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Schwarzgrün

von

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Die nächsten Tage verliefen ohne Zwischenfälle. Ohne es selbst wirklich zu merken, wurde Izuna sicherer bei Spaziergängen. Gesprächiger wurde er dadurch allerdings nicht, im Gegenteil, und jeder ihrer Versuche, eine Konversation entstehen zu lassen, scheiterte an seinen einsilbigen Antworten und seinem andächtigen Schweigen. Dennoch wollte sie nicht komplett aufgeben, ihm ein wenig näher zu kommen. Sie mussten keine Freunde sein, aber einen guten Draht zu Izuna würde sie nur allzu gerne haben. Abends berichtete sie Madara von den Fortschritten, die Izuna gemacht hatte, und wie er sich ihr gegenüber verhielt. Nie sprach Madara über sich, sondern nur über seinen Bruder. Sie begriff, wieso, wünschte sich aber, er würde ihr auch von sich selbst erzählen. Nach wie vor traute sie sich nicht, ihm Fragen bezüglich seiner Person zu stellen.
 

Am Freitagabend erhielt sie ihr erstes Gehalt. Madara würde das Wochenende anwesend sein, also beschloss sie, den Nachmittag des darauf folgenden Tages außerhalb der Wohnung zu verbringen; sie würde die Stadt erkunden, Geschäfte, Sehenswürdigkeiten inspizieren und einen Einkaufsbummel machen. Sie konnte und wollte sich nicht ausschließlich in der Wohnung aufhalten, obwohl sich mit Sicherheit etliche Beschäftigungen finden ließen, denen sie in ihrer freien Zeit nachgehen könnte.
 

Sie hatte sich schon darüber informiert, welchen Bus sie wann und wo nehmen musste, um in die Stadt zu gelangen. Zu ihrer Überraschung gab Madara ihr das Geld für eine Tageskarte. Er beharrte beinahe darauf, dass sie es annehmen sollte – und sie tat es schließlich auch. Sie bedankte sich bei ihm, zog sich an und verließ die Wohnung.
 

Die Stadt war lebendig und menschenvoll. Geschäft reihte sich an Geschäft, es gab viele kleine Cafés, einige Restaurants und hier und da ragten Denkmäler längst verstorbener Poeten und Philosophen in den Himmel. Diese Stadt legte fiel Wert auf Dekoration: Dezente Blumenmuster schmückten viele Gebäude, sie begegnete kleinen Brunnen und monochromen Plastiken. Heute war es ein wenig wärmer als an vergangenen Tagen. Sie machte vor einem Gebäude halt, das sich als Opernhaus entpuppte, und fotografierte den prächtig gestalteten Eingang und die hohen Fenster. Sie fand bald ein Kino, ein Theater und ein Museum. Wenn Sakura nichts zu tun hatte, konnte sie eine der Einrichtungen besuchen.
 

Es war eigenartig, alleine durch die Stadt zu spazieren, denn für gewöhnlich hatte sie ihre Freundinnen oder ihre Mutter dabei. Während sie Schminke, Kleidung und Dekorationsartikel betrachtete, hochpigmentierte Lidschatten, cremige Lippenstifte auf ihren Unterarm brachte und sie mit einem Tuch abtrug, unterschiedliche Stoffe befühlte und Oberteile anprobierte, fing sie an, Familie und Freunde ein wenig zu vermissen. Sie war noch nie so weit weg von zu Hause gewesen. Wie oft würde sie die, die sie liebte, im nächsten halben Jahr zu Gesicht bekommen? Sie hatte sich freiwillig für diesen Job beworben, hatte freiwillig Freunde und Familie zurückgelassen. Ihre Entscheidung bereute sie nicht, ihr war aber bewusst, dass sie sie alle bald noch mehr vermissen würde. Ein Glück, dachte sie bei sich, dass ich Single bin. Sie würde versuchen, wenigstens einmal im Monat für ein Wochenende in ihre Heimatstadt zu fahren. Zu schade, dass sie ihre Freundinnen oder ihre Familie nicht einfach zu sich einladen konnte!
 

Sakura betrachtete sich eingehend im Spiegel der Umkleidekabine. Sie trug einen Pullover im opulenten Bordeaux, am Kragen waren schwarze Steine angebracht. Wäre Ino da, wäre sie einfach in die Kabine geplatzt und hätte mit gerunzelter Stirn eine Bewertung abgegeben. Sakura musste lächeln. Sie stricht das Oberteil an den Seiten glatt. Es war reduziert, zusätzlich gab es zwanzig Prozent Nachlass. Sakura machte ein Foto von sich und wollte es Ino schicken, hatte allerdings hier überhaupt keinen Empfang. Seufzend steckte sie das Mobiltelefon weg. Sie würde das Oberteil kaufen, in das nächstbeste Café einkehren und sich dann auf den Rückweg machen.  
 

