Between the lines von Erenya (Missing parts) ================================================================================ Kapitel 5: Between the surprises -------------------------------- „Ein wenig Jazz wäre cool.“ „Wirklich? Jazz?“ Auch wenn Syo nun vernünftig mit mir sprach, konnte er sich einige zweifelnde Kommentare nicht verkneifen. Doch es war auch gut so. Ich mochte seine Kritik, denn so konnte ich stumpfe, spontane Ideen noch einmal überdenken und ausarbeiten. „Klar. Das Saxophone passt. Ich hatte sogar etwas Dubstepiges im Sinn. Etwas das Schwung hat, was frei ist, aber doch respektvoll. So etwas hier.“ Ich notierte die Noten auf einem Stück Notenpapier und reichte es Syo, der erst etwas misstrauisch drüber sah, aber dann doch überzeugt schien. „Wie eine Königin, edel und auch stark, regiert sie über mein Herz, so wie sie es mag“, sang Ren, als er die Zeile sah und ich staunte nicht schlecht, wie schnell Ren dazu einen Text im Kopf hatte. „Woah!“, staunte ich und applaudierte begeistert. Diese Art zu arbeiten war zwar neu für mich, aber es machte Spaß, denn es zeigte sich deutlich, dass ich hier mit Profis arbeitete. „Oh die können wir mit Saxophon spielen, das passt super ins Bild. Und hier ein Flötenintro.“ Es inspirierte mich mit den Jungs gemeinsam zu arbeiten, zu wissen worauf wir gemeinsam hinaus wollten, Textzeilen zu hören, die noch mehr Input gaben und Starish zum Ausdruck gaben. Das Lied nahm so langsam eine Form an. Einen Rohentwurf. „Krieger aus Leidenschaft, du brauchst ihn nicht, doch wenn dir mal etwas droht, dann beschütz ich dich!“ Selbst Syo hatte Ideen für Textzeilen und half mir damit einen passenden Übergang in den Refrain zu bekommen. Ich war aufgeregt, denn ich konnte es kaum noch erwarten die Jungs den fertigen Song vortragen zu hören. Heute, ja heute würde er fertig werden. Das wusste ich ganz genau. Ich spürte es in jeder Zelle meines Körpers. „Das klingt schon gut. Wir sollten aber eine kleine Pause machen. Ich habe hier ein paar Snacks.“ Mein Blick erhob sich von meinen Notenblättern und wandte sich Tokiya zu, der ein Tablett mit Getränken und Knabberein in den Händen hielt. Reiscracker wenn ich richtig sah. Auch wenn ich gerade im Flow war, war es wohl wirklich gut, dass wir eine Pause zum Energietanken nahmen. Ich musste mir keine Sorgen machen, diesen Flow zu verlieren, nicht so lange ich mit den Jungs arbeitete. „Okay. Wir sind schon gut voran gekommen. Da haben wir uns eine Pause verdie-“, ich wollte meinen Satz gerade beenden, als ich mein Handy vibrieren spürte. Verwundert nahm ich es aus meiner Tasche. „Was für ein Timing. Ich bin gleich zurück, die SMS könnte wichtig sein.“ Die Jungs nickten mir zu, als ich mich erhob und aus dem Gemeinschaftsraum ging. Sie hatten scheinbar wirklich akzeptiert, dass ich nicht nur für sie schrieb und ein weiterer Auftrag in der Luft schweben konnte. Ich war es gewohnt auf Bereitschaft zu sein. Selbst wenn es mitten in der Nacht war. Außerhalb des Gemeinschaftsraums, ließ ich mich auf einer Couch nieder, die im großen ausschweifenden Flur stand, und öffnete die Nachricht. Ich fiel fast vollständig vom Glauben ab. Es war nicht Saotome oder Mira. Personen von denen ich es eigentlich erwartet hatte. Nein, diese SMS kam aus einer anderen Welt. Meiner Welt. Shicchi. Hey Maus, ist alles in Ordnung? Wir haben doch erst vor einigen Stunden geskypt. Ist alles okay? Du weißt, dass du jederzeit anrufen kannst. Und sag nicht du willst mich und meinen Freund nicht stören. Das ist Schwachsinn. Wenn du also Kummer hast, ruf an und wir reden. Ich wusste nicht, wie viele Nachrichten von mir zu Shicchi durchgekommen waren, aber es schienen genug gewesen zu sein, dass sie sich um mich sorgte. Ein Damm, den ich gut verschlossen gehalten hatte, drohte zu brechen. Nach zwei Jahren hatte ich endlich eine Nachricht von Shicchi bekommen. „Shicchi...“, flüsterte ich leise und wählte sofort ihre Nummer. Ich hoffte wirklich, dass ich durchkam. Immerhin hatte ich eine SMS bekommen, das hieß doch, dass wir eine Verbindung hatten. Doch das Ergebnis war ernüchternd. Es war dasselbe wie sonst immer auch. Die Rufnummer war nicht bekannt. Ich war Shicchi also genauso fern wie vorher auch. Der Damm brach und ich klammerte mich an meinem Handy als wäre es eine Rettungsleine. Die Tränen kullerten über meine Wange während ich mir wünschte, ich könnte Shicchi anrufen. Erneut wurde mir bewusst wie sehr ich Shicchi wirklich vermisste. Sie war meine beste Freundin, meine Herzensschwester. Egal was ich durchmachte, sie war mir, genauso wie Franzi zur Seite gestanden und nun waren sie Zuhause, in meiner Welt. Weit weg von mir.   Ich hatte einige Zeit für mich gebraucht um mich wieder zu beruhigen und war froh, dass wir gerade eine Pause hatten. Anders hätte ich sonst nicht arbeiten können. „Erenya?“ Ich versuchte schnell die letzten Tränen verstohlen wegzuwischen, damit keiner der Jungs es sah und hoffte auch, dass meine Augen nicht angeschwollen waren. Zumindest nicht gerötet. Animemädchen hatten ja meist das Glück immer wie geleckt auszusehen. In den Animes. Aber das hier war meine Realität und ich sah nie wie geleckt aus. Schon gar nicht nach dem Flennen oder aufstehen. „Hai, ich bin fertig. Ist die Pause schon vorbei?“, fragte ich und sah zu Cecil, wobei ich bemerkte, dass er sich Sorgen zu machen schien. „Bist du traurig wegen eines Auftrags den du nicht bekommen hast?“ Ich fluchte innerlich, denn er hatte es mir angesehen. Aber wahrscheinlich war Cecil auch einfach nur etwas feinfühliger. Wie eine Katze eben. „Nein, nein. Ich habe eine Nachricht von einer Freundin aus meiner Heimat bekommen. Wir haben nicht wirklich regelmäßigen Kontakt, weil das etwas schwerer ist auf die Entfernung. Sie ist in Deutschland, was hier fast schon wie eine andere Welt erscheint.“ Ich versuchte zu lächeln und sah zu Cecil, der sich neben mich setzte. Das war nun schon das zweite Mal, das ich soviel Zweisamkeit mit Cecil genießen konnte und es auch wirklich tat. Aber nicht auf einer Fangirl-Ebene wie ich es nur vor Shicchi war. Das wäre sonst zu peinlich gewesen und ich wollte mich nicht vor Cecil blamieren. „Und wie haltet ihr Kontakt?“ „Ich schreibe ihr regelmäßig. Sie befindet sich aber gerade im Umzugsstatus, weil sie mit ihrem Freund zusammenziehen wird. Nebenbei muss sie noch arbeiten.“ Ich lächelte an den Gedanken, wie nervös Shicchi nun scheinbar war. Immerhin war die gemeinsame Wohnung mit ihrem Freund ihr Traum. Ich wusste sogar wie sie zusammen gekommen war. Es war schon seltsam, was sie mir alles erzählt hatte, zwischen den Zeilen oder eben direkt. „Shicchi habe ich durch das Schreiben kennengelernt. Irgendwie hat es künstlerisch zwischen uns funktioniert und auch menschlich. Wir inspirieren einander immer oder brüten gemeinsam seltsame Ideen aus. Es macht total viel Spaß.