Die Kräfte in dir von secret_of_stars ================================================================================ Kapitel 13: ------------ Sichtwechsel zum Erzähler Zwei Tage ist es mittlerweile her, dass Yuri und Yuraki aus der Fusion-Dimension zurückgekommen sind. Yuris Zustand hat sich seitdem kaum geändert. Nachdem er den Anfall hatte, behält man ihn nun ständig im Auge. Für Yuraki fühlte es sich an, als würden die Ärzte alle paar Minuten in das Zimmer kommen und nachschauen. Sie war besorgt. Yuraki hatte Yuri als einen Kämpfer kennengelernt. Dass Yuri sterben könnte, war für sie unvorstellbar, schlicht und einfach unmöglich. Geduldig wachte sie jede einzelne Stunde neben Yuri, falls dieser aufwachen sollte. Schlaf bekam sie kaum noch. Auch die Ärzte hatten versucht sie zu überzeugen, dass sie sich ausruhen sollte. Man würde sie sofort informieren, wenn es irgendwelche Neuigkeiten gäbe, aber Yuraki lehnte jedes Mal mit einem aufgesetzten Lächeln ab. Ja, sie wollte schrecklich gerne die Augen zu machen und ins Reich der Träume abdriften, aber das konnte sie sich jetzt nicht erlauben. Das Wetter hatte sich währenddessen ebenfalls verschlechtert und der seichte Regen, der nun leise fiel, machte Yuraki nur noch mehr traurig und müde. Außerhalb des Krankenhauses ging das Leben weiter. Für die silberhaarige fühlte es sich eher an als würde die Zeit still stehen. Oft schweiften ihre Gedanken zu Yuya ab. In ihrem Kopf formte sich der Plan auf eigene Faust ohne Yuri zurückzugehen und Yuya zu helfen. Aber dann müsste sie Yuri hier zurücklassen, was ihr auch nicht gefiel. Schließlich fanden die Ärzte sie schlafend mit dem Kopf auf die Bettkante gelegt. Mehrere Stunden war es ihr möglich friedlich zu schlafen. Die Personen, die in dem Zimmer ein und aus gingen, hatten die Anweisung bekommen sie nicht zu wecken, wenn es nicht unbedingt nötig war. Niemand wusste, dass der Schlaf von etwas anderem hervorgerufen wurde. Die Hungergift-Fusions Drache-Karte, die Yuraki noch immer bei sich trug, leuchtete in einem schwachen lilanem Licht. Wahrscheinlich hatte Yuto gespürt, wie sehr sie sich Sorgen machte und ihr so übermittelt, dass er und Yuya es auch noch eine Weile länger aushalten konnten und sie sich daher den Schlaf gönnen sollte. Am fünften Tag wurde Yuraki von einem Sonnenstrahl auf ihrem Rücken geweckt. Ihr Blick schweifte hinaus. Die Wolken waren verschwunden und die aufgehende Sonne tauchte die Umgebung in orange. Die Wärme die sie dabei empfand, gab hier neue Hoffnung. Tatsächlich änderte sich Yuris Zustand an diesem Tag. Yuraki hätte es fast gar nicht mitbekommen, als Yuris Hände plötzlich leicht zuckten, das erste Lebenszeichen seit Tagen. Sie nahm seine Hand entschlossen in ihre und hoffte, dass er nun endlich aufwachen würde. Dann spürte sie einen sanften Druck und sie nahm eine Bewegung war. Yuri hob seine freie Hand. Seine Fingerspitzen streiften den Verband über seinen Augen. Yuraki wusste erst gar nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Die Freude war groß. „Endlich bist du wieder wach! Ich hatte schon Angst, dass du es nicht schaffst.“, sagte sie und verkniff sich die Tränen. „So leicht sterbe ich doch nicht.“, meinte Yuri mit noch etwas schwacher Stimme, „Wie lange war ich bewusstlos?“ „Vier ganze Tage. Heute ist der fünfte.“ „Kein Wunder, dass du so aufgelöst bist. Um das zu merken, brauche ich nicht mal mein Augenlicht.“ Yuri versuchte sich aufzurichten, aber schaffte es nicht. „Yuraki wir müssen hier weg. Die ganzen Medikamente schwächen mich mehr als das sie mir helfen.