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Sterben kann so schön sein...

... oder auch nicht
von
Koautor:  Shizana

Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Eri, Schritt um Schritt führt dich dein Weg voran in Richtung Antworten. Aber deine Reise hat gerade erst begonnen. Und eure Gruppe hat sich nun in der Zahl verdoppelt.
Zeus' göttlicher Blitz versetzt euch in einen ziemlich engen, dunklen und muffig riechenden Raum. Ihr befindet euch auf einem Frachtschiff, das just in dem Moment in seinem Heimathafen anlegt.

Aufgabe 1: Schleicht euch möglichst unauffällig vom Schiff, sobald es angelegt hat.
Aufgabe 2: Der Hafen ist trotz trübem Wetter gut besucht. Die Götter sollten sich besser unauffällig unter den vielen Menschen geben, damit ihr nicht noch mehr anzweifelnde Blicke als ohnehin schon auf euch lenkt. Außerdem solltest du dir Gedanken machen, wie du schnell an andere Kleidung gelangst. Es ist ziemlich kalt und stürmisch an der Meeresküste.
Aufgabe 3: Am Hafen findet gerade ein Schiffer- und Fischerfest statt. Viele Stände sind nach japanischer Tradition aufgebaut worden und naheliegende Geschäfte haben geöffnet. Schaut euch ein wenig um.
Aufgabe 4: Thoth hat allem Anschein nach noch immer nicht gerade die beste Laune. Vermeide es besser, ihn großartig von der Seite anzusprechen und halte auch die anderen Götter bestmöglich davon ab, ihm zu sehr auf die Nerven zu gehen.
Aufgabe 5: Belausche zufällig ein Gespräch zwischen einigen Schiffern, die um die Missgunst des japanischen Meeresgottes Susanoo bangen. Bringe in Erfahrung, was sie damit meinen. (AW: Seit nunmehr zwei Wochen häufen sich in Küstennähe die Unwetter in Form von unruhiger See und kräftigen Stürmen, die schlimmer zu werden drohen.) Komplett anzeigen

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Tarnung

Geblendet von dem Blitz, den Zeus auf uns geworfen hatte, nachdem wir es endlich geschafft hatten zusammen zu rücken, hatte ich vollständig den ganzen Weg unserer weiteren Reise verpasst. Mir war unterwegs nur aufgefallen, dass eine warme Hand auf meine Augen gelegt war und mich so daran hinderte, selbst wenn ich die Augen geöffnet hätte von all dem leuchtenden Strahlen geblendet zu werden. Ich fühlte mich auf seltsame Weise sicher, auch wenn ich wirklich nichts sehen konnte.

„Woah!“

Ich zuckte zusammen, als Apollons leiser Aufschrei zu meinen Ohren drang. Nur wenige Sekunden später war die Hand vor meinen Augen verschwunden und ich spüre dafür ein paar kräftiger Arme um meiner Taille, gefolgt von einem Aufprall, gegen einen anderen Körper.

Langsam öffnete ich meine Augen, als ich mir sicher war, dass die Bewegungen gestoppt hatten und sah mich um. Alles um uns herum war dunkel, lediglich eine Reihe von gut platzierten Lämpchen erhellte die Dunkelheit gering, aber genug, dass man Silhouetten und Umrisse deutlich erkennen konnte. Es reichte, um wirklich alles zu erahnen, selbst ich konnte die großen Kisten in der hintersten rechten Ecke, auf der gegenüberliegenden Seite von mir sehen, oder zumindest erahnen. Ein geübter Matrose fand sich hier sicher ohne Probleme zurück.

„Sind alle okay?“

Rechts von mir erklang Hades Stimme. Er hatte mich also nicht vor einem schmerzhaften Aufprall bewahrt.

„Bara...“ Ein verstimmtes Murren von Anubis zu meiner Linken, er war es also auch nicht.

„Alles noch dran.“ Dionysos, ebenfalls zu meiner Rechten, etwas weiter weg von Hades, aber damit deutlich auch kein Kandidat, damit blieben nur noch Apollon oder Thoth und von beiden hatte ich noch keinen Mucks gehört.

„Spätzünder...“

Erneut erklang eine Stimme links von mir, doch diese gehörte eindeutig Thoth. Mich hatte also Apollon vor Schlimmeren bewahrt, allerdings verstand ich nicht, was Thoth mir mit seiner missmutigen Stimmung sagen wollte, weswegen ich hinter mich blickte, wo mich sofort die goldenen Augen Apollons schmerzerfüllt, aber doch freundlich begrüßten. Erst als mein Blick weiter runter wanderte, bemerkte ich, wie unangenehm Apollon liegen musste. Hinter ihm ein Stapel Kisten, von dem sich die ein oder andere Kante sicher in seinen Rücken drückte und ich halb auf seinen Bauch sitzend.

„Oh Gott... Verzeih, Apollon...“

In einem Anflug aus Panik, sprang ich förmlich aus seine Arme und auf meine Beine, um den Gott genug Platz zu geben, sich von seiner unbequemen Haltung zu erlösen.

„Schon gut, schon gut. Alles in Ordnung. Geht es dir gut, Nya-chan?“ Ob es mir gut ging? Natürlich ging es mir gut. Ich hatte, abgesehen von dem kurzen Ruck nichts gespürt. Apollon dafür umso mehr. Idiot.

