Beat of a Damned Lover von Khaosprinz (Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net) ================================================================================ Kapitel 7: Verborgene Wut ------------------------- „Also, was wollte Boris?“, fragte Bryan, als Kai von dem Sofa aufstand, auf dem sie sich ausgebreitet hatten. Sie hatten die Nacht dort verbracht, Kai auf der Suche nach Bryans Körperwärme, da er sich schwach und einsam fühlte.   „Das verrat' ich dir nicht“, antwortete Kai, als er seine Kleidung anzog.   „Und warum nicht?“   „Weil es dich nichts angeht.“   „Doch, tut es“, widersprach Bryan, während er sich ebenfalls wieder ankleidete.   „Nein, tut es nicht.“   „Doch, tut es.“   „Ich spiele dieses Spiel nicht mit dir!“, schnappte Kai, „Ich werd's dir nicht sagen und basta!“   „Sag's mir einfach, Geldjunge.“   „Nein!“   „Warum-“   Sie wurden von einem Klopfen an der Tür unterbrochen und Kai, erfreut über die Störung, öffnete die Tür. Es war Ray. Kai schaute ihn finster an, was Ray schnell bemerkte.   „Was hab' ich getan?“, fragte der Neko-Jin.   „Du meinst, abgesehen davon, mitten in Moskau auf einmal zu verschwinden, während die anderen die Stadt erkunden?“, keifte Kai.   „Oh“, sagte Ray, „ja, tut mir Leid. Ich bin nur woanders hingegangen.“   Kai sah ihn an. „Warum glaub' ich dir nicht?“, sagte er herausfordernd.   „Weiß nicht“, antwrotete Ray, „normalerweise belüge ich dich nicht.“   „Ach, das macht dich aber zu einem Engel!“, brummte Kai.   Ray warf ihm einen eher überraschten als wütenden Blick zu, aber Kai interessierte es nicht. Er war schlecht gelaunt und dass Ray einfach mitten in Moskau verschwunden war, hatte nicht gerade geholfen.   „Nun, tut mir Leid, wenn ich dir Sorgen bereitet habe“, sagte Ray leise, Kais letzten Kommentar ignorierend.   „Bild dir bloß nichts ein!“, knurrte Kai.   „Was ist los mit dir?“, fragte Ray und warf einen schnellen Blick zu Bryan, der ungerührt gegen die Wand lehnte.   „Nichts!“ Kai seufzte. „Tut mir Leid“, sagte er knapp.   „Das seh' ich.“ Die Worte verließen Rays Mund, bevor er eine Möglichkeit hatte, sie aufzuhalten, und was es noch schlimmer machte, war der leicht sarkastische Tonfall seiner Stimme. Sobald er sie gesagt hatte, wollte Ray sie packen und sich wieder in den Hals schieben. Er und Kai hatten sich noch nie gestritten, und doch waren sie, nur Zentimeter von einem Zoff entfernt.   Kai schaute böse. „Was willst du überhaupt?“ Seine Stimme war tief und bedrohlich.   „Wir haben entschieden, dich allein zu lassen“, sagte Ray, „Hilary macht sich Sorgen, dass wir anfangen, dich zu nerven.“   „Nun, gut, dass wenigstens einer von euch ein Hirn hat!“, sagte Kai.   Rays Augen verengten sich kaum merklich. „Und was willst du damit sagen?“   Kai rastete aus. „Ihr kommt hier in mein Haus spaziert und ladet euch selbst ein, zu bleiben, einfach ohne mich zu fragen! Ihr fangt an, mit meinen Freunden zu streiten und schiebt ihnen die Schuld zu! Ihr erwartet, dass ich all euren Bedürfnissen gerecht werde und versucht dann, mein Leben zu bestimmen, indem ihr Mädchen aus allen Ecken der Erde anschleppt! Seit Jahren schon verlasst ihr euch darauf, dass ich alles für euch regle oder euch sage, was ihr tun sollt!“, floss es aus ihm heraus. Kai wusste nicht, wo es herkam, aber die Wut, die Verzweiflung, die sich in ihm aufgebaut hatte, platzten einfach heraus. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er diese Dinge gefühlt hatte, bis er sie nun ausgesprochen hatte. Er fühlte sich plötzlich so wütend und er wusste nicht, warum. Boris' Besuch hatte ihn aus der Bahn geworfen und jetzt musste er sich um die Bladebreakers sorgen, weil sie in Gefahr waren, verletzt zu werden. Es war nicht fair, warum konnte dieser Druck nicht auf jemand anderem liegen? Warum konnte die Welt Kai nicht einfach alleine lassen?   