-left to die- von eternal-shiva ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5     Trevor hob nachdenklich eine Augenbraue „Castor?“ Isaac blickte ihn fest an „Ja, Castor – ich finde der Name passt zu ihm.“ Der leicht irritierte Blick des Vampirjägers wanderte zu dem kleinen Kater, der vor dem Kaminfeuer saß – er blickte sie an, als wüsste er ganz genau, dass es um ihn ginge.   Der Vorfall mit den Monstern war nun schon wieder einige Tage her – und Trevor erwischte sich immer wieder dass er nicht wirklich glauben konnte, was hier geschah. Isaac hatte ihn gerettet. Er hatte ihn wirklich gerettet. Vor einigen Wochen hatte er ihm noch einen Dolch knapp am Herzen vorbei durch die Brust gestochen.   Und nun? Der rothaarige Teufelsschmiedemeister versuchte sich nun genauso um ihn zu kümmern, wie Trevor es zuvor für ihn getan hatte. Zwar wirkte der schlanke junge Mann oft etwas unbeholfen – aber trotz allem lernte er rasch dazu. Sein Blick war aufmerksam, wenn Trevor ihm etwas über die Heilkunst lehrte und sein Verstand arbeitete schnell. Ihm kam zusätzlich zugute, dass er des Lesens mächtig war – so verbrachte der Rotschopf auch einige Zeit im Selbststudium, auch wenn ihm nur Trevors Notizbücher mit Rezepturen zur Verfügung standen. Anscheinend machte es Isaac nichts aus Trevors Verbände zu wechseln, seine Wunden zu reinigen. Ihm zur Hand zu gehen.   Trevor konnte spüren dass sich etwas verändert hatte. Er war sich nur nicht sicher was. Scheinbar schien der Andere etwas gefunden zu haben, dass ihm neue Lebenslust brachte. Manchmal funkelten seine Augen auf, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Seine sonst so ausdruckslosen Gesichtszüge formten etwas, das man schon fast ein Lächeln nennen konnte. Und auch sich selbst ertappte er dabei, Isaac zu beobachten – es erfüllte ihn mit… tja, er wusste selbst nicht so recht mit was eigentlich. Aber war froh, dass er sah wie Isaac anfing sein Leben wieder in seine eigenen Hände zu nehmen. Dass er aus seiner Lethargie gerissen war und zu erkennen schien, dass es mehr als die Dunkelheit im Leben gab. Dass er Schritt für Schritt langsam aus seiner Vergangenheit und dem Schatten schritt, welcher ihn so quälte.   „Gefällt dir was du siehst, Belmont?“ Isaacs Worte rissen den Verwundeten aus seinen Gedanken – ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er den jungen Mann vor dem Kaminfeuer die ganze Zeit angestarrt hatte. Beschämt über sein Verhalten wand Trevor seinen Blick ab und versuchte ein anderes Thema anzuschneiden, während Isaac ihn einem leicht grinsenden Blick fixierte, welchen der Vampirjäger nicht deuten konnte.   „Willst du… eigentlich deiner Schwester sagen dass du noch lebst?“ Trevor wollte ihn dies schon länger fragen, doch es schien nie der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. Doch es würde nie den richtigen Moment geben – so war dieser jetzt genauso gut wie jeder andere auch.   Dass Grinsen verschwand ruckartig von Isaac's Lippen. Sein Blick verdüsterte sich, er wandte seinen Blick ab und starrte in die zuckenden Flammen. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Isaac endlich seine Antwort gefunden hatte. Seine Lippen zitterten leicht, als diese ein einziges Wort formten.   „Nein.“   „Nein?“ Trevors Nachhaken klang verwunderter als es im Grunde war – irgendwie hatte er mit dieser Antwort gerechnet.   Isaac schlang seine Arme um seinen Oberkörper als würde er frieren, als er weitersprach. „Nein. Julia glaubt ich sei tot. Ich glaube das ist besser so. Auch sie hat unter dem Fluch gelitten. Meinetwegen.“   Sein Blick wandte sich erneut an Trevor. In den fliederfarbenen Augen lag Traurigkeit. Reue. „Ich habe immer nur Unglück über diejenigen gebracht, die mir teuer waren. Meine liebste Schwester glaubte letzten Endes schließlich, dass mir nur der Tod noch Erlösung bringen könnte. Hector glaubte mit meinem Tod endlich seine Rache vollendet zu haben. Sie können endlich das alles hinter sich lassen und ihr Leben leben. Ich… bin nur ein Teil der Vergangenheit, welcher vergessen werden sollte.“   Trevor hatte geahnt, dass auf Isaacs schmalen Schulten eine große Last lag. Doch erst jetzt konnte er erahnen was in dem jungen rothaarigen Mann vor sich ging. Noch immer lag großer Schatten über dem Geist des jungen Teufelsschmiedemeisters.   „Sag es mir Belmont. Was hast du an jenem Tag im Regen in mir gesehen, was meine mir einst Vertrauten, längst verloren geglaubt haben?“ Fliederfarbene Augen starrten ihn an, während das Flackern des Kaminfeuers den schlanken Mann vor ihm ihn in den Schein der Flammen tauchte. Sein Blick schrie vor Verzweiflung fast auf, und doch schien er nur auf Trevors Antwort zu warten.   