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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 44 - Oh Brother

Turn 44 – Oh Brother

 

 

„Sag mal, Flohzirkus … ich hab dich das noch gar nicht gefragt.“ Anya hatte ihre Arme verschränkt auf den Tresen abgelegt. „Deine Inkarnation. Irgendwie ist sie anders, viel schwächer.“

Zanthe, der neben ihr mit dem Hinterteil an der Kassentheke angelehnt stand, guckte sie ratlos an. „Meine was?“

„Messier 7, du Knalltüte!“

Der Schwarzhaarige, der gerade dabei war, sein Piratenkopftuch zu richten, schien immer noch nicht ganz zu begreifen, was Anya von ihm wollte. „Ah! Was ist damit?“

Jene legte ihren Kopf genervt stöhnend auf ihre Arme ab. „Muss man dir denn alles aus der Nase ziehen? Eine Inkarnation ist die Weiterentwicklung eines Paktmonsters. Aber deine ist anders, du kannst sie auf all deine Xyz-Constellar anwenden, außerdem besitzt sie nur einen Effekt und kann nicht mal ihr Material recyceln.“

„Warum sollte sie das auch?“ Zanthe rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich habe mein Deck und den Duellhandschuh von … einer mir wichtigen Person geschenkt bekommen. Messier 7 war damals schon dabei. Wieso sollte ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Es ist nur 'ne Karte.“

Anya richtete sich auf und klatschte sich die Hand vor die Stirn. So viel Dämlichkeit musste durch physischen Schmerz verarbeitet werden!

 

Gerade wollte sie ihn anfahren, da hallte es aus dem Lager: „Zanthe, komm mal! Du hast bei der Warenannahme einen Fehler gemacht! Die Stückzahl stimmt nicht!“

Mit den Augen rollend, stieß der junge Mann sich von Tresen ab und seufzte. „Hast du ein Glück, dass du dich nicht mit so etwas abgeben musst, weil du kaum zwei mal zwei rechnen kannst.“

„Verpiss dich bloß!“, raunte Anya ihm beleidigt nach, wie er durch die Hintertür verschwand. „Tch, hoffentlich schmeißt Mr. Palmer ihn bald raus.“
 

Eher schmeißt er dich raus, Anya Bauer. Übrigens, deine Frage war eine sehr interessante. Auf mich wirkte die Inkarnation … halbfertig. Meinst du nicht auch?

 

„Hab schon längst das Interesse daran verloren“, winkte Anya ab, „erzähl mir lieber was von-“

Sie traute ihren Augen kaum. Die automatischen Türen des Geschäfts fuhren zur Seite, das Klingelgeräusch ertönte … und der Zwerg war wieder da.

Die braune Lederjacke lässig über die Schulter geworfen, schritt der schwarzhaarige Mann mit den Mörderkoteletten, wie Anya sie insgeheim bezeichnete, geradewegs auf sie zu.

 

Auf zu Runde 2. Diesmal spare ich mir meine Ratschläge gleich. Viel Spaß.

 

„Sup“, begrüßte er sie ohne Umschweife kurz angebunden an. Mit ziemlich tiefer Stimme.

Anya war einen kurzen Moment sprachlos, war der Kerl gestern noch ganz anders drauf gewesen.

„Suche was“, schien er sich nicht weiter an seiner letzten Begegnung mit Anya zu stören, „eine Karte. Ihr verkauft auch einzeln, oder?“
 

Keine Beleidigungen, keine Beleidigungen, keine Beleidigungen … Du hast ihn nie gesehen, er hat dich nicht gedemütigt, es gibt keinen Grund für eine patzige Antwort. Anya Bauer, wenigstens einmal will ich dich ein Geschäft abschließen sehen. Bitte!

 

Levrier sollte gefälligst aufhören, sich heimlich über sie lustig zu machen, dachte Anya wütend. Das brachte sie total aus dem Konzept!

