Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 57: Die Antwort ----------------------- Sie kehrten ohne die Landstreicher zurück. Deidara wunderte sich darüber nicht, den General schien es zu ärgern. Aber wenn selbst Zetsu Probleme hatte, die Gruppe zu finden, dann war es nicht erstaunlich, dass Shikamaru versagte. Katô Dan sollte in Kochi und seiner Umgebung aufmerksam sein. Mehr konnte man momentan kaum tun. Deidara wusste, wie man gut verschwinden konnte. Jede Ansammlung von Hütten meiden, sich von dem ernähren, was die Natur hergab und nicht lange an einem Fleck verweilen. In dem Punkt waren die Samurai manchmal ein wenig hinterher. Doch der Blonde hatte sich dazu nicht geäußert. Stieß er die anderen darauf, dass sie auch mal die Wälder durchforsten sollten, wagten sie sich vielleicht doch noch in den Geisterwald und dann würde Akatsuki von dort weg gehen. Außerdem rechnete er den Rônin deutlich größere Chancen zu, Sasuke und seine Begleiter zu finden. Deidara würde lediglich warten müssen, bis Zetsu bei ihm vorbei schaute. Ob Shikamaru berichtete, dass er ihm den Gehorsam verweigert hatte, war Deidara egal. Bei einem privaten Gespräch wurde ihm aber klar, dass Gaara von der Befehlsverweigerung nichts zu wissen schien, sondern nur an Akatsuki interessiert war. Der Daimyô stellte sich allerdings ein wenig geschickter an als der General. So strategisch begabt Shikamaru war, wenn er alles wissen wollte, dann würde er auch in Zukunft noch das ein oder andere Mal auf Granit beißen. Aus Gaara hörte man den Politiker heraus. Es ging ihm nicht direkt darum, wissen zu wollen, wo Akatsuki war. Ihm schien Deidara als Kontakt zu ihnen auszureichen. Schließlich hatte er ihnen gestattet, sich auf Shikoku aufzuhalten. Da war eine Kontrolle für ihn wenig notwendig, solange sich beide Seiten an ihren Teil der Abmachung hielten. Gaara ließ lediglich eine leise Warnung durchdringen, dass die Bande sich nicht gegen ihn wenden sollte. Nach diesem Vorfall trug sich nichts Aufsehenerregendes mehr zu. Die kühleren Wintermonate zogen ins Land, von Sasuke und seinen Begleitern fehlte weiterhin jede Spur. Gaara hatte seinem General angeordnet, Akatsuki in Ruhe zu lassen und Deidara verrichtete seine Pflichten als Samurai. Nach wie traf er sich mit dem Daimyô, auch wenn sie vorerst kein weiteres Wort über ein Näherkommen verloren oder gar Körperkontakt aufbauten. Der Blonde war dankbar dafür, denn es bedeutete, dass Gaara seine Entscheidung akzeptierte. Erst das Glasauge, damit Sasoris Seele Frieden finden konnte. Und genau das war sein Ziel, als der Blonde seinem Pferd die Fersen in die Flanken drückte und es sich in Bewegung setzte. Er hatte endlich genug Lohn zusammengespart, um sich ein Glasauge leisten zu können. Sein Weg führte ihn aus Matsuyama heraus und mit einer Fähre nach Honshû. Auf der Hauptinsel Japans war es etwas kühler, aber da er sich stets in Meeresnähe aufhielt, blieb er vorerst noch vom Schnee verschont. Den Mann in Hiroshima selbst zu finden, war keine Hürde, denn jeder kannte den Ausländer, der die prächtigen Glasgegenstände herstellte. Auf die Art erfuhr er auch seinen Namen, Johan Veenstra. Zugegeben, manchmal verstand Deidara ihn nicht ganz wegen seinem Akzent, aber das musste er wohl auch nicht, solange er seine Arbeit ordentlich verrichtete. Und als der Handwerker ihm eines dieser Glasaugen zeigte, war er erstaunt, wie echt es wirkte. Sogar ganz feine Äderchen waren zu erkennen. Wäre das Auge nicht kühl und