„Dank dir...“, antwortete ich nur leise und sah dabei von Apollon weg. Verdammt, warum war ich schon zu Beginn unserer Reise so abhängig von den Göttern, dass sie solche Schmerzen auf sich nahmen, nur damit es mir gut ging? Ich hatte zwar gedacht, dass sie mir mit ihrer Göttlichkeit vielleicht hin und wieder einen Schubs in die richtige Richtung geben konnten, aber das sie sich selbst malträtierten, war nicht geplant gewesen. Dabei hätte ich das gerade in Bezug auf Apollon besser wissen müssen.

„Mach das nie wieder, Ahollon...“, setzte ich noch nach und wandte mich ab, wobei ich so tat, als würde ich mich an unserem neuen Destinationspunkt umsehen.

„Die Frage jetzt ist nur, wo wir sind... Zeus hat sich sicher etwas dabei gedacht, uns hier her zu schicken.“

Hades hatte Recht. Die Frage war, wo wir waren. Anhand der Kisten die hier waren, lag die Vermutung nahe, dass wir uns in einem Lager befanden. Allerdings war es doch recht beengt hier.

„Huh? Wieso sind diese Holzkisten so festgebunden?“

Festgebunden? Dionysos Feststellung ließ mich aufhorchen, weswegen ich mich umsah und erneut versuchte mehr in dem gedämmten Licht zu erkennen. Vorsichtig tastete ich mich zu eine der Kisten rechts gegenüber vor. Das Knarren meiner Schritte auf dem Paketboden hallte leise an den kalten Wänden wieder, die mir eine Orientierung und Halt gaben. Sie waren aus Metall. Mit wenigen Schritten erreichte ich schließlich wirklich die andere Seite und ihr Frachtgut, dass ebenfalls verzurrt war. Entweder befanden wir uns also in einem Flugzeug, Frachtwagen oder... gab es noch andere Möglichkeiten? Mir waren nur jene bekannt, die ich mal im Fernsehen gesehen hatte, oder aus Spielen kannte.

„Und was machen wir nun?“ Noch etwas schmerzerfüllt klang Apollons Stimme, als er seine Schultern etwas kreisen ließ, was mir sofort wieder in Erinnerung rief, wie grausam besonders seine Landung gewesen war.

„Ihr seid hier nicht im Olymp...“

Thoth war eindeutig immer noch mies gelaunt, was deutlich erkennbar daran war, dass aus jedem Wort die Wut eine deutliche Sprache sprach. Als ich zu den Jungs sah, bemerkte ich aber, woher seine Worte kamen. Hades, Apollon und Dionysos waren immer noch in ihrer göttlichen Form zugegen, wohingegen Thoth und Anubis wie selbstverständlich in ihr menschliches Gewand gewechselt hatten.

„Jungs, ich will euch ja keinen Dresscode vorschreiben, aber wenn wir auf der Erde sind, und danach sieht es wirklich aus, solltet ihr vielleicht mehr wie Thoth und Anubis aussehen. Sonst fallt ihr zu sehr auf.“

Es war ja nicht so, dass sie nicht schon als Menschen auffielen, aber so halb nackt waren sie sicher mehr als nur ein Blickfang. Und bevor sie Thoths Anweisungen nicht richtig verstanden, erklärte ich lieber, was der Gott des Wissens gerade von ihnen verlangte. Zum Glück verstanden sie es sofort und in wenigen Augenblicken standen sie in gewöhnlicher Kleidung und weniger glorreich vor mir. Die einzige, die jetzt noch aus der Reihe tanzte, war wohl ich mit dem ägyptischen Kleid. Aber gut, vielleicht merkte das ja keiner.

„Dann bleibt nur noch die Frage, wo wir jetzt sind...“

Hades hatte Recht, die Frage nach dem Wo war immer noch nicht geklärt. Es gab aber eine Möglichkeit nachzusehen. Auch wenn nicht jeder von uns dazu qualifiziert war.

„Hades, ich hab da hinten eine Treppe gesehen. Glaubst du, du kannst unbemerkt dort raus und dich umsehen?“ Für so eine Mission erschien mir wirklich Hades am besten geeignet. Er war so eine unscheinbare Gestalt, dass man ihn sicher kaum wenn sogar gar nicht bemerkte. Und wenn man ihn bemerkte, ignorierte man ihn.

Wahrscheinlich ahnte Hades, worauf ich hinaus wollte und nickte. Zwar schien es ihn doch schon etwas zu kränken, das ausgerechnet ich ihm diese Aufgabe gab, doch in Anbetracht unserer Lage, verstand er wohl genauso, dass auffallen genau das war, was wir nun nicht brauchten.
 

Hades hatte wie abgesprochen aus dem Lagerraum geschlichen, wodurch es platzmäßig nicht nur etwas besser aussah, sondern auch, dank einer kurzen Öffnung der Tür, etwas Frischluft reinkam. Es war mir zu beginn gar nicht aufgefallen, aber die Luft in dem Lager stand förmlich und miefte nach alten gammeligen Fisch und Stoff der scheinbar nicht trocknen wollte und diesen klammen Geruch an sich haften hatte.

Nur dank der Tatsache, dass sich die Nase innerhalb weniger Sekunden an Gerüche gewöhnte, konnte ich den Geruch großteils ignorieren, anders als aber die Kälte, die wirklich durch jede Ritze zu dringen schien. Ein Blick zu den Göttern zeigte mir, dass diese das wahrscheinlich aber nicht störte. Was nicht verwunderlich war, da sie alle mindestens ein Jackett trugen oder langärmlige Pullover. Wie sehr vermisste ich doch meinen, der irgendwo bei Bastet lag. Verdammt.

