Sterben kann so schön sein... von Erenya (... oder auch nicht) ================================================================================ Kapitel 3: Seelensorge ---------------------- In Deutschland war es noch so etwas wie Winter gewesen. Nicht gerade warm, wenn auch nicht winterlich kalt. Dennoch war Ägypten wieder ein ganz anderes Klima. Die pralle Sonne erwärmte den Basar zusehends und sorgte dafür, das Ausdünstungen verschiedenster Art sich mit dem Geruch übersüßen Parfüms und Früchten vermischte. Gewürze waren hauchzart darunter wahrzunehmen, auch wenn sie mich im Augenblick peripher tangierten. Unter anderen Umständen hätte ich mich gefreut endlich das Ägypten zu sehen, was ich schon immer sehen wollte und wahrscheinlich hätte ich mich auch begeistert, ein paar der exotischen Gewürze zu kaufen, nur um sie einmal benutzen zu können. Doch jetzt, war alles anders. Um mich herum liefen die lebensfrohen Gestalten die sich Menschen nannten herum. Sie ignorierten die Götter, die mich dazu zwangen ihre Anwesenheit länger teilen zu müssen und das obwohl ich ihn gehörig auf den Senkel gehen musste. Anubis hasste mich, weil ich ein Mensch war und Thoth... naja hassen war vielleicht ein zu starkes Wort. Er verachtete mich wohl eher für meine Unwissenheit, die seiner nicht würdig war. Und doch zwang er mich dazu an seiner Seite zu bleiben, indem er seinen Griff um meinen Handgelenk nicht lockerte. „Ka bara!“ Thoth hielt inne, als er Anubis Ruf hörte und wandte sich zu dem Jungen um, der mit größeren Abstand verängstigt hinter uns hertrottete. Ihm schien dieses Übermaß an Menschen nicht zu gefallen und jeder seiner Schritte schien eher zögernd als wirklich mutig zu sein. „Anubis, wir haben keine Zeit dafür...“, murrte Thoth, dem diese Situation sichtlich nicht gefiel. Ich war eine Last, ebenso wie Anubis gerade, der von seinem Hass auf die Menschen deutlich in einen Status des Unwohlseins wechselte. Etwas unschlüssig was er machen sollte, immerhin war Anubis nun plötzlich an Ort und Stelle wie festgefroren und sah sich panisch um, sah er zwischen mir und dem Schakalgott hin und her, der nun doch plötzlich wieder in Bewegung kam, allerdings in eine Richtung, die unserer entgegengesetzt war. „Verdammt!“, fluchte Thoth und sah sich um. Er musste wohl Anubis nach, konnte dies aber sicher nicht im passenden Tempo mit mir an der Hand machen. Mir hingegen war es egal, was passierte. Ob ich verloren ging, oder starb, oder in der Hitze der Sonne verbrutzelte. Ja, ich war eine Dramaqueen und wahrscheinlich wusste ich es selbst nicht einmal, warum ich so drauf war, aber ich war in ein Loch gefallen und sah kein Sonnenlicht. „Hier, warte bis wir wieder da sind...“ Thoth platzierte mich Kurzerhand an einem Brunnen, mit Sitzbank und sah mich streng an. Er war sich nicht sicher ob ich auf das hörte was er sagte, doch anhand meines Zustands, der alles andere als widerwillig war, entschied er, dass ich hier auf sie warten würde. Die Sonne knallte mir direkt auf den Körper und der dicke Pullover zusammen mit der Jeanshose sorgte nicht gerade dafür, dass ich es als angenehm empfand. Der Schweiß lief mir von der Stirn und ich hatte schon gefühlt eine ganze Zeit in der Sonne ausgeharrt. Nicht einmal das Wasser des Brunnens war noch kühl, geschweige denn, dass eine Brise wehte, die durch das Wasser für kühlere Luft sorgen konnte. An sich wäre der Brunnenplatz sonst wirklich ideal gewesen. Nirgendwo weit und breit war auch nur eine Spur von Thoth und Anubis zu sehen und als mir das bewusst wurde, fragte ich mich, ob sie mich vielleicht alleine gelassen hatten. 'Hier, warte bis wir wieder da sind...' Das hatte Thoth gesagt, doch was wenn Anubis gute Gründe vorbrachte, warum sie nicht zurückkommen sollten? Konnte man den Göttern vertrauen? Wobei, wenn ein Mensch auf einen Gott vertraute, war er verloren. Hätte ich jemals zu Gott gebeten, damit dieser mich von meinem Leiden erlöste... Ich wäre wohl ein ums andere Mal verraten worden. Von wegen Gott gibt es und Gott nimmt es. Fair war das Leben nicht. Mimimi... Ich weiß, es war jämmerlich sich selbst so zu bemitleiden, ich hatte aber nicht die Kraft und die Hoffnung irgend etwas positiv zu sehen. Gerade jetzt war der Moment gekommen, an dem es alles nur noch schlimmer werden konnte. Zum Beispiel indem Thoth und Anubis nicht mehr wieder kamen und ich alleine, gefangen, in einem fremden Land war, ohne diese Sprache zu verstehen. Ein Albtraum, aus dem ich erwachen wollte. „Miau!