Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 45: Awa Odori --------------------- Deidara wirkte verändert. Aber Gaara war sich sicher, dass dieser Umstand nicht nur der neuen Kleidung geschuldet war. Auf den ersten Blick erweckte der Blonde nun den Eindruck, einer seiner Samurai zu sein. Die Rüstung fehlte jedoch, weswegen man anschließend unweigerlich Fragen stellen würde, wieso ein Samurai in seinem Dienst auf der Reise keine Rüstung trug, obwohl er zum Schutz des Daimyô anwesend war. Warum Deidara sein Haar jetzt komplett offen trug, würde ihn interessieren. Bisher hatte Gaara ihn nur einmal mit offenem Haar gesehen. In der Nacht an Sasoris Grab. Schlecht fand er es nicht, ganz im Gegenteil. So konnte der Wind ungehindert durch die langen Strähnen gleiten und mit ihnen spielen. Gaara gefiel der Anblick, weil es ihn an Windgeister erinnerte, die sich in dem blonden Haar verfingen und es tanzen ließen. Nur leider ritt Deidara immer hinter ihm und bis auf einen kurzen Blick ab und an, der offiziell zu seinem General glitt, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, durfte er sich nicht mehr erlauben. Dafür schien der Rônin ihn umgekehrt mehr zu beachten. Jedes Mal, wenn er sich in seine Richtung wandte, fiel ihm der intensive Blick aus dem azurblauen Auge auf. Selbst abends und morgens beim gemeinsamem Mahl in der Herberge, in der die Gruppe die Nacht verbrachte, bohrte sich Deidaras Auge in ihn hinein. Warum? Innerlich freute er sich, dass Deidara irgendeine Art von Interesse an ihm zeigte. Doch welcher Art war es? An dem durchdringenden Schimmern konnte er keine Antwort ablesen. Gaara würde warten müssen, bis sich eine ruhige Gelegenheit ergab. Vielleicht nannte Deidara ihm auch bald selbst den Grund, dann müsste er nicht fragen. Gaara befahl, am vierten Tag in einem Dorf vor Tokushima die Nacht zu verbringen. Sie hätten es bis zum Abend noch zu ihrem Ziel geschafft, jedoch musste er eine gewisse Würde bewahren. Und diese beinhaltete, dass er sich nicht hinter einem Busch vor Tokushima umzog, um mit seiner Kleidung den Stand des Daimyô zu unterstreichen. Nein, sie verbrachten die letzte Nacht in einer Herberge und er kleidete sich am folgenden Morgen in die luxuriöse Garderobe, die sein Titel verlangte. Die Bewohner der Stadt verneigten sich vor ihm, als sie durch die Straßen zur Burg ritten. Neugierige Kinder sahen zu ihm auf und manche folgten ihnen auch die Straßen entlang bis zur Burg. Im Innenhof selbiger wurde der Rotschopf vom gesamten Hyûga-Clan empfangen. Hiashi, sein General hier in Tokushima, verneigte sich ehrerbietend vor ihm. Gaara, seine Samurai und Deidara stoppten ihre Pferde und saßen ab. Ein Diener nahm ihm die Zügel seines Pferdes ab. Gemessenen Schrittes näherte er sich Hiashi, während sein Blick über dessen Frau Mariko und die jüngere Tochter Hanabi glitt. Weiterhin erkannte Gaara Hinata mit ihrem Ehemann Inuzuka Kiba. Der Daimyô hatte ihrer Hochzeit und somit der Verbindung der beiden Clans selbst beigewohnt, war er selbstverständlich eingeladen worden. Hiashis jüngerer Bruder Hizashi stand bei seinem einzigen Sohn Neji, an dessen Seite eine junge Frau weilte. Wenn er sich recht erinnerte, musste dies Tenten sein. Vor kurzem erst waren sie den Bund der Ehe eingegangen. Gaara hatte Kankurô als Vertretung geschickt, weil er sich um andere Dinge hatte kümmern müssen. „Es ist mir eine Ehre, Euch in Tokushima begrüßen zu dürfen, Gaara-sama“, sprach Hiashi förmlich. „Seid gegrüßt, Hyûga Hiashi“, erwiderte Gaara die Begrüßung und Angesprochener richtete sich nun wieder zu seiner vollen Größe auf. „Die Reise war bestimmt anstrengend. Eure Gemächer sind bereits vorbereitet. Bitte, folgt mir.