___
 

Es war totenstill, als sie die Wohnung betrat. Es war nicht die Stille nach einem langen, lärmerfüllten Tag, die wohltuende Stille, in die man sich begab, sobald man über die Türschwelle seines Heims trat, und kein Uhrzeiger störte diese Stille, kein Knarzen, kein dumpfes Dröhnen von draußen, und man konnte in einen Sessel sinken und entspannen. Es war die Art von Stille, der man unbedingt entkommen wollte. Sie spürte, wie Aufregung in ihr hochstieg. Sakura zog sich die Stiefel aus und ließ sich von einem bekannten Geruch, der ihr ein ungutes Gefühl in die Brust pflanzte, direkt in die Küche führen.
 

Madara saß am Tisch, die Hand an der Schläfe, und vor ihm ruhte der hölzerne Falke, den sie in seinem Zimmer entdeckt hatte. Es handelte sich nicht etwa um Zierde, sondern um einen Aschenbecher. Sie verzog das Gesicht. Neben der Spülmaschine erblickte Sakura einen Haufen aus kaputtem schmutzigen Geschirr.
 

Madara reagierte nicht auf ihre bloße Anwesenheit, sein Blick galt der Tischplatte, und die junge Frau wusste nicht, ob sie etwas sagen, sich räuspern oder einfach in ihr Zimmer gehen sollte. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie da gestanden und überlegt hatte, als Madara sein Gesicht zu ihr drehte. Er wirkte mit einem Mal so alt, gebrochen. Seine Augen waren dunkel, dunkler, tiefer als sonst. Und traurig, wenn auch er diese Traurigkeit zu verbergen suchte. Es war klar, dass die Küche Schauplatz eines Konflikts gewesen war, und das, was sie sah, waren die Spuren, die dieser Konflikt hinterlassen hatte. Madara hatte geraucht, um sich abzureagieren.
 

„Setzen Sie sich, wenn Sie wollen“, sagte er, und seine Stimme war gleichgültig. Sie ließ sich links von ihm nieder. Sakura wollte ihn trösten. Aber sie standen sich nicht nahe, daneben hatte sie nicht das Gefühl, dass Madara Trostversuche gerne empfing. Also saß sie still auf dem Stuhl und fragte sich: Was genau ist nur passiert? Da sich in dieser Wohnung nur zwei Personen in ihrer Abwesenheit aufgehalten hatten, war es klar, welche Parteien in den Konflikt verwickelt gewesen waren. Die beiden saßen da und gaben keinen Laut von sich. Sakuras Hände waren, geballt zu Fäusten, auf ihren Oberschenkeln platziert. Ab und an schielte sie zu Madara hinüber. Jetzt schaute er einfach nur geradeaus.
 

„Nicht er hat die Teller zerbrochen.“ Sakura nickte langsam, froh darüber, dass er die Stimme erhoben hatte.
 

Madara erzählte ihr, was vorgefallen war: Sie hatten am Küchentisch gesessen und zu Mittag gegessen, und plötzlich, wie aus dem Nichts, hatte Izuna angefangen, über seine Einschränkung zu sprechen, darüber, dass alles keinen Sinn mache und Madara die Pflegerin zurückschicken solle. Madara gestand Sakura, dass er mit Izuna häufig über Antidepressiva gesprochen habe, doch Izuna wollte nicht. „Einen Pfleger wollte er auch nicht.“ Da hatte Madara ihm Folgendes vorgeschlagen: Entweder Antidepressiva oder ein Pfleger, der sich um ihn kümmern würde. Wäre es nach Madara gegangen, so hätte er beides in Betracht gezogen. Izunas Wahl war nach kurzem Überlegen auf den Pfleger gefallen. Sakuras Herz klopfte unsanft in ihrer Kehle, während sie ihm zuhörte. Während des Gesprächs hatte Madara sich eine weitere Zigarette angezündet. Das missfiel ihr, doch dem Herrn des Hauses wollte sie keine Vorschriften machen und sich als militant profilieren wollte sie ebenfalls nicht.
 

