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Beat of a Damned Lover

Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net
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Brutale Emotion

Tala starrte.

 

Tala war keiner, der sich leicht überraschen ließ, er hatte nie unter Erstaunen oder Ehrfurcht gelitten; wenn man in der Abtei aufwuchs, lernte man, dass alles möglich war. Nicht einmal in seinem Leben hatte er etwas gesehen, was ihn erstarren ließ. Nicht einmal die Neuigkeit, dass Voltaire noch atmete, hatte ihn stocken lassen; letztlich hatten alle Hiwataris einen Hang dazu, selbst bei verschwindend geringen Chancen zu überleben, so sehr Kai auch hasste, das zu akzeptieren.

 

Wenn du ein Hiwatari warst, dann überlebtest du alles.

 

Naja, Punkt war, dass die Neuigkeit von Voltaires Überleben Tala nicht einmal mit der Wimper hatte zucken lassen.

 

Aber das hier, das war... seltsam.

 

Es hatte Tala weniger als eine Sekunde benötigt, um Tony zu erkennen, der Mann, der vor all den Jahren auf Bryan aufgepasst hatte; Zeit, auch wenn sie Tony verändert hatte, hatte ihn nicht unerkennbar gemacht und Tala vergaß sowieso niemals ein Gesicht. Selbst wenn Tala den Mann bei dem toten Baum nicht erkannt hätte, die Jahre hatten Tony nicht diesen gewissen Blick genommen.

 

Sie alle hatten ihn.

 

Jeder einzelne.

 

Tala, Bryan, Kai, Ian, Spencer und alle anderen.

 

Wenn jemand in der Abtei aufgewachsen war, konnten sie sofort von jedem erkannt werden, der wusste, wonach er suchen musste; es war etwas in ihren Augen, die Art, wie sie ruhelos und gehetzt aussahen. Die Art, wie sie standen, Schultern nach hinten, Rücken gerade, stolz, einschüchternd und emotionslos. Die Art, wie sie sprachen, klar und unbeteiligt. Die Art, wie sie den Rest der Welt ansahen, irgendwio zwischen Neid und Abneigung. All das konnte Tala noch in Tony selbst sehen.

 

„Hab' dich gefunden“, sagte Tony erneut, dieses Mal in einem heiseren Flüstern.

 

Tony schenkte dem Rotschopf keinerlei Aufmerksamkeit, der ihn ohne zu blinzeln anstarrte; er war an dem anderen jungen Mann viel interessierter, der noch immer an Talas Brust stand.
 

„Warst du es, der das Feuer gestartet hat?“, fragte Tala kühl.

 

Tony nickte. „Natürlich, ich musste ihn da 'raus kriegen.“

 

Die goldenen Augen blickten durch ebenholzfarbene Strähnen zu Tony, der Argwohn und die Unsicherheit in ihnen brachten Tony zum lachen. Er ging einen Schritt auf das Paar zu und schaute zum ersten Mal zu Tala.

 

„Ich kann verstehen, warum du ihn magst“, zischte Tony in einem atemlosen Lachen, „schlank, die perfekte Figur, das perfekte Gesicht, alles an ihm ist perfekt.“ Tony lachte erneut. „Abgesehen von dem kleinen Detail, dass er ein Junge ist, kann ich mir vorstellen, dass Boris mit deiner Wahl sehr zufrieden wäre, Tala.“

 

Talas azurfarbene Augen verhärteten sich.

 

Tonys Erscheinen war also unerwartet, das bedeutete aber nicht, dass der Wolf seine Überraschung zeigen musste. „Willst du irgendwas, Tony?“

 

Tony lachte erneut. „Oh ja, da ist etwas, das ich will!“ Er trat einen weiteren Schritt nach vorn. „Und ich glaube, du weißt, was das ist.“ Er grinste Tala anzüglich an, doch seine leblosen Augen zuckten durchweg wieder zu Ray.