“ „Du hast gut reden. Wie soll ich das machen? Sagen, dass ich gerne mit meinen noch immer fast halbtoten Freund gerne gehen möchte, weil er in diesem Zustand seinen Bruder retten will?“ Yuri lächelte traurig. „Ich hatte gehofft, dass das alles nur ein Alptraum war. Ein Grund mehr hier schnell abzuhauen.“ „Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber hast du mir nicht zugehört?“ „Dir fällt schon was ein. Ich verlasse mich auf dich.“, sagte Yuri und zwinkerte ihr zu. „Was würdest du nur ohne mich machen? Glück für dich, dass ich das alles schon überdacht habe. Ich hatte ja immerhin genug Zeit, um mir Gedanken über jedes einzelne Detail zu machen.“ Sie ging zu dem Tischchen, welches neben Yuris Bett stand. Die Karte auf der der Hungergift-Fusions Drache abgebildet war, lag dort und sie nahm sie nun an sich. „Einen Hacken hat die Sache.“, sagte Yuraki und drehte sich zu Yuri, „Ich habe nicht genug Energie, um das was ich vorhabe lange aufrecht zu halten. Heißt, dass ich deine Energie brauchen werde.“ „Solange es funktioniert.“, meinte Yuri. Zusammen warteten sie, bis eine Krankenschwester kam. Als diese das Zimmer betrat, erzeugte Yuraki mithilfe von Yuri eine Illusion, sodass es aussah, als wäre Yuri schon wieder topfit. Sämtliche Verletzungen schienen geheilt zu sein, was natürlich nur in ihren Augen so aussah. Es dauerte nicht lange und sie durften das Krankenhaus verlassen. In dem Moment verstand Yuri, wieso Yuraki gesagt hatte, dass sie seine Energie brauchte. Das Krankenhaus war natürlich voller Leute und alle diese Leute mussten die gleiche Illusion sehen. Yuri spürte, wie die Kraft seinen Körper verließ und er fühlte sich mit jeder vergangenen Sekunden immer schwächer. Schließlich musste Yuraki in stützen. Kurz bevor sie außer Reichweite von Ärzten und Krankenschwestern kamen, lief ein Sanitäter auf sie zu. „Ist Ihr Freund ok?“, fragte er Yuraki. Da Yuris Energie fast ausgeschöpft war, war die Illusion auch recht schwach. „Ja. Ihm war gerade nur etwas schwindlig. Wir waren auf dem Weg nach Hause, damit er sich wieder hinlegen und sich ausruhen kann.“, log sie. „Oh. Dann möchte ich Sie nicht weiter aufhalten.“, sagte der Sanitäter und lief weiter. Das war etwas zu knapp gewesen, weshalb Yuraki sich beeilte mit Yuri wegzukommen. Auch wenn sie jetzt wieder in Paradise City waren, konnten sich nicht zurück in Yuris Versteck. Also wieder zurück in den Wald. Überraschenderweise waren sie gar nicht so weit weg und es dauerte nicht sehr lange, bis sie die Bäume sehen konnten. Yuraki merkte, dass es Yuri wieder schlechter ging. Obwohl er recht fit gewesen war, hatte das alles gereicht, um ihm seine ganze Kraft zu rauben. Auch das viele bewegen hatte seine Spuren hinterlassen. Viele der weißen Verbände waren erneut von Blut getränkt, was hieß, dass sich einige Wunden wieder geöffnet hatten. Vorsichtig legte Yuraki Yuri auf den Boden. „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“, flüsterte Yuri, als er versuchte wieder mit normalen Tempo zu atmen. Kurz darauf wurde er erneut bewusstlos. Yuraki hockte sich neben ihn. Auch sie war ziemlich ausgelaugt, doch sie versuchte noch Yuris Wunden zu schließen, welcher nun wieder Schmerzen zu haben schien. Nach einigen Minuten fühlte sie sich schlapp. „Das sollte erstmal reichen.