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Heaven on Earth

von

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✡ ✟ Kapitel 2 ✟ ✡

Als ich ins Freie trat, war ich einen Moment darüber verwundert, wie dunkel es bereits war. Hatte ich wirklich so viel Zeit im Inneren der Bibliothek verbracht?

Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Ich sollte mich daran gewöhnen, dass die Zeit hier anders verging, schneller. Anders als in meinem Zuhause.

Ich atmete ruhig ein und aus, während ich meine Augen schloss und meinen Geist ziehen ließ. Es war, als würde ich meinen Körper verlassen. Ich spürte alles um mich herum. Das Leben, das überall pulsierte, die dunklen Stellen, die Schattenweltler. Das Licht, das die Dunkelheit vertrieb und Houston in ein sanftes Licht tauchte. Und dort …

Ich öffnete abrupt meine Augen und sah zur Seite. Dort standen sie, nicht weit von mir entfernt, nur ein paar Meter. Nephilim, Schattenjäger.
 

Sie waren nicht schwer zu erkennen. Zwei junge Männer und eine junge Frau. Die Zeichnungen auf ihrer Haut, die an den freien Stellen zu erkennen waren, kennzeichneten sie. Runen. Runen, die ihnen Kräfte und Fähigkeiten gaben. Auch durch die Waffen und die dunkle Kampfmontur konnte man sie als Schattenjäger erkennen.

Außer Menschen, für diese war es unmöglich, die Schattenjäger zu sehen. Ich konnte zumindest auf einem Arm eine Zauberglanz-Rune wahrnehmen. Diese sorgte dafür, dass Menschen die Schattenjäger nicht sehen konnten. Ebenso konnten die meisten Menschen auch die Schattenweltler und die Dämonen nicht wahrnehmen. Doch es gab auch Ausnahmen. Es gab einige wenige Menschen mit dem zweiten Gesicht. Auf diese wirkte der Zauberglanz nicht.
 

Auch auf uns Engel hatte die Rune keine Auswirkungen. Ich konnte die Schattenjäger klar und deutlich erkennen.
 

Die Frau hatte blonde Haare, die zu einem Bob geschnitten waren, ihre Augen funkelten in einem hellen blau. Der schwarzhaarige Mann neben ihr hatte dieselbe Augen. Geschwister. Der Dritte im Bunde konnte mit braunen Haaren und dunkelbraunen Augen dienen. Die Drei waren noch nicht sonderlich alt, vielleicht 18, 19, nicht älter.

Sie schienen in eine lebhafte Diskussion vertieft zu sein, sich anscheinend nicht einig. Ich überlegte, mein Gehör zu verstärken um sie besser zu hören. Dafür hatten die Schattenjäger auch eine Rune … Runen, die ich nie benötigen würde.
 

Wir Engel hatten viele Fähigkeiten. Viele dieser Fähigkeiten konnten von den Schattenjägern ebenfalls verwendet werden, durch die Runen.

Es machte Sinn, dass Nephilim, die ja von Engeln abstammen und unsere Aufgaben auf Erden durch führten, auch unsere Fähigkeiten dazu hatten. Und so hatte Raziel, einer der obersten Engelsfürsten, ein Erzengel, diese den Schattenjägern zur Verfügung gestellt. Alle Runen waren im sogenannten grauen Buch zu finden. Die Schattenjäger konnten diese mit Hilfe einer sogenannten Stele auf ihre Haut auftragen. Allerdings verblassten diese mit der Zeit, manche früher, manche später. Sie mussten immer wieder nachgetragen werden.
 

In meine Beobachtungen versunken, bemerkte ich nicht, dass sich ein Paar hellblaue Augen auf mich richteten. Als ich meinen Kopf hob und mein Blick auf diese fiel, konnte ich es gerade noch zurückhalten, zusammen zu zucken. Nicht nur, dass ich nicht aufmerksam genug gewesen war, nein, der Schattenjäger sollte nicht wissen, dass ich ihn tatsächlich bemerkt hatte. Er sollte nicht wissen, dass ich mehr war, als ich vorgab zu sein - ein normaler, sterblicher Mensch.
 

