiger Zeit und enthüllte aus der Tüte neben Eier auch Sahne zum Schlagen. „Ihr wollt also eine Torte machen? Das ist möglich. Dafür müssen wir nur das Eigelb vom Eiweiß trennen. Das Eigelb geben wir in die Backmischung, schlagen das ganze cremig und das Eiweiß müssen wir zu Schneeschaum schlagen. Das dauert aber.“ „Du hilfst uns beim backen und wir machen dann den Rest“, erwiderte Nagi und grinste breit. Den Rest würden sie wohl selbst machen müssen. Aber nach dem Backen war dies der einfache Part. Kuchen in der Mitte durch teilen, danach etwas Sahne oder Creme verteilen, beide Hälften aufeinander stapeln und schließlich mit Sahne einhüllen und verzieren. „Dann fangen wir mal an. Kira, kannst du die vier Eier aufschlagen und Eigelb vom Eiweiß trennen? Shion, nimmst du bitte den Messbecher und misst fünfzig Gramm Zucker ab? Und Nagi...“ Ich sah zu dem Jüngeren der mir eine Zeitschrift entgegenhielt, die mir sehr bekannt vorkam. Es war dieselbe Zeitschrift, die ich einen Tag zuvor schon von Syo und Cecil gezeigt bekommen hatte. „Du scheinst das Auge des Interesses bei den Medien zu sein. Wie kommst du damit klar?“ Ich verzog etwas das Gesicht und sah über die Zeitung hinweg zu Nagi. Sein Blick machte mir deutlich, dass er es nicht dulden würde, wenn er keine zufriedenstellende Antwort bekam. „Nicht gut. Aber die Presse wird merken, dass ich kein Ersatz bin. Sobald Nanami-sans Urlaub beendet ist, wird sie wieder für Starish komponieren. Und dann wird es auch wieder ruhiger um mich.“ „Und wie geht es dir bei all dem? Was wenn sie deinen Namen erfahren und dich dann belagern? Bist du auf so etwas vorbereitet?“ „Nicht wirklich. Ich hab keine Ahnung wie ich reagieren soll, wenn es noch mal passiert. Aber ich denke Shining wird das nicht zulassen.“ „Raging Otori auch nicht. Deswegen ist das Briefing auch hier her verlegt worden. Dennoch, wäre es vielleicht besser, wenn du dich darauf vorbereitest. Nur weil Haru-chan wiederkommen wird, heißt es nicht, dass die Presse danach das Interesse an dir verliert. Man wird fragen, was aus dem geglaubten Ersatz geworden ist. Ob er nun exklusiv einer anderen Gruppe zugeteilt wird. Wie willst du damit umgehen?“ Nagis Frage war gut. Ich wusste aber keine Antwort darauf. Ich war es viel zu sehr gewohnt im Hintergrund, ungesehen zu arbeiten. „Ich weiß es ehrlich nicht. Aber das sind auch keine Dinge über die ich jetzt nachdenken sollte. Wichtig ist gerade nur euer Song. Also. Nagi, deine Aufgabe ist es Kira und Shion zu überwachen, dass sie auch alles richtig machen.“ Ich zog das Notenheft wieder zu mir und beobachtete Shion und Kira, die bereits mit ihrer Arbeit angefangen hatten, ohne Nagi an seinem Verhör zu hindern. Ich versuchte alles auszublenden. Wichtig war nur das hier.   Die Melodien, die ich hörte, während ich die Jungs beobachtete, waren unglaublich. So leicht, erfrischend und gleichzeitig auch mysteriös. Immer wieder überkamen mich einzelne Parts, welche ich auf die Partitur schrieb. „Wie machst du das?“, fragte Nagi nach einiger Zeit und beugte sich über die ausgebreiteten Blätter. „Wie? Mh... ich erinnere mich. An die Töne von Instrumenten, was sie auslösten, was ich fühlte. Manchmal klappt das auch anders herum. Ich fühle etwas und erinnere mich an die Töne oder an den Klang von Instrumenten und dann schreibe ich das nieder.