Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 101: Gescheiterte Verhandlungen --------------------------------------- „Nein.“ Yahikos graue Augen musterten Sasuke stoisch. Der rothaarige Daimyô verkniff sich ein genervtes Seufzen. Wie die anderen beiden Verhandlungspartner verzog er keine Miene. Aber dies führte zu nichts. Sasuke beharrte darauf, dass er Akatsuki von seinem Land vertrieb. Leistete er dieser Aufforderung Folge, verärgerte er die Rônin-Bande und sein Land könnte erneut Angriffsziel für selbige werden. Weiterhin hatte er keinen Einfluss auf Yahiko, der in wenigen Sätzen deutlich gemacht hatte, dass es keine Rolle spielte, wo Akatsuki lebte. Für ihre Aufträge war ihr Wohnort nicht relevant. Ebenso waren sie nicht auf Sasuke angewiesen. Es gab genug Einflussreiche in Japan, die hohe Summen bezahlten, um die Drecksarbeit an die Rônin abzugeben. Auch für Akatsuki war der Sitz auf Shikoku vorteilhaft. Gaara ließ sie in Ruhe im Gegenzug für die Ablehnung von Aufträgen, die sein Land involvierten. Dass Konan schwanger war und ein Umzug nicht in ihrem Sinne, wussten in dieser Verhandlungsrunde die wenigsten. Der Uchiha blieb jedoch eigensinnig und passte seine Forderungen nicht an. Er verlangte die bedingungslose Umsetzung seiner Wünsche zur Gewährleistung des Friedens zwischen ihren Reichen. Und mit der Vertreibung Akatsukis von Shikoku nicht genug, auch Deidara war eingeschlossen als ehemaliger Rônin und Mitglied dieser Bande. Gaara schmetterte diese Forderung jedoch ab mit der Erklärung, dass der Krieger offiziell zu seinen Untergegebenen gehörte und kein Grund bestand, ihn aus seinen Diensten zu entlassen. Einige Augenblicke herrschte eisiges Schweigen. Der Rotschopf ließ seinen Blick schweifen. Wie zuvor wurde Sasuke nur von Suigetsu, Jûgo und Karin begleitet, die ihn flankierten. Akatsuki dagegen war beinahe vollständig. Lediglich Kisame und Itachi fehlten. Gaara war sich sicher, dass diese Verhandlung eskaliert wäre, würde der ältere Uchiha anwesend sein. Kurz verweilte sein Blick bei den beiden jüngsten Mitgliedern von Akatsuki. Zabuza und Haku. Hätte Deidara ihm nicht versichert, dass es sich bei letzterem um einen Mann handelte, er hätte den Schwarzhaarigen für eine Frau gehalten. Gaara sah zu seiner Ehefrau. Sakura verhielt sich während der gesamten Verhandlung sehr schweigsam. Vermutlich lag es daran, dass die Môri bisher nicht erwähnt worden waren. General Hizashi sowie Neji und Kiba saßen zu Sakuras Rechten. Shikamaru hatte links von ihm Platz genommen. Deidara lümmelte wie beim letzten Mal in seinem Stuhl und schien diese ganze Diskussion mit seiner zur Schau gestellten Langenweile zu verspotten. Sasuke erhob schließlich seine Stimme. „Ich schlage einen Tausch vor.“ Jadefarbene Augen richteten sich erneut auf sein Gegenüber. „Fahrt fort, Sasuke-dono.“ War Sasuke doch bereit, ihnen ein wenig entgegen zu kommen? Gaara glaubte jedoch nicht, dass ihm gefallen würde, was auch immer Sasuke ihm anbieten wollte. „Ich lade einen Eurer engsten Vertrauten ein, dauerhaft in meiner Burg zu leben. Im Gegenzug wird einer meiner Vertrauten Euer Gast werden.“ Zwar umschrieb Sasuke seinen Wunsch geschickt, doch Gaara wusste, was diese Gäste tatsächlich waren. Geiseln. Sollte einer den Vertrag brechen, würde die Geisel leiden. Gaara konnte sich unmöglich sicher sein, wie viel dem Schwarzhaarigen seine engsten Vertrauten bedeuteten. Familienangehörige hatte er nicht mehr. Sasuke könnte ihnen jemanden geben, der wichtig wirkte, aber der ihm nichts bedeutete. Im Gegenzug hätte er freie Hand, während Gaara um seinen Angehörigen bangen musste. „An wen denkt Ihr?