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Beat of a Damned Lover

Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net
von

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Sprich leise

Ray setzte sich auf strich eine Strähne seines losen Haares hinter sein Ohr. Er zitterte und griff nach seiner Kleidung, die achtlos fortgeworfen worfen war, und drückte sie an sich. Zumindest war der Wind draußen und es schien keine Löcher in der Hütte zu geben. Neugierig, wie spät es wohl war, fing er an, nach Talas Uhr zu suchen, von der er wusste, dass sie hier irgendwo sein musste, da er sie ganz unzeremoniell weggeworfen hatte, weil sie sich in seine Haut gebohrt hatte. Er zog sein Oberzeil an und sog scharf die Luft ein, als sein Körper ihn mit einem stechenden Schmerz an seine Wunde erinnerte. Er stand auf und zog seine Hose an, und wo er jetzt seine Größe zu seinem Vorteil nutzen konnte, brauchte er nicht lange, um die Uhr zu finden, zu welcher er nun herüberging.

 

Vier Uhr morgens entdeckte und er drehte sich um, um gegen die Wand zu lehnen. Er zitterte erneut und sein Atem stieg in kleinen Dampfwölkchen von seinem Mund auf. Plötzlich hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, weswegen er aufschaute und Talas kalte, blaue Augen erblickte, geöffnet und aufmerksam. Sie erstarrten für einen Moment, beide warteten darauf, dass der Andere zuerst sprach, unsicher, wie die Reaktionen wohl sein mögen. Ray räusperte sich und strich eine weitere Strähne hinter sein Ohr. „Du drehst nicht durch?“

 

Tala blinzelte langsam. „Wegen was?“, fragte er, Ray noch immer ansehend.

 

„Darüber, dass wir... ähh“, Rays Stimme verhallte nervös.

 

„Drehst du durch?“, fragte Tala.

 

„Nein.“

 

„Warum nicht?“

 

Ray sah zu Boden. „Ich möchte es“, sagte er leise, „ich will mir selbst sagen, dass es falsch und widerwärtig war... aber ich kann nicht.“ Er zwang sich dazu, aufzuschauen. „Es war zu gut.“ Er errötete und schaute wieder runter.

 

Talas Augen glitten zu der Decke über ihm; er lag auf dem Rücken und nutzte sein Oberteil als klumpiges Kissen. Wie fühlte er sich? Er hatte mit Ray geschlafen. Boris hatte Männer, die mit anderen Männern schliefen, schon immer für krankmachend empfunden, doch Tala selbst hatte noch nie darüber nachgedacht. Sollte er angewidert sein? Es war offensichtlich, dass Bryan und Kai es nicht waren, aber Kai hatte sich seine Meinungen noch nie von irgendjemandem vorschreiben lassen und Bryan hatte es sich zum Lebensziel gemacht, Boris anzuekeln. Tala war derjenige gewesen, der die Gehirnwäsche hatte. Tala war der Anführer gewesen und es war für Boris essentiell gewesen, den Anführer zu kontrollorieren, wenn er das Team kontrollieren wollte... deswegen hatte er den Plan gehabt.

 

Der Plan.

 

Nun, der war jetzt ruiniert. Er sah keine Möglichkeit, das wiedergutzumachen. Warum war er Ray gefolgt? Dadurch hatte er seinen Plan ruiniert; Boris würde ihm nicht mehr vertrauen, warum also hatte er seinen Plan riskiert, um Ray nachzukommen? Er wurde von Ray unterbrochen, der leise mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zu ihm kam; er sah zu, wie der Neko-Jin sich neben ihn setzte, während seine losen Haarsträhnen seine Schultern hinabfielen. Ray schaute ihn für einen Moment an, bevor er sich breitbeinig auf Talas Hüfte setzte und zu ihm runter blickte. Tala hob die Augenbrauen ob dieser Position, sagte jedoch nichts.

 

„Sag' mir, warum du Kais Vater hasst“, fragte Ray.