Ray schwieg als Kai ans Ende seiner Tirade kam; sein Ausdruck war kühl, als er zu Kai schaute. „Tut mir Leid, wenn du wirklich so von uns denkst“, sagte er ruhig, „wenn du wolltest, dass wir verschwinden, hättest du das früher sagen müssen.   Kai wandte sich von Ray ab, als ob er ihn nicht anschauen wollte. „Verpiss dich einfach, Ray!“   „Das musst du mir nicht zwei Mal sagen“, murmelte Ray und erlaubte es, seine Wut und seine Verletztheit durchscheinen zu lassen. Er ging aus dem Raum und knallte die Tür so fest hinter sich zu, dass ein Bild sich von der Wand löste und auf den Boden krachte. Der Geräusch des zersplitternden Glases brachte Kai wieder zur Vernunft und er wirbelte herum, um die Tür zu öffnen, doch Ray war schon weg. Erneut seufzend lehnte Kai sich gegen die Tür, sich innerlich einen Tritt verpassend.   Bryans Kopf erschien in der Tür. „Geschmeidig“, merkte er an.   „Oh, halt's Maul!“, knurrte Kai, „gerade von dir brauch' ich keine Kommentare!“   „Ich habe lediglich angemerkt, dass wenn du die Bladebreakers loswerden wolltest, dass der richtige Weg war“, fuhr Bryan fort.   „Ich hab' gesagt halt's Maul!“   „Ich geh' dir gern auf den Sack, weißt du noch?“   „Erinner' mich nicht dran!“, brummte Kai.   Sie beide blickten auf und sahen Tala in das Foyer wandern.   „Oh, sieh mal einer an, wer da zurückkommt“, sagte Kap spitz.   „Wenn du glaubst, dass noch ein kleiner Ausraster mich ankotzt wie Ray, dann verschwendest du deinen Atem“, antwortete Tala, während er auf Kai und Bryan zuging. Er zog sie beide zurück in den Aufenthaltsraum und schloss dir Tür hinter ihnen. „Wir müssen reden.“   Kai blickte ihn emotionslos an. „Wusste gar nicht, dass du weißt, was das bedeutet“, sagte er.   „Lustig, Hiwatari“, schnaubte Tala, „sprich.“ Er blickte Kai durchdringend mit seinen eisigen Augen an.   „Über was? Das Wetter?“   „Nein, ich will wissen, was Boris gestern zu dir gesagt hat“, sagte Tala.   „Schaut, ich werde es keinem von euch sagen, also verschwindet!“, knurrte Kai als Bryan und Tala ihn in eine Ecke drängten. Kai war gut darin, aus jeder Situation zu entkommen, aber wenn es um Bryan und Tala ging, konnte er nie fliehen. Er knurrte sie beide an, doch sie schauten lediglich erwartend zurück. Er seufzte; er fühlte sich wieder so müde und ausgelaugt...   „Wie kannst du es wagen, so mit Ray zu sprechen?“, zischte Kai, als er die Tür zu Voltaires Büro schloss. „Wenn du das noch einmal machst, Boris, dann schwöre ich, ich werd' dich umbringen!“   „Das ist irrelevant, ich habe kein Bedürfnis danach, mit Ray Kons Kopf zu spielen, wenn ich mit dir noch ein Hühnchen zu rupfen habe“, antwortete Boris..   Kai runzelte abgelenkt die Stirn. „Welches Hühnchen?“   „Du warst es, der deiner Mutter von den Geschehnissen in Biovolt berichtet hat, oder?“, fragte Boris, seine Stimme dunkel und bedrohlich.   Kai hielt einen Moment inne, überrascht von der Frage. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“   „Versuch' es gar nicht erst, Kai!“ Boris lächelte ihn kalt an. „Ich weiß, dass du es deiner Mutter erzählt hast, lüg' nicht!“   Kai sagte nichts, während er Boris mit seinen Bicken aufspießte; wie hatte Boris herausgefunden, dass Kai der Grund dafür war, dass er Biovolt verloren hatte? Hatte es ihm jemand gesagt? Aber niemand wusste es... nun, niemand außer Bryan. Oder hatte seine Mutter es Boris im Rahmen eines ihrer Spielchen gesagt?   „Ich warte, Kai“, sagte Boris.   „Na schön“, antwortete Kai, „du hast Recht, ich habe meiner Mutter gesagt, was du in der Abtei machst. Du hast alles verdient, was du gekriegt hast, Boris! Was du diesen Menschen, diesen Kindern, angetan hast war barbarisch!“ Er bedachte Boris mit einem tödlichen Blick. „Ich hab's meiner Mutter erzählt und sie ist direkt zu Mr. Dickinson gegangen. Hat sie dir das alles erzählt?