„Ja, tun wir“, erwiderte sie unwirsch, „aber die Karten sind im Lager. Und das kann ich jetzt auf gar keinen Fall betreten!“

„Warum nicht?“
 

Die Konkurrenz?

 

„... Putz... unfall.“

Er zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch. „Aha.“

„Aber wir schicken auch zu, gegen eine kleine Gebühr. Wonach soll ich suchen?“, fragte Anya in einem Anflug von Torschlusspanik. Levrier würde sie im Anschluss das nicht existierende Maul stopfen!

Zur Verdeutlichung schwenkte sie herüber zu dem PC, der neben der Kasse stand und öffnete das Suchprogramm.

„Kenne nicht den ganzen Namen der Karte. Irgendetwas mit Star Cestus“, folgte er ihr herüber.

Anya tippte den Namen in die Stichwortzeile ein, fand aber kein Ergebnis. Mehrere Versuche mit verschiedenen Schreibweisen später musste sie dem Mann leider mitteilen: „Haben wir nicht drin. Ist das eine neue Karte?“

„Kann sein“, brummte er. Dann sah er sich skeptisch um.
 

Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?

 

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“

 

Braves Mädchen.

 

Anya ballte unterhalb der Theke eine Faust. Oh Levrier, beim nächsten Kampf um Leben und Tod bist du fällig, so schwor sie sich.

Der Kunde sah Anya nachforschend an. „Nein, 's war eigentlich alles. Außer …“

„Außer?“ Ihr gefiel der Klang nicht.

„Ich muss trainieren. Kennst du geeignete Simulationsprogramme?“

„'n Noob, huh?“, platzte es da schließlich aus Anya überheblich heraus. „Am besten lernt man durch Praxis!“

 

Sagt diejenige, die lieber mit ihrem Nintendo spielt, statt sich mit Nick oder anderen Spielern zu verabreden.

 

Das Mädchen lief rot an wie eine Tomate. Warum stand dieser Kerl nicht eigentlich in der Bibel als elfte Plage!?

„Und woher kann ich die bekommen? Veranstaltet ihr Treffen oder dergleichen?“

„Als ob das nötig wäre. Hier läuft dauernd irgendwer mit einer Duel Disk 'rum. Sperr die Augen auf und quatsch einfach jemanden an.“ Anya verschränkte besserwisserisch die Arme. „So ist das hier üblich.“

Der Mann nickte verständig. „Werde mich mal umschauen. Danke für die Information. Later.“

Damit drehte er sich um und verließ den Laden, während Anya ihm ratlos hinterher schaute.

 

wieder nichts verkauft. Star Cestus … nie gehört von dieser Karte.

 

Anya schnaubte ärgerlich. „Als ob du viel 'rumkommst.“

 

Mit dir ganz bestimmt nicht, Anya Bauer.

 

Mit einem Mal öffnete sich die Lagertür und Zanthes Kopf schob sich durch den Spalt. „Nanu, hatten wir Kundschaft?“

„Der Gnom von neulich“, berichtete Anya, „hat aber nur nach einer Karte gesucht, die wir nicht in der Datenbank haben. Dann ist er abgezischt. Kennst du eine 'Star Cestus'?“

Der junge Mann verzog überfragt die Lippen. „Ne, nie gehört. Bestimmt ist er nur zu doof und hat sich verlesen oder verhört. Oder du bist zu dumm zum Buchstabieren, such's dir aus.“
 

Was den Rest des Tages anbelangte, konnte man die Streitereien der beiden bis in die Mall hinein hören. Unnötig zu erwähnen, dass sämtliche potentiellen Kunden einen großen Bogen um das Geschäft machten. Dies war auch der Tag, an dem Mr. Palmer die ersten grauen Haare wuchsen – obwohl diese längst weiß waren!

Zumindest hatten er, Anya und Zanthe in dieser Hinsicht gemein, dass sie alle den Feierabend der beiden Unruhestifter gar nicht abwarten konnten.