“ „Woran erinnert dich denn das Eiweiß schlagen? Ich höre nur Lärm.“ Ich schmunzelte, denn es war verständlich, dass diese Frage aufgekommen war. Sie wäre sicher bei vielen gekommen. „Ich erinnere mich an meinen Vater. Er hat immer viel gebacken. Und nebenbei Musik gehört. Gott hat er schrecklich dazu gesungen. Aber ich erinnere mich wie glücklich ich war, wenn ich den Schneebesen ablecken durfte. Oder wenn der Kuchen im Ofen war, der Duft der durch die Wohnung wabbte und wie gerne ich gleich ein Stück vom warmen Kuchen gegessen hätte. Es gibt einfach so viel woran ich mich dann erinnere.“ Nagi sah nachdenklich zu Kira, der immer noch damit beschäftigt war das Eiweiß zu schlagen. Er schien konzentriert zu lauschen. Es schien fast so, als schien Kira just in diesem Moment einen Takt vorzugeben, der begleitet von Nagis Summen wurde. Shion, der ebenfalls vertieft in seiner Arbeit war, schien auf diese Melodie zu reagieren. Du bist mein Schicksalsstern, der mich führt aus meiner Einsamkeit Und darum danke ich in dieser Zeit.   Ich wusste nicht, wohin ich soll, kein Ort schien wie gemacht für mich, doch du warst da und zogst meinen Blick, magisch auf dich. Dein Strahlen war so leuchtend hell und mir war klar, was meine wahre Bestimmung war. Und so folgte ich deinem leitenden Licht.   Dank dir fand ich zurück zu mir, an jenem unbekannten Ort, an dem mein Herz für immer nun gehört. Deswegen gibt es dieses Lied, nur bestimmt für dich, mein Schicksalsstern, bitte wach über mich. Ich hatte inne gehalten, als Shion reagierte, indem er sang. Seine Stimme hatte etwas mysteriöses und doch klares, wie Wasser, dass in einer Quelle floss. Sie war warm und sanft und doch unnachgiebig. „Faszinierend“, flüsterte ich leise und lauschte den letzten Zeilen des Liedes, wobei es mein Herz erwärmte. Shion so zu hören, unterstrich seine Existenzberechtigung bei Heavens, auch wenn ich das, aufgrund seiner stillen Art, vorher nicht gedacht hatte. Doch jetzt wurde es mir nur umso bewusster. „Was ist das für ein Song?“, fragte ich, nachdem Nagi verstummte. „Das Lied, durch das mich Heavens gefunden hat. Wodurch ich Nagi zu mir gerufen habe.“ Ich staunte wirklich und war überrascht darüber, wie viel ich in diesen Moment über Heavens und ihre Geschichte lernte. Es war dieser Moment, in dem ich mich erneut in Heavens verliebte. „Wir müssen nur noch das Lied singen, dass dich zu uns ruft.“ Überrascht sah ich zu Shion, der mich vollkommen kalt erwischte. Wandte jedoch meinen Blick zu Kira und Nagi, in der Hoffnung dass sie mir erklärten, dass Shion das anders meinte, als ich es gerade verstanden hatte. „Es ist schade, dass man sich talentierte Komponisten immer teilen muss.“ „Vor allem mit Starish, schon wieder...“, murrte Nagi auf Kiras Kommentar und ich wollte just in diesem Moment nur in einem Loch verschwinden. Nicht weil ich etwas vollkommen peinliches getan hatte, sondern weil ich das Gefühl hatte, dass man mir mehr zumutete als ich zustande brachte. Gleichzeitig wollte ich ihre Erwartungen in mich erfüllen. „Es ist schon spät. Ich sollte nach Hause. Ihr müsst die Torte nur in eine Form geben und ungefähr 45 Minuten im Ofen backen. Passt auf, dass er oben nicht zu dunkel wird. Das könnt ihr vermeiden, wenn ihr etwas Alufolie oben drauf macht. Lasst ihn danach gut abkühlen, bevor ihr die Füllung macht.