 

„Ich hab' 'ne Vermutung“, erwiderte Tala, „aber ich glaube nicht, dass du das hier finden wirst.“

 

„Oh, damit liegst du jetzt aber falsch.“ Tony ließ seinen Blick wieder auf Ray ruhen. „Man würde nicht erwarten, dass jemand, der so sanft aussieht, so stark sein könnte, nicht wahr?“, grübelte er, „niemand hat erwartet, dass Ray Kon Bryan besiegen würde, aber er hat es.“ Tonys Lippen kräuselten sich erneut. „Hat Falborg direkt aus dem Stadion geschmissen, ich vermute, deswegen hat Kai ihn erwählt.“

 

„Kai hat ihn für was genau erwählt?“, fragte Tala knapp.

 

„Da komm' ich noch zu.“ Tony winkte ab, bevor er wieder zu Ray blickte. „Ich denke, dass Kai sehr vorsichtig nachgedacht hat. Er hat wahrscheinlich auch an dich gedacht, Tala, letztlich hast du nie nach dem schwarzen Phönix gehungert-“

 

„Schwarzer Phönix?“, wiederholte Tala. Seine Augen verengten sich.

 

„-aber ich nehme an, dass er dachte, dass du dich von ihm entfernst, vielleicht war da etwas an dir, dem er nicht vertrauen konnte. Du hast dich tatsächlich als Verräter 'rausgestellt, also hatte Kai Recht, heh-heh. Dann wäre da Bryan, auch der wurde nie von Black Dranzer verführt, allerdings ist er vermutlich nicht stark genug, um eine solche Macht zu besitzen.“

 

Ray war bisher sehr still gewesen; er konnte durch Talas erstarrte Haltung spüren, dass dieser Mann, wer auch immer es war, etwas an sich hatte, Tala dazu brachte, sehr vorsichtig zu sein. Da es scheinbar nichts in der bekannten Welt gab, das Tala Angst machte, fand Ray es sehr bedenklich, dass Tala diesen Mann für so verdächtig hielt.

 

„Was ist mit dem Weltmeister, Tyson? Nah! Zu dumm!“, sagte Tony gedehnt, „der blonde Amerikaner, zu unschuldig. Kai hat keine anderen Freunde, also war nur noch einer übrig.“ Tony grinste Ray erneut anzüglich an. „Er.“

 

„Du hast Black Dranzer.“

 

Es war keine Frage und Talas Augen verließen Tony nicht, doch seine Worte waren an den Neko-Jin gerichtet, der langsam nickte.

 

Ray zögerte, doch nur für einen kurzen Augenblick. „Kai hat ihn mir bei der Beerdigung seines Großvaters gegeben“, flüsterte er Tala zu, „ich hab' ihm versprochen, auf Black Dranzer aufzupassen.“

 

„Und ich bin mir sicher, dass du dich ja so geehrt gefühlt hast, dass Kai dich auserwählt hat“, spottete Tony, „von all den Menschen, die Kai kennt, hat er dich auserwählt. Wie rührend.“

 

„Und ich nehme an, dass Black Dranzer das ist, was du willst“, sagte Tala und schnitt durch Tonys langen Blick auf Ray in einem harschen Tonfall. „Das kann ich verstehen, du warst schon immer so schwach, wenn es um Macht ging.“

 

Zum ersten Mal flackerte etwas Finsteres über Tonys Gesicht. „Black Dranzer gehört mir! Ich habe ein Recht auf ihn!“

 

„Ein Recht?“, schnaubte Tala, „bitte, wenn Black Dranzer irgendwem gehört, dann ist es Kai. Du weißt, dass er der einzige auf dieser Welt ist, der den schwarzen Phönix kontrollieren kann.“

 

„Ich kann es lernen!“, schnarrte Tony, als Ärger sein Gesicht weiter und weiter verdunkelte, bis seine Augen beinahe schwarz waren.

 

„Das bezweifle ich ernsthaft“, sagte Tala hochmütig, „aber wenn du Black Dranzer wirklich so sehr willst, warum kommst du dann nicht und holst ihn dir?“

 

„Was?“ Tony sah überrascht aus.

 

„Was?“ Ray blickte hoch in Talas unleserliches Gesicht. „Tala, ich-“

 

„Es liegt nicht an dir, zu entscheiden, wem Black Dranzer gehören soll, aber rück' ihn raus“, unterbach Tala ruhig.