“ Mein Blick wandte sich von der Richtung ab, in die ich gestarrt hatte, ohne zu bemerken, dass ich dort immer noch hoffte Thoth oder Anubis zu sehen. Doch nun hatte eine sandfarbene Katze mit gold leuchtenden Augen meine gesamte Aufmerksamkeit. Ihre Ohren waren spitz zulaufend und an den Spitzen selbst, war das Fell schwarz. Sie sah mich so intensiv an und auf einmal spürte ich etwas, dass ich bei Thoth oder Anubis nicht gespürt hatte. So etwas wie Verständnis und Wärme. Es war eben eine Katze. Tiere verstanden viel eher, wenn es einem nicht gut gehen. Anders als Menschen oder wohl auch Götter. Wahrscheinlich unterschieden sich Menschen und Götter nicht so sehr von einander. „Miauuuuu~“ Folge mir. Das Maunzen der Katze klang wie eine warme Frauenstimme in meinem Kopf. Wahrscheinlich ein Sonnenstich, der mich allen Verstandes beraubt und meinen Körper vollends unter Kontrolle hatte. Als wäre es selbstverständlich, erhob ich mich von meinem Platz, was die Katze zu registrieren schien. Sie lief langsam los, geschmeidig durch die Mengen der Menschen. Ebenso geschmeidig schien ich ihr zu folgen, sie immer im Blick, nicht aus den Augen lassend. „Miauuuu“ Sehr gut, folge mir weiter. Es ist nicht weit. Ich glaubte dieser Stimme in meinem Kopf und lächelte. Auch wenn mir zu warm war und mein Körper gegen jeden Schritt aufbegehrte. Die Worte in meinem Kopf versprachen mir aber, dass ich nicht mehr weit gehen musste, weswegen ich einfach durchhielt und der Katze in einen Tempel folgte, in dem ich von angenehm kühler Luft begrüßt wurde. „Also wirklich, da lässt dieser Affe auch noch eine Ausländerin alleine, nur damit er seinem Schoßhund nachlaufen kann. Er sollte wirklich überlegen, wo seine Prioritäten liegen.“ Die Stimme, die ich zuvor in meinem Kopf nur gehört hatte, wurde fassbarer und die Katze, die nur wenige Schritte vor mir zum Stillstand gekommen war, verwandelte sich in eine Frau, mit sandblonden Haar, gekleidet in altägyptischen Sachen, die dünn aber doch bedeckend genug waren. Durch Haar lugte wie bei Anubis ein paar Ohren, Katzenohren. An ihrer Stirn trug sie eine Kette mit einem Ankh, welches golden im leichten Sonnenlicht glitzerte. Erst jetzt wurde mir klar, was geschehen war. Ich hatte mich mehr oder weniger entführen lassen, von einer Göttin, in Katzengestalt. Wenn Thoth das bemerkte, würde er mit Sicherheit wieder zu seiner „Du bist naiv und dumm“-Rede ansetzen. Und wieder musste ich das wohl eingestehen, denn ich fand es selbst mehr als bedenklich, dass ich mich von einer Katze so einfach um den Finger hatte wickeln lassen. „Nun gut, dass braucht uns ja nicht mehr interessieren. Ich werde dir helfen. Erst einmal schälen wir dich aus diesen viel zu dicken Sachen.“ Lächelnd kam die Göttin näher auf mich zu und setzte mütterlich zu einer Umkleideaktion an. „Mh vielleicht solltest du dich auch vorher noch frisch machen. Komm mit.“ Sie nahm mich an die Hand und zog mich tiefer in den Tempel hinein, dahin wo in einem einzelnen Raum, eine goldene Wanne stand, deren Inhalt nicht nur leicht zu dampfen schien, sondern auch süß roch. Je näher ich kam, desto deutlicher erkannte ich die milchige Farbe der Flüssigkeit. Meiner Vermutung nach, war Kleopatras Milch und Honig-Bad doch kein Scheinwissen oder Gerücht. Die ägyptische Kleidung war etwas ungewohnt. Noch dazu standen Kleider mit meiner Meinung nach nicht. Aber die Farben Gold und weiß waren so gar nicht mein Fall. Vor allem wenn man bedachte, dass ich von Natur aus Keller gebräunt war. „Na siehst du, so ist es doch besser. Allerdings... wir müssen aufpassen, dass du keinen Sonnenbrand bekommst. Sonnencreme besitze ich leider nicht.“ Das war schlecht. Ägypter brauchten sich ja wahrlich keine Sorgen um einen Sonnenbrand machen, aufgrund ihrer gut gebräunten Haut. Für mich hingegen war zu viel Sonne tödlich. „Wir gehen einfach in den Schatten. Ich habe etwas Tee und Gebäck für uns vorbereitet. Du kannst mir gerne erzählen, was dieser unverschämte Pavian dir angetan hat. Ich verspreche dir, ich werde dafür sorgen, dass er zu seinen Taten steht. Es kann ja nicht sein, dass es in unserem Reich noch so endet wie bei den Griechen. Wir hätten niemals Zeus zu dem obersten Göttervater machen sollen. Dieser notgeile Schwerenöter.