Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 13: Der Morgen danach ----------------------------- Je mehr Sasori sich sträubte, desto deutlicher wurde es für Deidara. Sein Meister hatte einen bestimmten Grund. Es ging nicht darum, dass er für ihn vielleicht nicht attraktiv war oder dass er ein Mann war. Irgendetwas anderes hinderte ihn, das war nun gewiss. Aber seine Reaktion erschreckte ihn, nachdem er ihn zu Boden gedrückt hatte. Er spürte, wie sich Sasori unter ihm komplett verkrampfte. Seine Augen waren weit aufgerissen und er schien zunehmend durch ihn hindurch zu sehen. Auf seine Frage bekam er keine Antwort. Für Sasori war diese Reaktion untypisch. Es wirkte, als sei er geistig gar nicht mehr anwesend. Verunsichert ließ Deidara ihn schließlich los und rutschte zurück. Aufmerksam beobachtete er seinen Meister, der sich nach ein paar Augenblicken wieder aufsetzte. Seine Hand zitterte, die durch das Haar glitt. Sasori sah ihn nicht einmal an. „Sasori no Danna, hm?“ War er zu weit gegangen? Ja, war er, aber er konnte einfach nicht mehr still sitzen und sich wie ein Kind von ihm behandeln lassen. „Raus.“ Dieses eine Wort stach in seine Brust. Im Zimmer schien es merklich kälter zu werden. Noch immer kochte Zorn in Deidara, aber momentan brachte es nichts, weiter zu bohren. Schweigend erhob er sich und verließ erstaunlich leise das Zimmer. Seine Füße trugen ihn den Korridor entlang die schmale Treppe hinab. Im Vorzimmer verharrte er schließlich. Wo sollte er nun hin? Über den Weg laufen wollte er jetzt niemandem. Es war ihm unangenehm, dass Sasori ihn aus ihrem gemeinsamen Zimmer rausgeworfen hatte. Und er hatte keine Ahnung, wann Sasori ihn dort wieder dulden würde. Vielleicht wollte sein Meister nie wieder das Zimmer mit ihm teilen. Aber er sah ein, dass er den Wunsch seines Meisters jetzt besser befolgen sollte, wenn er nicht alles zerstören wollte. Wie es nun weitergehen sollte, war ihm schleierhaft. Um nicht weiter mitten im Vorzimmer herum zu stehen wie eine Salzsäule, schritt er Richtung Seiteneingang, schlüpfte in seine Zori und verließ das Gebäude. Herbstliche Kühle schlug ihm entgegen. Jetzt wäre es schön, seinen Umhang zu haben, doch der lag in ihrem Zimmer. Mürrisch schweifte sein Blick umher und blieb am Pferdestall hängen. Oh nein, den Gefallen würde er Sasori nicht tun, sich wie ein jämmerlicher Hund im Stall zu verkriechen. Ziellos wanderten die blauen Augen weiter, streiften den Schuppen, der gar nicht erst in Frage kam, und verweilten schließlich beim Wald. Langsam trottete er zu den ersten Bäumen und ließ sich dort am Stamm einer Kiefer nieder. Durch das schwache Licht in dieser Neumondnacht konnte man ihn vom Anwesen aus nicht erkennen. Tief atmete Deidara die kalte Luft ein und lehnte seinen Kopf zurück. Missmutig betrachtete er die Sterne am dunklen Himmel. Wie sollte das jetzt weitergehen? Er hatte doch nur eine Antwort von seinem Meister gewollt, warum er ihn nicht in den Beischlaf einweihen wollte. Doch stattdessen war alles eskaliert. Ihm war von Anfang an bewusst gewesen, dass es zum Streit kommen würde. Aus diesem Grund hatte er die Konfrontation ein wenig hinaus gezögert, um vielleicht noch eine bessere Idee zu finden, wie er es ansprechen könnte. Inzwischen war er sich sicher, dass es völlig egal war, wie er das Thema am besten aufgriff. Es hätte in jedem Fall an diesem Baum hier geendet. Allmählich beruhigte sich Deidaras aufgebrachtes Gemüt. Seine Gedanken kreisten um das Geschehene. Sasori hatte panisch gewirkt, wie ein vor Angst erstarrtes Reh. Einen solchen Gesichtsausdruck hatte er noch nie bei seinem Meister gesehen. Hatte er etwa Angst gehabt, er würde ihm etwas tun? War es vielleicht das? War