 

~-~-~

 

Anya latschte mit den Händen in den Hosentaschen den Bürgersteig entlang. Dieser Zanthe! Irgendwann würde sie ihn noch im Schlaf erwürgen! Der Mistkerl hatte sich tatsächlich ihr Fahrrad geschnappt und machte jetzt Livington unsicher, während sie nachhause laufen musste. Sie!

Jeder, der das Pech hatte ihren Weg zu kreuzen, wurde gnadenlos angerempelt. Schnaufend zog Anya an den Schaufenstern neben sich vorbei.
 

Hättest du das neue Handy noch, das Nick Harper dir gegeben hat, könntest du ihn jetzt anrufen und fragen, ob er dich abholt. Aber nein, du musstest es ja in deinem allmorgendlichen Anfall von Arbeit-ist-scheiße-ritis nach Zanthe werfen, obwohl du genau wusstest, dass du ihn nicht treffen würdest.

 

„Levrier … eines Tages! Eines Tages!“

 

Mir schlottern schon die nicht existierenden Knie. Denk dir lieber etwas aus wie die Nick erklärst, dass dir wieder eines seiner Handys abhanden gekommen ist.

 

Wie eine Dampfwalze stampfte Anya die Straße entlang, die Leute wichen ihr in weiten Bahnen aus.

Ja, sie hatte das Handy zertrümmert? Aber was hätte sie auch machen sollen!? Den ganzen Morgen hatte der Flohpelz schon geflötet, wie sehr er sich auf seinen ersten Arbeitstag freut! Immerhin hatte er von Mr. Palmer gleich eine reingewürgt bekommen, weil er bei der Warenannahme vergessen hatte, die Bestellung zu überprüfen. Geschah ihm nur recht!

Trotzdem musste Anya zugeben, dass mit ihm wenigstens ein bisschen was im Laden los war und seien es nur die elenden Diskussionen, die die beiden führten. Dafür, dass er wesentlich älter war als er aussah, machte er zuweilen einen sehr kindischen Eindruck.

Aus der Höhle ab ins Berufsleben … ob sie das Richtige getan hatte, indem sie ihn mitnahm? Anya zweifelte. Für andere erschien er ganz normal, hatte sogar Ausweise und alles … aber was, wenn sein Hunger wieder zurückkam? Was dann? Im Moment war alles in Ordnung, doch das würde nicht ewig so bleiben.

 

So in ihren Gedanken vertieft bemerkte Anya gar nicht, wie ein schwarzes Motorrad auf ihrer Höhe am Straßenrand zum Stehen kam. Der Fahrer war ganz in Schwarz gekleidet.
 

Anya Bauer, da wartet jemand auf dich.

 

Das Mädchen hielt an und sah zum Motorradfahrer herüber. Eine kleine Zornesfalte bildete sich auf ihrer Stirn. „Hi, Redfield!“

Ihr Gegenüber nahm den Helm ab, doch anstatt ihrer Erzrivalin, blickte ihr der Zwerg entgegen.

„Soll ich dich mitnehmen?“, fragte er offen heraus.

Anya, die gewiss nicht damit gerechnet hatte, dem Kerl schon wieder über den Weg zu laufen, spitzte abfällig die Lippen. Hätte ihr doch sofort auffallen müssen, dass Redfields schlagende Argumente durch Abwesenheit glänzten, obwohl sie doch sonst nicht zu übersehen waren!

„Meine Mutter hat mir verboten, mit fremden Männern mitzugehen. Besonders wenn sie auch ohne meine Hilfe unter den Türschlitz durchpassen.“

„Was willste, 'nen Applaus für den Spruch? Spring auf!“, meinte er und winkte sie mit einer Kopfbewegung herüber.

 

Der arme Trottel. Er hat keine Ahnung, worauf er sich da einlässt.

 

Anya sah ihm kurz in die braunen Augen. Gefährlich sah er nicht aus, wie auch, der reichte ihr doch gerade mal bis zum Kinn! Ach was, bis zum Brustbein, höchstens!