Ich lächelte strahlend und hob meine Hand. Verwirrt sah er mich an und machte ein paar Schritte auf mich zu, wobei seine Hand an eine silberne Röhre an seinem Gürtel griff. Eine Seraphklinge, eine Waffe, die nur von Nephilim, einem Menschen mit Engelsblut, verwendet werden konnte. Ich unterdrückte es, meine Augenbrauen zu heben und ihn verärgert anzusehen. Was dachte er denn, wer ich war? Nun gut, die Antwort war eigentlich die, die ich hören wollte. Für einen Menschen, einen einfachen Menschen.
 

Ich lächelte noch strahlender und lief auf den Schattenjäger zu, woraufhin er verwirrt stehen blieb. Mein Lächeln ließ ihn in seinen Bewegungen innehalten und mich ansehen. Er schien nicht mehr imstande zu sein, etwas zu tun.

Mein Herz machte einen stechenden Satz. Das Lächeln eines Engels … es konnte etwas wunderbares sein … oder etwas schreckliches.

“Was …?”, gab er von sich, als ich nur nur noch ein kleines Stück von ihm entfernt war..

“Da bist du ja!”, rief ich und er konnte gerade noch einen Satz zur Seite machen, ehe ich ihn umgerannt hätte. “Ich habe ewig gewartet!”, richtete ich an einen jungen Mann, der vor wenigen Augenblicken mit einer Gruppe auf den Platz vor der Bibliothek gekommen war. Verwundert sah er mich an, da fiel ich ihm aber schon um den Hals und drückte ihn an mich.
 

Ich spürte seine Verwirrtheit über meine Handlung, wie er sich versteift hatte, merkte dann aber, wie er mir zögerlich den Rücken tätschelte.

“Äh, ja … ich freue mich auch”, gab er total verwundert von sich.

Ich hörte leises Tuscheln von den Personen, die mit ihm unterwegs waren, löste mich von ihm und trat einen Schritt zur Seite. Mit einem schnellen Rückblick bemerkte ich, dass sich der Schattenjäger wieder den anderen Schattenjägern zugewandt hatte. Erleichtert registrierte ich, wie sie sich gemeinsam auf den Weg machten.

Erneut sah ich den jungen Mann an, dem ich so stürmisch um den Hals gefallen war. “Entschuldige bitte”, grinste ich ihn an. “Eine Wette. Sie”, ich deutete über meine Schulter auf die Schattenjäger, die sich gerade entfernten, “dachten, dass ich es mich nicht trauen würde. Du warst nur leider zur falschen Zeit am falschen Ort.” Ich schenkte ihm ein zerknirschtes Lächeln, ein menschliches Lächeln.

“Oh … ach, das macht doch nichts”, erwiderte er mit einem schiefen Grinsen und kratzte sich am Hinterkopf, ehe er mir seine freie Hand entgegen streckte. “Ich bin Steve.”

Ich sah ihn einen Moment an, ehe ich die Hand ergriff und leicht drückte. “Elana.”

“Schön dich kennen zu lernen.” Eine leichte Röte erschien auf seinen Wangen und ich könnte mich selbst in den Hintern treten. Auswirkungen eines Engels auf einen Menschen … Nicht gut.

“Fand ich auch. Danke, dass du mitgemacht hast”, ich lächelte, “aber ich muss.” Ein schneller Blick über meine Schulter. “Die warten ja nicht einmal … schlechte Verlierer.”

Die Gruppe um uns herum lachte.

Steve schluckte und schien dann eine Unsicherheit zu überwinden. “Wenn du willst, dann kannst du auch mit uns mitkommen. Wir wollen etwas trinken gehen”, richtete er an mich und sah mich hoffnungsvoll an.

Ich schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. “Tut mir leid, aber ich kann nicht.”

Sein hoffnungsvoller Blick änderte sich nicht, wurde eher noch tiefer. Er schluckte erneut. “Dann … wann anders vielleicht?”

Ich seufzte innerlich. “Es tut mir wirklich leid Steve, aber er …” Wieder deutete ich über meine Schulter und hoffte, ihn von etwas zu überzeugen, das eindeutig nicht so war.

Doch er glaubte mir, wie ich an der schwindenden Hoffnung in seinen Augen erkannte.

“Also danke nochmal”, richtete ich an ihn, lächelte erneut und drehte mich herum, um den davon eilenden Schattenjägern zu folgen.



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