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Beat of a Damned Lover

Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net
von

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Kalte Körper

Der Abend brach an, als Ray wieder zu Sinnen kam; das erste, das er bemerkte, war, dass ihm sehr kalt war, so sehr, dass es wehtat. Seine Finger waren taub und innerlich fast schon heiß, was er seltsam fand, während er in dem roten Schnee dalag. Wenn ihm kalt war, warum waren dann seine Finger heiß? Sein Gehirn war träge und seine Gedanken waren langsam, auch wenn sein Körper den kalten Wind und den nassen Schnee immer mehr bemerkte. Er fragte sich, wo der Schütze war, was war mit dem geschehen? Warum war Ray nicht tot? Oder vielleicht war Ray tot. Vielleicht war er gestorben und hatte es nur noch nicht bemerkt. War das hier das Leben nach dem Tod? Kalt und voller Schnee? Es dachte, die Hölle wäre voller Feuer... oder vielleicht hatte er es doch geschafft, sich gerade so für die ewige Glückseeligkeit zu qualifizieren, doch wenn das der Fall war, musste es dann so kalt sein?

 

„Steh' auf.“

 

Die Stimme war harsch und erbost, doch Ray bewegte sich nicht. Er konnte nicht einmal seine Finger rühren. Er war müde und schwach und, wie er jetzt bemerkte, durch den kalten Wind und Schnee ausgelaugt. War er nicht auch angeschossen worden? … er konnte sich nicht erinnern.

 

„Steh' auf.“

 

Da war diese Stimme wieder. Kannte er sie?

 

„Du musst aufstehen“, befahl die Stimme, „außer, du willst im Schnee sterben.“

 

Kannte er diese Stimme? Sie hörte sich nicht besorgt an, allerdings hatte Ray sich in letzter Zeit an unbesorgte Stimmen gewöhnt. Vielleicht würde die Stimme verschwinden, wenn er einfach auf dem Boden liegen blieb und nicht antwortete und damit aufhören, in seinem Kopf zu hämmern.
 

„Ich werd' dir nicht helfen!“, schnappte die Stimme ungeduldig, „glaubst du, ich werd' mir Blut über mein sauberes Hemd verteilen?“

 

Jetzt kannte Ray die Stimme. Wer konnte diese Stimme nicht kennen? „T-Tale?“, krächzte er in den Schnee.

 

„Oh, du lebst.“ Hände griffen Rays Schultern und zogen ihn hoch; er fühlte keinen Schmerz, eigentlich fühlte er gar nichts, abgesehen von seinen brennenden Fingern.

 

„Meine F-Finger si-nd heiß“, krächzte Ray heiser.

 

„Du wurdest angeschossen und im Schnee liegen gelassen und alles, worüber du dir sorgen machst, sind heiße Finger?“

 

„Es tut weh“, murmelte der Neko-Jin.

 

„Weichei. Wie müssen dich irgendwo hin bringen, wo es wärmer ist. Kannst du gehen?“

 

„Nein.“

 

„Möchtest du, dass ich dich an den Füßen schleife, sodass du mit dem Kopf gegen die Steine krachst?“

 

„Nein.“

 

„Dann solltest du besser gehen.“

 

Ray spürte, dass er aufrecht stand und seine Füße im Schnee waren. Er zuckte nun zusammen, als der Wind gegen ihn blies.

 

„Geh'.“

 

Der Neko-Jin tat, wie ihm geheißen und versuchte einen Fuß nach vorne zu setzen, doch er stolperte. Bevor er allerdings auf dem Boden aufkommen konnte, wurde er von einem Paar schwieliger Hände aufgefangen und wieder hingestellt. So ging das für eine Weile weiter; jedes Mal, wenn Ray stolperte, stellte Tala ihn wieder hin und zwang ihn, zu gehen, wiederholend, dass er sich seine Kleidung nicht schmutzig machen wollte, indem er Ray trug.