“ Ich suchte meine Sachen zusammen und packte sie in meine Tasche. Fast schon fluchtartig, denn gerade wurde mir das ganze doch unagenehm. „Wann habt ihr Morgen Zeit? Ich würde euch dann gerne einen ersten Entwurf des Songs zeigen.“ „Shion hat morgen früh ein Fotoshooting. Kira hat ein Interview. Wir sind erst ab um eins alle erreichbar. Gegen drei haben wir aber eine Pressekonferenz.“ Ich dachte nach und wog ab, inwiefern zwei Stunden reichen würden. Allerdings war das nicht schlecht. So konnte ich am morgen noch die ein oder andere Notenzeile füllen und vielleicht über das Arrangment der Instrumente nachdenken. „Perfekt. Wie kann ich euch kontaktieren wenn ich da bin?“ „Gib mir bitte dein Telefon.“ So wie es Kira wollte, zog ich mein Handy aus der Jackentasche und reichte es ihm. Er tippte schnell auf dem Display und reichte mir nur wenige Sekunden später mein Telefon, auf dem ich seine Nummer sah. „Danke. Ich melde mich dann morgen.“ „Ich lasse dich runterfahren.“ Shion wandte sich von deiner Arbeit ab und führte mich in die Richtung des Fahrstuhls. Ich dankte ihm mit einem Nicken und betrat den Fahrstuhl, bei dem er kurz seinen Ausweis scannte und mir so die Möglichkeit gab den Etagenknopf zu wählen. „Bis morgen“, sagte ich und lächelte sanft, bevor die Tür sich schloss und sich das Gefühl von Wehmut breit machte, weil ich soeben Heavens Hauptquartier verließ.   Es war ungefähr 21 Uhr als ich nach Hause kam oder viel mehr zurück zum Master Course. Als wollte ich allen aus dem Weg gehen, weil ich soeben viel Spaß mit Heavens, der rivalisierenden Band hatte, schlich ich mich wie eine Ehebrecherin in Richtung meines Zimmers. Ich schwebte irgendwie noch auf Wolken und war geistig dabei den Song zusammenzusetzen. Es fehlten noch einige Verbindungen, welche die Melodie stimmiger machte und die Parts miteinander verschmolz. Das waren immer die nervigeren und schwierigeren Parts. Aber bevor ich anfangen konnte, musste ich noch die letzten Sachen in die Schränke räumen. Es war nicht mehr viel, aber genug, so dass ich die Mailbox abhören konnte. Eine Kurznachricht hatte mir nämlich schon verraten, dass zwei Nachrichten darauf warteten von mir gehört zu werden. Kaum dass meine Zimmertür hinter mir ins Schloss gefallen war, aktivierte ich meine Mailbox, die mir sofort verkündete, dass zwei neue Nachrichten für mich da waren. Die erste war etwas seltsam. Jemand wollte mich treffen, doch der Name der Person sagte mir nichts. Ebenso wenig die Nummer. Ich wusste somit sofort was ich tun würde. Nichts. Ich antwortete nicht auf fremde Nummern oder auf Anfragen von Leuten die ich nicht kannte. Wer wusste schon, was für ein Psychopath sich dahinter verbarg. Doch die zweite Nachricht... ließ mir das Herz zusammenkrampfen. „Hey, ich bin es Sumire. Du hast wahrscheinlich gerade zu tun. Weißt du wer mich eingeladen hat? Richtig. Saotome. Er glaubt, ich hätte deine Adresse an die Presse gegeben, oder verraten, dass du die Komponistin bist. Was hast du ihm für einen Mist erzählt? Ehrlich, ich hätte das nicht von dir gedacht. Tschau.