Der Erbe des Belmont-Clanes strich sich durch sein langes, braunes Haar und suchte nach den richtigen Worten. Isaac fixierte ihn immer noch und schien unsicher - Unsicher, welche Antwort ihn erwarten würde.   Trevor seufzte tief, bevor er endlich das Wort ergriff „Ich habe es dir bereits gesagt. Ich glaube das jeder eine zweite Chance verdient. Und ich glaube es immer noch – denn ich denke nicht, dass ich mich in dir getäuscht habe.“   *   Isaac biss seine Lippen zusammen und wand seinen Blick wieder den schwächer werdenden Flammen zu. Fast schon wie in Trance warf er einen weiteren Holzscheit hinein.   Er war froh dass Trevor in dem Bett lag. So konnte der Vampirjäger nicht sehen, wie eine einzelne Träne über seine tätowierte Wange rannte. Isaac fühlte sich erbärmlich. Ihm war durchaus bewusst dass er sich, nachdem er alles andere verloren hatte, sich an Belmont klammerte wie ein Ertrinkender auf hoher See. Dass er selbst wollte, dass Trevor in ihm mehr sah, als das was er zuvor gewesen war. Dass er ein Kamerad sein konnte. Ein Freund. Ein Vertrauter. Vielleicht sogar… ein Geliebter.   Er musste es sich eingestehen. Dass ihn dieses Gefühl an den anderen Mann band, was er seit jeher verabscheut, auf das er geradezu verachtend herabgeblickt hatte Dieses Gefühl, dass sich in seinem verrotteten Herzen ausbreitete wie ein Geschwür. Ein Gefühl, dass er tief in sich einschließen musste, wenn er bei ihm bleiben wollte. Aber er würde es schaffen. Er würde dieses Gefühl, welches ihn so unglaublich schwach machte einfach ignorieren. Niemand würde je erfahren, dass er so etwas Armseliges wie Liebe spüren konnte. Nicht einmal Trevor, der schien als könnte er direkt in sein Innerstes sehen, als läge es vor ihm wie ein offenes Buch.   Ein schmerzhaft klingendes Ächzen lies Isaac herumfahren – Trevor hielt seine noch immer schmerzende Seite als er versuchte aufzustehen. „Warte, ich helfe dir.“ Isaac schritt ruhig zu dem Anderen und stützte diesen, als er es endlich schaffte sich aufzustehen. Er wirkte nach all der Zeit der Bettlägerigkeit noch etwas unsicher auf den Beinen, doch er schien voller Motivation.   Jedoch lies sich der Vampirjäger wieder auf die Bettkante sinken, sichtbar erschöpft. „Lass… lass mich deine Verbände wechseln...“ stotterte Isaac ihm unbeholfen entgegen. Trevor nickte nur, als Isaac schon begann die alten Bandagen zu entfernen. Behutsam wickelte er sie ab und blickte auf die vernarbten Wunden die zum Vorschein kamen. Es hatte lange gedauert, bis sie sich endlich geschlossen hatten. Aber anscheinend hatte Trevor einen Schutzengel, der über ihn wachte. Isaac konnte nicht anders als den trainierten, nackten Oberkörper vor sich anzustarren. Trevor ruckte etwas nervös hin und her, scheinbar war es ihm etwas unangenehm. Die Muskeln des Braunhaarigen zuckten leicht zusammen, als Isaac ihn mit seiner kühlen Hand berührte. „Schmerzt es noch sehr?“ „N..Nein… im Moment nicht. Nur wenn ich mich zu sehr bewege.“ Isaac riss seine Gedanken zusammen, während er behutsam die Wunden weiter abtastete. Sein Augenmerk lag nun auf der Stichwunde auf der Brust des Vampirjägers. Die Wunde die er ihm zugefügt hatte. Als er ihm hinterrücks einen Dolch durch die Brust gerammt hatte. Als er manisch lachend am Rande des Wahnsinns auf den jungen, ausblutenden Vampirjäger vor sich herabgesehen hatte.   *   Trevor konnte es spüren, wie die Hände des Anderen zu zittern begannen. Und dann geschah etwas, was er nicht erwartet hatte. Tränen rannten über Isaacs blasse, tätowierten Wangen und tropften von seinem Kinn. Es war kaum mehr als ein ersticktes Flüstern, welches über die Lippen des Rothaarigen kroch: „v.. verzeih mir… es… es tut mir so leid...vergib mir…“ Trevor dachte nicht nach. Er schloss den zitternden jungen Mann vor sich in seine Arme, drückte ihn fest an sich heran. Erst versuchte dieser sich aus der Umarmung zu winden, doch schließlich spürte Trevor wie sich dessen Arme zitternd um seinen Rücken legten. Er drückte seine Wange an den Kopf des Anderen und versuchte ihn zu beruhigen. Ihm selbst schnürte es die Brust zusammen, Isaac so verletzlich zu sehen. Er musste es sich eingestehen, dass der junge Mann ihm nah ans Herz gewachsen war. „Shhh…… beruhige dich. Es ist alles gut. Ich bin hier.“   Isaacs Griff wurde fester. Trevor löste einen Arm und strich behutsam über das kurze rote Haar „Lass die Vergangenheit endlich ruhen. Es gibt nichts mehr, dass ich dir verzeihen müsste.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)