“, fragte er ruhig nach, zeigte sich zumindest bereit zuzuhören. Er wollte so viele Informationen wie möglich erhalten, bevor er eine Entscheidung fällte. Sasuke ließ sich einige Herzschläge Zeit, ließ die unangenehme Spannung wirken, die sie einhüllte wie die stehende Luft dieses heißen Sommertages. „Eurer liebreizenden Frau, Sakura, würde es bei mir sehr gut gehen“, gab Sasuke schließlich seine Gedanken preis. Gaara konnte in den schwarzen Augen nicht erkennen, ob er sie begehrte oder ob er lediglich versuchte, seinen größten Schwachpunkt zu finden. Doch sie schien nicht die einzige zu sein, an der Sasuke Interesse zeigte. Sein Blick wanderte weiter über Shikamaru und schließlich zu Deidara. „Oder Ihr überlasst mir Deidara.“ Der Blonde brach in schallendes Gelächter aus. Gaaras Gedanken rasten derweil. Ahnte Sasuke, in welchem Verhältnis sie zueinander standen? Oder wollte er den ehemaligen Rônin haben, damit Orochimaru Rache üben konnte? Warum er Sakura vorschlug, ergab Sinn. Die eigene Ehefrau gab man nur sehr ungern in die Hände eines anderen. Man würde sich definitiv an den Pakt halten. Aber ausgerechnet ein Krieger, der noch nicht einmal einen hohen Rang inne hatte? Dahinter steckte definitiv mehr. Gaara äußerte sich nicht zu der Wahl, sondern stellte eine Gegenfrage: „Wen wollt Ihr mir im Gegenzug als Gast in meine Burg schicken?“ „Suigetsu.“ Die Antwort kam zügig. Er musste sich darüber bereits Gedanken gemacht haben. Allerdings wusste der Weißhaarige dem Anschein nach nichts davon. In seinen Gesichtszügen erkannte Gaara Überraschung. Er holte Luft, um sich zu der Entscheidung zu äußern, da hob Sasuke Hand und gebot ihm zu schweigen. „Das ist eine Falle“, mischte sich Zabuza mit tiefer Stimme erstmalig in die Verhandlung ein. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf den großen Mann, der beinahe die Hälfte seines Gesichts hinter Verbänden verbarg. „Suigetsu und sein Bruder Mangetsu waren Schüler von mir, bevor ich meinen Herrn verlor.“ Die kalten Augen Zabuzas erfassten den Weißhaarigen. „Suigetsu war schon immer ein redseliger Nichtsnutz. Was ist mit deinem Bruder geschehen? Hat er sich für dich geopfert? Er war sowieso zu nett zu dir und hat dich verhätschelt.“ Suigetsu fuhr von seinem Stuhl hoch. „Mein Bruder…“ „Es reicht!“, schnitt Sasuke seinem Untergebenen hart das Wort ab. Doch es war zu spät. Gaara hatte Informationen sammeln können. Zabuza kannte Suigetsu also. Seine Zeit als Lehrer des jungen Mannes mochten Jahre zurücklegen, aber das grundlegende Verhalten eines Menschen änderte sich nur selten drastisch. Diese Aussage verstärkte Gaaras Befürchtung, dass Sasukes Untergebene nur als Schachfiguren eingesetzt wurden, um sein Ziel zu erreichen. Sasukes Groll schien nun geweckt und richtete sich gegen Akatsuki. Also musste an Zabuzas Worten etwas Wahres sein. „Würdet Ihr mir meinen Bruder aushändigen, wäre mein Interesse an Euch nichtig und Ihr könntet Eurer Wege ziehen.“ Yahiko rieb sich über die Nasenwurzel. Er machte den Eindruck, als versuche er in einer sinnlosen Diskussion mit einem störrischen Jungen seine Fassung zu wahren. „Es ist Itachis freie Entscheidung, bei uns zu bleiben.