“ Sie nahm mich sanft an der Hand und obwohl ihre Worte nicht zu ihrem Lächeln passten, folgte ich ihr. Oh ja, die Griechen waren schlimm, zumindest laut meinem Scheinwissen. Immerhin gab es eine Person hier in Ägypten, die nicht so tat, als sei ich das unwürdigste vom Unwürdigen. Ein gutes Gefühl, vor allem nach der kurzen Zeit, die ich mit Thoth verbracht und versucht hatte, mich geistig mit ihm zu messen. „Also, wie ist dein Name?“ Die Göttin hatte mich auf meinen Platz in einem schönen Pavillon in einem Garten voller Datteln platziert. Seltsam, dass es so einen Ort in Ägypten gab. „Erenya...“, antwortete ich auf die Frage der Göttin und sah auf das Gebäck vor mir. Die Göttin schien wirklich alles aufgefahren zu haben, was ein Mädchenherz bei Liebeskummer oder anderen Problemen höher schlagen ließ. „Nimm dir nur, Erenya-Liebes. Du wirst sehen, mit etwas Gebäck und Tee wird es dir schnell wieder besser gehen.“ Unsicher sah ich von den Leckereien zu der Göttin. Sie war wirklich hübsch mit ihren Augen, die durch den schwarzen Kajal nur noch deutlicher hervortraten. Sie trug abgesehen von den schwarz umrandeten Augen und dem Lippenstift kaum Make-Up. Eine natürliche Schönheit eben, wie man es sich von Göttern vorstellte. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber... Wer bist du?“ Ich rechnete eigentlich damit, dass meine Frage sie bestürzen würde. Thoth hätte es wohl bestürzt, aber gut dass war ja keine Schwierigkeit das zu schaffen. Die Göttin hingegen war anders. Sie lächelte verständnisvoll und schien von wesentlich geduldigerer Natur zu sein, als der Gott des Wissens. „Bastet. Aber das ist nicht so wichtig. Erzähl ruhig was dir passiert ist, ich werde dir aufmerksam zuhören.“ Ihr Lächeln verstarb nicht und auf gewisse Weise wirkte es unheimlich. So schön es auch war, dass endlich jemand nicht meine Nähe mied, oder mich für dumm hielt, sondern auf mich einging, so gruselig war es auch. „Es ist zu viel passiert um es wirklich in Worten zu fassen. Ich meine... ich sollte nicht hier sein. Und ehrlich nachdem was auf Arbeit geschehen ist, weiß ich nicht einmal wo ich sein sollte. Bis vor wenigen Stunden habe ich geglaubt Tod zu sein nun bin ich es doch nicht, aber ich habe wirklich keine Ahnung was los ist. Ich weiß nicht einmal was ich will oder was nicht.“ Ein tiefer Seufzer entkam mir. Dieses ganze Gespräch, fühlte sich wie eines an, was ich auf Arbeit mit einem Teamleiter geführt hatte. Da war wieder diese Angst. Eine Angst nach einer Frage, die in eine Erkenntnis überging. „Gerade wenn so etwas passiert, ist Thoth der letzte der sich um so ein armes Seelchen wie dich kümmern sollte. Der Kerl hat einfach kein Einfühlungsvermögen.“ Irgendwie kam es mir vor, als hätte Bastet einen persönlichen Groll gegen Thoth. Zumindest hatte sie an ihm noch kein gutes Haar gelassen. „D-Das ist doch gar nicht wahr. Ich meine...“ Wie sollte ich das sagen? Oh mein Gott, zog ich es in Erwägung Thoth zu verteidigen? „Er mag vielleicht nicht gerade der Emotionalste sein, aber auf seine Weise zeigt er Fürsorge. Er hat versucht mir sehr schonend beizubringen, dass ich noch lebe, immerhin hat er es mir nicht prügelhart ins Gesicht gesagt, sondern mich selbst auf den Weg dieser Erkenntnis geführt. Ebenso hat er mich schnellst möglich aus der Unterwelt gebracht, weil es dort für mich schädlich gewesen wäre.“ Allmählich verstand ich meine beste Freundin, die mir mal gesagt hatte, dass ich es fies schaffte Charaktere, die sie nicht so mochte, sympathisch zu machen. Ich hasste mich gerade selbst dafür, denn in gewisser Weise redete ich mir gerade Thoth sympathisch. „Was hat dieser hinterhältige Ibis nur getan, dass du solche Sachen sagst, nachdem er dich im Stich gelassen hat um seinen Schoßhund zu suchen?“ Mir angetan? Wäre Bastet ein Fangirl, hätte ich spätestens jetzt vermutet, dass sie mich mit Thoth shippte. Verdammt. Selbst hätte ich das nun getan. Nein. Ich durfte nicht daran denken. Thoth war nur etwas gefühlvoller als man glaubte, mehr nicht. Es änderte nichts daran, dass er ein Arsch war. „Das er Anubis suchen ging, zeigt doch nur, dass er ein fürsorglicher Gott ist. Anubis mag Menschen nicht sonderlich und inmitten des Basars ist es doch klar, dass er sich unter all den Menschen nicht gut fühlt und Angst bekommt. Das ist auch vollkommen okay. Genauso wie es vollkommen in Ordnung ist, dass Thoth dann nach ihm sucht. Sie sind Freunde.