“ Ich schluckte schwer und reagierte förmlich reflexartig, als ich einfach nur nach dem Telefon griff und Sumires Kontakt anwählte um sie anzurufen. Ich hörte das Freizeichen, doch sie nahm nicht ab. Stattdessen ging nach wenigen Klingeltönen die Mailbox dran. Wahrscheinlich, hatte sie mich weggedrückt. „Sumire! Ich habe nichts gesagt. Die Jungs glauben, dass du das warst, aber ich weiß, dass du das niemals tun würdest. Ich verspreche dir, ich werde herausfinden wer es war und werde es Shining mitteilen um deinen Namen reinzuwaschen. Es tut mir leid, dass du da hineingezogen wurdest.“ Ich dachte nicht viel darüber nach, was ich sagen würde, sondern sagte es einfach und wusste im Nachhinein auch, dass ich jedes Wort ernst gemeint hatte. Es wurde Zeit, dass ich mir wirklich Gedanken machte, wem wir diesen ganzen Schlamassel verdankten. Nur wer kam in Frage? Ich zog aus meiner Tasche mein Notizbuch und dabei kam noch mehr zum Vorschein. Eine Visitenkarte hatte sich im Gummiband verheddert und löste sich von diesem um langsam zu Boden zu gleiten. Ich starrte darauf wissend, wem diese Visitenkarte gehörte und ich bereute es, dass ich sie wirklich aufgehoben hatte. „Vielleicht...“, flüsterte ich mir leise zu und fragte mich, ob dass wohl eine Möglichkeit wäre, die er nutzen würde um seine Drohung wahr zu machen. Er hatte mir Songs gestohlen und einen zu unserer letzten Prüfung performt... Das war sein Stil, aber würde er mich wirklich aus dem Schatten zerren, nur um es mir unnötig schwer zu machen, oder um mir zu beweisen, wie einsam ich angeblich war? Ich konnte das nur schwer einschätzen, aber der Gedanke, fraß sich förmlich in meinen Kopf. Er schien der perfekte Täter zu sein.   Obwohl Chiron für mich als Täter fest stand, wog ich noch ab, wie richtig es wäre Saotome darüber zu informieren. Es hielt mich wach, so dass ich entschied die frische Abendluft zu genießen und etwas durch den Garten zu laufen. Ich hatte an diesem Abend kein Ziel. Ich wollte einfach nur laufen und meine Gedanken ordnen. Und vielleicht auch eine Lösung finden. Vergessen waren die tollen Stunden mit Heavens. Oder viel eher verdrängt. Unter den gegebenen Umständen konnte ich allerdings nicht schreiben. Die Frage war nun, was würde noch passieren? Wie weit würde Chiron gehen um mir das Leben schwer zu machen, hoffend, es würde mich in seine Fänge treiben? Würde es Starish oder Heavens Ruf schädigen? „Was soll ich nur machen? Sollte ich Saotome davon erzählen?“ „Wovon willst du Shining erzählen?“ Ich zuckte zusammen, als über mir eine Stimme ertönte. Ich sah mich um und erkannte, auf einem Baum liegend, Cecil. „Aijima-kun? Solltest du nicht schlafen?“ Er kicherte, als er bemerkte, wie verwirrt ich war. Ich meine ich wusste ja schon, dass er die Bäume bevorzugte, für alles. Sei es fürs chillen oder lernen. So spät hatte ich aber nicht mit ihm hier gerechnet und da war er, der Prinz aus meinen Träumen. „Dasselbe könnte ich auch dich fragen. Aber du scheinst den Kopf voll zu haben. Worüber hast du nachgedacht?“ Ich sah ihn weiter an und bemerkte, wie das Mondlicht durch die trockenen Blätter glitzerte. Es beleuchtete Cecils Gesicht und gab ihm ein mysteriösen Touch, der mir den Atem raubte. Cecil war so unglaublich schön, dass ich mir selbst minderwertig in seiner Gegenwart vorkam und gleichzeitig glücklich darüber war, dass ich diesen Moment mit ihm teilen konnte. „Sumire hat mich angerufen und ist sauer auf mich. Sie glaubt ich habe Shining gesagt, dass sie meinen Namen an die Öffentlichkeit gegeben hat. Ich muss unbedingt herausfinden wer es war und es gibt da noch jemanden, der dazu in der Lage wäre.