Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 76: Die perfekte Braut ------------------------------ Maki hatte ihm soeben die Reaktion vom Môri-Daimyô übergeben. „Du kannst gehen“, wies Gaara sie an. Sobald er allein in seinem Arbeitszimmer war, öffnete er das Schreiben und las die Zeilen. Eigentlich sollte der Rotschopf sich freuen, dass Môri Motonari sein Einverständnis begrüßte und die Einladung in seine Burg annahm. Für Gaaras Reich war die Hochzeit vorteilhaft, aber sie kollidierte auf privater Ebene mit seinen Gefühlen. Damit musste er fertig werden. In ein paar Tagen lernte er Sakura also kennen. Eigentlich machte es keinen Unterschied, denn die Hochzeit fand sowieso statt. Weder er noch Motonari würden von dem Vorhaben abweichen, wenn nichts Gravierendes in den nächsten Tagen passierte, was ihre Meinung ändern könnte. Und die junge Frau besaß kaum Mitspracherecht. Außerdem wäre es dumm von ihr, Gaara zurückzuweisen, war sie als seine Frau für den Rest ihres Lebens finanziell abgesichert und durfte einen hohen Lebensstandard erwarten. Von dem Hyûga-Oberhaupt hatte er vor ein paar Tagen bereits eine Antwort zu seinem Vorschlag erhalten. Der Clan war einverstanden mit Kankurô als Hanabis zukünftiger Ehemann. Somit war dieses Problem auch geklärt. Leise seufzte Gaara. Er hoffte, dass seine Beziehung zu Deidara nicht instabil wurde, wenn der Blonde Sakura gegenüber stand. Für seinen Krieger würde es ebenso schwer werden wie für ihn selbst, nur standen sie an verschiedenen Stellen. Gaara musste den Spagat zwischen Deidara und Sakura meistern, obwohl er eigentlich nur mit ersterem wirklich zusammen sein wollte. Deidara dagegen musste ihn mit einer Frau teilen. Ihre Hochzeit bot Gaara eine gewisse Stütze, obwohl sie ein Geheimnis war. Ihre Beziehung war wie ein Schatz, den er im Meer gefunden hatte und nun vor den Augen der Welt verbarg, damit niemand diese Kostbarkeit aus seinen Fingern reißen konnte. Gaaras Gedanken wanderten weiter zu ihrer Hochzeitsnacht. Unweigerlich stieg Wärme in ihm auf. Sein Geist war noch ganz vernebelt von den ausgiebigen Eindrücken, dem vielen Neuen und dem beinahe beängstigend starken Verlangen, welches unglaublich schwer unter Kontrolle zu halten war. Einerseits war die Tatsache etwas erschreckend, wie viel Vorbereitung es brauchte, um mit einem Mann zu schlafen, andererseits empfand Gaara es als sehr großen Vertrauensbeweis, dass Deidara mit ihm auf diese Weise das Nachtlager teilen wollte, obwohl er gar keine Erfahrung gehabt hatte. Jetzt noch zu liegen, den Blonden in seinen Armen zu halten, noch in ihm zu sein, erfüllte ihn mit tiefer Harmonie. Das Gefühl von Glück floss in seinen Adern. Einmal mehr zeigte Deidara ihm seine sanfte Seite, die nur er zu sehen bekam und die er genauso schätzte wie die rauen Kanten. Allmählich wurde Gaara jedoch müde und so nackt war es auch ein wenig kühl. „Deidara…“, begann er leise, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als er jedoch keine Reaktion erhielt, stemmte er sich etwas hoch. Ein musternder Blick in Deidaras entspanntes Gesicht weckte eine Vermutung. Gaara lauschte auf den gleichmäßigen und tiefen Atem. Deidara war eingeschlafen. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. Manchmal war er wirklich niedlich. So bleiben konnten sie aber nicht. Möglichst vorsichtig zog Gaara sich aus ihm zurück. Zwar brummte der Blonde leise, aber er wachte anscheinend nicht auf. Eine notdürftige Säuberung folgte, dann breitete Gaara die Decke über sie. Dicht schmiegte er sich wieder an Deidara und legte seinen Arm um den warmen Körper. Dieses Mal musste er nicht bei Sonnenaufgang aufstehen, um rechtzeitig in seinen Gemächern zu sein. Niemand betrat ohne seine Aufforderung die Räume. Aber reagierte er gar nicht, würden die Diener nachschauen, weil sie sich sorgten. Nun blieben ihnen am Morgen noch ein paar Augenblicke. Zufrieden seufzend schloss Gaara seine Augen und gab sich seiner Müdigkeit hin. Erst am Abend des nächsten Tages hatte Deidara ihm von den Verletzungen erzählt, die auftreten konnten, wenn man unvorsichtig vorging. Sorge war in ihm aufgekommen. Hatte er Deidara aus Versehen verletzt? Auf seine Fragen beruhigte der Blonde ihn, dass alles in Ordnung war. Er hatte ihn lediglich informieren wollen. Und mit den darauf