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Life as a Pokemon

von

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„Vivi? Hey, aufwachen du Schlafmütze“, würde das Evoli von einem fröhlichen Shinya geweckt. Verschlafen öffnete sie ihre Augen und schaute sich kurz verwirrt um. Sie lag eingerollt in Shinyas Bett auf dessen Kopfkissen und gähnte ihn nun an. Viviana dachte, sie würden noch einen Tag hier bleiben, also warum weckte ihr Freund sie so früh? „Wolltest du noch schlafen?“ Er lächelte entschuldigend. „Anzu und ich gehen jetzt frühstücken, ich dachte da magst du vielleicht mitkommen.“

Nach kurzem Widerstreben stand Viviana dann doch auf und streckte sich ausgiebig. Sie waren gestern noch lange am See gewesen und demnach erst in ihrer Unterkunft angekommen. Viviana gähnte noch einmal verschlafen und verfing sich, bei dem Sprung vom Bett, ungeschickt in der Decke und landete prompt auf ihrer Nase. Zum Glück war hier Teppichboden verlegt. Die Situation erinnerte sie an ihren ersten Tag in diesem Körper.

Nun hellwach sprang Viviana schnell wieder auf. Glücklicherweise war neben Shinya niemand mehr in dem Zimmer. Wäre sie noch ein Mensch gewesen, wäre sie nun unter Shinyas Gelächter rot angelaufen.

Schmollend stapfte sie, dich gefolgt von dem noch immer schmunzelnden Jungen, aus dem Zimmer und die Treppe nach unten, wo sie bereits das Frühstück riechen konnte.
 

Anzu saß bereits an einem kleinen Tisch und aß ein Müsli. Ihre Pokémon, wie auch Pixi, saßen in einem extra dafür vorgesehenen Bereich, wo sie, wie auch die Menschen, Frühstück bekamen. Ansonsten war nur noch ein junger Mann anwesend, der keinen Begleiter zu haben schien.

Shinya entließ seine Pokémon ebenfalls und so begann dieser Tag mit einem durchaus leckeren Essen.

Pixi, die am weitesten von Tora entfernt saß stupste Viviana kurz an. Fragend richtete diese ihren Blick auf sie.

„Sollen wir heute was machen?“ Sie klang fröhlich, konnte es sich aber nicht verkneifen noch eine bissige Bemerkung anzuhängen. „Oder kannst du dich von deinem Shinya nicht trennen?“

„Was hast du denn vor?“ Überging das Viviana ihre Stichelei einfach. Nachdem was im Wald passiert war, fühlte sie sich unwohl bei dem Gedanken wieder alleine umher zu laufen.

„Will mich nur etwas umschaun.“ Das Vulpix grinste nur, stand dann von dem beendeten Essen auf und lief zur Tür um das gemütlich eingerichtete Haus zu verlassen.

Viviana stand zögernd auf, folgte dann aber ihrer Freundin. Nachdem sie sich sicher war, dass Shinya sie bemerkt hatte, verließ sie ebenfalls das Gebäude. Hoffentlich verstand der Junge das nicht falsch.
 

Bis zum Mittag hatten sich die beiden Pokémon an den Seen am östlichen Stadtrand aufgehalten, sich unterhalten und einfach mal entspannt. Besonders viel hatten sie über das Leben als Pokémon geredet. Viviana wollte wissen, wie vielen solcher Pokémon Pixi bereits begegnet war und wie diese damit umgegangen waren. Pixi hatte sogar kurz etwas aus ihrem Menschenleben erzählt, auch wenn es nur die Info war, dass sie eine jüngere Schwester hatte. Viviana fragte dann aber nicht mehr weiter nach.

Es war bereits den ganzen Tag bewölkt gewesen, doch um die Mittagszeit zogen fast schwarze Wolken auf und es wurde windiger. Viviana war erstaunt darüber, dass sie den nahenden Regen bereits riechen konnte. Sie entschlossen sich, in die Herberge zurück zu kehren. Pixi hatte keine Lust nass zu werden.

„Wenn du nie bei Menschen warst, wie hast du es dann geschafft, dass dein Fell so gepflegt aussieht?“ Zum teil war die Frage ernst gemeint, aber hauptsächlich sollte es ein Kompliment an Pixi sein. In ihrem Gespräch hatte sie erfahren, dass das Vulpix sich stets von Menschen ferngehalten hatte, außer es war eben ein anderes Shiny Pokémon – daran konnte man erkennen, wer eigentlich mal ein Mensch gewesen war – bei ihnen. Viviana bewunderte Pixi dafür, dass diese sich alleine durchschlagen konnte.
 

