Die Kräfte in dir von secret_of_stars ================================================================================ Kapitel 22: ------------ Sichtwechsel zu Yuraki Ich hatte es geschafft. Yuris Gesicht zeigte irgendwo auch Dankbarkeit, aber das wurde alles von Trauer überdeckt. Ich hatte nicht erwartet, dass ich ihm so wichtig sein würde. Mein Körper war federleicht geworden und ich spürte, wie es mich innerlich auseinander riss. Dann wurde alles schwarz. Ich weiß nicht, was während der Zeit geschah, als ich nicht bei Bewusstsein war. Immerhin dachte ich ja, dass ich tot war. Anscheinend hatte das Schicksal einen anderen Weg für mich auserkoren. Es fühlte sich an, als würde ich schweben. Schließlich landete ich auf dem Boden. Natürlich wollte ich aufstehen und mich umsehen, aber ich konnte meine Augen nicht öffnen, bewegen konnte ich mich genauso wenig. Also verließ ich mich auf meinen Tastsinn und auf mein Gehör. Ich spürte, dass ich im Wasser lag. Es war nicht tief, vielleicht gerade einmal mehrere Zentimeter. Die Luft fühlte sich kalt an, das Wasser hingegen kalt und warm gleichzeitig. Es war still. Ich fühlte mich erleichtert, wie als hätte ich alle Lasten abgeworfen. Fühlte sich so der Tod an? Ich hatte es mir zwar anders vorgestellt, aber das hier empfand ich als inneren Frieden. Ich ließ mich also hängen und genoss die Ruhe in vollsten Zügen, doch es dauerte nicht lange bis ein neues Geräusch an meine Ohren drang. Irgendetwas raschelte ganz leise. Dann spürte ich, wie das Wasser kleine Wellen schlug. Jemand kam zu mir. Ich war mir nicht wirklich sicher. Es genauso gut etwas nicht menschliches sein können. Die Schritte passten jedenfalls nicht zu einem Menschen. Dann spürte ich etwas neben mir. Die Luft hatte sich ebenfalls etwas erwärmt. Ich erschrak, als etwas an mir schnupperte. Wegrennen konnte ich nicht, also hielt ich still. Irgendetwas stupste mich an. Es war jedenfalls keine Hand. Ich wäre am liebsten weggerannt. Das war nichts freundlich gesinntes. Vielleicht ein Tier. Plötzlich packte mich das Etwas. Spitze Zähnen bohrten sich schmerzhaft in meine Haut. Das war wohl mein Ende. Doch ich wurde hochgehoben und getragen. Mein Herz raste. Moment, mein Herz raste? War ich noch am Leben? Ich wurde wieder abgelegt. Das Etwas legte sich dicht an mich. Warme schuppige Haut drückte sich an mich. Ich hörte erneut ein Rascheln, aber diesmal etwas lauter. Etwas legte sich über mich. Es wurde warm um mich herum. Ich hatte zwar Angst einzuschlafen, aber ich konnte es nicht verhindern. Ich hatte meine ganze Kraft verbraucht. Langsam kam ich zu mir. Das Etwas neben mir war noch immer da. Ich spürte, wie es sich sanft bewegte. Ob es auch schlief? Ich versuchte meine Augen zu öffnen. Es war zwar nicht viel, aber es reichte, um mich umzuschauen. Über mir schien etwas schwach blau zu leuchten. Was genau das Etwas neben mir lag, konnte ich nicht ausmachen. Dafür war es einfach viel zu groß. Ich schafft es meinen Kopf so zu rücken, dass ich nach oben schauen konnte. Meine Augen folgten einem schwarzen Körper. Dann erschrak ich heftig. Etwa einen halben Meter von meinem Kopf entfernt, funkelten mich ein paar große rote Augen an. Das Etwas neben mir hatte bemerkt, dass ich wach war. Es hob den Kopf und der „Himmel“ über mir verschwand. Erst da merkte ich, dass es ein riesiger Flügel gewesen war. Ich hatte keine Zeit mich weiter umzuschauen. Meinen Blick hatte ich starr auf das Etwas gerichtet, dass sich nun zu voller Größe aufbaute. Es war ein nachtschwarzer Drache. Ich merkte, dass ich mich endlich wieder bewegen konnte und setzte mich vorsichtig auf. Die roten Augen des Drachen folgten jeder meiner Bewegungen. Als ich aufstehen wollte, schnaubte er warnend. Ein paar Minuten später versuchte ich es nochmal, aber er bemerkte es wieder. „Was hat das nur zu bedeuten? Warum willst du mich nicht gehen lassen?