„Hier.“ Ich sah auf, als ich plötzlich Dionysos Stimme hörte, der mir seinen fliederfarbenen Schal um legte und ihn so band, dass immerhin mein Hals geschützt von der Kälte war.

„D-Danke...“, murmelte ich leise und griff zu dem Stoff des Schales, um mir diesen noch etwas zurecht zu legen. Zwar war es nur der Hals, der nun nicht mehr so anfällig für die Kälte war, mein Chef wäre echt dankbar dafür, wenn ich nicht wieder wegen verlorener Stimme ausfiel, aber allein diese kleine Geste zeigte mir, dass sich Dionysos um mich sorgte.

Immerhin war ich nicht ganz so godlike, dass ich einfach mal den Umständen entsprechend eingekleidet sein konnte. Irgendwie schade.

„Ein Schiff...“

Erschrocken fuhr ich zusammen, als neben mir plötzlich Hades Stimme ertönt war. Wo war der auf einmal hergekommen?

„Wir sind auf einem Schiff... einem Frachtschiff vermute ich... Etwas weiter den Gang entlang sind noch mehr Lagerräume. An Deck habe ich gesehen, das wir bald bei einem Hafen anlegen. Die Crew kämpft allerdings mit dem stürmischen Wetter...“ Kurz aber präzise schilderte Hades seine Erkenntnisse. Zum Glück hatte man ihn nicht bemerkt, aber wenn die Crew wirklich mit den Wetterbedingungen zu kämpfen hatte, war das auch nicht verwunderlich gewesen. Allerdings boten seine Informationen auch die nächsten Probleme.

Nachdenklich sah ich zu Thoth. Sicher wusste er, wie wir ohne Probleme von dem Schiff kamen. Mit genaueren Beschreibungen von Hades hätte er sicher auch gewusst, auf welchen Schiff wir waren. Allerdings wollte ich bei seiner Stimmung aktuell nicht zu sehr auf ihn bauen. Noch dazu musste er sich um Anubis kümmern, der am Boden hockte, schweigend und ruhiger noch als gewohnt. Vielleicht hatte ich den beiden doch zuviel zugemutet? Ich meine, ich wusste ja, dass Anubis Menschen hasste und so wie ich ihn einschätzte, war er größere Gruppen auch nicht sonderlich gewohnt. Das hatte ich gar nicht bedacht. Auf der anderen Seite, hatte Anubis sicher die Jungs schon einmal gesehen, zumindest musste ihr menschliches Aussehen sicher die ein oder andere Erinnerung triggern. Hoffte ich zumindest. Er hatte sich ja schon einigermaßen an mich gewöhnt, mit Sicherheit würde er sich auch an die anderen gewöhnen.

„Nya-chan?“

Erschrocken fuhr ich zusammen und richtete meinen Blick auf Apollon. Ich hatte die drei vollkommen ausgeblendet. Verdammt. Warum forderten sie alle in gewisser Weise meine Aufmerksamkeit?

„Wir sollten vielleicht an Deck gehen und nach einer Möglichkeit gucken, wie wir unbemerkt runterkommen, oder...“

Ich sah mich in dem Lagerraum um und ging alle unsere Optionen durch. Selbst das Klischee vom Verstecken innerhalb der Fracht zog ich in Erwägung, allerdings konnten wir auch nicht sicher sein, ob diese Fracht hier ausgeladen wurde, oder man nicht einfach nur mehr beim nächsten Hafen aufladen musste. An Deck zu gehen, barg hingegen die Gefahr entdeckt zu werden. Es war schon schwierig einen Plan zu entwickeln.

„Hat jemand von euch eine Idee?“ Fragend sah ich zu den Jungs, denn alleine würde ich wohl keinen vernünftigen Plan auf die Reihe bekommen.

„Wir könnten sie betrunken machen...“

„Wir wollen hier einfach unbemerkt runterkommen, nicht die Crew ausknocken, Dio...“ Entsetzt sah ich den Gott der Fruchtbarkeit an. Dass er auch nur mit diesem Gedanken gespielt hatte, war einfach unglaublich.

„Wir könnten uns vom Schiffsbug abseilen!“

Begeistert sah mich Apollon an. Doch zweifelnd hob ich eine Augenbraue. Sicher, die Idee an sich war nicht schlecht, immerhin würde kaum einer auf den Bug achten, allerdings sprach einiges dagegen.

„Mal davon abgesehen, dass der Bug höher liegt und wir uns wahrscheinlich den Hals brechen bei dem Versuch dort runterzukommen, spricht die Witterung nicht sehr dafür. Wenn es wirklich so stürmt, können wir nicht kontrolliert von dem Seil klettern.“

„Dann eben vom Heck!“, erwiderte Apollon. Beneidenswert, dass er einfach nicht aufgab und selbst das Argument des starken Windes ignorierte.

„Am Heck steht ein teil der Ladung...“, erklärte aber Hades schnell und nahm Apollons Plan den endgültig den Wind aus den Segeln.

So langsam aber sicher gingen uns die Optionen aus. Und jene die wir noch hatten bargen das Risiko, dass wir nicht vom Schiff kamen, oder dass wir entdeckt wurden. Die einzigen die es wahrscheinlich am unauffälligsten schaffen würde, waren Anubis und Hades. Und selbst wenn man Anubis entdeckte, der war schneller weg, als wir gucken konnten. Die einzige Möglichkeit die wir also hatten, war uns zu tarnen.