 

„Das ist alles?“, keuchte Tony, „alles, was ich tun muss, ist meine Hand auszustrecken und du wirst mir den schwarzen Phönix geben?“

 

„Aber natürlich“, nickte Tala und ignorierte die großen Augen und den alarmierten Gesichtsausdruck, den Ray ihm gab. „Komm' und nimm den schwarzen Phönix.“

 

„Tala, ich glaube wirklich nicht-“, begann Ray.

 

„Hol' Black Dranzer raus, damit Tony ihn sehen kann“, befahl Tala.

 

„Aber-“

 

„Tu es.“

 

Ray seufzte und betete eher, als dass er hoffte, dass Tala wusste, was er tat; er glitt mit einer Hand in die kleine Innentasche seines Oberteils, wo er normalerweise seinen Beyblade aufbewahrte, und holte das schwarze Bitbeast hervor. Er sah zu Tala. „Was jetzt, du Genie? Soll ich mich selbst umnieten oder soll ich es Tony machen lassen?“

 

„Halt einfach das Bitbeast hoch, sodass er es sehen kann.“

 

Wie Ray bald schon lernte, wusste Tala immer, was er tat; manchmal liefen die Dinge nicht so, wie sie geplant waren, Ray war dafür ein großartiges Beispiel, aber das bedeutete nicht, dass Talas Gehirn den Dienst verweigerte. Sobald er Tony gesehen hatte, war der rothaarige Wolf durch verschiedene Möglichkeiten gegangen, die ihnen bei ihrer Flucht helfen könnten. Weglaufen war nicht Talas Lieblingsweg, mit so einer Situation umzugehen, aber in diesem Fall war es die einzige Option, die ihm in den Sinn kam.

 

Tony zu töten wäre nicht praktisch, ganz zu schweigen illegal, wie Ray zweifellos anmerken würde; Tony war in der Abtei groß geworden, er wusste alles, was Tala wusste. Das war die eine Schwäche jedes Mitglieds der Abtei; für die Welt waren sie unbesiegbar, aber gegeneinander, wenn beide die nächste Bewegung ihres Gegenüber kannten, hatten sie keine Chance. Außerdem war Tala kein geborener Mörder; als er gesehen hatte, wie der Schütze auf Ray zielte, war eine unkontrollierbare Wut über ihn gekommen, er hatte seinen Zorn nicht dämpfen können. Aber das bedeutete nicht, dass er jeden Feind in Sichtweite umbrachte.

 

Tala war nicht wie Bryan; er nutzte nicht seine Fäuste, um aus schlechten Situationen herauszukommen.

 

Stattdessen benutzte er seinen Kopf. Er war immer am Denken, immer am Beobachten und immer auf die Chance wartend, dass er seinen Gegner überwältigen könnte. Und das war das, was er gerade tat.

 

Tony erwartete, dass er kämpfte, erwartete, dass er sich nicht beugen worde. Er würde nicht wissen, was er tun sollte, wenn Tala ihm den Rücken zuwandte.

 

Ray hielt den schwarzen Phönix hoch.

 

Die Verwandlung, die Tony überkam, war erschreckend; sein Gesicht sah fast aus, wie das eines Kindes, als er die Hand ausstreckte, als wollte er nach dem Bitbeast greifen. Er stolperte mit einem Keuchen nach vorne und wimmerte erbärmlich.

 

„Tala?“ Ray versuchte, einen Schritt nach hinten zu gehen, doch Tala hielt ihn auf.

 

Der Wolf glitt mit einer Hand in Rays Hosentasche und zog die Motorradschlüssel heraus, die Ray ihm abgenommen hatte. „Komm' mit mir, aber lass' das Bitbeast in Sichtweite“, murmelte Tala.

 

Er legte einen Arm um Rays Bauch und zog ihn zurück; Rays Herz hämmerte in seiner Brust, doch ob es an Tony lag, der langsam näherkam, oder weil die Lücke zwischen ihm und Tala praktisch nicht existierte, wusste er nicht. Sein Körper war gegen den des Wolfs gepresst und in Rays Kopf drehte sich alles.

 

Tala trat einen weiteren Schritt zurück, bei dem er Ray mit sich zog.

 

War er da tat war seltsam. Warum ließ er Ray nicht einfach hier? Nimm Black Dranzer und verschwinde. Warum nahm er den Neko-Jin mit?