“ „Dann schickt ihn weg“, forderte Sasuke bestimmt, woraufhin Yahiko ein weiteres Mal verneinte, ohne jede Erklärung. Man merkte, wie wenig Erfahrung Sasuke in politischen Geschicken hatte. Er war nicht in die Rolle des Daimyô hineingewachsen. Man hatte ihn hineingestoßen, aber er war nicht bereit dafür, würde es vielleicht nie sein. Seine Denkweise war zu gradlinig und starr. Außerdem fehlte ihm die nötige Reife, besonnen Entscheidungen zu fällen. „Lasst uns die Verhandlung unterbrechen, unsere Gemüter kühlen und über das Angebot nachdenken“, schlug Gaara vor. „Morgen kommen wir erneut zusammen und fällen eine Entscheidung.“ Er blickte zu Yahiko. „Ich denke nicht, dass Eure Anwesenheit weiter notwendig ist. In den aktuellen Prozess sind lediglich noch Nagoya und Shikoku involviert.“ Der orangehaarige Krieger nickte zustimmend. Alle Parteien erhoben sich von ihren Stühlen. Sasukes Blick bescherte Gaara ein eisiges Gefühl. Würden sie überhaupt zu einer friedlichen Lösung kommen? Allmählich schwand seine Hoffnung. Nach der formellen Verabschiedung zogen sie sich in ihre jeweiligen Unterkünfte zurück. Gaara musste sich mit seinen Generälen, mit Sakura und Deidara beraten, wie sie vorgingen. Er wollte keinen der beiden der Schlange ausliefern, die hinter Sasuke die Fäden zog. Der nächste Morgen kam nach langen Stunden der Überlegungen viel zu schnell. Hoffentlich kamen sie heute endlich zu einem Abschluss, denn die Verhandlung zog sich zunehmend in die Länge. Der Aufenthalt in Sakai erschuf unnötig Kosten und sein Reich war angreifbarer im Augenblick während seiner unerwartet langen Abwesenheit. Akatsuki erschien wie vereinbart nicht, doch Gaara war sich sicher, dass sie noch in der Stadt verweilten. Seine gesamte Konzentration lag auf Uchiha Sasuke, der in diesem Augenblick mit seinem kleinen Gefolge eintraf. Die Begrüßung lief höflich und routiniert ab. Anschließend nahmen sie auf den vorbereiteten Stühlen Platz. „Zu welchem Ergebnis seid Ihr gekommen, Gaara-dono?“, begann Sasuke ohne Umschweife. Gestern hatte er mit keinem Zucken gezeigt, dass ihm der Vorschlag nicht gefiel. Und nach reiflicher Überlegung war er zu einer Entscheidung gelangt. Er lehnte einen Geiselaustausch schlichtweg ab, da Sasuke nicht vertrauenswürdig genug war und ihm im Gegenzug keine entsprechende Geisel geben konnte. „Ich lehne Euren Vorschlag ab“, verkündete er ernst. „Ihr könnt mir keinen gleichwertigen Gast im Tausch gegen meine Ehefrau anbieten. Und Euer Interesse an Deidara ist von einer anderen Person motiviert. Bedenkt zudem, wie absurd Eure Forderung ist. Vor wenigen Tagen wurde er von Eurer Seite vergiftet. Ich werde Euch keinen meiner Untergebenen ausliefern und ein wertloses Pfand annehmen.“ Es mochte hart klingen, doch letztendlich waren Sasukes Untergebene nicht mehr als genau das, für ihn wertlose Geiseln. Sakura würde vermutlich überleben, aber alle auf seiner Seite waren sich einig, dass Deidaras Leben nicht mehr lange wehrte, wenn sie ihn an Sasukes Seite auslieferten. Zumal er seinen Liebsten nicht herausgab. Einmal mehr wurde ersichtlich, dass die Menschen, mit denen Sasuke sich umgab, noch weniger mit den politischen Ränkespielen vertraut waren als der Uchiha selbst. Karin blickte Gaara zornig an. „Wir sind nicht wertlos!“, widersprach sie und schwieg auch nicht trotz Sasukes eindeutiger Geste. „Unser Leben ist mehr wert als das dieses Mörders!