hart, er hätte geglaubt, es sei echt. Deidara musste die Hälfte des Preises anzahlen. Veenstra wollte sichergehen, dass die Ware auch wirklich gekauft wurde und er seinen Lohn erhielt. Dann hieß es warten. Ungefähr eine Woche sollte er ihm Zeit geben, hatte der Mann gesagt, um das Glasauge anzufertigen. Zuvor hatte er sich seine leere Augenhöhle eingeprägt. Ein Bild von seinem intakten Auge hatte Veenstra ebenfalls gezeichnet, um die Farbe anzugleichen. Die Geräte, die in dessen Werkstatt standen, waren interessant und Deidara hätte ihm auch bei der Arbeit zugeschaut, wenn der Mann das Glasauge herstellte, aber er schob ihn anschließend recht zügig wieder hinaus. Vermutlich wollte er sich seine Arbeitsweise nicht abschauen lassen. Denn soweit er gehört hatte, stand niemand mit dem Ausländer in Konkurrenz. Die Woche über erkundete der Blonde Hiroshima. Während seine Füße ihn durch die Straßen und über Plätze trugen, schweiften seine Gedanken zunehmend öfter ab. Was machte er, sobald er das Glasauge hatte? Sein Meister hatte gesagt, er solle seine Aufmerksamkeit jemand anderem schenken. Wollte Sasori, dass er auf Gaara einging? Wollte er das selbst? Bisher war der junge Daimyô eine angenehme Gesellschaft. Auch er gehörte zu der eher ruhigen Sorte Mensch wie Sasori, aber diese Art der Ruhe war eine ganz andere. Sein Danna war stets ungeduldig und leicht reizbar gewesen. Diese Wesenszüge hatten ihn nie gestört, vielmehr waren sie an Sasori so natürlich gewesen wie ein Lebewesen Wasser zum Überleben brauchte. Gaaras Art der Ruhe hingegen… Deidara wusste es momentan nicht zu beschreiben. Aber wenn er darüber nachdachte, fühlte er sich bei ihren gemeinsamen Treffen ausgeglichener, vielleicht auch entspannter. Zudem war Gaara der einzige gewesen, der es gewagt hatte, an ihn heran zu treten, als er jeglichen Sinn im Leben verloren hatte. Der Daimyô hatte ihm vor Augen geführt, dass das, was er tat, Schande über das Erbe Sasoris brachte, und er hatte ihm eine neue Aufgabe gegeben. Außerdem war er der beste Gegner für Deidara. In ihren wenigen Übungskämpfen hatte er ihn noch nicht einmal besiegen können nach dem ersten Unentschieden. Einerseits gab Gaara ihm so etwas wie innere Ruhe, andererseits stellte er für den Blonden die perfekte Herausforderung dar. Seine Gedanken führten ihn schließlich zu dem zweiten Kuss. Den ersten berücksichtigte Deidara nicht, hatte er ihn mit Sasori verwechselt. Warm und weich hatten sich Gaaras Lippen gegen seine geschmiegt. Wie er wohl schmeckte? Tief atmete der Blonde durch. Seine Neugier an dem Daimyô konnte er wohl nicht mehr bestreiten. Kaum war Deidara zurück in der Burg von Matsuyama, führte ihn sein erster Weg zu Sasoris Grab. Er ließ sich vor dem schlichten Stein nieder und betrachtete den eingemeißelten Namen. „Ich hab das Glasauge, hm“, murmelte er. Sasoris Geist war sicher irgendwo in der Nähe, dieser würde ihn schon hören. Veenstra hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Das Auge saß wie angegossen in der Höhle und wirkte auf einen Laien echt. Die Augenfarbe stimmte perfekt überein. Es war ganz angenehm, die Augenbinde nicht mehr tragen zu müssen, hatte sie ihn doch gestört, weil sie ab und an verrutscht war. „Ich hoffe, du findest jetzt deine Ruhe, Danna“, fügte Deidara noch leise an, ehe er über die Kanji im Grabstein strich. Der raue Stein war nicht zu vergleichen mit der weichen Haut seines Meisters, aber irgendwas wollte er jetzt berühren und wenn es nur der Name auf dem Grabstein war, der ihn auf irdische Weise mit ihm verband. „Wir sehen uns zu O-bon, hm.