“   „Nein, hat sie nicht“, sagte Boris, „aber du gibst es zu? Du sagst, dass du es warst, der die Behörden eingeschaltet hat?“   „Ja! Und ich bereue nichts!“, zischte Kai, „ich habe es genossen, deinem Fall zuzusehen, Boris!“   Boris presste Kai vor Zorn gegen die Wand. „Du magst jetzt gerade stolz auf dich sein, Kai Hiwatari, aber in nicht allzu ferner Zukunft wirst du es bereuen, Biovolt gestürzt zu haben! Ich werde meine Rache an dir kriegen, also pass' auf!“...   Kai schaute zu Tala und Bryan. „Und das ist passiert“, sagte er, „jetzt zufrieden?“   Sowohl Tala als auch Bryan schwiegen, als sie Kai anstarrten, und beide dachten über das nach, was Kai ihnen erzählt hatte.   „Erstens, wir müssen die Bladebreakers loswerden“, sagte Tala zügig.   „Ich kann Ray nicht mit solchen Abschiedsworten gehen lassen“, sagte Kai.   „Was wäre dir lieber?“, fragte Tala, „ein toter Ray oder ein leicht eingeschnappter Ray?“   Kai hielt inne. „Ich werde ihn nicht gehen lassen, solange er glaubt, dass ich ihn hasse“, bestand er.   „Du bist einfältig“, sagte Bryan, „wir müssen uns jetzt um Boris kümmern, und wenn du zu Ray gehst, wird er das gegen dich verwenden.“   „Er hat Recht“, stimmte Tala zu, „ich werde mit Ray für dich reden.“   Bryan und Kai starrten ihn an.   „Was?“ Tala legte genervt die Hände auf die Hüfte. „Hört auf, mich so anzustarren!“   „Du hasst Ray“, sagte Kai stumpf.   „Als ich 'reden' gesagt habe, meine ich Bryans Art zu reden. In anderen Worten, ich werd ihm auf den Kopf schlagen“, antwortete Tala geschmeidig und in einem Tonfall, der Kai sagte, dass der nicht widersprechen sollte; der Phönix konnte nur hoffen, dass Rays Reflexe schneller waren als Talas Faust.   „Wir müssen 'rausfinden, was Boris plant“, fuhr Tala nachdenklich fort.   „Er wird es höchstwahrscheinlich direkt auf mich abgesehen haben“, sagte Kai.   „Was bedeutet, wir können dich nicht alleine lassen“, sagte Tala.   „Ich bin nicht hilflos!“, schnappte Kai.   „Und ich werde nicht noch ein Teammitglied verlieren“, erwiderte Tala.   Das brachte Kai zum Schweigen. Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht, welchen Effekts Spencers Tod auf Tala gehabt hatte, aber jetzt realisierte er, dass es Tala schwer getroffen haben muss. Vielleicht war es das, was Ray gemeint hatte, als er Kai erzählt hatte, dass etwas mit Tala nicht stimmte, als der Wolf die Schere nach ihm geworfen hatte. Er hatte nie mit Tala über Spencers Tod gesprochen, auch wenn er es oft vorgehabt hatte. Tala hatte eine bestimmte Technik, um bestimmte Themen zu vermeiden, und Kai war zu beschäftigt gewesen, Ordnung in seinem eigenen Kopf zu schaffen, um zu bemerken, unter was Tala litt.   Es klopfte an der Tür und bevor Kai sagen konnte, was er wollte, betrat ein Bediensteter den Raum.   „Was ist?“, fragte Kai.   „Hier ist ein Brief für Euch, Master Kai.“   „Von wem?“   „Es steht nicht drauf, Master Kai, er wurde persönlich abgegeben.“   Kai seufzte, folgte dem Diener jedoch bis zur Eingangstür, wor auf einem kleinen Tisch an der Seite der fragliche Brief auf einem silbernen Tablett lag.   Kai öffnete den Umschlag und holte das Blatt Papier raus, bevor er den Brief las. Er steckte ihn zurück in den Umschlag, doch die Worte hatten sich in sein Gehirn gebrannt. Die saubere, gebildete Schrift und die dunkle, schwarze Tinte schrieen Kai durch den Umschlag hindurch an. Auch, wenn die Worte verborgen waren, konnte Kai sich an sie erinnern.   Denk dran, Kai Hiwatari; deine Tage in diesem Leben sind abgezählt.   Unterzeichnet   Voltaire Hiwatari   Kai lehnte sich gegen die Wand, als sich die Welt um ihn herum verdunkelte.   Voltaire Hiwatari.   Aber Voltaire Hiwatari war tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)