 

Aber in Wirklichkeit kam es Tala nur darauf an, Rays Blutdruck wieder in Schwung zu kriegen. Der Neko-Jin musste selbst laufen um das zu erreichen, und so motzte und schimpfte er jedes Mal mit Ray, wenn der Tiger hinfiel. Ray war irgendwann dadurch irritiert und fauchte jedes Mal zurück, wenn Tala ihn schwach nannte, fest entschlossen zu zeigen, dass er nicht schwach war und gehen konnte, ohne Hilfe anzunehmen... was genau das war, was Tala wollte.

 

„Wo gehen wir hin?“, fragte Ray brüsk.

 

„Zu der Hütte da drüben“, antwortete Tala, als er Ray wieder auffing und hochzog. „Ich nehme an, das ist der Ort, zu dem du ursprünglich wolltest.“

 

„Ich weiß nicht“, beschwerte Ray sich, „ich kann mich nicht erinnern.“

 

„Nutzlos“, war Talas Kommentar.

 

                                                                                                          

 

Tyson und Max sprangen auf, als sich die Tür öffnete und ein Mann mit einer Schusswaffe eintrat. „Bewegung“, befahl der Mann, „außer, ihr wollt verhungern.“

 

„Huh?“ Tyson und Max schauten zurück zu Kai, der nickte.

 

„Gehorcht ihm. Mein Großvater mag euch zwar festhalten, aber er lässt einen Gefangenen niemals hungern.“ Er stand ebenfalls auf. „Ich vermute, das ist seine einzige gute Eigenschaft“, nuschelte er.

 

Tysom und Max marschierten hinaus, gefolgt von Hilary, Kenny und Daichi. Der Mann mit der Waffe wandte sich an Kai und wedelte erwartend mit der Pistole. Kai schaute finster.

 

„So wirst du mich nicht behandeln“, sagte er herablassend zu dem Mann, „ich werde nicht von einem Mann mit einer Waffe eskortiert und und das sagst du meinem Großvater auch lieber, bevor ich dir diese Pistole abnehm' und dich erschieße.“

 

Der Mann knurrte, doch Kais Mörderblick wurde intensiver und er zog sich klugerweise zurück, wobei er die Tür geöffnet ließ, damit Kai dann gehen konnte, wenn er bereit war. Der Phönix schnaubte bei dem Gedanken, dass ein bloßer Handlanger ihm sagen könnte, was er zu tun hatte. Er tat einen Schritt nach vorn zu der Tür, doch eine Hand ergriff seinen Arm.

 

„Geldjunge.“

 

Kai wirbelte knurrend herum und schlug nach der Hand, die ihn berührte. „Halt dich verdammt noch mal von mir fern“, grollte er, „du hast kein Recht, mich anzufassen.“

 

Bryan trat einen Schritt zurück, wobei er Kai losließ, als ob er einen elektrischen Sclag abbekommen hatte.

 

Kais Augen blitzten. „Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es wagen, mich zu würgen, wie du es getan hast. Das machst du nie wieder. Niemals.“

 

„Geldj-“

 

„Mund halten“, befahl Kai, und dieses Mal hörte Bryan tatsächlich zu. „Du wirst mir nicht zu nahe kommen“, fing der Phönix an, „du wirst nicht mit reden, du wirst mich nicht anschauen und du wirst mich niemals anfassen. Ist das klar? Du wirst mir nie wieder zu nahe kommen.“

 

Wieder versuchte Bryan, ihn zu unterbrechen. „Geld-“

 

„Nenn' mich nicht so“, zischte Kai, „ich hab' dir das letzte Mal, als du mir gegenüber so gewalttaätig warst, versprochen, dass ich dich verhaften lassen würde.“ Er ließ seine lodernden Augen auf Bryan ruhen und sie verengten sich. „Aber wenn du auch nur versuchst, nur noch einmal mit mir zu reden, lasse ich dich töten“, schwor er dem Falken und sah voller Verachtung zur Seite.