“, sagte sie zu sich selbst. Um sie herum war es ruhig, was Yurakis Gehör bei jedem plötzlichen Geräusch höchst sensibel werden ließ. Eine Weile beobachtete sie Yuri, bis sie sich sicher war, dass sein Zustand sich nicht verschlechtern würde. Dann schlief auch sie ein. Sie träumte nicht, was sie auch als sehr angenehm empfand. Doch sie konnte immer wieder ein komisches Geräusch hören. Sie fragte sich, woher es kam. Als sie aufwachte war es bereits dunkel. Die Quelle des Geräusches war schnell gefunden und das war es, was ihr sofort Sorgen bereitete. Yuri schien zu träumen. Es war wie zuvor bei seinem Anfall. Seine Augen waren zusammengekniffen. Ein unnatürlich Zucken lief durch seinen gesamten Körper. Und Yuraki wusste auch dieses Mal nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Erneut fühlte sie sich hilflos. Sie konnte nicht ins Yuris Kopf, um ihm zu helfen. Diesmal wollte sie aber nicht einfach nur daneben stehen und nichts tun. Yuraki ließ ihre Kraft in ihre rechte Hand fließen, welche durch den Energieschub hellblau leuchtete. Die Energie fühlte sich irgendwie kalt an, aber gleichzeitig sehr angenehm. Zögerlich legte Yuraki ihre Hand auf Yuris Augen. Im Gegensatz zu ihrer nun kalten Handfläche fühlte sich Yuris Haut an wie loderndes Feuer. Doch sie zuckte nicht zurück. Dann spürte sie, wie ihre eigene Energie durch Yuri floss. Sein schnell schlagendes Herz pumpte sie durch seinen gesamten Körper. Yuraki wurde sich nun dem ganzen Ausmaß an Verletzungen bewusst, doch die mussten warten. Ohne Angst schickte sie die Energie in Yuris Bewusstsein, machte ihn taub und blind für das, was er gerade durchlebte. Es dauerte nicht lange bis die Wirkung einsetzte. Langsam entspannte sich der lilahaarige. Entschlossen Yuri nicht allein zu lassen, ließ Yuraki ihre Hand wo sie war. Während sie so da saß, schaute sie in den Himmel. Vereinzelt waren Sterne zu sehen. Wieder wanderten ihre Gedanken zu Yuya und Yuto. Sie holte die Hungergift-Fusions Drachen Karte aus ihrer Tasche. Seit ein paar Stunden konnte sie die Verbindung nicht mehr fühlen. Hieß das, dass die Akademie es geschafft hatte Yuya zu einem willenlosen Duellsoldat zu machen? „Wir werden kommen und euch beide retten. Das verspreche ich. Doch im Moment brauche ich eure Hilfe. Yuri ist noch immer angeschlagen. In seinem Zustand wird er nicht viel ausrichten können. Wenn ihr also dort noch irgendwo seid und mich hören könnt, dann helft ihm bitte.“, versuchte die silberhaarige durch die Verbindung zu sagen. Dann legte sie die Karte genau über Yuris Herz. Yuri atmete nur einmal tief aus und wurde dann wieder still. Yuraki lauschte seinem gleichmäßigen Atmen. Irgendwie nahm sie es als beruhigend wahr, was sie dann schließlich auch fast wieder einschlafen ließ. Doch plötzlich spürte sie ein schmerzhaftes Stechen. Obwohl es gleich wieder verschwand, war sie sofort in höchster Alarmbereitschaft. Erschrocken drehte sie sich zu Yuri. Durch die Energie, die durch ihn floss, merkte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Schmerz in Yuri flammte erneut auf, diesmal doppelt so stark als zuvor. Schnell unterbrach sie die Verbindung. Irgendwie musste sie Yuri wecken, ihn aus dem Kerker seiner Gedanken befreien. Kurzerhand packte sie Yuri an den Schultern. Obwohl sie Yuri gerade als zerbrechlich einstufte, musste sie gut festhalten, da er sich hin und her warf. „Yuri! Wach auf!“, rief sie ihm zu, doch der lilahaarige schien sie durch seine eigenen Schreie nicht zu hören. Und obwohl Yuri geschwächt war, schaffte er es Yuraki irgendwie abzuschütteln. Hilflos musste sie zusehen, wie seine Schmerzen immer intensiver zu werden schienen. Angst, sie spürte Angst. Wovor? Das wusste sie nicht. Erneut drückte sie den lilahaarigen zu Boden, damit dieser stillhielt. „Yuri!