Pixi setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf.

„Ich nehm mir eben viel Zeit dafür.“ Viviana fand die Vorstellung, sein Fell zu putzen, irgendwie abstoßend. Sie sagte nichts weiter dazu.

Als sie gerade in eine kleine Seitengasse bogen, hörten sie auf einmal Flügelschläge über sich. Fragend schaute Viviana nach oben und erkannte Karasu. Sofort blieb sie stehend. Pixi wäre wohl am liebsten weiter gegangen, hielt nach ein paar extra Schritten dann aber auch an.

„Hallo Pixi“, das Vulpix mit seinen roten Augen fixierend, ließ er sich auf einer Fensterbank nieder. Viviana war überrascht darüber, dass er nur Pixi ansprach. Diese erwiderte die Begrüßung nicht und wartete darauf, dass Karasu weitersprach. „Ich wollte dir eigentlich etwas erzählen, das dich interessieren dürfte, aber anscheinend willst du gerade nicht reden.“ Er sprach gleichgültig und machte Anstalten wieder zu verschwinden.

„Sag schon“, kam es genervt von Pixi. Irgendwie wurde Viviana das Gefühl nicht los, dass sie etwas gegen alle Pokémon hatte.

„Du suchst doch nach Pokémon mit besonderer Färbung?“ Karasu klang amüsiert. Pixi nickte nur kurz, während sie den Vogel mit ihrem Blick fixierte. „Ich bin gerade so über die Stadt geflogen, als mir ein besonders auffälliges Fiffyen ins Auge gefallen ist“, begann er zu erzählen, sprach dann aber nicht mehr weiter.
 

„Jetzt sag schon wo!“, fauchte Pixi ihn nach einer kurzen Stille gereizt an. Man konnte Karasu deutlich ansehen, was für einen Spaß er dabei hatte. Viviana schwieg zwar, konnte es aber genauso wenig aushalten mehr zu erfahren. Sie konnte es nicht glauben, dass sich noch jemand in dieser Stadt befand, der so war wie sie.

„Okay, meine Damen“, kurz streifte sein Blick Viviana, dann flog er los. Die beiden Pokémon am Boden rannten ihm hinterher. Sie bogen gerade scharf um eine Ecke, als sie mit jemanden zusammenstießen.

Viviana blickte in die, vor Schreck weit aufgerissenen, Augen eines Fiffyens. Erst als wütende Rufe hinter diesem zu hören war, schien es wieder zu sich zu kommen. Schnell sprang es wieder auf seine Pfoten und rannte an Pixi und Viviana vorbei. Erst jetzt bemerkte das Evoli, dass das Fiffyen mit dem ungepflegten, gelblichen Fell etwas im Maul gehabt hatte.

„Lauft!“ Hörte sie einen Ruf von oben. Pixi reagierte sofort und rannte dem Pokémon hinterher, während Viviana noch einen Moment brauchte. Als sie die schnellen Schritte aber immer näher kommen hörte, raffte auch sie sich auf und folgte ihrer Freundin. Hier schien es sich eindeutig um einen Diebstahl zu handeln.
 

Viviana hatte das Gefühl, dass sie noch nie so schnell gerannt war wie gerade. Trotzdem machte es ihr irgendwie Spaß. Außer Puste kam sie bei Pixi an, die mittlerweile nur wenige Schritte von dem Fiffyen, welches ebenfalls stehen geblieben war, stand. Viviana konnte hören, wie sich Karasu in der Nähe hinsetzte.

„Was wollt ihr von mir? Das ist mein Essen, verschwindet!“ Er hatte ein Brötchen im Maul und knurrte sie drohend an. Nach genauerem Mustern musste Viviana feststellen, dass das Fiffyen ziemlich mager aussah und auch erschöpft wirkte.

„Reg dich ab Kleiner, wir haben kein Interesse an deinem Essen“, meldete sich Pixi mit ruhiger Stimme zu Wort. Das Fiffyen funkelte sie misstrauisch an. „Ich... Wir sind hier, um dir...“ Pixi stoppte und schien sich anzuspannen.