„Es ist nicht angenehm, ihn so zu erleben, so über das Leben sprechen zu hören. Wir hatten deswegen schon oft Auseinandersetzung gehabt. Dieses Mal war es besonders... unschön. Wir schafften es nicht, uns zu versöhnen, er blockte jede Bemühung ab.“ Er ließ den Rauch zwischen seinen Lippen entweichen, rauchte die Zigarette zu Ende und drückte sie im Aschenbecher aus. „Er hat sich sehr verändert.“ Madara dachte nach, ob er ihr mehr erzählen sollte. Momentan belastete ihn so einiges, und Tag für Tag fraß er alles in sich hinein. Er hatte sich seit vielen Jahren nicht mehr jemandem anvertraut, doch er spürte, dass wenn er nicht versuchte, etwas dagegen zu unternehmen, es bald eine schwere Explosion geben würde, deren Folgen nicht einmal er selbst einschätzen konnte. „Beruflich geht es aktuell ebenfalls nicht sehr entspannt zu.“ Erst als er es ausgesprochen hatte, fragte er sich, ob es das Richtige war, sich ausgerechnet der Pflegerin seines Bruders anzuvertrauen.
 

Das war es. Sakura sah in dieser Bemerkung die Möglichkeit, die Unterhaltung in andere Bahnen zu lenken, und ergriff sie. „Herr Uchiha, darf ich Sie fragen, was Sie von Beruf sind?“ Er erzählte ihr, dass er als Dozent der Sprachwissenschaft in einer Universität arbeite. Auch erzählte er über seine Arbeit, die von der Rekonstruktion von Ursprachen handelte, anstehenden Kolloquien, seinen Studenten, seinen Nachhilfeangeboten und über die Universität selbst. Es war eine gute Idee gewesen, von Izuna wegzukommen. Madara wirkte etwas entspannter und ihre Neugier wurde gestillt.
 

„Soll ich Ihnen helfen?“, fragte sie heiser. Madara war aufgestanden, hatte das Fenster geöffnet, um die Küche zu lüften, und angefangen, die Scherben vom Boden aufzusammeln.
 

„Sie können einmal die Küche durchsaugen.“
 

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Die folgenden Tage flossen träge dahin. Es wurde kaum gesprochen. Madara bekam sie selten zu Gesicht, da er länger wegblieb – hatte er tatsächlich viel zu tun oder lag es an Izuna? –, es gab keine abendlichen Gespräche, und Izuna war wortkarger als sonst. Dass das möglich war, hätte sie nicht gedacht. Madara sah weiterhin nach Izuna, doch sie kommunizierten nicht. Es verwunderte die junge Frau, dass Izuna sich trotzdem auf Spaziergänge einließ. Sie las in seinem Gesicht, dass er mit der Situation nicht glücklich war.
 

Die Situation belastete nicht nur die Brüder, sondern auch sie selbst. Wann immer sie Izuna Essen brachte, musste sie sich davor zurückhalten, ihn auf das Ereignis anzusprechen. Sie rief sich jedes Mal ins Gedächtnis, dass es sie nichts anginge. Andererseits ging es sie doch etwas an, sogar sehr viel, schließlich würde sie für eine lange Zeit ein fester Teil dieses Haushalts sein. Sofern man sie nicht ganz plötzlich entlassen würde. Lange überlegte sie hin und her, bis sie beim Einräumen der Spülmaschine eine Entscheidung traf: Sie würde auf Konfrontationskurs mit Izuna gehen.
 

Als sie das nächste Mal Izunas Zimmer betrat, sprach sie ihn ohne einleitende Worte auf die Auseinandersetzung mit Madara an. Izuna lag im Bett und hatte den Kopf zur Decke gewandt. „Ihr Bruder ist traurig“, sagte sie und trat näher an das Bett heran. „Die Situation ist für ihn, für mich sehr belastend und mit Sicherheit auch für Sie.“ Nervös spielte sie mit ihren Fingern. Auch wenn sie sorgfältig darüber nachgedacht hatte, was sie Izuna genau sagen würde, fiel es ihr schwer, die Sätze aus dem Kopf auf die Zunge zu bringen. Als Izuna sich langsam aufrichtete, schluckte sie und sagte: „Ich finde, Sie sollten sich mit Ihrem Bruder wieder versöhnen.“
 

„Wollen Sie den Vermittler spielen?“, fragte Izuna ruhig. Es war unglaublich, wie monoton er gesprochen hatte.
 

