Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 77: Eigenheiten von Braut und Bräutigam ----------------------------------------------- „Wie wunderschön“, hauchte Sakura und betrachtete verzaubert den geschmackvoll angelegten Teich. Im klaren Wasser schwammen Kois ihre ruhigen Bahnen. Das Ufer wurde eingefasst von moosbedeckten Steinen, wucherndem Bambus und anderen Gewächsen wie Farnen und kleineren Pflanzen, die zwischen den Steinen ihren Platz gefunden hatten. Ein rotes Ahornbäumchen verlieh dem vielen Grün einen Farbtupfer. Dazu bot der kleine Wasserfall mit seinem leisen Plätschern eine entspannende Geräuschkulisse. Die steinerne Laterne erhob sich direkt neben den runden Trittsteinen, welche durch das flache Wasser führten. Auf diesem Weg gelangte man trockenen Fußes zu der kleinen Insel. Ein rot gestrichener Pavillon erhob sich dort. Sanft bog sich das Dach dem Himmel entgegen. Gaara trat auf den ersten, vom Wasser umgebenen Stein und hielt ihr seine Hand hin. „Eure Schönheit vervollkommnet den Anblick“, sprach Gaara. Das Kompliment trieb ihr die Röte auf die Wangen. Lächelnd ergriff Sakura die Hand des Daimyô und ließ sich über die Trittsteine zum Pavillon führen. Eine steinerne Bank erwartete sie dort, die zum Verharren einlud. Gaara gab ihre Hand frei und setzte sich auf die Bank. „Setzt Euch doch“, bot er ihr freundlich an. Mit einem Kopfneigen deutete sie eine ergebene Verbeugung an. In gebührlichen Abstand ließ sie sich neben Gaara nieder. Sakuras Blick schweifte über die herrliche Szenerie. Der junge Daimyô hatte eine gute Entscheidung für eine erste Annäherung getroffen. Allgemein war die Rosahaarige bisher sehr zufrieden. Seit Motonari ihr Gaara als Ehemann vorgeschlagen hatte, war sie nervös. Schließlich hatte sie den Mann zuvor noch nie gesehen. Vor Jahren war er einmal bei ihrem Onkel zu Besuch gewesen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte eine Krankheit sie an den Futon gefesselt. Inzwischen verstand sie aber, warum Motonari ihn ausgesucht hatte. Gaara war ein sehr zuvorkommender junger Mann. Und attraktiv obendrein. Beim Abendessen hatte sie ihn hoffentlich unauffällig beobachtet. Seine Worte waren stets gut gewählt. Zugleich strahlte er das Selbstbewusstsein eines Herrschers aus. Motonari hatte ihr erzählt, dass Shikoku ein wohlhabendes und starkes Reich war. Eine Allianz zwischen ihnen war für beide Seiten vorteilhaft und hielt machthungrige Daimyô davon ab, ihre Finger nach dem Besitz der Môri auszustrecken. Gaara hatte sogar den alten Daimyô Orochimaru in die Flucht geschlagen. Es kursierten Gerüchte, dass die berüchtigte Rônin-Bande Akatsuki einen gewissen Teil dazu beigetragen hatte. Jedoch schien er mit dem Emporkömmling Uchiha Sasuke Differenzen zu haben. Motonari und auch sie selbst vermuteten, dass dieser absichtlich Interesse an ihr bekundet hatte, um Gaaras Pläne zu durchkreuzen. Sakura wollte aber keinen Mann, der sich auf dubiose Art und Weise fremde, oder in diesem Fall verwaiste, Besitztümer angeeignet hatte. Besondere Achtsamkeit war angebracht, da selbige in Orochimarus Hand gewesen waren. Dieses Umfeld war nicht stabil. Gaaras Familie hingegen existierte seit Jahrhunderten und bot deutlich mehr Sicherheit. „Wie gefällt es Euch in Matsuyama?“, fragte der Rotschopf. Obwohl Gaaras Blick ruhig auf ihr lag, hatte Sakura das Gefühl, er wolle bis in ihre Seele tauchen. Sein Interesse an ihr schien ehrlicher Natur und das gefiel ihr. „Es ist schön hier, ähnlich wie in Hiroshima“, erklärte Sakura lächelnd. Dieser Fakt würde ihr helfen, sich an die neuen Menschen zu gewöhnen. „Sicherlich wird es noch mehr geben, was Euch helfen wird, Euch einzuleben, wenn wir…“ Gaara schien mit sich zu hadern, den Satz zu vollenden. „…verheiratet sind?“, schlug Sakura als Ende vor und lächelte. Zustimmend nickte der Rotschopf. Ob er auch aufgeregt war, so wie sie? „Mit einem so aufmerksamen Mann an meiner Seite wird mir die Eingewöhnung leicht fallen“, erklärte die Rosahaarige freundlich. „Es wird mir eine Freude sein, Euch dabei behilflich zu sein, Sakura-san.