 

Tala starrte ihn an. „Warum fragst du so urplötzlich?“

 

Ray biss sich gedankenverloren auf die Lippe. „Weil ich dein Gesicht sehen möchte, wenn du es mir erzählst.“

 

Tala hob erneut die Augenbrauen. „Und was lässt dich glauben, dass ich es dir sagen werde?“

 

„Nun“, feixte Ray und seine Augen blitzten mit einem Übermut auf, den Tala zuvor noch nicht gesehen hatte. „Erstens wirst du diese Uhr nicht wiedersehen, wenn du es nicht tust.“ Das Feixen des Neko's wurde zu einem Grinsen. „Ich erkenn' 'ne gute Uhr, wenn ich sie sehe.“

 

                                                                                                             

 

„Wie lange glaubst du werden sie uns hier gefangen halten?“, fragte Kenny; sie waren wieder in der Zelle, dieses Mal mit Schlafsäcken ausgerüstet, aber niemand abgesehen von Daichi schlief, der dich durch nichts und niemanden vom Schlafen abhalten ließ. Der Himmel könnte über ihnen zusammenstürzen und Daichi würde sich nur beschweren, dass das auch bis zum Morgen Zeit hatte.

 

„Bis was auch immer passieren soll, passiert ist“, erwiderte Kai.

 

„Und wir können nicht abhauen?“, fragte Tyson nach.

 

„Ihr seid hier genauso sicher wie überall anders.“ Kai lehnte seinen Kopf nach hinten gegen die Wand. „Mein Großvater hat hier nicht das Sagen und es wäre klüger, den Wünschen meiner Mutter zu gehorchen, als zu versuchen, zu entkommen.“

 

„Äh, sie erinnert mich an dich!“ Tyson erschauderte und sagte mit verstellter Stimme: „Trainiere oder sterbe schmerzhaft!“

 

Kai schaute ihn mürrisch an. „Das habe ich nie gesagt.“

 

„Aber wolltest du, viele Male.“

 

„Wer würde das nicht?“

 

„Hey Ich fühle mich persönlich angegriffen!“

 

„Tyson, bei der Wahl, ob ich eine Klippe 'runterrennen oder dich trainieren soll, würde ich jedes Mal die Klippe nehmen, wenn es heißt, dass ich nie wieder sehen muss, wie du einen Beyblade startest.“

 

Tyson grinste böse. „Du bist nur neidisch.“

 

„Und das bin ich warum?“, fragte Kai, nicht sicher, ob er wirklich neugierig sein sollte.

 

„Weil ich Fanpost bekomme und du nicht.“

 

„Laut Statistiken habe ich 70% mehr Fans als du“, antwortete Kai mit geschlossenen Augen. „Ein paar Briefe ändern diese Zahlen nicht.“

 

„Das hast du dir gerade ausgedacht“, sagte Tyson stur.

 

„Oh, wirklich.“

 

„Yup. Warum sollten Leute dich mehr mögen als mich?“

 

„Weil ich sexy bin und du...“ Kai beäugte die verschiedenen Flecken, die von Essen stammten, auf Tysons Shirt und um seinen Mund. „Du nicht.“

 

„Hey, ich kann auch sexy!“

 

„Natürlich kannst du das.“

 

„Ich kann's!“

 

„Ich weiß, ich glaub' dir.“

 

„Nein, tust du nicht!“

 

„Tue ich. Ehrlich, tue ich wirklich.“

 

„Lügner.“

 

Kai feixte. „Ich habe noch nie in meinem Leben eine Lüge erzählt.“

 

„Jetzt weiß ich, dass du lügst!“

 

„Es ist wahr.“

 

„Schön“, forderte Tyson heraus, „sag' mir etwas und ich sag' dir, ob ich glaube, dass du die Wahrheit sagst.“

 

Kai sah ihn neutral an und sagte dann: „Ich mag deine Mütze.“

 

Tyson blinzelte sehr langsam. „Also, wenn das keine Lüge ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.“

 

Neben ihnen lachten Max und Hilary leise zu sich selbst. Sie genossen es, wenn Kai Kreise um Tyson rannte, und dann war da noch die Erleichterung, dass es nicht sie waren.

 

„Was ist denn falsch mit meiner Mütze?“, verlangte Tyson.

 

„Nichts. Ich hab' dir gesagt ich mag sie“, antwortete Kai.

 

„Diese Mütze ist ein Relikt!“, sagte Tyson stolz bevor er besagte Mütze von seinem Kopf nahm und an seine Brust hielt. „Ich habe diese Mütze schon seit Jahren!“

 

Kai schaute auf das Ding in Tysons Händen. „Sag mir, dass du sie in der Zwischenzeit gewaschen hast.“

 

Max schielte rüber und musterte besagte Mütze. „Glaubst du, sie ist verseucht?“

 

„Vielleicht sind da Flöhe drin.“ Hilary rümpfte die Nase.