“ Cecil horchte auf und setzte sich etwas aufrechter auf dem Ast hin. Ich hingegen ließ mich an dem Stamm des Baumes hinab gleiten und redete mir ein, die Wärme Cecils in meinem Rücken zu spüren. „Während der Aufnahmen für Queen of Hearts, habe ich Chiron wieder gesehen. Er bot mir an seine exclusive Komponistin zu werden und ich hab abgelehnt. Und daraufhin hat er mir irgendwie gedroht. Dass ich es wieder schwerer haben könnte und dieses Mal aber vielleicht vor dem Ziel abstürze.“ „Es ist aber nicht sicher, dass er das wirklich gemacht hat, oder? Also deinen Namen bekannt gegeben und den Fotografen angeheuert.“ Ich nickte, eigentlich unsicher, ob Cecil das sah. Aber es machte mir noch einmal deutlich, woher meine Unsicherheit kam. „Chiron ist nicht gerade der netteste Typ, auch wenn er vor seinen Fans sehr charmant ist. Aber wir haben schon so viel durch gemacht, dass ich ihm irgendwie alles zutraue. Doch ein kleiner Teil von mir mahnt mich, ihn unrechtmäßig zu beschuldigen.“ „Was ist zwischen euch vorgefallen?“ Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an den Stamm. Ich überlegte inwiefern ich es Cecil erzählen sollte, denn einige Sachen wussten nicht einmal Mira und Hiroki. „Er hat mir Songs gestohlen. Also, mehr als nur Hirokis und Miras Debütsong. Nach unserem Sieg brachte er mir meine Mappe und als ich diese durchsah, fehlten ein paar meiner Kompositionen. Übungslieder, Rohfassungen die ich einfach so gemacht hatte... Ich weiß nicht, ob er sie wirklich hat, aber die Vermutung liegt nahe. Und deswegen vertraue ich ihm nicht.“ „Hat er einen dieser Songs veröffentlicht?“ Ich schüttelte den Kopf. Egal wo ich nachgesehen hatte, keine dieser verschwundenen Kompositionen war aufgetaucht. Seit einem Jahr ruhten sie wie ein verborgener Schatz irgendwo und die einzige, die wusste, dass sie wirklich existierten, war ich. „Mach dir keine Sorgen, Erenya. Shining wird herausfinden wer wirklich hinter allem steckt. Und du bist nicht allein. Egal was für Sorgen du hast, du bist nicht allein und kannst mit uns darüber reden. Immerhin sind wir Freunde.“ Es raschelte über mir und ich spürte wie ein paar trockene Blätter auf mich herabregnete. Etwas weiter vor mir, kam Cecil elegant auf dem Boden auf und sah mich dabei lächelnd an, während seine Silhouette sich glänzend in das Gesamtbild der Nacht einfügte.   **~~**   Wie ich es versprochen hatte, war ich zu Raging Entertainment zurückgekehrt, mit einem Song, den ich noch am Morgen einigermaßen zurecht gekittet hatte. Ganz zufrieden war ich nicht, aber ich war selten zufrieden. Noch dazu war dies nur eine Rohfassung. Es fehlten noch Instrumente und der Song bestand nur aus dem Grundmotiv. Ich hoffte daher, dass die Jungs mir heute noch etwas Input gaben, mit dem ich arbeiten konnte. Gleichzeitig versuchte ich zu verdrängen, was am Abend zwischen Sumire und mir vorgefallen war. Sicher würde sich das wieder legen, irgendwie. Sumire kannte mich doch und musste wissen, dass ich nicht so war. Oder? In Gedanken versunken wartete ich in der Eingangshalle, dass mich einer der Jungs abholte. Immerhin hatte ich keine ID-Karte um zu deren Wohnung zu kommen. Die Nachricht an Kira hatte ich bereits gesandt und nun konnte ich nur noch warten und meinen Gedanken nachhängen. „Entschuldige die Verspätung“, hörte ich