Kizuna von Salada (Bestimmung) ================================================================================ Prolog: -------- Manchmal zwingt das Leben einen in die Knie. Man verliert eine wichtige Person, erfährt von einer schlimmen Krankheit oder vermisst sein Zuhause. Dies sind Situationen, mit denen meist Jeder irgendwann und irgendwie fertig werden muss. Manchmal lässt Zeit die Wunden heilen, manchmal ein guter Freund oder gar ein komplett neues Leben. Doch bei einigen Schicksalsschlägen ist die Lösung nicht so einfach zu finden, vor allem, wenn es um eine Liebe geht, die eigentlich eine Lüge ist......  Und plötzlich ------------- Und plötzlich       Sanftes Licht umhüllt meine Gestalt, während ich verträumt mein eigenes Spiegelbild im Wasser betrachte. Meine Haare liegen mir in Wellen über den Schultern. Eine Strähne kitzelt mich leicht am Kinn, ehe ich sie genervt hinter mein Ohr schiebe. Unter der Wasseroberfläche bewege ich meine Hand, sodass mein Bild im Wasser verschwimmt und nur eine unerkennbare Form zurück bleibt. Doch dieser Zustand ist nur von kurzer Dauer. Schon nach weniger Zeit schauen ich wieder in ein trüb dreinblickendes Gesicht. Ich seufze und beobachte nun die leichten Dampfwolken, die von der heißen Quelle empor steigen, ehe mein Blick an einer anderen Gestalt haften bleibt.   „Sag Sesshoumaru......“   Meine Brust fängt nun an, sich etwas schneller zu hebe und wieder zu senken, während ich in ihrem Kopf die nächsten Worte zusammen puzzelt.   „Wie...geht es nun weiter?“   Der Lord würdigt mich keines Blickes, während er sich zurück lehnt und seine Schale Sake an den Mund ansetzt. Dennoch spüre ich seine Aura unruhig flattern, bei dem Versuch sich zu entspannen. Er ist schlichtweg genervt von mir. Kein Wunder. Wir haben noch nicht wirklich viel Zeit gehabt, uns aneinander zu gewöhnen. Schließlich sind bisher nur wenige Tage vergangen, in dem sich unser beider Leben komplett verändert hat.   . . .   Zögernd bewege ich mich durch den bereits dunkel werdenden Wald. Äste streifen immer wieder unangenehm mein Gesicht, wodurch meine Geduld schon auf eine harte Probe gestellt wird. Wo soll denn dieses Dorf sein? Ich laufe hier schon seit Stunden umher, ohne Anzeichen auf menschliche Nähe. Bin ich etwa falsch abgebogen? Ich stöhne gequält, als ich merke, dass mich meine Kräfte nun langsam verlassen. Meine Füße tun weh und die Lust vergeht mir auch allmählich. Aber ich bin es auch selbst Schuld. Wieso habe ich auch darauf bestanden dem Nachbardorf meine Hilfe anzubieten. Inu Yasha und Miroku waren nicht da und Sango hat mich fast nicht gehen lassen wollen. Doch wenn jemand meine Hilfe braucht kann ich doch nicht einfach so ablehnen. Nun bin ich nach drei Jahren endlich wieder hier und kann mich nützlich machen, doch eine wirkliche Chance hat sich mir bis jetzt nie geboten. Es ist zwar reichlich ungünstig, dass genau zu diesem Zeitpunkt Inu Yasha nicht da ist, um mich zu begleiten, doch ich bin zuversichtlich, es auch alleine zu schaffen. Sango hingegen war dennoch skeptisch. Nur widerwillig ließ sie mich ziehen, wohlwissend, dass meine Sturheit keine Grenzen kennt. Ich muss grinsen, als ich an ihr zerknirschtes und verzweifeltes Gesicht denke. `Inu Yasha wird mich umbringen!´ hat sie zu sich selbst gemurmelt, worauf ich angefangen hab zu lachen und ihr nur gesagt hab, sie soll sich nicht sorgen. Doch nun lauf ich hier herum......alleine.....im dunkeln Wald.....wahrscheinlich voller Youkai....... Was. Für. Ein. Mist!   Abermals stöhne ich. Auch wenn ich Youkai in der Nähe vermute, so habe ich keine besonders große Angst. In der letzten Zeit habe ich einen Menge gelernt und mute mir zu, alleine überleben zu können. Naja, zu mindestens die Strecke von einem Dorf bis zum nächsten. Instinktiv drücke ich meinen Bogen dichter an mich, während ich an die Gefahren im Wald dachte. Inu Yasha war bis jetzt steht's bei mir gewesen. Ich kann mich einfach immer auf ihn verlassen. Die Tage, die wir bis jetzt zusammen verbracht haben, erscheinen wir wie ein längst ersehnter Traum, der sich nach unendlich langer Zeit nun erfüllt hat. Mein Herz pocht immer noch bei der Erinnerung unserer ersten Begegnung nach drei Jahren. Nie war ich glücklicher gewesen. Doch so gut mir Inu Yashas Nähe auch tut, so schnell habe ich mich selbst dazu ermutigt auf eigenen Beinen in dieser Zeit stehen zu wollen. Und das hieß natürlich auch Kämpfen. Ein Ast knackt gefährlich nahe in meiner Nähe und als ich erschrocken in eine Angststarre verfalle, sehe ich, dass es sich nur um ein Kaninchen handelt. Glück gehabt. Gerade wollte ich mich dazu auffordern, etwas aufmerksamer zu sein, da wurde ich bereits erneut überrascht. Nicht von einem Dämon oder Monster, sondern von einer gewaltigen Fläche, von der geradezu eine Wolke an warmem, prickelndem Nebel empor steigt. So eine riesige Anzahl an heißen Quellen habe ich noch nie gesehen. Geräuschvoll ziehe ich die Luft in meine Lungen. Mein Körper freut sich bereits vor meinem Geiste, die Quellen zu erkunden und sich in dem warmen Wasser entspannen zu können. Noch bevor ich klar denken kann lege ich bereits Pfeil und Bogen ab und fange an mich zu entkleiden. Ich will nicht darüber nach denken, dass ich lieber das Dorf finden sollte. Ich will auch nicht darüber nachdenken, dass dem Halbdämon mein Handeln wahrscheinlich zu Weißglut treiben würde. Ich will mich nur endlich erholen können, mich lange mal wieder so fühlen, wie zu Hause in der Badewanne. Nur das zählt gerade. Es ist so ewig lange her eine Gelegenheit wie diese bekommen zu haben. Deswegen habe ich nicht vor sie verstreichen zu lassen, gerade weil ich nicht weiß, wann sich mir die nächste eröffnen wird. Das letzte Kleidungsstück fällt und sofort umfängt mich schwere Kälte. Kein Wunder, wir haben Anfang Herbst. Sachte gleitet mein Fuß in die erste Quelle, doch ich ziehe ihn sofort wieder heraus. Autsch! Heiß! Viel zu heiß! Wie soll ich denn darin baden? Ich grüble kurz nach, ob ich es noch einmal probieren sollte, ehe ich zu den anderen blicke. Ich steh auf und laufe zur nächsten. Das Gleiche. Eine andere. Wieder das Gleiche. Langsam wird mir wirklich kalt. Verzweifelt reibe ich mir die Arme und schaue mich dann wieder suchend um. In der Mitte der Anlage war eine einzige große Quelle, die mit ihren vielen Felsen und Vorsprüngen perfekt zum Entspannen einlud. Ich bettet zu den Göttern, dass sie die gewünschte Temperatur hat. Vorsichtig ließ ich die Hand hineingleiten und gab sogleich einen entzückten Laut von mir. Perfekte Temperatur. Was für ein Glück!   Seufzend lasse ich mich brusttief in das angenehm warme Wasser gleiten, lehne mich an einen Felsen und vergesse für einen Moment die Welt um mich herum. Was für ein schönes Gefühl. Ich hab es so lange vermisst. In Inu Yasha's Dorf gibt es schließlich keine heiße Quelle in der Nähe, was ich wirklich am meisten von allen bedauere. Gerade im Winter ist es unmöglich in dem See zu baden und jedes mal eine Wanne zu erhitzen ist auch zu aufwendig. Gerade wenn es um Hygiene geht vermisse ich meine Heimat.   Ich spüre, wie die Kälte aus meinem Körper weicht und eine nun angenehme Hitze entsteht. Langsam bildet mein Körper Schweiß und mit dem aufsteigenden Nebelschwaden sammeln sich keine Tröpfchen, welche mir in zahlreichen Bahnen über die Haut wandern. Dieses saunaähnliche Gefühl ist einfach spitze!   „Ist dir überhaupt klar, wo du dich hier auf hältst, Mensch?“ Ich halte die Luft an, als ich die Laute höre, welche bedeuten, dass ich keineswegs alleine bin. In der selben Sekunde spüre ich die dämonische Aura hinter mir und ich schlucke schwer. Eiskalt. Sowohl die Stimme,wie auch die Aura. Und genau deswegen erkenne ich sie sofort, nachdem ich mich von meinem Schock erholt habe.     ist alles --------- Ist alles     „Sesshoumaru!?“ Meine Stimme klang unsicher, zögernd, als ob ich keine Ahnung hätte, ob er wirklich real ist oder ich es mir nur einbilde. Unsicher drehe ich mich langsam um, doch im selben Moment halte ich inne. Was ist wenn er wirklich dort sitzt? Seine Stimme klang ziemlich nah, also muss er in der Quelle sitzen. Das heißt er ist nackt. Schier im selben Moment steigt mir die Röte ins Gesicht. Die Hitze des heißen Wassers macht es nicht besser. Doch um mir sicher zu sein nehme ich einen Blick in kauf. Ich fuhr fort mit meiner Drehung und lug vorsichtig um den Felsen. Zuerst sah ich nur schimmerndes Haar auf der Wasseroberfläche schwimmen, so glänzend und fließend, dass man wirklich denken könne, es sei heißes, flüssiges Silber. Dann erkenne ich eine ziemlich gut gebaute Männerbrust. Bereits dort sah ich Ansätze der typischen Streifen Sesshoumarus. Eigentlich war es ab diesem Zeitpunkt nicht nötig auch noch sein Gesicht in Augenschein zu nehmen, schließlich wusste ich jetzt schon, dass er es nur sein kann. Doch dieses Bild vor mir wollte ich unbedingt vervollständigen, wahrscheinlich gerade weil es so unwahrscheinlich ist, den Dämonenlord beim baden anzutreffen. Meine Augen wanderten weiter. Sein Gesicht hat sich kein bisschen verändert, nach unserer letzten Begegnung im Dorf. Naja, es war seitdem auch noch nicht all zu lange Zeit vergangen. Doch obwohl mir seine Augenlider den Blick in sein Gold verwehren, so sehe ich doch seine leicht angespannte Haltung. Er lehnt am Rande der Quelle und scheint sich erholen zu wollen, doch es sieht nicht wirklich danach aus, als wenn seine Versuche Wirkung zeigen würden. Seine Muskeln sind unter seiner schönen ebenmäßigen Haut gespannt und seine Augenbrauen leicht zusammengezogen. Vielleicht hat er Kummer oder einen schweren Kampf hinter sich. Doch vielleicht liegt das auch alles nur an meiner unerwünschten Anwesenheit...   Seine Hand erhebt sich unerwartet aus dem Wasser und ich mache mich bereits darauf gefasst, wenn nötig Schutz hinter dem Felsen zu suchen. Doch anders als gedacht, greift der Daiyoukai hinter sich nach einer kleinen Sakeschale, trinkt einen Schluck und lässt dann seinen Finger spielerisch über das Gefäß gleiten. Skeptisch beobachtet ich diese Szene. Der große Dämon bedient sich also am Alkohol? Verwirrt schüttle ich meinen Kopf leicht. Wie völlig...absurd das aussieht. Nur nebenbei nehme ich wahr, wie er langsam seine Augen öffnet und mich anstarrt. Kalt und emotionslos mit absolutem Desinteresse gepaart. Dies war wiederum so typisch für ihn, dass ich erleichtert ausatme.Vor mir sitzt keine Täuschung. Er ist einfach nicht der Mann, der große Gefühle zeigt. Doch bin ich mir nicht sicher, ob er deswegen auch keine hat.... Mir wird bewusst, dass wir uns wahrscheinlich zum ersten mal bewusst wahrnehmen. Nie gab es eine Szene, in der dem jeweils anderen so viel Aufmerksam in einem einzigen Moment geschenkt wurde. Er schließt seinen Augen wieder, beendet damit das komische Szenario und löst seine rötlichen Lippen voneinander. „Dir ist hoffentlich bewusst, dass du dich in meinen persönlichen Quellen befindest!“ Seine Stimme hat etwas an Kälte verloren, jedoch nicht an Spott und Ekel. Abermals nimmt er einen Schluck. Seine Quellen? Wieso das bitte? Ein Schild gab es ja wohl nicht. Doch erst da wird mir bewusst, dass die Kerzen um uns herum wohl nicht von ungefähr kommen. Ein Grinsen gleitet mir übers Gesicht, als ich mir dieses absurde Bild von uns im Kerzenschein auf mein Gemüt wirken lasse. „Findest du das belustigend?“ Ich richte meine verträumten Augen auf ihn und augenblicklich wird mein Schmunzeln aus meinem Gesicht gefegt. Wie er mich ansieht grenzt schon geradezu an Hass. Ich sollte aufpassen was ich sage und so schnell wie möglichst verschwinden. Mir ist zwar seit längerem klar, dass er zugegeben die meisten Menschen verachtet, jedoch dem sinnlosen Töten grundsätzlich aus dem Weg geht. Kein Mann der provozierenden Gewalt. Doch das Glück soll man ja angeblich nicht auf die Probe stellen... Ich räuspere mich leicht, sinke etwas tiefer ins Wasser und traue mich hinter dem Stein hervor. Auch wenn es mir absolut nicht geheuer ist, das wir uns beide hier splitterfasernackt im Wasser befinden, so bleib mir dennoch keine Wahl. Schließlich muss ich ihm ja irgendwie Respekt zollen. Nervös packe ich mein Haar und lege es mir über meine linke Schulter. Sein Blick gewinnt bei dieser Gestik etwas an Verwunderung, ehe er mir wieder in die Augen schaut. Wahrscheinlich überprüft er, ob ich mir im klaren darüber bin, was meine Tat bedeutet. Ich war es. Unterwerfung. Die Kehle als Entschuldigung präsentieren. Ich hab es mal unbewusst bei Inu Yasha gemacht. Er hat mich aufgeklärt. Mein Glück, dass ich diese Erfahrung sammeln konnte. Ich verbeuge mich noch leicht nach vorne und blicke dabei in mein Spiegelbild. Es hilft mir mein Gesicht reuevoll aussehen zu lassen, auch wenn ich mir gerade ziemlich albern vorkomme. Woher sollte ich schließlich wissen, dass das die Bäder des Lords sind... „Verzeiht, ich habe nicht gewusste, dass es eure Gewässer sind, Sesshouamru-sama!“ Auch wenn ich mir bei diesen Worten die Zungen abbeißen würde, so bliebt mir doch keine andere Wahl, wenn ich hier schnellsten wieder weg will....und das heile! Also bleib ich in dieser Position und wartet auf seine Antwort. Doch statt etwas zu sagen höre ich, wie er sich sein Getränk nachschenkt und abermals trinkt. Langsam verliere ich hier die Geduld. Das ist doch nicht zu fassen! Ist er jetzt stumm geworden oder macht er sich einfach nur lächerlich über mich? Doch ich halte meiner Wut stand auch wenn ich nicht garantieren konnte, dass er es dennoch spürt. „Dir sei verziehen.“ Wie gnädig! Ich stoß die Luft aus, die ich unbewusst angehalten habe und kehre in eine gerade Haltung zurück, währen dich mir die nassen Haarsträhnen aus der Stirn streiche. Dabei achte ich genausten darauf, dass mein Körper von Wasser bedeckt bleibt. Allein die Vorstellung, er könnte mich nackt sehen lassen mich unendlich viele Eifersuchtsszenarien meines geliebten Halbdämons in meinem Kopf durchspielen. Ohne ihn anzusehen drehe ich mich um und will nur noch verschwinden, bevor die Situation noch komischer wird. „Ich habe dir jedoch nicht erlaubt zu gehen!“ Ich zucke zusammen bei seiner dunkeln Stimme und noch mehr, als ich den Sinn seiner Worte erfasse. Na super. Ich soll bleiben? Bei ihm? Das ist doch nicht sein ernst, oder? Ungläubig schaue ich über meine Schulter und blicke ihn an. Doch sein Blick zeigt mir eindeutig, wie ernst es ihm ist. „Ich muss leider weiter, ein Dorf benötigt meine Hilfe.“ Nichts anderes kam mir in den Sinn, als die Wahrheit zu erzählen. Abgesehen davon bin ich mir ziemlich sicher, dass er Lügen sofort erkennen würde. Prüfend schaue ich dem Lord in die Augen. Kaum merklich sehe ich Spott und Belustigung in diesen Funkeln, ehe er die Augen schließt und zum trinken ansetzt. Mein Gott, der muss doch schon betrunken sein! Nach seinem Schluck sieht er nach links und scheint irgendeine Stelle im Wald zu fixieren. „Wie willst du das Dorf erreichen? Du kennst den Weg nicht.“ Eh? Woher? Ich schaue ihn an, während er die Augen zu mir dreht, und mich nun prüfend ansieht. Beleidigt lasse ich mich bis unter die Nasenspitze ins Wasser sinken, jedoch nicht ohne ihm einen vernichtenden Blick zu schenken. Ich dreh mich zu ihm und lehne mich ihm gegenüber an den Felsen. Nicht jedoch ohne die Arme stützend vor der Brust zu verschränken. Innerlich seufzend hebe ich den Kopf aus dem Wasser. Es hat ja dennoch alles keinen Zweck. „Kannst du mir sagen wo es liegt?“ Die Höflichkeiten kann er sich abschminken. Schließlich hat er auch schon oft genug versucht mich zu töten! Kurz sehe ich seine Lippen zu einem bösen, aber kaum merklichen Lächeln verziehen, bevor er seinen Kopf gänzlich zu mir dreht. Deutlich spürbar knistert die Wut in meinem Inneren. Ich hoffe, ihm ist bewusst, dass der große Lord mich gerade erpresst. Doch so sehr ich auch über die Sache nachdenke, mir fällt keine andere Lösung ein, als auf sein, woher auch immer kommende Laune einzugehen. Schnaufend dreh ich den Kopf weg und sinke noch etwas tiefer ins Wasser. Es bleibt mir wohl keine andere Wahl, auch wenn ich nicht verstehe, wieso er das tut. anders. ------- anders.       Minuten vergehen und ich komm einfach nicht zur Ruhe. Auch wenn der Daiyoukai vor mir die Augen geschlossen hat, so werde ich dennoch diese beklemmende Gefühl nicht los. Fakt ist: Wir sitzen gerade mal gute zwei Meter voneinander entfernt, in einer heißen Quelle, nackt und ich weiß nicht, ob das Wasser und der Nebel ausreichen, um meinen Körper geheim für ihn zu halten. Alles sehr beunruhigend, wenn man bedenkt, wie oft und nah ich dem Tod in seiner Gegenwart schon war...   Ich zucke kaum merklich zusammen, als er sich plötzlich rührt. Er greift hinter sich und holt eine zweite Sakeschale hervor und gießt ein. Noch ehe ich begreife, lässt er sie auf dem Wasser zu mir herüber schwimmen. „Trink!“ Ungläubig schaue ich auf die leicht trübe Flüssigkeit und blicke dann zu ihm. Er beachtet mich nicht, schenkt sich nach und nimmt einen Schluck. Kaum hörbar entgleiten mir die Worte: „Nein, danke.“ Augenblicklich trifft mich sein Blick. Er zeigt mir ganz klar, dass er keinen Widerspruch gelten lässt. Dennoch zögere ich. Ich habe selten Alkohol getrunken. Vielleicht zu meinem Geburtstag mal ein kleines Gläschen, dennoch nie mehr. Bei dem heutigen Abend und bei meinem Gegenüber kann ich mir da jedoch nicht so sicher sein, dass es bei einem bleibt. Aber lieber trinken, als sterben! Zögernd nehme ich einen kleinen Schluck und blicke unsicher zu Sesshoumaru, während ich mich schüttle. Etwas zufrieden gestellt lehnt er sich zurück. Dennoch entgeht mir nicht seine verkrampfte Haltung. Was er wohl hat... Das Getränkt scheint augenblicklich Wirkung in der heißen Umgebung zu haben. Bereits jetzt spüre ich meine Wangen leicht glühen. Komischerweise ärgere ich mich jetzt, mich nie richtig betrunken zu haben. Wenigstens etwas Abhärtung wäre jetzt sehr hilfreich gewesen. Ich kann nur hoffen das meine Gesellschaft mich nicht noch mehr trinken lässt. Langsam realisiere ich, wie sich mein Körper löst und ich nun endlich entspannen kann. Wenigstens das bringt der Alkohol als Vorteil mit sich. Abermals nehme ich einen Schluck, damit mir wenigstens die Anwesenheit des Daiyoukais nichts mehr ausmacht. Dadurch werde ich mutiger. „Sag mal, machst du das öfters?“ Ich blicke ihn an, doch als er nicht antwortet und mich nur stumm anblickt, da erläutere ich meine Aussage: „Naja, dich betrinken, in den Quellen.“ Er sieht mich ungläubig an, ehe er spricht: „Alkohol hat nicht die selbe Wirkung auf mich, wie auf euch Menschen...“ Das Wort `Menschen´ spuckt er geradezu nur so aus. Doch merkwürdigerweise stellt er seine Schale weg und sinkt tiefer ins Wasser. Sein Körper entspannt sich nun, bis auf seine linke Schulter, die er mit kaum wahrnehmbaren Bewegungen kreisen lässt. Finster sieht er schließlich auf sie hinab und schließt dann genervt seine Lider. Meine eigentliche Frage hat er zwar nicht beantwortet, doch macht mich seinen Aussage neugierig. „Woher willst du das wissen? Du bist kein Mensch!“ Provozierend betone ich `Mensch´ genauso wie er vorhin. Schließlich bin ich einer und muss doch meine Rasse verteidigen. Er soll wissen, dass er sich nicht über uns lustig machen brauch. Sein albernes Verhalten ist auf Dauer nervig. Schließlich haben wir alle begriffen, dass er die menschliche Rasse verabscheut. Doch seit er Rin zu akzeptieren schein, ist diese Verhalten einfach nur widersprüchlich. Er öffnet die Augen einen spaltbreit und blickt in mein hoffentlich leicht verärgertes, dennoch neugieriges Gesicht. Er schließt sie wieder und antwortet erst dann: „Ihr verliert eure Sinne, wenn ihr euch dem Alkohol hingibt, ich hingegen bleibe bei klarem Verstand.“ Sachte schimmern einzelne Strähnen seines langen Haares im Wasser umher, so nah, dass ich schon fast dem Drang nachgebe sie zu berühren und durch meine Finger gleiten zu lassen. Ob sie sich wirklich so anführen, wie sie aussehen? Seidig und weich. Kaum nehme ich seine Worte wahr, wusste ich schon längst was er antworten würde. Dennoch hat er mir nicht das gesagt was ich vermute. „Dich entspannt es lediglich, hilft dir deinen Körper Erholung zu bieten. Eine Art Medizin.“ Abermals öffnet er die Augen. Leichte Verwunderung würden sich in seinem Gold jetzt spiegeln, wenn er nicht er wäre. Mein Blick wandert zu seiner Schulter, die sich immer noch nicht von ihrer Anspannung gelöst hat. Vielleicht einen Verletzung? Sein Knurren holt mich aus meiner Gedankenwelt heraus und lassen meine Augen zurück wandern. Sein kühler Blick bohrt sich in meine Augen. Doch mittlerweile ist es mir egal. Wenn er etwas gegen mich hat, soll er mich gehen lassen. Ich bin es nicht, die freiwillig bleibt und Sake trinkt. Das alles wollte er. Also soll er sich auch nicht beschweren. „Anscheinend hat es jedoch auf deine Schulter keine Auswirkungen! Hattest du einen Kampf?“ Immer noch dieser Blick. Nur noch eine Spur kälter, wenn das überhaupt möglich ist. Ich seufze theatralisch und lehne mich noch etwas dichter gegen den Felsen. Was mache ich überhaupt hier? Wirklich reden scheint er ja nicht zu wollen. Das ist doch alles albern! Und trotzdem scheine ich den Lord mit meiner Aussage aus der Reserve zu locken. Schließlich gab es dieses mal kein beißendes Kommentar seinerseits. Vielleicht kann man darauf aufbauen....   Ich beschloss etwas sehr mutiges oder sehr dummes zu tun. Je nachdem wie man es sieht. Vorsichtig stoß ich mich von dem Felsen ab, lehnte mich leicht nach vorne und schwimme rüber zu ihm. Dabei achtete ich aufs Gründlichste darauf, ihn auf keinen Fall zu berühren. Das wäre hundertprozentig mein Todesurteil! In einem Wechsel aus Gleichgültigkeit und Interesse beobachtet er mich, bleibt dabei still und entspannt. Langsam hebe ich meine Hand aus dem Wasser und lasse sie in Richtung des Daiyoukais gleiten. Immer noch keine Regung seinerseits. Ich grinse, greife an seinem Kopf vorbei und schnappe mir das Gefäß mit der alkoholischen Flüssigkeit. Betont graziös schenke ich mir lächelnd ein. Was tue ich hier eigentlich? Der Alkohol benebelt mich schon. Doch was getan ist, ist getan und nun gibt es kein Zurück mehr....außerdem brauche ich für meine nächste Aktion noch etwas mehr Mut. Gemächlich trinke ich einen großen Schluck, nachdem ich die Karaffe wieder weggestellt habe. Das Feuerwasser schüttelt kurz meinen Körper, ehe ich die angenehme Wirkung spüre. Dann blicke ich mit neuem Mut zu dem Daiyoukai. Sein Augen scheinen gleichgültig meine Bewegungen verfolgt zu haben. „Deine Schulter....soll ich sie mir ansehen?“ Spöttisch stößt er die Luft aus seiner Nase aus und wendet den Blick ab. War klar, dass er ablehnt. Doch so schnell gebe ich nicht auf. „Ich weiß, dass du dir ungern helfen lassen willst, doch denke ich, dass es nicht von alleine weg gehen wird, also lass mich mal sehen!“ Bereitwillig hebe ich meine Hand und wollte seine Schulter anfassen, doch mir blieb keinen Möglichkeit dazu. Laut knurrend packte er mein Handgelenkt und sieht mir böse funkelnd entgegen.   Gerade wollte ich widersprechen, da spüre ich eine Regung. Laut und deutlich löst sich etwas in mir, befreit sich aus mir, bringt mich völlig aus dem Konzept. Gleichzeitig scheint etwas durch mich zu strömen, etwas völlig Neues, Unbekanntes, dennoch so Vertrautes. Ein Gefühl, so stark, so berauschend, dass es mir kurz den Atem verschlägt. Ich blicke ihn an. Er hält ebenso inne wie ich, doch sind seine Augen weit aufgerissen, voll mit Verwirrung und Abscheu,Wut und ...Erkenntnis. Ich spüre ebenso seinen Körper unter einem starken Pulsieren erbeben. Hunderte verschiedene Gefühle durchströmen mich, machen mich traurig, froh, depressiv, euphorisch....bis sich ein so berauschendes Gefühl durch meinen Leib zieht, dass ich kurz schlucke und die Augen wie in Trance schließe. Was ist das nur? Mein Herz schlägt wie wild, ohne dass ich weiß warum.   Nur einen Sekunde später realisiere ich, dass er meinen Hand losgelassen hat und mich immer noch wie gebannt anblickt, ehe er sich ruckartig abwendet. Mit einem mehr als bösartigen Knurren stützt er sich auf dem Felsen ab, als würde er gleich zusammen brechen. Seine Arme sind durchgedrückt, sein Kopf gegen den Boden geneigt und seine nassen Haare kleben auf seinem durchtrainierten Rücken. Aus einem mir unschlüssigen Grund fasziniert mich dieses Bild. Dieses so starke und kühle Geschöpf auf eine solche Unart seiner selbst zu erleben ist ein Spektakel, welches einem nicht al zu oft vor die Augen tritt. Das eigenartige, wunderbare Gefühl ist augenblicklich, nachdem er losgelassen hat verschwunden. Doch die Fragen in mir bleiben vorhanden. „Sesshoumaru?“ Er reagiert nicht, sieht nur weg und scheint mich zu ignorieren. „Sesshoumaru?“ Ich bin nun lauter, dennoch keinen Reaktion. „Sesshoumaru, was war das gerade?“ Leichte Panik überkommt mich und klingt in meiner Stimme mit. Er dreht sich um, blickt mir in die Augen und dreht mir dann doch wieder den Rücken zu. Jegliche Gefühle, die ihm eben noch ins Gesicht geschrieben waren, sind verschwunden. Noch bevor ich ihn abermals anschreien kann höre ich seinen kühle, klare Stimme: „Meine Schulter, schau sie dir an.“ Eh? Verwundert bleiben mir meine wutverzerrten Worte im Hals stecken. Noch etwas verwirrt blicke ich auf die besagte Schulter. Ich weiß, dass er nur ablenken will, dennoch ist das Verlangen in abermals zu berühren stärker. Wird es wieder passieren? Diese Gefühle, werden sie wieder in mir toben? Auch wenn ich nicht weiß was es ist, oder woher es kommt, aber.....es fühlte sich unglaublich gut an, vertraut und warm. Mit zittrigen Fingern nähere ich mich seiner elfenbeinfarbenden Haut. Kurz bevor ich sie berühre schlucke ich, schließe die Augen und konzentriere mich auf mein Innerstes. Dann erreichen meine Finger sein Schulterblatt. Nichts! Allein der Effekt, seine weiche Haut unter meinen Fingerspitzen zu spüren löst leichtes Kribbeln, sowie Nervosität in mir aus. Das war alles. Keine berauschende Erregung, keine tiefere Wärme. Ich stoße leicht enttäuscht die Luft aus und widme mich dann aufmerksam seiner Schulter. Erst vorsichtig, dann bestimmter ertaste ich seine Muskulatur. „Ein Muskel hat sich dort verhärtet! Außerdem...ist deine Schulter verrenkt!