“ Es war leicht mich zu begeistern. Vor allem wenn Shicchi sich davon anstecken ließ, oder mich auch mal ausbremste, wenn ich wieder viel zu hoch hinaus wollte. Vor allem zu schnell. Ich liebte ihre Geschichten, vor allem unser Mary Sue-Projekt und jedes Mal wenn ich für sie schreiben wollte, forderte ich von mir Perfektion. „Die Arbeit mit dir macht ihr sicher auch Spaß. Zumindest geht es uns so. Es ist zwar anders als mit Haruka, aber das was wir bereits erreicht haben ist toll. Ich kann spüren wie die Musen Energie von deinen Liedern bekommen.“ Ich hob eine Augenbraue und sah zu Cecil. Er lächelte so unschuldig und wahrscheinlich war dies seine Weise mir ein Kompliment zu machen. Bisher hatten ja die Musen nur von Harukas Musik irgendwie gelebt, aber das sie auch von meiner lebten? „Die Musen?“ „Ja. Hier.“ Er zeigte mir seinen Anhänger, den grünen Stein, dessen Glanz ich etwas stärker in Erinnerung hatte. Und ich bezweifelte, dass man diesen Glanz photoshoppen konnte. „Seine Farbe war vollkommen verblasst, als Haruka verschwunden ist. Deswegen habe ich mir Sorgen gemacht. Etwas scheint bei Haruka nicht zu stimmen und ich möchte ihr gerne helfen. Aber, du hattest Recht. Haruka würde nicht wollen, dass wir jetzt alles stehen und liegen lassen. Es würde die Kraft der Musen auch nicht zurückbringen aber...“ Cecil hielt inne und er lächelte mich an. Schon wieder dieses Lächeln, dass mich schwach werden ließ. „Deine Lieder, haben seine Farbe wieder aufhellen lassen. Er hat zwar noch nicht seine wahre Farbe wiedererlangt, aber ich bezweifle nicht, dass er es wieder wird, dank dir.“ Ich errötete und mahnte mein Herz dazu nicht zu zerspringen. Cecil dankte mir. Das war einfach nur unglaublich. Vor allem nach den letzten Tagen erschien es mir wie ein Traum, aus dem ich einfach nicht erwachen wollte. „Wissen die anderen davon?“ Cecil schüttelte den Kopf und seufzte leise. Scheinbar belastete ihn das. Und ich konnte es verstehen. Mich belastete immerhin auch das Geheimnis, welches Haruka mir anvertraut hatte. Und Cecils Anhänger war der Beweis, dass sie nicht einfach nur eine Ausrede gesucht hatte. Es war die Wahrheit. „Ich wollte sie nicht noch mehr beunruhigen, also habe ich es ihnen nicht gesagt. Und ich weiß auch nicht, ob ich es ihnen jetzt noch sagen soll. Du hast uns wieder auf den Weg gebracht und ich weiß nicht, ob es uns nicht wieder vom Weg abbringen würde, wenn ich es sage.“ Ich kämpfte den Drang nieder, Cecil einfach zu umarmen und ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war. Er sorgte sich wirklich um seine Freunde, nicht nur um Haruka. Es war deutlich, dass ihm jeder gleichermaßen viel bedeutete und er alle seine Worte ehrlich meinte. „Shicchi würde jetzt sagen, dass du nichts überstürzen solltest. Denk in Ruhe darüber nach, ob du es jetzt schon sagen willst oder nicht. Wichtig ist aber, das du es ihnen irgendwann sagst. Ihr seid Freunde und ihr solltet ehrlich miteinander sein. Wobei ich glaube, dass die Jungs es bereits bemerkt haben. Ihre Sorgen um Haruka sind genauso groß wie deine und wie meine, wenn ich ehrlich bin.“ Cecil hörte mir zu und sein besorgtes Gesicht hellte sich auf. Es schien ihn wirklich zu erleichtern, dass er es endlich jemanden sagen konnte und dass er dieses Geheimnis hatte teilen können. „Erenya, wirst du uns auch weiterhin helfen?“ Ich blinzelte ein paar mal, als Cecil meine Hand nahm und diese Frage so unschuldig formulierte. Und gleichzeitig klang es so akzeptierend. Diese Ablehnung der letzten Tagen war für diesen einen Moment vollkommen verschwunden. „Natürlich. Und wenn ich dir persönlich die Getränke zum nächsten Interview mitbringen muss.“ Meine Worte waren ernst gemeint. Egal was Starish brauchen würden, ich würde mein bestes geben ihnen zu helfen.   Die Rohfassung des Songs nahm allmählich mehr Form an. In meinem Kopf ertönte wieder und wieder die Melodie. Zusammen mit den Texten, welche die Jungs mir beigesteuert hatten, lag es nur noch an mir alles abschließend stimmig zu machen. Die Jungs hatten sich bereits zurückgezogen und schlafen gelegt, während ich noch am Tisch saß und Note um Note überarbeitete. Tokiya hatte mir sogar noch etwas Nervennahrung hingestellt, nachdem Ren uns ein Abendessen bereitet hatte. Eigentlich war ich voll gefuttert, aber da der Abgabetermin am nächsten Tag war, konnte ich nicht einfach ausruhen und auf der Couch schlafen. Das wäre unmöglich gewesen. „My Queen, immer für mich da. Die Stärke in deinem Herz macht dich unnahbar. My Heart, regierst du , egal wo du auch bist. I'm your Knight, nur du bestimmst über mich.“ Ich las über die Zeile und änderte die Melodie etwas ab, um das ganze harmonischer wirken zu lassen, wobei ich die Anfangsbuchstaben der Jungs davor schrieb um zu verdeutlichen, wem welche Zeile gewidmet war. Ich gähnte etwas, denn die Müdigkeit griff immer mehr nach mir. Ich durfte jetzt nicht schlapp machen, weswegen ich zu der Dose mit dem Energydrink griff, die mir Syo hingestellt hatte. Seine Lieblingsmarke, wenn ich das richtig verstanden hatte. „Oh richtig!“ Es war wie ein Geistesblitz, den ich hatte, als ich an einigen Zeilen, welche Syo sang, noch ein wenig mehr Beat reinbrachte. „Selbst wenn du mächtig bist, ich bin für dich da. Denn auch eine Königin gerät mal in Gefahr! Trust on me! Mach dir keine Sorgen, jeder braucht mal Schutz, niemand zieht, meine Königin in den Schmutz. Believe me! Niemals brauchst du großen Verrat zu erwarten, wir beschützen dich, ohne es zu verraten.“ Ich dachte nach und sah zwischen einzelnen Zeilen hin und her. Ich war mir noch nicht sicher, ob es wirklich Cecil sein sollte, der diese Zeilen sang. Tokiyas hätte wesentlich mehr Impakt gehabt, zusammen mit Ren. Ich entschied, dass es besser mal war etwas Kraft aus dem Teil zu nehmen, um Cecil ebenfalls genug Parts zu lassen. Es war ein Starish-Song, auch wenn Ren wesentlich hervorhebender sein musste. Allein mit den ganzen Saxophonparts, dem Stil des Songs und den einzelnen Zeilen, die seinen Charakter noch einmal deutlicher hervorhoben, war der Song gut. Er war... fertig. Etwas das ich am Vortag nicht erwartet hätte. Ich schmunzelte und legte meinen Kopf auf den Tisch, neben den Seiten. Im Geiste spielte ich bereits ein Musikvideo durch, in dem ich das Kleid einer wahren Königin trug und die Jungs in Rittertracht um mich warben, für mich kämpften, ich aber letzten Endes immer die war, die den letzten Schlag machte. Anmutig, stark und Grazil.   **~~**   Ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter, als ich aus den tiefen eines unbewussten Traumes wieder in die Realität fand. Langsam, denn mein Geist wehrte sich noch und wollte mehr von diesem schönen erholsamen Gefühl des Schlafes. „Tailor-san...“, drang eine bekannte Stimme in mein Unterbewusstsein vor und wollte mich nur noch mehr zurück holen. Eine Gegenwehr war unmöglich, denn schon der Duft von frischen Kaffee und Pfefferminztee umschmeichelte meine Nase. Ebenso weckten diese Düfte meinen Magen, der rebellierend zum besten gab, dass er seit dem Vorabend nichts mehr bekommen hatte. „Tailor-san, wach auf“, flüsterte die Stimme Masatos und die Erkenntnis, dass es seine Stimme war, ließ mich aufschrecken. „Was? Oh nein, ich bin eingeschlafen.“ Panisch sah ich auf den Tisch, doch die Notenblätter lagen nicht mehr da, vielleicht hatte ich sie runtergworfen. Unwahrscheinlich war es nicht. Eilig sah ich mich um, doch hielt mir jemand plötzlich alle Blätter entgegen. „Hier, wir dachten wir retten sie.“ „Retten?“, fragte ich Otoya, der just in diesem Moment errötete, aber nicht auf meine unausgesprochene Frage antwortete. Ich sah zu Masato und zu Natsuki, der gerade ein paar Tassen Kaffee und Tee abstellte, doch keiner von ihnen sagte etwas. Doch schon dieses Schweigen war genug, als ich genauer darüber nachdachte. Ich hatte mich wahrscheinlich total unladylike verhalten. Es war also besser, wenn sie schwiegen und mich nicht in Verlegenheit brachten. „Wie spät ist es?“, fragte ich, um wenigstens geschickt das Thema zu wechseln. „Um acht. Hast du genug Schlaf bekommen? Wir haben dir eine Decke gegeben als wir nach Hause kamen, denn du warst unweckbar“, erklärte Otoya und ich sah über meine Schulter, auf der eine rote, dünne Decke lag, die mich die Nacht über warm gehalten hatte. Ich schmunzelte etwas, schämte mich aber schon dafür, dass ich so weggetreten war, nachdem ich auf dem Tisch eingeschlafen war. „Tut mir leid. Ich wollte euch keine Umstände machen. Ich wollte eigentlich nur meine Augen ausruhen. Mehr aber nicht.“ Verwundert sah ich zu der Tasse Tee, welche Natsuki vor mich stellte. Pfefferminze, mit einem Schuß Honig. Den Honig konnte ich zumindest gut genug herausschnuppern. Allein dieser süße Duft erfüllte mich mit Wärme, Glück und Freude. Ich liebte es. Doch gleichzeitig fragte ich mich, woher Natsuki wusste, dass ich meinen Tee gerne mit Honig süßte. „Für mich?“, fragte ich vorsichtig und sah zu Natsuki, der mich sanft anlächelte. „Ja. Mirai dayo hat mir gesagt, dass du Honig magst im Tee. Wir haben leider keinen Latte Macchiato Karamel da. Für gewöhnlich trinken wir nur Kaffee oder Tee.“ Ich nickte verstehend und sah zu dem Becher Tee, der mich freundlich zu begrüßen schien. Es war interessant, dass sich auch die restlichen Starish-Mitglieder darum bemühten, dass das Eis zwischen uns brach. „Uhm, Erenya... Wir... Es tut uns leid. Wir waren nicht fair zu dir und auch wenn Tokiya es dir gesagt hat, wir drei wollten uns auch noch einmal persönlich bei dir entschuldigen.“ Ich hatte gerade den Becher Tee in die Hand genommen und sah zu Otoya, der mich entschuldigend anlächelte. Sie meinten es alle ernst und das machte mich irgendwie glücklich. „Schon in Ordnung. Ich danke euch dafür, dass ihr den Song so lebendig gemacht habt. Ich habe ihn gestern das erste Mal gesehen und ich war total happy. Ihr habt mir wieder ein wolliges Gefühl bereitet und dafür gesorgt, dass ich den Song für die anderen fertig schreiben konnte.“ Ich lächelte sanft und nippte an dem Tee. Er schmeckte nach Pfefferminz und doch schwang diese sanfte Süße des Honigs mit. „Dieser Song, entschuldige, aber ich habe ihn mir angesehen, Tailor-san“, gestand Masato und mir rutschte ein wenig das Herz in die Hose, denn sein Unterton klang nicht gut. Hatte ich doch wieder etwas anderes gemacht als es sein sollte? Unterschied es sich zu sehr von allen anderen Songs? „Er passt zu ihnen. Wenn du für die Aufnahmen ein Klavier brauchst, würde ich mich freuen, wenn ich euch damit helfen kann.“ Mir schlug das Herz höher, als ich Masatos Worte hörte. Er schien mich zu akzeptieren oder zumindest die Songs die ich schrieb. „Wir müssten heute morgen noch ein Demoband einspielen, damit wir es Shining vorspielen können. Der Song ist so weit fertig. Sind die anderen schon wach?“   Indirekt ärgerte ich mich gerade in diesem Moment, dass ich nicht im Mastercourse Gebäude lebte. Sie hatten wirklich alles. Instrumente, Proberäumen, Musikräume und ein kleines Studio, in dem man erste Aufnahmen machen konnte. Es war zwar eng, aber mit etwas Organisation schafften wir es gemeinsam zwei Instrumente aufzunehmen und auch die einzelnen Stimmen. Ich dankte geistig dem Schicksal, dass ich an meinem PC in meiner Welt und dem in meiner hiesigen Wohnung auch schon mit Tonschneideprogrammen gearbeitet hatte, so dass ich die einzelnen Takes zusammenschneiden und das Demo produzieren konnte. Ich wusste doch, dass meine Neugier für neue Dinge sich irgendwann mal lohnte. Sicher war es keine perfekte Arbeit, aber sie würde Shining eine gute Vorstellung von dem geben, was der Song werden würde. Im Fall der Fälle müssten wir ihn heute noch einmal überarbeiten. Gemeinsam saßen wir nach dem Schnitt im Studio und hörten uns das Demo an. Es waren die letzten Minuten die wir hatten, wenn wir etwas ändern wollten. Das Flötenintro von Cecil begann und stimmte sanft aber verheißungsvoll in das Opening ein und wurde von einem wilden Beat, gespielt durch Rens Saxophon und Masatos Klavierspiel abgelöst. Das Glück verspielt, ohne Geld, eine Reise lang, suchte ich ein Königreich, das meines werde kann. Und dann traf ich dich, und du mich tief ins Herz, du bist meine Königin, die ich nun begehr. My Queen, immer für mich da. Die Stärke in deinem Herz macht dich unnahbar.   My Heart!   Du regierst, egal wo du auch bist. I'm your Knight, nur du bestimmst über mich. Selbst wenn du mächtig bist, ich bin für dich da. Denn auch eine Königin gerät mal in Gefahr! Trust on me! Mach dir keine Sorgen, jeder braucht mal Schutz, niemand zieht, meine Königin in den Schmutz.   Wie eine Königin, edel und auch stark, regiert sie über mein Herz, so wie sie es mag. Krieger aus Leidenschaft, du brauchst ihn nicht, doch wenn dir mal etwas droht, dann beschütz ich dich! Believe me! Niemals brauchst du großen Verrat zu erwarten, wir beschützen dich, ohne es zu sagen.   My Heart!   Du regierst, egal wo du auch bist. I'm your Knight, nur du bestimmst über mich. Selbst wenn du mächtig bist, ich bin für dich da. Denn auch eine Königin gerät mal in Gefahr! Trust on me! Mach dir keine Sorgen, jeder braucht mal Schutz, niemand zieht, meine Königin in den Schmutz.   