„Hades, wie sehen die Matrosen aus? Hast du zufällig auch irgendwo deren Umkleidekabinen gefunden?“

Mein Herz klopfte. Ich hatte eine kleine Idee. Eine, die in Fanfictions zu hundert Prozent klappte, wenn ich es wollte. Vielleicht klappte es auch, wenn ich nicht gerade die Göttin meiner eigenen, erschaffenen Welt war. Wobei... konnte es mit diesen Jungs klappen?

„Die Matrosen sind gemischter Nationalitäten. Ihre Sprache ist englisch. Sie sind alle sehr groß gewachsen, ich befürchte, es wird keine Kleidung in deiner Größe geben.“

Die nächste Methode die damit ins Wasser fiel. Warum musste ich nur verdammte 165 Zentimeter groß sein? Zumindest behauptete meine Uni das, mein Ausweis murmelte etwas von 169 Zentimeter.

„Kannst du für euch Kleidung besorgen? Außer für Anubis... ich denke er schafft das auch so, solange Thoth ihm sagt, dass er unauffällig sein soll. So kommt wenigstens ihr runter. Für mich... ich lass mir was einfallen.“

In der Tat, für mich sah es wohl schwieriger aus. Wenn Hades schon ausschloss, dass es keine Matrosenkleidung in meiner Größe gab, konnte es nur bedeuten, dass wahre Riesen hier an Deck arbeiteten.

„Wir gehen nicht ohne dich, Nya-chan, das werden wir nicht tun!“

War ja klar, dass sie etwas gegen meinen Plan hatten. Dabei war ich wahrscheinlich wesentlich unauffälliger ohne die Jungs, die schon ein Wunder brauchten, wenn sie mit ihrer Schauspielleistung nicht erwischt werden wollten.

„In Ordnung... Dio, wenn wir von Bord gehen, bist du ruhig. Apollon... kein kindisches oder dummes Verhalten, verstanden? Hades, ich verlasse mich drauf, hinterher keine blauen Flecken zu haben.“

Wenn Apollon wirklich nicht ohne mich gehen wollte, und mit Sicherheit würde er darüber diskutieren, bis uns die Zeit abgelaufen war, dann musste ich eben nachgeben. Zielsicher ging ich daher auf eine der Kisten zu, auf der ein braunes, großes Leinentuch lag, welches ich um mich wickelte.

„Mag jemand mich ordentlich verschnüren?“
 

Hades linke Schulter gehörte definitiv nicht zu den bequemsten die ich kannte, wobei ich dafür auch keinen sonderlich großen Vergleich hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Hades rechte Hand, zur Sicherheit für mich, an einer vollkommen unpassenden, wenn nicht sogar unangenehmen Stelle lag. Meinem Po. Sein linker Arm hingegen, war um mich geschlungen und drückte mich mehr an seinen Rücken, so dass ich wirklich keine Chance hatte zu fallen.

Ich spürte jede Bewegung, jeden Schritt den Hades machte und betete zu Gott, dass keiner der Matrosen uns erwischte. Wahrscheinlich waren sie aber doch viel zu sehr mit der aktuellen Wetterlage beschäftigt, denn selbst durch das Leinentuch spürte ich deutlich den eiskalten Wind. Das Meer rauschte im Hintergrund, doch mit jedem Schritt, den Hades von dem Steg aus tat, entfernten wir uns mehr. Geduldig wartete ich darauf, dass die Jungs einen Ort entdeckt hatten, wo sie mich befreien konnten, ohne das jemand uns sah. Da Anubis vorgegangen war und sowieso versuchte menschliche Nähe zu meiden, hatte er sicher schon das passende Versteck gefunden.

„Da ist er...“, nuschelte Hades, gerade im richtigen Moment, denn ich hatte mir schon Sorgen gemacht, ob sie den jungen Totengott überhaupt finden würden. Scheinbar hatte aber doch alles nach Plan funktioniert.

Vorsichtig hievte mich Hades von seinen Schultern und machte sich daran, die Seile zu lösen. Sie hatten mich wirklich gut genug verpackt, so dass ich kaum Bewegungsfreiheiten hatten und es richtig genoss, als das Tuch und die Seile von mir fielen. Erst wenige Sekunden später bereute ich es, denn der kalte Wind umspielte jede Stelle meiner nackten Haut und durch das den dünnen Stoff des ägyptischen Kleides drang genug von dieser frösteligen Temperatur, so dass ich das Gefühl hatte, fast vollständig nackt zu sein.

„Ah... Es regnet...“

Nein, das Wetter meinte es nicht gut mit mir. Nicht nur, dass das Klima eklig nass gewesen war, jetzt schiffte es auch noch, als würde die Welt untergehen. Regen und Wind... eindeutig nicht meine liebste Kombination.

„Bara...“, murrte auch Anubis neben mir, der sich kurzerhand das Leinentuch schnappte und über den Kopf legte, damit er nicht allzu nass wurde. Vergeblich, denn bei diesem Regenfall, waren selbst die Sachen der Jungs in wenigen Sekunden durchgeweicht.

„Ein Glück könnt ihr die Matrosensachen gegen die anderen tauschen, wenn der Regen vorbei ist...“, murmelte ich Gedankenverloren und sah gen Himmel. Ich erkannte die dunklen Wolken, die schnell vorbeizogen und genauso schnell wie der Platzregen gekommen war, hörte dieser auch wieder auf und beließ es nur bei einem seichten Nieselregen.

