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Beat of a Damned Lover

Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net
von

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Törichter Narr

Ray rannte; er wusste nicht, wohin er rannte, er wusste nur, dass er rannte. Er hatte bald bemerkt, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wo zum Henker in der Abtei er sich befand und wie er nach draußen kam. Er realisierte auch, dass Talas Wissen sein eigenes weit überstieg und der Rotschopf daher einen großen Vorteil Ray gegenüber hatte. Seine einzige Chance war, niemals an einem Ort zu bleiben. Vielleicht hatte er Glück und würde einen Weg nach draußen finden, aber wenn nicht, würde er seine Entführer so lange beschäftigen, bis er einen Plan entwickelt hatte.

 

Er hatte erst an die Luftschächte gedacht, aber ein schneller Blick verriet ihm, dass das nicht klappen würde. Die kleinen Öffnungen in das System waren an der Decke und mit verschraubten Gittern versehen, die viel zu stabil aussahen, um sich in den kurzen Zeiträumen bewegen zu lassen, in denen Ray eine Wache abgehängt hatte.

 

„Ich glaube, er diesen Weg entlang!“

 

Ein Rufen hinter ihm ließ den Neko-Jin wieder loshetzen, und er eilte lautlos in einen Korridor – es war eine Sackgasse.

 

„Verdammt“, murmelte Ray. Er drehte sich um, doch ein Schatten am anderen Ende zwang ihn zurück gegen die Wand. Der Schatten stoppte, unsicher, in welche Richtung er gehen sollte und Ray hörte, wie sich die Wachen unterhielten. Seinen Mund mit einer Hand bedeckend war Ray an der Stelle festgefroren. Er war so still, er konnte dem Gespräch der Wachen lauschen, als sie sich flüsternd unterhielten.

 

„Er muss irgendwo hier unten sein.“

 

„Es ist Glück, dass Boris gerade nicht da ist.“

 

„Hey, mach dir darüber keine Gedanken. Der einzige, der dafür bestraft wird, dass der Kerl abhauen konnte, wird dieser dumme Rotschopf sein, der bei jedem von Boris' Befehlen sofort springt.“

 

„In Ordnung, ihr zwei, ihr geht da lang und wir gehen hier lang. Überprüft die Sackgasse lieber auch, nicht, dass er sich da versteckt.“

 

Rays Augen weiteten sich alarmiert, aber dennoch blieb er ruhig. Wahrhaftig, er war ein Kampfkunst-Experte, aber sie waren größer als er und ein kleiner Fehler konnte ihn seine Freiheit kosten. Die Option 'Flucht' war riskanter, aber er dachte, dass sie eine größere Erfolgschance hatte, als zwei ausgewachsene, muskulöse Männer zu Boden bringen zu wollen; Boris hatte seine Wachen offenbar sorgfältig ausgesucht, beide Männer sahen so aus, als wären sie in ihrem früheren Leben Boxer gewesen. Er hatte sich gerade entschieden, als sie in der Dunkelheit näherkamen und sich langsam bewegten, da sie nirgends gegen stoßen wollten.

 

Er wartete und ignorierte seinen Instinkt, dass er sich so bald wie möglich bewegen sollte.

 

Er wartete, bis er das Weiße in ihren Augen sehen konnte.

 

Er wartete, bis sie ihn fast erreicht hatten.

 

Mit einem erschlossenen Fauchen warf Ray sich auf die Wache, die ihm näher war, und rammte den Mann, wobei er sein Knie tief in dessen Magen vergrub. Die Wache fiel überrascht nach hinten und schlug gegen die Wand, während die zweite Wache sich auf Ray stürzen wollte, doch der Neko-Jin wich der Attacke aus. Von der ersten Wache, die doof und benommen dalag, wegstolpernd, macht Ray sich aus dem Staub.

