Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 18: Bekenntnisse ------------------------ Deidara saß im Kiza[24] vor ihm. Und dabei hasste der Blonde doch diese ganzen förmlichen Traditionen. Manchmal fragte Sasori sich, ob Deidara als Samurai nicht völlig fehlgeleitet war. Das Handwerk des Kriegers passte wirklich hervorragend zu ihm. Doch für den Blonden musste es wie eine Befreiung gewesen sein, keinen Herrn mehr zu haben und sich um diese ganzen zeremoniellen Dinge nicht mehr kümmern zu müssen. Und ausgerechnet jetzt nahm sein Schüler die typische Kiza-Haltung ein. Deidara hatte ihn nach dem Abendbrot gefragt, ob er mit ihm reden könne. Doch von dieser Förmlichkeit war Sasori nun sehr überrascht. Abwartend ruhte sein Blick auf dem sichtbaren Auge. Deidara wirkte aufgeregt. „Sasori no Danna, ich möchte deine Frage beantworten, was du für mich bist“, begann er schließlich. Zwar zeigte Sasori keine sichtbare Reaktion, aber nun war er doch sehr gespannt. Zwei Wochen hatte Deidara ihn auf die Folter gespannt. Nur wenige Tage später hatte er es bereut, ihn nicht einfach direkt gefragt zu haben, ob er ihn liebte. Doch er befürchtete, dass Deidara sich dann von seinen Worten hinreißen ließ und gar nicht über seine eigenen Gefühle nachdachte, was er wirklich wollte. „Ich bleibe dabei. Du bist mein Meister. Aber ich möchte, dass sich unser Verhältnis vertieft. Ich möchte auch in Zukunft bei dir bleiben und ich möchte intime Gedanken und Gesten mit dir teilen.“ Nach einer kurzen Pause fuhr der Blonde leiser fort: „Ich …liebe dich, denke ich, hm.“ Deidara konnte ihm offenbar nicht länger in die Augen sehen, huschte sein Blick hinab zu dem Tatami zwischen ihnen. Den sanften Rotschimmer auf seinen Wangen sah Sasori zum ersten Mal. Es war immer wieder faszinierend, wie frei heraus Deidara seine Gefühle sagen konnte und wie gut man ihm selbige auch ansah. Na endlich. Das hatte ja auch lange genug gedauert. Jedoch ließ er sich noch nicht zu einer eindeutigen Reaktion hinreißen. „Du denkst?“, hakte er nach und lenkte so Deidaras Augen wieder auf sich selbst. Langsam nickte dieser. „Das ist neu für mich… aber ich denke, das, was ich fühle, wird als Liebe bezeichnet, hm“, erklärte sein Schüler. Ein seltenes weiches Lächeln umspielte seine Lippen, welches Deidara noch nie gesehen haben konnte. Entsprechend überrascht wirkte er nun auch. „Gut.“ Deidara war wirklich reifer als er angenommen hatte. Der Blonde war nicht so einfältig, sich darauf zu versteifen, dass er wirklich Liebe empfand. Er schloss es aber nicht aus, sondern zog es in Betracht. Und er zeigte mit seinen Worten auch, was er wollte, nämlich eine Beziehung, die über ihre jetzige hinausging. Allerdings war Sasori noch nicht gewillt, den Blonden einfach so in seine Gedanken einzuweihen. Vielleicht irgendwann, wenn ihm danach war. Momentan musste ihm das reichen, was er bereit war, ihm zu zeigen. Der Rothaarige erhob sich halb aus dem Seiza[24] und beugte sich zu Deidara vor. Dessen Blick folgte ihm aufmerksam und so konnte er beobachten, wie sich seine Augen erstaunt weiteten, als er ihre Lippen vereinte. Deidara hatte damit natürlich nicht gerechnet. Sasori ging jedoch nicht auf dessen Überraschung ein, sondern ließ seine Lider sinken und schob seine Hand in Deidaras Nacken, damit dieser ihm nicht gleich zurückweichen konnte. Zwar glaubte er nicht daran, aber für seinen Schüler war diese Situation nun einmal neu. Das dicke Haar schmiegte sich seidig gegen Sasoris Handinnenflächen. Warme Wellen rollten durch seine Adern. Oft hatte er sich schon vorgestellt, wie es wohl wäre, ihn zu küssen. Ein wenig rau waren Deidaras Lippen. Allerdings passte das auch zu seiner ganzen Erscheinung. Noch ein wenig unbeholfen, aber wie üblich neugierig erwiderte der Blonde schließlich die Berührung und bewegte seine Lippen gegen Sasoris. Diese ungeschickte Neugier machte ihn wuschig, doch er