Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 43: Die Einladung ------------------------- Die Regenzeit begann und Gaara wartete auf eine Entscheidung des Blonden. Er wollte ihn nicht bedrängen, weswegen er ihm kein zweites Mal vorschlug, in seine Dienste zu treten. Dass Deidara seine Worte vergaß, glaubte er nicht. Vermutlich brauchte er einfach Zeit. Derweil gestattete er dem Rônin, weiterhin in seiner Burg zu leben. Da er sich recht ruhig verhielt, beschwerte sich auch niemand mehr über ihn, nur die Küchenmägde trugen ab und an eine Beschwere an ihn, weil Deidara sich wieder einmal nach eigenem Ermessen an den Vorräten bedient hatte. Speiste der Daimyô mit seinen Samurai und weiteren Gästen gemeinsam und nicht nur mit seiner Familie, so war der Blonde ebenfalls eingeladen. Ihm war bewusst, dass seine Krieger ihn nur duldeten. Da Deidara die Männer nicht mehr provozierte, wagte jedoch niemand, sich offen gegen ihn auszusprechen. Allgemein blieb Deidara eher für sich. Von seinen Dienern erfuhr Gaara, dass er manchmal auf einem der gut erreichbaren Dächer lag. Gern gesehen war es nicht, aber da der Daimyô nicht anordnete, ihn von dort zu vertreiben, ließ man den Rônin gewähren. Betrunken erlebte der Rotschopf Deidara glücklicherweise nicht mehr. Wenn er etwas Zeit für den Blonden fand, unternahm er mit diesem einen kleinen Spaziergang durch den burgeigenen Park, wandelte mit ihm unter den Kirschbäumen vor dem inneren Tor entlang oder spielte eine Partie Shôgi oder Go[44] mit ihm. Gegen ihn hatte Gaara sogar eine reelle Chance zu gewinnen. Sie schienen ungefähr gleich stark zu sein, daher war ihr Spiel generell recht ausgeglichen. Sein General war ihm in beiden Spielen überlegen. Aber der Mann stammte aus einer Familie erstklassiger Strategen, da war dieser Fakt nicht verwunderlich. Shikamaru war auch der einzige, der sich offensichtlich mit Deidara auseinander setzte und ihn nicht einfach nur duldete. Er führte mit dem Rônin inzwischen regelmäßig Übungskämpfe durch. Gaara sah manchmal zu und er glaubte zu verstehen, wieso sein General mit Deidara kämpfen wollte, obwohl sein eigentliches Naturell eher gemütlich war und er Kämpfe gern mied, wenn es sich vermeiden ließ. Deidara war stärker und schneller als Shikamaru. Sein strategisches Können half dem Schwarzhaarigen zwar, allerdings schien auch sein Vorausdenken ihm manchmal nichts zu nützen. Gaara war bereits aufgefallen, dass Deidara etwas aus einer Laune heraus tat, ohne tieferen Hintergrund. Dies zeigte sich beispielsweise beim Shôgi und Go. Anscheinend kämpfte er auch auf diese Art. Änderte er mitten im Angriff einfach seine Taktik, aus Instinkt heraus, war das sehr schwer einzukalkulieren. Doch diese Trainingskämpfe machten seinen General auch stärker und würden ihm helfen, seinem Amt noch besser gerecht zu werden. Zudem würde er sich mit der Zeit an Deidaras Kampfstil gewöhnen und Gegenstrategien entwickeln. Der Rotschopf bemerkte allerdings auch, was Shikamaru ihm erklärt hatte. Deidaras Kampfstil war verändert. Manche Manöver wirkten extrem gefährlich für das eigene Leben. Um seinen Tod bettelte der Blonde nicht mehr, dafür verhielt er sich zu ruhig, aber an seinem Kampfstil zeichnete sich anscheinend noch ein verbliebener Rest davon ab. Dieses Fragment an Todessehnsucht war es vermutlich, das ihm jedes Mal zu einem Sieg über seinen General verhalf. Im Juli überbrachte ein Bote Gaara wie jedes Jahr eine Einladung zum Awa Odori[45] nach Tokushima. Der