 

„Hey! Komm wieder zurück!“

 

                                                                                                                  

 

Tala nahm sich Zeit, als er durch die Abtei ging. Er wusste nicht, wo er hingehen sollte, um Ray zu finden, also ließ er die Wachen für sich die Arbeit erledigen. Ihre Rufe und Schreie waren recht eindeutige Hinweise über den Aufenthaltsort des Neko-Jin, sodass er ihnen folgen konnte. Es war offensichtlich, dass Ray keine Ahnung hatte, wo er hinging, realisierte Tala, als er zu den Treppen ging, die auf das Dach führten. Sobald er auf dem Dach war würde Ray keine Chance mehr haben, wieder runterzukommen. Er war zwischen den Wachen, die ihn jagten, und einem langen Sturz in die Tiefe gefangen. Tala hatte keine Zweifel, dass Ray den Wachen entkommen könnte, sie waren langsam und dämlich, aber dann müsste Ray an Tala vorbei und dieses Mal war der Wolf auf alles, was der Tiger zu bieten haben könnte, vorbereitet.

 

„Hey! Er geht auf das Dach!“, ertönte ein Ruf von oben.

 

Tala musste sich davon abhalten, etwas sarkastisches zu sagen; jeder Idiot konnte sehen, dass Ray auf dem Weg zum Dach war.

 

„Hey! Hilft mir auch einer von euch da unten?!“

 

„Du bist ganz offensichtlich ein Idiot“, murmelte Tala, „ich wette, ein Fünfjähriger könnte dich abhängen.“ Er machte sich in einem entspannten Tempo daran, die Treppen zum Dach zu erklimmen. Er war nicht in Eile, Ray Kon saß in der Falle. Der Wolf fragte sich, was Ray wohl durch den Kopf gehen würde, wenn er merkte, dass er eingesperrt war.

 

                                                                                                                  

 

Das einzige, das Ray davon abhielt, laut zu fluchen, als er auf dem Dach ankam, war sein fehlender Atem; die drei Jahre Kais mörderischen Trainings machten sich endlich bezahlt, aber das hieß nicht, dass Ray für immer rennen konnte. Er schalt sich selbst, als er über den Rand des Dachs der Abtei an der nackten Steinwand hinabsah, nicht einmal ein so guter Klippensteiger wie er könnte da unbeschadet runtersteigen. Die Wand war glatt und eindeutig so gebaut, dass Leute wie Ray nicht runterklettern konnten.

 

Als er hörte, wie die letzte der Wachen dicht an Rays Fersen war, hechtete Ray hinter eine nützliche Erhöhung des Dachs; wenn er es vorsichtig plante, könnte er vielleicht an der Wache vorbei kommen, wenn der Idiot auf der anderen Seite nach ihm suchte...

 

Der Plan flog jedoch aus dem Fenster, als Ray sah, wie Tala durch die Tür trat und sich gelassen gegen den Rahmen lehnte.

 

Ray könnte eine Wache austricksen, aber er wusste, Tala würde sich nicht dazu verleiten lassen, den Durchgang zu verlassen; er saß in der Falle.

 

„Verdammt seist du, Tala“, murmelte er. Er hörte, wie der letzte Wachmann zu seiner rechten umherstampfte und in seiner Eile, verborgen zu bleiben, rutschte er auf dem Eis aus und beinahe vom Dach.

 

„Ich weiß, dass du da bist, Kon!“, rief Tala in einem Tonfall, der nur als gelangweilt beschrieben werden konnte. „Wenn du jetzt kommst werde ich dich auch nicht bis in die nächte Woche prügeln, wahrscheinlich!“

 

Ray sah sich nach etwas um, irgendwas, das der für seine Flucht nutzen konnte, aber da war nichts... und Tala wusste das. Still fluchend ging Ray erneut durch seine Optionen.

 

Erstens: Versuchen, wegzulaufen. Das war von vornherein blöde, es gab keinen Ort, zu dem er hätte laufen können.

 

Zweitens: Versuchen, sich an Tala vorbeizukämpfen. Ray drängte auch diese Idee beiseite, die Karte hatte er bereits gespielt und es bestand keine Chance, dass Tala da noch einmal drauf reinfallen würde. Dafür war der Wolf zu schlau.