 

Damit drehte er sich um, verließ den Raum und ließ die Tür hinter sich laut zuknallen; er ließ Bryan zurück, der wie betäubt dastand und sich nicht sicher war, was er tun sollte. Was war geschehen? Sicher, er war ein wenig gewalttätig gewesen, vielleicht ein bisschen zu viel, aber das war das, wozu er erzogen worden war. Ihm wurde beigebracht, gewalttätig zu sein.

 

Es war nicht seine Schuld, dass er nicht wusste, wann er aufhören sollte.

 

                                                                                                          

 

„Was machst du da?“, fragte Ray. Er war ein wenig wachsamer und wurde nun eine Menge mehr wachsamer, als Tala auf ihn zuging und anfing, sein Hemd ohne Nachfrage aufzuknöpfen.

 

„Willst du verbluten?“, fragte Tala zurück.

 

„Nun, nein, aber-“

 

„Na also. Halt den Mund und lass' mich schauen.“ Tala musterte die Wunde intensiv, während Ray dastand und sich fühlte, als würde man ihn röntgen, weswegen er errötete. Er zuckte ein wenig zusammen, als Tala eine Hand hob und die Wunde berührte. Tala sagte ihm, dass er aufhören sollte, so erbärmlich zu sein, aber es war nicht der Schmerz, der die Blitze seine Wirbelsäule entglangschickte; Talas Finger berührten ihn warm, und obwohl sie dafür sorgte, dass die Wunder stach, bemerkte Ray das kaum, als Tala ihm so nahe kam, dass der Neko-Jin Atemprobleme bekam. Er erinnerte sich an Talas Lippen auf dem Dach der Abtei, die Wärme vom Körper des Rotschopfs, er erinnerte sich, wie er seine Finger in den roten Haaren vergraben hatte und es aus seiner perfekten Form zog. Er schaute Tala beinahe weggetreten dabei zu, wie der zu einer Tasche ging, die Ray nun zum ersten Mal sah; der Wolf wühlte durch die Tasche und holte einige Bandagen und eine kleine Flasche hervor. Natürlich hätte Ray daran denken müssen, dass Tala es mit dem Desinfektionsmittel übertreiben würde, aber es war nicht seine Schuld, dass seine Augen wundesamerweise viel mehr von den angespannten Muskeln abgelenkt waren, die unter Talas-

 

„ARGH!“ Ray ließ diesem Jaulen einen Fluch folgen, während Tala ihn hochnäsig dabei beobachtete, wie Ray davon hinkte.

 

„Nicht die Wunde berühren!“, keifte Tala ihn an, als Ray eine Hand auf die Verletzung pressen wollte, „weißt du nicht, dass die menschlichen Hände das unsauberste Ding auf der Welt sind?“

 

„Etwas weniger Desinketionsmittel tut's auch!“, quiekte Ray.

 

„Oh, hör' auf zu sabbeln!“, sagte Tala irritiert, „jetzt bleib' verdammt noch Mal stehen!“

 

„Was ist mit mir passiert?“, fragte Ray mit noch immer sehr hoher Stimme, als das Desinfektionsmittel gnadenloss brannte.

 

„Die Kugel ist nicht wirklich in deinen Körper eingedrungen“, antwortete Tala. „Sie hat dich an der Seite erwischt, ist aber nicht stecken geblieben. Der Schütze konnte nicht gerade schießen.“

 

„Der Schütze?“ Zum ersten Mal erinnerte Ray sich wieder an ihn. „Oh mein Gott, wo ist er?“

 

„Tot“, erwiderte Tala stumpf.

 

Du meinst, ich hab' ihn getötet?“ Rays Augen wurden schnell immer größer. „Oh Gott! Ich hab' ihn getötet! Ich bin ein Mörder! Ich hab-“

 

„Bild' dir nichts ein“, schnaubte Tala, „ich hab' ihn getötet.“

 

Ray wandte seine riesigen, goldenen Augen zu Tala. „DU hast ihn geötet?