„Ihr solltet euch schnell umziehen...“

Etwas zog ich mich von den Jungs zurück, so dass ich ihnen mit dem Rücken zugewandt stand und sie genug Zeit hatten sich umzuziehen. Mir selbst war hingegen kalt genug und meine Gedanken schweiften zum nächsten Problem. Ich brauchte andere Sachen. Nicht einmal die durchweichten Matrosensachen würden nun noch helfen, dabei hatte ich Hoffnung gehabt, dass ich wenigstens diese tragen konnte, wenn wir sicher vom Schiff waren. Doch da hatte ich mich eindeutig verrechnet.

„Wisst ihr überhaupt wo wir sind?“

Da ich so schnell nicht auf eine Lösung kam, und reden mich von den offensichtlichen Kälteerscheinungen ablenkte, versuchte ich mich dran, mehr Informationen über unseren Aufenthaltsort zu sammeln. Die Jungs hatten schließlich mehr gesehen als ich in meinem Sack.

„Izumo, stand am Hafenschild“, antwortete Dionysos, auf dessen Worte ein Plätschern folgte, als habe irgendwer den Stoff seiner Kleidung ausgewrungen.

„Japan also...“, murmelte ich. Damit war die Frage, wie an Kleidung kommen, ein noch größeres Problem. Aber nicht nur das.

'Schon wieder eine Sprachbarriere... na super...' Zwar beherrschte ich ein wenig japanisch, es reichte um sich vorzustellen und einiges über meine Person zu sagen, aber es war doch nicht genug um einen Landsmann zu verstehen. Ob den Göttern das bewusst war?

„Ihr beherrscht doch die Landessprache, oder?“

Kurz sah ich über meine Schulter, wandte aber schnell meinen Blick ab, als ich Thoths nackten Rücken bemerkte. Verdammt. Konnten sie sich nicht schneller umziehen.

„Genauso gut wie wir deine Sprache können, Nya-chan.“

Immerhin etwas, auch wenn mir etwas sagte, dass ich mich schon wieder auf die Götter verlassen musste.

„Und Geld?“ Wenn ich mich schon auf sie verlassen musste, dann in vollständiger Form.

„Keine einzige Münze“, lautet Apollons mit einem hörbaren Lächeln, unterlegte Antwort. War ja klar gewesen. Woher hätten sie auch Geld haben sollen? Sie waren Götter. Da wo sie herkamen, brauchten sie kein Geld.

„Wieso fragst du, Nya-chan?“

„Weil ich gerne andere Sachen hätte. Dieses Kleid ist bei diesem Wetter etwas suboptimal.“ In der Tat, es war wirklich nicht optimal, zumal der Regen es wirklich so durchnässt hatte, dass ich nicht einmal wusste, ob ich überhaupt gerade etwas trug.

„Also mir gefallen die Aussichten.“

Entsetzt blickte ich neben Dionysos, der nun wieder seine zivilen Sachen vom Anfang trug und mich verführerisch anlächelte. Ich folgte seinem Blick zur oberen Hälfte meines Körpers und verfluchte erneut in meinem Leben mein D-Cup.

Panisch schlug ich mir meine Hände vor die holde Weiblichkeit und schenkte Dionysos einen Blick der ihn hätte töten können, wenn ich eine Göttin gewesen wäre.

„Hier...“

Mit einem Mal spürte ich einen warmen, schweren Stoff auf meiner Schulter. Ein Blick zu diesem ließ mich die schwarze Jacke erkennen, die ich zuvor bei Hades gesehen hatte und die natürlich viel zu groß für mich war. Dennoch, sie gab mir genug Wärme und Schutz, so dass es annehmbar war.

„Danke.“

Dankbar lächelnd sah ich zu Hades, während ich die Jacke enger um mich zog und verschloss. Dank Dionysos Schal konnte ich sogar dafür sorgen, dass man mir nicht in den viel zu weiten Ausschnitt sehen konnte. Für den Augenblick würde das reichen, aber eine dauerhafte Lösung war das auch nicht, auch wenn ich gestehen musste, dass ich mich dank Hades und Dionysos sehr geborgen fühlte.

„Also schön, während wir eine Möglichkeit finden, wie ich zu besseren Sachen komme, damit ihr nicht friert, sollten wir uns hier umsehen.“

Nur um sicher zu gehen, sah ich zu Thoth, der mich allerdings immer noch nicht ansah. Im Gegenteil, er zeigte mir die kalte Schulter. Und Anubis, der machte keine Anstalten auch nur noch einmal aus dieser Gasse zu gehen.

„Ich habe unterwegs gesehen, dass am Hafen viele Stände aufgebaut waren, genau da waren sie. Das hat mich an damals, unser Schulfest, erinnert, das hat es doch, oder Thoth-sensei?“

Alarmstufe rot. Apollon merkte nicht, wie wütend Thoth war und ich ahnte, dass er dem Gott des Wissens auf die Nerven gehen würde, wenn ihn niemand aufhielt. Thoth war immerhin im Augenblick eine tickende Zeitbombe und ich wollte nicht, dass sie detonierte.

„Apollon! Wie wäre es, wenn du mir alles zeigst was du gesehen hast. Ich war noch nie auf einem japanischen Schulfest und auch wenn es keines ist, vielleicht kannst du mir ja erklären, wie eines ist.“

Ohne zu zögern, war ich zu dem Sonnengott gegangen und hatte nach seiner Hand gegriffen. Bloß weg von Thoth, dass war die einzige Möglichkeit ihn zu retten. Darüber, dass wir gerade alles andere, als weniger auffällig waren, hatte ich nicht einmal nachgedacht, aber gut, wenn ich es getan hätte, wäre mir wohl aufgefallen, dass ich die einzige, merkwürdig aussehende Person hier war. Noch dazu ein Mädchen, umgeben von Jungs... das gehörte definitiv in die Kategorie von Dingen, die man jeden Tag sah.
 