“ Sicher, es war nicht sonderlich amüsant gewesen am Brunnen zu sitzen und zu warten, dass die beiden wiederkamen. Aber anders hätte ich sicher auch nicht reagiert, wenn Shizana, Lilim oder jemand anderes einfach so verschwunden wäre. Bastet als Alice Schwarzer der ägyptischen Götter konnte dies scheinbar nur dann verstehen, wenn es um Frauen ging. Bei Männern durfte es solche Freundschaften wohl nicht geben. „Versuch gar nicht erst, vor dieser biestigen Emanze auch nur einen Mann in ein positives Licht zu rücken.“ Ich zuckte zusammen, als von außerhalb des Pavillons Thoths Stimme erklang. Mein Blick richtete sich zu dem Gott des Wissens, der wieder in seiner Gottform hier aufgetaucht war, ebenso Anubis, der sich aber leicht hinter Thoth zu verstecken schien. „Du bist ganz schön dreist, sie ins Reich der Götter zu bringen. Hast du wirklich geglaubt, Anubis kann sie dann nicht finden?“ Unbeeindruckt erhob sich Bastet von ihrem Platz und stellte noch zwei weitere Stühle an den Tisch bereit. Sie erschien nicht so, als hätte sie beiden Götter nicht früher oder später hier erwartet, doch Thoth ignorierte dies gekonnt und stürmte stattdessen vor zu mir. „Du bist wirklich naiv und dumm, oder? Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man mit fremden Katzen nicht mitgeht?“ Seine Stimme war lauter geworden, als er sich zu mir hinunterbeugte um mir in die Augen zu sehen. „Glaubst du, ich habe die Zeit um Kindermädchen für dich zu spielen?“ Da waren wir wieder, genau an der Stelle, wo wir aufgehört hatten, bevor er mich so fürsorglich aus der Unterwelt gezerrt und in Sicherheit gebracht hatte. In gewisser Weise hatte Bastet Recht. Thoth wusste wirklich nicht wie man mit Mädchen umging, doch das änderte ja nichts daran, dass sich hinter seinem harschen Ton mehr verbarg. „Es tut mir wirklich leid... also... das du dir Sorgen um mich gemacht hast...“, setzte ich an. In Thoths Augen loderte aber bereits der nächste Vorwurf, der glücklicherweise von Bastet zurückgehalten wollte. „Du hast wirklich keinerlei Manieren. Nicht nur, dass man eine Dame nicht anschreit, man macht es auch nicht bei Tee und Gebäck. Wahrscheinlich ist selbst dein Schoßhund ein besser Gastgeber als du. Schau her, er hat sich bereits gesetzt und genießt den Tee. Setz dich also gefälligst und hör auf das Mädchen anzuschreien.“ Thoth sah verstimmt zu Bastet, widersprach der Göttin aber nicht und setzte sich lieber. Wahrscheinlich auch, weil sie recht hatte und selbst Anubis sich auf einen der bereitgestellten Plätze gesetzt und zu einen der Gebäckstücke gegriffen hatte, um genüsslich an diesem zu knabbern. Abgesehen von dem unmonotonen Geklapper des Geschirrs, war es verdächtig still. Thoth schmollte, Anubis aß und Bastet genoss die Stille. Ich hingegen hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, aber mir fehlten in gewisser Weise die Worte. Zwischen Thoth und mir war so gesehen schon soviel viel vorgefallen, dass es zwischen uns eher einer Totenstille glich. „Bara bara!“ Anubis traute es sich die Stille zu durchbrechen, indem er seine Tasse hob und Bastet zu verstehen gab, dass er gerne mehr hätte. Auch wenn Bastet nicht sonderlich angetan von Anubis und Thoth zu sein schien, war sie doch eine gute Gastgeberin und füllte ihm mit einem Lächeln nach. Schon seltsam. Ich bekam es nicht einmal fertig, kleine Eingeständnisse zu machen. „Was sollte das vorhin?“ Es war wieder einmal Thoth, der das Gespräch suchte. Allerdings war seine Frage nicht sonderlich gut formuliert. Was er auch anhand meines Gesichtsausdrucks sehen konnte. „In Anubis Tempel. Es erscheint mir als vollkommen unlogisch, dass ein Mensch, der gerade erfährt, dass er lebt, so zusammenbricht als hätte er dem Ende der Welt entgegen gesehen.