 

Drittens: Er konnte aufgeben und auf eine weitere Möglichkeit, zu fliehen hoffen. Das einzige Problem an der Idee war jedoch, dass es fraglich war, ob sich überhaupt eine weitere Fluchtchance bot und was würde er in der Zwischenzeit erleiden müssen? Er seufzte und entschied sich, auf Zeit zu spielen.

 

„Hey Tala“, rief er aus, „es wird nicht mehr lange dauern, bis Kai 'rausfindet, was für ein Verräter du bist! Wie stehst du dazu?“ Er verstecke sich sofort an einem anderen Ort, als er auf Talas Antwort wartete.

 

„Hör' auf, Zeit zu schinden, Kon, das klappt nicht. Du bist hier gefangen und das wissen wir beide.“

 

„Hör' du auf, der Frage auszuweichen“, antwortete Ray darauf, „komm schon, sag' mir, wie du dich fühlen wirst, sobald Kai weiß, dass du ein Verräter bist.“

 

Tala verdrehte die Augen. „Und warum sollte dich das interessieren, Mietzekätzchen?“

 

„Kai ist mein Freund.“ Ray bewegte sich nach links und duckte sich hinter einem Kamin. „Er vertraut dir, aber das wird er nicht mehr, sobald er weiß, dass du für Boris arbeitest.“

 

„Und du wirst derjenige sein, der Kai alles darüber erzählt, nehm' ich an.“

 

„Nein, das ist deine Aufgabe.“

 

Talas Blick wanderte über das Dach, aber er hatte sogar den Wachmann aus den Augen verloren. Das Dach war groß mit vielen Hebungen und Senkungen, um die Höhen und Tiefen des oberen Teils der Abtei zu verstecken. „Du scheinst dich sehr um Kai Sorgen, Kon, nicht wahr? Gibt's dafür einen besonderen Grund?“

 

„Ich sorge mich um alle meine Freunde“, erwiderte Ray, „aber Kai war dein bester Freund, er wird verletzt sein, wenn er das 'rausfindet.“ Ray gingen so langsam die Verstecke aus und er wusste nicht, wie lange er noch so weiter machen konnte, jedoch hatte er nicht immer keinen Plan.

 

„Das wird er bestimmt“, war alles, was Tala dazu sagte.

 

Ray knurrte ein wenig; er bekam einfach nichts aus dem verdammten Wolf. „In Ordnung, sag' mir, warum du immer noch für Boris arbeitest.“

 

„Und warum sollte ich dir das sagen?“, fragte Tala, „was lässt dich glauben, dass es dafür einen Grund gibt.“

 

„Ach komm' schon, du hasst Boris. Das hast du während BEGA ziemlich klar gemacht.“

 

„Ich habe so getan, als würde ich Boris hassen. Das ist das, was er mir gesagt hat, was ich tun soll.“

 

„Wenn du Boris also nicht hasst, was fühlst du dann ihm gegenüber?“, fragte Ray. Er war nur noch wenige Meter von Tala entfernt, der noch immer in der Tür lehnte und Rays Fluchtweg blockierte. Wenn Ray ihn doch nur dazu bringen könnte, sich von der Tür zu entfernen.

 

„Muss ich überhaupt irgendwas fühlen?“, erwiderte Tala.

 

„Du musst irgendwas fühlen, jeder fühlt irgendwas. Sogar Bryan hat Gefühle, und ihm wurde beigebracht, keine zu haben.“

 

„Du kriegst nichts aus mir raus, Kon, also gib's auf.“ Tala hatte keine Lust mehr, bei Rays Spielchen mitzumachen. „Es ist Zeit, dass du dich ergibst.“

 

„Das wird nicht passieren!“, rief Ray, „ich werde nicht aufgeben!“

 

„Ach wirklich“, grinste Tala hämisch, „deine Entschlossenheit ist bewundernswert, aber ich glaube, du hast da 'was vergessen.“

 

„Ach ja, was denn?“

 

„Du hast den Wachmann vergessen, Ray.“

 

Ray wirbelte herum, als er hinter sich ein Knatschen hörte. Die Wache stand da, mit einem siegreichen Grinsen auf den Lippen, und Ray bemerkte zu spät, dass das alles geplant gewesen war. Tala hatte gewollt, dass Ray weitersprach, um ihn von den Bewegungen des Wachmanns abzulenken. „Verdammt sei dieser Wolf!“, stieß Ray aus als die Wache sich auf ihn stürzte. Er versuchte, zu entkommen, aber der Wächter packte seinen Fuß und ließ ihn zu Boden fallen.