“ Eine einladende Handbewegung bedeutete Gaara, dass er dem Schwarzhaarigen folgen konnte. Wie es sich gehörte erhielt der Rotschopf ein geräumiges Schlafgemach. Seine Samurai wurden in der Nähe in Gästezimmer einquartiert, ebenso Deidara. Dass der Blonde jedoch nicht zum gemeinsamen Mahl erschien, wunderte Gaara selbst und seine Krieger nicht. Hiashis Familie dagegen war irritiert. Der Daimyô erklärte ihnen demnach kurz, dass Deidara lediglich sein Gast war und ihn begleitete, ansonsten aber seine Entscheidungen frei treffen konnte. Wo der Rônin wohl hingegangen war? Vielleicht in die Stadt oder in einen ruhigen Teil der Burg. Dem Daimyô fiel Hizashis nachdenklicher Blick auf. Deidaras Name war nicht unbekannt. Vielleicht hatten sie den Blonden in der Schlacht gegen Orochimaru sogar gesehen. Spätestens seit den Gerüchten um die Zerstörung von dessen Burg kursierten zahlreiche Gerüchte um den Rônin. Niemand wagte allerdings, ihn zu fragen, was Deidara bei ihm machte. Sie könnten ihn erzürnen, würden sie die Wahl seiner Gäste in Frage stellen. Und er war nicht gewillt, seine Absicht, Deidara in seine Dienste zu nehmen, bereits öffentlich kund zu geben. Der Tag verlief recht ruhig, begann Awa Odori erst beim Anbruch des nächsten Morgens. Daher luden die Hyûga-Brüder Gaara und Shikamaru noch zu einer Tee-Zeremonie ein. Richtig durchgeführt beanspruchte diese mehrere Stunden und verhalf zu einer angenehm entspannten und ruhigen Stimmung, um anschließend über die Politik und die neusten Entwicklungen des Landes diskutieren zu können. Innerlich hoffte der Rotschopf, dass Deidara sich hier nicht auch nach eigenem Belieben in der Küche bediente. Doch bis zum nächsten Morgen erhielt er keine Nachricht darüber und zum Frühstück war der Blonde anwesend. Kiba versuchte sogar, mit Deidara zu reden. Sonderlich ergiebig war das Ergebnis jedoch nicht, wie Gaara bemerkte. Die Antworten des Rônin fielen sehr einsilbig aus, sodass Kiba schnell die Lust verlor, sich weiter mit ihm zu beschäftigen. Gaara war ihm dankbar, weil er überhaupt reagierte. Seine Krieger hatte er sehr oft einfach ignoriert, wenn sie doch mal das Wort an ihn gerichtet hatten. In seiner Burg war man an die unhöfliche Art des Blonden inzwischen gewöhnt, doch hier würde er als Gast sehr unangenehm auffallen und die Verantwortung lag dann bei Gaara, da er ihn mitgebracht hatte. Nach dem Frühstück verschwand Deidara wieder aus seinem Blickfeld und der Daimyô hatte nun auch keine Zeit mehr, sich viele Gedanken um den Blonden zu machen, weil das Fest feierlich eröffnet wurde und man von ihm erwartete, dass er eine Ansprache hielt. Die Parade begann auf dem riesigen Vorplatz der Burg, wo Pavillons für die Obrigkeit errichtet worden waren. Mitreißende Musik erscholl, als die Musiker ihre Instrumente zur Hand nahmen und sich in Bewegung setzten. Tänzer folgten ihnen in einer hervorragend einstudierten Abfolge von Bewegungen. Starke junge Männer trugen einen Schrein auf ihren Schultern und nach ihnen waren weitere Musiker, Tänzer, sowie Akrobaten und Schauspieler Teil der bunten Parade. Diese bewegte sich langsam in Richtung der Stadt. Gaara fragte sich, wie es wohl wäre, ein einfacher Bürger zu sein und die Parade vom Rand der Straße