wollte das Ganze langsam angehen. Deswegen riss er sich schließlich von diesen köstlichen Lippen wieder los und ließ sich in den Seiza zurücksinken. Seine Zungenspitze huschte kurz über seine Lippen. Deidara schmeckte gut. Und mit diesem weichen Schimmer auf den Wangen fiel es Sasori schwer, sich in Zurückhaltung zu üben. Das würde für ihn eine harte Geduldsprobe werden, eine äußerst harte. Schließlich konnte er seinen Körper nicht sofort mit Deidaras vereinigen. Zuerst musste er ihn an gewisse Berührungen gewöhnen. Deidara schien seine Antwort auch zu verstehen. Seine nächste Frage ließ zumindest darauf schließen. „Wann machen wir weiter, hm?“ Ein Grinsen umspielte dessen Lippen. Dieser… freche Bengel. Aber was erwartete er auch von seinem Schüler? Es wäre nicht Deidara, würde er anders reagieren. Betont ruhig erwiderte er den forschenden Blick. „Wenn mir danach ist.“ Die Enttäuschung war dem Blonden anzusehen und sein Brummen bekräftigte selbige noch. Doch er gab sich vorerst damit zufrieden. Wenige Tage später erhielten Sasori und Deidara eine Mission. Ihr Weg führte sie in den Süden auf die Insel Shikoku, die derzeit komplett unter der Befehlsgewalt eines sehr jungen Daimyô stand. Allerdings war nur logisch, dass wie üblich bei solchen Außergewöhnlichkeiten ein Verwalter eingesetzt wurde oder ein Rat, der die Regierungsgeschäfte übernahm bis der junge Mann mündig war. Zwar hatte Gaara ältere Geschwister, doch diese schienen in der Rangfolge keine große Rolle zu spielen. Vermutlich handelte es sich um Halbgeschwister oder aber sie waren adoptiert. Da kam es hin und wieder vor, dass am Ende doch die Blutsverwandtschaft entschied. Oder aber die beiden Älteren waren als ungeeignet eingestuft worden, den Titel eines Daimyô zu führen und zu verteidigen. Ihr Ziel jedenfalls war der Verwalter Baki. Zetsu hatte ihnen berichtet, dass der Auftrag wieder einmal von Orochimaru kam. Yahiko erschien bereits skeptisch, hatte den Auftrag jedoch angenommen. Sasori konnte sich denken, was der Daimyô plante. Orochimarus Ehrgeiz eilte seinem zwielichtigen Ruf voraus. Er wollte wohl durch den Tod des Verwalters die Regierung auf Shikoku schwächen. Irgendwann würde er angreifen. Doch das war nicht so einfach, weil sie dafür über das Wasser mussten. Zwar pendelten regelmäßig Fähren zwischen Honshû[25] und Shikoku, doch man war ein paar Stunden auf dem Wasser unterwegs. Weitere Informationen von Zetsu vereinfachten ihnen den bevorstehenden Mord hoffentlich. Jeden Sonntagnachmittag war Baki bei einer angesehenen Teeschule, um der Teezeremonie beizuwohnen. Auf dem Weg dorthin oder auf seinem Heimweg zurück in die Burg würden sie also ihre Chance nutzen. Und bis dahin suchten sie weitere nützliche Auskünfte und langweilten sich in Matsuyama. Sasori empfand jedenfalls so. Deidara nervte ihn bereits wieder, die Stadt zu erkunden, wenn sie eine Herberge gefunden hatten. Jedoch war die Reise recht anstrengend gewesen und Sasori würde sich gern ausruhen. Gegen eine gute Mahlzeit und einen heißen Tee oder Sake hatte er nichts einzuwenden, aber er plante sowieso bereits, die Stadt morgen zu erkunden. Immerhin mussten sie herausfinden, wo diese Teeschule lag und welche möglichen Wege von der Burg dorthin führten. Sie wussten grob, wie Baki aussah, aber diese wenigen Informationen reichten noch nicht. Nicht jedes ihrer Ziele gab so bereitwillig ihren Namen preis wie dieser Uzumaki-Bengel. Sie mussten sichergehen, dass sie den Richtigen umbrachten. Doch alles nacheinander. Sasori wollte sich heute von den Strapazen der Reise erholen. Deidaras Unzufriedenheit darüber wurde nicht beachtet. Eine Herberge war schnell gefunden, ebenso war Sasori nicht gewillt, lange nach einem Laden zu suchen, um etwas zu essen. Der erste akzeptabel wirkende Imbiss tat seinen Zweck, sodass sie recht zügig in ihr gemietetes Zimmer zurückkehren konnten. Und weil Sasori nicht bereit