folgenden Worten war Gaara ein weiteres Mal die Röte ins Gesicht geschossen. Deidara wollte ihm demnächst noch zeigen, wie intensiv sich der Beischlaf umgekehrt anfühlen konnte. Nachdem der Blonde ihm in ihrer Hochzeitsnacht verdeutlich hatte, wo man eindrang, hatte Gaara zuerst angenommen, er wäre derjenige, der unten liegen sollte. Diese Option hatte ihm Angst gemacht, war er völlig unwissend gewesen. Inzwischen konnte er sich schon eher vorstellen, Deidara seinen Körper zu überlassen. Allerdings fühlte Gaara sich noch nicht ganz bereit, diesen Schritt zu gehen. Daher war er dem Blonden dankbar, dass dieser ihn nicht drängte. Widerwillig löste der Daimyô sich schließlich von diesen intimen Gedanken. Es galt die Ankunft des Besuches vorzubereiten. Die Gästezimmer mussten vorbereitet werden, für Unterhaltung wollte gesorgt werden, besondere Speisen sollten ausgewählt werden und vieles mehr. Letztendlich ging es darum, den anderen Daimyô zu beeindrucken, ebenso seine zukünftige Braut. Gaara musste demonstrieren, wie wohlhabend Matsuyama und welche Vorteile sich bei einem Bündnis boten. All dies würde hoffentlich ausreichend von seiner Fähigkeit ablenken. Entweder wusste bei den Môri niemand davon, was problematisch werden könnte. Oder aber es war bekannt und wurde in Kauf genommen. Letzteres wäre Gaara lieber. Dann fiel die Erklärung weg, wenn sie davon erfuhren. Leichte Schmerzen pochten hinter seiner Stirn. Gaara schloss tief ausatmend die Augen, rieb über seine Schläfen. Noch immer hatte er ab und an leichte Kopfschmerzen. An den Angriff konnte er sich auch nicht erinnern, obwohl schon viel Zeit vergangen war. Es beunruhigte ihn, auf solch ein wichtiges Ereignis keinen unmittelbaren Zugriff zu haben. Sein Leibarzt hatte ihn untersucht, aber auch dieser war unsicher, ob seine Erinnerungen je wiederkehrten. Vielleicht sollte er seinem Körper etwas Ruhe gönnen. Der Rotschopf erhob sich und verließ sein Arbeitszimmer. Einige Tage später traf Môri Motonari mit seiner Nichte und seinem Gefolge ein. Matsuyamas Burg wurde von den abendlichen Strahlen der Sonne umschmeichelt und bot einen erlesenen Rahmen für die prunkvoll verzierte Sänfte der Môri. Stolze Samurai vervollständigten das Geleit. Einige Meter vor Gaara wurde die Sänfte behutsam auf dem Boden abgesetzt. Feierliche Stille wehte über den Innenhof der Burg. Nur das Scharren von Pferdehufen und das Flattern der Banner im seichten Wind waren zu hören. Hinter dem Rotschopf verharrten seine Geschwister sowie der General. Eine Handvoll seiner Krieger und Diener komplettierte den Empfang. Deidara befand sich nicht unter ihnen. So gern Gaara ihn nun in seiner Nähe hätte, er musste einen perfekten Eindruck erschaffen. Allein Deidaras Anblick würde Fragen aufwerfen, wirkte er nach wie vor mehr wie ein Rônin denn wie ein Samurai. Ein Diener öffnete die Tür der Sänfte und zog sich mit einer Verbeugung zurück. Heraus trat ein älterer Herr mit langem, dunklem Haar. Teure Gewänder hüllten die stattliche Gestalt ein. Ihm folgte eine zierliche Frau. Rosafarbenes Haar war zu einer komplizierten Frisur hochgesteckt. Sie trug einen prächtigen Kimono in Himbeerrot. Das Smaragdgrün ihrer Augen fand sich in Form von kleinen Blättchen auf ihrem Obi wieder. Die junge Frau glich einem zarten Kunstwerk oder einer Frühlingsblume, die ihre Blüten der wärmenden Sonne entgegen reckte. Höfliche Verbeugungen folgten auf beiden Seiten. Der Diener stellte seinen Herrn, Môri Motonari, und seine Nichte Haruno Sakura vor. Gaara konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass der Name hervorragend zu ihr passte. Motonari hatte nicht übertrieben, als er ihre Schönheit angepriesen hatte. Gaaras eigener Diener verkündete nun seinen Namen und stellte anschließend seine Familie vor. Erst danach erhob der Rotschopf selbst das Wort. „Motonari-dono[58], Sakura-san, es ist mir eine Ehre, Euch in Matsuyama willkommen zu heißen. Ich hoffe, Eure Reise war angenehm.“ Motonari antwortete ähnlich förmlich. „Wir danken Euch für Eure Einladung, Gaara-dono. Die Reise war ruhig.“ Nun, das war erfreulich. Gaara deutete ein verstehendes Nicken an. „Bitte, folgt mir.