“ Erneut zauberte Gaara ein Lächeln auf ihre Lippen. „Darf ich Euch eine private Frage stellen?“ Wieder verharrte der Blick aus den jadefarbenen Augen intensiv auf ihr. Aufgeregt hüpfte ihr Herz. „Ihr dürft.“ Verhalten neugierig wartete sie nun darauf, dass Gaara preisgab, was ihn interessierte. „Welchen Neigungen geht Ihr gern nach?“ Sakura nahm sich einen Augenblick Zeit, um darüber nachzusinnen, was sie dem Daimyô schon verraten konnte und entschied sich, keine Geheimnisse aus ihren Vorlieben zu machen. Irgendwann würde Gaara es sowieso herausfinden. „Die Teezeremonie bereitet mir Freude. Außerdem lese ich gern Geschichten, unter anderem über die Götter.“ Der Rotschopf schien einen erfreuten Eindruck zu machen, soweit sie seine Mimik beurteilen konnte, denn er war mit selbiger äußerst sparsam. „Dann teilen wir die Freude an der Teezeremonie“, erklärte Gaara. Sakura lächelte. Es war schön zu hören, dass ihr Zukünftiger wenigstens ein Interesse mit ihr teilte. „Lest Ihr auch Gedichte?“, hakte Gaara nach. Bestätigend nickte die Rosahaarige. „Manchmal schreibe ich selbst welche“, fügte sie hinzu. „Ich würde gern einmal eines Eurer Gedichte lesen. Bestimmt sind sie ebenso lieblich wie Ihr es seid.“ Scheu lächelnd senkte Sakura ihren Blick. Gaara wusste die Komplimente richtig in eine Unterhaltung zu streuen. „Ich würde mich glücklich schätzen, wenn Ihr eines von meinen Gedichten lest.“ Allerdings befanden selbige sich in Hiroshima. Ihr Hab und Gut wurde erst im Anschluss an die Hochzeit nach Matsuyama gebracht. Einmal mehr wanderte Sakuras Blick über die Wasseroberfläche und beobachtete einen besonders großen Koi, der nah am Pavillon vorbei schwamm. „Habt Ihr in der Burg auch einen Kräutergarten?“, fragte sie schließlich. Sie hoffte sehr auf eine positive Antwort, wäre es schade, könnte sie sich nicht mehr um Kräuter und Heilpflanzen kümmern. „Ihr interessiert Euch für Kräuter?“ Obwohl sie innerlich nun etwas unsicher war, wie er diese Neigung wohl aufnahm, bestätigte sie seine Frage. „Ich habe in Hiroshima einen kleinen Garten. Dort kümmere ich mich um Kräuter und Heilpflanzen“, erklärte Sakura. „Die Heilkunde ist ein Gebiet, welches mich sehr interessiert.“ Sie wusste, dass es sich für eine Frau ihres Standes nicht gehörte, mit den Fingern in der Erde herumzuwühlen, aber ihr machte die Gartenarbeit Spaß. Der Arzt ihrer Familie hatte ihr schon viel über die heilende Wirkung einiger Pflanzen erzählt und wie man sie einsetzte. Wäre es ihr erlaubt, würde sie gern bei einem Heiler in die Lehre gehen. Kurz weiteten sich Gaaras Augen, dann verschwand die Überraschung wieder aus seinem Gesicht. „Eine ungewöhnliche Vorliebe“, gestand er. Sakura sah auf ihre Finger hinab. Vielleicht hätte sie darüber doch noch schweigen sollen. Wollte Gaara keine Braut, die sich lieber die Finger im Garten schmutzig machte als ein Instrument zu spielen? Es wäre ihre Schuld, wenn er die Hochzeit nun ablehnte. „Einen Kräutergarten gibt es in der Burg noch nicht, aber wir finden bestimmt einen Platz, wo Ihr einen anlegen könnt.“ Erstaunt sah die Rosahaarige auf. Gaara störte sich nicht an ihrer außergewöhnlichen Vorliebe? Dankbar lächelte sie. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. „Vielen Dank.“ Der Daimyô wurde ihr zunehmend sympathischer. Aber eine Sache rumorte in ihrem Hinterkopf. Gerüchte waren ihr zu Ohren gekommen, dass Gaara eine seltsame Fähigkeit besaß. Eine Frage an ihren Onkel hatte ihr die Antwort gebracht. Angeblich konnte der Rotschopf Sand nach seinem Willen lenken. Für sie klang dies mehr nach einer Geschichte wie jene, die sie las. „Darf ich Euch auch eine persönliche Frage stellen?“ Ihre Neugier gab ihr den Mut, die Wahrheit herausfinden zu wollen. Da sie nun zugegeben hatte, keine perfekte Braut zu sein, war es für Gaara vielleicht auch im Bereich des Möglichen, ihre Frage nicht als Beleidigung aufzufassen. „Natürlich.