Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 5: Schrecken in der Nacht --------------------------------- Mit zunehmender Dunkelheit wallte in Sasori Unruhe auf. Deidara war noch nie nach Sonnenuntergang von seinen Streifzügen zurückgekehrt. Das hauchdünne Stahlseil glitt wie von selbst durch seine Finger, während er es reinigte, doch sein Geist wanderte immer wieder zu seinem Schüler. Hin und wieder verspätete sich der Blonde, aber es handelte sich dabei nie um große Zeitspannen. Vielleicht war ihm etwas zugestoßen? Innerlich grummelte er. So schwach und tollpatschig war Deidara nicht. Was sollte schon groß passiert sein? Er war wohl kaum so lebensmüde und würde sich mit einem Bären oder einem Rudel Wölfe anlegen… Ein kurzer Schmerz riss seine Aufmerksamkeit wieder auf das dünne Seil. Blutstropfen sammelten sich an dem kleinen Schnitt. Mit einem Seufzen hob er seinen Zeigefinger an die Lippen und leckte über die kleine Wunde. Nach ein paar Augenblicken war die Blutung bereits gestillt. Mürrisch betrachtete er den winzigen Schnitt. Doch, er traute Deidara zu, dass er einen Bären jagen würde oder einen Wolf. Manchmal war der Blonde ein wenig größenwahnsinnig oder mutete sich zu viel zu, ohne vorher das Risiko korrekt zu kalkulieren. Und er fand keine Ruhe, je länger er hier am Tisch saß und wartete. Wie er das Warten hasste. Sasori legte den Lappen beiseite, rollte das Stahlseil auf und schob es unter seine Unterarmschiene, strich den Gistoff darüber wieder glatt. Anschließend erhob er sich, um das Zimmer zu verlassen. Durch die offene Tür zur Küche bemerkte Konan ihn und hielt in ihrer Tätigkeit inne. „Sasori? Wohin gehst du? Das Essen ist gleich fertig.“ Ein wenig zu ruckartig blieb Sasori stehen. „Deidara ist noch nicht zurück. Ich mach mich auf die Suche nach ihm.“ Gerade wollte er zum Flur weiter gehen, da steckte Konan ihren Kopf ins Vorzimmer und sah ihn besorgt an. „Er ist noch nicht zurück? Aber es ist doch bereits dunkel.“ Das musste sie nicht extra erwähnen. „Nimm Zetsu mit. Er findet jeden“, schlug sie Sasori schließlich vor. „Ich werde euch etwas Essen aufheben.“ Knapp nickte der Rothaarige und setzte seinen Weg aus dem Gebäude fort. Eigentlich wollte er niemanden um Hilfe bitten, das war nicht seine Art. Doch Konan hatte Recht. In den wenigen Wochen, die sie bereits bei Akatsuki verbracht hatten, war aufgefallen, wie gut Zetsu in der Informationsbeschaffung und im Aufspüren von Personen und Gegenständen war. Lange musste er den Grünhaarigen auch nicht suchen, fand er ihn im Pferdestall vor. „Ich brauche dich. Du musst Deidara finden.“ Mehr musste Sasori seiner Meinung nach nicht erklären. Alle hier wussten, dass Deidara regelmäßig in den Wäldern umher streunte. Zetsu leerte den Wassereimer langsam in der Pferdetränke aus und antwortete dann: „Ich weiß in welche Richtung er heute Morgen gegangen ist.“ Dessen dunkle Seite, wie Akatsuki die tiefere Stimme nannte, mit der Zetsu sich regelmäßig selbst unterhielt, hatte jedoch auch ein Wörtchen mitzureden. „Was bekomme ich dafür, dass ich ihn finde?“ Sasoris Augenbrauen zuckten für einen Augenblick genervt. Es gab Wichtigeres als hier zu feilschen. Also fischte er seinen Geldbeutel aus dem Ärmel seines Gi und warf ihn Zetsu zu. Wie gut, dass er dank ihrer Verfolger vor einiger Zeit mehrere Geldbeutel hatte. Geschickt fing der Größere seinen Lohn und grinste zufrieden. „Folge mir.