dort herrschende Hyûga-Clan gehörte ebenfalls zu den unter seinem Befehl stehenden Samurai-clans und verwaltete die Stadt für ihn, wodurch selbiger sehr wohlhabend und mächtig geworden war. Da der Daimyô letztes Jahr seinen Bruder Kankurô hingeschickt hatte, um ihn zu vertreten, erklärte er in einem Schreiben an Hyûga Hiashi, dem Oberhaupt des Clans, dass er die Einladung dankend annehme. Anschließend wählte er sein Gefolge aus. Gaara wollte bis O-bon wieder in Matsuyama sein, weswegen er nur mit wenigen Männern reisen wollte. Sein General Shikamaru sollte ihn begleiten, fünf weitere seiner Samurai und Deidara. Doch in diese Entscheidung weihte er vorerst nur den General ein. Dieser zweifelte an dem Blonden, da er sich nicht sicher war, wie er in einer möglichen Gefahrensituation agieren würde, ob er Befehle annahm oder verweigerte, aber er sprach sich auch nicht dagegen aus. Deidara wäre eine Bereicherung, wenn es funktionierte. Und Gaara verfolgte einen Plan damit. Er wollte den Rônin langsam stärker in das Leben hier einbinden, ihn auf diese Art beeinflussen, den Stand eines Samurai wieder anzunehmen. Zwingen konnte er den Blonden nicht. Aber schaffte er es, dass er sich hier wohler fühlte und vielleicht auch Kontakte knüpfte, könnte seine Entscheidung eher positiv ausfallen. Jedoch galt es, Deidara erst einmal zu fragen, ob er ihn begleiten würde. Ihm konnte er keinen Befehl erteilen. Demnach lud er den Blonden zu einem nachmittäglichen Spaziergang durch den Park ein. Manchmal wunderte Gaara sich innerlich, wieso der Blonde seinen Einladungen einfach jedes Mal folgte. Deidara sprach nicht sonderlich viel. Nachdem er ihm Ende Mai seine Gedanken über Sasori offenbart hatte, waren kaum noch private Gedanken über seine Lippen gekommen. Der Rotschopf wollte kein Gespräch erzwingen. Für ihn war es auch ganz angenehm, schweigend nebeneinander her zu schlendern und sich von dem gestalterischen Können seiner Gärtner beeindrucken zu lassen. So geschah es auch jetzt, bis Gaara schließlich das Schweigen brach. „Deidara, ich habe eine Bitte“, begann er ruhig, während sein Blick über die kunstvoll geharkte Kiesfläche schweifte, in dessen Mitte ein mit Moos bewachsener Fels seinen Platz gefunden hatte. Das leise Geräusch von hölzernen Geta, die auf einen steinernen Weg trafen, ertönte, als Gaara an meisterhaft in Form geschnittenen Büschen und Bäumen weiter den Pfad entlang schritt. Dann verharrte er am Teich. Gemächlich schwammen Kois unter der Wasseroberfläche umher. Der Rônin hielt neben ihm inne. „Hm?“ Die Art der Bestätigung genügte Gaara, um sich gewiss zu sein, die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. „Ihr könntet mich nach Tokushima zum Awa Odori begleiten.“ Er wandte sich dem Blonden nun zu, spürte er dessen Blick auf sich. „Wozu?“, hakte Deidara nach. Er klang wenig überzeugt. Aber Gaara hatte bereits erwartet, dass Deidara nicht in Begeisterung ausbrechen würde. Es hätte nicht in sein momentanes Verhaltensmuster gepasst. „Es wäre ein wenig Abwechslung. Bei dem Fest treten vortreffliche Künstler auf und das Theaterstück am Abend ist sehr unterhaltsam.“ Der Rotschopf wüsste jetzt gern mehr über Deidaras persönliche Vorlieben, weil er ihm dann gezielt Informationen geben könnte, die ihn zu einer Zustimmung verlocken würden. Das azurblaue Auge schimmerte nachdenklich. Dieses Mal antwortete der Blonde nicht sofort, sondern beobachtete erst eine Weile die Fische im Wasser, ehe er schließlich zu einer Antwort ansetzte. „Wenn ich mitkomme, garantiert Ihr mir, dass ich nicht als Euer Untergebener reise. Ich gehöre nicht zu Eurem persönlichen Schutz, sondern kann mich frei bewegen, hm.