Sasori in der Vergangenheit gegen seinen Willen zum Beischlaf gezwungen worden? Es würde zumindest seine Abneigung erklären und seine Reaktion. Jedoch erklärte es nicht seine Worte. Der Rothaarige hatte ihm vorgeworfen, er wolle für irgendwen die Beine breit machen. Deidara empfand das als Beleidigung. Glaubte Sasori wirklich, er hätte so wenig Stolz? Doch wie sollte er diese Puzzleteile zusammensetzen? Irgendeine Information fehlte ihm, um einen anständigen Sinn hinein zu bringen. Leise seufzte er. Was bedeutete er seinem Meister überhaupt? Sasori vertraute ihm nicht, nicht wirklich. Im Kampf harmonierten sie gut. Ohne Zögern überließ sein Meister ihm, seinen Rücken zu decken. Doch er sprach mit ihm nicht über persönliche Dinge. Einerseits gab ihm Sasori oft genug das Gefühl, einfach nur nervig zu sein, andererseits hatte er ihn bei sich aufgenommen, nahm ihn mit auf die Flucht, achtete im Kampf auf ihn und griff ein, wenn es für ihn kritisch wurde, und kümmerte sich um seine Verletzungen. So viele Widersprüche, die sich nicht enträtseln ließen. Dass er einem Kind nicht alles von sich erzählen wollte, konnte Deidara sogar nachvollziehen. Aber der Blonde war inzwischen kein Kind mehr. Offensichtlich sah Sasori das anders, hatte er ihm an den Kopf geworfen, noch lange kein Mann zu sein. Erneut huschte ein Seufzen über seine Lippen. Bis weit in die Nacht hinein saß Deidara am Waldrand. Aber die Kälte trieb ihn irgendwann ins Gebäude zurück. Und weil alle schon zu schlafen schienen, rollte er sich im Wohnzimmer mit einer Decke aus dem Wandschrank zusammen. Am nächsten Morgen wurde er von Hidans üblich ruppigen Art geweckt. „Deidara-chan, was liegst du hier so dumm rum? Hat dein Meister dich rausgeschmissen?“ Der Blonde brummte nur und setzte sich langsam auf. Fahrig schob er sein zerzaustes Haar über die Schulter und sah Hidan aus müden Augen an, der vor ihm hockte. Erholsam war seine Nacht nicht unbedingt gewesen. Sein Körper fühlte sich steif an, entweder von der Kälte oder von dem harten Boden oder einer Mischung aus beidem. „Boah, siehst du beschissen aus“, kommentierte Hidan sein Aussehen. Das musste der Größere ihm nicht explizit unter die Nase reiben. Deidara fühlte sich beschissen, da war es wohl nicht verwunderlich, wenn man ihm das ansehen konnte. Er war nicht Sasori, dem man meist nicht ansah, wie er sich fühlte. Doch wieder hatte Deidara nur ein Brummen als Antwort für ihn. Die violetten Augen verdrehten sich genervt. „Kannst du auch mal was sagen und nicht nur dämlich rumgrunzen?“ Deidara hatte keine Lust, sich mit Hidan oder irgendwem anders auseinander zu setzen. Demnach erhob er sich mürrisch, warf Hidan die Decke über den Kopf, der natürlich lautstark protestierte, und verließ das Wohnzimmer. Im Vorzimmer verharrte er unschlüssig. Wo sollte er denn nur hin? Er fühlte sich, als habe man ihn seiner Heimat beraubt. Zwar lebte er nun hier mit den anderen, doch er hatte keinen Raum mehr, wo er schlafen konnte. Auf der Flucht hatten sie auch keinen Ort gehabt, an den sie zurückkehren konnten, doch es war anders gewesen. Sie waren umher gereist. Jetzt hingegen stand er eigentlich in seinem Heim und fühlte sich doch fehl am Platze. Ruhelosigkeit machte sich in ihm breit. „Deidara?“ Er wandte sich halb in Richtung Küche, aus der Konans Stimme durch die offene Tür zu ihm drang. Sie winkte ihn zu sich. Konnte er nicht einfach seine Ruhe haben? Aber der Blonde trat zu ihr in die Küche. Er ahnte, worum es ging. „Hast du die ganze Nacht im Wohnzimmer geschlafen?