„Versucht nicht wieder ganz so schmutzig zu werden“, krächzte auf einmal Karasu und flog dann davon. Verwirrt schaute Viviana ihm hinterher, als sie spürte, wie die ersten Regentropfen ihren Weg zum Boden fanden.

Das Fiffyen gab ein kurzes genervtes Grummeln von sich, ehe es sich umdrehte und nun nicht mehr ganz so schnell weiter lief.

Pixi und Viviana wechselten einen kurzen Blick, ehe sie ihm mit etwas Abstand folgten.
 

Schnell wurde aus ein paar Tropfen ein richtiger Wolkenbruch. Sie hatten in einer engen Seitengasse zwischen ein paar Containern Schutz gefunden. Bei einer Frau, die allen Anschein nach Obdachlos war und sich aus diversen Utensilien einen Unterschlupf gebaut hatte. Man sah Pixi deutlich an, dass sie sich hier mehr als nur unwohl fühlte. Viviana war einfach nur froh, dass sie nicht schon wieder nass wurde.

Sie hatten sich möglichst weit der Frau hingesetzt, die gierig das Brötchen aß, das das Fiffyen ihr gebracht hatte. Sie hatte den beiden Neuankömmlingen keine Aufmerksamkeit geschenkt, generell machte sie keinen sonderlich guten Eindruck.

„Ist das deine Mutter?“, fragte Pixi auf einmal wissend. Nicht nur das Fiffyen sondern auch Viviana schaute sie überrascht an.

„Wer seid ihr?“, fragte er anstelle einer Antwort.

„Ich heiße Pixi und das hier ist Vivi“, mit einer leichten Kopfbewegung deutete sie auf das Evoli. „Und wer bist du?“

„Max“, sagte das Fiffyen kurz. „Woher weißt du dass sie meine Mutter ist? Ich meine...“

„Weil du doch ein Pokémon bist?“ Half Pixi ihm die richtigen Worte zu finden. Max nickte nur. „Du bist doch eigentlich ein Mensch. Ich weiß das, denn ich war auch mal einer. Deswegen bin ich hier, weil ich dir helfen möchte.“ Pixi sprach ruhig und selbstbewusst.
 

Max' Blick schweifte kurz zu Viviana, die schweigend neben dem Vulpix saß. In seinen roten Augen war auf einmal ein Funkeln zu sehen. Viviana konnte sich nur zu gut vorstellen, was gerade in seinem Kopf vor sich ging.

„Dann kannst du mich wieder zu einem Menschen machen?“ Fragte er begeistert, wieder an Pixi gewandt. Diese schüttelte den Kopf.

„Was ist dein Wunsch?“ Fragte Pixi eher abwesend, während sie ihre nass gewordenen Pfoten betrachtete. Max schaute sie fragend an, schien kurz zu überlegen und schaute dann zu der Frau, an die er sich geschmiegt hatte. Sie hatte ihre Augen geschlossen und atmete ruhig. Trotzdem konnte Viviana sehen, wie sie leicht Zitterte.

„Mein Wunsch? Ich will meiner Mutter keine Last sein. Seit wir auf der Straße lebten, hat sie alles getan, damit es mir gut geht und ihre eigenen Bedürfnisse ignoriert. Als es kälter wurde, wurde sie dann krank. Am nächsten Tag wachte ich als ein Pokémon auf. Sie war so traurig darüber, dass ihr Sohn einfach gegangen war, dabei bin ich doch immer noch bei ihr und kann es ihr einfach nicht sagen.

Aber etwas Gute hat das Ganze. Ich kann sie zumindest etwas warm halten und an Essen komme ich auch einfacher.“ Er wirkte so traurig und Viviana hätte ihm am liebsten geholfen. Was würde Pixi nun sagen?
 

Diese wirkte für einen Augenblick sehr abwesend, doch dann schien sie wieder in der Gegenwart angekommen zu sein.

„Verfolge diesen Wunsch weiter. In deiner jetzigen Form kannst du es schaffen und irgendwann wird es euch besser gehen. Dann kannst du wieder als ihr Sohn zu deiner Mutter zurückkehren.“ Pixi sagte das alles sehr kühl und stand dann auf einmal auf.

„Meinst du das ernst?“, fragte Max ungläubig. Da Vulpix schaute ihn kurz fest an, nickte dann und verließ dann einfach den Unterschlupf. Verwundert sprang auch Viviana auf.

„Viel Glück“, sie hoffte wirklich, dass Max das schaffte. Dann folgte sie Pixi in den Regen.