“ Nach diesem Abschied erhob er sich wieder und schritt zum Gebäude. Auf dem Weg zu seinem Zimmer sprach ein Diener ihn an und richtete ihm aus, dass Gaara mit ihm gern nach dem Abendessen einen Spaziergang durch den Garten machen wollte. Verstehend nickte der Blonde. Dann würde er dort sein. Es war bereits dunkel und nur Öllampen erleuchteten den Park hinter dem Hauptgebäude der Burg. Deidara wartete an den Torbogen gelehnt, der den Eingang zum Park markierte. Leise knirschten ein paar lose Kiesel unter den Geta, als Gaara zu ihm trat. „Guten Abend, Gaara-sama.“ Manchmal stahl sich in das Höflichkeitssuffix noch immer der herausfordernde Unterton, aber heute war dies nicht der Fall. Mit einem seltenen, kleinen Lächeln erwiderte der Daimyô den Gruß. Deidara stieß sich vom Torbogen ab und sie schritten gemächlich den steinernen Pfad entlang in den Park hinein. Nächtliches Zwielicht umfing sie, verschmolzen mit dem warmen Glimmen der brennenden Öllampen und den dunklen Schatten, die die Sträucher und Bäume warfen. Nach ein paar Augenblicken brach Deidara die Stille. „Eure Empfehlung war gut, hm.“ Die jadefarbenen Augen sahen ihn von der Seite her an. „Das freut mich.“ Gaara hielt inne. Ebenfalls verharrend wandte er sich dem Rotschopf gänzlich zu. In dessen Augen konnte er verhaltene Neugier entdecken. Der Daimyô trat näher an ihn heran. „Darf ich es sehen?“, fragte er leise. In dem Moment huschte ein Schauer seinen Rücken hinab. Seit wann löste Gaaras Stimme eine solche Reaktion aus? Ihm war vorher aber auch nie aufgefallen, wie angenehm dessen Klang war. Deidara deutete ein Nicken an und beobachtete die Hand, die sich langsam zu seinem Gesicht hob. Sanft strich Gaara das lange Haar beiseite. Natürlich sah Deidara auf dem linken Auge dennoch nichts, war es nur eine Attrappe, aber er fühlte sich nun auch wohler. Die schwarze Augenbinde entlockte niemandem mehr wissbegierige Blicke und sollte sein Haar einmal nicht das Auge verdecken, wirkte alles ganz normal. Deidara war geneigt, sich der Berührung entgegen zu neigen. Doch vorher wollte er das Verhältnis zwischen ihnen klären. Schließlich musste er noch auf Gaaras bekundetes Interesse antworten. „Gaara…“, begann er nun und wählte die privatere Anrede. Der Blonde würde den Daimyô nicht offiziell ansprechen, wenn es darum ging, sich anzunähern. Dessen aufmerksamer Blick weilte auf ihm, während er die Hand wieder sinken ließ. „Da ich das Glasauge jetzt habe… und Sasori no Danna hoffentlich seine Ruhe gefunden hat, wäre ich bereit, auf dein Interesse einzugehen, …denke ich, hm.“ Völlig sicher war der Blonde sich noch nicht. Eine gewisse Neugier war da, die hartnäckig in ihm kribbelte, aber leise Bedenken mahnten ihn dazu, nichts zu überstürzen. Der Gedanke war ungewohnt, sich nun jemand anderem auf eine Art zuzuwenden, von der er angenommen hatte, sie nur mit Sasori je zu teilen. Erneut umspielte ein kleines Lächeln Gaaras Mundwinkel. Der warme Glanz in den jadefarbenen Augen hingegen nahm ihn gefangen. Das Gefühl, welches sich in ihm ausbreitete, konnte er nicht genau definieren. Milde Freude, Ausgeglichenheit und unaufdringliche Verlockung wanden sich zu einem aufgewühlten Tumult. Dass Gaara nun anscheinend so starke Reaktionen in ihm auslösen konnte, beunruhigte ihn ein wenig. Es war neuartig, anders. Aber irgendwo auch spannend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)