“ Knapp nickte er.Sie musste ihn gesehen haben, bevor Hidan ihn geweckt hatte. Leise seufzte sie. „Ich habe den Streit gestern Abend mitbekommen“, begann sie ruhig. „Nenn mir einen, der ihn nicht mitbekommen hat, hm“, murrte Deidara sarkastisch. Das Gebäude war hellhörig genug. Vermutlich hatte niemand den Grund für ihren Streit verstanden, aber ihre Stimmen hatte definitiv jeder vernommen. „Ich möchte mich auch nicht einmischen“, erklärte sie, schien sie wohl das Gefühl zu haben, dass der Blonde nicht darüber reden wollte. Ihm war das sehr recht und in diesem Moment schätzte er ihre Feinfühligkeit. „Aber beabsichtigst du, die nächsten Nächte auch im Wohnzimmer zu schlafen?“ Deidara zuckte mit den Schultern. „Soll ich im Pferdestall schlafen, hm?“ Seine Frage hatte einen ätzenden Unterton. In dem Moment trat jemand hinter ihn und verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Zornig fuhr er herum. Yahiko. „Ein bisschen freundlicher bitte. Sie macht sich nur Sorgen.“ Ärgerlich knurrte Deidara vor sich hin und sah dem Orangehaarigen nach. Konan lächelte nachsichtig. „Nein, du sollst nicht im Pferdestall schlafen. Aber es wäre besser, wenn du deinen Futon dann aus eurem Zimmer holst und ihn im Wohnzimmer im Wandschrank verstaust tagsüber“, erklärte sie. Ein wenig beruhigte der Blonde sich wieder und nickte. Das Zimmer würde er aber erst betreten, wenn er sich sicher war, dass Sasori nicht darin war. Wer wusste schon, was passierte, wenn er die Schiebetür öffnete? Vielleicht empfingen ihn gleich ein paar vergiftete Dolche. Deidara traute Sasori dieses Verhalten durchaus zu. Der Blonde wandte sich ab, weil er das Gespräch für beendet hielt und trat in den Flur, um seine Zori anzuziehen. „Wo willst du denn jetzt hin? Es gibt gleich Frühstück.“ Konan streckte ihren Kopf aus der Küche. Er konnte förmlich spüren, wie sich ihr Blick aus den orangefarbenen Augen in seinen Rücken brannte. „Raus, irgendwohin, hm“, murmelte er nur und schloss die Eingangstür hinter sich. Seine Füße trugen ihn schnell in den Wald hinein. Deidara war nicht nach Essen. Außerdem würde er dann Sasori begegnen und das war momentan das Letzte, was er wollte. Jedenfalls wollte er ihm nicht vor den anderen gegenüber treten. Im Wald schlug er den Weg zu dem kleinen Bergbach ein, wo er sich wusch. Das Wasser fühlte sich eisig auf der Haut an, aber irgendwie tat es gut. Sein Haar richtete er mit den Fingern einigermaßen. Ein wenig ziellos streifte er umher, ehe er doch wieder zum ehemaligen Onsen zurück kehrte und sich gegen die hintere Hauswand lehnte. Normalerweise trainierte Sasori hier mit ihm nach dem Frühstück. Deidara wollte sehen, ob sein Meister kam. Vielleicht ließ sich der Streit recht schnell klären. Doch je höher die Sonne am Himmel kletterte, desto mehr sank seine Hoffnung dahin. Sasori kam nicht. Stattdessen sah er ihn im Schuppen verschwinden. Der Rothaarige schaute nicht einmal zu ihm herüber, als sei Deidara gar nicht da. Leise seufzte er. Sein Meister wollte also nichts mehr mit ihm zu tun haben. Traurig stieß er sich von der hölzernen Wand ab und huschte möglichst unauffällig ins Gebäude, um seine Sachen aus ihrem Zimmer zu holen und im Wohnzimmerschrank zu verstauen. Anschließend griff er nach seinem Kampfstab, den er sich vor einer Weile besorgt hatte. Seine Miene verhärtete sich. Gezielt suchte er nach Hidan. „Lass uns kämpfen, hm“, schlug er ihm vor. An Hidan konnte er sich richtig auslassen. Deidara brauchte Ablenkung und jemanden, an dem er sich völlig verausgaben konnte. Hidan war zwar langsamer als er, aber auch deutlich stärker und er hielt extrem viel aus. Genau das war es, was er nun brauchte, jemand, der ihn bis an seine Grenzen bringen konnte. Zuerst wirkte Hidan ein wenig überrascht, dann grinste er. „Aber heul nachher nicht rum, wenn du blaue Flecken hast!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)