Mt Apollon Händchen haltend, in der übergroßen Jacke, über den Hafen mit all seinen Ständen zu laufen, war ein Hürdenlauf, der alles andere als angenehm war. Ich wollte nicht wissen, was die Menschen hier dachten, die uns misstrauisch beäugten. Apollon schien davon nichts zu merken, er redet und zeigte mir Dinge, die sie auch auf ihrem Schulfest hatten und erzählte von der Zeit mit seinen Freunden an der Schule, ohne jedoch auch nur einmal Yui zu erwähnen. Und wenn er es tat, bemerkte ich das sowieso nicht, weil meine Gedanken ganz wo anders waren und mir lieber die Stände mit den exotischen Noh-Masken und den Spielen ansah.

„Nya-chan, wie waren die Feste bei euch?“

Verwundert sah ich zu Apollon auf, der mich lächelnd ansah. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie er seinen Erinnerungen ein Ende setzte, indem er einfach nicht mehr darüber sprach. Erst über seine Frage, war mir bewusst geworden, wie lange er wohl schon gesprochen haben musste.

„Bei uns?“, fragte er verwundert und sah Apollon eher ungläubig an.

„Ja, bei dir an der Schule. Wie habt ihr Feste gefeiert?“

Feste? Angestrengt wurden meine Gedanken auf meine Vergangenheit gelenkt. Ich erinnerte mich an nicht mehr viel aus meiner Schulzeit. Außer an die Wochen des Lernens, die Projektwoche... Aber mehr? Hatten wir Feste?

„Wir hatten immer ein Sportfest, dass ist spontan das einzige Fest an das ich mich erinnere. Oh und eine Abschlussfeier. Da hatten die Abschlussklassen frei und veranstalteten in der Sporthalle ein kleines Programm. Vor dem Unterricht haben wir die jüngeren Klassen abgefangen und Stempel auf die Hand gemacht oder kleine Prüfungen machen lassen, damit sie reinkönnen. Das war irgendwie lustig, natürlich nur, wenn man zur Abschlussklasse gehört. Für die anderen Schüler war das eher eine nervige Tradition, aber irgendwie haben sie diese später ebenfalls durchgeführt. Bis zur achten Klasse hatten wir auch am Ende des Schuljahres die Projektwoche. Dort konnten wir uns aussuchen, womit wir eine Woche lang unsere Zeit verbringen konnten. Als ich in der siebten Klasse war, gab es ein Projekt über Ägypten. Damals habe ich mich sehr für diese Kultur und die Mythologie interessiert. Also war es klar, dass ich unbedingt bei dem Seminar mitmachen wollte. Ungefähr zwei Jahre später habe ich bei der Projektwoche einen kleinen Tanzkurs belegt und das obwohl ich das tänzerische Rhythmusgefühl eines Backsteins habe.“

Ich musste leise lachen, denn die Erinnerungen an damals befanden sich auf einer Skala von peinlich bis erinnernswert.

„Aber solche Feste, wie es in Japan wohl üblich ist... ich erinnere mich zumindest nicht daran, dass es solche Feste gab. Nur an eines aus der Grundschule. Dort gab es einen Flohmarkt und einen Kuchenbasar. Ich bin sogar bei unserer kleinen Show aufgetreten, draußen auf dem Schulhof. Dort habe ich ein Volkslied gesungen, dass ich schon in der Turnhalle zu einem Talentwettbewerb gesungen hatte. Das waren die Momente, in denen ich alle immer überraschen konnte.“

Nur zu gut erinnerte ich mich noch daran, wie zweifelnd man mir gegenüber bei meinem Auftritt in der Turnhalle gewesen war. Da mich alle für ruhig und zurückhaltend gehalten hatten, waren sie der festen Überzeugung gewesen, dass ich die Turnhalle niemals mit meiner Stimme erfüllen konnte. Darüber hatte ich nie nachgedacht. Ich hatte nur singen wollen, das einzige, was mir zu diesen Momenten immer Kraft gegeben hatte.

„Magst du Musik, Nya-chan?“, fragte er leise, wobei er seinen Blick aber nicht auf mich richtete.

„Ich liebe sie. Sie ist immer irgendwie ein Teil von mir und meinem Leben gewesen, auch wenn ich mittlerweile lieber schreibe, als musiziere.“

Ich spürte wie Apollons Griff um meine Hand fester wurde, verstand aber nicht wieso. Vielleicht hatte ich etwas falsches gesagt.

„Sag mal...“

Ich blieb plötzlich stehen, um die unangenehme Stille zwischen Apollon und mir zu durchbrechen. Mein Blick wandte sich hinter uns, wo Thoth, Dionysos, Hades und etwas abgeschlagen auch Anubis liefen. Ich hatte sie irgendwie ganz vergessen.

„Riechst du das auch? Das riecht echt gut“, merkte ich an, als etwas plötzlich meine Nase umschmeichelte. Der Geruch war mir einigermaßen vertraut, was vielleicht daran lag, dass ich gerne in meiner Küche mit der japanischen Küche experimentierte.

„Hast du Hunger, Nya-chan?“

Hunger? Seltsam, jetzt da Apollon davon sprach, ich hatte seit wir bei Bastet gewesen waren, nichts mehr gegessen und doch verspürte ich keinen Hunger. Ob Thoth das wusste? Ob ich es ihm sagen sollte?