„Na schön, 'nem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!“

Betont selbstbewusst schlenderte sie zu dem Motorrad, wo ihr der Fremde bereits einen Helm reichte.

„Brauch ich nicht“, wies sie ihn harsch ab.

„Das ist mir klar, aber ich mache die Sauerei nicht weg, wenn was passiert. Also nimm.“

Widerwillig riss sie ihm den Helm aus den Händen und sah ihn skeptisch an. „Nur damit du's weißt, wenn du mich irgendwo hin bringst, wo ich nicht hin will, mach ich dich noch ein paar Zentimeter kürzer. Keine Ahnung wie das überhaupt möglich sein soll, aber mir fällt schon was ein.“

Er hielt ihrem 'Ich-töte-dich-wenn-du-jetzt-darauf-antwortest'-Blick gekonnt stand und wartete ab, bis sie sich den Helm übergezogen hatte. Dann setzte sie sich hinter ihn und umfasste seine Hüften.

Motorengeheul erklang und ab ging die wilde Fahrt.

 

Anya rief ihm die Adresse zu, doch wusste sie nicht einmal, ob er sie unter dem Lärm überhaupt verstand. Sie war noch nie Motorrad gefahren. Die Einzige in ihrer alten Schulklasse, die sich eines hatte leisten können, war Valerie Redfield gewesen. Und eher sprang Anya vom Eiffelturm in ihren Tod, als die um eine Spritztour zu bitten.

Es war ein unglaubliches Gefühl, wie sie da fuhr. Das Einzige, was störte, war der Kerl vor ihr. Sie kam sich vor wie ein Äffchen, das sich an ihn klammern musste.

Die anderen Verkehrsteilnehmer rauschten nur so an ihr vorbei. Freiheit, das war, was ihr durch den Kopf dabei ging. Irgendwann würde sie auch so ein Teil besitzen!

 

~-~-~

 

Nach einer Weile, für Anyas Empfinden viel zu früh, hielt die Maschine endlich an. Direkt vor der kleinen Rasenfläche, die den Garten der Familie Bauer markierte.

Sie nahm den Helm ab und atmete erst einmal tief durch. „Wow … das war rattenscharf!“

„Fährst wohl nicht so oft Motorrad, was?“, drang es dumpf unter seinem Helm hervor.

„Irgendwann schon. Jetzt aber mal was anderes … wer zum Geier bist du überhaupt? Wenn ich jetzt schon unbedingt 'danke' sagen muss, dann will ich wenigstens wissen, wem diese überaus großzügige Geste meinerseits gebührt!“

Der Mann nahm nun ebenfalls seinen Helm ab, sah über seine Schulter zu ihr herüber. „Kannst mich Logan nennen. Und du bist?“

„Logan, huh?“, wiederholte sie. „Fast nett, dich kennenzulernen. Anya Bauer. Für dich auch Gott.“

„Der ist uralt“, erwiderte er trocken mit seiner rauen Stimme.

Sollte sie ihm zeigen, warum schon so einige sie tatsächlich nur noch mit Gott anredeten? Anya war gewillt, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Andererseits war der Typ ganz schön muskulös, also müsste sie erst Barbie holen und dazu war sie zu faul. Nochmal Glück gehabt!

 

„Da du mitgefahren bist, schuldeste mir jetzt einen Gefallen“, begann er unverblümt, „ich suche immer noch nach einem Gegner, an dem ich mich ein bisschen testen kann. Duel Monsters.“

„Oh Gott, du willst, dass ich gegen dich Kacknoob antrete?“, schoss es aus Anya heraus.

Sein Blick verfinsterte sich. Okay, das hätte sie wohl besser nicht sagen sollen. Genervt mit der Zunge schnalzend wollte sie gerade darauf eingehen, da flog die Tür des kleinen, weißen Einfamilienhauses auf.

 

Anya und Logan sahen herüber, wie ein junger Mann eiligen Schrittes auf sie zulief. Dem Mädchen fiel bei seinem Anblick glatt der Helm aus den Händen, der laut polternd auf den Asphalt knallte.