 

„Ja.“

 

„Na, das macht die ganze Sache auch nicht besser! Jetzt bist du der Mörder!“

 

„Oh, bitte, der Typ wäre so oder so gestorben.“ Tala schlug Rays Arm von der Wunde weg, als er begann, die Seite des Neko-Jin zu bandagieren. „Glaubst du wirklich, dass Boris ihn am Leben gelassen hätte?“
 

„Aber er hatte ein Kind“, sagte Ray leise.

 

„Und?“

 

„Tala, verstehst du nicht? Denk' an das Kind. Der Mann ist tot, das ist Mord.“

 

„Schön. Nächstes Mal werde ich ihn dich einfach erschießen lassen“, erwiderte Tala, als er die Bandage zusammenknotete. „Dann kannst du ihm sagen, dass das Mord ist.“

 

Ray sah ihn an. „Ist das wirklich alles, was du dazu denkst? Keine Schuld?“

 

„Nein, ist das seltsam?“

 

„Das ist nicht seltsam, das ist nicht menschlich“, flüsterte Ray. Er hob seine Hand sanft zu Talas Stirn, wo er mit den Fingern über eine Wunde strich, die Tala von Boris' Bestrafung hatte. „Sei nicht so. Sei nicht Boris' emotionsloser Soldat.“

 

Damit hatte er einen empfindlichen Punkt getroffen und Tala schlug seine Hand beiseite, sagte aber nichts. Allerdings würde Ray jetzt, wo er angefangen hatte, nicht aufhören.

 

„Warum arbeitest du immer noch für Boris?“, verlangte er, „sicherlich hasst du Boris. Nach allem, was er dir angetan hat.“

 

„Ich hab's dir schonmal gesagt, ich hab' keine Gefühle“, sagte Tala.

 

„Das ist nicht wahr!“, grollte Ray, als der Wolf sich von ihm abwandte.

 

„Doch, ist es.“

 

„Warum bist du dann hier?“ Ray folgte Tala und stellte sich vor den Rotschopf. „Wir hatten einen Plan, erinnerst du dich. Ich würde aus dem Auto rauskommen und dem Pfad folgen, von dem du mir erzählt hast, nachdem der Mann mich irgendwo im Nichts ausgesetzt hat. Das war der Plan. Nirgendwo in deinem Plan hast du gesagt, dass du mir folgen würdest.“

 

„Der Mann hatte eine Pistole, oder?“, Talas Kiefermuskeln spannten sich an. „Du solltest dankbar sein, dass ich überhaupt gekommen bin.“

 

„Aber warum bist du gekommen?“, beharrte Ray, „sag's mir.“ Er schaute eindringlich in Talas blaue Augen. „Du denkt, du wärst emotionslos, aber das stimmt nicht. Ich kann es in deinem Gesicht sehen. Jedes Mal, wenn jemand Boris erwähnt, kann ich den Zorn in deinen Augen sehen. Ich bin nicht blind, Tala, ich kann alles in deinem Gesicht sehen.“

 

„Du siehst falsch“, sagte Tala stumpf. Er schaute Ray nicht ins Gesicht, er konnte nicht. Diese goldenen Augen sahen geradewegs durch ihn durch und er wusste nicht, wie. Innerliche verfluchte er den Neko-Jin dafür, dass er ein Hirn hatte. Warum konnte er nicht dumm wie Tyson oder Daichi sein?

 

„Nein, tu' ich nicht“, murmelte Ray, „sag es mir, Tala. Warum arbeitest du immer noch für Boris?“

 

                                                                                                          

 

Der Speisesaal war still, als die Bladebreakers an dem riesigen, dunklen Holztisch saßen, sogar Tyson und Daichi spürten den Zorn und die Missgunst. Dieses Mal hatte es allerdings weder mit Boris noch mit Voltaire etwas zu tun. Kai saß in seinem Stuhl am Kopf des Tisches, die Wut war offen in jeder seiner Bewegungen zu sehen. Bryan, der am anderen Ende des Tisches so weit wie möglich von Kai entfernt saß, weigerte sich, den Phönix anzusehen, obwohl Kai ihm einige, feurige Todesblicke sandte. Der Beweis von Bryans Angriff war dunkel auf Kais blassem Hals zu sehen und er hatte nichts, um ihn zu verstecken.

