Wie Regen nach der Trockenheit von abranka (DD x BZ) ================================================================================ Kapitel 7: VII. --------------- Dudley versuchte, seine Anspannung zu überspielen und tat betont gelassen und gleichgültig, als er durch den Raum blickte. Das Ministerium besaß Tagungsräume, von denen die Magische Strafverfolgungspatrouille für den heutigen Tag einen reserviert hatte. Er erinnerte Dudley unheimlicherweise sehr stark an einen Klassenraum. Nur, dass er hier der Lehrer sein sollte, was er absolut lachhaft fand. Er kam sich vor wie ein Hochstapler, während er beobachtete, wie zwanzig Hexen und Zauberer nach und nach den Raum betraten. Die meisten kannte er vom Sehen und von kurzen Begegnungen in der Küche. Blaise war natürlich unter ihnen und winkte Dudley im Vorbeigehen lässig zu. Dieser quittierte die Begrüßung mit einem knappen Nicken. Auch Mr. Macmillan kam als letzter dazu und lehnte sich in der letzten Reihe betont lässig an die Wand. Nervös sichtete Dudley seine Karteikarten, auf denen er sich einen Haufen Notizen gemacht hatte. Er hoffe, dass er sich an alles Wichtige erinnern würde. Die Praxis der Muggelwelt war nicht das Problem – schließlich hatte er diese 22 Jahre seines Lebens erlebt und gelebt. Das Wichtigste war die Einleitung. Denn entweder bekam er damit seine Zuhörer oder nicht. Entsprechend hatte er diese noch die halbe Nacht lang geübt, als er endlich mit dem Gegrübel über andere Dinge aufgehört und sich Gedanken um eben diese gemacht hatte. Gerade als er beginnen wollte, huschte noch Hermione Granger in den Raum und suchte sich einen Platz am Rand. Sie schenkte Dudley ein aufmunterndes Lächeln. Selbst wenn ihre Anwesenheit eine gewisse Kontrolle bedeutete, fühlte er sich doch schlagartig etwas sicherer. Immerhin war dort jemand, der nicht komplett gegen ihn eingestellt war. „Hallo zusammen“, grüßte er in die Runde. „Mein Name ist Dudley Dursley und ich bin hier als Muggelexperte. Sicher werden Sie sich jetzt fragen: Wozu brauchen wir so jemanden? Denn ein Teil von Ihnen stammt wahrscheinlich aus vollständigen oder teilweisen Muggelfamilien. Und schließlich haben Sie in Ihrem Alltag nicht oft mit der Muggelwelt zu tun.“ Dudley machte eine kleine Pause und zupfte einen Augenblick an seiner störenden Krawatte. „Und genau das ist der Grund: nicht oft. Das heißt, Sie haben mit der Muggelwelt und mit Muggeln zu tun. Sie möchten aber nicht auffallen und Sie möchte nicht, dass Magie und Ihre Lebensart für Muggel allgemein bekannt werden. Deswegen müssen Sie aufpassen. Und hier komme ich ins Spiel. Denn ich sage Ihnen, wie Sie dafür sorgen können, dass Sie nicht auffallen.“ Dudley spürte, wie er jetzt die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer gewonnen hatte. Selbst Mr. Macmillan ließ sich leise auf einem Stuhl nieder. Vielleicht machte er hier doch nicht alles komplett falsch. Kurz huschte sein Blick zu Blaise hinüber, der ihm sein leicht belustigtes und leicht geheimnisvolles Lächeln schenkte. Dann zwang er seinen Blick von diesem wieder weg und ließ ihn über die Anwesenden gleiten. „In Ordnung, beginnen wir bei der Praxis. Wer von Ihnen kann mir einen Fall nennen, bei dem Sie in der Muggelwelt tätig werden mussten, vielleicht, um einen flüchtigen Verbrecher einzufangen? Was ist dort passiert?