“ Eine einladende Handbewegung gebot seinen Gästen, sich ihm anzuschließen. Der Rotschopf führte sie ins Innere der Burg. Seine Familie sowie der General der Môri folgten ihnen. Im großen Foyer verharrte Gaara und wandte sich an Motonari und Sakura. „Meine Diener werden Euch zu den vorbereiteten Gästezimmern führen. Sicherlich möchtet Ihr Euch etwas frisch machen.“ Sein Blick wanderte kurz zu Sakura. Ein zurückhaltendes Lächeln glitt über ihre Lippen. Anscheinend hatte er richtig vermutet. Eine junge Frau wollte ihrem zukünftigen Gatten gefallen und eine Reise war immer anstrengend. Ein wenig Zeit, um wieder alles zu richten und vielleicht auch den Kimono zu wechseln, war also genau das Richtige. „Das Mahl wird bereits vorbereitet. Ihr werdet dann in den Speisesaal geführt.“ Motonari bedankte sich höflich. Anschließend begleitete besagter Diener sie zu den Gästezimmern. Weitere Diener würden sich um die Pferde, die Sänfte und die Unterbringung der Samurai kümmern. Kankurô trat neben Gaara. „Du hast wirklich Glück. Sie ist eine Augenweide“, sagte er leise, sodass nur der Rotschopf es hören konnte. Das schwere Seufzen verkniff der Rotschopf sich. Er wäre glücklich, müsste er Sakura nicht heiraten. Mit Freuden würde er sie an seinen älteren Halbbruder abtreten. Doch das war nicht möglich. „Hanabi wird sicherlich eine ebenso strahlende Schönheit. Sie muss nur noch erblühen“, erwiderte er aufmunternd. „Und bis dahin bin ich ein alter Mann.“ Das Brummeln seines Bruders war kaum zu hören. Gaara beschloss, nicht darauf einzugehen. Stattdessen wandte er sich nun auch an Temari und Shikamaru. „Wir sehen uns zum Abendessen“, sprach er. Kaum hatte er von allen die Zustimmung, wandte er sich ab und schritt in seine privaten Gemächer. Ein paar Augenblicke der Ruhe vor dem intensiveren Kontakt mit dem Môri-Daimyô und Sakura waren dringend nötig. Am liebsten hätte Gaara das Abendessen schon hinter sich. Dann könnte er sich auf seinem Futon niederlassen und sein Gesicht in Deidaras Haaren vergraben. Er hatte ihn gebeten, heute Nacht zu ihm zu kommen. Der Rotschopf brauchte seine Nähe mehr denn je und nicht nur, um Deidara zu zeigen, dass er ihm mehr bedeutete als seine zukünftige Braut, sondern auch um seine eigenen Nerven zu beruhigen. In der Nähe seines Kriegers konnte er sich entspannen und seinen Gedanken eine Pause gönnen. Wäre es nur schon Nacht. Das gemeinsame Abendessen konnte man wohl als angenehm bezeichnen. Die Speisen waren passend zur Jahreszeit gewählt und appetitlich arrangiert. Zudem wurden Delikatessen seines Reiches serviert. Dazu schenkte ein Diener köstlichen Sake aus. Langsam lockerte sich auch die Stimmung und das ein oder andere ungezwungene Gespräch kam zustande. Unauffällig beobachtete Gaara die junge Frau, welche sich vorrangig mit Temari unterhielt. Der Gedanke, dass sie schon bald verheiratet waren, erschien ihm schlichtweg seltsam. Sie war hübsch, das wollte er gar nicht abstreiten. Und aus den Gesprächsfetzen mit Temari hörte er heraus, dass sie eine gute Bildung erhalten hatte. Aber er betrachtete sie eher wie ein Kunstwerk. Es machte Freude, sie anzusehen. Jedoch sexuelle Lust weckte sie nicht in ihm. Das Mahl neigte sich allmählich seinem Ende und schließlich wandte Gaara sich an Sakura. „Darf ich Euch morgen zu einem Spaziergang im Garten einladen?“ Mit dem Môri-Daimyô war bereits besprochen, dass sie sich am kommenden Vormittag über die Details bezüglich der Hochzeit unterhielten, aber es sprach nichts dagegen, Sakura etwas kennen zu lernen, bevor sie den Bund der Ehe eingingen. Zartes Rosa legte sich auf ihre Wangen. Für einen Moment senkte sie schüchtern den Blick, dann lächelte sie. „Ihr dürft, Gaara-sama“, erklärte sie höflich. Bisher entwarf sie das Porträt der perfekten Braut. Hübsch, zurückhaltend, süß, gebildet und freundlich. Allgemein betrachtet war sie eine vortreffliche Wahl. Würde die Mutter seiner Geschwister noch leben, sie wäre sicherlich stolz auf ihn. Gaara bemühte sich ebenso, für sie einen begehrenswerten Mann darzustellen und eine gute Wahl für den Môri-Daimyô, war dessen finales Einverständnis ausschlaggebend für ihre Hochzeit. Aber wenn Sakura bis zu seinem Tod ein Teil seines Lebens war, wollte er auch unter ihre Oberfläche blicken. Vielleicht gab Sakura bei ihrem Spaziergang morgen bereits etwas von ihrem wahren Wesen preis. ______________________________ [58]-dono: „Fürst“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)