 

Das bedeutete natürlich, dass jeder sie sehen konnte, was Kai so oder so hasste, aber was es noch schlimmer machte, war, dass Voltaire sie gesehen hatte, dass Matthew und Fleur Hiwatari sie gesehen hatten und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, wussten sie Bescheid. Sogar der Handlanger, der den Raum mit der Waffe in der Hand bewachte, sollte jemand versuchen zu fliehen, wusste, wie Kai diese Male an seinem Hals erhalten hatte.

 

Bryan schaute seinen Teller finster an und rührte mit seiner Gabel in dem siffigen Matsch umher, der einst eine gute Mahlzeit gewesen war; er konnte Kais blutrote Augen erneut zu sich flackern spüren und sein Griff um die Gabel festigte sich. Er war bereit für den Streit, der unausweichlich war, ja, er freute sich sogar darauf; was ihn anging, so hatte er nur das getan, was für ihn natürlich war und obwohl, wie sogar er zugab, er es etwas übertrieben hatte, konnte er nicht verstehen, warum Kai sich so angegriffen fühlte. Wenn Bryan wütend wurde griff er an, das war das, was er tat, und es gab nichts in der Welt, was das änden würde. Auf den richtigen Zeitpunkt wartend, schaute er auf und blickte in Kais rote Augen, sodass sie sich anstarrten. Keiner von beiden ließ locker, entschlossen, nicht der erste zu sein, der aufgab. Doch ein Teil von ihm mochte die Mörderblicke nicht, mit denen Kai ihn bedachte, ein Teil wollte den Kai, der sich nach ihm verzehrt hatte, doch diesen Teil von sich selbst verdrängte er, sich weigernd, ihm Gehör zu schenken.

 

„Kenny, kannst du mir das Salz geben?“, fragte Tyson mit gedämpfter Stimme.

 

Das leise, rasselnde Geräusch wurde unterbrochen, als die Türen mit einem lauten Knall aufgeschlagen wurden; der tödliche Blick zwischen Bryan und Kai brach, als sie sich umdrehten und sahen, wie Boris herreinstapfte, die Handlanger ignorierend, die alle ihre Waffen hoben. Er starrte durch den Raum und sobald er gefunden hatte, was er suchte, stürmte herüber.

 

„Wo ist er?“, verlangte er.
 

„Wo ist wer?“, fragte Kai in einem vernichtenden Tonfall.

 

„Tala! Wer sonst?“ Boris grollte, als er den jungen Mann von oben herab mit seinen Blicken aufspießte.

 

„Was ist los, Boris, hast du dein Hündchen verloren?“, erwiderte Kai, während er ruhig sein Weinglas befüllte. „Das ist schade.“

 

„Spiel' keine Spielchen mit mir, Hiwatari! Wo ist Tala?“

 

„Boris, wenn ich wüsste, wo Tala ist, wäre er nun in Fetzen“, knurrte Kai, der seinem Ärger erlaubte, an die Oberfläche zu treten, während er Boris in die Augen sah. „Ich würde ihn in Stück reißen.“

 

Boris ignorierte dies. „Er hat sich mir widersetzt!“, zürnte er, „er muss dem Neko-Jin nachgegangen sein! Ich wusste, dass ich ihm nicht hätte vertrauen sollen!“

 

„Sieht so aus, als könnte ihm keiner von uns trauen“, sagte Kai nachdenklich, „aber ich kann mir vorstellen, dass du Recht hast und er Ray hinterher ist, allerdings weiß ich nicht, warum.“ Er trank gelassen einen Schluck Wein. „Dennoch, mir macht es das Leben einfacher. Das heißt, dass ich auf diese Truppe hier aufpassen kann, ohne mir um Ray so viele Sorgen machen zu müssen.“

 

Boris grinste böse. „Ich würde mir ein paar mehr Sorgen um Ray machen, wenn ich du wäre.“

 

„Wenn Ray etwas passiert wäre, würde ich darüber Bescheid wissen“, erwiderte Kai, „hör' auf zu versuchen, mir Angst einzujagen, Boris."