“ Gekonnt renke ich sie mit dem letzten Satz wieder in ihre ursprüngliche Stellung, ohne dabei einen Laut vom Daiyoukai zu hören. Allein sein Körper verrät mir seine Anspannung. In gewohnter Weise witme ich mich nun seiner einzelnen Muskelpartien. Als Miko kannte ich natürlich auch die einzelnen Behandlungsmöglichkeiten gegen Verspannungen, Gelenkschmerzen und Zerrungen. Schnell weise ich, wie ich den verkrampften Muskel lösen kann und reibe meine Hände gezielt über diese Stelle. Während ich den Körper des Daiyoukais massiere, wird mir klar, in was für einen Situation ich mich überhaupt befinde. Nackt, in einer heißen Quelle, nur wenige Centimeter von dem Lord entfernt und ich massiere ihn auch noch.Wie abnormal ist das bitte? Inu Yasha erscheint plötzlich in meinen Gedanken und automatisch schäme ich mich. Ich sitz hier mit seinem Bruder und er bekämpft irgendwo einen Dämon. Was bin ich nur für ein Idiot. Wie konnte ich nur wieder in seine so bescheuerte Situation geraten? Wie? Ich wollte gerade ein gequältes Stöhnen von mir geben, doch die Person vor mir kam mir zuvor. Verwundert spitze ich die Ohren und lausche seinen Lauten. Ab und an ein zufriedenes Knurren, dann wieder ein leises Stöhnen. Unbewusst drückte ich noch etwas härter auf der Verspannung, um ihm abermals ein Keuchen zu entlocken. Meine Wangen fangen an heiß zu glühen bei den Klängen des Daiyoukais. So etwas habe ich vorher noch nie aus seinem Mund gehört. Unwillkürlich erinnere ich mich daran, dass er ein Hundedämon ist. Manche Eigenschaften kann selbst der größte Dämon unter ihnen nicht abstellen. Ein Schmunzeln kann ich mir dabei nicht verkneifen. Fasziniert beobachte ich seinen Hinterkopf und frage mich, ob sein Gesicht immer noch den kalten Ausdruck trägt oder es sich seinen entspannten Tönen angepasst hat. Mein Aufmerksamkeit wird nach einiger Zeit von seinem Hinterkopf auf seine silberne Mähne umgelenkt. Der Drang diese zu berühren ist jetzt tausendmal größer als zuvor. Wahrscheinlich liegt das an seiner plötzlichen Nähe oder gar an meinem Alkoholkonsum. Letzteres vermute ich eher. Ich fühle kurz noch nach, ob sich der Muskel einigermaßen entspannt hat, ehe ich meine Bewegungen langsam verstummen lasse. Wie gefangen betrachte ich sein Haar, welches so anders wirkt, als das von Inu Yasha. Zögernd löse ich meine Hände von seiner Haut und erfasse eine seiner Strähnen. Behutsam lasse ich meine Finger durch sein samtig weiches Silber fahren und bin erstaunt, dass es sich wirklich so anfühlt, wie es aussieht. Vollkommen gesund und weich. Und abermals wird mir bewusst, was für eine abnormale Situation das hier gerade darstellt.                 Meine Welt ---------- Meine Welt     „Kizuna.“ Ich horche auf, als er leise anfängt zu sprechen. Kein Ärger, keine Abscheu liegt in seinen Worten, nur die gewohnte Kälte. „Kizuna?“, wiederholte ich. „Das Band?“ Ein kaum merkliches Nicken spürte ich an der Bewegung seiner Haare zwischen meinen Fingern. „Eine alte Legende der Inuyoukai. Die Verbindung zweier Wesen, erweckt durch die erste Berührung, bestehend bis zum Tod.“ Seine Stimme verlor sich bei den letzten Worten leicht. Die Bedeutung verarbeitend starre ich seinen Hinterkopf an, in der Hoffnung, mehr zu erfahren. Er dreht sich um. Automatisch sinke ich tiefer, lasse seine Strähne los und entferne mich leicht von ihm. Seine Augen spiegeln nicht mehr die gleiche Kälte wie vorhin. Er ist besänftig. „Zu selten ist sie eingetroffen, als dass man es wirklich für möglich gehalten hat. Ich habe Vater damals nicht geglaubt.“ Sein Blick gewinnt an Kraft. Ich schlucke, bin berauscht von seiner Nähe, kann nicht verstehen, was hier abgeht. Was ist nur los mit mir? „Und nun ist es mir selbst passiert!“ Hauchdünn verlassen die Worte seine schmalen Lippen, die ich wie gebannt anstarre. Mein Herz setzt aus, als ich verstehe. Dieses Band, diese Verbindung, das war es? Aber wie ist das möglich? Die ganzen Jahre in denen wir uns immer wieder begegnet sind, in denen ist nichts zwischen uns gewesen. Im Gegenteil! Er wollte mich sogar töten! Ich zögerte plötzlich und schwelle in Gedanken. Ich führe mir unsere gesamten Treffen noch einmal vor Augen, bis mir etwas klar wird. All die Zeit, in der wir uns begegnet sind, haben wir uns kein einziges Mal angefasst! Das hier, als er mein Handgelenk gepackt hat, war das aller erste Mal. Haut an Haut. Aber kann das trotzdem sein? Ich meine, muss man nicht irgendetwas fühlen, wenn das Band zwischen einem entstehen wird? Nachdenklich knabber ich mir auf der Unterlippe und gehe zur Sicherheit nochmal alle Ereignisse die mit dem Daiyoukai zu tun haben in meinem Kopf durch. Zwar habe ich seinen Pelz angefasst, als wir uns in Narakus Körper befanden, doch zählt das?   Ein Schnauben holt mich aus meinen Gedanken. Ich schau hoch und blicke in flüssiges, eiskaltes Gold. Erschrocken zucke ich zusammen, kann mich jedoch nicht von der Stelle rühren. Ein Kribbeln durchfährt meinen Körper, aber nicht zu vergleichen mit dem himmlischen Gefühl von vorhin. Seine Augen haben seine typische Kälte wiedergewonnen. Sein Gesicht ist ausdruckslos. „Ich bin nicht wie mein Vater. Ich werde mich nicht mit einem Menschen verbinden!“ So offensichtlich diese Aussage von ihm war, so schmerzhaft ist es dennoch, als ich es höre. Wieso? Ich hab doch auch nichts mit ihm zu tun! Und ich liebe Inu Yasha!   Er lehnt sich wieder zurück und trinkt einen Schluck, ehe er wieder in irgendeine Richtung blickt. „Das Dorf liegt 1km östlich von hier!“ Er schenkt sich nach, während ich unsicher zu ihm blicke. War das jetzt die Erlaubnis zu gehen? So schnell auf einmal? Eben wollte er noch, dass ich bleibe, aber anscheinend hat ihm die unvorbereitete Geschichte die Laune auf mich verdorben. „Verschwinde!“, setzt er eine Oktave kühler nach, zumal ich mich mich kein Stück bewegt habe. Kurz mustere ich ihn skeptisch, doch als er dann noch etwas genervt die Augen demonstrativ schließt, seufze ich gequält. Enttäuscht senke ich meinen Kopf wehmütig, drehe mich um und verschwinde hinter dem Felsen, an dem ich vorher gelehnt hatte. Hinter diesem halte ich noch einmal kurz inne und versuche mein stark klopfendes Herz zu beruhigen. Tief durchatmend halte ich meine Hände auf die Brust und schließe die Augen. Wieso bin ich so aufgebracht? Das war doch klar, dass das kommt! Mir kann das doch nur recht kommen. Ich will doch auch nicht, dass er jetzt an meinem Rockzipfel hängt. Ich hab schon genug Arbeit mit einem sturen Hanyou, da brauch nicht noch einen eiskalten Daiyoukai. Langsam begebe ich mich zum Rand der Quelle. Beim Aussteigen wird mir leicht schwindelig. Dieser verdammte Alkohol. Wieso hab ich mir auch noch nachgeschenkt? Stöhnend zieh ich mir meine Klamotten an und kehrte den Quellen meinen Rücken zu. Nicht aber ohne ein eigenartiges Ziehen in meinem Bauch zu spüren....       „Vielen Dank, Miko-sama!“ Ich verlasse die Hütte des letzten Partienten und verbeuge mich leicht vor der alten Dame. „Das habe ich doch gern gemacht. Es tut mir leid, dass ich erst so spät gekommen bin. Ich wurde...aufgehalten!“ Etwas verlegen schaue ich zu Seite, damit sie womöglich nicht noch auf die Idee kam, nachzufragen. Sie mustert mich kurz und lächelt dann lieblich. „Es ist bereits mitten in der Nacht. Ich biete Ihnen gerne die Gästehütte für die Nacht an Sie sind sicher erschöpft.“ Tatsächlich war ich mehr als ko. Müde rieb ich mir meine Augen und nicke dann dankbar. „Morgen früh schau ich dann nochmal nach den Kranken und breche dann Übermorgen auf, wenn es recht ist.“ „Selbstverständlich!“ Der Morgen brachte schneller an, als dass ich mich ausruhen konnte. Gedanken und Gefühle rasten wie besessen immer wieder die Nacht durch meinen Kopf. Ich konnte einfach nicht aufhören an ihn und Kizuna zu denken. Was wird jetzt wohl passieren? Und wieso verdammt nochmal habe ich den Eindruck, dass irgendetwas fehlt. So unwohl habe ich mich schon lange nicht gefühlt. Und ich weiß noch nichtmal, wie ich mich beruhigen kann. Müde gähne ich und schlage die Decke beiseite. Schluss jetzt! Ich richte meine Klamotten schnapp mir Pfeil und Bogen und geh zum angrenzenden Fluss. Das erfrischende Wasser hilft mir meinen Geist zu wecken. Dennoch sehe ich in meinen Spiegelbild die dicken Augenringe und die blasse Haut. Mein Kopf schmerzt zudem auch höllisch. Der Alkohol tat mir nicht wirklich gut. Was für ein bescheuerter Start in den Morgen. Beruhigend reibe ich mir meine Schläfen. Hoffentlich hat keiner der Dorfbewohner gestern mitbekommen, dass ich getrunken hatte. Was für ein Bild würde das denn bitte geben? Langsam erhebe ich mich und gehe zurück zum Dorf. Schließlich habe ich versprochen, mir noch einmal die Kranken anzuschauen....       dreht sich ---------- dreht sich     Es ist seltsam, wie lang sich der Tag ziehen kann, obwohl man eine Menge zu tun hat. Fast alle der Kranken musste ich noch einmal gründlich untersuchen, um den Zustand für die nächsten Tage vorherzubestimmen. Auch wenn ich versucht habe, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, so schweiften immer wieder meine Gedanken zu einem silberhaarigen Daiyoukai mit Legenden von den Inu Youkai. Ich konnte die Nacht kaum schlafen. Allein meine Überlegungen über Kizuna hielten mich wach. Wenn ich das richtig verstanden habe ist Kizuna nur dafür da, den Dämon sesshaft werden zu lassen. Eine Familie zu grünenden. Die Rasse zu erhalten. Dabei ist mir eine entscheidende Frage immer wieder in roten Leuchtbuchstaben in den Sinn gekommen: Wieso einen Menschen? Wenn es allein um die Rassenerhaltung gehen würde, müsste es dann nicht nur dabei um zwei Inu Youkai gehen? Schließlich ist eindeutig, was bei mir und Sesshoumaru rauskommen wird. Ein Hanyou, ein einfacher Mischling.   Mit einem gezielten Seufzer beende ich das Thema, das es ja doch alles nichts bringt. Es ist nunmal wie es ist und je mehr Gedanken ich mir jetzt darum machen, desto größer werden nur meine Bauchschmerzen über meine momentane Tatenlosigkeit. Augenblicklich zählt nur das heilen der Kranken im Dorf. Später werde ich genug Gelegenheit dazu bekommen, mit der Sache umzugehen. Vielleicht habe ich auch Glück und es wird sich einfach nichts verändern. Aktuell kann mir der Daiyoukai gestohlen bleiben, also werde ich es einfach ignorieren. Dennoch lag Zerstreuung auf jeden meiner Arbeitsschritte. Somit zog sich der Tag dahin.   Ich reibe meine schmerzenden Füße aneinander, denen ich durch meine derzeitige sitzende Position im Gras etwas Erholung gönnen. Mein Blick wandert dabei übers Dorf. Es ist schön hier. Die Tatsache fiel mir gestern auf, als ich durchs Dorf gestreift bin. Es ist kleiner als das, in dem ich lebe. Allein schon das Dorfleben bietet hier eine gewisse Ruhe und Gelassenheit, die sich schier augenblicklich auf einen selbst zu übertragen scheint. Doch erst im Laufe des Tages hat mein Bewusstsein diese Tatsache wahrgenommen. Immer noch schweifen meine Gedanken stetig ab und allmählich hasse ich meine Unaufmerksamkeit. Ich stolpere über Steine, mache Behandlungsfehler bei Patienten und muss oftmals meinen Gegenüber bitten sich noch einmal zu wiederholen. Es ist einfach unausstehlich. Gerade das spornt mich an, dagegen anzukämpfen. Es zu ignorieren oder schon fast als Kleinigkeit ab zu stempeln. Ich seufze wie so häufig an diesem Tag schon, als mir das Bild des Silberhaarigen vor Augen gleitet. Wie oft habe ich ihn wohl schon vor meinem inneren Auge gesehen? Seine Haare, seine nackte Haut und seinen undurchdringbaren Blick. Es ist einfach doch in irgendeiner Weise unausweichlich ihn nicht im Kopf zu haben. Vergleichbar wäre es schon fast, das Denken aufhören zu wollen. Schlichtweg sinnlos. Was für ein Desaster. Aus meinem eisernen Willen der Unnachgiebigkeit wandelt sich allmählich wieder die schleichende Hoffnungslosigkeit, die mich wie anhaltende Wehen immer häufiger und stärker zu überrollen scheinen, ehe dann doch mein starker Wille schwer angeschlagen wieder die Macht übernimmt. Fragt sich nur wie lange noch... Ich zucke unweigerlich zusammen, als das Gras verdächtig nahe neben mir raschelt und sich kurze Zeit später ein Mann neben mich setzt, so unvorhersehbar und unwirklich, dass mir kurz sämtliche Worte und Gedanken fern bleiben. Ich starre ihn einfach nur erstaunt an und nehme gleichzeitig wahr, wie mein Innerstes enttäuscht den Kopf senkt, weil es doch in der ersten Millisekunde wen anders erhofft hat. Er ist ungefähr in meinem Alter, unscheinbar, aber dennoch irgendwie nett. Seine Braunen lockigen Haare hängen ihm leicht verwirrt in der Stirn, während sich sein Kleidung leicht feucht von seinem Schweiß an ihn schmiegt. Erst als er mir sein leicht scheues Lächeln preisgibt, erkenne ich Ihn als einer der Dorfleute, mit denen ich heute geredet habe. „Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen?“ Er blickt unsicher zu mir, ehe er sich dem Sonnenuntergang zuwendet, als hätte er noch nie Zeit gehabt ihn sich zu betrachten. Komischerweise habe ich nichts gegen seine Anwesenheit, bis auf die Tatsache, dass mich sein Sitzabstand zu mir skeptisch werden lässt. Er ist so nahe, dass ich seinen leicht moosartigen und herben Geruch mit jeder Brise des Windes mühelos wahrnehmen kann. Fast wäre mir so, als wenn ich seine von der Feldarbeit erhitze Haut auf meiner spüre. Doch im nächsten Augenblick verschwindet das Gefühl, als er seine verkrampfte Haltung aufgibt und sich leicht auf sein angewinkeltes Bein stützt. „Ihnen gefällt dieser Ort wohl genauso gut wie mir, was? Ich bin häufig hier. Hier findet man fast die perfekte Ruhe...“ Seine grünen Augen nehmen zusammen mit dem Schein der Sonne einen verträumten, liebevollen Ausdruck an. Und plötzlich finde ich diesen Mann schön. Vorher so normal und durchschnittlich und jetzt, mit diesem Blick voller Gutmütigkeit und Entspannung einfach nur faszinierend. „Was denkt ihr gerade?“ Es ist komisch, dass er diese Frage stellt, so habe ich diese gerade selber aussprechen wollen. Seine Stimme klingt dabei angeschlagen und rau. Dennoch erkenne ich ehrliche Neugier darin . „An Vieles. Hier kann man gut seinen Gedanken nachhängen...“ Ich seufze, als mir abermals ein Bild des berühmten Halbbruders durch den Kopf schießt. Der junge Mann lacht leise neben mir. „Denn Ausdruck kenne ich. Liebesangelegenheiten können einen schon ziemlich beschäftigen. Und Ihre scheinen gerade etwas problematisch, wie es aussieht.“ „Es ist kompliziert!“ „Das ist es meistens.“ Ich schüttle leicht den Kopf, als ich daran denke wie kompliziert es ist. „Das hier ist nicht einer der normalen Fälle von Liebesschwierigkeiten.“ Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er sich neugierig nach vorne beugt und mir ins Gesicht blickt. „So?“ „Ich werde gezwungen ihn zu lieben.“, flüstere ich hauchdünn und hoffe gleichzeitig, er hat es nicht gehört, so blöd wie es sich aus meinem Mund angehört. Wieso erzähle ich hier auch einem Wildfremden mein Herzessschmerz? Als ich ihn verstohlen von der Seite betrachte, hat sich sein Blick wieder in der Ferne verloren und bekommt plötzlich einen anderen Ausdruck. „Ich kann dich verstehen. Ich habe etwas ähnliches durchlaufen.“ Er leckt sich unsicher die Lippen und kratzt sich den Hinterkopf, was mir eigentlich mehr als genug sagen sollte, dass hier Schluss ist. Dennoch ist meine Neugier und gleichzeitige Ratlosigkeit über Kizuna so groß, dass mir schon die Worte entgleiten sind bevor ich richtig über den Satz nachdenken konnte: „Was ist passiert?“ Er zieht die Luft in die Lungen und sieht dabei aus, als wenn es schmerzt. Kurz kommt mir wirklich in den Sinn es übertrieben zu haben und ich spüre bereits Reue in meiner Brust wachsen. „Sie ist vor langer Zeit gestorben. Somit bin ich frei.“ Er lächelt, doch zeigen seine grasgrünen Augen immer noch den Schmerz, welcher ihn verrät. „Das tut mir leid.“ „Mhm.“ Er wendet sich ab und stützt seinen Kopf in seine Handfläche, als wolle er sich verstecken. Es ist gerade zu unmöglich das aufkommende Mitleid zu unterdrücken, welches meine Gedanken beeinflusst. Eine Liebesgeschichte die mit dem Tod endet ist nie gut, egal wie sie begonnen hat. Mir schießt Romeo und Julia in den Kopf und mich schauderts. Es ist nicht so, als wenn ich die Geschichte nicht toll finden würde, nein. Jede hoffnungslose Romantikerin ist begeistert von dieser Tragödie auch wenn sich niemand den genauen Ablauf für sich selbst wünschen würde. Allerdings sind die Darstellungen, in denen einer der beiden Liebenden weiter lebt, die nach meiner Meinung eigentlich viel schlimmeren Tragödien. Wer lebt schon gerne weiter mit den Erinnerungen an die Liebe, die er einmal gefunden hatte, um dann in einen so schlimmen Schmerz zu fallen, dass man glaubt das Leben habe gar keinen Sinn mehr. Dem anderen in den Tod zu folgen ist leicht, jedoch weiter zu leben und seinen Weg in irgendeiner Weise zu beschreiten ist mutig und schwer. Nichts davon würde ich mit feige oder dem Gedanken damit verknüpfen, er habe sie nicht genug geliebt, um ihr in den Tod zu folgen. Wie absolut schwachsinnig. Aber an sich ist es egal, wie man seine Entscheidung trifft. Eine Tragödie mit dem Tod eines Liebenden ist es zumal eh. Und genau so eine sitzt neben mir. Mein Blick wandert verstohlen zur Seite. Er ist in Gedanken versunken und spielt mit dem Gras unter seinen Füßen. Als er meinen Blick bemerkt, lächelt er. Mir zieht sich das Herz dabei zusammen. „Wann wirst du gehen?“ Er weicht aus, ganz klar. „Morgen in der Früh.“ Ich will nicht das er das Thema wechselt, auch wenn er verständlicherweise nicht darüber reden möchte. Doch etwas will ich ihn noch fragen. „Kannst du mir irgendeinen Rat auf den Weg mitgeben?“ Unweigerlich sind wir bei irgendeinen Punkt in duzen geraten, was sich jedoch viel besser an fühlt als ständige, steife Höflichkeit. Ich blicke ihn an und er versteht was ich meine, als ich nervös an meinen Lippen herum beiße. Er lächelt abermals. Diesmal ist es ein Echtes. „Nun... ich kann dir nur sagen, dass du dich deinen Problemen stellen solltest. Allerdings bleibt es dir frei selbst darüber zu entscheiden wann. Ich sage dir allerdings, dass es manchmal auch erforderlich ist sofort zu handeln. Denn manchmal bleibt dir später dazu die Möglichkeit verwehrt...“ Sein Blick schweift wieder in die Ferne ab. Als eine leichte Brise uns erfasst wippt sein Haar auf und ab. Es ist mir klar, dass er auf seine eigene wahrscheinlich schreckliche Tragödie hinspielt. Zwangsläufig erinnert es mich an ein Vater-Sohn-Gespräch. „Lern aus meinen Fehlern, Sohn!“, sagt der Vater lächelnd und tätschelt liebevoll die Schulter seines Buben. Ich ziehe die Lippen zu einer schmalen Linie und nicke ihm dankbar zu. Dann lasse ich das Thema endgültig fallen und reiche ihm meine Hand. Er blickt skeptisch. „Ich heiße Kagome.“ Er grinst. „Ich bin Akeno.“ Dann ergreift er meine Hand und ich gefriere im gleichen Moment. Seine Hände sind so unglaublich rau und aufgerissen, ohne dass ich überhaupt einen Blick auf diese riskieren muss. Allein seine Berührung reicht aus, um es zu wissen. Sanft lasse ich los, um dann doch einen Blick darauf zu wagen, ehe mir meine Vermutung bestätigt wird. Im gleichen Moment zücke ich bereits aus meinem Ärmel meine eignest-hergestellte Handcreme und beginne damit sie auf seinen Handflächen zu verteilen. „Wenn du so weiter machst, entstehen Entzündungen.“ Ein Glucksen reist mich aus meiner Arbeit und ich blicke hinauf. Sein kantiges Gesicht zeigen mir ein breites Grinsen. Er winkt jedoch ab. „Es ist nichts. Ich danke dir.“ Aufopferungsvoll überreiche ich ihm das Töpfchen und sage, er kann es behalten. Ein Geschenk von mir. Abermals bekomme ich sein freches Grinsen zu sehen, welches mich in irgendeiner simplen Form gut stimmt. Seine Anwesenheit beruhigt mich, lenkt mich wahrscheinlich von Allem kuriosen ab, was mich im Moment umgibt. Ein einfaches Gespräch ist gerade das, was ich in meinem verwirrten Leben brauche.   nur noch um dich. -----------------   nur noch um dich.     Schwitzend erwache ich aus meinem, mir unlieben Traum und streiche wir einzelne verwirrte Haarsträhnen beiseite, ehe ich mir meinen kühlen Handrücken auf die Stirn lege. Ich habe mich eindeutig geirrt. Es ist mir einfach nicht möglich, nicht an ihn zu denken. Selbst in meinen Träumen sucht er mich heim. Es ist schon fast gruselig, wie weit er oder dieses Band mein Unterbewusstsein erobert hat. Den ganzen vergangen Tag habe ich zwar die Tagträumerrein so weit es geht unterlassen, doch mir ständig immer und immer wieder in den Kopf zu setzten nicht an ihn zu denken, bezeugt nur, wie sehr ich ihm schon verfallen bin. Es ist zum verrückt werden. Wie nur kann ich ihn vergessen? Unruhig lecke ich mir über die trockenen Lippen und kann dabei nicht verhindern mir seine innerlich in den Kopf zu rufen. Mein Körper fängt an wollig zu kribbeln, während meine Kopf mir zuschreit, wie widerlich ich bin. Was ist nur aus mir geworden? Wieso habe ich plötzlich solche lasziven Gedanken, die mal so gar nicht zu mir passen? Stöhnend schmeiße ich mich auf die Seite und ziehe meine spärlich wärmende Decke fester um meinen Körper, gebe der Flut aus Fantasien und Träumen nach und gleite langsam in einen leichten Schlaf.       Etwas unsicher laufe ich durch das kniehohe Gras. Zwar habe ich die Dorfbewohner vorher gefragt, in welche Richtung mein Dorf liegt, doch sicher ob der Weg immer noch richtig ist, bin ich mir nicht. Ich stöhne etwas verärgert über meinen schlechten Orientierungssinn. Doch nützen tut es alles nichts. Meine Aufmerksamkeit wird auf den kommenden Wald vor mir gelenkt. Etwas weißes steigt zischen dem Blätterdach hervor und wirft mich unweigerlich in die vergangen Tage zurück und zu dem einem Wesen, welches mir seit dem im Kopf rum spuckt. Kurz bleib ich wie versteinert stehen, wobei sich mein Körper schon auf ein herrliches Bad einstellt. Doch ich zögere verständlicherweise aus Folge dessen, was ich das letzte mal dort erleben durfte. Zwangsweise stelle ich mir die Frage, was ich jetzt machen soll. Noch mal riskieren, in seinen Gewässern zu baden geht an sich auf keinen Fall. Dennoch ist die Verlockung so unnatürlich groß, dass ich mich abermals frage, ob ich überhaupt noch ich selbst bin. Früher hätte ich anderes reagiert, schließlich war ich nicht lebensmüde. Doch plötzlich steht der Daiyoukai in einem derart anderem Verhältnis zu mir, dass sich mein Innerstes schier zerreißt. Kaum noch ein Gedanke, der dem anderen nicht widersprechen möchte und daraus folgende Taten, absolut unüberlegt und chaotisch erscheinen. Doch dieses wird’s anders laufen. Zögernd mach ich einen Schritt nach dem nächsten, mit der Absicht, den Quellen einfach aus dem Weg zu gehen. Ich kann nur hoffen, dass der Lord bereits weit weg ist. Mir entgeht jedoch nicht, wie sich in mir das Verlangen ausbreitet, den Daiyoukai wiederzusehen. Doch ich verbiete es mir. Er will mich nicht sehen, also will ich es auch nicht. Das wäre ja noch schöner! Etwas leiser schleiche ich nun durch das Dickicht. Ich muss ja nicht wie ein Elefant rumlaufen und alle auf mich aufmerksam machen, doch innerlich weiß ich, dass es sinnlos wäre sich vor dem Lord verstecken zu wollen. Seine Dämonenfähigkeiten sind mir eindeutig überlegen. Allein mein Geruch würde er wahrscheinlich aus aber von Kilometern wahrnehmen. Kurz bleib ich stehen, als ich schon fast die Quellen hinter mir lasse. Meine Neugier nagt immer stärker an mir, doch mein Sturheit steht diesem im Weg. Ich schätze meine Möglichkeiten und deren Folgen ab. Ersten: Ich geh weiter und werde den Herrn des Westens erstmal nicht wiedersehen. Zweitens: Ich geh dort hin und werde den Lord wieder sehen und er bringt mich dann höchstwahrscheinlich um, wenn er Kizuna wirklich so gut ignorieren kann, wie er behauptet. Drittens: Ich geh dort hin, er ist schon längst weg und ich versinke in Enttäuschung und Sehnsucht. Schwer seufze ich und erkenne, dass nichts davon wirklich zufriedenstellend ist. Ich blicke gequält durch das Blätterdach und hoffe in den vorbeiziehenden Wolken die Antwort zu finden. Komischerweise sieht dabei eine bei genauerem Betrachten aus wie ein Hund. Das gibts doch nicht. Leicht lache ich verzweifelt und zugleich belustigt über meinen Entdeckung. Dann seufze ich laut aus und schüttle bereits über meine nächste Handlung den Kopf. Na dann, wenn es der liebe Gott so will... Ich atme noch einmal durch, ehe ich mich umdrehe und geschockt die Augen aufreiße. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt trifft mich ein tödlicher, roter Blick und kurze Zeit scheint die Zeit still zu stehen. Aus Reflex springe ich zu Seite. Gerade noch rechtzeitig, wie ich feststellen durfte. Dort wo ich noch vor einem Moment stand steckten jetzt die spitzen, langen Krallen des echsenartigen Dämons im Boden. Ein lauter, wutentbrannter Schrei hallt durch den Wald, ehe das Monster auf mich zurast. Ich rolle mich zur Seite, als es abermals ausholt und ignoriere mein schmerzendes Knie, als ich mir an spitzen Steinen die Hose aufreiße. Doch das Vieh lernt anscheinend schnell. Durch den Wind spüre ich gerade zu, wie knapp er mich verfehlt hat. Das nächste Mal wird es kritisch. Als hätte er meine Gedanken gelesen kommt der Dämon abermals auf mich zu. Ich knirsche mit den Zähnen und handle schon fast zu meiner eigenen Verwunderung instinktiv. Blitzartig ziehe ich einen Pfeil und schieß. Mit einem schneidenden Ton spiest sich die Waffe in seinen Schädel und ein kurzer Augenblick scheint die Zeit abermals still zu stehen. Dann ertönt ein weiterer Schrei von dem Monster, dieses mal jedoch einige Oktaven höher. Von der läuternden Kraft meines Pfeils löst sich der Dämon unter schrillen, Schmerzensklängen langsam auf und erlöst mich aus meiner muskelzerreißenden Spannung. Erst jetzt höre ich das Pochen meines eigenen Pulses im Ohr, das Klopfen meines rastenden Herzens und das überdurchschnittliche Arbeiten meiner brennenden Lungen. Ich schließe kurz beruhigend die Augen, während mir klar wird, wie knapp ich gerade dem Tod entkommen bin. Wieso habe ich ihn nicht gespürt? War ich so in Gedanken? Alles nur wegen diesem bescheuertem Band? Soll ich etwa an nichts mehr anderes denken können, als an den Daiyoukai? Wut steigt in mir hoch. Es reicht endgültig! Ab jetzt ist Schluss damit! Konzentriere dich gefälligst, Kagome! Ich atme einmal tief durch ehe ich die Augen wieder öffne. Und wieder bekomme ich einen Schock. Hinter dem, sich auflösenden Dämon erscheint ein anderes, jedoch viel mächtigeres Wesen, welches mich unter verwundertem Blick betrachtet. Seine Hand liegt auf dem Griff seines Schwerts, jede Sekunde bereit gewesen es zu ziehen. Doch er stellt genauso verwundert wie ich es bin fest, dass seine Hilfe hier nicht notwendig gewesen war. Wieder fängt mein Herz an wie wild zu rasen, doch dieses mal nicht wegen Angst. Ich hätte nie geglaubt, mal froh zu sein, den Lord zu sehen.   Zögernd beendet er seine Kampfhaltung, nimmt seine Hand von seinem Schwert und kommt herhabendes Schrittes auf mich zu. Dabei können sich meine Augen nicht von seiner Gestalt lösen, egal wie sehr ich mich dazu auffordere. Allein schon, dass ich hier auf dem Boden sitze und er auf mich herabblickt schüchtert mich eine Art und Weise ein, die ich bis dahin nicht kannte. Kaum zu glauben, dass ich mal von der Macht die eine Person ausstrahlt aus der Fassung gebracht werde, wo mich ansonsten sowas noch nie interessiert hat. Doch gerade jetzt, wo es ihn anscheinend so sehr missfällt, nicht gebraucht geworden zu sein, drückt er mir derart dominant sein Youki entgegen, dass ich nur noch mit bedrückendem Gefühl schlucken kann, um den Kloß aus meinem Hals zu bekommen. Kurz vor mir kommt er schließlich zum stehen, kniet sich runter und betrachtet mich ausgiebig. Sein Geruch schweift mir entgegen und ich ertappe mich dabei, wie ich ihn mir merken möchte, weil er auf eine komische Art und Weise Entspannung bei mir hervorruft. Dann schwnagt etwas in ihm, was mich verwundert die Augenbrauen kräuseln lässt. Sein Aura scheint plötzlich irgendwie...verwundert und besorgt. Dabei schein ich bereits den Grund zu kennen, als ich seinem starrem Blick folge und mein blutende Knie erblicke. Dennoch kommt es mir so unecht vor, dass sich einer der stärksten Dämonen um ein Menschenweib sorgt, sodass es fast instinktiv wirkt, als ich mir den Daiyoukai nochmals betrachte, um meine Vermutung zu bestätigen. „Ich bin ok.