 

„Jetzt hab' ich dich!“, lachte die Wache.

 

„Lass mich los! Du musst das nicht machen!“, brabbelte Ray als letzten, fruchtlosen Ausweg. „Wenn du Geld willst, dann hab' ich einen Freund, der dafür zahlen würde, dass ich frei komme! … zumindest hoffe ich, dass Kai für meine Freieheit bezahlen würde“, sagte Ray zu sich selbst, „die Theorie hab' ich noch nie getestet... Kai würde für meine Freiheit bezahlen... oder?“

 

„Komm' her, du kleine Ratte!“, knurrte der Wächter, als Ray nach ihm trat. Er warf sich auf Ray und dieses Mal bekam er den Neko-Jin fest zu packen. Ray grollte und rang mit dem Mann, konnte ihn jedoch nicht abschütteln. Und dann rutschte der Wachmann auf dem Eis aus und plötzlich fielen sie beide rückwärts, als die Wache die Kontrolle verlor, und zog Ray mit sich mit, als er über den Rand des Dachs der Abtei fiel.

 

„TALA!“

 

                                                                                                                  

 

Kais Leben war plötzlich surreal und fast wie in einem Traum. Er saß am Tisch des Esszimmers im zweitgrößten Anwesen seines Großvaters; es war nicht so groß wie Kais, das sich auf der anderen Seite der Stadt befand, aber es war groß genug für Voltaires Zwecke... welche auch immer das waren. Kai hatte diesen Ort seit Jahren nicht mehr gesehen, doch laut den Gesetzen gehörte es ihm, da sein Großvater als Tod galt. Was Kai jedoch wirklich verstörte, war, dass er vor nicht allzulanger Zeit noch auf der Beerdigung seines Großvaters gewesen war, er hatte Bryan davon abgehalten, den Sarg zu bekritzeln. Vielleicht hätte er darauf bestehen sollen, die Leiche zu sehen, dachte er launisch, um sicherzugehen, dass der Bastard wirklich tot war.

 

Jetzt allerdings war es offensichtlich, dass Voltaire Hiwatari tatsächlich lebte und bei bester Gesundheit war, so schien es Kai; er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie Voltaire überlebt hatte, aber er hatte keinerlei Zweifel, dass Voltaire sich seiner Geschichte rühmen würde, nur um Kai zu reizen. Der Phönix seufzte als er von dem großen Tisch, an dem er saß, aufblickte; am anderen Ende des Tisches saß sein Großvater, genau wie in alten Z,eiten... mit der kleinen Ausnahme der Bladebreakers, die auf der anderen Seite mittig des Tisches saßen. Wie sie hier hin gekommen waren wusste Kai nicht, aber er wusste, warum sie hier waren; um sicherzustellen, dass Kai sich benahm. Voltaire war viele Dinge, aber er kannte seinen Enkelsohn. Er wusste, dass Kai lieber sterben würde, als den Bladebreakers Leid zukommen zu lassen, Voltaire wusste, dass Kai alles tun würde, um eine Szene zu vermeiden, die ihn schwach und erbärmlich vor den Bladebreakers aussehen lassen würde. Da war jedoch eine Sache, die Kai ganz gewaltig störte.

 

Ray saß nicht am Tisch.

 

Kai hatte keine Chance gehabt, mit den Bladebreakers zu reden, aber ihre panischen Blicke in seine Richtung und angedeuteten Worte sagten ihm, dass sie auch nicht wussten, wo der Neko-Jin war. Tala machte sich auch durch Nichtanwesenheit verdächtig; an und für sich störte Kai das nicht, aber Tala hatte bezüglich Rays Reisepass gelogen, bei welchen anderen Sachen hatte er also noch gelogen? Was versteckte sich noch hinter den eisblauen Augen?

