Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 67: Warten ------------------ Noch nie zuvor hatte Gaara so starke körperliche Schmerzen empfunden. Und nun war das beharrliche Pochen in seinem Kopf das erste, was ihn begrüßte. Allmählich sickerte Erschöpfung zu ihm durch. Er fühlte sich, als hätte er wochenlang nicht geschlafen und könnte nicht einmal mehr die Augen offen halten, geschweige denn, sich bewegen. Selbst seine Gedanken flossen zäh wie Sirup. Irgendwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Sie waren doch auf dem Weg nach Kochi gewesen… „Gaara?“, drang eine ihm wohlbekannte Stimme in seinen Geist. Deidara war bei ihm. Diese Erkenntnis erleichterte ihn. Nach zwei Versuchen gelang es ihm, die Lider zu heben und ihn anzusehen. Erleichterung und Besorgnis spiegelten sich in den Gesichtszügen des Blonden wider, der sich über ihn gebeugt hatte. Er wollte seinen Namen sagen, doch brachte nur ein Krächzen zustande. Seine Kehle fühlte sich ausgetrocknet an. Deidara schob vorsichtig seinen Arm unter seinen Kopf und hob ihn etwas an. Die Bewegung war ihm unangenehm, aber er verstand den Hintergrund, als ihm die Teeschale auffiel, die er ihm an die Lippen hielt. „Trink“, forderte der Krieger ihn leise auf. Langsam schluckte der Rotschopf die warme Flüssigkeit. Der Tee tat unheimlich gut, löschte er das Kratzen im Hals. Behutsam legte der Blonde seinen Kopf wieder ab und strich ihm über die Wange. „Ich bin erleichtert, dass du endlich aufgewacht bist, hm“, murmelte Deidara. Gaara wollte die Stirn runzeln, aber etwas verhinderte es. Unter Anstrengung konnte er seine Hand davon überzeugen, sich zu heben und darüber zu tasten. Seine Finger erfühlten Stoff. „Was… ist passiert?“, fragte er heiser. Jadefarbene Augen suchten Blickkontakt. Er war äußerst beunruhigt und die Befürchtung schwoll in ihm an, etwas sehr Wichtiges verpasst zu haben. Deidara griff nach seiner Hand und hielt sie in seinen. „Kabuto hat mit einigen Männern deine Eskorte angegriffen. Er hat dich angeschossen. Zum Glück war es nur ein Streifschuss. Aber du warst fast drei Tage bewusstlos, hm“, erklärte der Blonde und schluckte. Gaaras Augen weiteten sich. Er konnte nicht fassen, was Deidara ihm offenbarte. Sie waren angegriffen worden? Warum? Und wieso konnte er sich nicht daran erinnern? Kabuto lebte also noch? Hatte er nicht mit derselben Methode Deidaras Meister ins Jenseits befördert? Wie beängstigend musste der neuerliche Einsatz der neumodischen Waffe für ihn gewesen sein? Wenn er dem Blonden überhaupt so viel bedeutete wie es umgekehrt der Fall war. Die anschwellenden Kopfschmerzen zwangen ihn, seine Gedanken ruhen zu lassen. Gänzlich loslassen konnte Gaara jedoch nicht. „Wo bin ich?“, fragte er schließlich. „Und was ist… mit den anderen?“ Seine Ohren erfassten ein schweres Seufzen. „Ich weiß nicht, was mit den anderen ist. Ich habe Kabuto verfolgt, als er dich entführen wollte und habe ihn umgebracht.“ Gaara konnte nicht verhindern, dass er sich Sorgen machte um seinen General und seine Männer. Hoffentlich hatten alle den Angriff überlebt. Sie suchten bestimmt nach ihm. Aber warum wollte man ihn entführen? Die Fragen häuften sich mehr und mehr. Nach einer kurzen Pause fuhr Deidara fort. „Du bist jetzt bei Akatsuki, hm.“ Überrascht zwang der Daimyô seine Augen wieder auf. Er war bei Akatsuki? Das ergab keinen Sinn. „Aber… wieso?“ Deidaras Gesichtsausdruck zufolge war da auch noch irgendwas. Etwas, was er ihm hoffentlich sagen würde. „Weil ich es für sicherer hielt. Momentan weiß niemand, wo du bist. So kannst du dich erholen, ohne die Gefahr, dass Sasuke dich erneut angreifen lässt, hm.