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Life as a Pokemon

von

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Shinya hatte das Evoli etwas getadelt, dafür dass es durch den strömenden Regen gelaufen war. Letztendlich freute es ihn aber doch, dass es zurückgekommen war und hatte es abgetrocknet. Anzu hatte sich nur allzu gerne um Pixis nasses Fell gekümmert, was diese deutlich genossen hatte.

Den restlichen Tag hörte es nicht mehr auf zu regnen, so dass sie es sich im Aufenthaltsbereich der Herberge gemütlich gemacht hatten. Während Shinya und Anzu Karten spielten, schaute Viviana durch die Fensterscheibe nach draußen in den Regen. Ab und zu rannte mal ein Passant mit einem Regenschirm vorbei, doch ansonsten gab es neben dem Regen nicht viel zu sehen.

Viviana musste an Max und seine Mutter denken. Ob die beiden in ihrem dürftigen Unterschlupf wohl trocken blieben? Sie wollte ihnen irgendwie helfen, doch wusste nicht wie. Unerwarteterweise wurde sie angesprochen und somit aus ihren Gedanken gerissen.

„Magst du den Regen?“ Neben ihr stand Michiru. Ihr fiel auf, dass sie bisher nie wirklich mit dem Pliprin geredet hatte, was wohl an dessen ruhigen Art lag.

„Nicht wirklich. Du etwa?“ Viviana hatte ihren Blick wieder nach Draußen gerichtet.

„Nur wenn ich dabei schwimmen kann.“ Selbst ein Wasserpokémon wollte nicht unbedingt in diesem Regen herumlaufen. Die beiden Pokémon redeten noch eine Weile über belanglose Dinge und Viviana musste feststellen, dass Michiru eine sehr angenehme Art hatte.
 

Das Erste was Viviana bemerkte als sie aufwachte war, dass sie den Regen nicht mehr hören konnte. Sie hatte sich gestern ziemlich bald nach dem Abendessen schlafen gelegt. Und nun lag sie hier wach neben Shinya im Bett und die Sonne schien noch lange nicht aufgehen zu wollen. Sie streckte sich kurz ausgiebig und rollte sich dann wieder ein, in der Hoffnung doch noch einmal einzuschlafen.
 

„Hey Vivi, aufwachen!“, holte eine liebliche Stimme Viviana aus ihren Träumen. Das klang so gar nicht nach Shinya. Fragend öffnete sie ihre Augen und blinzelte Anzu, die lächelnd vor ihr stand, an. „Na du, hast du gut geschlafen?“ Ehe sie reagieren konnte, streichelte ihr das Mädchen schon kurz durchs Fell.

Vor zwei Tagen wäre Viviana darauf vermutlich wütend aufgesprungen und weggerannt, oder hätte sich womöglich noch gewehrt. Doch nach dem Gespräch mit Tora wollte sie sich wirklich Mühe geben etwas netter Anzu gegenüber zu sein. So ließ sie es nun auch zu, dass Anzu sie auf den Arm nahm und mit ihr den sonst leeren Raum verließ.

Es war schon seltsam genug, wenn Shinya sie trug, doch bei einer fremden Person, die sie nicht mal mochte, war es mehr als unangenehm. Anzus Griff war sicher und sanft zugleich, trotzdem fühlte sich Viviana verwundbar.
 

„Schau wen ich mitgebracht habe“, begrüßte sie Shinya, der bereits frühstückte. Beim Anblick Anzus breitete sich augenblicklich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Viviana entspannte sich etwas, als sie merkte, dass diese Freude nicht durch Anzu, sondern viel mehr durch die Tatsache, dass sich das Evoli von ihr tragen ließ, ausgelöst wurde.

Ungeduldig begann sie auf Anzus Armen zu zappeln und wurde sogleich auf dem Boden abgesetzt.

„Du scheinst ja wirklich Hunger zu haben“, deutete Shinya ihre Ungeduld falsch. „Sorry, dass ich dich nicht vorher schon geweckt habe.“ Er grinste fröhlich und wandte sich dann an das Mädchen. Im Weggehen hörte Viviana noch, wie er fröhlich zu Anzu meinte, „Siehst du, sie hat nur etwas Zeit gebraucht.“ Es freute Viviana, wie glücklich sie ihren Freund damit machen konnte.