 

„Seid ihr schon still?“, jammerte Tyson, „geht und malt Daichi einen Schnurrbart auf oder so!“

 

Während dieser ernsthaften Debatte hatte Bryan seinen Kopf in seinen Händen gehalten und um Rettung gebettelt, bevor seine Vernunft ihn wirklich verließ; Kai und er hatten sich noch nicht einmal angesehen, und die Male auf Kais Hals würden Kai es auch nicht so schnell vergessen lassen.

 

                                                                                                             

 

„Er hat meine Eltern ermordet.“

 

Ray war überrascht, dass er so schnell eine Antwort bekommen hatte. „Was ist passiert?“, fragte er.

 

„Mein Vater war ein Säufer und meine Mutter war krank. Matthew Hiwatari hat das Haus angezündet und ist gegangen.“ Tala schaute finster zu Ray hoch. „Das ist alles, was du zu dem Thema kriegst, also zieh' Leine!“

 

„War Matthew Hiwatari schon immer Boris' Puppe?“, fragte Ray.

 

„Hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?“

 

„Beantworte die Frage.“

 

„Nein.“

 

„Dann sag 'Auf Wiedersehen' zu deiner Uhr und zu was auch immer diese Schlüssel gehören.“ Ray hielt die Schlüssel mit einem Lächeln hoch.

 

Tala erdolchte ihn mit seinen Blicken, doch Ray ignorierte das.

 

„Du wirst es mir sagen, Tala.“

 

„Nein, werde ich nicht.“

 

„War Matthew Hiwatari schon immer Boris' Puppe?“

 

Tala sagte nichts.

 

Ray ließ die Schlüssel über ihm baumeln und schaute ihn erwartungsvoll an.

 

„Wir sollten uns auf den Rückweg machen“, schnappte Tala, „ich bin hier hergekommen, um dich zu holen und zu Kai zu bringen.“

 

„Wie den bösen, kleinen Jungen, der ich bin“, erwiderte Ray kühl. „Ich frag' mich, wie Kai reagieren wird, wenn er dich das nächste Mal sieht. Glaubst du, dass ihr immer noch Freunde sein werdet oder wird er dich hassen?“

 

„Das geht dich nichts an.“

 

„Ich sorg' dafür, dass es mich was angeht.“

 

„Dann erwarte nicht, dass du deinen nächsten Geburtstag noch erlebst!“

 

„Du arbeitest für Boris. Ich erwarte, dass Kai das mittlerweile weiß“, sagte Ray, „er wird einen Grund dafür wollen. Was wirst du ihm sagen, Tala? Bist du wirklich Kais Freund oder war das alles nur gestellt?“

 

„Halt den Mund!“

 

„Was ist mit Bryan? Er wird dich wahrscheinlich umbringen.“

 

„Ich hab' gesagt halt den Mund!“

 

„Ich versuche, dir zu helfen, Tala!“ Ray schaute jetzt finster zu dem Rotschopf herunter. „Wenn du mich nur lässt kann ich dir helfen.“

 

„Und wie genau gedenkst du das zu tun?“, fragte Tala spöttisch.

 

„Ich weiß, dass es einen Grund dafür geben muss, dass du immer noch für Boris arbeitest.“ Ray wurde so langsam frustriert. „Du willst, dass ich dir glaube, dass du so eine Art kalter Robotersoldat bist, aber das bist du nicht! Du bist ein Mensch! Du kannst immer noch fühlen und Dinge mögen und Dinge wollen-“ Er hielt inne. Der Ärger und die Verzweiflung verschwanden von seinem Gesicht als ein Gedanke ihn so hart traf, dass er sich für dämlich hielt, dass er noch nicht früher drauf gekommen war. „Es ist Rache, nicht wahr?“

 

Tala schaute jetzt zu ihm auf, sein Gesicht ausdruckslos.

 

„Deswegen arbeitest du immer noch für Boris. Du willst, dass er dir vertraut. Du willst, dass er dir so sehr vertraut, dass du dicht an ihn 'ran kommst. Dir geht’s nicht um Bryan oder Kai; es geht nur um dich und dein Verlangen, es Boris heimzuzahlen“, realisierte Ray. „Du willst Rache.“

 

                                                                                                             

 

Kai schaute erneut auf die Uhr. Es war fast fünf Uhr morgens und, nicht zum ersten Mal, musste er über Ray nachdenken. War er in Ordnung? Wo war er? Wenn Tala losgegangen war, um ihn zu holen, dann hätten sie mittlerweile zurück sein müssen. Nicht einmal Boris wusste, wo Tala war.