Ernst sah Saotome uns an während die letzten Noten des Songs verklangen. Die Spannung ob wir einen erfolgreichen Song geschrieben hatten lag in der Luft. Wenn nicht, würden wir von vorne anfangen müssen. Stille erfüllte sein Büro für einen schier unendlich erscheinenden Moment. Es erschien mir fast so lange wie die Wartezeit für ein Kommentar auf Animexx oder FF.de in meiner Welt, wenn man eine Story hochgeladen hatte. Nur das ich mich bei Saotome darauf verlassen konnte, dass ich mal Feedback bekam. Es dauerte halt ein paar Minuten länger. „Perfect!“ Auch wenn es einige Augenblicke dauerte bis seine Worte zu mir vordrangen und auch bei mir einsickerten. Wir hatten seinen Segen. „This is great. Gute Arbeit. Die Aufnahmen werden morgen beginnen. Der Regisseur wird auch da sein. Für heute habt ihr frei. Enjoy the moment.“ Ich war verwundert darüber wie schnell doch diese Genehmigung kam und wie schnell schon feststand, wann der Song aufgenommen wurde. Professionell, nicht so laienhaft wie ich es getan hatte. Und mit mehr Instrumenten. Für unser Demo hatten wir nur alle wichtigen Instrumente eingespielt, einstimmig. Mehrstimmig wirkte es sicher besser. „Miss Tailor, bevor sie gehen, auf ein Wort bei mir, please.“ Verwundert sahen die Jungs und ich einander an. Ich fragte mich, was Shining von mir noch wollte. Vor allem nachdem er angekündigt hatte, dass wir uns frei nehmen konnten. Es konnte also kein neuer Auftrag sein. „Wir sehen uns morgen, Jungs.“ Ich winkte ihnen zu und lächelte. So schlimm konnte das ganze ja nicht werden. Das verstanden scheinbar auch die Jungs, denn sie ließen mich alleine mit Saotome im Büro zurück. Dieser wartete aber noch einige Minuten, bevor er seinen Kopf auf seine Hände stützte und mich fixierte. „Miss Nanami hat Kontakt mit ihnen aufgenommen.“ Ich war erleichtert und doch angespannt gleichzeitig. Wenn sich dieses Gespräch um Haruka drehte, war es eine ernste Sache. „Ja. Sie hat mir einen Brief geschrieben. Aber ich schätze das wissen sie.“ Er antwortete nicht und mir fiel schwer einzuschätzen, was er gerade dachte. Er zeigte es nicht, was kein Wunder war bei der dicken Sonnenbrille. „Sie kämpft gegen das schlimmste Problem, dass ein Komponist haben kann. Eine Blockade, wie ihnen bekannt sein dürfte. Wir wissen nicht, wie lange sie ausfallen wird, oder was es aus ihr macht. Miss Tailor, ich habe schon viele Komponisten erlebt, die so eine Blockade hatten. Viele von ihnen zerbrechen daran und es bleibt zu hoffen, dass Miss Nanami das nicht passiert. Wichtig ist, dass sie jetzt keinen Druck hat.“ Ich nickte, denn ich war ausnahmsweise einer Meinung mit Saotome. Genau deswegen hatte ich auch mein bestes gegeben Starish von der Fahrt zu Harukas Großmutter abzuhalten. Erfolgreich. „Sie wird sich aber sicher Druck machen. Ich meine sie hat Starish so gesehen zu dem gemacht was sie heute sind. Wie ich Nanami-san einschätze, wird sie sich selbst Druck machen, damit sie schnell wieder zurückkommen kann.“ „Das mag sein, aber Sie haben ihr etwas Ballast abgenommen. Miss Nanami hat ihren Song gehört und mir persönlich versichert, dass sie ihre Verpflichtungen aufnehmen können. Das wird sie erleichtern und sie kann sich darauf konzentrieren in alte Form zurückzufinden.“ Im Grunde erzählte mir Saotome nichts anders als es schon in Harukas Brief zu lesen gewesen war. Nichts neues für mich also. „Und ich glaube auch, dass Sie Miss Nanamis Arbeit übernehmen können. Auch wenn ihnen etwas fehlt, das kleine gewisse etwas, könnten wir keine bessere Komponistin für die wichtigen Aufträge finden.“ „Shining-san... Ich habe eine Bitte. Auch wenn ich verstehe, was sie mir sagen wollen.“ Mir war ein Gedanke gekommen, eine Angst. Wenn ich Harukas Arbeit übernehmen würde, würde sich einiges für mich ändern. Von jetzt auf gleich. „Ich will nicht, selbst wenn es nur temporär ist, die alleinige Komponistin für Starish sein. Oder nur für Quartet Night und Heavens. Sie können das gerne mit auf meinen bisherigen Arbeitspensum drauf bauen.“ „Huh? Sie meinen Sie können ihre bisherige Arbeit und Miss Nanamis gleichermaßen machen?“ Ein Hauch Interesse klang aus Saotomes Stimme. Ich schluckte schwer, denn ich wusste, was ich mir gerade aufbürdete. Harukas Pensum war schon voll gewesen. Solo-Songs, Cross-Units, Starish, Heavens, Quartet Night, Duette... Ihr Plan war schon voll gewesen. Doch meiner war es ebenso. Auch wenn meine Aufträge niemals in aller Munde waren. Mir noch zusätzlich zu meiner eigenen Arbeit ihre aufzubürden war ein gewaltiger Berg. „Ich will einfach nicht wieder von null anfangen sobald Nanami-san wieder da ist. Und wir wissen beide, sie wird zurückkommen. Für den Moment wird es viel Arbeit sein, aber ich bin mir sicher ich kann damit umgehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich in kurzer Zeit viel erledigen muss. Deswegen... ich will einfach nur ihre Arbeit auf meinen Haufen haben. Ich bekomme das hin.“ Er schwieg und starrte mich stattdessen nur an. Ich hielt seinem Blick stand und wartete darauf, was er dazu sagen würde. „Nun, ich denke für heute haben sie genug Arbeit gehabt, Miss Tailor. Genießen sie ihren freien Tag. Und was Miss Nanami angeht, so bitte ich um oberste Diskretion.“ Ich nickte auf die Forderung. Für mich verstand sich das von selbst und bisher hatte ich noch niemanden, nicht einmal Harukas Freunden, von ihrem Zustand berichtete. Das sie es aber ahnten, hatte mir Cecil am Vortag klar gemacht. Doch fürs erste würden sie keine Gefahr für Harukas Erholung sein. Auch wenn ich das dumpfe Gefühl hatte, dass sie es mir übel nehmen würden, wenn das rauskam.   Das Gespräch mit Shining hatte mich nicht gerade mitgenommen. Im Gegenteil ich war eher nervös, ob er meiner Bitte nachkommen würde. Doch lange wollte ich auch nicht darüber nachdenken. Ich hatte frei und dieser Tag musste genutzt werden. Und ich hatte auch schon die beste Möglichkeit. Akihabara war das Paradies für jeden Otaku. Zwar nicht gerade meines, aber an Tagen wie diesen genoss ich es zwischen den Maid-Cafés und Shops zu laufen und mich von Musik, Werbebannern und Videos, welche auf Gebäudemonitoren ausgestrahlt wurden. Heute war einer meiner lang erwarteten Tage. Ein neues Otome-Game erschien. 4Heart hieß das Spiel und es ging um ein Mädchen, dass Aphrodite persönlich erwählt worden war um vier Göttern die Liebe zu lehren, da ihre Vergangenheit dafür verantwortlich war, dass sie es nicht mehr taten. Ich hatte mich genug über dieses Spiel informiert und förmlich jedes Magazin gekauft, in dem etwas darüber zu finden gewesen war. Die Informationen die geleaked worden waren, zeigten auch, dass man bei jedem dieser Götter anders vorgehen musste, um sein Herz zu erobern. Einer von ihnen, der Hidden Character Orpheus war nicht einmal ein Gott. Ganz seiner Natur entsprechend hatte man sich für ein singendes Idol als seinen Seiyuu entschieden. Eiichi Otori von Heavens. Und selbst wenn er nicht Orpheus gesprochen hätte, hätte ich mir das Spiel gekauft, immerhin war ich ein Otome-Fan und da waren solche Spiele einfach Pflicht. Das ich mal an einem Release-Event teilnehmen konnte, war etwas, dass ich als Glück bezeichnete. Wie genau dieses Release-Event aussah, wusste ich nicht, doch weil es mein freier Tag war, konnte ich mir doch mal das Event ansehen.   