aus zu sehen. In der Stadt waren überall Stände aufgebaut, die Süßwaren oder andere Speisen verkauften. Manche boten auch Gegenstände oder Schmuck feil. Und überall erscholl Musik und es wurde getanzt. Auf manchen Plätzen waren auch Bühnen aufgebaut und Schauspieler führten ihre Stücke vor. Doch es würde ein Wunsch bleiben, sich bei solch einem Fest einmal frei bewegen zu können. Er war Daimyô. Sein Status verbot ihm, sich unter das einfache Volk zu mischen und zu feiern wie sie. Dabei würde er es gern selbst erleben, wie es war, inmitten dieser lebendigen, fröhlichen Menge zu sein. Stattdessen war selbst ein Fest wie dieses für ihn mehr eine Abfolge verschiedener Pflichten. Selbst das Theaterstück am Abend, welches auf dem Burginnenhof aufgeführt wurde, war eher Amtspflicht. Der Rotschopf bestritt nicht, dass die Theatergruppe außerordentliches Talent besaß und es eine Freude war, ihr zuzusehen. Aber selbst bei einem Fest wurde von ihm erwartet, dass er sich als Daimyô an gewisse Regeln hielt und immer abgeschottet vom Volk blieb. Er eröffnete das Fest, er war bei dem Theaterstück anwesend, er sah den Tänzern zu und den Akrobaten. Aber er durfte nicht mittanzen wie die Einwohner der Stadt auf den Straßen. Oder sich mit anderen gemeinsam betrinken. Erhaben sollte er sein. Zu ihm aufsehen sollte man. Sonst würde man seine Autorität irgendwann anzweifeln. Sein Blick schweifte von den Tänzerinnen ab und huschte über die anderen Zuschauer. Wo Deidara wohl war? Seit dem Frühstück hatte er den Blonden nicht gesehen und inzwischen stand der Mond am dunklen Himmel. Ob dieser sich wohl wenigstens ein bisschen amüsiert hatte? Denn aus diesem Grund hatte er ihm vorgeschlagen, ihn zu begleiten. Ein wenig Abwechslung war für Deidara bestimmt gut. Und ein Fest half hoffentlich. Gaara zweifelte inzwischen jedoch ein wenig an dem Gedanken, dass er Deidara auf die Art besser integrieren konnte in das Burgleben. Allgemein ergaben seine Überlegungen Sinn und er würde sie auch fortführen. Da der Blonde aber die meiste Zeit einfach nicht anwesend war oder Gespräche gekonnt abwürgte und lieber für sich blieb, war ungewiss, wie viel diese Reise dazu beitrug, ihn nach und nach an sich zu binden und seine Entscheidung ins Positive zu beeinflussen. Nach dem Ende der Tanzvorführung erhob Gaara sich und erklärte den Hyûga-Brüdern: „Ich werde mich nun zurückziehen.“ Beide verneigten sich vor ihm, sowie die anderen Anwesenden des Clans. „Wir wünschen Euch eine geruhsame Nacht“, erklang Hiashis Stimme. Wieder eine Situation, in der er über allen anderen stehen musste. Seiner unmittelbaren Familie durfte er eine angenehme Nacht wünschen. Doch würde es das jetzt tun, stellte er sich mit seinen Untergebenen auf eine Stufe. Demnach wandte er sich ab und kehrte in das Hauptgebäude der Hyûga-Burg zurück, gefolgt von seinen Samurai und Shikamaru. Morgen würde er noch einen ruhigen Tag hier verbringen, sodass er am Tag darauf mit seiner Eskorte und Deidara nach Matsuyama zurückkehren konnte. Verlief die Reise wie geplant, waren sie sogar ein paar Tage vor O-bon wieder in ihrer Heimat. Ihm blieb also noch etwas Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen, was in seiner Abwesenheit geschehen war. Vielleicht gelang es ihm auch, ein etwas privateres Gespräch mit Deidara zu führen. Denn er wollte gern von dem Blonden wissen, ob er nun zumindest etwas Gefallen an Awa Odori gefunden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)