 

Tala.

 

Kai Innereien verdrehten sich vor Zorn und Schmerz; all die Zeit hatte Tala für Boris gearbeitet! Warum? Es musste einen Grund geben... oder nicht? Er seufzte und schaute runter auf die Bladebreakers; Max und Tyson waren am frühen Morgen endlich eingenickt, genauso wie Kenny. Hilary saß an der Wand gelehnt da, aber Kai war sich nicht sicher, ob sie schlief. Er schaute nicht zu dem Falken. Er konnte nicht. Er würde nicht. Was Bryan ihm angetan hatte war unverzeihlich. Kais Augen verengten sich vor Wut.

 

„Ich dachte, Tony war tot.“

 

Bryans Stimme klang hohl und leer, sie hallte fast im Raum wieder.

 

Kai ignorierte ihn und sein Kiefer verkrampfte sich, als seine Finger geistesabwesend über die Male, die seinen Hals verunstalteten, fuhren.

 

„Es ist nicht natürlich, dass er noch lebt, wenn er tot sein sollte.“

 

Der Phönix presste seine Lippen fest aufeinander; er wusste, was Bryan da versuchte, und er würde es ihm nicht einfach machen.

 

„Nicht einmal Boris wusste, das er noch lebt.“

 

Es war offensichtlich, dass Bryan nicht still sein würde, ehe Kai etwas sagte, also meinte Kai kalt: „Ich werde dir nicht verzeihen.“

 

Bryan sah zum ersten Mal auf. „Ich hab' mich nicht entschuldigt.“

 

„Gut. Weil ich dir nicht verzeihen werde.“

 

„Das ist okay. Als ob's mich juckt.“

 

„Solange wir uns da einig sind“, sagte Kai hochnäsig.

 

Bryan schaute wütend zu Boden; er wusste nicht, warum er überhaupt angefangen hatte zu reden, aber ein Teil von ihm mochte es nicht, dass Kai ihm Todesblicke zuwarf, ein Teil von ihm mochte nicht, dass Kai ihn hasste. Er versuchte, so zu tun, als sei er wütend. Er versuchte, so zu tun, dass er darüber nicht nachdachte aber es funktionierte nicht! Je mehr er sich anstrengte, deso stärker machten ihm Kais mörderische Blicke zu schaffen. Das war nicht richtig; er war Bryan Kuznetsov, niemand interessierte ihn und niemand interessierte sich für ihn. Wut kochte in ihm auf und bevor er wusste, was er tat, war er nach vorne gestürzt und presste Kai zornig zu Boden. Sie schauten sich für einen Moment bitterböse an, bevor Bryan durch zusammengepresste Zähne sprach: „Sag' mir, dass ich langweilig bin!“

 

Kais Wut wurde durch Unverständnis ersetzt. „Wie bitte?“

 

„Sag' mir, dass ich langweilig bin“, wiederholte Bryan.

 

Kais Ausdruck wurde sarkastisch. „Sicher. Weil erwürgt werden so öde ist.“

 

„Sag es einfach!“

 

„Warum sollte ich?“

 

„Weil ich dich hassen will!“, knurrte Bryan, „du hast mich verhunzt, Geldjunge, und ich mag' das nicht! Ich will dich hassen!“

 

Kai schnaubte. „Aber ich will nicht, dass du mich hasst!“, fauchte er zurück. „Ich will, dass du mich so sehr willst, dass es dir wehtut, mich überhaupt anzusehen.“

 

Sie starrten sich wieder für einen Moment feindlich an, aber da war ein sadistischen Schimmern in Kais Auge; Bryan wollte ihn noch immer, darüber konnte er nur lachen. Es bestand absolut keine Chance, dass er sich Bryan jemals wieder unterwerfen würde, und das war das, was der Falke mochte, egal wie sehr er es verneinte.