“ Sie zeigte auf Deidara, der die junge Frau mit seinem provokanten Grinsen nur noch weiter reizte. Oh, der Blonde war überhaupt nicht dumm. Zwar hatte er auch reichlich Temperament, aber er wusste meistens, wann er seine Gefühle im Zaum halten musste oder wie er sie gezielt einsetzen konnte, um einen Menschen zu provozieren, so wie jetzt. „Und Ihr?“, sprach Shikamaru. „Wessen Leben habt Ihr bereits beendet?“ Karins Augen funkelten vor Zorn. „Wir töten keine Unschuldigen für Geld.“ Glaubte sie wirklich daran? Es gab mehrere Arten, Unschuldige umzubringen, auch ohne dafür Geld zu nehmen. Niemand auf Gaaras Seite schenkte ihren Worten Glauben. Orochimaru räumte auch Unschuldige aus dem Weg, wenn sie sein Ziel gefährdeten und er gehörte zu der zahlenden Fraktion. Doch offensichtlich war er gänzlich dazu übergegangen, sich seine eigenen Untergebenen heranzuzüchten, die ihm bedingungslos gehorchten. „Ihr habt bereits getötet für das, woran Ihr glaubt. Wo ist der Unterschied?“ Ruhig erwiderte Gaara den Blick aus den roten Augen. Gaara behauptete nicht, dass das, was Akatsuki tat, gut war. Doch ob man für Rache tötete oder um zu überleben, war eine Entscheidung des Glaubens. Was letztendlich verwerflicher war, sei dahingestellt. Sasuke erhob seine Stimme. „Wir haben eine Seite gewählt und verkaufen uns nicht an den Meistbietenden.“ Schwarze Augen bohrten sich warnend in Gaara. „Und Ihr solltet Euch mit Anschuldigungen zurückhalten, ohne Beweise vorlegen zu können.“ Der Rotschopf überging diese Warnung. Selbst ohne Beweise war sichtbar, dass man Deidara um jeden Preis töten wollte und aktuell kam nur eine Partei für diese Tat in Frage, Orochimarus Marionetten. Wie am Tag zuvor kochten die Gefühle allmählich hoch und verhinderten eine ernste Argumentation. „Sasuke-dono, ich erwarte Eure Antwort“, erinnerte Gaara an den Grund ihres neuerlichen Treffens. Angesprochener lehnte sich vor, stützte seine Ellenbogen auf den Knien ab und verschränkte die Finger ineinander. Nachdenklich betrachtete er den Rotschopf. „Dann wird es keinen Frieden zwischen Nagoya und Shikoku geben.“ Das hatte der junge Daimyô befürchtet. Anfangs hatte er wirklich Hoffnungen gehabt, die Verhandlungen könnten erfolgreich verlaufen, doch je länger er Sasuke beobachtete und analysierte, desto klarer wurde es. Der Uchiha wollte gar keinen Frieden. In seinen Augen brannte das Verlangen nach Krieg. „Ich bedaure Eure Kurzsichtigkeit“, erwiderte Gaara ruhig und erhob sich. „Meine Anwesenheit ist nicht länger von Belang. Ich wünsche Euch eine angenehme Heimkehr.“ In seinen jadefarbenen Augen spiegelte sich eine unausgesprochene Warnung wieder. Sollte Sasuke ihn angreifen wollen, durfte er keine Gnade erwarten. Sasuke lächelte kalt. „Seid achtsam, Gaara-dono. Nicht, dass einer Eurer kostenbaren Angehörigen zu Schaden kommt.“ Die Drohung schüchterte ihn nicht ein. „Meine Männer sind stark.“ Ein letztes Mal betrachtete er die gegnerische Seite. Der brennende Blick Karins fiel ihm auf, der Deidara wohl in Flammen setzen würde, wäre sie der Magie mächtig. Sie musste einen Grund haben, einen solch intensiven Zorn auf den Blonden zu hegen. Gaara hatte richtig entschieden, befand er für sich. Er hätte seinen Liebsten in den Tod geschickt nur für den Frieden. Auch er war wohl doch nur ein Mensch und kein Dämon, denn er konnte das nicht tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)