plötzlich Kira vor mir und ich sah zu ihm auf. In seinen Augen sah ich dieselbe Gelassenheit wie sonst immer auch. Immerhin das würde sich wohl nie ändern. „Schon okay. Wir sollten zu den anderen gehen und anfangen. Ihr habt heute nicht viel Zeit“, erklärte ich, woraufhin Kira nickte und mich in Richtung des vertrauten, verzierten Fahrstuhls führte. Wir betraten ihn schweigend und fuhren zur Wohnung Heavens, die für mich heute nicht ganz so strahlend erschien wie am Tag zuvor. „Hallo“, grüßte ich Shion und Nagi, die es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatten. Anders als am Vortag, lagen auf dem Tisch keine Magazine mehr, sondern nur eine weiße Schachtel, mit roter Schleife. „Wie sieht der Song aus?“ Nagi kam sofort zum Punkt, weswegen ich meine Tasche öffnete und sofort zwei Partiturenblätter hervorzog. „Es ist noch der Grundriss. Wenn ihr Ideen für Instrumente habt, oder Änderungen, würde mir das helfen, den Song zu beenden.“ Kira nahm mir die Blätter ab und setzte sich zu Nagi und Shion. Stille kehrte ein, während sie den Song überflogen. Ich hingegen nutzte die Zeit um mein Handy hervorzuholen und auf das beleuchtete Display zu starten. Sumire hatte meine Nachricht auf ihre Mailbox sicher schon gehört, doch es gab immer noch keine Antwort von ihr. „Das wird sicher ein guter Song, wenn er fertig ist. Es fehlt nur noch was.“ „Richtig, Heavens Handschrift. Erenya ha-“ Shion stoppte und ich steckte schnell das Handy weg und sah zu ihm. „Ist alles in Ordnung? Du bist heute so ruhig, kein Vergleich zu gestern.“ Mir war ja klar, dass man mir immer leicht anmerkte, wenn etwas nicht stimmte. Besonders wenn man mich kannte. Doch für Heavens war ich eine vollkommen Fremde und doch schienen sie immer zu bemerken wenn irgendetwas im Argen lag. Selbst Yamato hatte das bei den Aufnahmen bemerkt. „Tut mir leid, diese ganze Presse-Geschichte hat ein paar größere Wellen geschlagen. Eine Freundin von mir steht nun im Verdacht, dass sie alles ausgeplaudert hat und sie denkt ich hätte das gesagt. Gestern Abend habe ich ihr auf die Mailbox gesprochen, doch bisher keine Antwort bekommen. Noch dazu ist sie nicht die Einzige die das wusste.“ Schweigend wies Kira mit einer Hand zu einem Platz auf der Couch und ich folgte der stummen Aufforderung, während ich erklärte, was mir gerade im Kopf herum ging. „Und du weißt sicher, wer noch in Frage kommt?“ Ich nickte und sah auf meine Tasche, an deren Reißverschluss ich spielte. So wie ich es immer tat, wenn ich nervös war, oder einfach nicht mehr weiter wusste. „Aber ich will seinen Namen nicht nennen, denn ich habe keine Beweise. Er ist zwar kein netter Mensch, aber ich habe keinerlei Beweise darüber, dass er es wirklich gemacht hat.“ „Das ständige Nachdenken darüber wird dir aber auch nichts bringen. Ich denke, wir sollten an dem Song arbeiten, das lenkt dich ab und vielleicht hilft dir etwas Abstand das zu finden was du suchst. Ich fände an dieser Stelle einen Klavierpart sehr passend. Oder allgemein wenn das Klavier die begleitende Melodie spielt.