„Danke“, hörte sie noch das Fiffyen hinter ihr murmeln. Es klang nicht mehr ganz so entmutigt wie zuvor.

Viviana eilte zu Pixi, die geradezu aus der Gasse zu fliehen schien. Nach nur wenigen Sekunden war das Evoli völlig durchnässt. Was hatte Pixi auf einmal nur?
 

„Hey, warte doch!“ Endlich hatte sie das Vulpix eingeholt, welches nun seine Schritte etwas verlangsamte. „Willst du ihm nicht sagen, dass er sich nicht entwickeln darf? Oder gefangen werden darf?“ Das war das erste, was ihr in den Kopf kam.

„Das ist nicht nötig“, entgegnete Pixi trocken.

„Wieso nicht? Denkst du er schafft das nicht?“ Pixi schwieg nur. Viviana tapste neben dem Vulpix her, als ihr auf einmal ein schrecklicher Gedanke kam. „Was, wenn seine Mutter stirbt?“ Es klang grausam aus ihren Worten, aber sie musste es wissen.

„Dann wird das mit seinem Wunsch wohl nichts.“ Wie konnte sie nur so kalt dabei bleiben? Doch dann fiel Viviana ein, dass sich Pixi in einer ähnlichen Situation befand. Ihr Ziel konnte sie auch nicht so einfach erreichen. Viviana entschloss sich nicht weiter darauf einzugehen.

„Wieso lässt du ihn einfach alleine? Ich meine, mich begleitest du doch.“

„Was soll ich in dieser Stadt? Ich habe mich dir nur angeschlossen, weil ich so einfacher reisen kann.“ Viviana machten diese Worte etwas traurig, da sie dachte Pixi wäre aus Freundschaft noch bei ihr.
 

„Haben alle so... traurige Geschichten?“ Wechselte das Evoli erneut das Thema. Pixi schien das Ganze nicht sonderlich nahe gegangen zu sein.

„Du bist die Erste, die einfach so ein Pokémon wurde“, nun schaute sie Viviana musternd an. Als hätte sie ein Geheimnis, das sie vor Pixi verbergen wolle. Doch sie wusste nicht, was für ein Drama sich in ihrem Leben abgespielt haben sollte. Klar, sie hatte Angst gehabt Shinya eine Last zu sein, aber nach dem, was sie eben gehört hatte, glich dies eher eine Alltagssituation.

„Und du willst ihm nicht irgendwie helfen?“, fragte sie dann nach einer kurzen Pause. Sie mussten gleich bei der Herberge angekommen sein. Hoffentlich wurden sie, so nass wie sie waren, überhaupt herein gelassen.

„Was soll ich denn machen? Hier bleiben und mit ihm Brötchen klauen gehn? Seine Mutter mit einem Feuerchen wärmen? Vielleicht deinen Freund zu ihr führen, damit er die Beiden mit auf seine Reise nehmen kann?“ Sie klang gereizt und Viviana entging auch nicht der ironische Unterton. „Tut mir leid Vivi. Wenn du das willst, kannst du gerne hier bleiben, aber ich kann nicht für alle in Not die Wohlfahrt spielen.“ Überrascht über diese Worte schaute Viviana auf.
 

„Ich dachte gerade das wäre dein Wunsch?“ Sie klang nicht vorwurfsvoll oder verärgert. Diese Aussage verwunderte Viviana einfach nur. Pixi blieb stehen.

„Wir sind da“, sagte sie nur. Viviana merkte ihr an, dass sie sich gerade unwohl fühlte. Ehe sie aber noch etwas sagen konnte, schüttelte das Vulpix sein goldenes Fell ordentlich und verschwand dann in das Haus.

Viviana wurde das dumme Gefühl nicht los, dass Pixi ihr etwas verheimlichte. Sie hatte sich bereits gestern über diesen eigenartigen Wunsch gewundert, doch das gerade war wohl eindeutig.

Aber was sollte sie groß machen? Wenn Pixi es ihr nicht sagen wollte, dann konnte sie sie kaum zwingen. Vielleicht mussten sie sich nur noch besser kennen lernen. Der bisherige Tag war eigentlich schön gewesen, aber anscheinend sah Pixi sie nicht als Freundin.

Niedergeschlagen schüttelte das Evoli sein hellgraues Fell kurz und trat dann durch die automatisch öffnende Tür ebenfalls in die Herberge.



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