“ Zetsu führte den Rothaarigen in die Wälder hinein und zu den Berghängen. Immer wieder hielt er inne, kniete sich hinab und untersuchte den Boden. Wie der Mann in der Dunkelheit so viel erkennen konnte, war Sasori schleierhaft. Der Mond reichte für ihn bei Weitem nicht aus, um Spuren am Waldboden identifizieren zu können. Schließlich erreichten sie einen Abhang. Selbst Sasori fiel der Bogen auf, der scheinbar achtlos fallen gelassen worden war. Seine Befürchtungen bestätigten sich also. Seine Sorge ließ er jedoch nicht nach außen dringen. Nicht einmal einen Meter weiter machte er den Pfeil aus und dort lag auch Deidaras Köcher. Etwas war passiert. „Er muss den Hang hinab gefallen sein. Ich rieche Blut“, erklärte Zetsu und blickte in die Finsternis hinab. „Vielleicht hat er sich dabei das Genick gebrochen“, brummte die raue Stimme seiner unsichtbaren Seite. Fahrig wischte Sasori sich ein paar störende Strähnen aus der Stirn, die widerspenstig ihren Weg an ihren vorherigen Platz fanden. Dort unten war es stockfinster. Aber er hatte keine Wahl. Deidara brauchte ihn. Zetsu band das in weiser Voraussicht mitgebrachte Seil um den Stamm eines nahestehenden Baumes und begann vorsichtig mit dem Abstieg. Einen kleinen Vorsprung ließ Sasori ihm, dann kletterte er ebenfalls besonnen den Abhang hinab und hielt sich mit einer Hand an dem Seil fest. Stück für Stück verschlang sie die Dunkelheit. Sasori ertastete seine unmittelbare Umgebung mehr als dass er sie sah. Vereinzelt lösten sich kleine Steine und rollten hinab. „Da ist er“, erscholl Zetsus helle Stimme plötzlich in der Dunkelheit. Sasori musste sich ermahnen, nicht alle Vorsicht fahren zu lassen und sich selbst auch noch in Gefahr zu bringen. Damit war niemandem geholfen. Seine Augen gewöhnten sich allmählich an die Finsternis hier unten und er konnte den bleichen Schemen neben Zetsus Silhouette am Boden ausmachen. Bei dem Größeren angekommen ließ Sasori das Seil los. Rasch kniete er sich neben den Schemen, der nun als Deidaras Haar und Gesicht erkennbar wurde. „Deidara, hörst du mich?“, fragte er bestimmt, während er an seinem Hals nach dem Puls tastete. Sein Schüler reagierte nicht, aber er lebte. Unter seinen Fingern spürte er das schwache Pochen der Halsschlagader. „Dann müssen wir ihn wohl tragen“, kommentierte Zetsu die Situation und hockte sich neben Sasori. Behutsam richteten sie den Blonden auf und verfrachteten ihn auf den Rücken des Grünhaarigen. Mit dem Ende des Seils banden sie ihn fest, brauchte Zetsu beide Hände zum Klettern. Sasori erklomm zuerst den Abhang und hängte sich oben angekommen Deidaras Bogen samt Köcher über die Schulter. Im matten Mondlicht musterte er seinen Schüler, nachdem Zetsu ihn erreicht hatte und das Seil löste. Deidaras Kleidung war teilweise zerrissen und er hatte Verletzungen von dem Sturz davon getragen. Doch wie schlimm es war wirklich war, würden sie erst sagen können, wenn sie ihn im Haus richtig untersuchen konnten. Zügig schritten die Krieger zwischen den Nadelbäumen hindurch. Als endlich das Onsen in Sicht kam, machte sich Erleichterung in Sasori breit. Inzwischen war es ziemlich spät und nur noch im Wohnzimmer brannte eine Öl-Lampe. Vermutlich Konan und Yahiko. Die Blauhaarige hatte ihnen wohl auch die Lampe in den Flur gestellt, die Sasori nun ergriff, um den Weg durch das Haus und hinauf in Deidaras Zimmer zu erhellen. Dort legten sie Deidara vorsichtig auf dem Futon ab. Endlich konnte er die Verletzungen richtig sehen. Ohne Umschweife begann er, dem Blonden die Kleidungsfetzen abzustreifen. Nur den Fundoshi ließ er ihm. „Der sieht schlimm aus“ brummte Zetsus dunkle Stimme hinter ihm. Und er hatte Recht. Eine bösartige Schürfwunde zog sich über Deidaras rechten Ellenbogen. An seinem anderen Oberarm hatte etwas Scharfkantiges ihm eine schwere Verletzung beigebracht. Tiefe Schnitte verunstalteten die Handinnenflächen. Der Rest seines Körpers war mit kleinen Schürf- und Platzwunden bedeckt, doch das von Blut verkrustete Haar bereitete ihm die größte Sorge. Konan betrat das Zimmer und kniete sich neben Sasori. „Was ist passiert?“, fragte sie leise. „Ist gestürzt“, murmelte Sasori. In seiner Stimme schwang ein kaum merkliches Beben mit. „Wir brauchen Wasser und Verbandszeug. Habt ihr Heilkräuter?“ Während er sich erhob, wartete er ungeduldig auf eine Antwort. Konan sah ihm durchdringend in die Augen. „Hol Wasser und einen sauberen Lappen. Ich hole die Verbände. Und Zetsu?“ Sie wandte sich ihm zu. „Kannst du uns bitte deine Paste aus Heilkräutern machen?