 

Warum bloß wollte er Ray nicht loslassen?

 

Er murrte.

 

Er würde es akzeptieren müssen.

 

Der Neko-Jin faszinierte ihn.

 

Ray faszinierte ihn.

 

Ray faszinierte sie alle.

 

Sogar Boris.

 

Und das war der Moment, als eine kleine Idee in seinem Kopf aufflackerte.

 

                                                                                                                                     

 

„Ich kann nicht glauben, dass ich das hier mache!“, motzte Bryan, „ich kann wirklich nicht glauben, dass ich das hier verdammt noch mal mache!“

 

„Halt den Mund und leg die Hände zurück auf's Steuer“, keifte Kai zurück, als das Auto gefährlich zur Seite schwenkte. „Wenn ich sterbe, während du fährst, werde ich dich für den Rest deines Lebens heimsuchen.“

 

„Ich dachte, du wolltest mich nicht einmal anschauen“, knurrte Bryan.

 

„Werd' ich nicht. Nur weil ich dich heimsuche, heißt das nicht, dass ich dich ansehen muss.“

 

Bryan seufzte schwer und antwortete: „Wenn du in diesem Auto stirbst, ist es deine Schuld, weil es deine Schuld ist, dass wir überhaupt hier sind. Du bist der, der den schwarzen Phönix so großzügig weggegeben hat.“

 

Kai sagte nichts. Außerhalb des Autos ging die verschneite Landschaft ohne Unterbrechung weiter; doch Kai konnte die stets verführerische Macht von Black Dranzer spüren. Deswegen wusste Kai, wo er hin musste, er konnte Black Dranzer fühlen; das würde ihn zu Ray führen.

 

Außer Tony hatte Black Dranzer bereits an sich gerissen.

 

Wenn dem so war, was war dann mit Ray geschehen?

 

War Tala wirklich verschwunden, um Ray zu helfen?

 

Oder hatte er sich einfach nur aus dem Staub gemacht, bis all das hier vorbei war?

 

Tala.

 

Kais Kiefer verkrampfte sich. Er hatte Tala vertraut, hatte Tala mit seinem Leben vertraut. Aber der Wolf war ein Verräter und war schon immer einer gewesen; je mehr Kai darüber nachdachte, desto deutlicher wurde es für ihn, dass er so langsam anfing, das zu akzeptieren. Ein Teil von ihm wollte es immer noch verneinen, wollte denken, dass Tala niemals sein Team verraten würde.

 

Aber Kai wusste, dass es wahr war.

 

Tala war immer schon distanziert gewesen, wenn es um seine Meinung gegenüber Boris ging, und jetzt wusste Kai, warum.

 

Tala war ein Verräter.

 

Kai wusste nicht warum, aber einfache Logik sagte ihm, dass Boris ihnen die Wahrheit gesagt hatte. Tala war ein-

 

„HEILIGE SCHEIßE!“

 

Kais Augen zuckten nach vorne, als Bryan mit seinem Fuß die Bremse durchdrückte; das Motorrad, das geradewegs auf sie zugefahren war, schien sich auf der feuchten Oberfläche des Bodens fast zu drehen. Es schlitterte in einen großen Schneehaufen zu Bryans Rechten, als das Auto mit quietschenden Reifen über die Straße rutschte und letztlich stehen blieb. Kai keuchte und bevor Bryan überhaupt den Motor abgestellt hatte, war er aus dem Auto gestolpert.

 

Allgemein die Welt verfluchend knallte Bryan seine Autotür zu und stürmte zu dem umgestürzten Motorrad. Es war mit den Fahrern auf dem Sitz auf die Seite gekracht; es gab ein Stöhnen und dann setzte sich der Fahrer mit dem Helm mit einem russischen Fluch auf.

 

„Was zur Hölle hattest du denn für 'nen Auftrag?“, knurrte Bryan, „hast du 'nen verdammten Todeswunsch oder was?“

 

„Was mein Auftrag war?“, wiederholte der Motorradfahrer, als er wütend seinen Helm abnahm, „du warst der, der auf der falschen Seite der verfickten Straße gefahren ist!“

 

Bryan und Kai erstarrten, als der Helm im Schnee landete und der junge, rothaarige Mann sie wütend mit Blicken aufspießte. „Tala?“ Kais Augen verengten sich und sein Keifer verkrampfte sich erneut. „Du!“

 

Tala schien nun auch endlich zu bemerken, in wen er beinahe reingekracht wäre, und er schürzte die Lippen. „Oh.“ Er stand auf und wischte sich den Schnee ab. Die Welte drehte sich um ihn und er schwankte mit einem neuen Fluch.