Vor dem Spieleladen war der Andrang groß, was für mich immer noch ein Kulturschock war. Selbst nach zwei Jahren. Ich konnte mich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, dass Otome-Games hier keine einfache Nische waren, sondern schon zu den Mainstream Spielen gehörten. Es war immer noch schwer zu verstehen und vielleicht war das auch der Grund, warum ich bisher Release-Events gemieden oder mich immer mit Arbeit vollgepackt hatte. „Oh mein Gott, ich hoffe ich gewinne. Eine signierte Version von Eiichi-kun wäre einfach nur traumhaft.“ Eine Augenbraue hob sich. Ein Gewinn? Eine signierte Version? Das war das Event? Ich wusste nicht ob ich nun total euphorisch oder doch etwas enttäuscht war, denn eigentlich hatte ich mehr erwartet. Vielleicht eine Special Edition, Auftritte der Seiyuu persönlich, ein kleines Live-Event aber das? „Okay, alle die an dem Wettbewerb teilnehmen, stellen sich bitte an und ziehen eine Nummer. Die erste Runde beginnt gleich.“ Ein Wettbewerb? Das weckte nun doch meine Neugier. Nicht das ich mir Chancen ausmalte, denn neben der Arbeit war ich nicht sonderlich ins soziale Leben Japans integriert, aber wenn ich mal etwas Neues versuchte, konnte es doch nicht schaden. „HA!“ Ich zuckte zusammen, als ich eine Stimme hinter mir hörte und wandte mich langsam um. Durch einem Baseballcappy lugte ein blonder Zopf, fein durch das hinterste Teil gefädelt, hervor. Sie trug eine Sonnenbrille und wirkte damit nur noch auffälliger, doch hier in Japan und vor allem gerade in dieser Menge schien niemand sie zu bemerken. Mira. „Warum hast du nicht gesagt, dass du kommst? Mann, ich wollte dich überraschen. Ich wollte teilnehmen und diese signierte Version für dich gewinnen“, erklärte sie und zog dabei einen niedlichen Schmollmund. „Ich wusste selbst nicht, dass ich komme. Oder das es dieses Event gibt. Shining war mit meiner Arbeit zufrieden und hat mir den Rest des Tages freigegeben. Ebenso den Jungs. Daher dachte ich, ich schau mal nach wie so ein Release-Event ist.“ Mira seufzte und schüttelte den Kopf, wobei sie mir mit dem Finger sanft gegen die Stirn schnippte. „Du hättest anrufen sollen. Aber gut, nun bist du hier, ich hab dich gefunden und das steigert unsere Chancen das Spiel für dich zu gewinnen.“ „Mi! Verdammt du sollst nicht immer weglaufen. Du weißt wie auffällig wir si- Erenya?“ Ich lugte über Miras Schulter und war wohl genauso überrascht wie Hiroki, der mich ansah als sei ich ein Geist. Ich war wohl die letzte Person, mit der er gerechnet hatte. „Du auch hier? Sagt mal, was soll das?“, fragte ich und sah von Hiroki zu Mira. „Nun, wir haben heute beide nichts vor gehabt, Arbeitstechnisch und dachten, dass wir dir eine kleine Freude machen. Deswegen entschieden wir das Event mitzunehmen und diesen Wettbewerb zu gewinnen. Und unsere Chancen sind echt gut.“ „Okay okay... was ist das für ein Wettbewerb?“, fragte ich, denn scheinbar war meine beste Freundin und mein bester Freund besser informiert als ich. Und dabei lag ich ihn bereits seit Monaten mit diesem Game im Ohr. „Die fünf Seiyuu der Loveinterests geben jedem eine Aufgabe und entscheiden auch darüber, ob diese Aufgabe als bestanden gilt. Es kann also alles mögliche sein. Selbst wenn du aber nicht bestehst, bekommst du Punkte und die Person mit den meisten Punkten bekommt die signierte Version. Sie ist übrigens von allen unterschrieben nicht nur von Ei-kyu.“ Sofort brachte mich Mira auf den Stand der Dinge und eine Augenbraue hob sich mir. Nachdem was Mira mir sagte, hatten wir keine guten Chancen. Wenn auch nur eine Aufgabe nicht im Rahmen unserer Talente lag, hätten wir versagt, soviel stand fest. „Und wieso haben wir dann gute Chancen?“ „Nun, sie spielen ihre Rollen In Character. Das heißt sie werden nichts verlangen was der Gott nicht mag oder verkörpert“, erklärte Mira aufgeregt und nahm meine Hände. „Und du weißt bereits fast alles über die Götter, also, was werden sie fordern?“ „Mira~ Ich bitte dich. Nur weil sie jeden Artikel gelesen hat, heißt es noch lange nicht, dass sie die Charaktere kennt. Mach dir also nicht zu große Hoffnungen und setzt Erenya unter Druck.“ „Hi-chu! Keine negativen Gedanken, verstanden. Wir haben eine heilige Mission zu erfüllen. Wir müssen diese Version bekommen. Also Kusch, immer positiv denken.“ Es war irgendwie wie immer. Mira hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und sowohl Hiroki als auch ich mussten ihrem Befehl folgen. Aber es war selten, dass wir es verabscheuten. Meist hatten wir Spaß dabei und warum sollte es dieses Mal nicht auch so sein? „Na schön, dann ran an unsere Prüfungen. Wir müssen Thanatos, Erebos, Eros, Ares und Orpheus überzeugen. Eros ist der Gott der Liebe, seine Backgroundstory sieht wohl vor, dass er von der Liebe enttäuscht ist, weil es keine aufrichtige und reine Liebe mehr gibt. Er ist der Meinung, dass es den Menschen nur noch darum gehen würde Vorteile aus der Liebe zu beziehen, sei es der Bestand der eigenen Rasse oder eben materielle Güter. Sein Glauben an die Liebe ist so stark geschwunden, dass sein Herz eingeeist ist.“ Aus meinem Kopf versuchte ich alles an Informationen hervorzukramen, die ich zu den Charakteren hatte. Es war nicht leicht und schon gar nicht hilfreich, wenn man mich fragte. Denn wie sollte das bisschen Hintergrundwissen helfen diese Aufgaben zu lösen? „Allerdings hasst Eros Gewalt... Anders als Ares, der von allen sogar von seinen Mitgöttern gehasst wird, weil er eine sehr kriegerische Atmosphäre verbreitet. Wo er auftaucht fließt Blut, so heißt es. Ares hat sich über die Jahre nicht mehr die Mühe gemacht seinen Ruf zu bessern, weswegen er immer, selbst gegen Athene in den Krieg zog. Laut einem Artikel scheint er aber eine Identitätskrise zu haben. Erebos ist der Gott der Finsternis. Über ihn habe ich eigentlich nicht viel gelesen, außer dass seine ehemalige Geliebte Nyx war, die ihn aber nur benutzt hat um genug Macht zu bekommen um über Tag und Nacht zu bestimmen. Er wurde dafür bestraft und in die Reihen der Urgötter verbannt. Er mag dabei das Sonnenlicht. Thanatos. Er ist der Gott des Todes. Er hat nie die Liebe erfahren und will es auch nicht, weil jeden den er berührt stirbt und er will nicht, dass diejenige, die sein Herz bekommt ebenfalls von der Welt geht. Er sagt von sich selbst, dass seine Macht so groß ist, dass er selbst einen Gott seiner Unsterblichkeit berauben kann. Und zum Schluss noch Orpheus. Er hat von Apollo eine Leier bekommen, die alle verzaubert und jeder liebt ihn. Als aber seine Euredyke starb und er sie nicht aus der Unterwelt holen konnte, schwor er der Musik ab und ist nun in Gefahr, denn jene die ihn immer noch lieben fühlen sich abgelehnt. Dabei lieben sie nicht ihn, sondern seine Musik. Sein Tod ist, laut Beschreibungen schon im Teppich des Schicksals verknüpft. Da er aber der Hidden Character ist und irgendwie bei allen Göttern mal in der Route auftaucht, denke ich, dass man das aufhalten kann.