Mein Blick glitt zu dem Gott des Wissens. Er schien immer noch mies gelaunt, wahrscheinlich würde das noch Tage so weitergehen.

„Nicht wirklich... Aber wenn ihr Hunger habt, können wir ja gucken, wie wir uns etwas organisieren.“

Ich lächelte Apollon an. Hier gab es einiges an Futterbuden. Takoyaki hatte ich bemerkt und gebratene Nudeln, so wie gebratenen Reis und gegrillten Fisch am Stiel. Irgendwo hatte ich sogar etwas Yakitori gesehen und das was ich erschnuppert hatte, roch verdächtig nach Okonomiyaki.

„Dann sollten wir schnell etwas Geld besorgen! Dann können wir von allem probieren.“

Apollon ließ sich wirklich leicht begeistern. Eigentlich war das eine gute Eigenschaft, wenn man sie nicht gerade nutzte, um ihm Flausen in den Kopf zu setzen.
 

Ich fragte mich immer noch, wie die Jungs so schnell, zu soviel Geld gekommen waren. Aber hier saßen wir, auf einer Bank nahe bei den Schiffen und aßen Takoyaki.

„Wie habt ihr das gemacht?“

Auch wenn ich es mit eigenen Augen gesehen hatte, ich konnte es wirklich nicht glauben. Dionysos hatte nur etwas Smalltalk mit einem örtlichen Winzer gehalten und schon hatte dieser ihm Freudestrahlend ein paar Scheine in die Hand gedrückt. Und Apollon, der hatte wohl so etwas wie Weissagungen für diverse Menschen gemacht. Keine Ahnung wieso sie ihm glaubten, vielleicht lag es daran, dass Apollon äußerst gut aussehend war und die meisten seiner Klienten Frauen. Dann hätte ich sicher auch alles geglaubt.

Hades hingegen hatte ein paar Anekdoten über die Sterne erzählt und schon waren wir reich.

„Ich habe dem Bauern nur gesagt, wie sein Sake und sein Wein noch besser werden.“

„Und ich habe ihnen nur ihre Sorgen genommen.“

„Die kleine Geschich-“

„Du hast die Damen also belogen, oder Apollon?“

Ein unschuldiges Grinsen zierte Apollons Gesicht. War ja klar. Mit Sicherheit hatte er nicht bei jeder auf Knopfdruck das sehen können, was sie wollte.

„Wenn sie das erfahren, werden sie dich hassen... Wobei dir das egal sein kann, bis dahin sind wir hoffentlich schon einen Schritt weiter am Ziel.“

Während ich sprach, beäugte ich misstrauisch das Takoyaki, welches ich, aufgespießt, in meiner Hand hielt. Ich hatte sie mal zum Japantag in Düsseldorf gegessen, aber so wirklich... naja es war nicht schlecht gewesen, aber auch kein Erlebnis was ich unbedingt haben musste. Noch dazu hatte ich überhaupt keinen Hunger.

„Die Sterne erzählen viel-“

„Thoth-sensei, wie hast du eigentlich das nötige Geld bekommen.“

Die Alarmglocken schrillten erneut, als Dionysos Thoth ansprach, der einen gebratenen Maiskolben anknabberte und dies scheinbar zu genießen schien. Dio hatte Recht. Woher hatte er den eigentlich? Wir hatten den nicht gekauft. Und neben ihm saß Anubis, der misstrauisch um sich blickend etwas aß, dass rot genug aussah um aus der Hölle zu kommen.

„Ist doch egal... Thoth hat sicher hart dafür gearbeitet, da ist das wie doch nicht wichtig. Hier probier mal das Takoyaki.“

Da ich merkte, dass Dionysos das nicht einfach ruhen lassen wollte, stopfte ich ihm einfach das Oktopusbällchen in den Mund und drückte ihm den Rest meiner Portion in den Mund.

„W-Warte, Nya-chan! Du hast kaum was gegessen!“

Verdammt, Apollon hatte es bemerkt. Ich hatte mir gerade mal ein Bällchen davon genehmigt.

„Wie viel Geld haben wir noch? Ich brauch noch ein paar Sachen. Ich zahl euch auch alles zurück, irgendwie.“

Ablenken, ja das war eine gute Strategie, denn Thoth hatte bereits mit tödlichen Blick zu uns aufgesehen, wahrscheinlich weil wir zuviel Lärm gemacht hatten. Zumindest war er nicht der einzige, der zu uns sah.

„Wir können noch etwas Geld verdienen, wenn du etwas brauchst.“ Lächelnd reichte mir Apollon das Geld, welches er so hart verdient hatte. Konnte ich das wirklich annehmen? Für diese Yen hatte ich nichts getan.

„Die Sterne haben noch viel mehr Geschi-“

„Hier, meinen Anteil kannst du auch haben.“

Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie Dionysos mir auch von seinem Geld etwas in die Hand drückte und ich fühlte mich nur noch mieser. Etwas an dieser Situation war einfach nur falsch. Klarer wurde mir das nur, als Thoths Hand ebenfalls zwei Scheine in meine Hand fallen ließ. Wortlos, wie auch sonst?

„Danke... ich schwöre... ihr kriegt es irgendwie wieder...“, murmelte ich leicht überfordert. Es fühlte sich wirklich schlecht an, sich Geld zu leihen, oder geschenkt zu bekommen. Doch im Augenblick hatte ich keine andere Wahl. Oder hatte ich sie doch?

