Life as a Pokemon von Ryouxi ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Der Tag ihrer Abreise begann schon mit bestem Wetter, Regen. Da er aber nicht sonderlich stark war, und sie bis zum Mittag sowieso den Höhleneingang des Kraterberges erreicht haben wollte, beschlossen sie, dennoch aufzubrechen. Der Besuch im Pokécenter war kurz und schmerzlos. Danach ging es über Route 211 Richtung Kraterberg. Schon nach kurzem war Vivianas Fell gut nass. Mittlerweile war sie es schon gewohnt, jeden zweiten Tag völlig durchnässt zu enden. Pixi dagegen schien diese Tatsache extrem zu nerven. Viviana vermied es lieber sie anzusprechen. Der Vormittag verging ohne besondere Ereignisse. Hin und wieder unterhielten sich Anzu und Shinya, ansonsten war aber nur das leise Prasseln des konstant schwachen Regens zu hören. Dank des Wetters waren sie aber schnellen Fußes unterwegs, so dass sie wirklich zur Mittagszeit an einer Brücke ankamen. Sie führte über ein Tal, durch das ein reißender, vom Schlamm braun gefärbter Fluss floss. Am anderen Ende konnte man den Höhleneingang nur erahnen, aber er war da. Der Kraterberg türmte sich nicht mehr weit von ihnen auf. Beeindruckt schaute Viviana an ihm auf, doch die Spitze des Gebirges wurde von den dunkelgrauen Regenwolken verschlungen. „Gleich haben wir es geschafft“, meinte Anzu erleichtert. „Na Gott sei dank“, murmelte Pixi leise. Viviana schüttelte kurz ihr durchnässtes Fell und schaute zu ihren schmutzigen Pfoten und fragte sich, was die Höhle daran noch ändern würde. Als sie durch das Loch in der Steinwand traten, breitete sich ein eigenartiges Gefühl in Viviana aus. Sie wusste, dass die Höhlen im Kraterberg recht groß sein mussten. Vermutlich hätte sie selbst als Mensch Angst gehabt. Aber jetzt war sie ein kleines Evoli. Aufmerksam schaute sie sich um und stellte erleichtert fest, dass der Weg, der vor ihnen lag auf Wanderer ausgelegt war und somit einfach zu begehen sein würde. Hin und wieder war sogar eine Laterne angebracht, so dass sie nicht völlig im Dunkeln standen. Dennoch fand sie es hier gruselig. „Sollen wir ne Pause machen?“, fragte Shinya, nachdem sie die erste Lampe passierten. „Hier drinnen sollten wir kein Feuer machen.“ Anzu schaute kurz zu den beiden durchnässten Pokémon. „Aber vielleicht sollten wir sie etwas trocknen.“ Shinya nickte und stellte seinen nassen Rucksack neben sich ab. Auch Anzu befreite sich von ihrem Gepäck. Viviana ging zu ihrem Freund, der sich auf einen Stein am Wegesrand gesetzt hatte und nun in seinem Rucksack etwas suchte. Nervös schaute sie sich um, mit ihrem feinen Gehör konnte sie mehr hören, als es ihr lieb war. Jede Bewegung hallte durch den langen Gang und sie war sich fast sicher wilde Pokémon hören zu können. „Na komm her Vivi, ich trockne dich etwas und mach deine Pfoten sauber“, lenkte Shinya sie von den Geräuschen ab. Dankend begab sie sich in Shinyas Hände. Mit sauberen Pfoten und nicht mehr ganz so schwerem Fell fühlte sie sich gleich schon besser. Pixi hingegen schien immer noch nicht sonderlich zufrieden, aber war wohl dankbar dafür, dass sie nicht noch weiter nass wurde. „Hörst du das auch?“, fragte sie Pixi leise, nachdem sie wieder weiter gingen. Die Geräusche schienen nun nicht mehr nur noch von vorne, sondern auch von hinten zu kommen. „Höhlen sind voll mit Pokémon“, wisch diese ihrer Frage aus. „Keine Angst, dir wird schon nichts passieren.