“ Kira schob mir das Blatt zu und zeigte auf eine Stelle. Kurz nur hielt ich inne und dachte über seine Worte nach. Er hatte Recht. Noch dazu hatte ich diesen Job angenommen und musste professionell sein. Mein Privatleben, auch wenn es hin und wieder mit meinem Arbeitsleben verschmolz, hatte gerade nichts damit zu tun. „Ich will die Bratsche spielen“, setzte Nagi nach und zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Ich zog meinen Block aus der Tasche und beugte mich vor um zu prüfen, inwiefern eine Bratsche passen würde. Ich wollte immerhin die Ideen der Jungs auch umsetzen. „Shion, hast du Instrument Wünsche?“, fragte ich und sah zu ihm. Er blickte jedoch nachdenklich auf den Zettel. „Ich kann mit der Bratsche und dem Klavier deutlich Kira und Nagi hören. Was könnte mein Instrument sein?“ „Gute Frage. Etwas, mystisches, helles, klares... Unter keinen Umständen eine Flöte, sonst denkt man am Ende noch ihr wollt Starish kopieren. Aber ein Bläser wäre nicht falsch.“ Ich zog erneut mein Handy aus der Tasche und öffnete eine App, in der ich verschiedene Hörproben für Instrumente abrufen konnte. „Das ist nicht leicht... Shion, hast du eine Präferenz?“ „Ich vertraue deiner Entscheidung.“ Das war alles andere als Hilfreich. Viel mehr hätte es mir geholfen, wenn er mir nun erzählt hätte, dass er ein Instrument spielte. Doch er schwieg. Stattdessen spielte ich ein paar Bläser ab und versuchte Shion darin wieder zu finden. Doch nichts. „Ist das ein Intro?“, fragte Nagi und verwies auf eine Stelle am Anfang. Ich nickte und zog die Notenblätter zu mir. „Da ich nun zwei Instrumente habe, hab ich auch eine Idee wie wir das arrangieren könnten. Hier setzt Shions Instrument ein, Kiras folgt als nächstes und fügt ein neues Thema ein. Ungefähr so.“ Ich schrieb die Noten für ein Klavier auf und wie dieses arrangiert sein könnte. „Wenn ich wirklich einen passenden Bläser finde, dann müssen wir aufpassen, das Shions Stimme nicht untergeht. Die Bratsche könnte zu mächtig sein, weswegen ich sie eher zum Schluss einfügen würde.“ Ich markierte die Stellen und sah zu den Jungs, einfach um zu sehen, wie sie diese Idee fanden. Vor allem bei Nagi war ich gespannt. „Wie die Zutaten für einen Kuchen.“ Verwundert wandte ich meinen Blick zu Shion, auf dessen weichen Zügen ein Lächeln lag. Immerhin hatte meine Idee ihm eine Assoziation zum Backen gebracht. „Die Pressekonferenz ist bald. Wir sollten losfahren. Erenya, vielleicht fällt dir etwas ein, wenn du uns besser kennenlernst. Du kannst gerne mitkommen.“ Das kam unerwartet. Dass ihre Zeit heute etwas knapper war, hatten sie mir ja schon am Vortag gesagt, doch dass sie mich zu der Pressekonferenz mitnehmen wollten, damit hatte ich nun nicht gerechnet. „Nur wenn du nichts vor hast, natürlich. Wir wissen, dass du sicher auch viel zu tun hast.“ „Nein, das ist okay. Ich habe absolut nichts vor.“ „Das trifft sich gut. Dann kannst du uns auch sagen, wie der Kuchen ist. Und ihn vor unseren Augen genießen. Und du wirst ihn genießen.“ Nagi nahm die weiße Schachtel und drückte sie mir ohne Diskussionen in die Hand. „Du kannst ihn im Wagen essen. Wir haben eine kleine Plastegabel mit beigefügt“, erklärte Shion, als er merkte, wie ich die Schachtel öffnen wollte. Ich musste mich also gedulden und warten, wenn ich etwas von dem Backwerk der Jungs probieren wollte.   Ich hatte mir Zeit gelassen und jeden einzelnen Bissen des Stücks genoßen. Die Torte schmeckte frisch, süß, aber nicht überzuckert. Sie war ein angenehmes Dessert, dass mein Herz höher schlagen ließ und mich nicht einmal glauben ließ, dass diese Torte aus einer Fertigbackmischung gemacht wurde. „Und wie ist es?