“, versichere ich ihm und lache innerlich über mich selbst, weil ich dem Bedürfnis nachgebe, ihn beruhigen zu möchten. Schon komisch, dass er sich überhaupt so etwas wie Sorgen um mich macht. Er ist gar nicht der Typ für sowas. Doch im gleichen Moment frage ich mich inständig, was Sesshoumaru für ein Typ eigentlich ist. Es schien mir sonst so eindeutig und logisch, habe ich ihn doch immer als den kaltherzigen Bruder Inu Yashas betrachtet, der insgeheim doch eine nette Seite in irgendeiner seltsamen Form zu besitzen scheint. Aber eigentlich ist er mir völlig fremd. Er erhebt sich, dreht sich um und geht. Sein wehendes Haar reist mich dabei aus meiner Starre. „Warte, Sesshoumaru! Ich..“ „Ich erlaube dir noch einmal.... “, er mustert mich kurz abschätzend von oben bis unten „ ...dich in meinen Quellen zu erholen.“             „Sesshoumaru, ich dachte eigentlich, dass ich alleine baden würde...“ Ignorierend sitzt mir der Daiyoukai, wie schon beim letzten mal gegenüber. Seine Mimik ist ausdruckslos und undurchschaubar. Laut stöhne ich, während ich mein blutendes Knie vorsichtig im Wasser von alles Steinen und Dreckspuren befreie. Ich hab wirklich nicht damit gerechnet, dass er mir Gesellschaft leisten wird, als ich sein Angebot dann doch dankbar angenommen habe. Doch vielleicht geht es ihm ähnlich wie mir. „Hattest du auch die ganze Zeit das Gefühl, als wenn etwas fehlen würde? Doch als ich dich sah, war es wie weggeblasen...“ Gedankenverloren blicke ich ins Wasser, so weiß ich doch genau, dass er mich sowieso nicht anschauen wird. Jetzt wo ich so entblößt mit ihm in der Quelle sitze, kann ich ihn auch direkt auf meine Gedanken und Gefühle ansprechen. Einen Unterschied machen wird es sowieso nicht. „Ist das Kizuna?“ Ich blicke ihn an. Angst oder Furcht hatte ich seit seiner Berührung nicht. Irgendwie weiß ich, dass er mir nichts tun wird. Dennoch bleibt auch immer das Unerwartete, denn auch seine Aktionen scheinen sich von seinen vorherigen zu unterscheiden... Auch wenn ein Teil seiner Gefahr an mir abprallt wie ein Ball an einer Wand, so lässt sich doch auch hier immer irgendwo ein Fenster finden, was man zerschießen kann. Schließlich könnten auch Worte weh tun... Auf irgendeine Antwort seinerseits warte ich nicht wirklich auf meine schnulzigen Fragen. Deswegen bin ich auch nicht sonderlich enttäuscht...                     Etwas in Gedanken greife ich hinter mich und hole meine Bürste hervor. Das alte Ding hat schon einiges mitgenommen, doch erfüllt es seinen Zeck immer noch besser als die groben Käme in dieser Epoche. Das dieser zusätzlich noch meiner Mutter gehörte macht ihn zu etwas so Kostbarem, das mit Geld nicht zu bezahlen wäre. Seufzend fahre ich mir damit durch meine schwarzen, sogenannten Haare. Mehr noch sind sie momentan als Strohballen zu bezeichnen. Die zahlreichen Knoten sind die Quittung dafür, dass ich es in den letzten Tagen hab schleifen lassen. Die Tätigkeit einer Miko nimmt einen ab und zu so stark in Beschlag, das andere Dinge unwichtig werden. Darunter zählt auch die Körperpflege. Eine Haarkur wäre jetzt nicht schlecht. Ich seufze in Gedanken auf, als ich mir innerlich vorstelle, wie schön sich das Haar nach der bezaubernden Paste angefühlt hat. Plötzlich eine Regung. Keine körperliche, sondern eher seelischer Natur. Ich schiele zu dem Lord rüber und bemerke seinen Blick auf meinem Werkzeug. Ist das Neugier, was sich in ihm regt? Doch bei genauerem Betrachten ist es wohl viel mehr eine stumme Aufforderung an Meinesgleichen. Kurz beiß ich mir nachdenklich und unschlüssig auf meiner Lippe. Doch dann packt mich der Mut und ich stoße mich von dem Felsen ab. Langsam nähere ich mich ihm, immer darauf bedacht jede Veränderung seiner Aura im Blick zu haben. Schließlich will ich in einem Stück wieder nach Hause. Doch mein Gespür sagt mir, dass er nach wie vor interessiert ist. Normalerweise widerspricht es mir prinzipiell, jemand Anderen zu bedienen. Doch gerade weil dieses do deutliche Wohlgefallen an meinem Kosmetikgegenstand haften bleibt, ist es für mich um so verrückter dem nach zu gehen. Schließlich sitz vor mir ein mächtiges Wesen, dem ich absolut nie nachgesagt hätte, gefallen an solchen Gegenständen zu finden. Schon irgendwie absurd. Mit leichter Spannung setze ich mich neben ihn, blicke ihm in die Augen, ehe ich mir eine Haarsträhne nehme und anfange diese zu kämen. Fast ohne Widerstand gleitet die Bürste durch das schimmernde Silber, womit sich meine Vermutung bestätigt. Es fühlt sich wirklich so schön an, wie es aussieht. Die Intensität, wie es schimmert kommt mir dabei ungewöhnlich überdurchschnittlich vor. Fast, als wenn es von innen her leuchtet. Während ich mich nun der nächsten Strähne widme, beschließe ich unsere Beziehung nicht nur in Hinblick auf körperliche Nähe wachsen zu lassen, sondern auch geistig. Doch schon seit längerem gehen mir Vermutungen durch den Kopf, die ich endlich von seiner Seite her bestätigt haben möchte. Zumindestens würde ich mir gerne verdeutlichen, welches Bild er von mir und dem allem hier hat. Momentan ist dieses wohl eher unschlüssig, hat er doch gesagt er würde sich nicht von dem Band beeinflussen lassen und sitz dann doch wieder hier mit mir in der Quelle, wie vor einigen Tagen es bereits der Fall war. Also hol ich leise tief Luft und beschließe direkt auf den Punkt zu kommen: „Du hasst es, dass gerade uns Kizuna getroffen hat.“ Ich halte kurz inne, jedoch nicht um eine Erwiderung seinerseits abzuwarten. Nein, ich bestätige mir im Inneren nur noch mal meine nächste Aussage. „Du bereust es, mich vorher nicht getötet zu haben!“ So hart die Tatsache auch ist, sie entspricht wahrscheinlich der Wahrheit. Ich habe in den letzten Tage natürlich auch an ein „Was wäre wenn“ gedacht und an die Möglichkeit, wie man das alles hätte verhindern können. Für ihn käme da natürlich die einfachste Variante in Frage. Er beseitig mich schlichtweg. Als ob er sich auch nur eine Sekunde damit beschäftigen würde eine Möglichkeit zu finden, wie wir beide gut aus der Sache rausgehen könnten... Das würde so gar nicht zu ihm passen.   Zu schnell für das menschliche Auge dreht sich der Lord des Westens in meine Richtung und baut sich vor mir auf. Ich erschrecke mich so stark, dass mir die Bürste aus der Hand fällt. Leicht überrascht blicke ich in seine ausdruckslosen Augen. Einen Moment später realisiere ich, dass ihm das Wasser gerade mal noch bis zu Hüfte reicht und das meiste seines gut gebauten Körpers freigibt. Etwas rot verfalle ich in eine Starre und nagel meinen Blick in seine Augen feste. Dabei bete ich, dass er meine Blicke nicht gemerkt hat, auch wenn ich wenig Hoffnung habe. Doch als er mich plötzlich an sich drückt, ich seine harte Muskulatur an meiner Brust spüre und sein männlicher Duft mir meine Sinne vernebelt, bin ich der festen Überzeugung, dass er jetzt auf jeden Fall mein knallrotes Gesicht bemerken muss. Einen entsetzen Laut kann ich mir schlichtweg nicht verkneifen. Doch als ich protestierend die Hand gegen seine Brust lege schießen mir derart Blitze durch den Körper, dass sich abermals mein Körper in eine Starre versetzt, die ich niht vermag zu lösen. Als wäre diese Pose nicht schon schlimm genug, beugt er sich plötzlich zu mir hinab und haucht mir leicht ins Ohr. Wieder bekomme ich Gänsehaut, doch dieses mal liegt es an einem anderen Feuer. „Sesshoumaru! Was tust du?“ Die Stimme die mir aus meiner Kehle entweicht verrät meine Nervosität. Unweigerlich ärgere ich mich darüber, wie schnell er mich aus der Fassung reisen kann und dabei mit meinen Gefühlen und Gedanken spielt. Allein seine Nähe lässt meine Herz in einem so unnatürlichem Rhythmus schlagen, dass ich mir schon sorgen um meine Gesundheit mache. Die Gerreizheit gibt mir Kraft mich aus meiner Strarre zu lösen, sodass meine Hände dieses Mal gegen seine Arme drücken, die mich daraufhin noch etwas fester an ihn pressen. Mein Widerstand bewirkt nur noch mehr Scham in mir wachsen und sorgt für ein Chaos meiner Gedanken. Was geht hier bitte ab? Er verachtet mich doch. Wir sind nackt! Das kann er unmöglich ernst meinen.   „Kagome“   Es ist nur leise, dennoch zucke ich so heftig zusammen, dass ich kurz befürchtete meine Beine würden weg knicken, wenn nicht seine straken Arme mich halten würde. Als seine Stimme meinen Namen das aller erste Mal wispert wirkt es so falsch und unecht. Gleichwohl mir es nie wirklich bewusst gewesen ist, dass er bisher niemals meinen Namen auch nur erwähnt hat, tifft es mich jetzt wie ein Schlag. So absurd es auch irgendwie klingt, so glücklich macht es mich plötzlich, es wert zu sein, dass er mich beim Namen nennt. Mein Herz fängt an erfreut in meiner Brust zu schlagen. Es ist unmöglich, dass er das nicht spürt. „Es ist egal, dass es gerade dich getroffen hat. Jedes andere Wesen wäre genauso unerwünscht!“ Ich wage es nicht zu sprechen, in der Angst, er könnte sich von mir abwenden und wieder der ignorante Daiyoukai von eben werden. Doch bereits jetzt spüre ich den aufkommenden Schmerz, welche seine Worte hinterlassen. Die gerade euphorische Freude verschwindet so schnell, wie sie gekommen war. „Ich habe kein Interesse an eine Gefährtin. Kizuna stört mich nur. All diese Gefühle behindern mich. Allein deinen Namen zu nennen, dich mich spüren zu lassen reicht, um dich an mich zu binden, dich glauben zu lassen, dass hier sei Liebe. Aber das ist es nicht und das wird es nie sein.“ Seine Worte schmerzen, obwohl sie das nicht sollten. Doch dass er mich absichtlich zum Narren gehalten und ich blindlings seine Erwartungen erfüllt habe, lässt eine derartige Wut über mich selbst entflammen, die ich kaum zurück zu halten vermag. Zugleich bin ich irgendwie enttäuscht darüber, dass er die erste Nennung meines Namens für solch eine Situation missbrauchte. Mein Kiefer spannt sich an, als ich die Wut in mir bremse nicht heraus zu brechen. Wenigstens meine Schmerz werde ich ihm nicht auf einem silbernen Tablet servieren. „Eines solltest du dir klar machen: Ich werde keine Rücksicht auf dich nehmen. Und wenn ich davon gewusst hätte, ja dann hätte ich dich vorher getötet.“ Er spricht die Wahrheit, dass spüre ich. Diese Sätze passen zu ihm. Dennoch glaube ich, dass es ihm trotzdem mehr missfällt, einen Mensch als Verbündete zu haben, als eine Dämonin. Kein Wunder, dass er sich meinen Tod wünscht. Wie bescheuert das ganze doch ist. Zwei Wesen, die unterschiedlicher nicht hätten sein könnten, sich nicht mal leiden können und dann auf solch brutale Weise aneinander gebunden werden. Kizuna löst in mir ein solches Chaos an Gefühlen aus, dass ich gar nicht weiß wo mir der Kopf steht. Alles ist so verwirrend. Erschöpft schließe ich die Augen, lasse damit meine Wut ein kleinwenig fallen und lehne meinen Kopf gegen seine Marmorhaut. Auf einmal ist es mir vollkommen egal, dass wir beide splitterfaser nackt, so nahe beieinander stehen. Es ist mir egal, dass er mein schwer schlagendes Herz in meiner Brust spürt. Es ist mir sogar egal, dass er mich jede Sekunde in Stücke reisen könnte, auch wenn ich eigentlich weiß, dass er mir nichts tun wird. Doch die Gewissheit, dass wir beide zu solch einem Schicksal verbannt sind macht mich plötzlich tieftraurig. Erst habe ich gedacht, dass allein ich wirklich darunter leide. Ich liebe Inu Yasha, dennoch fühl ich mich so stark von dem Lord angezogen, dass nicht eine Minute vergeht, in der nicht an ihn denke. Schreckliche Gewissensbisse gegenüber dem Hanyou plagen mich deswegen. Wie kann ich ihm nur so unter die Augen treten? Doch wie ich jetzt verstanden habe, quält Sesshoumaru die Verbindung zu mir ebenso. Auch er wird von seiner Aufgabe, das Land zu regieren abgelenkt, indem er sich versucht von Kizuna zu befreien. Das dies nicht möglich ist wissen wir beide. Und dennoch kämpft er dagegen an. Schwer seufzend spüre ich seine heiße, nasse Brust unter meiner Stirn. Dabei wundere ich mich, dass er dies zulässt. Unweigerlich landet mein Blick, beim Öffnen meiner Augen auf seine schöne geformte Bauchmuskulatur. Doch nur nebenher merke ich, wie meine Finger sich selbstständig machen und diese erforschen. Zu sehr bin ich noch in Gedanken und versuche ein Lösung für unser beider Problem zu finden. Erst sein tiefes Knurren, welches seinen Körper vibrieren lässt holt mich wieder in die Realität zurück. Ich schlucke schwer, als ich begreife, was ich hier eigentlich tue. Sofort nehme ich die Finger von seinem Körper und presse sie stattdessen gegen meinen. „Wir können nichts dagegen tun, oder?“ Zögerlich hebe ich den Kopf und schaue dem Dämon ins Gesicht. Wenn er mich anlügen würde, würde ich es sehen, wobei er es in keiner Form je für nötig gehalten hat zu lügen. Er jedoch sieht mich weiterhin an, ohne Abscheu aber auch ohne Freundlichkeit. Wie nicht anders zu erwarten. Seine Lippen lenken meine Aufmerksamkeit auf sich, als er anfängt zu sprechen: „Du wirst in meiner Nähe bleiben. Nur so kann ich weiter mein Reich regieren.“     Und ich würde ------------- Und ich würde Immer noch hallen seine Worte in meinen Kopf nach und erst nach dem dritten oder vierten Mal glaube ich seine Worte verstanden zu haben. Meine gerade entdeckte Sympathie schlägt in Verachtung um. Ich reagiere instinktiv. „Nein!“ Ich funkle ihn zornig an und starte einen neuen Versuch ihn von mir zu schieben, doch ich erhalte nur ein mürrisches Knurren als Ergebnis. Dabei fährt er mir gefährlich stark mit seinen Nägeln über die Haut. Die Warnung ist eindeutig und lässt sofort meinen Widerstand erstarren.Ich erschaudere, als eine kurze Böe mich meine entböste Situation zusätzlich klar werden lässt. Jede meiner Reaktion muss wohl überlegt sein, sonst war es vielleicht die letzte. Trotz, das Kizuna ihn bremst, glaube ich, dass es Momente gibt, in denen er dies umgehen kann. Er wird seinen Stolz garantiert nicht untergraben lassen von irgendeiner Legende der Inuyoukai. Dafür ist er einfach zu arrgogant und zu stark von sich überzeugt. Doch wenn er glaubt er ist der einzige, der hier seinen Dickschädel durchschlagen kann, dann hat er sich geschnitten. „Ich liebe Inu Yasha! Und das wirst du mir nicht nehmen!“ „Ich bin nicht derjenige, des es dir nimmt, sondern Kizuna. Das sollte dir klar sein Mensch.“ Ich halte den Atem an, als ich in sein verärgertes Gesicht blicke. Ihm scheint seine Entscheidung, mich bei sich zu behalten ebenso wenig zu passen, wie mir. Doch er hat es so beschlossen und damit steht die Sache. Er beugt sich hinab, Millimeter von meinen Lippen entfernt. Sein Gold durchbohrt geradezu meine Augen und kurz durchfährt mich ein nervöses Prickeln. „Dein armseliges Liebesleben kümmert mich nicht. Ich will nicht meine Zeit verschwenden, indem ich hinter einen dahergelaufenen Menschen nachjage. Deswegen bleibst du ab sofort an meiner Seite.“ Seine Aura zeigt mir, wie ernst es ihm ist. Seit dem das Band zwischen uns besteht, spüre ich genau, was in ihm vorgeht. Es ist wie eine Gabe, wenigsten ansatzweise das Handeln und Denken nachzuvollziehen. Wenigstens kann ich ihn so etwas besser einschätzen. Meine Wut allerdings zügelt es in keinster Weise. Was bildet sich dieser aufgeblasene Daiyoukai eigentlich ein? „Du kannst mich nicht zwingen!“ Ich speie ihm geradezu die Worte ins Gesicht und lasse ihn meine Wut spüren. Er wird wahrscheinlich meine Aura genauso entschlüsseln können, wie ich die seine. Zu meiner Verwunderung zeigt er das erste mal in seinem Gesicht eine eindeutige Regung. Kalt und gleichzeitig verbittert lächelt er mir entgegen. Ich merke ihm seine Überlegenheit deutlich an. Plötzlich, ohne Vorwarnung ergreift er dominant mein Haar von Hinten und zieht daran. Ein erstickter Laut weicht aus meiner Kehle, findet jedoch nicht den Weg aus meinem Mund. Als schließlich seine Zähne und sein heißer Atem an meinem Hals streifen, jagt ein Schauer bis tief in meine Knochen durch meinen Körper. Obwohl ich Inu Yasha liebe und ihn nach wie vor will, kann ich nichts dagegen tun, für Sesshoumaru nicht das gleiche zu empfinden. Ich bin.... ihm schlichtweg ausgeliefert. Er löst sich von mir, als mein Widerstand erlischt und sieht mich an. Seine Augen glänzen von Erkenntnis und Sieg. „Ihr Menschen seid wirklich eine Schande!“ In einer schnellen Bewegung dreht er mich um und presst meinen, bereits kalt gewordenen Rücken an seine wohlig warme Brust. Die eine Hand fest um mein Handgelenk, die andere wandert meinen Rumpf hinauf zu meiner Oberweite. Bestimmende Küsse, die wohl eher eine Warnung darstellen sollen, verteilt sein Mund an meiner Hauptschlagader, während ich geschockt nach Atem ringe. „Nein, warte!“ ich versuche noch ihn mit meiner verbleibenden, freien Hand davon abzuhalten, aber bereits im nächsten Moment packt er ohne Scharm eine meiner Brüste, als wäre es da normalste der Welt, während ich entsetzt die Luft in meine Lungen ziehe und mir einrede, dass das hier gerade nicht wirklich passiert. Energisch massiert seine klauenbesetzte Hand mein Fleisch, bedacht darauf, mich jedoch nicht zu verletzen. Dabei ist seine Hand entgegen meiner Erwartungen weich und kurz frage ich mich ob auch sein restlicher Körper schlechthin von Perfektion trotzt. Seine heißen Lippen wandern nun zu meiner Schulter. Kurz spüre ich seine Zähne, wie ein Messer über meine Haut schneiden. Eindeutig zeigt er mir seine Dominanz. Wenn ich mich jetzt bewege ist es aus. Noch bevor ich es selbst realisiere, entfährt mir im Gegensatz zu dazu ein beinahe lustvoller Laut. Ich spüre den Lord an meiner Schulter zufrieden grinsen. Doch auch wenn mein Körper nach seine Berührungen verlangt, so sträubt sich meine Seele umso mehr davor. Seine Mund wandert meine Schulter wieder hinauf und machen halt an meinem Gehör. Fast schon zärtlich beißt er in meinem Ohrläppchen, drückt seine Nase in mein Haar und zieht die Luft genüsslich ein. „Dein Geruch ist jedoch wirklich eine Wohltat.“ Ein Schauer rast durch meinen Leib, als mein Körper den Wandel seiner Stimme vernommen hat. Sie hat plötzlich etwas an Kälte verloren und ist nun durchdrungen von Spannung und... Begierde? Wieso? Fand er mich doch vorher so abstoßend und war angewidert von der Vorstellung mit mir verbunden zu sein. Und jetzt ist er so angetan von mir, macht mir sogar Komplimente und berührt mich, wie es sonst niemand zuvor getan hat. Es ist alles so irreal und verwirrend. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als sich seine Klauen an meiner Brustwarze zu schaffen macht. Verzweifelt ziehen sich meine Augenbrauen zusammen, während mein Mund einen stummen Schrei von sich gibt. Zerstreut hängt mir mein nasser Pony ihm Gesicht. Ich blinzle, um einzelne Strähnen aus meinem Blickfeld zu bekommen. Meine freie Hand krallt sich in seinen Arm, welcher mich immer noch an seinen Rumpf drückt. Unbekümmert reibt sich dieser an meinen Körper, bis ich erschrocken feststelle, dass ich seine Härte an meinem Bein wachsen fühle. Chancenlos entgleitet meiner Kehle ein sinnvolles Stöhnen, während mein Kopf vor Hitze zu kochen scheint. Mein Gesicht richtet sich dem Himmel entgegen, um den heißen Wasserdampf, der sich wie ein feuriger Schleier um mich hüllt zu entgehen. Alles scheint sich mittlerweile in meinen Kopf zu drehen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, fühle ich plötzlich seine Zunge über meinen Hals gleiten. Verführerisch langsam bringt er mich schließlich so um den Verstand. Mein Kehle wird trocken, als ich seine Hand wandert spüre. Obwohl ich seinen Arm immer noch fest im Griff habe, ist es so, als wenn es ihn überhaupt nicht interessiert. „Sesshoumaru, … Bitte!“ Meine Gedanken verschleiern sich ineinander, sodass ich zuerst gar nicht weiß worum ich bettle. Um Frieden? Um Erlösung? Oder etwa um mehr? Ich muss fast selber lachen, als ich mein erbärmliches Flehen in meinen Kopf abermals durchspielen lasse. Nicht mal mir selbst würde ich es glauben. Anscheinend denkt das der Lord hinter mir ebenso. Seine Hand bahnt sich nun einen Weg hinab zu meinen Schenkeln. Geübt fahren seine Nägel über meine dünne Haut und hinterlassen eine prickelnde Wirkung. Ich hab fast das Gefühl unter seinen Berührungen zu verbrennen. Immer noch hält er mein Handgelenk umschlossen, doch sein Griff hat sich leicht gelockert. Dennoch hätte ich keine Chance ihm zu entkommen. Seine Küsse auf meiner Haut enden plötzlich und ich wollte schon erleichtert ausatmen, als ich plötzlich seine langen starken Finger an meiner Scham spüre. Mühelos gleitet er in einer schneller Bewegung in mich. Ein stummer Schrei entweicht mir, als ich mich dem Himmel entgegen aufbäume. Das neue, ungewohnte Gefühl kämpft mit meiner innerlichen Anspannung über die ganze Situation. Scharm steigt in mir auf, bis sie überläuft in sich in dicken Tränen in meinen Augen bildet. Doch so geschockt ich im ersten Moment auch bin, so zweigeteilt ist mein Innerstes einen Augenblick später. Die Furcht, die Trauer, die Verzweiflung....all das empfinde ich, während ich ebenso, die heiße Sehnsucht und das Verlangen auf mehr in mir spüre. Mein Verstand weigert sich jedoch es zu akzeptieren. Ich weiß, dass nur Kizuna mich so etwas fühlen lässt. Nichts davon ist real. Alles nur ein Schein, entstanden aus einer Legende, aus einer bescheuerten Verbindung der InuYoukai. Und immer und immer wieder schießt mir die eine Frage durch meinen Kopf: Wieso gerade ich? am liebsten ----------- am liebsten   Manchmal gleite ich zurück in mein früheres Ich und erinnere mich daran, was für mich Liebe bedeutete. Jung und naiv glaubte ich an Vertrauen, gegenseitiges Unterstützen und Zuneigung. Mein erster Kuss sollte immer etwas besonderes sein. Wie ein Pokal wollte ich diese Erinnerung immer wieder in meiner Vitrine der besonderen Momente betrachten können. Mein Ehemann sollte liebevoll und zärtlich sein, mir ein oder zwei Kinder schenken, wenn ich so weit bin, sodass wir dann eine glückliche Familie sein könnten. All das wäre ohne weiteres mein Schicksal gewesen. An Inu Yashas Seite. Doch gerade jetzt und hier, in der Wirklichkeit schlug das Schicksal einen anderen Weg ein. Einen so brutalen und erbarmungslosen, dass ich mich kaum traue die angehaltene Luft aus meinen Lungen entweichen zu lassen. Der Wind hat sich so schnell gedreht, dass ich kaum glauben mag, mich in dieser Situation zu befinden. Doch leugnen ist allmählich zwecklos. Die Tatsachen liegen glasklar auf dem Tisch. Und so eindeutig es auch zu sein scheint, so sehr wehr sich mein Innerstes dennoch dagegen es akzeptieren zu wollen. Wie ein Magnet, der der falsche Seite seines Gegenstücks näher kommt. Meine Kehle fühlt sich trocken an, als ich stumm schlucke und meinen zitternden Körper zu beruhigen versuche. Doch so nahe, wie mir mein Schicksal im Nacken sitzt ist Ruhe so weit entfernt, wie die Aussicht auf mein früheres Leben. Also schließe ich die Augen und schicke meine stummen Gebete gegen den Himmel, damit wenigstens Gott mein Leben zu ändern vermag.   „Ah!“ Ein richtiger Laut entgleitet meiner Kehle und unterbricht somit mein Flehen. Ein weiter folgt, welcher eher der Ursprung von Lust entspringt, als der von Protest. Seine Finger bewegen sich in mir. Reiben an meinen inneren Wänden. Verschaffen mir ein Gefühl welches ich bis dato noch nie empfunden habe. Ich schüttle meinen Kopf. Der Schweiß in meinen Gesicht nervt, jedoch gibt es mir wenigstens einen kurzen Moment mich abermals ablenken zu können. Doch bereits mit einem weiteren Stoß in mich kehrt mit aller Macht dieses übertösende Gefühl zurück. Ich ersticke meinen eigenen Schrei mit meiner freien Hand, indem ich sie mir mit aller Kraft auf meinen Mund presse. Er soll nicht hören, wie mein Körper auf seinen Berührungen reagieren. Niemals! Zu meiner Verwunderung höre ich ihn hinter mir leise lachen. Kein Lachen, wie man es sich denken würde. Nein. Böse, dunkel und unheilvoll. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Im nächsten Moment lässt er von meinem Handgelenk ab und fast mir stattdessen an die Hüfte. Ich nutze meine neue Freiheit und versuche seine Pranken von mir zu lösen. Wie erwartet jedoch ohne Erfolg. Noch bevor ich einen neuen, aussichtslosen Versuch starten kann, spüre ich seine heiße Erregtheit an meiner Öffnung. Das Herz rutsch mir gleichzeitig nach unten, bevor es mir wieder hinauf schießt und mir im Hals stecken bleibt. Mein Kopf dreht nun völlig ab und ich kann kaum noch die sich überschlagenden Gedanken in eine richtige Reihenfolge setzen. Nein, nein, nein ,nein , NEIN! Bitte, alles nur nicht das! Ich schlucke schwer vor Anspannung, doch mein Körper ist wie ferngesteuert und reckt sich bereits gierig nach seiner Härte, während mein Innerstes zu brüllen scheint. Binnen kurzen Sekunden hat er sich mit einem kräftigen Stoß in mich versenkt, während seine Zähne sich in meinen Nacken bohren. Ein Ruck geht durch meinen gesamten Körper und ich schreie. Meine Stimme ist dabei verzehrt und fremd und kurz zweifel ich daran, dass ich es wirklich war. Ein paar Sekunden scheinbar nur hält dieser Schmerz an, doch mein Körper fällt nur langsam aus seiner Schockstarre. Schwer atmend sinkt meinen Kopf nach hinten auf die Schulter des Daiyoukais und allein bei der Bewegung verändert sich das Gefühl in meinem Inneren. Plötzlich weiß ich gar nicht mehr, ob ich dabei vor Schmerz oder Verlangen meine Fingernägel in sein Fleisch gebohrt habe. Einige Momente verweilen wir so, ohne dass sich einer rührt. Erst jetzt spüre ich das Beben, welches meinen geschundenen Körper immer wieder in Wellen überrollt. Mein Herz rast so schnell, als ob es mir durch die Brust schießen will. Nun ist es also passiert. Noch vor wenigen Tagen hätte ich so etwas nie geglaubt und jetzt ist es passiert. Ich habe meine Unschuld verloren. Nicht an Inu Yasha, sondernd an seinen Halbbruder.   Nur nebenbei höre ich mich hysterisch lachen, während sich die angesammelten Tränen von meinen Augen lösen. Ich lasse sie überlaufen und meinen Wangen hinabrollen. Zu viel Angst habe ich davor mich jetzt nur einen Millimeter zu bewegen. Ich will es nicht nochmal spüren, dieses Gefühl nach mehr. Nicht bei ihm. Immer noch liegt mein Hinterkopf auf seiner Schulter, derweil er weiterhin seine Fänge in meinem Nacken vergraben hat. Ich hätte also sowieso nicht einmal die Chance mich zu bewegen. Als hätte er meine Gedanken gelesen regt er sich auf einmal. Nur zögernd löst er seine Zähne aus meinem Leib und erst jetzt spüre ich das Brennen. Zischend ziehe ich die Luft zwischen den Zähnen ein. Meine Lippen beben vor Angst, als ich auf seine nächste Aktion warte. Mittlerweile schluchze ich.   Doch anders als erwartet stößt er mich plötzlich von sich. Als er sich aus mir löst fühlt es sich gleichzeitig richtig sowie falsch an. Mein Körper verlangt nach ihm, doch innerlich kann ich nicht mehr. Meine kollabierte Seele ergreift die Führung und schreit mich an zu fliehen. Ohne nach hinten zu schauen oder seine Handlung zu hinterfragen kämpfe ich mich aus dem Wasser, zu meinen Klamotten und sprinte los. Eine Heulattacke überkommt mich dabei, wodurch es mir schwer fällt den Weg vor mir überhaupt zu sehen. Doch all das zählt momentan nicht. Ich will einfach nur weg!     