“ Ich sah zu Hiroki und Mira, die mich beide mit großen Augen ansahen. „Einiges davon weiß ich nur durch die Mythologie... aber einiges aus den Magazinen. Dennoch ich weiß nicht, was sie mögen und so. Das würde ich erst durch das Spiel erfahren. Unsere Chancen sind also keineswegs besser.“ „Schon gut. Das reicht. Wir schaffen das. Wir werden den Göttern zeigen, was Liebe ist.“ „Ähm, Mira... ich glaube nicht, dass ICH das den Göttern zeigen will.“ „Du wirst, Hi-chu. Du wirst.“ Ergebend seufzte Hiroki und folgte Mira und mir einen weiteren Schritt nach vorne. Vor uns verteilten bereits ein paar Mitarbeiter des Ladens Nummern, mit denen sie uns geordnet zu den „Göttern“ vortreten lassen wollten. „Sag mal, Erenya... Bist du nicht nervös Eiichi zu sehen?“ „Huh? Wieso sollte ich da nervös sein?“ „Naja wegen der Sache damals zum Uta Pri Award.“ „SH!“ Böse sah Mira zu Hiroki, doch zu spät. Ich erinnerte mich wieder. An diese eine Sache mit Eiichi. Oder viel mehr daran, dass er mich in meinem wohl schlimmsten Augenblick gesehen hatte.   **~~**   Auch wenn die Stimmung ausgelassen war, weil Starish gewonnen und sich Heavens als gute Verlierer erwiesen hatte, konnte ich mich doch nicht ganz freuen. Die Szene wie verzweifelt Heavens gewesen war, als ihre Trennung drohte, hing mir immer noch in den Gliedern. „Hey ist doch alles gut ausgegangen. Wie bei uns“, versuchte Hiroki mich zu trösten und gab mir einen sanften Klaps auf die Schultern. „Heavens wird weiterhin Musik machen und Starish hat gewonnen. Passt doch, oder?“ Ich seufzte schwer und sah zurück zum Backstagebereich der Bühne, von dem wir gerade gekommen waren. Da wir niemanden stören sollten, hatten wir es für richtig empfunden zu gehen, bevor Starish und Heavens den Backstagebereich betraten. Wir wollten als ihre Kouhai nicht gleich negativ auffallen. Fest stand, dass sie uns noch früh genug kennenlernen würden, immerhin lag unser Debüt bereits eine ganze Woche zurück. „Es war schon etwas unfair. Mit sieben Mann sind Starish echt Stimmgewaltig und Heavens haben nur drei Stimmen, die das kompensieren müssen. Sie haben zwar Power, aber da ist noch Potential, dass sie irgendwie nicht genutzt haben... oder vielleicht nicht nutzen konnten.“ Ein Lächeln lag auf Hirokis Lippen, als er nur den Kopf schüttelte. Solche Debatten, jene über Heavens, sie waren etwas, dass uns irgendwie verband. Das er nicht gerade ein Fan von ihnen war, hatte er ja immer wieder deutlich genug gemacht. Dennoch hatte er bereits verstanden, dass sie nicht einfach nur da waren, wo sie sich befanden, weil Eiichi der Sohn von Raging war, sondern weil sie alle drei ein unglaubliches Talent hatten. „Starish hat es also gemacht... War ja keine Überraschung. Heavens konnte nur einigermaßen mithalten, weil sie den Song von Starishs Komponistin hatten. Sonst wären sie nicht weit gekommen.“ Ich hielt in meinem Schritt inne und sah an Mira und Hiroki vorbei. Dort standen sie, zwei Bühnenarbeiter, die scheinbar keine Ahnung von irgendetwas hatten. Es ärgerte mich, dass sie so einen Unsinn laberten, denn es lag sicher nicht nur an Harukas Song, dass sie die Menge mitreißen konnten. „Ohne diese Komponistin werden sie in wenigen Monaten wieder in Vergessenheit geraten. Starish hingegen hat das Zeug es auch international zu schaffen.“ Das war einfach die Höhe. Bei all der Arroganz und dem schlechten Benehmen, welches Heavens vielleicht Starish gegenüber gezeigt hatten, DAS hatten sie nicht verdient. „Hey! Das ist nicht wahr und das wissen Sie! Heavens hat auch ohne Nanami-san als Komponistin ein ausgesprochen großes Potential. Zu dritt haben sie es geschafft Starish die Stirn zu bieten und dutzende von Fans auf ihre Seite zu ziehen.“ Die zwei Mitarbeiter sahen zu mir, die um jeden Funken Beherrschung kämpfte. Es war einfach unglaublich, wie viel Wut in mir hochloderte und dabei hielt ich Eiichi immer noch für den größten Idioten. „Komm schon, Kleine. Das sagst du doch nur, weil du Heavens nicht kennst. Weißt du, was die uns herum gescheucht haben? Diese Nagi ist ein wirklicher Teufel. Nach außen hin niedlich aber wenn keiner hinsieht ist er einfach nur eine Rotznase die schon jetzt ihren Höhenflug hat. Dann ist da noch der Stille... Kira. Der grüßt nicht einmal zurück. Hält sich wahrscheinlich auch für was besseres weil er aus gutem Hause ist.“ „Richtig. Schlimmer ist nur dieser Otori-Bengel. 'Wir sind Heavens und wir werden die Welt im Sturm erobern.'“ Die Arbeiter lachten, als der eine versuchte Eiichi zu imitieren. Die Imitation war zwar nicht schlecht, aber dennoch die Art wie er von Eiichi sprach, zeigte deutlich, dass er Eiichis äußerer Fassade auf den Leim gegangen war. „Erenya, komm... lass die beiden reden.“ „Nein, ich lasse die beiden nicht reden, Hiroki. Denn sie reden vollkommenen Schwachsinn. Kira hat jeden Mitarbeiter gegrüßt. Es war unscheinbar, aber bei jeden, an dem er vorbeigelaufen ist, hat er mit dem Kopf genickt. Er ist eben kein Mann der vielen Worte aber sicherlich niemand der sich etwas auf seine Herkunft einbildet. Dafür liebt er die Musik und vor allem Heavens viel zu sehr. Und Nagi... Gut Nagi ist ein kleiner Teufel, aber er ist neugierig und aufrichtig mit dem was er tut. Und niedlich ist er wirklich, wenn er mal die Klappe hält. Und Eiichi... Sie haben es nicht verstanden. Auch wenn er nach außen hin ein überheblicher Idiot ist, so macht er sich wirklich Sorgen um Heavens. Nicht wegen sich selbst, sondern wegen Kira und Nagi. Weil er weiß, was die beiden aufgegeben haben für Heavens. Sie haben also nicht das Recht schlecht von den Jungs zu reden, denn sie geben immer ihr bestes!“ Ich hörte, dass Hiroki seufzte und Mira amüsiert kicherte, doch ich ignorierte es. Wenn es sein musste, hätte ich Heavens wie eine Löwenmutter verteidigt. Niemand, aber auch wirklich niemand durfte schlecht von ihnen reden. „Das reicht, Engel.“ Ich versteifte mich, als ich hinter mir eine Präsenz spürte. Machtvoll, einnehmend und überwältigend. Ich wagte mich nicht hinter mich zu sehen, doch das war nicht nötig, denn diese Präsenz zog an mir vorbei und stellte sich vor mich, so dass mir der Blick auf die Arbeiter verwehrt wurde. „Wir sind in der Lage unser Schlachten selbst auszutragen.“ Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich Eiichis Stimme vernahm. Er klang genervt und alles andere als erfreut. Er würdigte mich nicht einmal eines Blickes. „Meine Herren, sie können sich darauf verlassen, dass Heavens nicht noch einmal gegen Starish verlieren wird. Und das nicht weil wir von der Bildfläche verschwinden. Wir werden weiter nach der Spitze streben. Nichts wird uns dabei aufhalten. Und unsere Engel werden unsere Flügel sein.“ Ich wich von Eiichi Stück für Stück zurück. Er bewies wirklich, dass er Heavens Schlachten führen konnte und irgendwie... verletzte es mich. Gleichzeitig war es mir peinlich, dass Eiichi mich so gesehen hatte. Bei dem Versuch für jemanden einzustehen, der es eigentlich nicht nötig hatte. „Komm, lassen wir ihn das regeln“, flüsterte Hiroki mir zu und schob mich mit sanfter Gewalt, zusammen mit Mira, vom Ort des Geschehens.   **~~**   „Nya-nya-chan, du bist dran!“ Ich spürte einen sanften Stoß in meinen Rücken, und wurde dadurch förmlich ins Innere des Ladens geschleudert. Meine Gedanken waren während der Wartezeit abgedriftet in eine Zeit, die weit zurück lag. Ich hatte mich verändert, zumindest äußerlich. Weniger Pfunde auf den Rippen, ein anderer Kleidungsstil, der aus meinem Gewichtsverlust geschuldet war und ich trug keine Brille mehr. Es war also unmöglich, dass Eiichi mich am Vortag erkannt hatte, oder sich jetzt noch an mich erinnerte. „Teilnehmerin Nummer 277. Treten Sie vor Orpheus, der euch seine erste Prüfung auferlegen will.“ Ich verfluchte mein Schicksal, als ich hörte, wer mein erster Prüfer sein sollte. Aber ich hätte ihn früher oder später sehen müssen. Je eher desto besser also. Wie es der Angestellte von mir verlangt, folgte ich den Weg vor Eiichi, der sich scheinbar in ein Orpheus-Cosplay geworfen hatte. Ich hätte ihn beinahe nicht wiedererkannt, denn statt der Brille schien er Kontaktlinsen zu tragen, so dass seine violetten Augen noch besser zur Geltung kamen. Seine braunen Haare waren zwar immer noch wuschelig, schienen aber dieses Mal einer gewissen Ordnung zu folgen, einer griechischen, denn sie waren lockiger. Und seine Toga saß bequem auf den Schultern, in Blau, mit goldenen Ornamenten an der Schulter. Ein Mistelzweig? Nein, es waren Lorbeerblätter. „Du?“, fragte er und ich erzitterte. Hatte er mich doch erkannt? Oder war er nur verwundert, weil wir uns am Tag zuvor gesehen hatten. „Ich kenne dich. Du trägst das Mal derer, die Apollo in seiner Vision gesehen hat. Noch bevor er Aphrodite darüber berichtete, war er zu mir gekommen. Damals, war meine Welt noch heil. Euredyke war bei mir. Ich konnte Apollo nicht glauben, dass es eine Person geben soll, die sie ersetzen kann. Und ich kann es immer noch nicht glauben. Dennoch, ich will dir eine Chance geben. Bestehst du meine Aufgabe, ziehe ich in Erwägung, dich zu belohnen.“ Ich war erleichtert, denn er spielte hier nur seine Rolle. Und das verdammt gut. Ich hing ihm förmlich an den Lippen und konnte mir ein Bild davon machen, wie Orpheus im Spiel tickte. Die Enttäuschung und auch der Schmerz war bei Eiichi deutlich rauszuhören. „Ich wurde einst von Apollo mit der Leier beschenkt, die jeden in seinen Bann schlägt, der ihr und meiner Stimme lauscht. Doch bisher war es nur Euredyke die mein Herz verzaubern konnte. Wenn es dir gelingt ein Lied zu spielen, dass mich verzaubert, so kann ich dich akzeptieren.“ „O-Orpheus, seid Ihr euch sicher? Ist da nicht etwas viel von dieser Sterblichen verla-“ Ein Mitarbeiter wollte sich gerade einmischen, versuchte aber dabei nicht in dessen Rolle einzugreifen. Doch es verriet mir, dass dies eine Bitte Eiichis war, nicht von Orpheus und dass er diese Bitte nicht hätte stellen dürfen. „Schweig. Sie will den Preis, also wird sie es schaffen. Nicht wahr?“ Eiichi sah mich eindringlich an, fast schon herausfordernd. Er wusste wer ich war, oder viel mehr was ich konnte und scheinbar wollte er meine Fähigkeiten testen. Immerhin würde er nur erlauben dass der Beste für Komponist für Heavens arbeitete. „Also schön. Sind Instrumente da?“ Ich würde nicht aufgeben. Nicht wenn es um eine signierte Version des Spiels ging. Und schon gar nicht, wenn ich Eiichi diesem Idioten zeigen konnte, was ich zu bieten hatte. Als Komponist und Songwriter.   Ich hatte zwanzig Minuten Zeit. Ein größeres Zeitfenster als für die anderen Aufgaben, aber die Mitarbeiter hatten wohl so eine ungefähre Vorstellung davon, dass diese Aufgabe nicht einfach mal von jetzt auf gleich zu erledigen war. Noch dazu brauchten sie Zeit um ein Mikrofon zu besorgen. Eiichi bestand darauf, dass dieses Lied live vorgetragen wurde. Entweder wollte er, dass ich mich bis auf die Knochen blamierte oder er hatte soviel Vertrauen in meine Fähigkeiten, dass er glaubte es sei einen Soloauftritt wert. „Erenya... du weißt schon, es ist dein freier Tag. Du musst dich nicht zwingen jetzt in kürzester Zeit einen Song zu schreiben.“ Hiroki bemühte sich diplomatisch zu sein. Ihm gefiel scheinbar gar nicht, was Eiichi von mir verlangte und vor allem, dass ich die einzige war. Er und Mira hatten nur ein kleines Popquiz in Sachen Musik machen müssen und ich ging davon aus, dass es auch für alle anderen so ein Quiz gab. „Ich finde es toll. Vielleicht bekommt Nya-Nya-chan extra Punkte.“ „Mira! Das ist nicht der richtige Moment um positiv zu denken. In zwanzig Minuten kann niemand einen Song schreiben.“ „Nya-Nya-chan hat die Bridge in fünf Minuten geschrieben.“ „Das war eine Bridge Mira, aber kein ganzer Song. Erenya, du solltest es einfach lassen. Mira und ich haben noch die Chance diese signierte Version zu gewinnen. Du kannst also einfach aufgeben.“ „Nein!“ Ernst sah ich Hiroki an, der meinem Blick standhielt. Es war einer dieser Momente, in denen er versuchte mich zur Vernunft zu bringen. In denen er wahrscheinlich recht hatte, ich mir das aber nicht eingestehen wollte. „Hör zu Hiroki... Ich mache das nicht mehr nur für die signierte Version. Ich weiß nicht ob du das verstehst, aber ich wollte das Starish mich respektiert und irgendwie ist mir das gelungen. Genauso will ich, das Heavens mich respektiert und wenn ich dazu nach den Regeln von dem überheblichen Idioten spielen muss, dann ist es eben so. Sie sind alle auf Nanami-san fixiert und wahrscheinlich ist dies der Test den Otori-san mir auferlegt um zu testen ob ich auch beim nächsten Mal einen Heavens würdigen Song schreiben kann. Und deswegen, muss ich das tun.“ Ich wich Hirokis Blicken nicht aus. Genauso wie Hiroki den Blickkontakt nicht abbrach. Ich sah ihm deutlich an, dass er noch das ein oder andere Argument auf Lager hatte. Doch er schwieg. „Na schön. Aber, keine halben Sachen.