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Heaven on Earth

von

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✡ ✟ Kapitel 46 ✟ ✡

Ich saß in Trevors Bibliothek an einem Tisch und sah auf die Kette, die vor mir lag. Die anderen hatten sich alle in ein Bett zurückgezogen. Nach einem längeren Gespräch mit Lilian in ihrer Villa hatten wir uns auf den Weg zu Trevors Anwesen gemacht. Dort hatte Trevor uns allen, und auch sich selbst, ein paar Stunden Schlaf verordnet. Ich hatte Chris Blicke gesehen. Er hatte wohl gehofft, dass wir noch Zeit miteinander verbringen konnten. Immerhin wurde diese nun sehr knapp. Auch ich war in mein Zimmer gegangen. Ich hatte einige Minuten gewartet, ehe ich nach der Kette griff und damit in die Bibliothek gegangen war. Das war jetzt über zwei Stunden her.
 

Immer wieder streichelte ich mit meinen Fingerspitzen über die Drachme. Mein Ticket nach Hause. Ich hatte meine Aufgabe erfüllt. Ich konnte wieder in den Himmel zurückkehren. Und doch … Etwas in mir zog sich zusammen. Der Gedanke daran, dass ich wieder nach Hause konnte erfüllte mich mit Freude. Aber auch mit Angst und Sorgen. Wenn ich zurückgehen würde, dann würde ich die Menschen nicht mehr sehen können, die mir hier auf der Erde so sehr ans Herz gewachsen waren. Lori, Trevor, auch Dan.

Und dann war da auch noch Chris … Er war derjenige, der mein Herz jedes Mal mehr zum rasen brachte. Seine Küsse. Diese waren wundervoll gewesen. Gerade der Kuss in der Disko. Kaum zu glauben, dass das eigentlich erst ein paar Stunden her war. Er war wundervoll gewesen. Noch besser als der erste damals. Chris hatte es einfach getan. Obwohl er es wusste. Er hatte gewusst, dass ich gehen würde, ich hatte es ihm ja auch oft genug gesagt. Und trotzdem hatte er es getan … und mein Herz damit immer weiter gestohlen. Aus meiner anfänglichen Abneigung ihm gegenüber, waren mehr und mehr Gefühle entstanden. Wobei ich gestehen musste, dass er mich interessiert hatte, von Anfang an. Deshalb war ich ihm und den anderen Schattenjägern auch gefolgt, als ich sie vor der Bibliothek der Mundis getroffen hatte. Und das hier, erneut wanderten meine Finger über die Drachme, bedeutete auch, dass ich von ihm weg musste. In einem Tag im Himmel vergingen auf der Erde ungefähr 77 Jahre. Ob sie alle überhaupt noch so lange leben würden? Trevor vielleicht … aber die Schattenjäger? Die Vorstellung, dass Chris sterben würde … Es war die schrecklichste Vorstellung in meinem Leben. Ich hatte es ja gewusst, von Anfang an. Hatte ich es ihm nicht immer gesagt? Und doch … obwohl ich es gewusst hatte, es schmerzte und stach in meinem Herzen. Unwirsch wischte ich eine Träne weg, die über meine Wange lief.
 

“Hey Engelchen”, erklang Trevors Stimme hinter mir.

Erschrocken zuckte ich zusammen und wischte schnell eine weitere Träne ab, ehe ich mich zu dem Hexenmeister herum drehte. “Trevor”, brachte ich hervor und hoffte, dass meine Stimme nicht zu sehr zitterte.

Er kam auf mich zu und zog sich einen weiteren Stuhl heran, ehe er sich neben mich setzte. Eine seiner Hände legte er auf eine meiner und lächelte mich an. “Elana, was ist los?”

Ich blinzelte erstaunt, ehe ich beschämt meinen Kopf zur Seite drehte. War es wirklich so auffällig? Seine Hand drückte meine leicht.

“Du kannst mit mir über alles reden. Also sag mir, was dich bedrückt.”

Ich schluckte und griff mit meiner freien Hand nach der Drachme. “Sie … ich habe die Drachme … und damit ... damit kann ich nach Hause.”

Immer noch drückte Trevor meine Hand sanft. “Aber das hast du dir doch gewünscht, oder?”, fragte er liebevoll.

Ich zuckte mit meinen Schultern. “Ja. Nein. Ich weiß nicht, ich weiß es wirklich nicht, Trevor”, brachte ich unsicher hervor. “Ich weiß nichts mehr. Ja, ich will zurück. Im Himmel ist mein Zuhause. Dort gehöre ich hin. Ich bin ein Engel. Wir gehören zu unserem Herrn!”, presste ich plötzlich hervor. Mein Herz schlug wie verrückt in meinem Brustkorb. Bisher war es immer so einfach für mich gewesen. Mir war immer klar gewesen, dass ich zurück in den Himmel gehen würde. Doch plötzlich … plötzlich war alles anders. Es war ein eigenartiges Gefühl. Ich wollte immer noch zurück, das musste ich doch. Es war meine Aufgabe gewesen die Drachme zu finden und dann wieder zurückzukehren. Und doch … was bisher immer so klar gewesen war, war plötzlich total durcheinander gebracht worden. Ich seufzte auf und ließ meinen Blick wieder auf die Drachme gleiten.
 

“Ach Elana. Ich weiß, dass du bisher immer nach Hause wolltest. Aber es gibt auch mehr als nur ein Zuhause. Und ich bin mir sicher, dass dein Herz an vielem hier auf der Erde hängt. Und mir ist bewusst, dass manche Personen dir mehr bedeuten als andere.”

Ich sah zu ihm. Eine Weile sahen wir uns an, dann seufzte ich auf und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter.

“Ich weiß es nicht Trevor, ich weiß es nicht.”

Der Hexenmeister drückte meine Hand und eine Weile blieben wir so beieinander sitzen.

“Dann musst du dir Gedanken machen. Du musst dir überlegen, was du machen willst.”

Ich nickte an seiner Schulter. “Da hast du wohl recht”, antwortete ich leise.
 

Schließlich richtete ich mich auf und griff nach der Kette. Ich löste die Drachme von der Kette und legte diese zur Seite. Als ich nur noch die Drachme in den Händen hielt, betrachtete ich sie von allen Seiten und strich mit meinem Daumennagel über sie. “Ich halte sie wirklich in meinen Händen, Trevor. Seit fast drei Monaten suche ich danach … und ich hätte nicht gedacht, dass es dann so schnell geht … und auch nicht, dass ich sie ohne große Probleme tatsächlich bekommen habe.”

Trevor lachte leise auf. “Ohne Probleme? Du erinnerst dich an die Dämonenarmee, die uns heute morgen angegriffen hat? Zum Glück hattest du die Schattenjäger an deiner Seite. Und sogar Lilian. Wie hast du das überhaupt geschafft?”

Ich lächelte. “Wir hatten Glück. Drei ihrer Vampire sind uns in der Diskothek über den Weg gelaufen. Ihnen bin ich hinterher. Und dann hast du mir ja auch noch erzählt, dass Lilian immer das haben will, was andere Leute sonst nicht haben. Und da konnte ich ihr so etwas anbieten.”

“Dass sie das Sonnenlicht verträgt.”

Ich nickte auf Trevors Aussage. “Ja.”

“Warum hast du ihr angeboten, dass es auch noch jemand anderes bekommen kann?”

Auf Trevors Frage erstarrte ich kurz. Ich senkte meinen Kopf und lächelte, ehe ich Trevor ansah. “Was ich hier auf der Erde gelernt habe? Dass man niemals alleine sein will. Man braucht seine Freunde. Und ich habe euch.”



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