Schwer keuchend lasse ich mich auf die Knie sinken. Den Schmerz, den die spitzen Kieselsteine dabei erzeugen ignoriere ich gekonnt. Dafür habe ich einfach nichts übrig. Nicht nachdem ich so etwas erleben musste. Immer noch zittert mein nackter Körper unter den Erinnerungen an der letzten Stunde. Meine Kleidung liegt achtlos neben mir auf dem Boden. Ich hatte bisher nicht die Zeit gefunden, diese anzuziehen. Priorität hatte vorerst die möglichst große Entfernung zu dem Daiyoukai. Wie konnte er nur? Ich wollte das nicht und dennoch....verspüre ich Unzufriedenheit, Lust und Verlangen. So ein Mist! Ich will das nicht. Verdammtes Band. Wieso musste es auch ausgerechnet mich treffen? Und dann ausgerechnet auch noch Sesshoumaru! Wie auf Kommando reagiert mein Körper mit einem erfreuten Beben, als mir sein Bild in den Kopf schießt. Verzweifelt umschließe ich meinen eigenen Rumpf und versuche diesen Mann aus meinen Gedanken und aus meinen Körper zu verbannen. Er soll verschwinden, mich in Ruhe lassen. Mein Körper soll aufhören so zu reagieren. Als sich mein Kopf zu meinem Körper neigt rieche ich es. Sein Geruch ist überall an mir. Wie auch nicht, nachdem wir uns so nahe waren. Plötzlich realisiere ich, dass nicht nur ich diejenige bin, die diesen Geruch wahrnehmen wird. Inu Yasha mit seinen halb dämonischen Fähigkeiten wird ihn ebenfalls genaustens an mir riechen können. Angstschweiß tritt von meiner Stirn, als ich mir seine Reaktion darauf vorstelle. Er wird wütend sein, vielleicht sogar sagen, ich habe mich freiwillig auf ihn eingelassen, wenn er auch noch meine Erregtheit wahrnehmen kann. Verachten wird er mich, ohne jemals wieder mit mir zu reden. Die letzten Tränen, die meine Augen noch zur Verfügung haben, sammeln sich und laufen über meine Wange, die schon stark errötet ist. Das darf nicht passieren. Er darf mich nicht hassen. Während ich mit der Hand versuche den Tränenfluss zu unterbrechen, hadert mein Innerstes, was es jetzt genau tun soll. Ich könnte natürlich alles leugnen und versuchen so zu leben, wie bisher. Allerdings zeigen mir die letzten Tage ganz klar, das dies nicht lange eine Option sein wird. Wenn mir nicht gerade ein Wunder widerfährt. Bin ich vorerst an diesen Daiyoukai gebunden. Schwer seufzend gebe ich mich dem Gedanken hin, ihm alles ganz sachlich zu erklären. Wer weiß, vielleicht hilft er mir ja einen Lösung zu finden. Der Gedanken hellt kurz meine dustere Seele etwas auf, dennoch wird es nicht leicht werden. Ich muss unbedingt diesen Geruch von mir bekommen, sonst kann ich es vergessen, überhaupt mit ihm ein vernünftiges Gespräch zu beginnen. Als hätte mein Körper nur auf diese Aussage gewartet, nimmt das bisherige Dröhnen in meinen Ohren ab und lassen mich stattdessen nun ein Rauschen wahrnehmen. Verwundert blicke ich zu meiner linken und sehe einen Fluss. Die Strömung ist nicht all zu stark, so dass man sich darinnen waschen könnte. Mein Gesicht erhellt sich ein zweites Mal auf. Das ist die Chance, mit Hilfe von meinem selbstgemachten Duschgel und Wasser diesen Geruch von mir zu bekommen. So kann ich dann hoffentlich nach Hause zurück kehren. Mit einem einzigen Ruck erhebe ich mich, als mir ein schmerzverzehrter Laut entfährt. Irritiert blicke ich an mir herab und kann zunächst nichts ungewöhnliches feststellen, bis ich plötzlich warme, rote Flüssigkeit meine Beine herablaufen fühle. Geschockt blicke ich auf das viele Blut, was teilweise bereits an meinen Beinen getrocknet ist und zum anderen frisch an mir herab sickert. Ekel steigt in mir auf und eine unbändige Wut. Er war das. Ist die Menge an Blut überhaupt natürlich? Verdammt! Ruckartig hebe ich den Kopf und gehe zielstrebig auf den Fluss zu, nachdem ich mein Duschgel aus meiner Kleidung gefischt habe. Schwankend bewege ich mich auf den spitzen Steinen ins Wasser. Die Kälte ist für meinen erhitzen Körper durchaus angenehm, nachdem ich mich daran gewöhnt habe. Mein Kopf wird wieder klar, was mir jedoch nur noch schmerzhafter die Konsequenzen der letzen Stunde näher bringt. Knirschend presse ich die Zähne zusammen, als ich anfange meinen Körper zu waschen. Nur zögernd gleiten dabei meine Finger auch zwischen meine Beine. Wie erwartet brennt es wie Hölle, als ich den Schaum dort verteile. Ich kneife die Augen zusammen und versuche es weitgehend zu ignorieren. Ich muss sauber werden. Zuerst bin ich vorsichtig. Doch als dann meine Gedanken zum Hanyou gleiten steigt abermals Panik in mir auf. Wie eine besessene fahren allmählich meine Hände über meinen Körper. Immer fester und fester seife ich mich ein, bis es weh tut. Doch um Inu Yasha jemals wieder unter die Augen treten zu können, muss sein Geruch weg. Kurz nehme ich immer noch den Geruch seines Körpers an mir wahr, worauf ich einen kurzen fuchsigen Laut von mir geben und fester reibe. Gerade meinen Hals, wo er mich hinein gebissen hat leuchtet unter dem Schaum in einem rötlichen, gereizten Ton. In einer schnellen Bewegung tauche ich so weit es geht bis zur Hüfte in den Fluss und bespritze mich mit Wasser. Mittlerweile ist mir eiskalt, jedoch will ich nicht aufhören, ehe ich gänzlich sauber bin. Die gesamte Situation scheint mich dabei zu zerreißen, als mir wirklich klar wird, dass mein Leben nun ein Trümmerhaufen ist. Sollte es wirklich so sein wie Sesshoumaru sagt, so werde ich nie eine glückliche Zukunft mit Inu Yasha besitzen können. Ich werde vor ihm stehen und nichts fühlen, bis auf das Verlangen, bei seinem Halbbruder zu sein. Und dass, nach all dem, was wir auf uns genommen haben.... Warme Flüssigkeit verteilt sich mit der eiskalten auf meinen Wangen, als ich abermals anfange zu weinen. die Zeit --------       die Zeit       Abseits vom Rauschen des Flusses nehme ich plötzlich ein Rascheln wahr. Automatisch versteift sich mein Körper und macht sich auf das Schlimmste gefasst. Wenige Sekunden später hüpft ein Kaninchen aus dem Busch und lässt mich erleichtert ausatmen. Gott sei dank ist er es nicht... Doch gleichzeitig erreicht mich der Gedanke, dass es auch etwas ganz Anderes hätte sein können. Etwas, von dem ich mir sicher bin, dass es absolut keine guten Absichten verfolgt. Langsam und vorsichtig schreite ich über den spitzen Steinen zurück zum Ufer und versuche, möglichst ohne meine Hose mit Schlamm zu besudeln diese anzuziehen. Es stellt sich als besonders lästig heraus, die Kleidung an den nassen Körper in Position zu rücken und innerhalb weniger Augenblicke ist der Stoff durchnässt.   Meine Trüben Gedanken wandern danach zurück zu meiner aussichtslosen Situation und schwer beschäftige ich mich nun mit dem Schritt, der als nächstes folgen soll. Aktuell fühle ich mich bereits nach einem halben Tag ausgelaugt und schlaff, wie nach einem Marathon und mir fehlt die Kraft, mich noch heute bis nach Hause zu schleppen, um dort die wahrscheinlich schlimmste Geschichte meines Lebens zu erzählen. Ein Schlafplatz muss her, nur für eine Nacht. Innerlich ärgere ich mich um meine Feigheit, die eigentlich der Grund für den Aufschub meiner Heimkehr darstellt, so weiß ich doch ganz genau, dass sich jede weitere, vergangene Stunde meine Freunde sich um so mehr Sorgen um mein Wohlergehen machen. Aber allein um mein und Inu Yashas Willen, müssen die nächsten Worte, die wir miteinander wechseln genau überdacht werden. Sonst sind es vielleicht die letzten, die wir miteinander sprechen. Mit hängenden Schultern schreite ich orientierungslos durch den dick-bewachsenen Wald und hoffe instinktiv den richtigen Weg zu gehen.     Es vergehen weitere Stunden, bis ich schließlich einen krumm gewachsenen Baum finde, der mir teilweise Schutz vor der Nacht bietet. Nur schwer kann ich sagen, ob bereits tiefe Dunkelheit angebrochen ist oder nicht. Der Wald hat zunehmend an Dichte gewonnen und lässt mich kaum noch durch die Blätterkronen blicken. Aktuell sehe ich mittlerweile nichtmal mehr meine Füße auf dem Boden. Ohne mir noch groß Mühe um ein Feuer zu machen lehne ich mich einfach nur bibbernd an den breiten Stamm des Baumes und versuche mich weitgehend in ihm zu verkriechen. Doch auch hier schein die Kälte mich wie ein Mandel zu empfangen und in sich einzuhüllen. Meine Lippen zittern, dennoch habe ich keine Absichten meine Lage irgendwie zu ändern. Ich weiß nicht genau woher diese absolute Tatenlosigkeit kommt. Ob es mein Mangel an Kräften ist oder der Drang mich selbst zu bestrafen vermag ich kaum noch zu unterscheiden. Allein eine große Müdigkeit überkommt mich, sogleich ich mich an das alte Holz lehned zusammengerollt habe. Anders als erwartet kehren nicht die Bilder an den Daiyoukai in meine Gedanken zurück, als mein Körper zur Ruhe kommt und sich mein Kopf daran macht, die Geschehnisse des heutigen Tages zu verarbeiten. Als aller erstes sehe ich Inu Yasha vor mir und augenblicklich steigen in mir die Tränen hoch. Das ist alles so unfair, dass es schon weh tut. Doch die Tatsache, das meine Feigheit meinen jetzigen Zustand nur befürwortet lässt mir auch vor Wut die Tränen in die Augen steigen. Es ist nicht zu fassen, was diese eigentlich ganz harmlose Reise ins Nachbardorf für Folgen mit sich gezogen hat. Hätte ich das geahnt, wäre ich nie ohne Inu Yasha aufgebrochen. Tja, aber das bin ich... Ich lockere meine verkrampften Hände, um die Spannung und den Stress wenigstens von meinen Gliedern fern zu halten. Doch die zunehmende Kälte nimmt meinen Körper fast restlos gefangen und halten ihn in einer dauerhaften Starre fest. Fast scheint es sinnlos zu sein, dass meine Muskeln die Wärmeproduktion durchführen, so dünn und feucht meine Kleidung ist, ergibt es keinen Sinn sich vor der Kälte verstecken zu wollen. Vielleicht muss ich Inu Yasha gar nichts mehr beichten, wenn ich hier bleibe und womöglich sterben werde. Ein trauriger, harmloser Tod. Ja, den hab ich wohl verdient...       Ich weiß nicht wann mein Körper aufgegeben hat, gegen die Kühle der Nacht anzukämpfen, doch als ich erwache bin ich immer noch alleine und unterkühlt. Ich nehme einen tiefen Atemzug und das erste was ich spüre ist Schmerz. Mein Körper ist in seinem schlafähnlichen Zustand einfach zur Seite gefallen, sodass mein Gesicht unsanft auf den verwilderten Boden platziert wurde. Als ich mich erhebe, glaube ich kurz den Abdruck von einem Dornenblatt in meinem Gesicht wahrzunehmen, ehe der Schmerz weiterwandert und nun sämtliche Glieder in meinem Körper in Beschlag nimmt. Automatisch beginnt das bekannte Bibbern, als mich eine kleine Windböe erfasst und an meinen kalten, feuchten Kleidern zerrt. Es verwundert mich, wie sehr die Kälte mich in die Knie zu zwingen weiß, ist es doch er Herbst, der angebrochen ist. Doch die Jahreszeiten sind in dieser Epoche ausgeprägter und härter als damals noch zu meiner Zeit. Ich mache häufig den Fehler sie zu unterschätzen. Wie auch dieses Mal. Letztendlich realisiere ich, dass, wenn ich mich jetzt nicht bewege, mir mein Tod wirklich bevorstehen könnte. Mein Körper fühlt sich taub an, leer und hart. Mein Kopf mahlt sich die schlimmsten Szenen aus, die mein Leiden genau jetzt beenden könnten. Gleichzeitig fühl ich Scham in mir aufsteigen, dass ich es wirklich in Betracht ziehe hier liegen zu bleiben und wegen Kizuna meinen Tod schon fast lächelnd zuzuwinken. Was würden nur die anderen sagen, wenn sie mich hier so jämmerlich liegen sehen würden?   Es ist kaum zu glauben, dass mein Kampfgeist mich nach Stunden langen Depressionen nun doch wieder in Empfang nimmt. Die Kraft kehrt langsam in meine steifen Glieder zurück und überbrücken die Linie meiner Antriebslosigkeit. Als ich mir bei dem Versuch aufzustehen auf die Lippe beiße platzt diese auf wie ein übergroße Seifenblase und befreit den rötlich, metallic-schmeckenden Inhalt aus ihrem Gefängnis. Mein Körper fühlt sich an, wie ein Frack, dass jegliche Bewegung als tödlichen Schlag gegen sich selbst ansieht. Doch dafür bin ich selbst verantwortlich. Deswegen muss ich jetzt die Zähne zusammen beißen und weiter machen. Meine Schritte sind langsam aber sicher. Die Schwärze der Nacht hat mich immer noch so eingehüllt wie vorhin auch schon. Es ist somit ein Leichtes zu erahnen, dass seit Beginn meines Komas erst wenige Stunden vergangen sind. Ich stütze mich bibbernd an einem großen Baumstamm ab, als meine Füße von Irgendwas gefangen genommen werden und ich drohe zu stürzen. Es ist kaum zu glauben, wie viel solch kleine Bewegungen an Energie zu kosten scheinen, wenn man müde und kraftlos ist. Kurz erscheint mir die Aussicht auf baldige Heimkehr so weit weg, wie die Hoffnung auf Lösung meiner Probleme. Doch mit Inu Yashas starken Willen in Erinnerung, ermutige ich mich weiter zumachen. Bald schon sind die Schritte wie eine eingeübte Abfolge, doch das schwinden meiner Kraft bleibt spürbar. Dann passiert genau das, was meine Situation in einem Moment auf den anderen besiegelt. Ich stolpere und gehe zu Boden. Meine erhoben Arme fangen meinen Sturz zwar etwas ab, verhindern jedoch nicht die aufkommende Verzweiflung, die mir die Tränen in die Augen schießen lässt. Das wars. Ich kann nicht einen Muskel mehr bewegen. Es ist eine Tatsache, keine Feigheit vor dem Leben, die mich das denken lässt. Auf eine schlichte, ernüchternde Weise weiß ich genau, das mein Leben jetzt enden wird. Und das, wo ich gerade neuen Mut gefunden habe dem Hanyou von meiner Schande zu berichten. Es ist einfach nur enttäuschend, dass es jetzt so enden muss. Doch meine Gedanken nehmen plötzlich ein so abruptes Ende, als sich die Bewusstlosigkeit mit einem einzigen Hieb in den Vordergrund drängt. Allein den süffig herben Geruch des Waldbodens begleitet mich in die unweigerliche Dunkelheit...               Wie durch einen Schleier nehme ich als erstes das Gefühl von Wärme war. So schön und nah, dass ich unweigerlich meine Hand danach ausstrecken möchte. Im nächsten Moment reibt sich mein Körper bereits wohlig der Wärmequelle entgegen, die, wie ich schnell feststellen durfte unter meinem Körper befindet. Aus meine Gliedern ist der Schmerz geflüchtet, doch nagt immer noch die Kraftlosigkeit an meinem geschunden Körper. Doch all das ist erstmal Zweitranig. Ich lebe, ganz eindeutig. Und diese Tatsache lässt mir schon fast wieder die salzige Flüssigkeit in meine Augen anlaufen. Dennoch hämmert der Gedanke, wie dies überhaupt möglich ist in meinem Kopf herum. Ganz klar muss ein Wunder passiert sein. Und zum zweiten Mal bemerke ich die Wärme, die mich jetzt von Innen heraus aufzuheizen scheint. Als ich meine Augen öffne blicke ich wie durch einen Schleier und meine Gedanken lassen sich nur schwer ordnen, als ich zuerst nur weiß sehe. Dann kommt das Gefühl von weichem Fell dazu und ich blicke unweigerlich hoch. Seine kühlen, gelben Augen mustern mich eindringlich, soweit ich das sagen kann, denn immer noch scheint es meinen Körper an Energie zu mangeln, sodass mehrmalig alles vor meinem Auge verschwimmt und ich es schwer hab, meine Blick überhaupt zu fokussieren. Die Bilder an die letzten Stunden mit ihm kehren nur langsam zurück und im erstem Moment weiß ich nicht was sie bedeuten sollen. Dann setzen sich die einzelne Teile zusammen wie zu einem riesigen Puzzle. Ich weiß, dass nun eigentlich eine Reihe an Emotionen über mich einbrechen sollten, wie eine große Flut, doch meine Körper besitzt nicht genügen Kraft um mich mehr fühlen zu lassen, als diese tiefe Zufriedenheit, die mir die aktuelle Situation gerade liefert. Momentan bin ich einfach nur glücklich zu leben. Mein verschleierter Blick wandert erneut zu seiner Gestalt, die in der aufgehenden Sonne leicht leuchtet. Erst dann bemerke ich, dass der nächste Tag bereits anbricht. Leichte Panik steigt in mir hoch, als ich daran denke, dass der Hanyou bereits ungeduldig auf mich warten könnte. Meine Glieder protestieren, als ich sie um ihre Dienste bitte. Immer noch zu schwach. Sofort ereilt mich sein Missfallen über meine Aktion wie eine schwere Decke, die meine Anstrengungen augenblicklich ersticken lassen. Müde blicke ich zu ihm hinauf, während er seine Kopf zurück an den Baum lehnt und die Augen schließt. Er akzeptiert keine Diskussionen. Typisch für ihn. Ich kann jedoch nicht sagen, dass ich momentan die Stärke besitze ihn in irgendeiner Form jetzt entgegen zu treten. Mir kommt es wohl eher gelegen. Vorerst werde ich das Geschehene auf sich beruhen lassen. Somit kuschel ich mein Gesicht schlichtweg in seine Wellboa und tue es seinem Wesen gleich, indem ich die Augen schließe. Wenige Momente später bin ich eingeschlafen... zurück drehen, -------------- zurück drehen,       Ein stark aufflammendes Youki reist mich aus meinem traumlosen Schlaf und das erste, was ich instinktiv tue, noch bevor ich die Augen öffne, ist eine schützende Barriere um mich zu errichten. Es zischt und drückt unmittelbar in meiner Nähe, während mich gleichzeitig Übelkeit und ein beklemmendes Gefühl zu packen scheint. Irritiert halte ich mir die Hand vor den Mund, während ich mich langsam aufrichte. Doch auch nach ein paar Sekunden lässt dieser Zustand nicht nach. Irgendetwas stimmt nicht. „Miko.“ Ich blicke langsam über meine Schulter und erhasche sein Seitenprofil, halb in meiner Barriere, halb auf der sicheren Seite. Doch mit einem mürrischen Hieb seiner leuchtenden Klaue ist die Sache so schnell vorbei, wie sie entstanden war. Erst dann realisiere ich den Mangel an Sauerstoff in meinen Lungen, der durch das eingestellte Atmen verursacht wurde, sobald er seine Stimme erhoben hatte. Einen Moment später bemerke ich auch, dass die Übelkeit verschwunden ist, nicht jedoch das beklemmende Gefühl, welches aber höchstwahrscheinlich nun von woanders herstammt. Nach ein paar tiefen Atemzügen und etwas Sicherheitsabstand zu seiner Person schätze ich dieses Mal die Lage ab, bevor ich gefühlsmäßig handle. Ich kann nicht leugnen, dass er gestern durchaus mit seinem Erscheinen mein Leben gerettet hat. Ohne ihn wäre ich erfroren. Doch gleichzeitig kann ich nicht vergessen, in was für einer Form er mich gedemütigt und verletzt hat und hoffe inständig, das Kizuna ihm dies in irgendeiner Form heimgezahlt hat.... und wenn es nur sein Auftauchen letzte Nacht war. Meine Sturheit aktiviert sich, als Kizuna versucht mich zu besänftigen, indem sie mir mit Herzen geschmückte Bilder seinerseits vor Augen führt. Diesmal nicht. Ich werde es auf keinen Fall auf sich beruhen lassen. Ich checke kurz meinen körperlichen Zustand, ehe ich mich aufrichte und den ersten ungefähren Waldweg gehe, den meine Augen ausmachen können. Mehr als nötig widme ich mich dabei meiner verdreckten und harten Kleidung und klopfe sie übermäßig ab. Gerade jetzt brauch ich jede Ablenkung und Selbstbeherrschung die ich aufbringen kann. Kizuna schreit innerlich, als ich nicht zurückblicke. Ein Rascheln lässt mich unweigerlich Stoppen und ehe ich mich versehe steht der Daiyoukai bereits hinter mir. „Du bist dumm, wenn du herkommst, obwohl ich dich gewarnt hab.“ Seine Stimme ist so tief und kühl, dass mir unweigerlich ein Schauer durch Mark und Bein wandert. Gleichzeitig frage ich mich, was seine Aussage bedeutet.   Mit einem lauten Brüllen springt die katzenähnliche Kreatur aus dem Gebüsch, während Sesshoumaru sein Schwert zieht und sich vor mich positioniert. Etwa schützend? Doch bei dem Gedanken schüttle ich schnell den Kopf und versuche mich wiedermal darauf zu konzentrieren Kizuna aus meinen Gedanken zu vertreiben.   Abermals ist auch diese Situation so schnell geklärt, wie die mit meinem Schutzschild. Er widmet sich nicht weiter dem dahinraffenden Kadaver, sondern dreht sich sobald, wie möglich in meine Richtung. Ich kann sein unruhiges Wesen genau spüren. „Ich danke dir für deine Hilfe letzte Nacht, aber ich kann dir nicht verzeihen.“, spreche ich deswegen ruhig und klar und wunder mich dabei selbst über mein gefasstes Wesen. Es flackert wieder unruhig in seinem Inneren und die Schwingungen scheinen mich in irgendeiner Form zu umschweifen. Doch mit einem Mal wendet er sich ab und geht. „Folge mir.“ Ich runzle die Stirn und lasse die Aussage noch einmal durch meinen Kopf gehen, ehe ich mich frage, ob er mir überhaupt zugehört hat. Doch da spricht er bereits weiter: „Ich bringe dich zum Dorf. Alleine findest du nicht dorthin.“ Das Puzzle setzt sich zusammen, doch gleichzeitig entfacht ein Feuer in meinem Inneren, als seine Stimme seine Arroganz zu meinem Ohr trägt. Idiot! Was glaubt er eigentlich, ist er?   Gefühle, die mich schon gestern gepackt hatten steigen wieder hoch und lassen einen undurchsichtigen Film vor meinen Augen entstehen. Doch ich verbiete es mir, vor ihm zu weinen. Die Blöße muss ich ihm nicht auch noch vor die Füße werfen. Schweigend und wütend folge ich ihm, ist er doch die einzige Chance wieder nach Hause zu kommen. Doch auch nach fast einer Stunde des Laufens hat sich meine Seele nicht beruhigt. Die Bilder seiner Tat schwirren wie Bienen in meinem Kopf umher und heizen meinen Zorn weiter an. Mittlerweile mischt sich Ekel mit hinein, wenn ich einen Blick nach vorne auf seinen Rücken werfe. Kaum zu glauben das ich bis zu diesem Punkt angelangt bin. Dann mit einem Mal bleibt er stehen und dreht sich halb zu mir um. Dabei hatten seine Augen einen merkwürdigen Ausdruck inne sich. „Ich wollte meinen Halbbruder aus deinen Gedanken vertreiben...“ Kurz bleibt sein Blick noch auf mir haften, ehe er seinen Weg weiter fortsetzt und mich mehr als nur verwirrt stehen lässt. Wütend balle ich die Fäuste zusammen und ein mehr als geknurrtes „Du“ kommt mir über die Lippen, dann stoppe ich jedoch, als meine Gedanken eine andere Richtung einschlagen. Sein Satz ist zwar weiterhin wie Säure in meinen Wunden, doch scheint seine Aussage gleichzeitig irgendwie unvollendet zu sein. In meiner Fantasie setzte ich die einzelnen Teile und Interpretationen dahinter zusammen, die er wahrscheinlich aufgrund seines Stolzes ausgelassen hat.   Ich wollte meinen Halbbruder aus deinen Gedanken vertreiben, ...weil es einfach lästig war... ...weil ich dich für mich wollte... . . . ...weil ich einfach nicht weiter wusste...   Erst als mir all diese Möglichkeiten durch den Kopf schossen, erkenn ich, dass scheinbar nicht nur ich unter dieser verfahrenen Situation leide. Der große, starke Daiyoukai scheint vielleicht das erste Mal ernsthaft keinen Rat zu finden, um dieses Problem seinen Ansprüchen gerecht zu lösen. Mit einem Mal sehe ich die Situation mit teilweise anderen Augen.   Sesshoumaru hat mich nach seiner Tat gehen gelassen, anstatt noch weiter das Feuer zu schüren. Vielleicht hat er gesehen, dass er ihm nicht das brachte, was er sich dabei vorgestellt hat.   Dann sehe ich ihn abermals vor mir, verschwommen, dennoch eindeutig neben mir sitzen. Seine Boa um mich geschlungen, um die Kälte von mir fern zu halten.   „Du bist dumm, wenn du herkommst, obwohl ich dich gewarnt hab.“ Seine Stimme klingt in meinem Ohr nach und kurz fühle ich gleichzeitig das Prickeln auf meiner Haut, als ich das starke Youki von heute Morgen in meine Erinnerungen rufe. Erst jetzt wird mir die Bedeutung und der Zusammenhang dahinter klar.   Dann schießen allerlei Hinweise und Auffälligkeiten durch meinen Kopf. Seine ungewöhnliche Nähe zu mir. Seine Aufmerksamkeit und sein plötzlicher Drang mich zu schützen. Seine Schwingungen, die mir Kizuna breitwillig offenbart. All das ist schlicht und ergreifend seine Entschuldigung. Keine Worte, keine eindeutigen Taten und für andere überhaupt nicht erkennbar, aber dennoch sehe ich es. Es tut ihm mehr oder weniger leid. Und das ist ein Zustand, den man sich beim Lord wahrscheinlich nie hätte vorstellen können. Aber er ist da. Schweren Herzen schließe ich kurz die Augen und seufze ergeben. Ich will ihm nicht verzeihen, aber insgeheim weiß ich wie dieser Kampf in meinem Inneren ausgehen wird, wenn diese Art der Gedanken mich nicht loslassen werden. Langsam folge ich dem Lord, während meine aufgewühlte Seele allmählich wieder zur Ruhe kommt, ich jedoch nur unzufrieden darüber schnaufen kann...                 „Kagome!“ Freudig springt mir der mittlerweile nicht mehr so kleine Kizune in die Arme und schmiegt sich an meine Brust. Hinter mir spüre ich deutlich die Energie schwanken, die sich aber schlagartig in einen wütenden Sturm verwandelt, als Inu Yasha auf mich zu kommt. „Kagome! Geht es dir gut? Du warst so lange....“ Sein Blick schweift über meine Schulter, als er zu sprechen abbricht. Dass sein Bruder in meiner Begleitung ist irritiert ihn scheinbar stark. Gerechtfertigt. „Inu Yasha. Ich muss mit dir sprechen.“ Vorsichtig setze ich Shippo ab und zerre den Hanyou an Miroku und Sango vorbei, die gerade zu uns gestoßen sind. Rin kommt mit einem lauten „Sesshoumaru-sama“ angerannt und bleibt erfreut vor ihrem Meister stehen. Doch bald schon höre ich Ihr aufgeregtes Gerede nicht mehr, als wir die Gruppe immer mehr verlassen und uns der Hütte von Inu Yasha und mir nähern. Sesshoumaru wirkt sichtlich angespannt, als ich alleine mit Inu Yasha fortgehe, doch er hat mir auf den Weg hier her versprochen, dass ich mit dem Halbdämon unter vier Augen reden darf, im Austausch, dass ich ihn dann zu seinem Schloss begleite. Ich wusste selbst nicht genau, warum ich diesen Deal akzeptiert habe, schließlich wollte ich doch erst meine Lehre als Miko bei Kaede beenden. Anderseits weiß ich, wie schwer es für ihn sein muss, mich mit Inu Yasha gänzlich alleine zu lassen. Ich konnte ebenfalls seinen Widerwillen gegen diese Abmachung spüren. Stark vibrierte die Luft um ihn herum, als wenn er mit sich kämpfen würde. Doch sich die Chance entgehen zu lassen, mich in sein verdammtes Schloss zu schleppen wollte er anscheinend unter gar keinen Umständen. Mistkerl! Und ich, blöde Kuh, habe auch noch zugestimmt. Innerlich schlage ich mir gegen die Stirn und bereue jetzt schon diese Abmachung. Allerdings konnte ich schlecht Inu Yasha im Ungewissen, über diese Situation lassen und hätte Sesshoumaru mit ihm geredet, so wäre er sicher wahnsinnig enttäuscht von mir. Erst recht, wenn er hören würde, was Sesshoumaru und ich getan haben..... „Inu Yasha, ich muss dir was sagen!“ Unsicher warte ich darauf, dass er die Matte hinter sich fallen lässt und zu mir in die Hütte tritt. Sein Blick zeigt seine Unsicherheit … und eine Art an Angst. Selten habe ich solch einen Ausdruck bei ihm wahrgenommen. Instinktiv unterdrücke ich den Drang ihn zu umarmen, mich an ihn zu klammern und so zu tun als ob all der Mist überhaupt nicht passiert wäre. Aber es geht nicht. Ich räuspere mich, weiß jedoch nicht genau wie ich anfangen soll. Ich beiß mir auf die Lippe und fahre mir über die Stirn, versuche den Drang zu Weinen zu ignorieren. Ich atme tief durch, schaue nach oben, in der Hoffnung, die Tränen würden meine Augen so nicht verlassen. Mit bebender Stimme richte ich dann das Wort an ihn, weil ich die beklemmende Stille nicht mehr aushalte. „Hast du schonmal was.... „ Schwer schlucke ich, als ich spüre, das mein Hals brennt wie Feuer und mir das Reden schwer fällt. „... was von Kizuna gehört?