“ Eine junge Hexe hob die Hand, stellte sich kurz als Minna Woodsworth vor und berichtete dann von einer Verfolgungsjagd, die durch die Muggel-U-Bahn geführt hatte. Dudley schrieb einige Stichworte auf die große Tafel und nachdem sie geendet hatte, schilderte er, wie dieses Geschehen auf die beteiligten Muggel gewirkt hatte und wie man die Situation hätte anders auflösen und weniger von ihnen verhexen müssen. Gegen Mittag tat Dudley der Hals vom vielen Sprechen weh. Er sollte wirklich dringend lernen, mehr bei solchen Aktionen zu trinken. Aber das hier war sein erster wirklich großer Workshop und er musste sagen, dass er erstaunlich gut lief. Es war zu spüren, dass viele der Teilnehmer ihre Skepsis überwanden und ihm wirklich aufmerksam zuhörten. Sie mochten den Sinn und Nutzen noch nicht alle erkennen, aber immerhin hörten sie ihm zu. Hermione hatte ihn sogar kurz gelobt, als sie an ihm vorbei in die Mittagspause flitzte. Vermutlich machte sie gar keine Pause, sondern sah bei dem Zaubereiminister vorbei, um auch diese Stunde möglichst effektiv zu nutzen. Dudley dagegen konnte die Pause wirklich gebrauchen. Ihm rauchte regelrecht der Kopf. Gierig trank er aus seiner Wasserflasche, während die Hexen und Zauberer den Raum verließen, um etwas Essen zu gehen. Mr. Macmillan nickte ihm sogar anerkennend zu. Dudley schloss einen kurzen Moment lang die Augen und erlaubte sich, sich etwas zu entspannen. „Nicht schlecht.“ Er zuckte zusammen und blinzelte den letzten Verbliebenen erschrocken an. Er hatte nicht bemerkt, dass noch jemand anderes im Raum war. Blaise. Wer auch sonst? Nur mit Mühe unterdrückte er einen leisen Seufzer. „Danke. Mit Sicherheit ist noch einiges verbesserungsbedürftig. Gibst du mir nachher Feedback? Ich schätze, du wirst mir ehrlich an den Kopf knallen, wenn irgendetwas mies war?“, sagte er und hustete kurz. Seine Kehle fühlte sich an wie mit Sandpapier behandelt. „Geht klar.“ Blaise grinste. „Ohne Flausch und Samthandschuhe.“ Er neigte kurz den Kopf. „Kommst du mit raus? Mir steht der Sinn nach Fish and Chips. Und du siehst aus, als wenn du auch eine Runde Pommes verdienen könntest.“ „Klingt gut.“ Dudley nickte, noch ehe er wirklich die Information verarbeitet hatte, dass das eine gemeinsame Mittagspause mit Blaise bedeuten würde. Natürlich war das hier rein kollegial. Es wäre dumm, etwas anderes darin zu sehen, auch wenn sein blödes Herz sich das natürlich augenblicklich wünschte. „Aber wehe wir reden über die Arbeit. Das kann ich gerade nicht gebrauchen. Ich muss ein bisschen abschalten.“ „Okay. Das sollten wir hinbekommen. Quidditch kann ich dir anbieten. Oder aber du erzählst etwas über dich.“ Sie verließen den Tagungsraum und machte sich auf den Weg zur Kantine. „Was willst du wissen?“, fragte Dudley betont lässig. Interesse von Blaise gehörte zu den Dingen, die ihn tief verunsicherten. „Sind die Gerüchte wahr? Bist du wirklich nicht nur muggelgeboren, sondern ein waschechter Muggel?“ Der Blick aus Blaises dunklen Augen war durchdringend und Dudley erwiderte ihn nur kurz aus seinen wasserblauen. Er hatte eh den Eindruck, dass Blaise ihn vollkommen durchschaute. „Yeah.“ Dudley schaute starr gerade aus und bog dann nach links zur Kantine ab. „Der erste Muggel im Ministerium. Das absolute Kuriosum und so weiter.“ „Bemerkenswert.“ Mehr sagte Blaise dazu nicht, aber aus Dudleys Sicht musste er das auch nicht. Vermutlich hatte sich jedes auch sonst-wie-geartete Interesse gerade erledigt. Ein bisschen fühlte es sich an, als wenn sein Herz gerade brechen würde. Doch er straffte die Schultern und verbot sich, darüber nachzudenken. Das war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Außerdem schlug er sich diesen Mann am besten gleich ganz aus dem Kopf. Das war doch eh das Beste. „Welche Quidditchmannschaft ist dein Favorit?