“ Die Rosahaarige suchte bewusst Blickkontakt. „Ich habe Gerüchte gehört, Ihr beherrscht eine …besondere Fähigkeit?“ Gaara sah sie weiterhin an. In den Jadeaugen glomm keine Verärgerung. „Ihr habt richtig gehört.“ Sakura konnte ihre Verwunderung nicht gänzlich unterdrücken. Diese Geschichte entsprach der Realität? Ihre Fantasie reichte offenbar nicht aus, um sich bei einem normalen Menschen eine übernatürliche Kraft vorstellen zu können. „Ich möchte ehrlich zu Euch sein“, sprach Gaara weiter. „Seit meiner Geburt kann ich dem Sand meinen Willen aufzwingen. Es besteht allerdings kein Grund zur Beunruhigung. Ich habe diese Fähigkeit unter Kontrolle und setze sie lediglich im Kampf oder bei einem Notfall ein.“ Sakura war beeindruckt, wie souverän Gaara mit seiner Fähigkeit umging. Denn sie war alles andere als gewöhnlich. Ob er in jungen Jahren Schwierigkeiten gehabt hatte? Kinder konnten so grausam sein. Als sie klein gewesen war, hatten die anderen Kinder sie oft gehänselt wegen ihrer hohen Stirn. Oft war sie weinend in den Schoß ihrer Mutter geflohen. Wie schwer es da erst für Gaara gewesen sein musste? Aber ein Daimyô musste stark sein, selbst wenn seine merkwürdige Begabung zwischenmenschliche Probleme verursachte. Diese Charakterstärke machte ihn nur begehrenswerter. „Ich danke für Eure Ehrlichkeit“, sagte sie schließlich sanft und zeigte ihr Lächeln. Sakura würde mit dieser Fähigkeit zu leben lernen. Das war wohl das Mindeste, nachdem Gaara ihre Neigung zu Kräutern akzeptierte. Außerdem hatte er erwähnt, dass er den Sand nicht im Alltag benutzte. Sie würde die Fähigkeit also nicht allzu bald zu Gesicht bekommen. Ihr blieb genug Zeit, sich mental darauf vorzubereiten. Gaara erhob sich und streckte ihr seine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. „Lasst uns zurückkehren. Euer Onkel wartet sicher bereits auf Euch.“ Vermutlich hatte der Daimyô Recht. Zu lange sollten sie nicht alleine bleiben, damit keine falschen Eindrücke entstanden. Sie ließ sich aufhelfen und über die Trittsteine zurück auf den gewundenen Kiesweg führen. Gemächlich schritt Sakura an Gaaras Seite zurück zum Eingang des Gartens. Nahe des roten Torbogens wartete ihr Diener auf sie, den sie zurückgelassen hatte. „Der Spaziergang war sehr schön“, gestand sie lächelnd. „Das freut mich zu hören. Ich wünsche Euch einen angenehmen Nachmittag, Sakura-san.“ Eine Verabschiedung folgte und Gaara entfernte sich von ihr. Glücklich sah sie dem Rotschopf nach. Motonari hatte wirklich einen tollen Mann ausgesucht. Langsam setzte nun auch Sakura sich in Bewegung, gefolgt von ihrem Diener. Während sie sich dem Hauptgebäude der Burg näherte, glitt ihr Blick neugierig umher. Hier würde sie also ihr restliches Leben verbringen. Der Gedanke war inzwischen gar nicht mehr ängstigend. Ihre Familie würde sie nur noch selten sehen, das war schade. Aber bestimmt durfte sie ihnen ab und an einen Besuch abstatten. Sakura hielt inne, als sie jemanden auf der Mauer bemerkte. Wie konnte man sich dort halten? Der geziegelte Abschluss der Mauer war eine nicht ungefährliche Sitzgelegenheit. Langes, blondes Haar wehte leicht im Wind. Von hier aus war es Sakura nicht vergönnt zu erkennen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte. Allerdings vermutete sie einen Mann, hatte eine Frau auf dem Wehrgang, geschweige denn auf der Mauer, nichts zu suchen. Ein Samurai war zu pflichtbewusst, um auf solch müßige Art seinen Tag zu verbringen. Vielleicht war es irgendein Stallknecht, der sich von seiner Arbeit davon gestohlen hatte und den eine Strafe erwartete, sobald man ihn entdeckte. Sie beschloss, sich nicht weiter mit diesem Burschen zu beschäftigen und setzte ihren Weg zum Gebäude fort. ________________________________ Ich garantiere nicht dafür, dass Sakura in character ist. Mit ihrem Charakter hab ich so gar nichts am Hut. Aber ihr Innenleben und ihre Beweggründe werden im späteren Verlauf noch wichtig. Daher werdet ihr ihre Sichtweise nicht zum letzten Mal erleben ;3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)