“ Ich höre ihn schwer die Luft einziehen, ehe er mich an sich drückt, noch bevor ich ihm ins Gesicht sehen kann. Dann zerreißt seine Stimme fast mein Herz.         „Ja.“           einen anderen Weg einschlagen, ------------------------------ einen anderen Weg einschlagen,       Es ist nur ein Hauchen und dennoch fällt die Last von mir, ihm keine genaueren Erklärungen geben zu müssen. Ich halte jedoch augenblicklich den Atem an, als mir klar wird, was das bedeutete. Er weiß davon?! Er kennt den Ablauf, den Zweck und die.... Folgen. „Was?...woher?“ „Meine Mutter. Bei ihr und meinem Vater passierte es ebenfalls.“ Mein Hände krallen sich in seinen Umhang, während ich meinen Tränen nicht länger zurückhalten kann. Feste kneife ich die Augen zusammen, doch die warme Flüssigkeit erkämpft sich dennoch einen Weg aus ihrem Gefängnis. Eigentlich dachte ich, ich habe die letzten Tage schon genug geweint, aber anscheinend hat mein Körper bereits neue Reserven angelegt. Mein Schluchzen erhellt die alte Holzhütte, welches ich jedoch kaum durch meine piependen Ohren wahrnehme. „Oh Gott, es tut mir Leid. Ich wollte das nicht!“ Er reibt mir beruhigend über den Rücken. „Es ist nicht deinen Schuld. Keiner...... konnte wissen, dass das passiert.“ Ich höre die Schwere in seiner Stimme, den enttäuschten und schmerzenden Klang, der sich wie ein langes Messer in mein Herz bohrt und mich noch mehr zum schluchzen bringt. Es ist schon kaum zu glauben, dass er sofort geschaltet hat, als ich Kizuna erwähnte. Wahrscheinlich klebt nach der letzten Nacht abermals der Geruch des Daiyoukais wie Honig an einer Bärentaze an mir. Er brauchte nur eins und eins zusammen zu zählen. Das schlechte Gewissen ergreift mich, obwohl die Schuld nicht bei mir liegt. Schließlich habe ich vorher noch nie von Kizuna gehört und die Wahrscheinlichkeit, dass es mich und Sesshoumaru treffen würde, nachdem wir eigentlich schon so oft miteinander zu tun gehabt hatten und nichts passiert war, war so unwahrscheinlich gewesen, als dass man es in Betracht gezogen hätte. Und dennoch. Nie wollte ich ihm so weh tun. Genauso wie ich, hat auch er an eine gemeinsame Zukunft geglaubt. Er weiß nun genau, dass dies nie der Fall sein wird. Und schon wieder wird er alleine sein....   Nach einer schier endlosen Zeit kann ich mich unter Beeinflussung seiner Zährtlichkeiten und seiner sanften Stimme beruhigen. Langsam löse ich mich von ihm, traue mich jedoch kaum ihm ins Gesicht zu blicken, in der Angst wieder weinen zu müssen. Mehrmals muss ich mir durchs Gesicht fahren, damit meine Tränenspuren verschwinden und bereits jetzt spüre ich die Röte unter meine Augen. Ich zucke zusammen, als sich plötzlich seine starken, rauen Hände auf meine Wangen legen und meine Gesicht anheben. Traurig sieht mich mein langjähriger Freund an und sucht anscheinend etwas in meinem Blick. „Und dennoch.... etwas werde ich noch tun.“ Langsam, fast zögernd kommt mir sein Gesicht immer näher, wodurch ich die Bedeutung seiner Worte versteh. Auch wenn ich im Inneren weiß, dass das hier anders aus gehen könnte, als erwartet, so hätte ich mich momentan nicht glücklicher schätzen können. Alles würde ich tun, um vielleicht auch nur ansatzweise aus diesem Alptraum zu entfliehen. Ich schließe meine Augen, strecke mich ihm entgegen, in voller Sehnsucht. Ich fühle, wie Kizuna versucht es zu unterbinden, in mir Scham und ein schlechtes Gewissen weckt. Ich ignoriere es, weiß, dass das alles eine Täuschung ist, einen Lüge. Seine Lippen berühren die meinen und gespannt warte ich auf das Feuerwerk, welches mich auch damals bei Sesshoumaru übermannte. Doch... nichts. Keine Raketen, welche in meinem Inneren starten, keine Schmetterlinge oder ein Knistern in meinem Bauch. Gar nichts. Nur reine Enttäuschung und Schmerz. Abermals steigen mir Tränen in die Augen. Wieso? Ich war doch so verliebt. Wo ist das alles hin? Dieses Kribbeln, wenn er mich mit seinem sanften Blick angesehen hat, mir mal etwas Nettes sagte oder mir eine liebevolle Geste schenkte. All das, was ich schon immer brauchte, was ich schon immer wollte und jetzt ….hat es absolut keine Bedeutung mehr. Nichts davon.   Unaufhörlich läuft mir nun schon wieder die warme, salzige Flüssigkeit über die Wangen. Dennoch versuche ich alles aus diesem Kuss rauszuholen, im Wissen, dass es mein Letzter mit ihm sein wird. Verzweifelt kralle ich mich in seinen Umhang, presse meine Lippen noch etwas bestimmter auf seine und ignoriere das Gefühl, etwas Falsches zu tun. Doch nach kurzer Zeit brennen die falschen Gedanken in mir, wie ein in Benzin getränktes Stück Fleisch. Ständig kreisen meine Gedanken hin zum Daiyoukai und schier unmöglich lässt sich der Nebel aus Verrat und Widerwillen in meinen Kopf lichten. Schwer löse ich mich von ihm und fange bitterlich an zu weinen. Es fühlt sich nicht richtig an, obwohl ich weiß, dass es das ist, denn es ist fair! Er hat drei Jahre lang auf mich gewartet und ich auf ihn. Und jetzt das! Wieso musste es so kommen? Ich will ihn nicht alleine lassen. Ich will das alles nicht! Sanft legt er mir seine Hand auf meine bebenden Schulter. „Es ist ok, Kagome! Hör auf dagegen anzukämpfen.“ Für einen kurzen Moment verstummt mein lauter Gefühlsausbruch und geschockt blicke ich in seinen bernsteinfarbenden Augen. „Ich soll was? Wie könnte ich? Du warst alles was ich je wollte! Und jetzt... und jetzt...“ Mein Schluchzen lässt meinen Körper erbeben und meine Sicht verschwimmt. Doch der Hanyou erlaubt mir nicht mich weg zu drehen. Zielstrebig hält er meine Arme fest. „Glaub mir, wenn ich eines von meiner Mutter weiß, dann ist es, dass du keine Chance hast etwas dagegen zu tun! Aber.... ich werde nicht aufgeben. Ich gehör zu dir.“ Sachte streicht er mir durchs Gesicht und wischt dabei meine Tränen beiseite. Liebevoll blicke ich ihn an und kurz versuche ich ihm ein dankbares Lächeln zu schenken. Ich bin gerührt von seiner so plötzlich Offenheit, dass ich kurz sprachlos darüber verweile, bis ich diesen Moment vollkommen in mich eingesaugt habe. Gleichzeitig frage ich mich, ob er es auch so klar von sich gegeben hätte, wenn ich nicht mit Sesshoumaru verbunden wäre. Nur nebenbei, spreche ich, genauso wie er selbstverständlich und direkt über meine Gefühle. „Ich weiß. Ich liebe dich.“ Inu Yashas Augen fangen wild an zu glänzen und kurz schleicht sich ein Grinsen über sein Gesicht, welches mich ebenfalls zum lächeln bringt. Seine Hände liegen immer noch auf meinen Armen, während ich spielerisch an seinem Feuerrattenfell fummle. Es ist ein seltener, jedoch so entspannter Moment, den selbst Kizuna nicht schafft kaputt zu machen. Nur einen Augenblick verweilen wir so, ehe ich Sesshoumarus Aura gefährlich aufflackern fühle. Inu Yasha scheint es ebenfalls zu spüren, denn mit einem schnellen Räuspern entfernt er sich von mir. Verlegen kratzt er sich am Kopf. „Ich denke, wir sollten zu den Anderen zurück kehren, sonst bekommen wir gleich unangenehmen Besuch.“ Ich lächle bitter, bin dennoch erleichtert, dass wir das geklärt haben. Nichtsdestoweniger hat es mir einen neues Loch ins Herz geschlagen, ihm mit diesen Tatsachen zu konfrontieren. Eigentlich will ich immer noch nicht einsehen, dass sich mein Leben wohl nun grundlegend ändern wird....   Als wir wieder zu den Anderen stoßen, löchern mich Sango und Miroku mit fragenden Blicken. Sie scheinen die Anspannung zwischen Inu Yasha, Sesshoumaru und mir deutlich zu spüren, können sich verständlicherweise jedoch keinen Reim daraus machen. Unsicher bleibe ich stehen und blicke zu ihnen rüber. Soll ich jetzt wirklich einfach gehen? Auch wenn Inu Yasha ihnen alles erklären könnte, so eine richtige Verabschiedung bin ich ihnen schuldig. Schließlich sind es meine langjährigen Freunde und ich liebe sie. Mein Blick schweift zum Daiyoukai, welcher mich prüfend mustert. Wie immer ist seine Mimik ausdruckslos, dennoch sehe ich, dass es in seinem Inneren rattert. Er kämpft mich sich. Dann plötzlich dreht er sich um und schmeißt ein „Morgen früh brechen wir auf!“ über die Schulter, ehe er lautlos im Wald verschwindet. Ich lasse es mir nicht nehmen, über seine Barmherzigkeit kurz zu lächeln, während ich meine Freunde bitte uns zu folgen. Inu Yasha verstand ebenso, wie Sesshoumaru meinen Blick und deutete bereits mit einer Kopfbewegung auf unsere Hütte, die wir uns vor einen halben Jahr zugelegt hatten. Auch wenn ich glücklich bin, noch ein paar Stunden bei meinen Freunden zu verbringen, bevor ich sie eine ganze Zeit lang nicht wieder sehen werde, so kann ich dennoch einen sehnsuchtsvollen Blick nach hinten nicht verhindern. Auch wenn ich deutlich fühle, dass der Daiyoukai in der Nähe ist, so ist die Anstrengung, mich noch weiter von ihm zu entfernen riesig. Wie ein unwiderstehlicher Drang zieht es mich immer wieder zu ihm. Dies zu ignorieren ist nervenaufreibend. Gequält seufze ich. Wie hasse ich doch dieses Band......   Lange haben wir beieinander gesessen und genauso wie bei Inu Yasha, viel es mir auch bei meinen Freunden schwer, diese Geschichte zu erzählen. Über Kizuna mussten wir sie zusätzlich aufklären, weil sie die Legenden der Hundedämonen nicht kannten. Zu erklären, dass ich quasi an nichts anderes mehr denken konnte, als an Sesshoumaru war schwer. Vor allem, weil man schnell auf den Gedanken kommen konnte, ich sei verrückt geworden. Doch der Hanyou unterstütze mich nur, wo er konnte, worüber ich sehr dankbar war. Nach schier endloser Zeit und nach gefühlten tausend Fragen, habe ich alles wichtige mit meine Freunden besprochen. Einiges dabei war jedoch so schwierig zu erzählen, das mein Kopf immer noch der Farbe einer Tomate ähnelt. Die Tatsache, wie genau Kizuna mit der ersten Berührung zustande kam, war eine Situation gewesen, die ich wirklich ungern haarklein berichten wollte.   „Also wirst du uns verlassen?“ Mirokus Gesicht zeigte seine leichte Trauer darüber, weil er sich die Antwort darauf wahrscheinlich schon selbst geben kann. Ich nicke nur betrübt und lasse die Schultern hängen. „Wenn ich könnte würde ich bleiben, aber....ich...Mir bleibt keine andere Wahl.“ Es fällt schwer die richtigen Worte zu finden, weil das Ganze alles so verwirrend ist. Niedergeschlagen blicke ich ins Feuer, welches nur noch leise dahin prasselt. Jetzt wo ich es bemerke, sitzen wir schon recht lange beieinander. Die Kinder schlafen schon in den Armen ihrer Eltern und Shippo fallen immer wieder die Augen zu. Auch ich spüre nun allmählich die Müdigkeit in meine Glieder kriechen. Ein Blick nach Draußen zeigt mir die tiefe Schwärze der Nacht, während nur das Heulen einer Eule zu hören ist. „Nun...“ Miroku räuspert sich kurz, um die Stille zu unterbrechen. „Egal was du tust, Kagome, wir werden immer hinter dir stehen!“ Sein Blick schweift dabei zu jedem einzelnen durch den Raum und erntet nickende Köpfe. Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, ehe Sango sich zu Wort meldet. „Aber du musst uns versprechen, uns regelmäßig besuchen zu kommen.“ Ihr Blick versucht Strenge zu zeigen, jedoch kann sie ebenfalls ein Grinsen nicht unterdrücken. Ihr gespielte Härte lässt mich gleicherweise lächeln, während ich ich zustimme. Dann stehen alle auf und drücken mich noch einmal herzlich, ehe sie sich auf den Heimweg machen. Morgen, so versprachen sie, würden sie noch einmal kommen, bevor ich gehen würde. Mit einem Lächeln quittiere ich diese Aussage und behalte dabei für mich, dass ich lange Abschiedsszenen noch nie gut verkraften ....             und mein Leben --------------   und mein Leben       Stöhnend setze ich einen Fuß nach den anderen. Die Sonne steht im Zenit und mir ist fürchterlich warm. Anders als die anderen Tage, scheint heute ununterbrochen die Sonne in voller stärker und die Nacht, die mich fast mein Leben gekostet hat, mag plötzlich so weit weg sein, wie die Aussicht auf eine Abkühlung. Der Sommer ist so gut wie zu Ende. Das es noch einmal so warm werden würde hat wohl keiner erwartet.   Etwas grummelig schaue ich zu meinem Begleiter. Sesshoumaru hat sich seit unserem Aufbruch heute morgen nicht ein einziges Mal zu Wort gemeldet. Seine Aura flackert unruhig. Etwas beschäftigt ihn. Ein leicht rötlicher Schleier umhüllt seine Gestalt. Er ist ganz klar verärgert und es scheint mir mehr als wahrscheinlich, dass ich die Ursache dahinter bin. Ob es allerdings immer noch wegen der kurzen Zweisamkeit zwischen Inu Yasha und mir ist, kann ich nur vermuten. Schließlich war seine Wut darüber gestern so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Doch mir fällt bei weitem nichts besseres ein, als dieser banale und kindische Grunde. Es sind wohl alle Hundedämon derart besitzergreifend und damit auch anspruchsvoll und nervenaufreibend. Wenn man bloß nicht bei jeder Situation die möglichen Launen des Daiyoukais abschätzt, so kann es ziemlich schnell ziemlich ungemütlich werden . Ich stöhne laut, während ich innerlich schon ein wundervolles und harmonisches Miteinander auf meiner Liste der Wünsche frustriert weg radiere. Niedergeschlagen wende ich mich meiner Umgebung zu und lenke meine Gedanken dabei in eine andere Richtung. Frustriert habe ich mich heute morgen von meinen Freunden verabschiedet. Mehr als bisher ist mir in dem Moment bewusst geworden, dass das alles wirklich passiert ist. Innerlich habe ich wohl immer noch daran geglaubt, einfach einzuschlafen und mein altes Leben mit meinen Freunden am nächsten Morgen vorzuführen, wie es hätte sein sollen. Allein Inu Yasha hat mich ganz bis zum Schluss zu Sesshoumaru begleitet. Bevor ich den Daiyoukai jedoch gänzlich gegenüberstehen konnte, bat mich der Hanyou zu warten und ihn kurz mit seinem Halbbruder alleine sprechen zu lassen. Ich stimmte selbstverständlich zu und beobachte gespannt das Szenario aus der Ferne. Ich konnte natürlich kein Wort verstehen, dennoch habe ich Sesshoumarus Launen deuten können. Von Wut hin zu Verständnis, bis zu einem Hauch Mitgefühl sind seine Emotionen auf mich übergegangen und es wunderte mich, überhaupt so viele Regungen bei Ihm wahrnehmen zu können. Natürlich konnte ich mir durch diesen Wandel seiner Gefühle eine ungefähre Erklärung zu dem Inhalt des Gesprächs liefern. Ich hatte mir eh fast gedacht, dass der Halbdämon um mein Wohlergehen bei dem Daiyoukai besorgt war. Es liegt nur in seiner Natur, klar zu stellen, was passieren würde, sollte es mir auch nur irgendwie schlecht ergehen. Ich konnte nicht verhindert mich etwas darüber zu freuen. Eine schon fast längst vergessene Sehnsucht gegen über den Hanyou erwachte dabei in meiner Brust und es erstaunt mich im selben Moment, das Kizuna nicht dagegen rebellierte. Doch wenig später verblasste mein Lächeln, als der Moment kam, wo Inu Yasha sich von mir verabschiedete. Der Augenblick wo er mir gegenüberstand und wir Beide nicht genau wussten, wie wir anfangen sollten drückte mir das Herz zusammen. Sein Blick bohrte sich in meinen und mir war, als bräuchten wir keine Worte, die den Abschied endgültig machten. Allein bei seiner mehr als liebevollen Umarmung schmelzte mir abermals das Herz und brachte Sesshoumarus Blut in Wallung. Das war alles. Und es war genau das was ich benötigte. Wären Worte zwischen uns gefallen, wäre ich ganz klar vor ihm auf dem Boden zusammengebrochen und hätte Kami angeschrien, den ganzen Mist rückgängig zu machen. Die Aussicht auf ein Leben ohne meine langjährige Liebe zerstörte mich fast in diesem Moment. Dann ging ich, jedoch mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen. Selbst wenn wir keine Zukunft zusammen haben würden, so wolle ich ihn nicht missen.   Ich weiß, dass das egoistisch war. Uns beiden gegenüber. Aber ich konnte nicht anders.             Seufzend richte ich meine Blick nach vorne, der sich während meiner Gedankengänge nach oben in den Himmel geschlichen hat. Bereits seit ein paar Stunden sind wir nun unterwegs und ich weiß nicht wie lang es noch dauert, bis wir seine Festung erreichen würden. Diese Tatsache lässt meine Motivation, weiter zu laufen ziemlich in den Keller sinken. Innerlich bete ich für ein Wunder. Meine Füße tuen weh und mein Hals ist trocken. Dennoch würde ich eher dem Teufel begegnen, als jetzt diesen brodelnden Daiyoukai anzusprechen. Ich weiß nicht hundertprozentig was ihn so verärgert hat, doch jetzt ein falsches Wort und er könnte womöglich Kizuna überwinden und mir meine Kopf abtrennen. Ich kann nicht anders, als schwer zu schlucken bei der Vorstellung. Nein, dass will ich unter gar keinen Umständen riskieren.   Als hätte Kami jedoch mein geheimes Flehen erhört, sehe ich wenige Zeit später, wie es sich der feine Herr Daiyoukai unter einem Baum bequem macht. Etwas verwundert blicke ich ihn an, ehe ich im Augenwinkel etwas glänzen sehe. Ich kann mein Glück kaum fassen, als ich einen großen blauen See erblicke. Kurz zögere ich, blicke den Lord abwartend an, doch dieser hat nicht mal mehr seine Augen geöffnet. Das ist für mich das Startsignal. Voller Freude rase ich schon fast auf das blaue Nass zu. Auf den Weg ziehe ich mir stolpernd die Sandalen und die Socken aus und springe schließlich mit einem Freudenschrei ins Wasser. Auch wenn meine Kleidung nun bis zu den Knien durchnässt ist, mir ist es egal. Das würd emich schon nicht umbringen. Gierig nehme ich ein paar Schlücke und spüre die angenehme Kälte meine Kehle hinablaufen. Zufrieden seufze ich und schließe die Augen. Das tut wirklich so verdammt gut.   Plötzlich packt mich etwas und drückt mich Unterwasser. Geschockt reiße ich die Augen auf und kämpfe gegen den Mangel an Sauerstoff an. Automatisch zerren meine Hände an der anscheinend weichen Fessel um meinen Brustkorb, die mir zusätzlich den Atem aus der Lunge drückt. So schnell das Ganze geschehen ist, so schnell ist es zu Ende. Mit einem kräftigen Ruck werde ich an die Wasseroberfläche zurückgeholt und hänge nun keuchend über dem See. So weit es möglich ist zieht meine Lungen die benötigte Luft lautstark durch meine Kehle, während ich mein rasendes Herz versuche wieder im normalen Tackt schlagen zu lassen. Irritiert öffne ich meine Augen, um den Verursacher zu erblicken. Doch das Haarige etwas, welches meine Brust fest im Griff hat, verhindert jeglichen Blick hinab. Moment, haarig? Automatisch schießt mir ein Bild von Sesshoumarus Boa durch den Kopf. Noch ehe ich meine Vermutung laut äußern kann wird sie mir bereits bestätigt. Langsam gleite ich hinab, solange, bis ich das weiche Gras unter meinen Füßen spüren kann. Mein Blick erhascht die Gestalt des Daiyoukais gut zwei Meter vor mir. Irgendwie verärgert und gleichzeitig so bestimmend kalt zugleich sieht er mich an. Ich will ihn anschreien, so tief sitzt der Schock über sein Verhalten, doch dann besinn ich mich im letzten Moment anders. Ich spüre, dass er Unterwerfung fordert und ich bin es momentan müde gegen ihn anzukämpfen, hat mir doch heute der Abschied von meinen Freunden genug Kraft gekostet. Vorerst still betrachte ich ihn und hoffe seinerseits auf eine logische Erklärung, welche er mir auch prompt, wenn auch anders übermittelt als gedacht liefert. „Das war das letzte Mal, dass du ihm so nahe warst.“ Unerwartet löst er die Schlinge und ich schlage schmerzhaft auf den harten Boden auf. Hustend spucke ich die Reste an Süßwasser aus und blicke dann hinauf. Sein Satz erreicht meinen Verstand erst gänzlich nach meiner Hustattacke. Dennoch finde ich meine Stimme nicht wieder, obwohl seine Worte meine Rechte als freien Menschen ganz schön niedermachen. Viel mehr spüre ich sein Befinden, was mich abermals kurz innehalten lässt. Wut liegt um ihn, als wenn er darin baden würde. Bitter schmeckt seine Anwesenheit, was mich auf seine Abneigung gegenüber mir erschließen lässt. Doch das verwunderlichste ist der leichte Krampf in meiner Magengegend. Deutlich spüre ich einen Hauch von Eifersucht und... Enttäuschung? Kann das sein? Aber wieso? „Du..... bist sauer wegen dem Kuss?!“, versuche ich vorsichtig die Situation zu analysieren. Irgendwie muss ich ja anfangen. Der Daiyoukai zuckt nichtmal mit der Wimper, doch innerlich tobt er umso mehr. Verwundert ziehe ich die Augenbrauen in die Höhe. Der große, kaltherzige Dämon soll so etwas wie Verletztheit spüren können? Hat er etwa erwartet, dass ich mich vollkommen von Inu Yasha abwende, wenn ich über Kizuna bescheid weiß und auf seine Abmachung eingehe? Das kann er doch unmöglich erwartet haben, oder etwa doch? Auch wenn ich weiß, dass ich keine Antwort von ihm bekommen werde, so warte ich dennoch. Vielleicht liegt es auch dran, dass ich selbst kaum Ahnung habe, was ich von dieser Situation halten soll. Doch nach kurzer Zeit erschließt sich mir ein gänzlich anderen Eindruck dieses Moments. Ein bitterer Geschmack liegt in der Luft und mein Instinkt sagt mir, dass mehr dahinter steckt. Es ist nicht nur die Tatsache, dass ich den Hanyou geküsst habe... „Nein.....du bist sauer, weil ich keine Reue zeige!“ Seine Mine verfinstert sich, als ich ihn scheinbar entlarve. „Du wirst dich daran halten, Miko!“ Er braut sich machtvoll und erhaben vor mir auf. Meine Verwunderung schlägt um in Trotz und Wut, als ich seinen bestimmten Unterton höre. Genervt streiche ich mir die nassen Strähnen aus der Stirn und stehe auf. „Du kannst nicht über mich bestimmen. Ich werde Inu Yasha nie aufgeben. Egal was zwischen uns geschieht.“ Bösartig blickt er mir entgegen, scheint jedoch ernsthaft über meine Worte nachzudenken, nachdem ich mit möglichst festen und entschlossenem Ausdruck geendet hatte. Um meine Aussage zu untermauern baue ich mich vor ihm auf, ähnlich, wie er mir gegenübersteht. Die Mimik möglichst eisern und die Arme vor der Brust verschränkt. Erst einen Moment später realisiere ich, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, sich so vor dem Herrn der Hunde aufzubauen. Augenblicklich spüre ich das Prickeln auf meiner Haut und sehe das Funkeln in seinen Augen, welches unverkennbar zeigt, was für eine Regung mein Anblick bei ihm entfacht. Ein leichtes, arrogantes Grinsen stiehlt sich auf seine Züge und bedächtig langsam kommt er auf mich zu. Mein Entschlossenheit wankt und macht stattdessen Nervosität Platz. Es ist unvermeidbar seine animalische Eleganz nicht mit einem entnervten Lippenlecken zu quittieren. Damit schein ich das Feuer zwischen uns noch weiter zu schüren. Das Prickeln verwandelt sich zu einer kleiner Flamme auf meiner Haut. Zähneknirschend spann ich jeden Muskel an. Ich könnte lachen über meine Blödheit, mich ihm so zu präsentieren. Meine Kleidung ist naß und klebt an meinen Körper. Der weiße Stoff hat seine Eigenschaft der Blickdichtigkeit verloren und gibt nun unweigerlich meinen rosafarbigen Spitzen-BH darunter preis, auf den ich im Mittelalter nicht verzichten wollte. Und für die absolute Krönung presse ich mit meiner Haltung meine nicht gerade unscheinbare Oberweite ihm auffordernd entgegen. Ich spür das langsam entfachende Feuer meine Rücken runter wandern, als er sich dicht zu meinem Ohr beugt. Ich schluck, als ich seinen herrlich männlichen Duft erhasche. Und als er seine Stimme an mich richtet, brauche ich einen Moment, um überhaupt zu begreifen, was seine Worte bedeuten:   „Wir werden sehen...“   Damit beendet er das Gespräch und wendet sich von mir ab, während mir nur das verräterische Zischen auf meiner Haut beleibt. Das Feuer war so schnell erloschen, wie es entstanden war, doch der Ärger über meine schwache Selbstbeherrschung ihm gegenüber haftet an mir, ebenso wie das tiefe Verlangen ihn berühren zu müssen. Meine Finger zucken unter diesem Drang. Dann cutte ich den Moment. Ich schnaufe über mich selbst, sowie Kizuna und lasse mich erschöpft zu Boden sinken. In solchen Augenblicken hasse ich mich und meine Menschlichkeit.  retten. -------         retten.     „So ein Mist!“ Noch etwas enger rücke ich an das mickrige Feuer heran und ziehe meine noch leicht feuchte Kleidung fester an meinen schlotternden Leib. Ein Niesen meinerseits hallt wenig später durch die Hölle, in der wir uns niedergelassen haben. Genervt brumme ich. Ich wusste das eine Erkältung auf mich warten wird, doch so schnell? Hatte ich das wirklich verdient? Mies gelaunt blicke ich zu dem Daiyoukai. Er hat Schuld an meiner jetzigen Verfassung und somit steht es mir mehr als zu, sauer auf ihn zu sein. Doch ich kann nicht verhindern, dass sich zu meiner Wut auch die Erinnerung an seinen herben Duft mischt. Alles in Allem senkt es meine Laune auf ein Minimum. Sesshoumaru sitzt unbeirrt am Hölleneingang und hat die Augen geschlossen, als wenn er meinen absoluten Tiefstand nicht mitbekommen würde. Meine Gedanken verwirren sich weiter in wilden Anläufen auf eine Lösung für meine Situation. Eins steht mittlerweile fest: Ich muss meine Kleidung los werden. Nur wie? Missmutig fixieren meine Augen abermals den Lord, die während meiner Gedankengänge ins Leere geschaut haben. Die Vorstellung mich vor ihm auszuziehen verursachen ein unruhiges Gefühl in meiner Magengegend. Unwillkürlich schießen mir Bilder von vor einigen Tagen an der Quelle in den Kopf und mein Körper erschaudert. Trotz dieser ungewollten Aktion, mischt Kizuna in meine Abneigung zu diesem Geschehen und meiner Angst vor ihm einen Anflug von Zuneigung und Erregung in meine Gedanken ein. Ärgerlich beiße ich die Zähne zusammen und versuche diese Gefühle zu unterdrücken. So etwas wird nicht nochmal passieren. Dafür werde ich sorgen. Mit einem tiefen Durchatmen schließe ich die Augen und wiege meine Möglichkeiten ab, mit den wahrscheinlich dazugehörigen Folgen:   Erstens: Ich könnte meine Kleidung anlassen und liege unweigerlich morgen mit Fieber flach. Zweitens: Ich ziehe meine Klamotten aus und sitze nackt vorm Feuer und nichts passiert. Drittens: Ich ziehe die Sachen aus und ...es wird unweigerlich etwas passieren.   Drittes ist nach den letzten Ereignissen gar nicht mal so unwahrscheinlich. Dabei kann ich nicht verhindern diese Möglichkeit gleichzeitig am Interessantesten zu finden. In meinem Inneren kribbelt es geradezu vor Adrenalin. Kizuna lechzt nach der Aufmerksamkeit des Daiyoukais. Es fällt mir unglaublich schwer nicht meinem ersten Instinkt nach zugeben und es darauf ankommen zu lassen. Doch Kizuna würde ich diesen Gefallen nur ungern tun. Mich selbst beruhigend, streiche ich mir mit den Handflächen über die kalte Kleidung und erlange dadurch eine noch stärkere Gänsehaut als eh schon. Gerade so, kann ich ein Zähneklappern noch unterdrücken. Mein Kiefer knirsch gefährlich unter dem Druck. Seit der schrecklichen Nacht draußen im Wald war mir nicht mehr so kalt gewesen, dabei habe ich inständig gehofft, dass mir das nicht noch einmal widerfahren würde. Einige Zeitlang sitze ich so dar, unsicher ob Stunden, Minuten oder sogar erst Sekunden vergangen sind. Bei ihm scheint mir jegliches Zeitgefühl abhanden zu kommen.   Ergeben seufze ich und schließe die Augen für einen Moment, ehe ich unsicher zum Daiyoukai schiele. Mein Stimmung wandelt sich von einem Moment zum nächsten von Zerrissenheit zu Gleichgültigkeit.       Was soll's….         