“, lenkte Dudley von dem Thema ab, während sie sich in die Schlange für die Fish and Chips einreihten. Die Mittagspause war für Dudley nur halb entspannend gewesen. Sie hatten ausschließlich über Dinge gesprochen, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten, was auch bedeutete, dass sie das ganze Muggel-Thema weiträumig ausgelassen hatten. Das war schließlich heute Dudleys kompletter Arbeitsinhalt. Blaise hatte sich als Fan der Chudley Cannons entpuppt, über die Dudley allerdings so gar nichts wusste. Er liebäugelte eher mit Puddlemere United, schon allein, weil er deren Hüter Oliver Wood reichlich ansprechend fand. Aber eine wirklich fundierte Meinung hatte er bislang noch nicht zu Quidditch, da er noch kein einziges Spiel gesehen hatte. Der gute alte Fußball war ihm da weitaus lieber. Zurück in dem Tagungsraum bereitete sich Dudley innerlich auf die nächste Runde vor. Er wechselte nur noch einen kurzen Blick mit Blaise, der ihm seltsamerweise wieder durch und durch ging. Hatte er nicht vorhin noch gedacht, dass er sich diesen Mann aus dem Kopf schlagen musste? Mit Mühe unterdrückte er ein Seufzen. Er war ja sowas von hoffnungslos. „Wow, Dudley, ich bin wirklich begeistert.“ Hermione überrannte Dudley nach Ende des achtstündigen Workshops regelrecht mit ihrer Begeisterung. „Ich muss zugeben, dass ich sehr skeptisch war, aber du hast das wirklich toll gemacht. Wenn du noch ein bisschen an Aufbau und Konzept feilst, lässt sich die Veranstaltung auf einige andere Abteilungen übertragen und am besten sogar zu einer allgemein verpflichtenden Schulung für Ministeriumsmitarbeiter machen.“ Sie drückte Dudley ein eng beschriebenes Pergament in die Hand. „Hier sind meine Anregungen zur Verbesserung. Schau sie dir einfach mal an und lass uns dann darüber reden.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. „Ich dachte ja, dass Harry übertreibt, als er sich so für dich eingesetzt hat.“ Ihre Miene verfinsterte sich etwas. „Er hat früher erzählt, wie es war, mit dir und deinen Eltern aufzuwachsen. Ich konnte gar nicht verstehen, warum er das überhaupt getan hat. Aber er hatte Recht. Mit allem, was er gesagt hat. Man muss dir wirklich einfach eine Chance geben. Du hast mich absolut überzeugt.“ Sie tätschelte Dudley fröhlich den Arm. „Und jetzt muss ich los. Der Chef wartet mal wieder.“ Noch einmal lächelte sie und erwartete gar nicht erst Dudleys Antwort, sondern rauschte schon durch die Tür. Dudley schüttelte unwillkürlich den Kopf. Diese Frau war wirklich ein absolutes Energiebündel. Ob sie jemals überhaupt schlief? Sie hatte immer irgendetwas zu tun und meist schon die nächsten drei Dinge in ihrem Kopf. Wie kam sie bloß nie durcheinander? Und wie zum Merlin schaffte sie es, nach solch einem Tag noch so munter durch die Gegend zu laufen? Er war jetzt vollkommen fertig. Dudley fuhr sich durch die blonden Haare. „Gute Arbeit, Mr. Dursley. Wir sollten morgen über eine praktische Umsetzung Ihrer Anmerkungen sprechen. Kommen Sie doch um 9.00 in mein Büro“, sagte Mr. Macmillan und reichte Dudley die Hand. Dieser drückte sie überrascht und nickte dann. „Gerne, Sir. Bis Morgen dann.“ „Bis Morgen.“ Dudley schaute ihm kurz nach und blickte sich dann um. Der Rest der Teilnehmer war bereits gegangen und hatte sich zumeist nur knapp von ihm verabschiedet. Einige hatten ein paar lobende Worte fallen lassen, die ihm gut getan hatten. Offenbar verstand er doch etwas von diesen Dingen hier. Blaise war der letzte, der den Raum verließ. Er schenkte Dudley im Vorbeigehen nur ein kurzes Lächeln, aber schon wieder war es dieser stille winzigkleine Moment, der diesen bis ins Herz traf. Gefühle waren wirklich vollkommen bescheuerte Dinge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)