“ In ihren Worten lag ihre ganze Kraft und sie hoffte, dass sie Yuri irgendwie erreichten. Dann wurde es ganz plötzlich wieder still. Auch Yuri schien sich beruhigt zu haben, doch nun sah es aus, würde er jeden Moment keine Luft mehr bekommen, weil er so schnell atmete. Mit beiden Händen auf der Karte, die noch immer irgendwie über Yuris Herz lag, ließ sie erneut ihre Energie in ihn fließen. Mit dieser Kraft versuchte sie sein Herz zu verlangsamen bis es wieder mit der normalen Geschwindigkeit schlug, doch Yuri kämpfte ungewollt gegen den Einfluss. Es war ein Kräftemessen, was Yuri ohne Schwierigkeiten gewonnen hätte, wenn es ihm im Moment nicht so schlecht gehen würde. Yuraki übertrumpfte Yuris Widerstand nach einigen Minuten und schaffte es ihn zu besänftigen. „Yuraki.“, sagte Yuri mit leiser Stimme. Er hob seine Hand und legte sie auf ihre. „Geht es dir wieder besser? Was ist gerade passiert?“ Yuri legte seine andere Hand auf den Verband über seinen Augen. „Ich weiß es nicht. Es kam so plötzlich. Irgendwas stimmt nicht. Der Schmerz kam nicht von meinen Verletzungen. Es war eher als würde er durch die Verbindung zu Yuya und Yuto kommen.“ „Hm. Ich habe es auch gespürt. Ich hatte zwar keine Schmerzen, aber ich habe es auch sofort bemerkt.“ Yuraki half Yuri sich hinzusetzen. „Jetzt verstehe ich warum du nicht wolltest, dass wie abhauen.“, meinte der lilahaarige und spürte jeden Zentimeter seines geschundenen Körpers. „Das ist deine eigene Schuld.“, antwortete ihm Yuraki und schnippte ihm gegen die Stirn, „Wäre ich nicht ständig damit beschäftigt gewesen dich vor dem sicheren Tod zu retten, hätte ich dich schon längst heilen können.“ „Sorry?“ „Ja, es sollte dir gefälligst leid tun! Ohne mich wärst du total aufgeschmissen. Wie hast du es nur vorher geschafft zu überleben?“ Yuri lächelte. Die ganze Zeit über hatte er Yurakis Sorgen gespürt und war jetzt froh, dass sie wieder normal war. „Und jetzt?“, fragte sie Yuri. „Es gefällt mir nicht noch länger warten zu müssen. Ich spüre, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Ich muss mich ausruhen, damit ich meine Energie regenerieren kann.“ Yuraki seufzte. „Dann werde ich mich wohl damit befassen deine Verletzungen weiter zu heilen.“ Yuraki brauchte fast zwei ganze Tage, um Yuri zu heilen. Immerhin musste auch sie sich zwischendurch immer wieder ausruhen. Der lilahaarige bekam von der ganzen Prozedur fast nichts mit, da er fast die ganze Zeit über schlief. Gerade als die silberhaarige bei seinen Augen ankam, wachte dieser auf. „Halt still.“, befahl sie ihm. Vorsichtig löste sie den Verband, der Yuris Augen umhüllte. Auf den Schnitten hatte sich eine Kruste gebildet. Sonst sah es aus, als würden sie gut heilen. Sanft fuhr Yuraki mit den Fingerspitzen darüber. Yuris Augenlider zuckten bei der plötzlichen Berührung. „Tut es weh?“ „Es ist etwas unangenehm, aber es tut nicht weh.“ „Gut.“, sagte sie und begann mit der Heilung. Da sie vorsichtig sein musste, nahm das etwas Zeit in Anspruch. Doch wenn Yuri jemals wieder sehen wollte, musste er geduldig sein. Eine halbe Stunde dauerte es bis die silberhaarige ihre Hand entfernte. „Versuch sie zu öffnen, aber nicht zu schnell.“ Ganz langsam öffnete der lilahaarige seine Augen. Er erblickte ein verschwommenes Durcheinander von Farben. Neben ihm sah er einen silbernen Fleck mit zwei orange leuchtenden Punkten, was er als Yurakis Kopf identifizierte. „Wie sieht's aus?“ „Alles ist noch sehr verschwommen, aber ich kann sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)