 

„Die Katze mag jetzt sicher sein, aber nicht mehr für lange“, erzählte Boris ihm, „Ray mag den Schützen überlebt haben, aber ich hab' noch ein Ass im Ärmel... die Toten können laufen.“

 

„Wirklich.“ Kai sah Boris erneut neutral an. „Du bist nicht der einzige mit einem Ass. Glaub nicht, dass Ray da draußen ganz alleine und ohne Schutz ist, das ist er nämlich nicht.“

 

„Wenn Tala bei Ray, dann wird er sich trotzdem nicht gegen mich wehren können“, schnaubte Boris.

 

„Ich rede nicht von Tala“, war alles, was Kai sagte.

 

                                                                                                          

 

Sie standen für eine lange Zeit in der Hütte. Ray blickte Tala an, der sich weigerte, zurückzuschauen; bald sah der Neko-Jin, dass Tala nicht reden würde. Er seufzte und trat einen Schritt zurück, die Niederlage akzeptierend, und lehnte sich mit einem plötzlichen Gefühl der Erschöpfung gegen die Wand. „Du wirst es mir nicht sagen.“

 

Es war eher eine Aussage als eine Frage, aber dennoch antwortete Tala: „Nein.“

 

„Verdammt, Tala.“ Ray blickte wieder hoch zu dem Wolf. „Wie breche ich mit dir nur das Eis? Manchmal denke ich, dass du ein Mensch bist, und dann...“ Er beendete den Satz nicht und seufzte stattdessen. „Trotzdem Danke.“

 

„Für was?“

 

Ray schaute fast schon überrascht von der Frage hoch. „Du bist mir hinterhergekommen.“

 

„Was für ein Fehler das war!“ trauerte Tala, bevor er die Worte aufhalten konnte.

 

Ray runzelte die Stirn, als sein Interesse wieder erweckt wurde. „Was soll das bedeueten?“

 

„Es bedeutet, dass dank dir mein Plan ruiniert ist!“, schnappte Tala, dessen Ärger anstieg wie Lava in einem Vulkan.

 

„Es ist nicht meine Schuld, dass der Kerl eine Waffe hatte, wenn er keine hätte haben sollen“, antwortete Ray ruhig.

 

„Wenn du nicht hier gewesen wärst, würde mein Plan immer noch laufen!“, schoss Tala zurück.

 

„Oh, ich verstehe. Du kannst dem Mann mit der Waffe nicht die Schuld geben, weil er tot ist, also schiebst du mir alles zu.“ Rays Augenbrauchen zuckten in die Höhe. „Hat dir schonmal jemand gesagt, wie ichbezogen du bist?

 

Tala schaute ihn mörderisch an. „Pass auf, was du sagst!“

 

„Nein. Du bist der, dem du die Schuld geben solltest“, sagte Ray und schaute Tala geradewegs in die Augen. „Wenn es deinen Plan ruiniert hat, mir nachzukommen, warum machst du dir die Mühe? Du hättest den Typen mich einfach töten lassen sollen.“

 

„Vielleicht hätte ich das!“, stimmte Tala aufbrausend zu.