“ Natürlich, es war klar, dass es unverständlich war. Ein Gott kannte dieses Gefühl nicht und nicht einmal jeder Mensch war dazu in der Lage es so zu empfinden. Ich wusste ja selbst wie widersprüchlich und absurd das war, doch genauso war dieses empfinden ein Teil von mir, der mich ausmachte. Ich holte tief Luft und klammerte mich an der Tasse mit dem Tee. Ich überlegte gerade, wie ich das Thoth erklärte, ohne dass er es wieder als unlogisch abstempelte. Doch wahrscheinlich war es unmöglich logisch zu sein, wenn man nur noch von Emotionen gelenkt war. „Für mich ist die Welt untergegangen. Ob im Leben oder im Tod, es hätte sich für mich nichts geändert. Du hast es doch gesagt, ich bin naiv und dumm, begriffsstutzig und engstirnig. Wahrscheinlich würdest du noch weitere schlechte Eigenschaften an mir finden, wenn du etwas mehr Zeit mit mir verbringst und das drohst du ja nun, weil du wissen willst, was passiert ist. In der Zwischenzeit muss ich mit dir und Anubis auskommen. Ich meine ihr seid Götter. Ich komme nicht einmal wissenstechnisch gegen dich an und Anubis verstehe ich nicht. Kannst du dir vorstellen wie minderwertig man sich als Mensch bei Göttern vorkommt? Sicher nicht. Noch schlimmer ist denke ich nur, dass ich nicht nur unter Göttern minderwertig bin, sondern auch unter Menschen. Meine Kollegen haben es ja nicht einmal für nötig gehalten, mich über den Feueralarm zu informieren. Wahrscheinlich nicht ohne guten Grund. Es redet kaum noch einer mit mir, ich bekomme kaum Feedback über meine Arbeitsweise und wenn ich mal Lob als Feedback bekomme, glaube ich das nicht. Wozu also noch Leben, wenn man niemanden mehr glaubt, weder seinen Freunden, noch seinen Vorgesetzten, noch sich selbst. Und dann denkt man, man hat es endlich hinter sich... und bekommt die Erkenntnis, dass man doch noch lebt.“ Ich sah keinen Platz mehr für mich in dieser Welt. In einer Welt, in der ich mich mit Freunden einsam fühlte, in der ich nicht das Gefühl hatte dazu zu gehören. „Du hast es selbst gesagt, ich habe Todessehnsucht. Und das nicht zum ersten Mal.“ Ich holte erneut tief Luft und trank einen Schluck von dem herben Tee, als wollte ich so die aufkommenden Gefühle und erneuten Tränen runterspülen. „Unsinn... Jeder hat den Wert in der Welt, den er sich selbst gibt. Wenn du dich selbst wertloser machst als du bist, liegt es in deiner eigenen Verantwortung.“ Thoths Worte klangen harsch, auch wenn er wieder einmal recht hatte. Wie sollte er als Gott des Wissens mit eiskalter Logik auch nicht Recht haben? „Dir ist schon klar, dass deine Art wie du mich behandelst und wie du mit mir sprichst, nicht gerade hilfreich ist, oder? Du murrst mich an, machst mir Vorhaltungen und wenn es dir nicht passt, schreist du.“ Ich holte tief Luft und wollte so gerne mehr sagen, doch ein Kloß blieb mir im Hals stecken. Ein Kloß, der nur noch dicker wurde, als die Hand Anubis mir auf seinem Teller ein Stück Gebäck zuschob. Da wo er sich in der Unterwelt unsicher war, wie er mit mir umzugehen hatte, schien er doch ein kleines Stück Sicherheit gewonnen zu haben. Dankbar, mit einem aufgesetzten Lächeln sah ich zu Anubis und nahm das Gebäckstück. Sein Versuch mich zu trösten sollte nicht umsonst sein. „Egal was dir nun auf der Zunge liegt, Thoth. Sei ruhig. Stell dir vor, sie hat mir versucht weiß zu machen, dass hinter all deinen Worten gut getarnte Fürsorge liegt. Lächerlich. Als ob jemand wie du zu so etwas in der Lage wäre.“ „Jetzt hör doch bitte auf, Bastet! Es mag ja sein, dass du Thoth nicht als sonderlich emotional empfindest, aber du kannst ihn nicht einfach so eindimensional darstellen! Das ist er nicht! Auch wenn man nicht jede Seite seiner Persönlichkeit so offen sieht, heißt es ja nicht, dass sie nicht da sind. Das ist als würdest du von einem Buch behaupten, dass es schlecht ist, nur weil sein Einband alt ist. Dabei zeigt der Einband soviel mehr. Je abgegriffener er erscheint, desto öfter wurde er gelesen, was nur bedeuten kann, dass jemand dieses Buch sehr mochte.“ Selbst Thoth schien doch schon ein wenig darüber überrascht zu sein, dass gerade ich es war, die ihn vor Bastet verteidigt. Wahrscheinlich hatte er eher damit gerechnet, dass ich mich hinter Bastets Worten verstecken würde. „Was macht dich da so sicher?