“ Diese Forderung überraschte Gaara nicht. Der Rônin war an seine Freiheit gewöhnt. „Ich bitte Euch, mich als mein Gast zu begleiten“, erwiderte der Rotschopf gelassen. „Jedoch muss Euch klar sein, dass ich Euch in der Burg der Hyûga nur so viel Freiheit gewähren kann, wie einem Gast gebührt.“ Die Hyûga würden nicht wagen, gegen Deidara zu sprechen, solange er seine Hand schützend über ihm hielt. Aber Gaara wollte im Gesamten vermeiden, dass es zu Problemen kam. Er schätzte den Hyûga-Clan, immerhin verwalteten sie den östlichsten Teil seines Landes für ihn. Innerlich erleichtert registrierte der Daimyô das Nicken. „Das ist mir bewusst“, bestätigte der Blonde. Nach einer kurzen Kunstpause fügte er an: „Ich begleite euch.“ Der fragende Blick anschließend zeigte Gaara aber deutlich, dass seine Entscheidung noch nicht endgültig war. „Werden wir zu O-bon wieder hier sein, hm?“ Das war also der Grund. Deidara wollte O-bon feiern, um seinem toten Meister zu gedenken. Da er selbst es war, der den Blonden beschworen hatte, Sasori zu gedenken wie es Tradition war und ihm nicht länger Schande zu bereiten, stahl sich ein angedeutetes Lächeln auf seine Lippen. „Wir werden zu O-bon wieder zurück sein“, versicherte er Deidara. Es war ein wichtiges Fest für jeden. Immerhin wurde den Toten gedacht und in jeder Familie gab es Verstorbene, denen gedacht wurde. Dafür war das Fest da. Deidara wirkte nun etwas entspannter und auch Gaara erlaubte sich ein wenig Entspannung. Sein vorläufiges Ziel, Deidara mit nach Tokushima zu nehmen, hatte er erreicht. Natürlich hoffte er, dass seine Bemühungen Früchte trugen. Denn dachte man ökonomisch, so war der Rônin bisher nur eine Last für seinen Geldbeutel. Der Daimyô selbst würde sich nicht daran stören, bliebe Deidara einfach weiterhin als sein Gast in seiner Burg. Doch die Gesellschaft zwang ihm gewisse Handlungsweisen auf. Sein privates Interesse an dem Blonden sollte nicht derart offensichtlich sein. Als sein Samurai konnte er in der Burg bleiben, ohne dass die wahren Hintergründe auffielen. „Lasst uns zurück gehen“, schlug Gaara schließlich vor. Während er sich umwandte, behielt er den Blonden aus den Augenwinkeln im Blick. Deidara drehte sich ebenfalls vom Teich weg und machte Anstalten, ihm zu folgen. Einerseits war das gut, denn als Daimyô musste Gaara seine Autorität wahren und durfte sie nicht in Frage stellen lassen. Andererseits war es interessant zu beobachten, dass der offensichtlich so freiheitsliebende Rônin beinahe schon ergeben auf seine Worte einging. _____________________________________ [44]Shôgi und Go: Shôgi ist ‚japanisches Schach‘; Go ist ein strategisches Brettspiel [45]Awa Odori ist ein Fest, welches schon seit langer Zeit in Tokushima – auf Shikoku – gefeiert wird. Demnach existierte das Fest bereits in der Zeit, in der meine FF spielt. Awa Odori wird im August gefeiert, also am Ende der Regenzeit, im Sommer. Außerdem habe ich mal wieder ein wenig recherchiert und bin auf diese Website gestoßen, wo man die Burg von Matsuyama sehen kann. http://www.japan-guide.com/e/e5501.html Ich finde sie wirklich sehr hübsch :D Und ich habe die Inhaltsangaben zu den Charakteren überarbeitet und erweitert, falls jemand einen Blick hineinwerfen möchte ;3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)