„Susanno-o scheint nicht einmal dieses Fest ihm zu Ehren zu besänftigen...“ Obwohl der englische Akzent mehr als brüchig klang und einige der Worte nicht das waren was sie wohl mal sein sollten. Dank meinem Job an der Hotline war aber selbst das nicht mehr problematisch.

Verstörend war aber, was sie sagten. Dieses ganze Fest war zu Ehren Susanno-os? Wozu sollte man ihn besänftigen wollen?

„Einen Augenblick bitte!“

Ich konnte nicht an mich halten und drückte Apollon das Geld in die Hand. Diese Information war gerade wichtiger, weswegen ich zu den beiden Matrosen, die in Richtung ihres Schiffes zu gehen schienen.

„Es tut mir leid, ich wollte nicht lauschen, aber... Wieso wird dieses Fest zu Ehren Susanno-os gefeiert? Inwiefern soll ihn das besänftigen?“

Mein Herz klopfte wie wild, als ich die Frage stellte, deren Antwort ich gerade irgendwie fürchtete. Sicher, Susanno-o war der Gott des Meeres und der Stürme und das Wetter sprach nicht gerade dafür, dass er bei bester Laune war, aber wahrhaben wollte ich es gerade nicht.

„Sie wissen nichts davon? Dabei fahren schon seit zwei Wochen keine Passagierschiffe mehr von hier... Selbst die Züge fahren nicht regelmäßig. Dieses Wetter wird einfach nicht besser. Kaum denkt man, dass der Wind nachlässt, stürmt es orkanartig los und Regen oder Hagel setzten ein.“

Vor zwei Wochen? So lange wütete es hier schon? Verdammt. Dabei hatte ich mir noch einreden wollen, dass es hier so chaotisch war, weil dieselbe Macht, die mich nach Ägypten transportiert hatte, auch hier wütete. Aber wenn dieses Wetter bereits seit zwei Wochen toste.

„Und... deswegen feiern sie dieses Fest? Ist denn irgendetwas vor zwei Wochen passiert?“ Ich wollte mehr Informationen. Viel mehr Informationen, denn wenn irgendetwas passiert war... ich wollte mir das gar nicht ausmalen. Aber vielleicht hatte Zeus uns gerade deswegen hier her geschickt. Damit wir die Sache gerade bogen. So lief das doch immer in Büchern oder Animes ab. Warum sollte das in der Realität, von der ich nicht einmal wusste, wie real sie war, anders sein?

„Keine Ahnung. Wir sind auch erst vor einer Woche hergekommen. Das musst du schon die Bewohner hier fragen...“ Das war wohl alles, was ich aus den Matrosen herausbekam. Aber genug um zu wissen, was wir als nächstes tun mussten.

„Danke. Ich bin mir sicher, die Unwetter werden bald ein Ende haben...“... denn ich würde mit den Jungs dafür sorgen.

Fest entschlossen, ging ich zu den Jungs und sah sie an. Sie bemerkten sofort, dass etwas in meinem Kopf vor sich ging. Die Frage war nur, wie ich es ihnen erklären konnte. Offiziell kannte ich Takeru, alias Susanno-o nicht.

„Ich weiß, es hat nichts mit dem Ziel der Reise zu tun, aber... Wir müssen mit Susanno-o reden und herausfinden, warum er dieses Wetter beschert. Habt ihr eine Ahnung wo wir ihn finden können?“

Ich sah deutlich, dass die Jungs sofort wussten wen ich meinte und sich an den Kleinsten Gott unter ihnen erinnerte. Die Frage war nur, ob sie wussten, wo Takeru sich befand.

„Vielleicht... bei seinem Tempel. Dem Großtempel von Izumo.“

Fragend sah ich zu Hades. Woher und vor allem wann hatte er von dem Tempel gehört? Wobei, war das wichtig? Wichtig war doch nur, dass er davon gehört hatte.

„In Ordnung, dann sollten wir vielleicht dort anfangen.“

Kurz nur sah ich zu Thoth. Es war schon seltsam, dass er nichts sagte. Geschweige denn anfing darüber zu reden wie sinnlos das ganze war. Durch sein Schweigen schien er irgendwie mir das alles zu überlassen. Doch wieso? Hatte er keine Lust mehr mir zu helfen? Interessierte ihn nur noch das Ergebnis des Rätsels? Aber konnte er sich dann darauf verlassen, dass alles was ich tat und tun würde, zu diesem Ergebnis führte?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe 1: Definitiv.

Aufgabe 2: So gut es ging, glaube ich. Immerhin Schal und Jacke gehören nun mir.

Aufgabe 3: Dank Apollon zwar nicht viel gesehen, aber immerhin die Fressbuden haben wir entdeckt.

Aufgabe 4: Zog sich durch das ganze Kapitel und nötigte mich, mit Apollon Händchen zu halten.

Aufgabe 5: Auf den letzten Metern ja.

Boah was hat mich die Flucht vom Schiff angekotzt. Ich musste sogar _Delacroix_ fragen ob sie ne Idee hat. Danke dafür, Rars. XD
Letztenendes ist es gelungen und ich bin eigentlich voll traurig wie Thoth mich behandelt. Und das ich keine Klamotten haben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Monyong
2015-04-16T18:20:57+00:00 16.04.2015 20:20
Hm~ Freu mich schon so auf Take-Take <3
Antwort von:  Erenya
16.04.2015 21:39
Und ich erst XD mega.


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