 

„Ich werde dich für immer hassen“, flüsterte er leidenschaftlich, während er hochsah zu Bryan, "aber das heißt nicht, dass ich will, dass du mich hasst. Du willst mich hassen? Das lass' ich nicht zu. Das ist deine Strafe für das, was du mir angetan hast. Du hattest deine Chance und du hast sie verpasst. Ich werde dich in jeder Art dafür zahlen lassen, die mir einfällt.“

 

Sein fieses Grinsen wurde siegreich, als Bryans Augen sich böse verengten und eine schwielige Hand sich um Kais Kiefer legte. „Du bist der Teufel“, knurrte er, „schlimmer als dein scheiß Großvater!“

 

Kais Grinsen wurde nur breiter. „Ich fasse das als Kompliment auf.“

 

Für einen Moment sah Bryan so aus, als würde er Kai schlagen, aber dann waren die Worte, die er sprach, viel schmerzhafter als jeder Schlag. „Dann werde ich dich hassen. Ich hasse jeden, der es als Kompliment nimmt, wenn er mit Voltaire verglichen wird. " Kais Augen blitzten und er holte mit der Faust aus, doch das zauberte nur ein ironisches Grinsen auf das Gesicht des Falken, der sich aufsetzte.

 

„Sieht so aus, als wären wir hier fertig“, sagte er wie ein Tier.

 

„Wir haben nie 'was angefangen“, knurrte Kai.

 

„Ja, red' dir das nur weiter ein.“

 

„Kai?“ Tyson war aufgewacht und setzte sich auf, wachsam und angespannt.

 

„Ist schon okay“, sagte Kai automatisch, als er aufstand und sich zur Wand drehte, während er sauer mit einer Hand durch sein Haar fuhr; Bryan war nicht der einzige, der Probleme hatte, sein Kopf wirbelte vor Gedanken, wie er es noch nie getan hatte. Ein kleiner Teil von ihm wollte zurück zu der Zeit, wo es noch einfach gewesen war, als er und Bryan ihr kleines Geheimnis gehabt hatten, aber der größere Part von ihm wünschte sich, dem Falken nie begegnet zu sein. All diese Emotionen machten ihm zu schaffen und der wollte sich wegen der Wut und Frustration verstecken. Also trat er mit einem Grollen gegen Wand und trat sie erneut, sicherstellend, dass sein Fuß wirklich wehtat.

 

„Kai!“ Max erwachte bei dem Geräuch und setzte sich auf, leicht zerzaust, aber wachsam. „Was ist passiert? Ist es Ray? Ist es Dranzer? Was ist passiert? Ist jemand gestorben? WO IST DAS FEUER?“

 

Das weckte natürlich die anderen auf und der ganze Raum sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm. Tyson lachte vor sich hin. „So ist's richtig Max. Noch ein bisschen lauter und du hättest die Toten geweckt.“

 

Jetzt musste Daichi lachen, Hilary kicherte ein wenig und sogar Kenny lächelte, als Max sich ein wenig verwirrt umsah. Aber etwas in Kais Kopf machte Klick, etwas ergab Sinn, das es vorher nicht gemacht hatte, und Kai stand da, die Augen weit aufgerissen, während er einen Satz, den Bryan gerade gesagt hatte, in seinem Kopf erneut abspielte.

 

Nicht einmal Boris wusste, dass er noch lebt.

 

Er.

 

Tony.

 

Der Mann, der hinter Kai her war.

 

Der Mann, der Kai verletzten wollte.

 

Der Mann, der tot sein sollte.

 

Und Boris selbst hatte gesagt, dass die Toten gingen. „Er weiß es!“, keuchte Kai, „er weiß verdammt noch eins Bescheid!“

 

„Was?“, fragte Tyson, der nicht verstand.

 

„Wo ist das Feuer!“, kreischte Max wild.

 

„Boris weiß, dass Tony noch lebt! Er wusste es die ganze Zeit! Deswegen ist er meinem Großvater gegenüber so unterwürfig! Das ist sein Trick!“ Kai stand da. „Er weiß über Tony Bescheid! Er weiß, dass Tony lebt! … und er hat Tony hinter Ray her geschickt!“ Er drehte sich zu Tyson. „Du musst etwas für mich tun.“

 

                                                                                                             

 

„Ich hab' Recht, nicht wahr?“, sagte Ray leise, „du willst Rache.“

 

Davon gelangweilt, zu Ray hochzuschauen, wandt der Wolf seinen Körper und im nächsten Moment fand Ray sich flach auf dem Boden liegend wieder und Tala lehnte mit hell leuchtenden, blauen Augen über ihm... oder eher, ein nackter Tala lehnte mit hell leuchtenden, blauen Augen über ihm.

 

Ray wurde rot.