„Du bist ein richtiger Langschläfer“, wurde sie von Pixi begrüßt. „Was ist denn aus dem 'Halt dich von Anzu fern' geworden?“ Sie hatte erwartet ein Grinsen auf Pixis Lippen zu sehen, doch diese schaute sie nur ernst an.
 

„Ähm, sie hat mich überrascht.“ Viviana hatte keine Lust auf großartige Erklärungen.

„Versuchst du dich bei Tora einzuschleimen?“ Nun grinste sie doch. Viviana sagte einfach nichts dazu. „Mach dir keine Hoffnungen, mich mag sie immerhin auch nicht.“

Nach dem Frühstück überraschte Shinya sie mit dem Vorschlag heute noch eine Radtour zu machen, bevor sie morgen weiter gingen. Im Süden der Stadt befand sich die Route 206, auf der sich ein schöner Radweg befinden sollte.

„Ich habe gestern in der Stadt einen Radverleih gesehen und wollte mir einfach mal die Gegend anschauen. Magst du mitkommen?“, fragte er an Anzu gerichtet.

„Klar. Hoffentlich bleibt es heute trocken.“ Anzu packte freudig ihre Tasche. Pixi, die neben dieser saß, schaute aufmerksam zu. „Ich nehme dann Vulpix bei mir mit.“

„Denkst du die Beiden wollen mitkommen?“ Es fühlte sich befremdlich an, wie Shinya über sie redete, als wäre sie nicht da.

„Vivi folgt dir doch eh überall hin und Vulpix scheint sich nun auch angeschlossen zu haben. Ich frage mich, was mit diesen Shinys los ist. Auf meiner ganzen Reise ist mir das noch nicht passiert. Am liebsten würde ich eins fangen“, lachte sie. Viviana spürte, wie sich ihr Körper anspannte.

„Diese Vorstellung fühlt sich falsch an“, merkte Shinya an. „Sie wollen doch auch gar nicht gefangen werden.“

„Ach, hast du sie gefragt?“, entgegnete Anzu frech. Nach einem ernsten Blick des Jungens sprach sie dann weiter. „Ist ja gut, ich tu deinen zwei Lieblingen schon nichts. Lass uns jetzt losgehen, bevor es zu spät wird.“ Mit diesen Worten schulterte sie ihre Tasche.

Viviana stand erleichtert auf um Shinya zu folgen. Zum einen war sie froh, dass nun nicht mehr über sie geredet wurde und zum anderen musste sie in Anzus Gegenwart jetzt keine Angst mehr haben gefangen zu werden. Sie dankte ihrem Freund, dass er sich so für sie einsetzte.
 

Schließlich hatten sie zwei Fahrräder ausgeliehen. Pixi saß im Fahrradkorb von Anzu, während Viviana bei Shinya mitfuhr. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss einfach den Wind, der durch ihr Fell wehte. Das Wetter war trocken, hin und wieder kam sogar die Sonne hinter den Wolken hervor. Nach ein paar Stunden entschieden sie sich eine Pause zu machen und danach zurück zu fahren. Viviana sprang aus dem Korb nachdem Shinya angehalten hatte. Es tat gut sich wieder bewegen zu können.

Nachdem sie ein paar Schritte gegangen war schaute sie sich um. Der Radweg war eine Brücke, die über ein Tal führte. Unter ihnen befanden sich weite Wiesen, die immer mal wieder von einzelnen Bäumen bedeckt waren.

Heute war ein windiger Tag, so dass auch ohne den stetigen Fahrtwind Vivianas Fell aufgeplustert wurde. Einige Momente genoss sie einfach nur die Aussicht und das Gefühl. Obwohl sie bereits einige Tage unterwegs war, fühlte es sich so an, als würde sie morgen erst ihre Reise beginnen. Auch wenn sie wieder ein Mensch sein wollte, freundete sie sich langsam mit ihrem neuen Dasein an.
 