war zu warten, ließ er sich zuerst das Bad der Herberge herrichten, um sich zu entspannen. Danach konnte sein Schüler es ihm gleichtun. Währenddessen streckte der Rothaarige sich in seinem Schlafyukata unter der Decke auf seinem Futon aus und rollte sich entspannt auf die Seite. Müde schloss er die Augen. Seine Waffen lagen in unmittelbarer Reichweite neben dem Futon. Sicherheitshalber legte er auch seine Unterarmschienen und die dünnen Handschuhe zum Schlafen ab, wollte er sich nicht aus Versehen selbst vergiften. Im ehemaligen Onsen trug er beides nur außerhalb des Gebäudes, war selbiges inzwischen zu seinem neuen Heim geworden und so trug er drinnen nur einfache Dolche und sein Wakizashi mit sich herum. Aber hier waren sie quasi in feindlichem Gebiet. Seine Waffen waren dann immer in greifbarer Nähe. Sasori döste bereits, wurde aber wieder hellwach, als Deidara in ihr Zimmer kam und das Licht der Öllampe löschte. Das leise Rascheln sagte dem Rothaarigen, dass sein Schüler sich unter seine Decke legte. Gerade wollte er sich wieder dem erholsamen Schlaf widmen, da drang dessen Stimme leise zu ihm. „Sasori no Danna?“ Ein Brummen seinerseits war die Bestätigung, dass Deidara weiter reden durfte. “Warum hast du mich eigentlich nicht direkt gefragt, ob ich dich liebe, hm?“ Worüber Deidara sich Gedanken machte. Sasori schnaufte. „Du solltest selbst darauf kommen.“ Sein Schüler war nicht dumm. Ihm sollte nun klar werden, dass er nicht in seinen freien Willen hatte eingreifen wollen. „Du wolltest mich also nicht beeinflussen, hm“, murmelte Deidara vor sich hin. Sasori reagierte darauf nicht. Wozu? Sein Schüler hatte schließlich verstanden. Erneut raschelte die Decke leise und er nahm an, dass Deidara sich einfach nur drehte. Doch plötzlich schmiegte er sich gegen seinen Rücken. Ein Arm legte sich locker über ihn. Warmer Atem streifte seinen Nacken. „Du kannst ja richtig rücksichtsvoll sein, hm.“ Die Stimme seines Schülers hatte sich weiter gesenkt und glich mehr einem Flüstern, einem neckenden Flüstern. Sasori knurrte drohend. „Übertreib es nicht.“ Seine Warnung betraf nicht nur Deidaras Worte, sondern auch sein Heranrücken. Er entschied, wann er intime Gesten mit dem Blonden teilen wollte. Allerdings schob er Deidaras Arm auch nicht zurück oder wies ihn an, sich wieder auf seinen eigenen Futon zurück zu rollen. Die Nähe fühlte sich angenehm behaglich an. Und Sasori war müde. Demnach durfte Deidara sich an seinen Rücken schmiegen, wenn er denn still war und ihn schlafen ließ. Außerdem wurde es so auch ein wenig wärmer. Auf Shikoku war das Klima allgemein milder, aber da sich das Jahr seinem Ende näherte, war es auch hier recht kalt geworden. „Jaaa, Danna“, war Deidaras amüsierte Antwort auf seine Mahnung. Sasori spürte, wie sich dessen Stirn gegen seinen Nacken lehnte. Nur gut, dass sein Schüler ihm nun nicht ins Gesicht sehen konnte. Er würde sonst an seinem leichten Lächeln erkennen, dass ihm dessen Nähe sehr gefiel. Seine Mundwinkel wollten ihm einfach nicht mehr gehorchen. ________________________________ [24]Kiza/Seiza: Seiza ist die traditionelle japanische Sitzhaltung, bei der man kniend auf den Fersen sitzt, den Spann auf dem Boden, rechte über linke große Zehe, den Rücken gerade aufgerichtet. Die Seiza-Sitzhaltung kann für Ungeübte nach einer Weile schmerzhaft werden. Beim Kiza sitzt man so auf den Fußballen, dass die Zehen aufgestellt sind und nach vorne zeigen und das Gesäß auf den Fersen ruht; die Fußsohlen sind senkrecht und zeigen nach hinten. Durch die höhere Anspannung und Einsatzbereitschaft der Füße war dieser Sitz vor allem wichtig für Samurai in Bezug auf ihre Kampfbereitschaft, aber auch um diese und allgemein hohe Aufmerksamkeit demonstrativ bzw. zeremoniell zu zeigen. [25]Honshû: die größte der vier japanischen Inseln Hokkaidô, Honshû, Kyûshû und Shikoku Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)