 

Sowohl Bryan als auch Kai waren wie zur Salzsäule erstarrt; keiner war sich sicher, was sie als nächstes tun sollten, als sie dabei zusahen, wie der Wolf seinen Kopf schüttelte, um ihm wieder zu klären. Ein weiteres, kleines Stöhnen ließ Kai jedoch wieder zu Sinnen kommen und er drängelte sich an Tala vorbei, um sich über das Motorrad zu lehnen. „Ray?“

 

Ray öffnete die Augen; der Schnee hatte ihn weich landen lassen, aber dennoch fühlte er sich, als ob er von einem Elefanten gerammt worden war. Wacklig stand er auf und blickte in Kais Augen, die ihn ohne zu blinzeln anstarrten. Zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten lächelte Ray ein großes Lächeln. „Kai!“

 

„Bist du okay?“, fragte der Phönix leise.

 

Ray blickte sich um und versuchte, sich zu orientieren. „Ich denke schon... was ist passiert?“

 

„Ihr hattet einen Unfall, oder eher hatte Tala einen Unfall.“

 

Der Neko-Jin setzte sich auf und strich seine Haarsträhnen aus dem Weg; seine Augen wanderten an Kai vorbei zu Tala und Bryan, die keine zwei Meter voneinander entfernt standen. „Ah“, hauchte er leise. „Du weißt also über Tala Bescheid?“ Er blickte zu Kai hoch.

 

Der Phönix antwortete nicht, doch er richtete sich auf und sein Gesichtsausdruck wurde kalt und finster.

 

„Kai?“, flüsterte Ray. Er lehnte sich gegen das Motorrad, als er es schaffte, sich aufrecht hinzustellen, während er sich mit einer Hand den Kopf hielt. „Wegen Tala... würdest du ihn erklären lassen?“

 

„Er hat nichts zu erklären“, erwiderte Kai eisig, „ich will ihm nicht zuhören.“

 

„Aber-“, Ray hielt inne und biss sich auf die Lippe, als er zu Tala schaute. „-es gibt einen Grund, warum-“

 

„-warum er uns alle verraten und weiter für Boris gearbeitet hat“, unterbrach Kai abprupt, „ich bin mir sicher, den gibt’s, es hat vermutlich etwas mit Macht zu tun.“

 

„Nein! Nein, hat es nicht“, schüttelte Ray den Kopf, „Kai, wenn du nur-“

 

„Werde ich nicht.“ Kai wandte sich von dem Neko-Jin ab, unterließ es aber, einfach wegzugehen. Er suchte allerdings nach einem anderen Gesprächsthema. „Hast du immer noch Black Dranzer?“

 

„Natürlich“, nickte Ray versichernd, „ich hab' dir versprochen, auf ihn aufzupassen.“

 

„Gut. Da gibt es nämlich etwas, das du wissen solltest“, fing Kai an.

 

„Ist dieses etwas zufällig ein seltsamer Mann, der ein ungesundes Bedürfnis nach Black Dranzer hat?“, fragte Ray ruhig.

 

Kai blickte ihn scharf an. „Woher weißt du das?“

 

„Weil ich ihn schon die Freude hatte, ihn kennenzulernen“, antwortete Ray, „er hat versucht, mich lebendig zu verbrennen.“

 

„Sein Name ist Tony“, fuhr Kai fort.

 

Ray runzelte die Stirn. „Den Namen hab' ich kürzlich noch gehört.“

 

Dieses Mal war es an Kai, zu nicken. „Du hast ihn in dem Brief gelesen, den ich bekommen hab'.“

 

„Oh“, Ray blinzelte langsam, „ich erinner' mich. Dann weißt du also, wer er ist?“

 

„Weiß ich“, seufzte Kai, „er versucht, mich umzubringen.“

 

Für einen Moment herrschte Schweigen, dem dann jedoch ein Kichern folgte; verwirrte drehte der Phönix sich um, um den Tiger anzuschauen, der da stand und leise vor sich hin lachte. „Tut mir Leid, Kai.“

 

„Was ist so lustig?“, fragte kai.