„Vivi?“ Sie schaute auf, als sie Anzus lockende Stimme hörte. Die beiden Menschen hatten sich gegen das Geländer lehnend auf den Boden gesetzt und ihr Mittagessen ausgepackt. Zwischen ihnen saß Pixi, die damit beschäftigt war ihr vom Wind zerzaustes Fell zu ordnen. Zu Anzus Rechter saß Tora, vor ihr lief Michiru ein paar Schritte. Tamaki saß links neben Shinya und fixierte das Evoli. Während Benjiro, ausnahmsweise mal munter, die Aussicht genoss.

Langsam tapste Viviana auf das Mädchen zu, das ihr ein kleines Gebäck hinhielt. Zögerlich nahm sie es mit dem Mund und ging dann schnell zu Shinya, wobei Pixis Blick auf sich spürte. Anzu freute sich sogleich über Evolis Verhalten, was auch den Jungen glücklich machte. Viviana hingegen fühlte sich seltsam, da ein Teil in ihr das Mädchen immer noch nicht so nah an sich heran lassen wollte.

Egal was Anzu ihr da gegeben hatte, es schmeckte verdammt lecker und diese bemerkte das natürlich.

„Vivi, willst du etwa noch mehr?“ Verführerisch wedelte Anzu mit einem der kleinen Gebäcke in Vivianas Richtung. Gerne hätte sie es sich geholt, aber diesen Spaß wollte sie dem Mädchen nicht lassen, weshalb sie ihren Blick schnell auf Shinya richtete.

„Anzu wird dich schon nicht beißen“, kicherte dieser und legte seine Hand auf Vivianas Kopf. Schnell schüttelte sie die Hand ab und sprang auf um sich das Essen doch zu schnappen.
 

„Du machst ja echt alles, was er dir sagt“, grinst Pixi sie an. Sie standen mittlerweile etwas abseits und schauten in das Tal unter sich.

„Ich hatte einfach Hunger“, murmelte sie abwehrend.

„Sagt mal“, Karasu landete gerade auf dem Geländer neben ihnen. Vorhin hatte Anzu ihn fliegen lassen und nun war er wohl gerade zurückgekommen. „Was ist eigentlich aus dem Fiffyen geworden?“ Seine roten Augen fixierten kurz jedes der beiden Pokémon. Dank Karasu hatten sie es ja erst gefunden.

„Was soll mit dem sein? Vermutlich ist es immer noch da, wo wir es verlassen haben“, entgegnete Pixi genervt. Viviana war sich sicher, dass Karasu mehr wusste, alleine schon, weil er ihr Gespräch mit Tora belauscht hatte.

„Danke Karasu für deine Hilfe“, unterbrach sie die entstandene Stille.

„Was bekomme ich denn als Lohn?“, fragte er herausfordernd. Überrumpelt von der unerwarteten Frage dauerte es eine Weile, bis Viviana reagierte und ihr halb aufgegessenes Gebäck in Karasus Richtung schob. Dieser krächzte nur erfreut auf. „Iss das mal lieber selbst.“ Mit diesen belustigten Worten flog er wieder auf um sich bei Anzu nieder zu lassen.

„Dieser Vogel ist mir viel zu aufdringlich“, murmelte Pixi.
 

„Was ist eigentlich mit Shinyas Meditie los?“, fragte das Vulpix sie auf einmal. Sie hatten nun schon lange Pause gemacht und den schönen Tag genossen. Gerade waren Shinya und Anzu dabei ihre Sachen einzupacken um sich auf den Rückweg zu machen.

„Tamaki?“ Überrascht schaute Viviana auf.

„Sag nur das hast du nicht gemerkt. Der starrt dich an als, keine Ahnung, als hättest du ihm etwas wichtiges geklaut.“ Viviana dachte kurz nach, in gewisser Weiße hatte sie das auch getan.