 

Eine Bewegung an der Wand zog Kais Aufmerksamkeit zu sich und er schielte zu Bryan, der dort angekettet war und versuchte, sich für Kai bemerkbar zu machen. Kai ignorierte ihn, er war noch immer sauer auf den Falken, sauer, dass er Kai so aufgewühlt hatte, sauer, dass er Kais Fragen nicht beantwortete und die eine Sache, die Kai rasend machte, war, dass Bryan einfach alles vergessen wollte. Das machte Kai so wütend und zornig; der Falke ignorierte alle größeren Ereignisse und scherte sich nicht drum, sich über sie Gedanken zu machen. Es machte Kai wahnsinnig.

 

Er wusste nicht, was er sich gedacht hatte; er und Bryan waren zu unterschiedlich, es gab nichts, was sie zusammen haben könnten... es war eine dumme Idee gewesen. Er hatte es überhaupt nur angefangen, weil er schwach gewesen war, aber das war nun vorbei. Er war nicht mehr der schwache Kai von damals, das würde er sicherstellten. Er brauchte Bryan nicht mehr.

 

Sein Brüten wurde jedoch durch einen Aufruhr an der Tür unterbrochen und ein Hausmädchen eilte in den Raum, Boris an ihren Fersen, der das Schauspiel vor sich begutachtete, bis er schockiert herumwirbelte, und mit vor Schreck geweiteten Augen auf Voltaire starrte, der Boris steif mit seinem Weinglas gestikulierte. Kai beobachtete Boris vorsichtig, an den Reaktionen des Mannes interessiert. Es war offensichtlich, dass Boris nicht wusste, dass Voltaire noch lebte. Das war interessant.

 

                                                                                                                  

 

„Tala!“

 

Bevor er begriff, was er da tat, hatte Tala den Durchgang verlassen und schritt zum Rand des Dachs. Ray hing dort, und seine Finger suchten auf dem rauen Stein des Dachs nach mehr Halt, da er abrutschte, während der Wachmann sich in Todesangst an Ray festklammerte. Ray versuchte, sich hochzuwuchten, aber mit der Wache, die von ihm herabhing, fehlte ihm die Kraft.

 

„Gib' mir deine Hand.“ Tala ging am Rand in die Knie und steckte die Hand nach unten aus.

 

Ray rutschte ab; der Stein war aufgrund der Eisschicht glitschig und seine krallenartigen Fingernägel verhalfen ihm nicht zu mehr Grip. Er sah hoch in Talas blaue Augen, das Gesicht des Wolfs war unlesbar, aber Talas Hand war in Reichweite. Wenn Ray doch nur die Stärke heraufbeschwören könnte, nach ihr zu greifen.
 

L-LASS' NICHT LOS!“, kreischte die Wache, „oh Gott, ich kann mich nicht festhalten!“ Er begann, an Ray herumzugreifen, doch mit jeder Bewegung löste sich Rays Halt am Stein.

 

„Halt still du verfickter Idiot!“, knurrte Tala. Er streckte sich noch weiter nach unten, wo Rays Finger sich an den Stein klammerten.

 

„Sei nicht dumm!“, rief Ray als Tala sich gefährlich weit nach vorne lehnte, „niemandem ist geholfen, wenn du hier in den Tod stürzt!“

 

„Halt's Maul und nimm' meine Hand!“, schnappte Tala.

 

„Nein! Hör' nicht auf ihn!“, schrie der Wachmann hysterisch, „er wird deine Hand nehmen und dich dann in deinen Tod fallen lassen, du Dummkopf!“

 

Ray zögerte und seine Augen trafen erneut auf die von Tala; seine Hand war so nah und wenn Ray nach ihr griff, könnte er sie packen, aber... würde Tala ihn loslassen? Lag Ray richtig damit, Tala sein Leben anzuvertrauen? Warum arbeitete Tala wirklich für Boris, nach allem, was Boris getan hatte? War Tala wirklich der böse Bastard, für den Ray ihn halten sollte?