“ Pixi versuchte sie gerade wirklich zu beruhigen, wofür sie ihr sehr dankbar war. In dieser Höhle verlor sie sämtliches Zeitgefühl und begann immer öfter etwas zu sehen oder zu hören, von dem sie nicht sicher war, ob es überhaupt da war. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie eine Wegkreuzung, an der Wegweiser angebracht waren. Zum ersten Mal seit ihrer Pause begannen die Menschen wieder ein Gespräch. „Links nach Blizzach, geradeaus nach Elyses, rechts nach Erzelingen und Herzhofen“, las Shinya vor. „Wir wollen nach Blizzach“, meinte Anzu. „Also nach links.“ Anzu nickte stumm und sie machten sich in den linken Gang auf. Ab hier wurde die Höhle für Viviana noch unheimlicher. Waren sie bis jetzt einem geraden Weg ohne Abzweigung gefolgt, so führten dieser Gang an vielen dunklen Abzweigungen vorbei, aus denen unbekannte Geräusche zu hören waren. Auch der Boden hier war nicht mehr so eben. Hier und da lag Geröll herum, dem sie ausweichen, oder über das sie springen musste. Zumindest die Beleuchtung war nach wie vor, wenn auch nicht sonderlich ausgeprägt, vorhanden. Viviana ertappte sich immer wieder dabei, wie sie in den dunkleren Abschnitten, oder bei Abzweigungen näher bei Pixi ging. Diese schien nicht annähernd so beunruhigt zu sein, was Viviana ebenfalls etwas ruhiger werden ließ. Nach einiger Zeit spürte sie, wie sie langsam aber sicher müde wurde. Sie wusste nicht, wie spät es bereits war, oder wie weit sie bereits gekommen waren. Zu ihrem Glück schiene auch Anzu und Shinya bereits erschöpft zu sein. An einer der Laternen, an der sich zugleich noch einer der dunklen Gänge befand, hielten sie schließlich an. „Ich bin dafür, dass wir hier schlafen werden.“ Nach Zustimmung suchend, schaute sie Shinya an, der nickte. „Ich mach uns gleich was zu Essen.“ Shinya hatte seinen Rucksack bereits abgezogen und begann nun einige Utensilien zum Kochen zusammen zu suchen. „Das ist eine gute Idee.“ Erst jetzt bemerkte Viviana, was für einen Hunger sie eigentlich hatte. Trotzdem könnte sie sich auch einfach schlafen legen. Nach dem relativ dürftigen Essen hatte Anzu noch Tora aus ihrem Ball gelassen, damit sie die Nacht über aufpassen konnte. Während sich die beiden Menschen in ihre Schlafsäcke kuschelten, musste Viviana mit dem Boden vorlieb nehmen. Sie hatte sich dicht zu Shinya gelegt, da sie die dunkle Abzweigung, in der sie halb lagen, immer noch beunruhigte. Zum ersten Mal auf dieser Reise verspürte sie einen Anflug von Kälte. Pixi hatte sich zwischen Shinya und Anzu eingerollt und schlief bereits. Tora hingegen befand sich noch ein kleines Stück weiter in dem dunklen Gang, was Viviana ungemein beruhigte. Schnell war auch sie ins Land der Träume versunken. Durch ein lautes Klacken wurde Viviana aus ihrem Schlaf gerissen. Schnell realisierte sie ihre Lage und sprang erschrocken auf. Es hatte sich nicht viel geändert. Die Laterne warf ein schwaches Licht auf den Gang und die Abzweigung in der sie halb lagen. Pixi, Shinya und Anzu schliefen tief und fest. „Bist du nervös?“, fragte Tora und lies das Evoli so erneut aufschrecken. Auch wenn sie von dem Pokémon, das etwas weiter von ihr in dem dunklen Gang saß, nur eine Silhouette erkennen konnte, war sich Viviana fast sicher, dass sie grinste. „Was war das gewesen?