„Ich habe ihn im Kampf besiegt. Und ich glaube es gefällt ihm nicht, dass ich nicht mal zu Shinyas Team gehöre.“ Vielleicht sollte sie wirklich noch mal mit ihm reden. Zwar wollte sie nicht unbedingt kämpfen, aber sie wollte Shinya unterstützen, und da wäre es besser, wenn sie auf der selben Seite stünden.

„Kommst du Vulpix?“, fragte Anzu die gerade auf sie zukam. Pixi ließ sich mehr Zeit als nötig, ehe sie aufstand und auf Anzu zu ging um sich hochheben zu lassen. Viviana graute es bei diesem Anblick. „Wie wäre es, wenn ich dir einen Namen geben würde?“, fragte sie fröhlich. Das Vulpix machte seine Ablehnung gegenüber dieses Vorschlags mit einem bestimmten Kopfschütteln deutlich. Diese Reaktion kam wohl unerwartet, da Anzu enttäuscht ihre Lippen aufeinander presste. Viviana fragte sich, was sie sich wohl für einen Namen ausgedacht hatte.
 

Der Rückweg war, trotz des engen Körbchens, in dem Viviana sitzen musste, sehr angenehm. Es war später Herbst, so dass es bereits früh dunkel wurde. Während sich rechts von ihnen die Gipfel des Kraterberges erhoben, versank links von ihnen die Sonne mit den schönsten Orange- und Rottönen am Horizont.

Immer mal wieder schaute sie zu Pixi, der dieser Anblick ebenso zu gefallen schien. Als sie einmal Vivianas Blick bemerkte, grinste sie diese nur schief an. Sie war dankbar dafür, dass Pixi nun bei ihr war. Mit ihr hatte sie jemanden gefunden, mit dem sie sich austauschen konnte und der ihr Kraft gab. So würde sie auf der weiteren Reise sicherlich noch des Öfteren solche unbeschwerten und schönen Tage erleben können.

Auch wenn sie sie lieber als Mensch mit Shinya zusammen erlebt hätte.
 

Es war bereits dunkel, als sie wieder in Ewigenau ankamen. Die Fahrräder waren schnell zurückgegeben. Shinya und Anzu wollten nur noch in die Herberge zurück, um zu Abend zu essen, zu duschen und sich dann schlafen zu legen. Für Viviana war dieser Tag sehr entspannend gewesen, doch die beiden Menschen waren fast den ganzen Tag Fahrrad gefahren.

Ab morgen würde aber auch sie wieder einen Großteil des Tages laufen müssen, weshalb sie dankbar dafür war, sich jetzt noch mal ordentlich erholen zu können.

Gerade saß sie noch auf Shinyas Bett und wartete darauf, dass dieser aus dem Badezimmer zurückkam. Auf dem Bett gegenüber hatte sich Pixi breit gemacht und sortierte mal wieder ihr zerzaustes Fell.

„Pixi? Hast du eigentlich einen Trick, damit deine Pfoten am Ende des Tages nicht weh tun?“

„Machst du dir Sorgen, weil es morgen weiter geht? Lass dich einfach tragen“, antwortete sie ohne aufzuschauen.

„Danke“, murmelte sie sarkastisch. Als ob sie sich einfach tragen lassen würde, weil sie sich Sorgen um schmerzende Pfoten machte.

„Bitte“, entgegnete Pixi tonlos.
 

Nachdem er endlich da war, hatte sich Shinya noch einmal Vivianas Pfoten angeschaut, es schien alles soweit verheilt zu sein. Bevor sie sich morgen zum Kraterberg aufmachten, wollten sie aber noch einmal beim Pokécenter vorbei schauen.

„Und bitte lauf nicht wieder einfach weg um dich in Schwierigkeiten zu bringen“, sagte er halb scherzend zu dem Evoli, als auch Anzu ins Zimmer kam.

„Aber dank ihr hat sich Tora weiterentwickelt“, mischte sie sich in das recht einseitige Gespräch ein und lächelte fröhlich.

„Trotzdem kann ich mir diesen Stress gerne sparen. Jetzt ermutige sie doch nicht auch noch.“ Anzu lachte nur kurz auf und schaltete dann das Licht aus.

„Gute Nacht.“



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