“ Er hielt mir die Faust entgegen und lächelte dabei ein sanftes Lächeln. Ich schlug ein und grinste ihn breit an. „Ich mache nie halbe Sachen.“   Irgendwie war ich froh, dass ich an Shinings Schule auch mal in die Rolle eines Idols geschlüpft war. So fiel es mir nicht ganz so schwer vor dem Mikrofon zu stehen und zu wissen, dass mir einige Leute zuhörten. Noch dazu half mir meine Erfahrung aus meiner Welt, denn auch dort hatte ich ein paar Mal vor Publikum gesungen. Das Lampenfieber war damit ein vertrautes Gefühl. Allerdings war es ungewohnt einen eigenen Song zu singen. In der Regel sangen die immer andere, wahre Idole. „Hört alle her. Ich, Orpheus, habe dieses Mädchen gefunden, dass behauptet eine Muse zu sein. Ob sie eine ist, entscheidet der Song den sie geschrieben hat und nun vorführen wird. Wenn sie eine wahre Muse ist, wird sie einen Zauber spinnen, mächtiger noch als der Zauber meiner Leier. Passt also auf, dass sie nicht euer Herz stiehlt.“ Das war böse. Denn mein Song musste nun wirklich machtvoll sein, ebenso meine Performance. Durch Eiichis Ankündigung würden die Zuhörer nun nicht so leicht zu manipulieren sein. Es kam nun auf das gesamte Paket an. Ein Paket, das Heavens besaß. Ich holte tief Luft, als ich die ersten Töne des Songs spielte, den ich geschrieben hatte. Zwanzig Minuten Zeit für einen Zauber der innerhalb von vier Minuten wirken müsste um Eiichi zu überzeugen. Um ihm zu zeigen, dass ich als Komponist gut genug für seine Gruppe war. Tick Tock Tick Tock, hör diesen Klang, er entführt dich in das Märchenland. Tick Tock, Tick Tock, diese Melodie, gab es so noch nie.   Gefangen in einer Welt, in der das Vorurteil fällt, kämpf dagegen an, begib dich in den Bann. Nur dann, geht’s voran, in die Märchenwelt, von Göttern bewohnt, denen dein Lied fehlt.   Hör die Freiheit der Melodie, sie wird deine eigene Symphonie. Dein Herz das schlägt den Takt. Er hat die Macht. Steig auf! 4 Heart Hör den Ruf der Melodie, sie ist die wahre Symphonie. Mach die Augen auf, und folge dem Lauf, in die Welt, die du wünschst, die du liebst- Die Welt der Harmonie.   Tick Tock Tick Tock, listen to sound   Tick Tock, Tick Tock 4heart   Tick Tock Tick Tock, Open your eyes.   Tick Tock Tick tock The Door opened now. Ich spielte noch das Outro, hielt aber währenddessen noch den letzten Ton der letzten Zeile und ließ ihn langsam stumm verklingen. Ich hatte alles gegeben und ich musste mich für nichts schämen. Entweder ich war nun Heavens würdig oder nicht.   „Es ist nicht fair“, murrte Mira, als sie mich mit Hiroki zur Bahn begleitete. Ich lächelte und schüttelte den Kopf, während ich stolz auf das Spiel sah, welches ich mir nun doch gekauft hatte. „Dein Song war toll. Wieso hast du nicht gewonnen?“ „Nun, Mira, vielleicht hat sie nicht gewonnen, weil sie die Tanzprüfung mit Erebos nicht bestanden hat. Oder weil sie bei Ares Geschmackstest einfach mal den Fisch verweigert hat.“ „Aber Hi-chu. Sie hat Eiichis special-Aufgabe bestanden. Ich meine ich habe überall Glitzer gesehen und diese Tür. Du doch auch, das hast du gesagt. Nicht nur wir beide, auch andere. Sie hat bewiesen eine echte Muse zu sein. Noch dazu hat sie Thanatos Herz erobert bei seiner Prüfung und sie hat Eros mitten ins Herz getroffen.“ Hiroki seufzte und schüttelte den Kopf. Scheinbar fand er es unglaublich, dass Mira sich nun wirklich nicht überzeugen ließ. Mit ihr zu debattieren, war sinnlos, denn selbst wenn sie falsch lag und man ihr das auch belegte, sie würde niemals Kleinbei geben. „Aber sag mal, warum ist dein Spiel nicht mehr eingepackt?“, fragte Hiroki und ignorierte damit Miras Einwand. „Keine Ahnung, ein Mitarbeiter drückte sie mir in die Hand. Vielleicht war es das Letzte, ein Ausstellungsstück. Da habe ich echt Glück gehabt.“ Ich liebkoste die Hülle mit meiner Wange und war wirklich glücklich, dass ich am Releasetag doch noch eines bekommen hatte. Meine Sammlung würde sich damit also um ein Spiel erweitern. Allmählich musste ich mir Gedanken um den Platz machen. „Wie auch immer. Dennoch, ich stimme Mira zu. Der Song war gut. Einige haben sogar geglaubt, dass dieser Song Teil des Release-Events war. Was ich verstehen kann. Der Song enthielt den Titel.“ Ich war schon gar nicht mehr richtig da, denn eigentlich wollte ich schnell genug Zuhause sein um dieses Game zu spielen und sehen ob Eiichi Orpheus so wie zum Event sprach. „Ach das überkam mich einfach. Es passte so gut. Ach Mann ich bin so aufgeregt. Ich hoffe das Spiel ist so gut wie es in den Berichten beschrieben stand.“ „Und da ist sie wieder in ihrer eigenen Welt“, hörte ich Hiroki murmeln. Ich konnte sogar noch ein Seufzen wahrnehmen. „So ist sie eben. Dennoch es ärgert mich, dass wir nicht diese signierte Version gewonnen haben. Es ist nicht fair. Sie rackert sich ab und-“ „Mira, sieh sie dir an. Glaubst du ihr ist die signierte Version wichtig?“ „Nein! Aber dennoch.“ „Wisst ihr was ihr beiden? Ich bin froh euch kennengelernt zu haben. Ihr seid hier meine besten Freunde und allein das ihr versucht habt mir so etwas tolles zu gewinnen ist das größte Glück, dass man sich auf Erden wünschen kann. Außerdem hat der Tag heute mega viel Spaß gemacht und ich denke ich kann morgen 'Queen of Hearts' mit vollen Batterien in Angriff nehmen.“ Ich verstaute das Spiel in meiner Tasche und sah zu meinen beiden Freunden. Ich meinte es so wie ich es sagte. Diese beiden Menschen getroffen zu haben, in einer Welt, in die ich eigentlich nicht gehörte, war noch vor dem Charity-Event, dass größte Glück, dass ich mir vorstellen konnte.   Zuhause hatte ich mir nur ein kleines Abendessen genehmigt. Während der Zubereitung hatte ich meinen Controller für die Konsole geladen und nun freute ich mich auf das Spielevergnügen. Der Wecker war gestellt, denn ich durfte nicht die ganze Nacht durch zocken. Dank meinem Weckerprinzip versumpfte ich also nicht vor der Konsole, wenn ich es nicht durfte. Ich platzierte mich vor der Konsole und öffnete die Hülle des Spiels, um die CD aus diesem zu holen. Doch ich hielt verwundert in meiner Bewegung inne. Neben einem Zettel erkannte ich, dass das Booklet signiert war. Von Eiichi. Verwundert zog ich den Zettel heraus. Es war nicht viel darauf geschrieben, doch die wenigen Worte reichten aus um mir klar zu machen, dass ich muss in Bezug auf Heavens um nichts mehr sorgen musste. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit. Ich lächelte und bemühte mich, nicht vor Freude los zu quietschen. Ich hatte zwar nicht von allen Seiyuus eine Unterschrift bekommen, aber diese eine reichte vollkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)