“ Das Thoth mich nicht für sonderlich klug hielt, wusste ich ja, aber dass er selbst das noch anzweifelte, obwohl ich gerade so positiv von ihm sprach, war irgendwie typisch. „Ich liebe Charakteranalysen. Hat ein wenig mit dem Studium zu tun und ist zur schlechten Angewohnheit geworden. In jeder Geschichte die man liest, in jedem Charakter den man vorgestellt, kann man entweder das offensichtlich oberflächliche sehen, oder mehr. Ich persönlich finde es spannender zwischen den Zeilen zu lesen. Wie Charaktere etwas sagen, welche Worte sie nutzen, wie das gesprochene zu ihren Taten steht. Am besten finde ich Liebesgeständnisse, die nicht als solche erscheinen. Wenn zum Beispiel das Handeln des Charakters etwas gröber ist, aber man doch im Verlauf der Geschichte feststellt, dass diese Grobheit nur aus Unsicherheit resultiert. Oder weil derjenige einfach zu verlegen ist zu seinem Geständnis zu stehen. Das ist etwas schwer zu erklären.“ Auf einmal war alles vergessen. Wie Thoth mit mir umgesprungen war, wie er mich bezeichnet hatte und alles andere. Wenn es um Geschichten ging um Literatur und ihre Interpretationen, dann konnte ich einfach nicht anders als ins schwärmen zu geraten. „Schau mal einer an. Du hast ein Mädchen zum Lächeln gebracht, vielleicht bist du doch noch kein so hoffnungsloser Fall wie ich dachte.“ Thoth sagte nichts mehr dazu, statt dessen trank er seinen Tee. Keine Ahnung, ob das was ich gesagt hatte, wirklich logisch war, aber mir reichte es schon, um mich etwas aufzumuntern. Auch wenn es Thoth widerstrebte hatte er Bastets Vorschlag, noch einige Zeit hier zu bleiben und auszuruhen zugestimmt. Er hatte ihr von einer längeren Reise berichtet, die wir noch antreten mussten. Eine Reise, die für einen Menschen wahrscheinlich beschwerlich war als wenn es innerhalb desselben Götterreiches geschah. Zumindest hatte Bastet das angedeutet. Wahrscheinlich konnte ich diese Zeit für mich gebrauchen, denn ich brauchte noch etwas, um meine Gedanken zu ordnen. Es war immerhin nicht gerade wenig passiert, zumindest nichts was einem alle Tage geschah. „Bara...“ Ich zuckte zusammen, als ich hinter mir diese vertraute Stimme wahrgenommen hatte. Eigentlich war ich vollkommen alleine beim Pavillon geblieben, zumindest hatte ich das gedacht. Doch Anubis Stimme hatte mich eines besseren belehrt. Ich wandte mich dahin, wo ich seine Stimme gehört hatte. Diese Tat wurde von einem Rascheln im Gebüsch quittiert. Alles was ich von dem jungen Gott sah, waren die Schakalohren. Wie unauffällig, wenn man sich verstecken wollte. Wahrscheinlich hatte er seine Gründe das zu tun. Ich wandte mich wieder zu dem Tisch und sah auf das übrig gebliebene Gebäck. Abgesehen von der scharfen Paste und dem Gebäckstück, das mir Anubis zugeschoben hatte, war ich heute noch gar nicht zum Essen gekommen. Vielleicht war es keine schlechte Idee mich noch etwas an den Köstlichkeiten zu stärken. Wie spät es wohl war? Seltsam, dass mir erst jetzt diese Frage in den Sinn kam. Wichtig war das für den Moment aber auch nicht. Wenn ich Thoth nett fragte, würde er mich nach der Lösung des Geheimnis vielleicht genau zu dem Zeitpunkt zurückschicken, an dem ich das Bewusstsein verloren hatte. Das wäre zumindest praktisch. Allerdings, wenn alles weiter lief wie bisher, egal wie fürsorglich ich war, verscherzte ich es mir sicher mit dem Gott des Wissens. „Wenn das nun eine meiner Geschichten wäre... wie würde ich das deichseln?“, fragte ich mich leise flüsternd. Fakt war nun einmal, dass es besser war mich mit Thoth gut zustellen. Allerdings bestand beim gut stellen immer die Gefahr jemanden in sein Herz zu schließen. Mah... ich hasste solche Gefühlsgeschichten. Anubis würde ich jetzt schon nachtrauern. Er war niedlich, wenn auch sehr vorsichtig. Wobei Vorsichtig nicht der richtige Ausdruck war. Aber er war niedlich. Seine Taten, seine Stimme einfach alles. „Ich bin ein verdammtes Fangirl...“, nuschelte ich leise, denn was wusste ich schon Anubis? Nicht viel, abgesehen davon, dass er scharfes Essen liebte und Menschen hasste. Ich hätte gerne mehr von ihm erfahren. Leider stand da ja so einiges im Weg. Immerhin über Thoth hatte ich nun gelernt, dass es Götter gab, die ihn verachteten. Vielleicht verachtete Bastet ihn aber nicht und es war eher eine Hassliebe. Wenn sie genauso stolz wie eine Katze war, zeigte sie sicher über andere Arten und Weisen wenn sie jemanden mochte. Selbst als Emanze. „Bara....