Ich erhebe mich so leise, wie es nur geht um möglichst zu vermeiden, irgendwelche Aufmerksamkeit Seitens des Dämons zu erlangen. Zitternd ziehe ich mir die, an mir klebenden Stoffe aus. Ob mein Körper vor Kälte oder Nervosität so verkrampft ist kann ich jetzt kaum noch sagen. Immer wieder huscht mein Blick sekundenschnell zu Sesshoumaru, um seinen Zustand zu prüfen. Nichts. Immer noch die ignorante, abgewandte Haltung. Doch das soll mir ruhig recht sein… Sorgsam lege ich die Kleidung ausgestreckt nahe dem Feuer auf den Boden, ehe ich mich selbst so nahe wie möglich an die Wärmequelle setze. Meine Arme umschlingen meine angezogenen Beine und bedecken somit die nötigsten Stellen. Innerlich rede ich mir ein, es bis morgen in dieser Stellung durchzuhalten. Doch schon nach wenigen Minuten meldet sich mein Allerwertester mit einem dumpfen Gefühl, der schnell dem des Schmerzes Platz macht. Missmutig kaue ich auf meinen Lippen und halte meine prüfenden Blick auf dem Daiyoukai. Ich wünsche, ich hätte seine Fähigkeit für Stunden so ruhig sitzen zu bleiben. Bewusst habe ich meine Sitzposition so geändert, dass ich ihn mühelos im Auge behalten kann, er jedoch nur mein Halbprofil erhaschen wird, sollte er es wagen, einen Blick auf mich zu riskieren. Zudem bietet mir die gewölbte Felswand in meinem Rücken noch ein kleinwenig Schutz. Wenn irgendetwas geschehen sollte, was mir nicht gefällt, werde ich es abwenden. Er wird mich nicht nochmal anfassen....   Ich blicke mehr oder weniger ins Feuer und sehe den Flammen dabei zu, wie sie sich ums Holz schlagen und es langsam aber sicher verzehren. Meine Gedanken schweifen ab, als ich seufzend das Kinn auf meine Arme stütze. Wie es wohl Inu Yasha und den Anderen geht? Ich hoffe sie nehmen es mir nicht übel, gegangen zu sein. Ich kann gerade noch ein gequältes Seufzen unterdrücken. So oft wie ich geseufzt habe, wird es allmählich auffällig. Nicht das sich der Lord noch umschaut.....   Ein beklemmenden Gefühl steigt in mir auf, als ich an Inu Yashas trauriges Gesicht denke. Automatisch folgen weitere Bilder von ihm, bis hin zum Kuss. Ich schlucke schwer und streiche mir eine nervende Haarsträhnen aus dem Gesicht, als ich in mein Innerstes horche, auf der Suche nach einem bestimmten Gefühl. Liebe. Doch bei der Vorstellung ihn nochmal küssen zu können, ereilt mich keine Welle von Vorfreude, Nervosität und Glückseligkeit. Meine wahren Gefühle für ihn sind nur noch eine fast vergessene Erinnerung, ein schwacher Geschmack auf der Zunge, fahl und bitter zugleich. Ich habe das Gefühl ihn zu verlieren, meinen Glauben daran, ihn wirklich einmal geliebt zu haben. Denn so sehr Kizuna mir bewusst ist, so sehr manipuliert mich das Band langsam und unauffällig. Es ist so verdammt ungerecht. Ich will ihn nicht vergessen. Ich will das alles nicht. Wieso kann es nicht so sein wie früher? Mein Kiefer spannt sich an, als die Tränen anfangen zu laufen und ich ein Schluchzen unterdrücke. Wütend wische ich mir über mein Gesicht, immer mit dem Gedanken, dass es sowieso keinen Sinn macht zu heulen. Dennoch kann ich nicht verhindern, dass die salzige Flüssigkeit unaufhörlich meinen Wangen hinab läuft.     Plötzlich eine Regung. Mein Körper erstarrt, als ich kaltes Metal auf den Boden dumpf aufschlagen höre. Nicht sehr laut, doch ich weiß woher sein Ursprung kommt. Mein Körper versteift sich augenblicklich. Ich schaffe es kaum den Mut aufzubringen meinen Blick von dem ungezügelten Feuertanz vor mir abzubringen. Doch dann ganz langsam wandert meine verschleierte Sicht nach rechts und ich bete innerlich, dass ich mich irre. Ein Windzug pfeift durch die Höhle und lässt meine Haare leicht über meine mittlerweile trockene Haut fahren. Unweigerlich bildet sich auf meinem Rücken eine Gänsehaut und wandert über meinen Körper. Einen Moment später begreife ich erst, dass nicht der Wind dafür verantwortlich ist. Mein Atem stockt, als ich spüre, wie abermals ein Windhauch in meinen Nacken kriecht und gleichzeitig ein Kribbeln durch meine verspannten Muskeln mit sich zieht. Als meine tränenverschmierte Sicht nachlässt sehe ich die Schuhe des Dämons, der mein Leben gänzlich durcheinander gebracht hat. Ich schluck schwer, als ich meine Augen nach oben wandern lasse. Durch das flackernde Licht des Feuers wirkt er auf eine Art und Weise wunderschön, wie ich es bisher noch gar nicht wahrgenommen habe. Das Licht spielt mit seinen Haaren, wandert über seine Kleidung und glänzt herrlich schön in seinen Augen. Kurz vergesse ich sogar, in was für eine Situation wir uns hier befinden. Erst als seine Hand langsam zu seiner Rüstung wandert und diese öffnet werde ich schlagartig in die Realität gezogen. Ich zieh scharf die Luft ein und presse meine Beine enger an meinen Körper, sodass es kurz schmerzt. „Was tust du?“ Meine Stimme zittert verdächtig. Sesshoumaru scheint dies herzlich wenig zu interessieren und ist bereits dem zweiten Verschluss seiner Rüstung am lösen. Noch ehe ich gänzlich in Panik verfallen kann, schrei ich mir innerlich selbst zu Ruhe zu bewahren. Doch sein stechend gelber Blick macht mich zunehmend nervös. „Geh.“ Das Surren meiner schimmernden Barriere wird mir erst bewusst, als sein Bild vor mir leicht zu verschwimmen scheint. Im gleichen Moment frage ich mich, ob mein unterbewusstes Handeln nicht sogar den gegenteiligen Effekt erzeugen wird. Mein Verdacht bestätigt sich schlagartig, als sich seine schmalen Pupillen mit Unzufriedenheit in die meine bohren. Dann, in einer plötzlichen Bewegung, durchbricht er den Bannkreis, sodass es unangenehm in meinem Inneren vibriert. "Lass den Unsinn." Verärgert fasst er mir an den Hals und hält einen Moment still, während ich glaube fast an einen Herzinfarkt hops zu gehen. Seine Hand ist eiskalt. Zu überrumpelt halte ich einfach still und bete innerlich, dass Kizuna mir wenigstens einmal zur Abwechslung den Hintern retten wird. Sein männlich herber Duft dringt nach einigen Augenblicken an meine Nase und lässt mein Wesen schwanken. Kaum zu glauben, wie dünn die Grenze von Gefahr zu Zuneigung sein kann, wenn man von einer Jahrtausend alten Legende beeinflusst wird. Ich erröte, als mir bewusst wird, dass ich seinen Geruch genüsslich einziehen. Roch er schon vorher so verdammt gut? Doch schon im nächsten Moment lässt er von mir ab und Enttäuschung quillt in meinem Inneren auf. Mit leichtem Ärger in seinen Gesichtszügen packt er abermals an seine Rüstung und löst die letzte Bänder. Innerlich höre ich die Alarmglocken zum zweiten mal läuten, doch mir fehlt die Sprache, um mich verbal zu äußern. Allein mein Körper verkrampft sich aufs Neue. Doch zum allen Überfluss entpuppt sich etwas anderes hinter seinem Vorhaben, als ich vermutet habe. Die Rüstung abgelegt, setzt er sich neben mich und winkelt wie schon hundertmal das Bein an, um gemütlich seinen Arm darauf zu platzieren. Seine plötzlich, immer noch so ungewohnte Nähe lässt mich zunehmend in eine schier endlose Starre fallen aus der es vorerst kein Entringen zu geben scheint. Ungläubig blicke ich ihn an. Nur etwas später richtet sich jedoch mein Augenmerk auf seine so weiche Fellboa, die sich vorsichtig und behutsam anfängt um meinen Körper zu schlingen. Unweigerlich schießt mir das Bild einer Python in den Kopf, und ich grinse leicht, als sich mir erschließt, dass diese Situation einen ähnlichen Gefahrenfaktor nachweist. Zuerst samt und kuschlig, doch wenn du nicht aufpasst steckst du schon zu tief in der Schlinge. Ich blicke abermals zu ihm. Wie gewohnt würdigt er mich keines Blickes, doch seine Aura wiegt mich in ruhigen Wellen in einen Zustand der Entspannung und darauf folgenden Müdigkeit. Ob er dies bewusst macht oder nicht kann ich nicht sagen. Dennoch habe ich bereits Situationen erlebt, die mich vermuten lassen, dass er sich über den Einfluss, den er auf mich ausüben kann sehr wohl im klaren ist. Ich schlucke, als ich mich daran erinnere, dass er ebenso die Fähigkeit besitzt mag, die Gefühlsregungen des Anderen wahrzunehmen. Während er jedoch diese neu gewonnen Gabe nutzt, um mich einzuschüchtern und mich in meine, für ihn angemessenen Schranken zu weisen, bin ich dagegen eher hilflos. Ich konnte nie gut meine Gefühle unterdrücken und mich meinen Emotionen entledigen, doch er scheint schnell begriffen zu haben, wie er mich mit Kizuna kontrollieren kann. Revue lasse ich einige Ereignisse in meinem Kopf ablaufen und analysiere sein Verhalten. Erst vor einigen Stunden auf dem Weg hierher habe ich deutlich spüren können, wie sein Unmut mir gegenüber plötzlich entfachte. Unbewusst habe ich mein Verhalten korrigiert und bemerkte schnell, dass ihn mein immer langsam werdendes Schritttempo gestört zu haben schien. Als ich etwas zügiger zu ihm Anschluss fand, ließ die Schwingung nach, so schnell wie sie gekommen war. So vermeidet er es gezielt mit mir zu artikulieren oder sonst wie sich zu äußern.   Abermals stöhne ich, als mir klar wird, wie ich hingegen auf ihn reagieren muss. Ich komme wahrscheinlich einem Cocktail der launischsten Emotionen gleich. Ich knirsche behagt mit den Zähnen und fixiere abermals kurz den Daiyouaki. Innerlich fang ich langsam an zu toben, doch mit einem schnellen Schlucken unterdrücke ich die Wut in mir und konzentriere mich wieder auf das Feuer. Ich muss aufpassen, mich kontrollieren lernen. Durch mein Geist, welchen er wahrnehmen kann, biete ich ihm zusätzliche Angriffsmöglichkeiten mir gegenüber. Sofort höre ich mein Unterbewusstsein dreckig lachen, was das eigentlich für ein einziger Schwachsinn ist. Angriffsmöglichkeiten? Schwachstellen? Mädchen, du bist ein Mensch. Du bist für ihn eine einzige Schwachstelle. So schwach wie du bist, hätte er dich schon längst in Stücke reisen können. Ich ziehe das Fell etwas enger um mich. Eine kaum merkliche Wärme geht von diesem fellbesetzten Stück aus und bewahrt mich so allmählich vor der Kälte. Allein meine Füße richte ich noch etwas näher ans Feuer, bevor sich meine Zehen verabschieden können. Kälte....Noch eine Schwachstelle! Grummelnd huscht mein Blick wieder auf Sesshoumaru. Gleichzeitig frage ich mich, wie man sich in seiner Nähe überhaupt stark fühlen kann. Müsste sich nicht jeder neben ihm klein und mickrig vorkommen? Allein schon sein stolzes, selbstbewusstes Auftreten zeugt von seiner unglaublichen Überlegenheit. Zuerst unbewusst mustere ich seinen Körper. Seine breit gebauten Schultern liegt an der harten, steinigen Felswand, während seine silberschimmernden Haare im Vergleich dazu sich unfassbar elegant um seinen Körper schmiegt. Ausnahmsweise erinnere ich mich einmal gern an das Bad in der Quelle zurück, in der ich das Vergnügen erleben durfte, seine Mähne zu berühren. Allein die Erinnerung an dieses schier seidige Gefühl auf meinen Fingern entfesselt eine Gänsehaut, die über meinen Körper jagt. Zur Abwechslung ertönt ein Seufzen aus meinem Mund, während ich weiter meine Blicke über ihn kreisen lasse. Eins von seinen langen, starken Beinen hat er angezogen und lässig seiner prankenbesetzten Hand darauf gestützt, während das andere fast bis zu gegenüberliegenden Höhlenwand reicht. Innerlich fange ich an, ihn zu bewundern. Wie kann ein Geschöpf nur so unglaublich schön und anmutig sein? Es ist schon fast unwirklich, irreal. Nur schwer kann ich mich wieder von seinem Anblick lösen und meinen Blick auf meine Füße zurück lenken. Sie sind schmutzig und blasenbestückt. Meine Knie sehen ebenfalls nicht besser aus. Auf einem glänzt eine kleine Platzwunde, die ich mir zugezogen habe, als ich auf dem Weg hier hin tollpatschig gestolpert bin. Natürlich hat mich Sesshoumaru nicht wie ein Märchenprinz aufgefangen, sondern lies sich lediglich dazu herab einen kurzen Blick über die Schulter zu riskieren. Ich meine daraufhin auch noch ein spöttisches Schnauben gehört zu haben, aber darüber möchte ich lieber nicht nachdenken. Verlegen kratze ich mir am Kopf und spüre, wie eine widerliche Fettschicht meine Kopfhaut bereits bedeckt hat. Was würde ich jetzt für ein Bad geben mit Shampoo. Nur ein einziges, oder vielleicht doch zweimal in der Woche. DAS wäre schon Luxus... Innerlich stelle ich, nach Aufzählung sämtlicher mir bekannter Makel meines Körper fest, dass ich das komplette Gegenteil von ihm bin und auch immer sein werde. Weder schön, noch elegant oder ansatzweise stark. Ich schließe die Augen genervt und versuche mich zu entspannen. Wenigstens für die letzten paar Stunden dieser Nacht. Dennoch kann ich es nicht verhindern, dass sich in meinen Kopf immer wieder einen Frage bildet: Wieso gerade wir? Ein Mensch und ein Daiyoukai, Unterschied, wie Tag und Nacht. Wie soll man sich da nur mit abfinden können? Kizuna geht wirklich ungewöhnliche Wege... Doch egal wie unterschiedlich man zu sein scheint, diese Band schafft es anscheinend, einen nur noch an der Anderen denken zu lassen, ihn um sich haben zu wollen, sich gänzlich an ihn zu binden. Es ist wie eine Kette, die man sorgfältig angebracht hat und den dazugehörigen Schlüssel in die Tiefen des Wassers warf, mit der Absicht ihn nie wieder zu benutzen.... Im Inneren protestiere ich. Nein, ich darf so etwas nicht denken! Es wird einen Lösung geben. Ich darf mich davon nicht unterkriegen lassen. Ich will zurück, auf jeden Fall! Schmerzhaft krallen sich meine Fingernägel in mein Fleisch, um diesem Nebel aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung abzuschütteln. Doch schon nach kurzer Zeit schleicht der trübe Schleier in meine Gedanken zurück, auch wenn ich mich wie ein kleines jammerndes Kind versuche dagegen zu wehren. Meine unterdrückten Tränen schlucke ich zittern runter, als mir erneut klar wird, dass der Hundedämon jedes noch so kleinste Gefühl in mir wahrnehmen kann. Stark. Ich muss stark werden. Sonst zerfließe ich in seinen Händen, gehe kaputt unter dieser unerträglichen Last ihn um mich, in mir und überall zu haben. Tief atme ich ein und verinnerliche mir diese Aufgabe. Ehe ich meine Gedanken von ihm befreie und meinen Kopf müde auf meine Arme stütze, die ich um meine Beine geschlungen habe. Ab Morgen muss ich kämpfen, jeden Tag, um dann hoffentlich eines Tages wieder frei sein zu können..... Doch all diese Gedanken ----------------------- Doch all diese Gedanken       „Du bist hier nicht erwünscht, Fremde!“ Mein Weg, der mich heute morgen in diese Dorf führt, weil der Hunger mich trieb war bisher ruhig und idyllisch. Doch plötzlich schien mit einem Mal Aufruhe zu herrschen, ohne, dass ein ersichtlicher Grund sofort zu erkennen sei. Der groß gewachsene Mann erlangt meine Aufmerksamkeit, als er quer über den Markplatz brüllt. Die zierliche Person, die etwas abseits der anderen ihre Ware präsentiert ist ihm wohl ein Dorn im Auge. Als ich erkennen, dass es sich um eine junge Frau zu handeln scheint ist mein Frauengerechtigkeitssinn geweckt und dich nähere mich den Beiden. Der einigermaßen gut außehende Mann greif der Frau grob an den Arm und zerrt an ihr herum. „Wer bist du und was willst du hier?“ Seine Stimme ist dunkel und laut, sodass er nicht nur meine Aufmerksamkeit erlangt. Mittlerweile blicken sämtliche Bewohner zu dem unruhigen Schauspiel. „Bitte...ich bin eine Reisende und will nur meine Pflaumen verkaufen. Lasst mich los, ich tu doch niemandem etwas.“ Ich nehme kaum ihre hauchdünne Stimme wahr. Ihre Worte triefen vor Angst. Der Mann spuckt geräuschvoll auf den Boden und zeigt ihr somit mehr als deutlich seine Abneigung, während sich plötzlich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitet. Ich ahne schlimmes, beschleunige meinen Gang und dränge mich an den neugierigen Dorfbewohnern vorbei, die das Szenario nur tuschelnd betrachten. „Vielleicht sind die ja vergiftet! Einer falschen Hexe kann man nicht trauen!“ Er schmeißt sie zu Boden. Sie stöhnt vor Schmerz auf. „Zeig mir dein Gesicht!“ Bisher hat ein Umhang mit Kapuze ihr Gesicht verhüllt. Allein ihre schönen lockigen Haare luken unter dem Stoff hervor. „Bitte Herr, mein Gesicht ist entstellt, ich habe nur knapp ein Feuer überlebt.“ Missmutig schaut er auf sie hinab. Man sieht sofort, dass er ihr kein Stück glaubt. Doch hätte er die vereinzelten Brandnarben an ihrer Hand gesehen, hätte er es besser gewusst. „Lüg nicht, du miese kleine...!“ "Hey, lass sie in Ruhe!" Irritiert blickt der Mann von der am Boden liegenden Frau auf und sucht nach der Störung seine geplanten Belästigung. Als er meinem starren Blick begegnet beäugt er mich skeptisch, ehe ein Anflug von Spot in seinen Gesichtszügen erscheint. "Was willst du denn?" Provokant baut er sich vor mir auf und lässt zu meiner Erleichterung von der Dame ab. Erst jetzt mustert er meine Kleidung genauer und sein Blick zeigt mir kurz sein Zögern, als er begreift, dass er einer Miko gerade seine Respektlosigkeit gezollt hat. "Sie hat niemandem etwas getan. Lass sie gehen." Meine Schritte werden langsamer, als ich ihm schließlich fast gegenüberstehe. Er ringt kurz mit sich, blickt zu den anderen Dorfbewohnern, ehe seine überhebliche und ungehobelte Art zu siegen scheint. Aufplusternd drückt er den Rücken durch und streckt mir seine angeschwollene Brust entgegen. Ein dreckiges Lachen ertönt, wobei er seine verfaulten Zähne entblößt. Doch nicht so gut außehend, wie anfangs geglaubt.... Angewidert wende ich den Blick davon ab und versuche mich auf seine grauen Augen zu konzentrieren. "Ich denke du solltest dich lieber raushalten, Süße!" "Und ich denke, es ist unklug, eine Miko mit so wenig Respekt zu behandeln." Ich funkle ihm entgegen. "Eine Mikotracht sagt doch gar nichts. Du gehörst sicher zu ihr, du kleine....." Mit voller Wucht knallt er gegen meinen Bannkreis, als er es wagt mich packen zu wollen. Die Menschenmenge hinter mir schnappt erstaunt nach Luft. „Sah das etwa nach einer Täuschung aus?“ Meine Hände verkrampfen sich zornig, während ich durch die Reihen blicke. Immer noch liegt Skepsis in der Luft und bestätigen mir die Unsicherheit aller hier. Fremde Personen, egal ob Miko oder Mensch scheinen hier nicht willkommen. Es ist mir unerklärlich, wieso gerade hier soviel Feindseligkeit herrscht. Anstand vor einer Miko, die aus reiner Güte Menschen heilt und Dörfern hilft scheint hier schlichtweg egal zu sein. Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas auf mich zuschießen und ich reagiere instinktiv. Der kräftigen Mann wird zwei Meter weiter zu Boden geschleudert, wo er stöhnend liegen bleibt, während ich meinen Körper zwinge, sich aus seiner Kampfposition zu lösen. Ich keuche, in der Hoffnung, dass man mir meine Erschöpfung über diese eine kurze Tat nicht anmerkt. Nur ein kurzer Moment der Erholung, dann nehme ich einen tiefen Atemzug und blicke mit festen Augen durch die Reihen, während ich innerlich meine Gedanken zu sortieren versuche. In Kraftfeldern bin ich noch nie sonderlich gut gewesen, deswegen ist es nicht verwunderlich, dass es mich an Kraft kostet eines zu errichten ohne intensives Gebet. Ich habe gerade erst angefangen damit zu trainieren, als dieser „Zwischenfall“ plötzlich mein Leben änderte. Dennoch... irgendetwas war dieses Mal anders.... Ich schiebe schnelle meine Zerrissenheit beiseite, ist es gerade doch eh nicht angemessen darüber zu philosophieren. Die ängstlichen Blicke der Dorfbewohner gilt es momentan mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Ich stelle für euch keine Bedrohung da, solang ich das Gleiche von euch sagen kann. Also lasst mich in Ruhe meines Weges gehen.“ Ich spreche bewusst laut, damit sich nicht nur der Kerl angesprochen fühlt. Kurz darauf wieder wildes Getuschel, ehe sich die Situation mit einem Mal entspannt und sich der Trubel lichtet. Der Mann am Boden stöhnt abermals, als seine Kumpanen ihn wegschleppen. "Alles ok?" Die Frau zuckt zusammen und wendet ihren starrem Blick von dem Kerl ab. Dann schaut sie zu mir hinauf und mustert mich. Ich stocke, als mir das Ausmaß ihrer Narben bewusst wird. Tiefe Wucherungen schlängeln sich von ihrer linken Halsseite bis zu ihrer Stirn hinauf. Ihre rechte Gesichtshälfte ist dem Feuer wohl entgangen. Nur die komplette Linke Seite ist von Narben durchzogen. Dabei wundere ich mich, wie Augen und Ohren ohne Schaden davon gekommen sind. Es sieht nicht nach einem natürlichen Feuer aus, welches sie so zugerichtet hat und ich frage mich, ob Dämon oder Mensch dahinter steckt. Insgeheim weiß ich, dass diese Frage egal ist. Beide können grausam sein. Ich ziehe kaum merklich meine Lippen verbittert zu einem geraden Strich, als mir die Brutalität dieser Zeit bewusst wird. Um so trauriger ist es, wenn es jemanden trifft, wie sie. Trotz ihrer Narben kann ich behaupten, dass sie eine Schönheit war. Mehr denn je fühle ich Mitleid für sie. Gerade in dieser Zeit sind solche Verletzungen schmerzhaft. In vielerlei Hinsicht. Ihre haselnussbraunen Augen wandern über meine Gestalt. Ich fühle mich durchleuchtet, als sie jedes Detail in meinem Gesicht aufzusaugen scheint und sich ihr Ausdruck leicht verändert. Zu schnell jedoch, als dass es mir möglich wäre diesen zu deuten. Dann lächelt sie ganz plötzlich. "Ja, haben sie vielen Dank, Miko-sama!" Sie streicht sich scheu die Kapuze noch etwas weiter ins Gesicht, als sie meinen intensiven Blick bemerkt. Schüchtern steht sie auf, klopft sich den Dreck von ihrem braunen Umhang und nimmt dann meine Hände in ihre. Sie fühlen sich kalt aber weich an. "Bitte, es kommt nicht häufig vor, dass mir geholfen wird. Ich möchte mich für Ihre Hilfe bedanken." Ich wundere mich nicht weiter um diese Aussage, sehe ich doch genau, wie schwer es für Reisende ist respektvoll und höflich behandelt zu werden. Sie ist etwas kleiner als ich es bin, jedoch um einiges schlanker und zierlicher. Selbst unter diesem weiten Umhang erkenne ich dies direkt. Eine leichte Brise an Lavendel sticht aus ihrem sonst so modrigen Geruch hervor. Ihre Haare fallen im Gegensatz dazu glänzen und gepflegt über ihre Brust.Vom Bauchgefühl her ist sie mir sofort sympathisch. Sie führt mich ohne Widerstand zu dulden zu ihrem Stand. "Bitte, bedienen Sie sich. Sie dürfen so viele, wie sie möchten." Stolz präsentiert sie mir ihrer wunderbar aussehenden Pflaumen. Mein Magen knurrt entzückt auf. Beschämt halte ich mir den Bauch, worauf sie ein verzaubertes Lachen von sich gibt. Ansatzweise erhasche ich einen Blick auf ihre vollen Lippen. Mittlerweile bin ich erstaunt, wie schön diese junge Frau trotz ihrer Narben sein kann. Ihre leise, glockenähnliche Stimme reist mich aus meiner Starre. "Nur zu. Bedienen Sie sich." Mit einer leichten Röte um die Nasenspitze nicke ich dankbar und deute auf Einige, die besonders groß aussehen. Liebevoll packt sie mir die Früchte in eine kleine schlichte Stofftasche, während ich mich zügeln muss, nicht hier und gleich meinen Hunger zu stillen...           Genüsslich schlendere ich den Weg zurück, den ich heute Mittag gekommen war. Die Tasche mit einem Arm fest an mich gedrückt, esse ich bereits jetzt summend die köstlichen Pflaumen. Selten habe ich solch süße Früchte, wie diese gegessen. Innerlich bestätige ich mir, dass nicht alles schlecht im Mittelalter ist. Verträumt greife ich nach einer weiteren Frucht, als mir mein Tastsinn signalisiert, dass es sich hierbei keineswegs um eine Pflaume handelt. Aus meinen Gedanken gerissen ziehe ich verwirrt ein kleines Gefäß aus der Tasche. Das faustgroße Töpfchen ist in einer schlichten Tonfarbe gehalten. Vorsichtig streich ich mit dem Daumen über das Material und begutachte es von allen Seiten. Es fühlt sich glatt und kalt an, sieht unauffällig aus und müsste mich eigentlich nicht weiter interessieren, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass ich absolut keine Ahnung habe, wieso es in dieser Tasche liegt. Aus Reflex bleibe ich stehe und spiele mit dem Gedanken es der Frau zurück zu bringen. Vielleicht war das nur ein Versehen. Sicher sollte ich gar nicht dieses Töpfchen erhalten. Doch als ich plötzlich eine Gravur auf der Unterseite entdecke halte ich abermals inne.   „Der Vogel im Käfig, gefangen in einer Lüge, erlangt durch ein paar Tropfen seine Freiheit.“     Ich stocke und meine Gedanken rasen. Wirre Interpretationen überschlagen sich in meinem Kopf und versetzen mich in ein innerliches Schleudertrauma. Im ersten Moment weigere ich mich, meiner hoffnungsverzerrten Deutung dieser Worte in irgendeiner Form glauben zu schenken. Er wäre zu schön, zu gut, insofern es wirklich möglich wäre. Es ist sicher eine Verwechslung, etwas gänzlich anderes, als das, was ich mir gerade zusammen würfle. Und dennoch... Mein Herz schlägt mir bis zum Halse, als ich die Gravur abermals studiere. Zögernd beiß ich mir auf die Lippe und überlege fieberhaft, ob eine andere Erklärung für dieses Gefäß, für diese hier schlichtweg unfassbare Gegebenheit existiert. Ich schlucke, drehe mich halb zum Dorf um. Von dem Hügel aus habe ich die gesamte Lichtung inklusive dem Mark komplett vor mir. Mein Daumen streicht behutsam über das Töpfchen in einer derart sanften Gäste, welche mich wahrscheinlich selbst beruhigen soll. Denn innerlich brodelt es in mir. Nur langsam, vorsichtig lasse ich den Gedanken zu, der mich zu umhüllen scheint. Ist das hier die Lösung? Die Lösung für alles? Wenn Kizuna damit verschwinden sollte, wären all meine Probleme und Ängste vergessen. Ich könnte zurück zu Inu Yasha, meine Ausbildung beenden und meine Leben so führen, wie ich es nach all den Jahren immer wollte. Meine aufkeimende Hoffnung bekommt einen kurzen Stich, als sich mir ein neuer Gedanke auftut. Wieso sollte man mir helfen wollen? Welchen Grund sollte diese Frau haben mein Band mit Sesshoumaru zu lösen? Es scheint mir zudem mehr als merkwürdig, dass überhaupt bekannt ist, welches Geheimnis mich und der Daiyoukai umhüllt. Wie genau ist die Frau auf diese Tatsache gestoßen? Gedanke um Gedanken schwirren in meinem Kopf umher und ich bekomme es kaum hin sie anständig zu sortieren. Schlussendlich stöhne ich gequält auf. Ich möchte nur zu gerne an das Gute glauben und meiner verzweifelten Hoffnung nachgeben, doch hat mir diese Zeit bereits mehr als einmal gezeigt, das Leichtgläubigkeit hier tödlich sein kann.   Meine Unsicherheit wächst immer weiter. Ich weiß nicht was ich glauben soll. Ist das hier wirklich ein Heilmittel oder nur so ein bescheuerter Trick. Angenommen es ist wirklich ein Heilmittel dann bleiben mir zwei Option. Entweder ich erzähl dem Daiyoukai davon oder ich verschweige es ihm. Die Konsequenzen sind mir dabei erst mal noch unklar. Zögernd packe ich den kleinen Gegenstand in die Tasche zurück. Ich sollte mir lieber zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe Gedanken darüber machen. Das ist keine Entscheidung die man jetzt einfach treffen sollte. Dieses Töpfchen könnte meine Rettung sein, doch will ich der Sache nicht sofort trauen, ohne sie vorher geprüft zu haben. Gerade als ich die Hand aus meinem Beutel zurückziehen erscheint der Daiyoukai vor mir. Ertappt zucke ich zurück und er weiß sofort das etwas nicht stimmt. Abschätzend betrachtet er mich. „Was ist passiert?“ „Nichts.“ Die Antwort kommt wie ein Kanonenschuss. Innerlich schlag ich mir die Hand gegen die Stirn, weil es damit mehr als offensichtlich ist, dass ich ihm ins Gesicht gelogen habe. Seine Mine verfinstert sich dementsprechend schlagartig, doch ich halte dem stand. Innerhalb diesem kurzem Augenblick rebelliert mein noch verbleibender Stolz gegen ihn an. Vielleicht besitzt er meinen Körper und er hat auch eine ungefähre Ahnung über meine Gefühlswelt, aber keinesfalls kann er Gedanken lesen. Dieses winzige Stück Privatsphäre ist das Einzige, was mir noch geblieben ist und das gebe ich sicher nicht her.   