“ Kurz biss der Blonde sich auf die Unterlippe. Dann überwand er sich und sprach weiter. „Aber es wird da noch ein Problem geben. Außer Konan ist niemand sonderlich begeistert, dass du hier bist. Sie befürchten, dass du ihr Versteck verrätst, hm.“ Könnte Gaara die Stirn runzeln, hätte er es nun erneut getan. „Dazu… habe ich keinen Grund“, murmelte er müde. „Das habe ich auch gesagt, hm.“ Aber anscheinend glaubten sie Deidara nicht. Der Rotschopf konnte seine Augen nicht mehr offen halten. Immer stärker kroch die Müdigkeit in seinen Geist und zerteilte seine Überlegungen in zusammenhanglose Fetzen. Wieder spürte er Deidaras Hand sanft an seiner Wange. „Ruh dich aus, hm.“ Der liebevolle Unterton ließ seine Mundwinkel zu einem kaum sichtbaren Lächeln zucken. Augenblicke später war Gaara auch schon eingeschlafen. Als er das nächste Mal erwachte, fühlte er sich schon ein klein wenig besser, immer noch schwach und die Kopfschmerzen mahnten ihn, nichts zu überstürzen, aber es gelang ihm zumindest, sich mit Deidaras Hilfe aufzusetzen und eine Suppe zu essen, die er ihm gebracht hatte. Während er aß, begannen seine Gedanken erneut um die ganzen Probleme zu kreisen. Der Rotschopf kam sich wie aus dem Leben gerissen vor. Als habe man ihn für ein paar Tage einfach komplett in eine andere Welt gesteckt und nun ließ man ihn ohne Erinnerung oder Wissen in sein Leben zurücktaumeln. Hilflosigkeit rumorte in ihm. Ein Gefühl, das er hasste. „Warum hat Sasuke das getan?“ Seine Stimme war leise und nachdenklich. Ihm wollte kein Grund einfallen, warum der selbsternannte Nachfolger von Orochimaru ihn ausgerechnet entführen lassen sollte. Ihn umzubringen ergab viel mehr Sinn, wenn er den alten Daimyô rächen wollte – ob nun für Kabuto und Jûgo oder aus einem anderen Grund. Der Rotschopf sah Deidara von der Seite an, als sich der Arm um seinen Schultern leicht verkrampfte, mit dem er ihn stützte. Er wusste etwas. „Zetsu ist gestern wiedergekommen. Er hat herausgefunden, dass Sasuke deine Familie mit dir erpressen wollte, damit sie Akatsuki nicht mehr in Schutz nehmen und von Shikoku vertreiben. Es geht nicht mehr nur um die Rache an seinem Bruder. Zetsu ist der Ansicht, dass er sehr stark von Orochimarus ehemaligen Anhängern beeinflusst wurde, hm.“ Dass Akatsuki ihm nicht vertraute, konnte Gaara nachvollziehen, aber spätestens nach dieser Information war absolut verständlich, dass sie ihn nicht hier haben wollten und er für sie eine akute Gefahr darstellte. Gaara senkte seinen Löffel und lehnte seinen lädierten Kopf gegen Deidaras Schulter. Für ein paar Herzschläge schloss er die Augen und erlaubte der Überforderung die Oberhand zu gewinnen. Sasuke hatte ihn entführen wollen, weil er für das Reich wertvoll war. Niemand, der praktisch dachte, schützte eine Bande Rônin und riskierte das Leben seines Daimyô. Allerdings hätte er Orochimaru damals nicht besiegen können ohne die Hilfe von Akatsuki. In seinen Augen kam es Verrat gleich, sie jetzt quasi an Sasuke auszuliefern. Selbst wenn sie außerhalb der Gesellschaft standen. Für Gaara waren sie kein Abschaum. Sie waren Menschen wie alle anderen auch. Nur konnte nicht jeder das Glück haben, ein ehrliches oder zumindest akzeptables Leben zu führen. „Ich muss Kontakt zu meiner Familie aufnehmen“, murmelte er schließlich. Sie sollten sich keine Sorgen um ihn machen. Und vielleicht erhielt er dann auch Informationen, wie es Shikamaru und dem Rest der Eskorte ging. „Das geht momentan nicht“, erwiderte Deidara. „Zetsu ist schon wieder weg. Er will Informationen zu dem Überfall in Erfahrung bringen, hm.