“ Ich blickte neben mir, wo Anubis saß und an mir schnupperte. Seltsam. Sehr seltsam. Aber gut, er hatte mich auch hier gefunden, wahrscheinlich auch wegen seiner Nase. Die Frage war nur, was er aus meinem Geruch hoffte zu erkennen. Wobei... ich hatte mich gewaschen, nachdem Bastet mich hier her gelockt hatte. Ob ich anders roch? Verwundert schnupperte ich selbst an mir. So wirklich anders roch ich auch nicht. Vielleicht etwas süßer. Immerhin nicht unangenehm. Ob Götter auch nach etwas rochen? Wie wohl Anubis roch? Ich versuchte mich daran zu erinnern, was ich wahrgenommen hatte, als wir einander in seinem Reich so nahe gewesen waren. Mist. Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern. „Ka bara...“ Erschrocken wich ich etwas zurück, als Anubis Gesicht mir mit einem Mal so nahe war. Ich spürte seinen Atem auf meinem Hals, als er selbst dort schnupperte, als würde sich der Geruch großartig von meiner Hand unterscheiden. „Äh.... Anubis...“, wisperte ich, unsicher ob ich etwas sagen sollte. Doch der junge Ägypter verstand scheinbar sofort und wich zurück. Stattdessen setzte er sich auf dem Stuhl mir gegenüber, den zuvor Bastet besetzt hatte und starrte mich an. Unheimlich. Das war eigentlich meine Rolle. Ich als Fangirl sollte ihn anstarren und damit ein unangenehmes Gefühl bereiten. Warum machte er das? Am besten war es wohl, wenn ich es ignorierte. Wobei, konnte ich das ignorieren? Irgendwie nicht. Anubis Blick war zu stechend, während er nach dem Gebäck griff und daran knabberte. Um mich selbst am starren zu hindern, weil das einfach nur niedlich war, nahm ich mir selbst auch noch ein Stückchen Gebäck. Solange ich meine Augen auf etwas anderes konzentrieren konnte, war alles gut und ich wurde nicht zum Fangirl. Gebäckstück für Gebäckstück verschwand von dem Teller. Es ging so schnell, dass ich es selbst nicht einmal mitbekommen hatte. Ich hatte noch gar nicht soviel gegessen, anders als wohl Anubis. Aber er schien glücklich zu sein, was mich in gewisser Weise freute. Für den kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass Anubis mich vielleicht doch nicht komplett hasste und mir etwas vertraute. Dennoch, wer wusste ob das wahr war. Vielleicht hatte Thoth ihn einfach nur beauftragt auf mich zu achten, damit ich nicht erneut entführt wurde. Thoth hatte es klar und deutlich gesagt, er würde nicht auch noch Kindermädchen spielen. „Bara!“ Das Geräusch von Geschirr, das über die Tischplatte geschoben wurde, riss mich aus meinen Gedanken. Mein Blick richtete sich auf den Teller mit dem letzten Gebäck, welches Anubis mir zugeschoben hatte. Er war wirklich eine gute Seele. Rein und unbefleckt. Wirklich anders als wir Menschen. Irgendwie ärgerlich, denn damit trennten uns Welten. Seufzend schob ich daher das Gebäck zu ihm zurück. Ich hatte soviel Freundlichkeit von ihm nicht verdient. Und diese Gewissheit schmerzte. Ich beobachtete Anubis, der nun das Gebäckstück nahm. Irgendwie hätte ich es gerne gesehen, dass er es wieder zu mir zurückschob, aber das war nicht passiert. Er würde sich nun selbst an dem Gebäck erfreuen, glücklich lächeln und ein 'Bara' hauchen. „Bara ka bara bara“, nuschelte er und teilte das Stück um mit die andere Hälfte entgegenzuhalten. Als ich das sah, klopfte mein Herz wie wild und erneut kamen mir Tränen. Gott, was war ich nur für eine Heulsuse. „Danke, Anubis.“ Ich nahm ihm die andere Hälfte ab, was ihn selbst ein Lächeln abrang. Das erste was wohl bewusst für mich bestimmt war, seit er wusste, dass ich menschlich war. Auch wenn Anubis mich nicht immer so anlächeln würde, vielleicht kamen wir einander doch noch ein bisschen näher. Vorsichtig, Schritt für Schritt. Thoth hatte Anubis und mich nach einiger Zeit aufgesucht. Er wollte nicht länger Bastets Gastfreundschaft über strapazieren und hatte unsere weitere Reise geplant. „Wohin geht es eigentlich genau, wenn ich fragen darf?“ Bisher hatte Thoth mir nicht gesagt, wohin die Reise genau gehen sollte. Allerdings hätte ich nur zu gerne ein Ziel vor Augen gehabt, einfach um zu wissen, worauf ich mich gefasst machen musste. „Erst einmal in meinen Tempel. Dort haben wir alles beisammen, was wir für eine längere Reise zum Olymp brauchen.“ Zum Olymp? Mir war nicht klar, was Thoth sich von den Griechen erwartete. Aber mit Sicherheit hatte er da schon einen Plan. „Warte, Thoth! Du kannst sie unmöglich zu diesen... diesen... Zu denen mitnehmen. Bring sie nach Hause aber nicht zu diesen Barbaren die sich auf alles stürzen was nicht bei drei auf den Bäumen ist und dann etwas von großer Liebe predigen.