Eine Zeit lang stehen wir so voreinander, in der Hoffnung, der andere gäbe endlich nach. Deutlich halte ich meinen Widerstand aufrecht, versuche soviel Trotz und Sturheit in meinen Blick zu legen, um ihn abzuwehren. Ich hebe trotzig das Kinn an und er schnaubt. Im nächsten Moment rührt er sich und ich zucke reflexartig zurück. Doch seine vor mir her schwingende silberne Mähne deutet seinen Rückzug an. Ohne jegliches Wort entfernt er sich von mir und ich bleibe befangen zurück. Nicht sein plötzlicher Abgang macht es mir so schwer mich von Fleck zu bewegen, sondern die Tatsache, wie mich noch eben seine dunklen Augen fixiert haben, als er sich elegant zum Gehen abwendete. Dabei hätte ich schwören können, kurz ein leuchtend rotes Flackern in seinem Blick erhaschen zu können. Die Bestätigung erhalte ich prompt, als sich seine Wut in wellenartigen Strömungen eher noch weiter aufheizt, statt abzuklingen. Ich schlucke, ehe ich mich in Bewegung setze. Das wird noch ein Nachspiel haben....   sind sinnlos. -------------     sind sinnlos.         „Wow!“ entgleitet es mir leise, als ich Sesshoumarus Festung in Augenschein nehme. Meine Haare streichen mir sanft über den Rücken, während ich meinen Kopf immer wieder hin und her wandern lasse, in der Absicht möglichst viele Eindrücke zu erhaschen. Wir sind lange gelaufen, während das Zwitschern der Vögel immer mehr abgenommen hat, als schließlich die letzten Sonnenstrahlen das Bild vor mir in orange tauchen und es somit noch bezaubernder wirken lassen. Meine Begeisterung über die Größe dieses Heimes steigert sich nur durch die Verarbeitung bester Materialien und der perfekten Anordnung der einzelnen Festungsbereiche. Das große Hauptgebäude ist der Mittelpunkt und ragt deutlich, wie auf einen Podest hervor. Umrahmt wird es von einer dicken Mauer, die den zweiten Abschnitt der Anlage von dem Haupthaus trennt. In diesem Befinden sich mehrere etwas kleinere, aber immer noch große Gebäude. Im äußeren Abschnitt liegen viele kleinere Gebäude von unterschiedlicher Art. Höhlen, Sümpfe, alte Hütten oder Häuser aus Stein zeigen sich hier in willkürlicher Anordnung. Ein eigenartiger, etwas muffiger Geschmack liegt auf meiner Zunge und ich frage mich, ob es den Daiyoukai gar nicht missfällt. Doch gewohnt gleichgültig und mit null Interesse an seiner Umwelt schreitet er vor mir seines Weges entlang. Zielstrebig, erhaben und stolz. Wie nicht anders zu erwarten. Ich blicke mich abermals um. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dies die Zuflucht für das normale Dämonenvolk ist. Dennoch zeugt in irgendeiner Form selbst dieser Teil von Ordnung und Macht. Bisher habe ich auf meinen Reisen nur solche Paläste von Menschen gesehen. Nicht im Traum habe ich damit gerechnet, diverse ebenfalls unter Dämonen finden zu können, zudem noch so einen schönen. Bis zum heutigen Tag waren Dämonen für mich einfache, aber sehr grausame Wesen, ohne Interesse an Ästhetik oder Bildung. Doch dieses Bauwerk scheint meine sämtlichen Ansichten in schwanken zu bringen.   Es braucht wegen der Größe viel Zeit durch die jeweiligen Teil der Festung zu gelangen und meine schmerzenden Füße bestätigen diese Tatsache nur zu gerne. Zu meiner Verwunderung begegnen wir nicht einem Dämon, obwohl ich gerade zu von Yoki erdrückt werde. Eine schmerzhafte Enge liegt auf meinem Brustkorb, erschwert mir das Atmen und die Aufrechterhaltung meiner Konzentration, nicht instinktiv gegen diese Flut an böser Aura anzukämpfen. Erst in diesem Moment fällt mir auf, dass dies bei dem Daiyoukai nie der Fall war. Zu mindestens, wenn er es mir nicht bewusst aufgedrängt hatte. Sein Kontakt hat mir ansonsten kein Unwohlsein beschert. Ja manchmal hüllte mich seine Spähre sogar in ersehnte Entspannung, gerade als ich an die bitter böse Nacht in Eiseskälte zurückdenke. Zu meinem eigenen Wohl gebe ich Kizuna dieses Mal ohne Widerspruch nach, nehme etwas Schritt auf und näher mich ihm, um mich wenigstens etwas vor der negativen Energie der Dämonen abzuschotten. Ein kurzes Prickeln seiner Verwunderung fährt mir über die Schultern, ehe er sich nicht weiter um mein Aktion kümmert.   Das erste Tor zu den Unterkünften der Bediensteten öffnet sich scheinbar von selbst. Nur schwach nehme ich entlang der Mauer einige etwas stärkere Auren wahr. Vielleicht gibt es hier auch so etwas wie Wachen. Doch schnell werden diee Gedanken dazu vertrieben, als sich meine Augen mir Neugier dem mittleren Ring der Festung witmen. In diesem Bereich schein eindeutig mehr mir Symethrie gearbeitet worden zu sein, wodurch es mich ein wenig an die englische Gartenkunst erinnert.   „Inu Yasha“     Ich höre meine eigene Stimme in meinem Ohr hallen und wundere mich über die plötzliche Erinnerung, die sich vor meinem inneren Auge wie von selbst abspielt.     „Sag mal, wenn Sesshoumaru der Herr des Westens ist, hat er dann auch einen Palast?“ Seine Schultern versteifen sich in Anbetracht dieses für ihn wohl nicht so angenehme Gesprächsthema. Auch wenn ich bezweifle, dass er ernsthaft hasserfüllte Gefühle für den Daiyoukai aufbringt, so ist diese Begebenheit über seinen Halbbruder zu sprechen trotzdem schwierig für ihn. Seine Füße stampfen schon fast über den Weg, der vor uns liegt, als er verächtlich schnaubt.   „Pah, als ob ich das wüsste.“   Ein kurzes Knurren entringt seiner Kehle. Von hinten sehe ich, wie er die Schultern strafft und die Arme ungehalten ineinander verschränkt. Ich grinse leicht über sein so typisches Kommentar. Auch wenn es manchmal schwierig und anstrengend ist mit seiner störrischen Art umzugehen, so finde ich es trotzdem auf eine undefinierbare Weise amüsant und niedlich. Meine Hand zuckt unwillkürlich unter dem Drang ihm über den Kopf zu wuscheln in einer beruhigenden und liebevollen Geste. Doch ich weiß, dass ich ihn nur aufregen würde. Ich gehe leicht hinter ihm und kann nur erahnen, dass er die Augenbrauen mürrisch zusammengezogen hat. Seit unserem ersten Treffen mit seinem Vollbluthalbbruder sind drei Tage vergangen und seitdem hat er Tessaiga immer stolz an seiner Seite getragen. Sein erster großer Rückschlag dem Daiyoukai gegenüber erfüllt ihn mit Genugtuung und einem Hauch Selbstzufriedenheit. Sein neues Schwert gewinnt damit den Gröchstteil seiner Aufmerksamkeit und ich erwische ihn mehrmal am Tag, wie er seine Hand ehrfüchtig über die Scheide des Reißzahns gleiten lässt.   „Und wenn es wahr wäre“, holt er mich mit seiner Stimme aus meinen Gedanken „so hat er sicher einen Palast, der mehr als nur vor Pracht trotzt. Alles andere würde dem Herrn nicht fein genug sein.“ Er schnaubt abermals verächtlich und ich kann ein kichern nicht länger unterdrücken. Er dreht mir sein Halbprofil zu und mustert mich skeptisch. Der Wind trägt seinen herben Geruch zu meine Nase. „Was ist?“ Ich schüttle lediglich den Kopf und wink mit der Hand ab. „Nichts, nichts. Wirklich.“ Er grummelt nur vor sich hin, dreht sich dann jedoch wieder um und marschiert in seinem üblichen straffen Tempo weiter, während ich vor mich hin schmunzel.       Ich streiche mir eine verwirrte Haarsträhne beiseite und damit auch diese schon fast vergessene Erinnerung, die mich auf eine Art melancholisch traurig stimmt und auf der anderen erheitert.     Abermals eine gefühlte Ewigkeit, bis wir das letzte Tor passieren. Der Schmerz zieht sich allmählich von meinen Füßen aufwärts und nimmt schließlich auch von meinen Beinen Besitz. Ich knirsche ungehalten mit den Zähnen, doch bereits einen Moment später richtet sich meine volle Aufmerksamkeit auf den innersten Ring der Festung. Die Gebäude hier sind aus dem feinsten Pinien-, Lerchen- und Zedernholz gefertigt und glänzen in ihren natürlich schönen Farben. Genau vor uns erstreckt sich der große Eingang des Hauses, umrandet von einer typischen Veranda, die alle Teile dieses Palastes mit einander verknüpft. Im Licht der untergehenden Sonne erhasche ich Qualm der emporsteigt und ich bete innerlich zu den Göttern, dass es eine heiße Quelle ist. Alles ist bezaubernd hergerichtet und auf jedes noch so kleine Detail wurde geachtet. Die Steine liegen in perfekter Anordnung als Wegführer vor uns, die Sträucher sind symmetrisch geschnitten und die Blumen blühen in voller Farbenpracht ohne eine einzelne verwelkte Blüte. Die Luft ist für eine Dämonenbehausung mehr als nur unnatürlich rein. Alles in allem ist es, wie gemalt. Und mehr als alles andere schnürt sich mir plötzlich die Kehle zu. Die anfängliche Euphorie über dieses neue Heim weicht einem leichten Unmut. Je tiefer ich in diese Anlage vordringe, desto mehr zieht sich mein Inneres zusammen und schreit mir zu, zu fliehen. Das Gefühl verstärkt sich augenblicklich, als ich mich leicht nach hinten umdrehe und sehe, wie sich das massive Schlosstor mit einem leichten Rumsen schließt. Es ist mehr als offensichtlich, dass dies der Unmengen an dämonischer Energie zugeschrieben ist, die gerade in diesem Teil ihren Höhepunkt findet, doch mag sich mir der Gedanke nicht entfernen lassen, dass mein Geist Angst vor der Zukunft hat. Jeder weitere Schritt, jeder weitere Meter entfernt mich mehr von dem, was ich mir wünsche, was ich brauche und liebe. Und es scheint noch so aberwitzig und kindisch, aber ich habe das Gefühl, eher mein Verließ zu betreten, anstatt einen wunderschönen Palast. Gerade diese Perfektion, diese Markellosigkeit wirkt auf den zweiten Blick so unmenschlich, das sich mir unwirklich die Haare im Nacken aufstellen. Ich schüttle leicht den Kopf über meine aufkommende Panik, straffe die Schulter und schieb diese abstrusen Imaginationen beiseite, so gut ich kann.   Jetzt gibt es eh kein zurück mehr...       Der Palast vor uns öffnet seine großen breiten Schiebetüren, bereit den Herrn des Hauses willkommen zu heißen. Gehorsam folge ich dem Lord die Treppen hinauf, bis dieser in der Eingangshalle stehen bleibt. Wenig später höre ich eine mir vertraute Stimme und laut watschende Schritte. „Meister, Ihr seid wieder da! Euer treuer Diener Jaken ist so froh. Aber...“ Er stockt als er meine Gestalt identifiziert und zieht vor Überraschung geräuschvoll die Luft in seine kleine Lunge. „Was macht den das Weib von eurem Halbbruder hier?“ Etwas herablassen blickt er an Sesshoumaru vorbei mir nun jetzt direkt ins Gesicht. Meine Freude, jemanden hier zu kennen, verfliegt augenblicklich. „Du wirst dich um sie kümmern. Gib ihr die Gemächer im westlichen Teil.“ Bei diesen Worten stolziert er an Jaken vorbei, ohne einen Blick nach hinten zu werfen, dennoch spüre ich die Luft stark vibrieren, als ob alles in ihm sich sträubt zu gehen. Jeder kleine Teil seines Körper richtet sich auf mich. Verbittert ziehe ich die Lippen zu einer dünnen Linie, als ich den flauen Geschmack im Mund wahrnehme und ich das unangenehme ziehen in meiner Brust spüre. Kaum zu glauben, dass ich mir sogar einbilde, sein Geruch verflüchtigt sich mit jedem weiteren Schritt, den er sich von mir entfernt. In meinen Ohren surrt es leise. Auch wenn ich bereits daran gewöhnt bin, häufiger sein wehendes, silbern funkelndes Haar als seine Vorderseite betrachten zu können, ist es diese mal eine Qual, nicht zu wissen, wohin er geht und wann ich ihn wiedersehen werde. Alle Sinne sind voll und ganz auf den anderen gerichtet und ich sehe deutlich an dem dunklem Schimmer in seiner Aura, dass es ihm Kraft kostet seine Blick nach vorne zu halten. Mehr denn je, wird mir abermals bewusst, wie weit Kizuna uns beeinflusst, uns versucht beieinander zu halten und zu binden.   „Aber Meister....“ Als der kleine Gnom mich aus meiner Trance reist blicke ich zu ihm hinab. Er begreift zu meiner Überraschung schnell, dass es sinnlos ist zu widersprechen, stoppt somit in seinem Satz und senkt enttäuscht die Schultern. Ein lautes Seufzen gibt er noch von sich, bevor er sich in stolze Haltung begibt und sich nach links wendet. „Nun denn, dann komm mit!“ Seine Stimme trotzt nicht gerade vor Höflichkeit, aber er gibt sich wenigstens Mühe. Ich kann es ihm eigentlich nicht verdenken. Er gehört eher der Klasse der niedrige Dämonen an, welche gerade jedoch dafür bekannt sind, sich besonders gegen menschliche Gesellschaft zu wehren. Ihr Wunsch selbst ein angesehner Dämon zu werden lässt den Ekel vor der schwachen Rasse der Menschen nur noch vertiefen. Nichts desto trotz glaube ich, dass auch Jaken von der kleinen Rin um den Finger gewickelt wurde, habe ich doch schon öfter das Vergnügen erlebt, wie Sorge und Ängste in seinem Gesicht sich zeigten, wenn es um sie ging. Ich blicke noch einmal nach vorne, doch der Lord ist bereits verschwunden. Zögernd setze ich mich in Bewegung, folge den kleinen, tapsigen Schritten. Doch als sich mein Blick auf den Gang vor mir richtet, komme ich nicht drum herum, mich von der Architektur und der Kunst breitwillig ablenken zu lassen. Immer wieder gibt es verschieden Skulpturen aus Holz oder Tintenmalerein auf Seidenvorhängen. Es wurde soviel Detail und Liebe in die Werke gesetzt, dass sie sich schon fast auf einen übertragen können. Ich werde gerade zu mitgerissen und mehrmals muss mich Jaken ermahnen, mein Schritttempo beizubehalten. Doch als er begreift, mit welchem Interesse ich die Kunststücke betrachte räuspert er sich geräuschvoll und wendet sich zu mir. „Na gut, wie ich sehe hilft es ja alles nichts...“, und dann beginnt der kleine Gnom zu reden und ich staune nicht schlecht, als ich die Leidenschaft spüre, mit der er die Geschichten und Legenden über diverser Artefakte erzählt. Ich folge seinen Ausführungen, sauge jegliche Information in mich auf, wie ein Schwamm und kann es fast gar nicht glauben, als ich diese etwas andere, bizarre Museumsführung auf aberwitzige Weise genieße. Dann erhascht mein Auge ein rießiges Seidentuch, welches im Lichte der Kerzen an den Wänden einen unnatürlich schönen Anblick bietet. Es ist jedoch nicht die Größe des Stoffes, welcher mich gebannt an Ort und Stelle pint. Ein Hund mit ähnlichen, dennoch nicht identischen Mustern wie Sesshoumarus nimmt fast die gesamte Fläche des feinen Tuchs ein. Die Haltung des Tieres ist Stolz, unverkennbar geprägt von der Hingabe des Zeichners. Mehr als alles Andere zeugt diese Schöpfung anhand der Größe und der feinen Verarbeitung von Wichtigkeit. Ehrfürchtig lasse ich meine Hand für den zarten Stoff wandern und wundere mich, dass weder Staub noch Dreck dieses Kunstwerk verunstalten.   „Das ist Sesshoumarus und Inu Yashas Vater....“ Inu Yashas Namen auszusprechen versetzt mir ungewollt ein Stich und abermals fühle ich Schuld. Jaken nickt. „Es ist ein Symbol für dieses Haus. Es steht für sein Reich. All das hier, diese ganze Anlage, das ganze westliche Land steht unter Herrschaft der Hundedämonen.“ Seine mit Ehrfurcht triefende Stimme halt in meinem Kopf umher und lässt das Kunstwerk plötzlich in einer sanftmütigen, jedoch mächtigen Aura erstrahlen. Nur schwer löse ich mich von dem Anblick, nagt doch bereits die Neugier in meinem Nacken mehr von dieser Behausung und seiner Geschichte zu erfahren. Wie in Trance drehe ich mich um, um dann abermals andächtig nach Luft zu schnappen. „Ist das … Japan?“ Es braucht zwei Blicke um die eher unförmigen Konturen der Insel zu erkennen. Nur leicht nehme ich Jaken neben mir wahr, der kurz nickt. „Es zeigt das große Land mit seinen Herrschern und Königreichen.“ Ich schlucke, als mir als erstes der Hund ins Blickfeld gerät. Seine Gestalt reicht durch den gesamten Westen über Chugoku bis Kansai. So wie mir erscheint gehört auch ein kleiner Teil von Chübo und Kanto dazu. Die ausgestreckte Pfote des Dämons reicht bis Tokyo. Der Osten bis hoch in den Norden wir geprägt von eine großen Katze, schon fast einem Tiger ähnlich. Mein Blick wandert noch höher und ich merke meinen Nacken protestierend pochen, als mein Blick auf Hokkaido fällt. Nur schwer mag ich aus der Zeichnung erkennen um welches Geschöpf es sich handelt. „Der Clan der Bären war schon immer ein Spezies für sich.“ Jaken schüttelt kurz in Gedanken versunken den Kopf, ehe er fortfährt und sein Blick sich auf den Tiger legt. „Ein Teil der Geschichte ist dir durch die Panterdämonen sicher zugekommen. Auf die Beziehung der Beiden Herrscher muss ich somit wohl kaum eingehen.“ Er fasst sich in einer Geste des Schmerzes an den Kopf und stöhnt gequält. „Dummköpfe, sag ich dir, Dummköpfe allesamt!“ Er schnaubt und ich richte meinen Blick leicht belustigt zur Karte. „Und was ist mit dem letzten Reich?“ Ich deute mit dem Finger auf Kyoshu und Okinawa. Das Gesicht des Gnoms hellt sich deutlich auf. „Ahh, das Land der Kraniche war uns immer wohl gesonnen. Sie versuchen eigentlich immer Konflikte zu vermeiden und eine Lösung für alle Parteien zu finden.“ Auf der Zeichnung ist die Insel als Körper des Tiers dargestellt. Die vor dem Körper überkreuzten Flügel zeugen von eine Schönheit, die mich fasziniert. Der lange Hals des Kranichs legt sich schützend darüber. „Ich habe mir nie wirklich Gedanken gemacht, wer die anderen Herrscher sein könnten...“ Mein Blick verschleiert sich etwas in Gedanken, als ich insgeheim die Geschichtsbücher aus der Schule durchgehe. Aber natürlich wurde von Dämonen nie direkt ein Wort erwähnt, in der man nur annehmen konnte, dass sie wirklich existiert haben könnten. „Natürlich, du bist ein Mensch.“ Seine Abscheu dringt abermals durch seine Stimme zu mir und ich verzieh unweigerlich das Gesicht. Doch als ich ihm gerade zur Abwechslung ein schnippiges Kommentar entgegen schleudern will zögere ich instinktiv in meiner Handlung, als ich das Gesicht des kleinen Kröterrichs in Augenschein nehme. Seine Mimik ändert sich mit jeder Sekunde, in der er wohl tiefer in seine Gedankengänge eintaucht. Seine kleine Schnauze kräuselt sich ungehalten, als er leicht abwesenden anfängt zu nuscheln:   „Aber...wie es aussieht wirst du die Herrscher noch früh genug persönlich kennenlernen.“   Er verschränkt mit deutlicher Anspannung die Arme vor der Brust, sodass es mehr den je so wirkt, als wenn er sich vor seinen eigenen Worten schützen will, als wenn er bereits bei der bloßen Vorstellung Angst verspürt. Eine Angst, die mir momentan unerklärlich erscheint.   Wir beide erschrecken, als ein eisiger Wind plötzlich durch den Flur pfeift und die Kerzen fast erlöschen lassen. Jakens Augen klären sich und er wendet sich so abrupt ab, dass ich kurz verwirrt zurück bleibe, ehe er mich mit seine Stimme aus der Trance reist.   „Ich rate dir, sieh dich vor.“ Denn nun bin ich schlicht und ergreifend ---------------------------------------- Denn nun bin ich schlicht und ergreifend       Es ist bereits dunkel, als ich mich auf die Veranda meines eigenen, kleinen Hauses niederlasse und meine schmerzenden Füße in Gedanken versunken massiere. Jaken erwähnte ganz nebenbei, dass früher Sesshoumaurs Mutter diese Räume bezogen hatte. Unwillkürlich fühle ich mich geehrt, dass ich nun hier wohnen darf, gleichzeitig überkommt mich das Gefühl es überhaupt nicht wert zu sein. Der klare Unterschied zu einer einfach Miko und einer großen Hundedämonin ist schließlich mehr als offensichtlich. Selbst die Bediensteten konnten ihre erschreckten und zugleich skeptischen oder gar angeekelten Gesichter nicht verbergen, als sie mich mit dem Gnom auf den Fluren erblickten. Ich nehme stark an, dass die Meisten hier über Rin Bescheid wissen und sich bereits darüber schon ihre Gedanken gemacht haben. Die Tatsache, dass hier nun ein zweiter Mensch mit Erlaubnis des Herren herumspaziert ist den meisten sicher ein Fakt, den sie nicht nachvollziehen können. Mittlerweile habe ich in dieser Zeit jedoch gut gelernt die Meinungen und Gedanken der Anderen um mich herum zu ignorieren. Es ist unvermeidlich, dass meine Ansichtspunkte nicht aneinander geraten mit den, deren Denken von einer Zeit 500 Jahre vor meiner geprägt worden ist. Dies ist ein Umstand, an den ich mich schon mehrmals erinnern musste. Selbst bei meinen eigenen Freunden fiel es mir schwer das altertümliche Denken nicht zu kritisieren.     Freunde     Ich schüttle den Kopf und presse meine Stirn auf meine verschränkten Arme, die ich auf meine Beine gelegt habe. Das Gefühl von Einsamkeit, welches mich plötzlich mit einer derart heftigen Wucht überrollt lässt mein Herz schwerer in meiner Brust schlagen. Ich wiege mich leicht vor und zurück, mache mich klein und atme einmal tief durch, um mich wenigsten etwas vor meinen eigenen Empfindungen abzuschotten. Ich bin kaum einen halben Tag hier und kann die Sehnsucht nach Gesellschaft mit den Leuten, die ich in all den Jahren lieben gelernt habe kaum unterdrücken. Bereits jetzt breiten sich die negativen Gedanken in meinen Kopf aus, wie ein tief sitzendes Unkraut. Doch wenn ich jetzt schon daran denke, wie schrecklich es hier werden könnte, dann kann ich mich auch direkt den Dämonen vor die Füße werfen. Somit blicke ich über die Schulter in meine kleine Hütte hinein, die von mehreren Kerzen erleuchtet wird und denke daran zurück, wie mein kleines Domizil aufgebaut ist. Es gibt einen großer Raum mit einem wundervollen dicken Futon, einen Wohnraum mit Feuerkörben und vielen Kissen und sogar einen Ankleideraum mit abertausenden an Kleidungsstücken. Alles ist so wunderbar und perfekt, dass man denken könnte man würde träumen. Wenn man jetzt noch den richtigen Mann an seiner Seite hätte... Die Sehnsucht packt mich abermals. Bilder der gemeinsamen Zeit mit meinen Freunden schweifen durch meinen Kopf, obgleich ich mich dagegen wehren oder nicht. Nach langen drei Jahren des Wartens ist nun der Zeitpunkt gekommen abermals getrennt zu sein und dieses Mal scheint es keine Rückkehr zu geben. Zu mindestens nicht auf Dauer... Seufzend lass ich mein Kinn auf meine Knie sinken und fahre verträumt mit meiner Hand in meine Tasche, in welcher sich das kleine Fässchen befindet. Wieder schätze ich die Möglichkeiten ab, während ich den Gegenstand in meiner Hand kreisen lasse. Würde ich meinem Verlangen nachgeben, hätte ich das Töpfchen sofort genutzt. Doch Kizuna verursacht gleichzeitig einen so großen Widerstand in mir, dass ich es nicht übers Herz bringe die Beziehung zu Sesshoumaru zu kappen. Eine Wärme steigt in mir auf, als mir das Band verschiedene Bilder des Daiyoukai vor Augen führt. Ich schlucke schwer, als ich schon fast seine krallenbesetzte Hand über meine Haut fahren spüre, fast so, als wenn er mich gerade anfasst, mich mit seinen Liebkosungen in den Wahnsinn treibt. Schnaufend ermahne ich mich, mich von diesem Fluch nicht dauernd beeinflussen zu lassen. Meine Augen wandern scheinheilig nach rechts zur Tasche, in welcher sich das Fläschchen befindet. Ich werde wenigstens prüfen, ob der Inhalt mir wirklich helfen kann. Eigentlich wird das unmöglich sein... Wen bitte gibt es, der sich in meiner Situation befindet? Ich bereue es mich nicht an die schöne Frau gewendet zu haben, nach dem ich mein anscheinendes Heilmittel entdeckt habe. Vielleicht hätte sie mir noch einige Dinge dazu sagen können. Beispielsweise woher sie überhaupt wusste, dass ich mit dem Daiyoukai verbunden bin. Diese Tatsache kommt mir doch etwas komisch vor und bevor ich der Sache trauen werde, muss ich mich überzeugen, ob das Zeug mich nicht doch in eine Falle locken soll. Ich hatte bereits öfter das Vergnügen mit Dämonen, dich sich an mir rechen wollten, weil ich für das Verschwinden des Juwels verantwortlich war. Dementsprechend muss ich um so vorsichtiger sein. Vor einer genauen Prüfung wird das Töpfchen keine Option für mich darstellen.   Ehrfürchtig nehme ich die Tasche und drücke sie an meine Brust, ehe ich mich erhebe und schnurstracks in mein Ankleidezimmer rausche. Eine kleine Truhe erregte schon vorhin meine Aufmerksamkeit und ich überlege nicht lange, als ich sie mir unter den Arm klemme und mit in das Schlafzimmer nehme. Nahe meines Bettes verstaue ich die kleine Kostbarkeit in der Truhe. Dort sollte sie erst einmal gut versteckt sein.   Ein Klopfen durchschlägt die Stille. Unwillkürlich zucke ich ertappt zusammen, fasse mich jedoch sogleich wieder. Jaken betritt wenig später den Raum und sieht mich missmutig an. „Hast du dir alles angesehen? Gut! Ich soll dir etwas zu Essen bringen.“ Er wedelt ungeduldig mit einem Tablett vor meiner Nase rum. Allerlei Früchte, Gemüse sowie etwas Fisch befinden sich auf diesem, worauf mein Magen erfreut aufknurrt. Alle Manieren sind vergessen. Gierig greife ich danach und bedanke mich mit vollem Mund.   Eine kleine Ewigkeit später bin ich wieder alleine und nutze die Zeit, um mich ausgiebig von meinem schnellen Schlingen zu erholen. Dabei wird mir langsam bewusst, dass mein aktuelles Erscheinungsbild wohl so gar nicht hier rein passt. Skeptisch betrachte ich mich von oben bis unten und zupfe an meinem Gewand herum. Auch wenn ich meine Mikotracht liebe, ist sie nach all den Strapazen der letzten Woche reichlich mitgenommen. Sie ist schmutzig, stinkt und ist an einigen Stellen zerrissen. Keine weitere Minute wage ich es in so einem Palast damit herum zu laufen. Ich blicke zur Seite und öffne einen der Schränke. Ich lass meine Hand ehrfürchtig über die verschieden Stoffe wandern, ehe ich nach einem wahllos gewählten Kimono greife. Noch während ich mich meiner Kleidung entledige beschließe ich nachher die Bäder aufzusuchen. Der Kimono ist zwar wunderschön, doch er wird nicht meine Körpergeruch kaschieren können. Und gerade in einem Palast voller Dämonen sollte man auf so etwas achten. Als sich der samtige Stoff über meinen Körper legt seufze ich wohlig. Mein Blick in den Spiegel erfüllt mich jedoch trotzdem mit einer kleinen Menge an Umbehagen. So schön mir diese Kleidungsstück auch schmeichelt, aber das bin einfach nicht ich. Ich fühl mich mehr, wie eine hässliche Ente verpackt in glänzendem Papier. Diese Kleider sind einfach für Frauen gemacht mit mehr Schönheit, Ausstrahlung und vor allem Macht. All das, was ich sicher niemals darstellen werde. Und mit dem ich mich sicher auch nie wohl fühlen würde. Ich drehe mich langsam um und blicke abermals durch den Raum. Schnell bekommen die neuen vier Wende, die ab sofort meine Leben darstellen werden eine unglaubliche bedrückende Aura. Eine Endlichkeit, die plötzlich mich zu bedrängen und zu überfordern scheint tritt auf und ich gebe den Instinkt nach zu flüchten. Als die Schiebetür zur Seite gleitet genieße ich kurz den kühlen Wind auf meiner Haut, welcher mich aus meiner panischen Phase zu reißen scheint. Langsam laufe ich am Palast entlang, vorbei an schönen Gärten, prachtvollen Figuren und einzigartig gestalteten Teichen. Dabei achte ich darauf mir trotz meiner abschweifenden Gedanken den Weg zu merken. Ich atme tief ein, ziehe den Kimono etwas fester um mich, da der Abend etwas Kälte mit sich bringt. Meine Gedanken hören langsam auf sich zu überschlagen, zu drehen oder irgendwie meine Gefühlswelt auf den Kopf zu stellen. Zum ersten Mal ist Ruhe das einzige, was ich wahrnehme und ich genieße den Moment. Dann durchbricht etwas diese zauberhafte Stille. Irritier blicke ich um die Ecke als ich gedämpfte Stimmen höre. "Hör auf, Azumi!" "Wieso? Was soll ich schon von einem zweitklassigen Drachenyoukai zu befürchten haben?" "Treib es nicht zu weit!" Ein junger Dämon, drachenähnlicher Abstammung beugt sich scheinbar wütend zu einer jungen Frau hinab. Ihre schwarzen Haare reichen ihr bis über den Hintern und sind kunstvoll zusammen geflochten. Ihr Körper ist klein, streckt sich dennoch stolz dem Dämon entgegen. Es ist mehr als nur offensichtlich, dass das hier kein Dienstgespräch ist. Doch um mir über Genaueres im klaren zu sein habe ich den Beginn der Unterhaltung nicht mitbekommen. Es geht mich eh nichts an und wahrscheinlich werden sie mich bald bemerken, da mein Menschengeruch mich verrät. Ich gehe ein Schritt zurück und wollte mich gerade abwenden, da prickelt es verräterisch in meinem Nacken. In meinem Rücken spüre ich seine kalte spitze Rüstung. "Naoki" Kizunas Warnung kam eindeutig verzögert und ich bin schon fast ein wenig verärgert auf das verfluchte Band, als sich die Aufmerksamkeit der beiden Streitenden voll und ganz auf uns richtet. Peinlich berührt blicke ich über meine Schulter, ernte jedoch nur pures Desinteresse Seitens des großen Daiyoukais über meine kleine Spionageaktion. Ich blicke zurück nach vorne. Der Mann, ungefähr in meinem Alter, wie ich feststelle zuckt zusammen. Seine schuppebesetze Haut an seinem Hals glänz bei dieser Bewegung in sämtlichen Blautönen. Seine Augen richten sich auf den Lord, dann mit kurzer Verwunderung zu mir und wieder zurück auf den Daiyoukai. "Sesshoumaru-sama" Seine Stimme gewinnt plötzlich so an Kälte, dass ich unwillkürlich schlucke. Er tritt standhaft dem Daiyoukai entgegen rammt dabei jedoch die Frau mit seiner Schulter so hart beiseite, dass diese einen zischenden Laut von sich gibt. Zum ersten Mal kann ich ihr ins Gesicht blicken. Es ist von Schmerz durchzogen und blickt mit Verachtung dem Drachen hinterher. Allerdings erkenne ich nach kurzer Zeit, dass dieser Ausdruck keinesfalls der Ursprung körperlicher Belangen darstellt. Auch wenn ich keine Ahnung habe, welchen Inhalt diese Diskussion mit sich führte empfinde ich fast sofort einen Hauch von Mitleid gegenüber der schönen Frau. Obgleich sie eigentlich stark und stolz wirkt, erkenne ich den Funken Trauer, der sich tief in Ihren dunkelblauen Augen versteckt. Ich kann nicht verhindern, wie sich meine Beine selbstständig machen, an dem Ryu-Youkai vorbei stolzieren und kurz vor der schönen Dämonin stehen bleiben. Sie betrachtet mich skeptisch, fast schon angewidert. Die Tatsache lässt mich kurz zögern. Ich schlucke nervös, hoffe, dass ich nicht unhöflich erscheine. „Alles ok?