“ Hörbar atmete Gaara aus. Das beruhigte ihn nicht gerade. Ihm war bewusst, dass er seinem Körper Ruhe gönnen sollte. Aber sein Land brauchte ihn. Ein Körper ohne Kopf war zum Sterben verurteilt. Im Falle seines Todes würde Kankurô seinen Platz einnehmen, aber die Unsicherheit über seinen Verbleib würde erst einmal unweigerlich für eine Schwächung sorgen, die Feinde wie Sasuke ausnutzen könnten. „Ich sollte mich mit Yahiko unterhalten“, erklärte der Rotschopf schließlich und setzte sich wieder einigermaßen gerade hin, um seine Suppe zu Ende zu essen. Sie sollten sich zusammen eine Lösung für das Problem Sasuke überlegen. Außerdem war dessen Bruder bei Akatsuki. Vielleicht war das ein Vorteil, den man zu ihren Gunsten nutzen konnte. „Yahiko ist noch mit Itachi und Kisame unterwegs. Niemand weiß, wann sie wieder hier sein werden. Da sie aber schon eine Weile weg sind, kommen sie vermutlich in den nächsten Tagen irgendwann zurück, hm.“ Dann musste das offensichtlich auch warten. Gaara mochte es nicht, wenn so wichtige Dinge nicht zügig geregelt werden konnten. Wenigstens hatte er inzwischen eine Vorstellung, wer im Versteck war. Konan, sowie vermutlich Hidan und Kakuzu. Es sei denn, Akatsuki hatte neue Mitglieder, von denen er nichts wusste. Aber der Blonde hätte ihm doch sicherlich davon erzählt. Deidara nahm ihm die leere Schale samt Löffel aus der Hand und stellte das Geschirr beiseite. Der Blick aus dem azurblauen Auge jagte nahm ihn wie so oft zuvor gefangen. Gaara glaubte, er würde darin versinken und zugleich doch sanft umhüllt werden wie bei dem prickelnd kühlen Wasser des Meeres an einem heißen Sommertag. „Ich bin so froh, dass du lebst, hm“, hauchte Deidara. Unweigerlich huschte ein Lächeln über Gaaras Lippen. Diese Worte klangen herrlich in seinen Ohren. Er war dem Krieger wichtig und das bedeutete ihm sehr viel. Es war ein anderes Gefühl, für eine bestimmte Person wertvoll zu sein, auf privater Ebene. Zu wissen, dass es nicht um sein Amt ging, welches er ausführte, berührte ihn tief im Inneren. „Ich kann doch jetzt noch nicht sterben“, erwiderte er leise. Gaara wollte Deidara nicht allein lassen. Wer kümmerte sich um den Blonden, wenn er nicht mehr da wäre? So lange hatte der Krieger gebraucht, um wieder in sein Leben zurückzufinden, da konnte er ihn doch jetzt nicht verlassen. Außerdem genoss er die gemeinsame Zeit mit ihm zu sehr. Allmählich wurde ihm bewusst, dass er wirklich hätte tot sein können. Dann wäre für ihn alles vorbei gewesen. Wie es sich wohl anfühlte? War es wie einschlafen und nie mehr aufwachen? Was geschah mit seiner Seele? Sie würde wieder geboren werden, aber hatte er in der Zeit bis dahin noch Erinnerungsvermögen? Oder konnte er seine Umgebung wahrnehmen? Lebte er dann als Geist im Jenseits und kam zu O-bon in die Welt der Lebenden? Gaara sollte sich Einhalt gebieten. Er war am Leben. Was wirklich nach dem Tod kam, konnte niemand so genau sagen. Ein Gutes hatte dieser erzwungene Aufenthalt bei Akatsuki. Er musste sich weniger Gedanken darum machen, dass niemand ihr Verhältnis bemerkte, weil in diesem Anwesen deutlich weniger Menschen waren. Gaara hob eine Hand und schob sie unter das weiche Haar in Deidaras Nacken. Sanft zog er ihn näher, um ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss zu vereinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)