“, sagte ich laut, aber eher zu mir. „Damit du dich ausruhen kannst natürlich.“, kam die Antwort zurück. Der Drache hatte gesprochen, genauso, wie ich es mit Hungergift tun konnte. „Wer bist du?“ „Ich bin Schattenschleier-Xyz Drache. Deine persönliche innere Kraft.“ „Das kann nicht sein. Seit wann bist du denn schon bei mir?“ „Seit du Yuya und Yuto gerettet hast. Ich bin durch die anderen drei Drachen entstanden und jetzt sind wir beide hier.“ Ich wagte es, mich umzuschauen. Über mir schien ein riesiger Sternenhimmel. Dieser spiegelte sich wiederum in dem riesigen See vor mir. „Das hier ist der Dimensionale Seelensee, ein Bereich zwischen den Dimensionen. Ich konnte deine Seele gerade so retten und deshalb sind wir hier.“, beantworte Schattenschleier meine unausgesprochene Frage. „Ich bin nur froh, dass ich dich rechtzeitig wiedergefunden habe. Du lagst an den Ufern des Sees. Wäre ich zu spät gekommen, hätte der See deine Seele für immer an sich gebunden. Siehst du diese Blumen dort?“ Der Drache deutete mit der Schnauze auf die Blumen die an den Ufern wuchsen. Sie leuchteten leicht lila und blau. Ich nickte. „Sie sind wunderschön.“, sagte ich leise. „So schön sie auch sein mögen, jede von ihnen beherbergt eine Seele. Jene, die sich verirrt haben, enden hier und finden den ewigen Frieden.“, Schattenschleier legte seinen Schweif schützend um mich, „Diese eine verwelkte Blüte, sie war für dich bestimmt.“ „Danke. Danke, dass du mich gerettet hast.“ „Das war selbstverständlich.“ Auch wenn das hier meine letzte Ruhestädte sein sollte, so verspürte ich keine Angst. Ich hätte für immer in diesen Sternenhimmel schauen können. Dieser mysteriöse Ort strahlte für mich eine unglaubliche Ruhe aus. „Was machen wir jetzt?“ „Ich weiß es nicht. Für den Moment können wir den Ausblick genießen. Dennoch spüre ich, dass jemand kommen wird, um uns zu helfen.“ „Meinst du Yuri?“ Schattenschleier nickte. „Ich habe ihn nur ein paar Sekunden gesehen, aber da war eine unbändige Entschlossenheit in seinen amethystfarbenen Augen.“ Ich lehnte mich an Schattenschleiers warmen Körper. „Ja, so ist er halt.“ Wir verstummten. Der Seelensee zog mich in seinen Bahn und ich ertappte mich dabei, wie ich einfach nur auf die stille Wasseroberfläche starrte. Was würde ich tun, wenn ich wieder in der Standart-Dimension war? Das Abenteuer war vorbei. Ich würde wieder durch die Welt streifen. „Über was denkst du nach?“, erklang die sanfte Stimme von Schattenschleier neben mir. „Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?“ „Für mich ist es, als würde ich dich schon Ewigkeiten kennen Yuraki. Also was beschäftigt dich?“ „Ich weiß nicht. Ich habe nach dem Sinn meines Lebens gesucht und habe ihn dann schließlich auch gefunden. Jetzt fange ich die Suche erneut an.“ „Ich kann das Schicksal nicht vorhersagen.“ Ich seufzte. Irgendwie vermisste ich Yuri. Er war der Einzige, der mich so akzeptiert hatte wie ich war. Ich trug auch noch das Hemd, welches er mir geschenkt hatte. Es hatte hier und da Risse und musste dringend mal genäht werden. Ich lächelte. „Weißt du, ich freue mich darauf Yuri wiederzusehen.“ Schattenschleier legte seinen Kopf ab und einen seiner großen schwarzen Flügel über mich. „Deine Seele ist noch sehr instabil. Es wird noch etwas dauern, bis ich sie wieder ganz repariert habe. Ruh dich noch etwas aus. Du wirst wissen, wenn er kommt, um dich abzuholen.“ Eine Weile schaute ich noch auf den Himmel und den See. Das hier war einfach unglaublich. Trotzdem spürte ich, dass ich ohne Schattenschleiers Wärme wahrscheinlich schon längst so eine Blüte bezogen hätte. Und deshalb Yuri komm mich schnell abholen. Ich warte auf dich. Auf dich und das neue Leben, dass hinter diesem Horizont auf mich wartet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)