 

Tala schien ebenfalls inne gehalten zu haben und plötzlich konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was er hatte sagen wollten; stattdessen tat er, was offensichtlich schien, und ließ sich auf den Neko-Jin sinken als ihre Lippen sich hungrig trafen. Rays Augen schlossen sich und er schnurrte; er wollte nicht zurückgehen, er wollte nicht wieder zurück zu den Streitereien... er wollte nur hier bleiben, mit Tala.

 

Die Idee fühlte sich so seltsam an, aber gleichzeitig auch so richtig.

 

„Tu's nicht“, keuchte Ray, nachdem sie sich trennten, „nimm' keine Rache. Es würde bedeuten, dass Boris gewonnen hat.“

 

Tala antwortete nicht, sondern richtete sich stattdessen auf und packte seine Kleidung.

 

„Du wirst versuchen, ihn zu töten, oder?“, flüsterte Ray, noch immer am Boden liegend. Er drehte den Kopf um den Rotschopf anzusehen. „Tu's nicht.“

 

„Und warum nicht?“ Die Hosen wieder angezogen, schnürte Tala gerade seine Stiefel.

 

„Weil dich das nur zu dem emotionslosen Robotermonster macht, von dem Boris will, dass du es bist.“ Ray setzte sich auf. „Das willst du nicht. Sag's der Polizei: Lass sie sich um Boris kümern. Er wird für Jahre ins Gefängnis gehen, vielleicht sogar für sein ganzes Leben.“

 

„Im Gefängnis zu verrotten ist nicht genug“, erwiderte Tala, „ich will, dass er in der Hölle verrottet." Er lehnte sich herunter und schnappte seine Uhr aus Rays lockerem Griff.

 

„Aber warum verstehst du denn nicht, dass das das ist, was er will?“ Ray stand auf, um seine Position zu untermauern. „Boris würde lieber sterben, als ins Gefängnis zu gehen, damit würdest du ihm einen Gefallen tun!“

 

„Ich hab' 'ne Idee: Behalt deine Meinung für dich selbst.“

 

„Du weißt, dass ich Recht habe!“

 

„Nein, ich weiß, dass du glaubst, dass du Recht hast.“

 

„Tala! Du hörst mir nicht zu!“

 

„Weil ich dir nicht zuhören will“, sagte Tala, als er sein Shirt anzog.

 

„Tal-“

 

„Nein!“ Tala wirbelte herum und sah Ray finster an. „Ja, ich will Rache. Ich will Rache für all die Jahre der Folter, Schmerzen und des Elends, die dieser Mann mir und meinem Team angetan hat. Und ich werde diese Rache kriegen... auf eine Art, die ich will. Nichts, was du sagst, könnte das ändern."

 

„Aber was dann?“, konterte Ray, „wirst du dich freuen, dass du ihn getötet hast?“

 

Tala lachte säuerlich. „Ich werde tanzen.“

 

„Okay“, Ray versuchte es nun anders, „wie hast du vor, ihn zu töten? Wo ist der Sinn darin, deine Freunde zu verraten und all die Jahre weiterhin für ihn zu arbeiten?“

 

„Glaubst du wirklich, dass Boris mir tatsächlich vertraut?“, schnaubte Tala, „er wird rund um die Uhr beschützt und lebt praktisch in einer kugelsicheren Weste. Ich hab' Jahre gebraucht, dass er denkt, dass ich sein hirnloser Soldat bin.“ Er hielt inne und fauchte. „Nun, ich hatte Jahre gebraucht. Du hast die Arbeit von Jahren in einer Nacht zerstört.“

 

„Warum bist du hinter mir her gekommen?“, fragte Ray leise.

 

Tala grollte genervt. „Hör' auf, mich das zu fragen! Das wird langsam langweilig!“

 

„Ich brauche eine Antwort!“ Ray hielt stur an seiner Meinung fest. „Ich muss wissen, warum du gekommen bist, wenn es deinen Plan zerstört hat!“

 

Talas Mund schloss sich und jetzt war es Ray, der langsam genervt war.

 

„Hör' auf damit!“, schnappte er, „warum kannst du nicht eine einfache Frage beantworten?“

 

Tala hielt inne und schaute zur Wand. Draußen schienen der Schnee und der Wind sich gelegt zu haben, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis es wieder zu stürmen begann. „Du willst wissen, warum ich gekommen bin?“ Er schaute zu Ray und seine eisigen Augen suchten nach Rays. „Da ist etwas an dir...“

 

Und in dem Moment wurde die Flamme zu einem tosenden Feuer; die Tür brach auf, das Feuer war auf dem Weg in die Hütte und sie waren gefangen.



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