 

„Warum hast du's dann nicht?“ Rays eigener Geduldsfaden war endlich gerissen. „Wenn du nicht helfen willst, schön! Verschwinde doch! Ich bin ohne dich bestens zurechtgekommen!“

 

„Du bist mitten in ein Minenfeld reingerannt!“, fauchte Tala, „ich bin überrascht, dass du sie nicht alle hochgejagt hast!“

 

Ray wurde sofort der Wind aus den Segeln genommen. „Bin ich?“

 

„Warum glaubst du denn ist dir der Kerl nicht nachgelaufen?“, erzählte Tala ihm ungeduldig, „er hat da am Rand gesessen und sich um sein Bein gekümmert, während er darauf gewartet hat, dass du wieder zu dir kommst. Er hat nicht schießen können, solange du am Boden gelegen hast.“

 

Ray verarbeitete dies. „Wirklich?“ Er ging einen Schritt nach vorne. „Also hast du ein Minenfeld riskiert, um sicherzugehen, dass es mir gut geht?“ Er musste bei dem Gedanken lächeln, während er Tala näher kam, der sich weigerte, ihm nachzugeben.

 

„Du bist ein verdammter Idiot. Das ist alles, was ich sagen kann“, erwiderte Tala aber nun schauten seine Augen in die Goldenen Rays. Als Ray näherkam, wurde er sich jedes leisen Geräuschs bewusst, er bemerkte, wie sich Rays Brust mit jedem Atemzug des Neko-Jin hob und senkte.

 

Ray schluckte ein wenig nervös als er in Reichweite war, Tala zu berühren, aber er hörte dennoch nicht auf; der Gedanke, dass Tala ihn gerettet hatte, wenn es für den Wolf besser gewesen wäre, es nicht zu tiun, überwältigte ihn und ein Teil wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Der andere Teil lächelte jedoch; vielleicht gab es doch noch einen menschlichen Teil von Tala in der kalten Gestalt vor ihm, die jede seiner Bewegungen beobachtete. Vielleicht konnte Ray nach ihr greifen und das kleine bisschen Tala finden, dass noch fühlte; seine eigene Hand bewegte sich wie von selbst zu dem Wolf und er zuckte zusammen, als seine Fingerspitzen Tala berührten. Der Neko-Jin rückte vorsichtig näher, bis ihre Körper sich berührten und dann legte er den Kopf schief, sodass er immer noch in Talas Gesicht schauen konnte.

 

Sein Blicke wanderte von den eisigen Augen runter zu den blassen, trockenen Lippen, die noch immer etwas von den Prügeln geschwollen waren. Er fühlte sich ein wenig zittrig, als er die Abstand zwischen seinen Lippen und Talas überbrückte. Ray sog keuchend die Luft ein, bevor er seinen Mund auf Talas platzierte. „Danke“, flüsterte er, legte seine Lippen erneut auf Talas und der Wolf antwortete auf seine fragenden Küsse.

 

Tala konnte den leicht geöffneten Lippen, die sich sanft gegen seine pressten, nicht widersterhen und er hob die Hand, um eine handvoll von Rays Haar zu greifen, als ihr Kuss leidenschaftlicher wurde; Rays Finger vergruben sich in Talas dichtem, roten Haar, während Talas andere Hand in Rays Nacken wanderte, ihn festhielt und damit den Tiger davon abhielten, zu fliehen.

 

„Red' mit mir“, murmelte Ray zwischen Küssen; irgendwie hatte Tala ihn gegen die Wand gedrückt und hielt ihn nun mit seinen Händen gefangen. Rays Hände brachten Talas Haare durcheinander, als er sich fester an den Wolf klammerte, fast schon verzweifelt nicht loslassen wollend. „Zeig' mir, dass du ein Mensch bist.“

 

Tala antwortete nicht und küsste stattdessen Rays Hals, zufrieden, dass er den Neko-Jin abgelenkt hatte, der vor Zufriedenheit schnurrte. In eins sanken sie auf den Steinboden, die ganze Zeit Küsse stehlend oder an empfindlicher Haut knabbernd, um dem jeweils Anderen ein leises Stöhnen zu entlocken. Draußen wehten der Schnee und der Wind, während erneut ein Sturm über dem Land aufzog, der nicht auf das Paar in der Hütte achtete, oder auf den Mann, der tot in einem Haufen blutigen Schnees lag.



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