“ „Es ist Nacht, ich bin müde“, knurrte die raue Stimme des Angesprochenen. Einen Herzschlag später gab die helle Seite allerdings nach. „Natürlich.“ Damit verließ Zetsu das Zimmer. Sasori folgte ihm, um das Wasser zu holen. Auf dem Weg hinaus zum Brunnen kam ihm Yahiko entgegen. Undeutlich hörte er noch, wie er Konan seine Hilfe anbot. Sasori verschwendete keine Zeit und kam nur Minuten später mit eine Eimer Wasser und einem Lappen wieder. Yahiko schien so lange auf den Blonden aufgepasst zu haben, zog er sich nun wortlos zurück. Sasori war das nur recht, konnte er sowieso nicht helfen, weil alle Arbeiten bereits verteilt waren. Sorgfältig wusch er die Kruste aus Blut und Dreck von den Wunden. Diese begannen nun wieder zu bluten, doch es war notwendig, um Entzündungen zu vermeiden. Deidara musste viel Blut verloren haben. Andernfalls wäre er nicht bewusstlos. Den bereits verkrusteten Wunden zufolge war er spätestens mittags gestürzt. Bei einer einfachen Gehirnerschütterung wäre er bereits wieder wach gewesen. Konan kam mit den Verbänden zurück und ging Sasori zur Hand. „Er hat keinen Sonnenbrand“, murmelte er schließlich. Erst jetzt fiel Sasori dieses Detail auf, als er seinem Schüler ins Gesicht sah. Tagsüber beschien die Sonne diesen Abhang. Kein Baum wuchs dort, der Schatten spenden konnte. Deidara aber hatte ganz unten am Abhang neben hohen Felsen gelegen. Vielleicht war er zwischendurch erwacht und hatte sich in den Schatten geschleppt. „Er wird sich wieder erholen.“ Aufmunternd lächelte Konan ihn an. Erneut wurde die Tür aufgeschoben und Zetsu reichte Konan eine Schüssel. „So, das wars jetzt aber“, erklärte er mürrisch mit tiefer Stimme und zog sich endgültig in sein eigenes Zimmer zurück. Konan störte sich nicht an Zetsus Rückzug und trug die grünliche Paste bedächtig auf die Wunden, damit sie anschließend verbunden werden konnten. Die Verletzung am Hinterkopf war am schwersten zu versorgen, weil Deidaras langes Haar überall störte. Sasori hätte es ihm am liebsten abgeschnitten, doch er ließ es. Sein Schüler liebte sein Haar und würde es ihm sehr übel nehmen. Und zu zweit konnten sie die Aufgabe bewältigen. Nachdem alle Wunden verbunden waren und sie nichts mehr tun konnten außer zu warten, breitete Sasori die Decke über Deidara aus. „Ich räume die Sachen weg und hole dir etwas zu Essen.“ Dankend nickte er Konan zu, welche mit den Stofffetzen das Zimmer verließ. Nach kurzer Zeit stellte sie ein gut gefülltes Tablett neben ihm ab. „Ich habe für Deidara Wasser mitgebracht, wenn er wach wird“, erklärte sie. „Danke“, murmelte Sasori fast unhörbar. Er war niemand, der sich oft bedankte. Nun erschien es ihm jedoch angemessen für ihr Hilfe. „Keine Ursache“, erwiderte Konan freundlich. „Wenn sich sein Zustand verändert, sag Bescheid“, bat sie den Rothaarigen noch, ehe sie ihn mit Deidara allein ließ. Tief atmete Sasori durch. Endlich Ruhe. Doch mit der Ruhe kam nun auch die Angst, die er um Deidara hatte. Sein Gesicht wirkte so friedlich wie er unter der Decke lag, wäre da nicht der Verband, der seine Stirn verdeckte und stumm von den Verletzungen berichtete. Fest presste er die Kiefer aufeinander, um ein Zittern zu unterdrücken. Wie konnte der Blonde nur so leichtsinnig gewesen sein? Er hätte sterben können! Selbst jetzt noch könnte er den Verletzungen erliegen. Das Abendessen von Konan rührte Sasori nicht an. Allein der Gedanke, jetzt etwas zu essen, bereitete ihm Übelkeit. Wie konnte er etwas essen, wenn sein Schüler schwer verletzt war? Erst wollte er sich sicher sein, dass es diesem besser ging. Dann konnte er immer noch essen. Und solange würde er warten. Dabei hasste Sasori es, zu warten. Die Zeit rann zäh dahin wie dicker Honig. Er sollte sich beschäftigen. Sein Stahlseil zu Ende reinigen oder sein Katana pflegen. Irgendeine Betätigung für seine Hände. Doch egal, was er jetzt anfasste, würde ihm durch die Finger gleiten. Er konnte das Zittern seiner Hände nicht mehr unterdrücken. Warten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)