“ Ihr Blick fühlt sich mit Unglauben, während sich ihre markanten Augenbrauen zusammen ziehen. Dann wandert ihr Blick zurück zu den beiden Youkai, ehe sie sich wortlos umdreht und geht. Verwirrt und gleichzeitig enttäuscht blicke ich ihren wehenden, dicken Zopf hinterher. Innerlich frage ich mich, ob es an ihrem Stolz oder der Tatsache, dass ich ein Mensch bin liegt, dass sie mir die kalte Schulter zeigt. Über die genauen Folgen meines instinktiven Handels hätte ich mir natürlich vorher Gedanken machen müssen. Ich beiß mir auf die Lippe und drehe mich um. Ich atme kurz erleichtert aus, als ich feststellen darf, dass meine Abfuhr unbemerkt blieb. Der große Drachendämon erhebt sich gerade aus einer würdevollen Verbeugung, wobei sein großes Schwert an seiner Hüfte gegen seine Rüstung klimpert. Sesshoumaru nickt im zu, spricht ein paar kurze Worte mit ihm, die ich aus der Entfernung nicht verstehe. An sich interessiert es mich auch gar nicht. Und es geht mich auch nichts an. Der Wind weht kalt am Schloss entlang und ich ziehe den dicken Yukata etwas enger an meinen Körper, während ich warte, dass die Situation vorüber zieht und ich meinen Rückweg antreten kann. Bisher bleibt mir der Weg durch die beiden Dämon versperrt und ich würde nur äußerst ungern abermals die Aufmerksamkeit auf mich ziehen, indem ich irgendwie versuche an den Beiden vorbei zu kommen. Verstohlen betrachte ich die zwei Dämonen vor mir. Das kurze Haar des Drachen schimmert dunkelbraun in den nun leuchtenden Laternen, die an der Veranda entlang aufgehangen wurden. Im Vergleich zu Sesshoumaru ist er einen halben Kopf kleiner, obwohl das kaum verwunderlich ist, denn schließlich überragt mich der Daiyoukai schon mit fast zwei Kopflängen. Seine Statur lässt sich nur schwer unter seiner breiten Rüstung erahnen, doch da er eine ähnliche Form, wie die des Hundedämons aufweist würde ich auf einen athletischen Körper tippen. Wenn man von seiner teilweise schuppigen Haut und seinen spitzen Ohren absieht, könnte man fast meinen, er sei ein Mensch. Doch als sich mein Innerstes unangenehm zusammen krampft und mich damit auf seine äußerst starke Dämonenaura aufmerksam macht schüttle ich nur selbst über mich den Kopf und blicke in die dunkel Ferne. Menschen? Sicher nicht hier! Ich seufze leise und frage mich gleichzeitig, ob mein Leben ab sofort nur noch von Dämonen umgeben sein wird. Bei der Vorstellung zieht sich mein inneres Mikowesen quälend zu einer kleinen Kugel zusammen und stöhnt über die prägnante Dämonenaura, die von allen Seiten auf sie ein zu drücken scheint. Meine verträumte Sicht klärt sich schlagartig, als ich Blicke auf mich spüre. Sesshoumaru schaut mich aus seinen neutral kalten Augen an, ohne ersichtliche Botschaft oder Aufforderung. Der Ryu-Youkai tut es dem Hund auf eine beängstigten Weise gleich. Ich schlucke missmutig und frage mich allmählich wirklich, womit ich das verdient habe. Dann wird der Moment mit einer tiefen Verbeugung seitens des Drachen durchbrochen. Ich höre mich selbst überraschend Luft holen, ehe ich ihm kurz zu nicke, wohl wissend, dass eine Verbeugung hier nicht erwünscht wäre...       „Wer waren die Beiden?“ Ich weiß nicht wie gut meine Chancen stehen, dass er antwortet, doch nachdem er darauf bestanden hat mich zu meinen Räumen zurück zu bringen, obwohl ich zuerst abgelehnt habe, lässt mich doch stark annehmen, dass ihm momentan meine Gesellschaft nicht nervt. „Naoki, mein erster Hauptmann und Vertrauter. Azumi wird dir in allen Belangen zugeteilt werden und zu Seite stehen.“ Mein Blick richtet sich ungewollt skeptisch auf den Hinterkopf des Daiyoukais. „So etwas brauche ich nicht.“ „Das interessiert mich nicht.“ Ich seufze leise, hat es doch keinen Sinn mit ihm darüber zu diskutieren. Und das Argument, dass sie mich wahrscheinlich nicht leiden kann wird auch keinen Nützen vorbringen. Ich werde mich wohl einfach meinen Schicksal ergeben müssen...   Als ich das vertraute Geräusch einer Schiebetüre wahrnehme richtet sich mein Blick nach oben. Wir sind an meinen persönlichen Gemächern angekommen und es scheint mir mehr als kurios, wie schnell die Zeit in seiner Nähe verstreicht. Auffordernd tritt er einen Schritt beiseite und deutet in das Innere. Mehr als nur einmal spüre ich das beklemmende Gefühl, abermals in einen Käfig verbannt zu werden. Doch vielleicht reagiere ich momentan auch nur über. Vielleicht... Meine Gedanken finden ein jähes Ende, als mein Fuß scheinbar an der Schiene hängen bleibt und ich drohe zu stürzen. Dann geht ein Ruck durch meinen Körper und ich stöhne, als mich etwas vor dem nahenden Sturz bewahrt. Langsam, ja sogar sehr vorsichtig richte ich mich auf. Meine Hand findet wie automatisch den rettenden Arm um meinen Bauch. Sein Ärmel ist bei der ruckartigen Bewegung nach oben gerutscht und ich komm nicht um den Gedanken herum, wie lange es schon her ist, als ich das letzte mal die kühle Haut des Daiyoukais berühren durfte. Meinen Füßen finden den sicheren Stand auf dem Boden zurück und für einen Moment scheint es, als wenn weder ich noch der Hundedämon für einen kurzen Augenblick genau wissen, was jetzt zu tun sei. Mehr als nur ein bisschen schüttelt es immer noch meinen Körper vor Überraschung über seine plötzliche Aktion, die so gar nicht zu seinem Wesen passte. Seine unvorhersehbare Nähe bringt mich aus dem Gleichgewicht, lässt mein Herz auf einmal wieder nonstop schlagen, mit einer Stärke, die er wohl kaum überhören könnte. Meine Verlegenheit mischt sich unter das Chaos meiner Gefühle und kurz beiß ich mir nervös auf die Lippen. Sein Blick fixiert sich automatisch auf meine Mund, während sich seine Hand auf meinen Rücken legt und er mich ein klein wenig näher an sich drückt. Ich schlucke und fühle mich wie ein Kaninchen in der Falle. Als ich ihm ängstlich in die Augen blicke, sehe ich seinen Mundwinkel verräterisch zucken.     Oh, verdammt...       dein. -----    dein.         Ich spüre ihn, fühle seine Anspannung. Er ist wie ein Raubtier, welches auf den richtigen Moment wartet, um seine Beute zu erlegen. Die Situation ist kritisch, nicht für ihn, aber eindeutig für mich. Es ist kaum verwunderlich, dass ich meinem plötzlichen Fluchtreflex nachgebe und mein Gesicht von seinem abwende. Kizuna vibriert dabei unangenehm in meiner Brust, doch ich schaffe es, das Gefühl geräuschvoll hinunter zu schlucken. Ich löse mich von seinem Arm und gehe in den Raum hinein. Dabei gleiten seine Krallen wie eine Drohung über meine Haut. Ich zucke zusammen, lasse mich jedoch nicht einschüchtern. Seine Reaktion ist wie zu erwarten. Ich spüre sein ganzes Wesen in voller Unzufriedenheit auf mich einhämmern. Er nimmt meinen Körper gefangen, versucht mich mit seiner Aura zu erdrücken, mich zu dominieren. Es ist ein derart animalisches Verhalten, welches ich durch Kizuna jedoch so intensiv erlebe, dass es mich abermals am ganzen Körper schüttelt. Auch wenn ich eigentlich dieser Reaktion jetzt mit meiner endlosen Sturheit entgegen gewirkt hätte, so fehlt mir heute einfach die Kraft dazu. Meine Körper ist ausgelaugt und hungert es nach Ruhe, Ruhe vor meinem inneren Gefühlschaos. Also ergebe ich mich meiner zugewiesene Rolle und seufze leicht, als ich mir die Haare über meine rechte Schulter schiebe und ihm meine Linke freilege. Demütig blicke ich ihn von der Seite her an und warte auf seine Akzeptanz. „Entschuldigt meinen Fehler, Sesshoumaru-sama. Habt vielen Dank für eure Hilfe.“ Er betrachtet mich mit deutlicher Skepsis, lässt seine Augen ausgiebig über meinen Körper wandern, als wäre er auf der Suche nach einer Schwachstelle. Seine Nase zuckt. Als seine Augen sich nur einen Spalt weit schmaler formen weiß ich, dass ich ihm keine Angriffsfläche biete. Er findet weder eine Lüge, noch ein verstecktes Verlangen. Allein meine unendliche Müdigkeit empfängt ihn mit offenen Armen. Ein leichtes Knurren dringt aus seiner Kehle und ich erschaudere. Intensiv dringt sein kehliger Laut durch meinen Körper, bringt mein Blut in Wallung und vernebelt meine Gedanken abermals. Noch schneller, als mein Verstand begreift mein Körper, dass er nun erst recht verärgert ist, rechnete er doch nicht mit einer solchen Ablehnung gegenüber seiner Person. Ich weiche auffällig schnell einen Schritt von ihm zurück, als er sich rührt. „Bitte“ Meine Lippen beben, als ich ihn leise anflehe und ich blicke nervös zu Boden. Kizuna muss ihm doch sicher mehr als deutlich meine Empfindungen präsentiert haben und dennoch will er wohl nicht locker lassen. Das kurze aufflackernde Verlangen nach ihm habe ich so schnell hinunter geschluckt, wie es gekommen war. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es trotzdem gemerkt hat. Ich selbst habe Schwierigkeiten, die richten von den falschen Emotionen zu trennen. Doch gerade jetzt schreit mein Körper nach Erholung, nach einer Pause vor ihm. Ich bin es leid, einen ständigen Kampf führen zu müssen, Kizuna zu unterdrücken. Es zehrt zu sehr, opfert zu sehr von meiner Kraft. Als ich ein schweren Seufzer von mir gebe zögert er tatsächlich und ich nutze den Moment, um mich kurz zu sammeln. „Ich...Es war ein langer Tag.“ Ich spüre meine Wangen leicht glühen, als sich eine wahrscheinlich verdächtige Röte auf mein Gesicht legt und meine Verlegenheit preis gibt. Dennoch bin ich mir zu hundertprozentig sicher, dass er nach der Aussage es nicht wagen sollte, mich an zu fassen. Seine Mimik ist eisern. Seine kühlen, goldenen Augen versuchen mich zu durchbohren. Er holt leise Luft, um wahrscheinlich seine Widerwillen laut aus zu sprechen, doch da kommt bereits von weitem Jaken angelaufen und rettet mich aus dieser schon fast brenzlichen Lage.   „Herr, es ist schrecklich.“   Der kleine Gnom hält an und verschnauf kurz, die kleinen Hände suchen Halt auf seinen Knien. „Sprich, Jaken.“ Die Ungeduld des Hundes ist wiedermal unfassbar. Nur sehr schwer hebt der kleine Frosch den Kopf, bis der Blick den seines Herren findet. „Lord Fuzakeru will das Daisho bereits jetzt schon herbeirufen. Er fordert die anderen Lords auf ebenfalls zuzusagen. Der Abgesahnte wartet auf eure Antwort.“ Die Panik in seiner Stimme ist kaum zu überhören, und es ist mehr schon ein ungewollter Reflex, als mein Blick automatisch zum Daiyoukai wandert, um nun dessen Reaktion ab zu schätzen. Erschreckenderweise sehe ich einen kurzen Moment seine Augen sich weiten, ehe die Stille um uns herum einen bedrohlichen Beigeschmack bekommt. Allein Jakens kräftige Atemzüge lass noch andeuten, dass die Zeit nicht still steht und die Erde sich wohl weiter drehen mag. Kaum merklich hole ich Luft, während mich eine plötzliche Unruhe zu über mahnen scheint, als die Augen des Hundes langsam die meine finden. Jaken blickt mich ebenfalls mit einer Mischung aus Mitleid und Angst an und bestärken so das rauschende Adrenalin in meinen Venen. „Was..?“   Doch ehe ich meine Frage überhaupt beenden kann wendet sich der Lord so abrupt von mir ab, dass ich unwillkürlich an meinen Verstand zweifel. Was zum Teufel...?   „Jaken, bleib bei ihr.“   Der kleine Youkai scheint ziemlich genau den Umstand dieser Situation zu verstehen, geht er doch zielstrebig in mein Zimmer und schließt die Tür hinter dem Hundedämon. Alles was meiner Kehle bis dahin entrungen ist, ist ein missverständlicher Laut. Der kleine Gnom tapst an mir vorbei und lässt sich an der Feuerstelle mit einem lauten Seufzen nieder. „Jaken!“ „Ich weiß. Komm und setz dich.“ Doch irgendwie wage ich es nicht einen Fuß zu bewegen. Er scheint genervt und gleichzeitig nervös zu sein vom dem, was er mir wohl jetzt erzählen wird. Er strafft deutlich die Schultern, ehe sein Blick ins Feuer abschweift, als er ruhig anfängt zu sprechen: „Alle einhundert Jahre gibt es unter den dämonischen Herrschern Japans ein Treffen. Das Daisho. Bei diesem Treffen wird das Land und die Herrschaft der Dämonen gefeiert. Gleichzeitig dient es als eine Art Sitzung in der die Lords diskutieren, sich beratschlagen und verhandeln.“ Er schweigt kurz und ich glaube, dass er einen kurzen Moment tief in seinen Gedanken versunken ist. Als ich mich räuspere scheint er es nicht zu merken. „Nun gut, das hört sich doch ganz nett an.“ Sein verächtlicher Blick trifft mich sofort. „Dummer Mensch. Das ist kein vergleichbares Treffen, wie bei eurer Sippe. Dort spielen Mächte miteinander, die deine Vorstellungskraft bei weitem übersteigt. Ich hatte das Vergnügen und habe die letzte miterlebt.“ Seine Augen bewegen sich unruhig, als wenn er dieses Szenario noch einmal vor sich erlebt. Ich gebe ihm Zeit und setze mich nun doch auf eines der Kissen, versuche eine einigermaßen entspannte Haltung anzunehmen, um mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ich ziehe die Luft möglichst lautlos in meine Lungen, als er den Blick direkt auf mich lenkt. „Diese Lords sind sehr mächtig. Und wenn es um so viel Macht geht, wie Länderrein, Reichtum und Gefolgschaft, dann sind nicht immer alle einer Meinung.“ „Also gab es bei dem letzten Treffen Streit.“ Er rümpft die Schnauze. „Streiten tut ihr Menschen. Wenn es sich um so mächtige Wesen handelt wie Daiyoukais, dann redet man zivilisiert und höflich miteinander, wenn auch die ein oder andere Drohung nicht verborgen bleiben. Somit entstanden Meinungsverschiedenheiten, Krieg wurde geführt. Es war schrecklich. Solche Treffen enden nicht immer so, aber in der Regel will immer einer etwas, was dem anderen gehört.“ Er knetet unbehaglich seine Hände, als er abermals ins Feuer blickt. „Der Lord des Osten hat soeben das Daisho herbeigerufen. Dies ist möglich, sobald einer der Lord es für notwendig erachtet. Eigentlich wäre es Seshoumarus Recht gewesen dieses Treffen zu ordern, da das Daisho dieses Jahrhundert in seinem Reich stattfinden wird.“ Er blickt mich zögernd von der Seite her an und ich nicke, als Zeichen, dass ich ihm folgen kann. „Wie gesagt, es ist nur zum Teil ein Regimentsbesprechung. Größtenteils finden Feste statt, sowohl hier, als auch bei den übrigen Lords. Diese Prozedur kann sich über mehrere Monate hin ziehen.“ „Mehrere Monate?“ Ich ziehe meine Augenbrauen in Überraschung ziemlich weit hoch, als mir das Ausmaß dieses Events bewusst wird. Der kleine Frosch nickt resolut. „Dämonen dieser Gattung werden sehr alt. Für euch ist es viel Zeit, für Daiyoukais dagegen ein Wimpernschlag.“ „Nun ich verstehe jetzt allmählich die Bedeutsamkeit dieser Treffen, aber was hat das mit mir zu tun? Und halte mich nicht für blöd, ich habe eure Blicke genau gemerkt!“ Der kleine Kappa wollte schon in eine Abwehrhaltung übergehen, als ich ihm energisch entgegen rede. Er grübelt kurz ehe sein Gesicht wieder diesen ängstlichen-ernsten Ausdruck bekommt. „Es besteht die Regel seine Gefährtin, sowie seine wichtigsten Dienstmänner bei den Konferenzen und den Feiern dabei zu haben.“ Kurz schwellt seine kleine Brust mit Stolz an, als er von den Gefolgsmänner spricht. Ich schmunzle darüber, wie er sich wohl gefühlt hat, als er bei dem letzten Treffen dabei sein durfte. „Gleichzeitig“, seine Stimme nimmt plötzlich einen bitteren Ausdruck an, „ werden Menschen hierbei nicht geduldet. Der Tod ist die Strafe, falls einer die Treffen mit seiner Anwesenheit besudelt.“ Er sieht mich an und ich spüre, wie ich seinen ängstlichen Blick in mich aufnehme und die Panik einen Weg an die Oberfläche findet. Meine Finger krallen sich in meinen Schoß, Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. „Aber...“, versuche ich zitternd von mir zu geben, weiß jedoch nichtmal was genau ich von mir geben will. Jaken schüttelt nur den Kopf und sieht mir verbittert entgegen. „Dein Geruch ist bereits zu sehr an ihn geheftet.“ Ich glaube fast eine Spur Bedauern in seiner Stimme wahrzunehmen, als er sich währenddessen abwendet und sich zum gehen erhebt. An der Tür bleibt er stehen und dreht sich nochmals zu mir zurück. Sein Ausdruck ist so ehrlich und unumgänglich.     „Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg.“     Dann schließt sich die Tür mit einem einzigen Klacken und ich bleibe alleine in der vernichtenden Stille zurück.       Der kalte Lappen auf meiner Wange lässt mich leise seufzen und nur kurz die aktuellen Umstände vergessen. Jaken führte mich nach kurzer Zeit seiner Abwesenheit zu den Badehaus, der, wie ich erfuhr nur für den Adel zur Verfügung steht. Er meinte wohl, dass mich dies etwas entspannen könnte. Es ist mir nicht verborgen geblieben, dass ihm seine harte Ansprach wohl etwas Leid tat.   Ich bin mutterseelen allein, dennoch habe ich mir vorsichtshalber ein Handtuch umgeschlungen. Die naturbelassene, heiße Quelle in der ich mich befinde ist groß und unter offenem Himmel. Links von mir hinter einer Tür sind die Waschräume, die ebenfalls von Größe und Luxus nur so trotzen. Hier werden echt keine Kosten gescheut. Sesshoumaru muss wirklich mächtig und vermögend sein. Kein Wunder das ihm jeder Respekt zollt. Alle, bis vielleicht auf mir. Ich lehne mich zurück, schiebe die Gedanken an ihn beiseite und versuche die Ruhe zu genießen. Doch schon nach ein, zwei Minuten ertrage ich die Stille um mich herum kaum noch. Die Gedanken an das Daisho überkommen mich, fluten mich mit Vorstellungen jeglicher Art. Erst allmählich schein ich den Ernst der Lage in mich aufzunehmen. Die Unwissenheit über mein Leben drückt hart auf meine Brust, doch kann ich gleichzeitig den beruhigenden Geschmack von Minze auf meiner Zunge schmecken, als Kizuna versucht mir die Unsicherheit zu nehmen. Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung hüllen mich ein, wie ein federleichte Tuch. Es sind seltene Momente, wie dieser, in dem ich froh bin unter Kizunas Einfluss zu stehen. Außnahmsweise nehme ich es an, gehe auf ihre Forderung mich zu beruhigen ein. Es macht keine Sinn sich momentan mit diesem Problem zu beschäftigen. Es ist ein Zustand den ich gerade nicht ändern kann, genauso wie den, dass ich mich hier einsam fühle. Allein Jaken ist willig mich zu unterhalten, doch die Bediensteten haben bisher kein Wort an mich gewendet. Ich weiß, es ist allein der Höflichkeit und des Anstandes so. Aber dennoch... Ein Grund mehr, dass die Sehnsucht zu meinen Freunden wächst. Ich muss sie so bald wie möglich besuchen. Am besten noch vor dem Daisho.   Das Beiseiteschieben einer Tür reist mich aus meiner Trance. Der dicke aufsteigende Wasserdampf verhindert die Sicht auf meinen unangemeldeten Besucher. Instinktiv rutsche ich etwas tiefer und überprüfe den Halt meines Handtuchs. Bei dem Gedanken, mit jemanden anderen das Bad zu teilen stelle ich fest, dass ich gar nicht weißt, wer in diesem Palast möglicherweise außer dem Herr der Hunde noch Adelsblut besitzen mag... Das Wasser plätschert bedrohlich nahe. Innerlich gehe ich schnell die möglichst höflichste Art durch, mich in dieser Situation zu verhalten. Es ist bei weitem nichts ungewöhnliches in dieser Zeit bei Adelsblut die Geschlechter in einen Topf zu schmeißen. Die Reichen und Kultivierten ließen sich nicht auf primitive Triebe herab, sodass sie das gemeinsame Bad bewusst öffentlich machen, um zu zeigen wie anständig und weiterentwickelter sie sind. Es ist gut, dass ich soetwas über die Zeit hier im Unterricht aufgeschnappt hab und innerlich lobe ich den Geschichtsunterricht. Ich denke, es wäre das Beste einfach ruhig zu bleiben, höflich zu sein und dann das Bad auf gewohnte Art genießen. Bitte lass es eine Frau sein. Automatisch schiele ich zu Seite und erkenne augenblicklich eine Männersilhouette. So ein Mist. Einen Moment später sehe ich silberne Haare und lila Streifen. „Sesshoumaru.“ Ich lasse die angehaltene Luft aus meinen Lungen überraschenderweise mit Erleichterung entweichen. Er würdigt mir keines Blickes, lehnt sich jedoch wie so häufig schon mir gegenüber an den Felsen und holt einen Krug mit Sake hervor. Leicht abschätzig betrachte ich ihn beim Einschenken. Hatten wir das nicht schonmal? Ein gequältes Stöhnen entfährt mir und frage mich wie lange das noch so gehen soll. Ich blicke auf, als ich seinen Blick spüre. Er taxiert mich von oben bis unten. Unbewusst mach ich es ihm nach und stelle abermals fest, wie gut er aussieht. Doch das spielt keine Rolle. Ich weiß einfach nicht worauf das alles hier hinaus geht. Was hat er nun vor? Will er mich ewig in seinem Schloss einsperren? Zu zu trauen wäre es ihm eindeutig. Das Ungewisse erschöpft mich zunehmend. Ich habe keine Ahnung, wie er dem Boten des Lords geantwortet hat. Ich würde zu gerne seine Gedanken um diese ganze verzwickte Situation hören. Würde gerne wissen, was er als Lösung zu präsentieren hat, denn mir ist sehr wohl bewusst, dass Kizuna verhindern wird, dass man mich tötet. Es gäbe sicher verschiedene Wege dem Daisho entgegen zu treten. Einer davon wäre, mich zu verstecken. Jaken erwähnte bereits, dass dies schwierig werden würde, da wir bereits stark nacheinander riechen. Jedoch hätte ich sicher gute Chancen in Sicherheit zu sein, wenn ich Ihn überrede, mich bei Inu Yasha zu lassen. Auch wenn er immer sehr abwertend von seinem Halbbruder redet, weiß ich insgeheim, dass er ihn dennoch für einigermaßen stark hält. Mehr als einmal konnte ich seine kaum merklich verwundertes Gesicht sehen, während eines Kampfes mit dem Hanyou und auch gegen Naraku hatten die beiden sich schlussendlich miteinander gegen den Feind verbündet. Diese Option wäre somit eindeutig annehmbar. Zum anderen könnte man es einfach darauf ankommen lassen. Ich bin zwar ein Mensch, dennoch gleichzeitig jetzt so etwas, wie Sesshoumarus Gefährtin. Dieser Fakt sollte den anderen somit in gewisser Hinsicht überwiegen. Da ich aber weder die Charakter der anderen Lords kenne, noch ganz genau deren Gesetzesvorgaben könnte ich mich dahin nur auf Sesshoumarus Meinung verlassen. Sollte es zu einem Kampf kommen um meiner Leben, dann wären drei Daiyoukais gegen eine eine Situation die selbst der Hundedämon nicht überleben würde. Auch wenn es sich hierbei um Sesshoumaru handelt. Die Stärke der anderen Herrscher sind sicher nicht zu unterschätzen... Sollte ich ihn einfach mal darauf ansprechen? Das Risiko ist groß ihn zu reizen, doch was bleibt mir schon für eine Wahl...   „Sag Sesshoumaru......“   Meine Brust fängt nun an, sich etwas schneller zu hebe und wieder zu senken, während ich in meinem Kopf die nächsten Worte zusammen puzzle. . . .   „Wie geht es nun weiter?“ Epilog: Epilog --------------   Epilog   Nur zögernd tritt sie in den Raum. Sofort wird ihr Gesicht von einem stickigen dichten Nebel umhüllt. Ihre Mundwinkel ziehen sich angewidert nach unten. Es ist dunkel, doch sie hat keine Probleme dennoch klar zu sehen. Somit setzt sie zielsicher einen Fuß nach dem Anderen. Ihre Schritte hallen dabei viel zu laut in dem großen Gemäuer, welches nahezu komplett aus Stein besteht. Allein eine Wandseite verdeckt den nahenden Sonnenuntergang durch die typischen Papierwände und lassen den Raum in einen sanften Orangeton schimmern. Kurz erfühlt ein schleifendes Geräusch die Halle und sie erkennt auf der gegenüberliegenden Seite eine Person, die gerade besagte Schiebetür beiseite geschoben hat und hinausblickt. Als sie fast bei ihr angekommen ist blickt diese, nun deutlich erkennbare männliche Siloutte über die Schulter. „Ist alles gut verlaufen?“ Seine Stimme ist leise, aber genau das verrät ihr die bewusste Drohung dahinter. Er wendet dabei den Blick wieder nach vorne, sodass sie Ihren Zorn nicht allzu sehr verstecken muss. „Ja, alles zu Ihrer Zufriedenheit!“ Sie streicht ihre Kapuze zurück und enthüllt nur ungern ihr entstelltes Gesicht, doch in seiner Gegenwart bleibt ihr nichts anderes übrig. Mehr denn je erregt es ihn sein eigenes erschaffenes Kunstwerk in seiner unmittelbaren Nähe genießen zu können. Wie zur Bestätigung funkeln seine Augen, als er sich zeitweilig zu ihr umdreht. Dann wendet er den Blick wieder durch seine Gemäuer hinaus, während der Wind auffrischt und die dicken Schwaden an Rauch hinausträgt. Genießerisch zieht die junge Frau die kühle Luft durch ihre Lungen. „Sehr gut! Es wird nicht mehr lange dauern.“ Sie kann von hinten erkennen, dass er sich an sein Kinn fast und dabei voller Vorfreude die Kiefermuskeln zu einem dreckigen Lächeln verzieht. „Ich sag dir, Sazume, das wird äußerst interessant werden!“ Unbewusst schluckt sie den Klos in ihrem Hals herunter, als sie seine erregende, pulsierende Aura gegen ihren Körper schwingen spürt. Es lässt ihr dadurch nicht nur einmal die Galle im Hals aufsteigen, doch sie kommt nicht drumherum, ihm zu zustimmen.   Er hat recht.   Es wird durchaus interessant werden.   Gerade weil sein Interesse meistens mit Chaos und Intrigen beginnen.   Und mit dem Tod enden.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)