„Nein. Ich möchte nur, dass Sie sich mit Ihrem Bruder versöhnen“, wiederholt sie. „Es kann mir nicht egal sein, weil Ihr Bruder mich eingestellt hat und ich für die nächste Zeit hier arbeiten werde. Das Arbeitsklima wäre folglich nicht das beste. Und erlauben Sie mir die folgende Bemerkung: Sollten Sie es schaffen, dass ich entlassen werden, denke ich nicht, dass ich die letzte Pflegerin sein werde.“ Die Nervosität begann, sich in Selbstbewusstsein umzuwandeln. Sie wollte ihm so viel sagen. „Ich weiß von der Abmachung zwischen euch und…“ Izuna stand auf, und sofort verstummte sie. Er machte einen Schritt auf sie zu.
 

„Wie sehen Sie eigentlich aus?“, fragte er und deutete auf sie mit seiner Hand. Sie war blass, die Venen kaum auszumachen. „Beschreiben Sie sich.“
 

Sakura war verwirrt. Auch wenn er keine Höflichkeitsworte benutzt hatte, so hörte sich das nicht wie ein Befehl, sondern wie eine Bitte an. Sie beschrieb sich selbst, beschrieb ihre Größe, ihre Statur, ihre Haarfarbe und ihre Augenfarbe. Es war seltsam. Sie standen sich eine Weile reglos gegenüber, dann ließ sich Izuna auf sein Bett nieder. „Frau Haruno, ich bin blind“, begann er nach einem langen resignierten Seufzer. „All die Sachen, denen ich früher nachging, ich kann ihnen jetzt nicht mehr nachgehen. All das, was früher ein fester Bestandteil meines Lebens gewesen ist, ist es nicht mehr.“ Er legte sich hin und drehte sich zur Wand. „Sie haben sicherlich längst die Bücherregale und die Bücher entdeckt. Viele von den Büchern sind ungelesen, und sie werden es auch für immer bleiben. Ich kann Ihnen das alles erzählen, ich kann Ihnen meine gesamte Lebensgeschichte erzählen. Sie werden für mich dennoch eine Fremde bleiben. Sie sehen mit Sicherheit nicht so aus, wie ich es mir denke.“
 

Sie hörte ihm aufmerksam zu und es berührte sie, dass er mit ihr sprach, selbst wenn er sich von ihr abgewandt hatte und ihr sagte, dass sie ihm für immer fremd sein werde.
 

„Mein eigener Bruder wird mir von Tag zu Tag immer fremder und er kommt nicht mit meinen Ansichten zurecht. Ich tue vieles aus reinem Pflichtgefühl ihm gegenüber. Noch. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn Madara nicht an meiner Seite wäre.“
 

Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Sie wollte ihm sagen, dass er sich in Selbstmitleid und Nihilismus suhle und das ganz und gar nicht gut sei. Aber sie wollte ihn nicht angreifen, ihn sich zum Feind machen und wütend stimmen. Außerdem wäre das taktlos. Sie verstand ihn, wollte ihn aber in seiner Sichtweise keinesfalls unterstützen. Sakura sagte: „Er wird Ihnen von Tag zu Tag fremder, weil Sie es so wollen. Ich werde eine Fremde bleiben, weil Sie es so wollen. Vielleicht wollen Sie es nicht unbedingt, aber das ist die Konsequenz aus Ihrem Verhalten. Sie haben mir soeben quasi Ihr Herz ausgeschüttet, wollen aber, dass ich dennoch eine Fremde bleibe, indem Sie mich von sich stoßen?“ Sakura hatte sich vom Bett entfernt und bedachte interessiert die Buchrücken in den hohen Regalen. „Seit wir zusammen spazieren, werden Sie sicherer. Das ist Ihnen bestimmt nicht aufgefallen. Es gibt Dinge im Leben, bei denen man keine andere Wahl hat, als sie einfach hinzunehmen. Man kann aber mit ihnen leben, wenn man es will. Ihnen sollte bewusst sein, dass Sie trotz Ihrer Verfassung nicht auf gewisse Sachen verzichten brauchen. Sie brauchen mehr Routinen, dann klappt auch alles.“
 

Izuna hörte ihr zu. Er dachte plötzlich an den blinden Arbeiter, dessen Stock er kaputtgemacht hatte. Er hatte sich ein Beispiel an diesem Mann nehmen wollen, bis er sich selbst aufgab.
 

„Es gibt Menschen mit sehr schweren Erkrankungen, die sich dafür entscheiden, die Zeit, die Ihnen noch bleibt, glücklich und erfüllt zu verbringen. Ohne sich mit denjenigen, die man eigentlich liebt, zu streiten.“ Dem Regal entnahm sie ein Buch mit einem Lesezeichen.
 