 

„Wenn du dich weiter am Dach festklammerst wirst du fallen“, sagte Tala ruhig.

 

„Aber vertraue ich dir mit meinem Leben?“, fragte Ray, „du könntest mich loslassen.“

 

„Das ist das Risiko“, antwortete Tala.

 

Ray biss sich auf die Lippe; er konnte hier nicht den ganzen Tag rumhängen. Tala hatte Recht, er hatte keine Chance, wieder alleine hochzukommen und irgendwann würde er aus Erschöpfung loslassen müssen und fallen. Er sah wieder hoch zu Tala, dessen Hand noch immer vor ihm ausgestreckt war.

 

„O-O-OH MEIN GOTT!“, kreischte der Wächter, „DIE MAUER! SIE BRICHT EIN!“

 

Ray hatte keine Zeit nachzudenken, als die Wand direkt unter seinem Griff begann, einzustürzen und in kleine Felsstücke zu zerbrechen. Er versuchte, sich zu bewegen, doch der Wachmann war in Panik und jede Bewegung ließ den Stein nur noch mehr bröckeln. „Hör auf!“ Ray konnte sich nicht bewegen, die Wache zog ihn nach unten, wenn er jetzt losließ würde er fallen, bevor Tala eine Chance hatte, ihn zu packen.

 

Der Wächter war hysterisch; er war am Schreien und Heulen, griff hektisch nach Ray, als er seinen schwindenden Griff um den Tiger erneuern wollte... und dann fiel er. Er fiel, als er den Neko-Jin nicht mehr greifen konnte und er fiel, während er vor Todesangst schrie.

 

Und dann folgte eine ohrenbetäubende Stille, die lauter war, als ein Schrei es je sein konnte.

 

Alles geschah so schnell und Ray fand sich mit geschlossenen Augen wieder, er durfte nicht runter schauen, doch seine Fantasie versorgte ihm mit dem Bild des am Boden zermatschten Wächters unter ihm.

 

„Ray!“

 

Talas scharfe Stimme schnitt durch Rays angsterstarrten Verstand und er schaute wieder hoch zu Talas Gesicht, der noch immer zu ihm herunterstarrte. Der Fels unter seinen Fingern war kaum mehr als Staub und er wusste, was er tun musste.

 

„Vertraust du mir?“, fragte der Wolf.

 

„Ja!“

 

Als sich das letzte bisschen Stein auflöste, sprang Ray in Talas Richtung, griff nach der Hand des Wolf und stürzte sich in dessen starken Halt über ihn; Tala zog den Neko-Jin vom Rand des Dache hoch und sie beide fielen hintüber. Sie landeten hart auf dem Dach und krachten gegen einen steinernen Kamin. Sie lagen da, Seite an Seite unt keuchten vor Erleichterung; sie beide merkten, dass sie die Luft angehalten hatten, während Tala Ray wieder hoch in Sicherheit zog.

 

„Danke...“, flüsterte Ray.

 

Tala setzte sich auf und Ray tat es ihm gleich. „Naja, versuch nicht noch einmal, abzuhauen“, erwiederte Tala missmutig, „was auch immer du versuchst, ich werd's ahnen können.“

 

Ray zögerte, während er auf seine Finger runtersah, die noch immer mit Talas verschränkt waren. Schüchtern schaute er in Talas Gesicht und lehnte sich dichter an ihn heran. Tala sah ihm mit einem argwöhnischen Gesichtsausdruck zu, aber er schob Ray nicht fort, als der Neko-Jin nervös näher kam. Ray schluckte, als er Talas heißen Atem auf seinem Gesicht spüter. Seine Augen schlossen sich, als seine Lippen endlich die von Tala berührten und er rutschte dichter an den Wolf heran. Immer noch nervös, dass Tala ihn forstoßen würde, berührten seine Lippen kaum die von Tala bevor er sich wieder entfernte. Er wollte gerade losstottern, als sich Talas Hand auf seinen Hinterkopf legte und Ray sich wieder nach vorne lehnte, um erneut Talas Lippen zu treffen; dieses Mal mit Zuversicht.



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