“ Nach allem was ich über die Griechen gelesen hatte, war mir klar, warum Bastet mich nicht dahin gehen lassen wollte. Aber es war einfach nicht die Zeit um nun zurückzuweichen. „Bastet, ich danke dir für deine Gastfreundschaft und für alles andere, aber ich denke, so gerne ich nach Hause wollte, ich muss auch erfahren, warum ich in Ägypten gelandet bin.“ Es war keine Lüge, ich wollte es wirklich wissen. Vor allem wollte ich auch erfahren warum ausgerechnet ich. Ich war nichts besonderes und wahrscheinlich hätte es sogar jeden treffen können. Aber nur noch dieses eine Mal wollte ich hoffen, dass ich etwas besonderes war. Ein letztes Mal lächelte ich Bastet an, bevor ich Thoth zu verstehen gab, dass wir weiter konnten. Wieso? Wieso mussten alle ägyptischen Götter nur solche pompösen Tempel haben? Versuchten sie damit irgendetwas zu kompensieren? Ich verstand es nicht, aber gut, jede Kultur hatte wohl ihre Macken. Bei den Ägyptern war es der Tempelwahnsinn und bei den Griechen Sodom und Gomorra. „Hübsch...“, kommentierte ich die Außenfassade von Thoths Heiligtum, der mir etwas leises und unverständliches entgegen brummte, was einem „Danke“ sehr nahe kam. „Du, sag mal. Wie kommen wir genau in den Olymp? Und warum konnten wir die Reise nicht von Bastets Tempel antreten?“ Berechtigte Fragen wenn man nur ein Mensch war. Fragen, die einem Gott wahrscheinlich niemals in den Sinn gekommen wären. „Weil es eine Reise durch Zeit und Raum wird.“ Es war schon seltsam. Thoth gab sich wirklich Mühe. Er war nicht mehr unhöflich, beantwortete meine Fragen und bisher hatte er mich auch nicht wieder angeschrien. Irgendwie vermisste ich die miesepetrige Version von ihm, auch wenn diese Seite angenehm war. „Uhm, okay. Aber warum der Olymp?“ Ja, warum nochmal? Thoth entließ ein Seufzen, welches ich nicht richtig deuten konnte. Nervten meine Fragen ihn? War ich ihm lästig? „Du hattest vom Hades gesprochen. Vielleicht wissen die Griechen ja mehr.“ Nur weil ich vom Hades gesprochen hatte, sollte das eine Verbindung zu den Griechen sein? Irgendwie war das nun nicht die brillante Antwort, die ich von Thoth erwartet hatte. „Ich kann meinen Name in Katakana schreiben, aber deswegen würdest du auch keine Verbindung zu den Japanern suchen“, merkte ich an und sah zu ihm. „Mit dem Unterschied, dass du nicht japanisch genug aussiehst um direkt in Japan zu landen. Als Europäerin wäre Griechenland die nähere Lösung.“ Thoth ließ wirklich nach. Die Antwort war so schwammig. Es wirkte auf mich viel eher so, als wollte er Ausreden finden. Warum Griechenland? Warum der Olymp? Wegen Zeus? In Gedankenversunken folgte ich Thoth in seinen Tempel. Irgendetwas gefiel mir an der Sache nicht. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich Thoth wie allen anderen in meiner Umgebung nicht traute. Ich musste einfach hoffen, dass dies hier nicht mein wahres Ende war. „Tritt in den Kreis.“ „Was?“ Ich sah auf zu Thoth, als er mich so plötzlich ansprach. Wir waren wirklich schon am Ziel, einem Kreis, ähnlich dem in Anubis Tempel. Noch so ein Ding auf das wohl die Ägypter standen, oder war das allgemein so ein Götterding? Egal, ich würde es wohl nie herausfinden, auch wenn meine Neugier geweckt war. In einer Geschichte hätte sich diese Art von Teleportation zwischen den Götterreichen sicher richtig gut gemacht. Zu schade, dass ich dank dem Feueralarm meinen Schreibblock nicht dabei hatte. „In den Kreis...“, betonte er nachdrücklich und schob mich auch schon förmlich hinein. Dicht gefolgt von Anubis und seiner selbst. Er murmelte ein paar fremde Worte, ehe das Licht gen Himmel schoss und das nächste was wir sahen, die goldenen Tore des Olymps waren. Einen Ort, den nur wenige Sterbliche gesehen hatten. Etwas mulmig wurde mir schon bei dem Gedanken, was mich dahinter erwartete, denn mit Sicherheit, würde man mich hier nicht so willkommen heißen wie bei den ägyptischen Göttern. Viel mehr noch, hier sollte in nächster Zeit vorsichtig sein, was man mir zu Speis und Trank anbot. „Egal was passiert, sag nichts, was Zeus in irgendeiner Weise verstimmen könnte. Vertraue niemanden, halte dich nur an mich und Anubis.“ Etwas bedrohliches lag in der Stimme Thoths. Wenn das dazu dienen sollte mich zu beruhigen, hatte er eindeutig versagt. Doch ich nickte und hoffte einfach, dass dies hier nicht so schlimm wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)