„Es wäre mir lieber, wenn sie die Bücher nicht berühren würden.“
 

Sie legte das Buch zurück. „Sie besitzen neben dem Sehsinn auch andere Sinne, von denen Sie Gebrauch machen. Ein Mensch muss kein Fremder bleiben, nur weil Sie ihn nicht sehen können. Sie sind eingeschränkt, aber nicht so sehr, dass Sie zu Hause den ganzen Tag nur liegen und sitzen können. Es gibt Hörbücher, es gibt so viele Alternativen, von denen sie Gebrauch machen können, und ich bin mir sicher, dass Madara, ich meine Ihr Bruder alles dafür tun würde, um Ihnen die Alternativen zur Verfügung zu stellen. Ihr Bruder liebt Sie. Er tut alles Erdenklich für Sie. Ich finde, Sie sollten sich bei ihm entschuldigen, denn auch Sie lieben ihn.“ Sakura hielt vor der Tür in den Gang inne. „Und Sie sollten ihm sagen, dass Sie seine Bemühung zu schätzen wissen. Er ist gestresst von seiner Arbeit und ich denke, Sie könnten ihm das Leben erleichtern und es nicht zusätzlich schwerer machen, indem Sie ein solches Verhalten an den Tag legen.“ Sie fügte noch hinzu: „Sie können mir nicht verbieten, Ihnen Ratschläge zu geben. Es liegt allerdings bei Ihnen, ob sie darauf hören oder nicht. Es liegt immer bei Ihnen. Versuchen Sie, die Sachlage zu überdenken.“ Sie ergriff die Türklinke und öffnete die Tür.
 

Izuna dachte im ersten Moment, sie hätte sein Zimmer verlassen, doch er hörte ihre Schritte, hörte, wie sie ein Buch aus einem der Regale entnahm, hörte, wie sie sich an den Tisch setzte. „Was machen Sie da? Was haben Sie vor?“, wollte er wissen, und er konnte es nicht vermeiden, dass er sich aufgeregt und panisch anhörte. Er hörte, wie sie das Buch aufschlug. Was war es für ein Buch? Was hatte sie vor? Wenn sie lesen wollte, konnte sie sich selbst Bücher besorgen und sie in dem Zimmer lesen, das Madara ihr zugewiesen hatte.
 

„Kapitel vierundsechzig“, las sie laut, und Izuna erstarrte. Sie las ihm vor. Aus dem Buch, das er vor längerer Zeit angefangen hatte und der Handlung an einem Punkt nicht mehr hatte folgen können. Er sank zurück in sein Bett und hörte ihr zu. Sie konnte gut vorlesen. Obwohl sie die Sätze sicherlich zuvor nie gelesen hatte, las sie flüssig und beinahe fehlerfrei vor. Zweimal versprach sie sich, einmal musste sie sich räuspern, aber es machte ihm nichts aus. Erst da fiel ihm auf, was für eine schöne Stimme sie hatte. Sie flößte ihm Ruhe ein, innere Ruhe und mentale Kraft.
 

Ein ganzes Kapitel las sie ihm vor, und gerade als sie mit dem fünfundsechzigsten Kapitel anfangen wollte, kehrte Madara nach Hause zurück. „Ihr solltet euch versöhnen“, appellierte sie ein letztes Mal an Izuna. Ihre Kehle und auch ihre Lippen waren trocken. Sie musste dringend etwas trinken. Izuna lag wortlos auf dem Bett. Sie wollte das Zimmer gerade verlassen, als Madara hereinkam. Überrascht schaute er von ihr zu Izuna, und sein Blick bat um eine Erklärung. Sie liefert ihm keine, stattdessen sagte sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen: „Ich muss etwas trinken.“ Und schon war sie auf dem Gang und schloss die Tür hinter sich. Sie verharrte für einige Augenblicke vor der Tür, lauschte, und als die beiden anfingen, miteinander zu sprechen, begab sie sich zufrieden in die Küche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Thrawn
2016-04-24T13:43:09+00:00 24.04.2016 15:43
Tolles Kapi

Langsam kommt Sakura Izuna näher. Das muss Sie jetzt dranbleiben. Auch für Madara wird es leichter, wenn sich Izuna zusammenreist. Aber das mit dem Lesen ist eine tolle Idee. Hoffentlich vertragen sich die beiden Brüder wieder.

MfG Thrawn
Antwort von: abgemeldet
26.04.2016 13:12
Hallo Thrawn,

vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich sehr, wenn ich sehe, dass die FF einen Kommentar erhalten hat. Ich hoffe, das nächste Kapitel wird dir zusagen, ich war mir in einer Sache etwas unsicher.

Liebe Grüße

C.


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