“ Ich hatte noch die Gabel im Mund um wirklich alles von dieser Köstlichkeit bekommen zu können? Besonders Nagi schien aufgeregt und stolz gleichermaßen. Immerhin hatte ich das Stück schon dafür gelobt, dass es gut aussah. „Das war echt lecker. Und ich bin versucht mir selbst eine Backmischung zu holen und es zu probieren. Vor allem wenn man bedenkt, was ihr tolles daraus gemacht habt. Danke dafür.“ Ich lächelte sie an und packte die Gabel zurück in die Schachtel. „Du schuldest uns nun einen Kuchen und der ist besser gut.“ Eine Augenbraue hob sich mir und ich sah zu Nagi. Er war wirklich ein nerviges Blag. Aber gut, ein Kuchen sollte nicht zuviel verlangt sein. Ich brauchte dafür nur etwas Zeit. „Wir sind da.“ Ich spürte wie der Wagen zum Stehen kam und löste meinen Gurt. Hinter den drein stieg ich aus dem Wagen und folgte ihnen in das Gebäude. Dabei achtete ich darauf, dass ich nirgends einen Fotografen sah, der irgendwelche Fotos von mir machen konnte. Doch ich sah niemanden. Erstaunlich, wenn man es so sah. „Keine Sorge. Die Fahrer sorgen immer dafür, dass uns niemand sieht und wir ungestört und pünktlich kommen“, erklärte Kira und lief einen langen Gang entlang. Er schien wirklich zu wissen, wohin er musste, was mich faszinierte. Ich hätte mich schon nach wenigen Metern verlaufen. Doch, er blieb plötzlich stehen und als ich an ihm vorbei sah, erkannte ich wieso. Da stand er, Chiron. „Huh? Tailor?“ Er hatte mich erkannte und ich verfluchte die Tatsache, dass ich neugierig gewesen war und an Kira vorbei gesehen hatte. „Heute ist es also Heavens. Schwer beschäftigt wie ich sehe. Pass nur auf, dass nicht unschöne Gerüchte über deine Arbeit in Umlauf kommen.“ Eine weitere Drohung und ich bekam ehrlich etwas Angst, doch ich konnte das nicht so einfach auf mir sitzen lassen. Zumal ich vermutete, dass er hinter all dem steckte, wofür nun Sumire beschuldigt wurde. „Was sonst? Wirst du der Presse erzählen ich würde die Seiten wechseln?“ Ein Lachen kam von Chiron, als er Kira zu verstehen gab, dass er aus dem Weg gehen sollte. Auch wenn es Kira scheinbar nicht vor hatte, wich er zur Seite und sorgte dafür, dass ich Chiron direkt gegenüber stand. „Nach den Nachrichten stehen deine Songs hoch im Kurs. Vielleicht sollte ich Shining fragen, ob er dich mir ausleiht... wobei... das brauche ich nicht.“ Mir krampfte sich das Herz zusammen, als er mich kalt anlächelte und mir zu verstehen geben wollte, dass ich ihm unterlegen war. „Heavens, nicht wahr? Erlaubt mir euch meine neuste Single vorzustellen.“ Er wandte sich von mir ab und den Jungs zu, die ihn scheinbar ebenfalls keine Sekunde aus den Augen hielten. Summend stimmte er eine Melodie an, die tief in meinen Erinnerung vergraben gelegen hatte und zu den verschollenen Schätzen gehörte. Listen closely the demon arrives   Sein Lied ertönt in finstrer Nacht, und raubt den schlafenden Göttern die Macht. Er ist hier (he arrived) Nicht mehr fern (not far) Und raubt die Herzen jener die ihn hören.   Denn der Himmel wird fallen, und die Sterne auch, mit der vierten Nacht. Wenn ihr Lied dann verklingt und die Glocke ertönt ist der Demon erwacht.   Mach die Augen zu, und lass dich fall'n ergib dich seiner Macht er raubt dein Herz und zeigt dir wahre Leidenschaft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)