 

Ray schüttelte schnell den Kopf, doch er lächelte noch immer. „Es ist nicht lustig, ist es wirklich nicht...“

 

„Aber?“

 

„Scheint es nicht so, als ob jeder dich töten will?“, schnaubte Ray amüsiert, „das wird schon fast zu 'ner Charaktereigenschaft von dir.“

 

„Ich bin froh, dass dich das so amüsiert, Ray.“

 

„Nein, bin ich nicht!“ Ray bedeckte seinen Mund um ein weiteres Lachen zu verstecken. „Es ist nur...“, er schüttelte erneut den Kopf. „Tut mir Leid, Kai. Es war ein sehr unnormaler Tag. So langsam macht er mir wohl zu schaffen.“

 

„Du bist nicht der einzige, der einen unnormalen Tag hat“, murmelte Kai, der zu dem Falken schaute, der gerade versuchte, Tala mit seinen Blicken umzubringen.

 

Tala stand ruhig da. „Was ist los, Bryan? Hast du nichts zu sagen?“

 

Bryans Augen verengten sich, doch sein Mund funktionierte immer noch nicht; hier stand er, nur ein paar Fuß von Tala entfernt, und alles, was er wollte, war, den Rotschopf in Stücke zu reißen, er wollte etwas kluges, gerissenes sagen, dass Tala dazu bringen würde, ihn mit seinen Blicken  zu wollen. Aber gerissen und klug war noch nie Bryans Stärke gewesen; er war dazu erzogen worden, ein gewalttätiger, monströser Soldat zu sein, kein Commander mit Köpfchen wie Tala. Seine Füße wollten nicht funktionieren und er konnte seinen Arm nicht heben, um nach ihm zu greifen. Was war mit ihm los? Warum brachte er Tala nicht um?

 

„Wir reden nicht mit Verrätern.“ Kai blieb neben dem Falken stehen und warf Tala einen kalten Blick zu.

 

Gelächter platzte aus Tala. „Der ist gut, gerade von dir!“, gackerte er, „wie oft hast du deine wertvollen Bladebreakers betrogen? Und du nennst mich einen Verräter!“ Er lachte erneut.

 

Bryan knurrte. Das war ein Schritt zu viel. Nur er durfte Kai auslachen. Nur er. Niemand anderes, und vor allem nicht Tala. Er stürzte sich mit einem Grollen nach vorn; genau hier und jetzt wollte er Tala töten, nicht dafür, dass er ein Verräter war, sondern weil er Kai so behandelte, wie er es tat. Tala und Kai sollten Freunde sein, Tala hatte kein Recht, so mit Kai zu sprechen-

 

„NEIN!“

 

Bryan wurde zurückgeschoben und es war nur sein guter Gleichgewichtssinn, der ihn aufrecht hielt; mit einem erneuten Knurren wirbelte er zu der Person, die ihn zurückgedrückt hatte.

 

Ray stand vor Tala, atmete schwer und starrte Bryan entschlossen an. „Wartet nur“, keuchte er, „hört Tala einfach zu.“

 

Bryan blinzelte den Neko-Jin an. „Bist du vollkommen bescheuert? Du willst, dass ich ihm tatsächlich zuhöre?“

 

„Hört ihm einfach zu“, wiederholte Ray, als seine Augen zu Kai zuckten. „Bitte?“

 

Kay schwieg weiter, als er von Ray zu dem überraschten Gesichtsausdruck auf Talas Gesicht schaute; dann senkte sich sein Blick auf Rays Hände, welche nach hinten griffen und nach den Fingern des Rothaarigen suchten. Für ein paar, flüchtige Sekunden sah Kai dabei zu, wie sich Talas lange, blasse Finger mit Rays verflochten, und zwar mit einer Zärtlichkeit, die Kai noch nie zuvor in Tala gesehen hatte.

 

Die Augen des Phönix' verdunkelten sich, als er über das knurrte, was das bedeutete. „Niemals.“



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