“, fragte sie einfach, immer noch das Geräusch in ihren Ohren, von dem sie aufgewacht war. „Ein paar Pokémon“, antwortete Tora ruhig. In diesem Moment war sie wirklich dankbar für die Anwesenheit des Luxios. Wieder etwas entspannter setzte sich Viviana hin. „Hast du keine Angst?“, fragte sie leise und erwartete sich einen spöttischen Spruch anhören zu dürfen. „Ich bin ein Pokémon, das sind Pokémon, warum sollte ich Angst haben?“ Überrascht über diese ernste Antwort schaute Viviana zu Tora auf, die nun ein paar Schritte auf sie zukam. „Du brauchst dich nicht so zu fürchten.“ Das sagte sie so einfach. Genauso wie Menschen anderen Menschen etwas antun konnten, war das auch unter Pokémon der Fall. Das hatte das Evoli selbst bereits von einem Bidifas lernen dürfen. „Wieso bist du ein Pokémon?“, fragte Tora auf einmal. Sie klang wirklich interessiert. „Ich weiß es nicht. Niemand weiß das“, murmelte Viviana ihre Antwort. Wenn sie es doch nur wüsste. „Und du bist so, seit Shinya seine Reise begonnen hat?“ Stummes Nicken seitens des Evolis. „Er hat wirklich viel von dir, also von Viviana erzählt. Es ist nicht schön, wenn Menschen einfach verschwinden und andere Menschen deswegen leiden.“ Sie klang nicht vorwurfsvoll, sondern wirklich traurig. Fragend schaute Viviana das Luxio an, doch dieses schien nichts weiter dazu sagen zu wollen. „Ich habe mich noch gar nicht bei dir entschuldigt. Wegen damals.“ Nun war es Tora die fragend schaute. „Weil ich das Lob für den Kampf im Wald bekommen hatte. Karasu meinte ja, dass du deswegen-“ „Vergiss das einfach. Der plappert manchmal einfach zu viel.“ Viviana entgeht es nicht, wie sie verlegen zur Seite schaut. Dieses kurze Gespräch hat sie wirklich sehr beruhigt, obwohl nach wie vor Echos durch die Höhle hallten. „Danke Tora, du kannst echt nett sein.“ Dafür, dass ihr Start nicht der beste gewesen war, hatten sie sich nun doch völlig normal unterhalten können. „Sag das nicht“, grummelte sie leise. „Ich bin dir dankbar, dass du dir Mühe mit Anzu gibst.“ Sie schien wirklich an dem Mädchen zu hängen. Letztendlich hatte Viviana doch noch ein paar Stunden schlafen können, ehe sich die kleine Gruppe nach einem kurzen Frühstück wieder auf den Weg machte. Sie kamen relativ schnell voran und Viviana war froh, dass sie keinem wilden Pokémon über den Weg liefen. Als sie gerade eine Pause machten, konnte sie auf einmal Schritte von vor ihnen hören, die sich konstant auf sie zubewegten. Auch Pixi schienen sie aufgefallen zu sein, da sie kurz in diese Richtung schaute. „Ist das ein Pokémon?“, fragte Viviana nervös, wofür sie sich ein schiefes Grinsen ihrer Freundin einfing. „Da hast du schon so lange Ohren und kannst sie nicht richtig einsetzen.“ Verwirrt schaute sie Pixi an und konzentrierte sich dann noch einmal auf die Schritte, die nun auch Anzu auffielen. Ein Schatten tauchte in dem Tunnel auf und stellte sich schließlich als junger Mann heraus. So schlecht die Lichtverhältnisse hier auch waren, ihren Augen vertraute Viviana mehr als ihren Ohren. „Oh, hallo“, grüßte er, als er sie bemerkte. Er hatte kurzes schwarzes Haar und trug einen großen Rucksack. „Hey, ist ja wirklich eine Seltenheit, hier jemanden zu treffen.“ Shinya schien sich wirklich zu freuen. „Allerdings, besonders zu dieser Jahreszeit. Ich schätze mal ihr seid auf dem Weg nach Blizzach?“ Beide nickten. „Dann macht euch auf was gefasst, als ich los bin hat es schon geschneit.“ „Die Gegend ist nicht gerade für ihren milden Winter bekannt“, erklärte Anzu, als sie Shinyas fragenden Blick bemerkte. „Und das sagst du mir jetzt?“ Der Junge hatte ihnen noch eine gute Weiterreise gewünscht und war dann weitergegangen. Auch sie hatten ihre Pause schnell beendet und waren nun wieder in dem unendlich wirkenden Höhlensystem unterwegs, stets den Laternen folgend. Viviana bemerkte, wie ruhig Pixi seit dieser Begegnung war. Ob sie sich Sorgen machte? „Tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe. Ich ging davon aus, dass du weißt, dass nach dem Herbst der Winter kommt“, meinte Anzu nach einer Weile. „Das weiß ich auch. Aber hätten wir dann nicht erst mal wo anders hingehen können?“ Shinya beschwerte sich zwar, war dem Mädchen aber nicht wirklich böse. „Sorry Kleiner, aber dieses Ziel ist wichtig für mich. Kannst ja umdrehn, wenns dir zu gefährlich ist“, grinste sie ihn herausfordernd an. „Tz, das hättest du wohl gern, so schnell wirst du mich nicht los.“ Er grinste nur zurück und beendete so das kurze Gespräch wieder. Danach wurde es wieder ruhig und es waren nur ihre Schritte und ihr Atmen zu hören. Und die dumpfen Geräusche irgendwelcher Pokémon, die für Viviana mittlerweile zu Hintergrundgeräuschen geworden waren. Sie waren mal wieder viel zu lange unterwegs gewesen, als Viviana auf einmal etwas roch, etwas sehr schönes. Freudig stellte sie ihre Ohren auf und machte einen Sprung nach vorne. „Was ist denn jetzt los?“, fragte Shinya, der hinter ihr ging. Fragend drehte sich Anzu zu ihnen um und lächelte dann. „Anscheinend sind wir gleich draußen.“ Sie hatte Recht. Es roch nach frischer kühler Luft, und nach Schnee. Erst jetzt fiel Viviana auf, wie verbraucht die Luft hier drinnen war. Obwohl sie die frische Luft bereits roch, gingen sie noch ein ganzes Stück, ehe sie Licht sehen konnten, das nicht von den kleinen Laternen kam. Ungeduldig lief sie auf den Ausgang zu und trat ins Freie, wo sie ihre Augen zusammenkneifen musste. Nach der dunklen Höhle brauchten ihre Augen eine ganze Zeit, bis sie sich an den weißen Schnee, der die gesamte Landschaft bedeckt hatte, gewöhnten. Sie war so unglaublich froh, endlich aus dieser Höhle raus zu sein. „Na super“, hörte sie Shinya, als dieser ebenfalls ins Freie trat und den ganzen Schnee sah. Er und Anzu hatten sich ganz schön Zeit gelassen. „Es scheint noch nicht allzu spät zu sein. Am Ende dieser Route steht ein Haus, das wir erreichen sollten.“ Shinya nickte. „Dann hoffen wir mal, dass es nicht noch mehr schneit.“ Hier und da fielen ein paar Flocken vom Wolkenbedeckten Himmel. Noch wusste Viviana nicht, ob Schnee schlimmer als Regen war. Im Moment war sie einfach nur froh und machte ihre ersten Schritte nach vorne in den Schnee. Während Anzu und Shinya mit dem schon recht tiefen Schnee, in dem sie bei jedem Schritt einsackten, zu kämpfen hatten, schwebte das Evoli nahezu über die Schneedecke. Es hatte durchaus seine Vorteile so klein und leicht zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)