„Du …“, murmelte sie fassungslos. Dann wurde sie lauter. Ziemlich laut. „Wo ist Mum!?“

Sofort schwang sie sich vom Motorrad und stampfte ihm entgegen. „Was willst du hier!?“

Die beiden trafen sich auf halber Höhe vor dem Gartentor. Anya war fast einen ganzen Kopf kleiner als er. Damals war er noch nicht so groß gewesen, dieser blonde, junge Mann mit den saphirblauen Augen … Zachariah. Ihr Bruder.

„Meine Mutter besuchen. Pardon, unsere Mutter“, erwiderte er bissig.

Ein paar Haarsträhnen lagen ihm im Gesicht. Sein knapp eine Handbreit langes Haupthaar war zu einer Spitze nach oben gegelt, was ihm einen punkigen Touch verlieh. Dem gegenüber stand der weiße, feine Markenanzug, der bei Anya Brechreiz verursachte. Oder war es die fette Goldkette, die schön sichtbar über dem offenen Teil seines grauen Hemdes platziert war?

„Tch! Mum ist noch auf Arbeit! Was du gemacht hast ist Einbruch!“

„Oh sieh an, wer interessiert sich neuerdings für Recht und Ordnung? Mum versteckt den Reserveschlüssel immer noch an genau derselben Stelle.“ Ihr Bruder sah an ihr vorbei herüber zu Logan, der immer noch auf seinem Motorrad verharrte. „Ist das dein Freund?“

„N-nein, wie kommst du darauf!?“ Anya spürte, wie ungewollt eine verräterische Röte in ihr aufstieg. „Der doch nicht!“

 

„Wie siehst du überhaupt aus? Neuerdings auf 'nem Bonzen-Trip?“, sagte Anya schließlich gallig, bemüht das Thema zu wechseln.

„Ich habe etwas aus meinem Leben gemacht“, entgegnete Zach herablassend, während er Anya mit einem wenig schmeichelhaften Blick taxierte, „dagegen kann man deine Existenz nicht mal als Leben bezeichnen, 'Schwesterherz'.“

„Werd' nicht frech, du Bastard!“

Anya spürte, wie die Wut in ihr ins schier Unermessliche zu steigen begann. Und sie umarmte sie wie einen liebgewonnenen Freund. So war es geradezu natürlich, dass sie ihre Faust bereits erhob.

Ihr Bruder lachte nur abfällig. „Sonst was? Wir haben uns wie viele Jahre nicht gesehen? Und das Erste, was du machst, ist die Hand gegen mich zu erheben?“

Anya kniff ihre Augen zu kleinen, bösen Perlen zusammen. „Es sind sieben. Du hast dich nicht einmal gemeldet … Und jetzt wagst du es, einfach so in unser Haus zu spazieren und so zu tun, als wäre nichts!? Allein dafür sollte ich dich windelweich prügeln!“

 

Die Faust schnellte nach vorne, jedoch stoppte sie kurz vor seiner selbstgerechten Visage, ganz entgegen Anyas Willen. Weil jemand sie fest im Griff hatte und wegzerrte!

„Komm runter! Familie sollte sich nicht gegenseitig bekämpfen“, sagte Logan und hielt den Arm fest vor Anyas Oberkörper, da diese schon im Begriff war, in ihren berühmt-berüchtigten Berserkermodus zu wechseln.

Dementsprechend undankbar reagierte sie auch auf seinen Versuch, die Situation nicht eskalieren zu lassen. „Lass los! Das ist meine Angelegenheit! Wenn Mr. High Society-Spacko da meint, mich permanent provozieren zu wollen, soll er ruhig sehen, was er davon hat!“

„Immerhin, alles genauso verkorkst wie immer“, murmelte Zachariah seinerseits mit ungewohnter Neugier und sah sich im krassen Gegensatz dazu provokant gelangweilt um, „da scheint jemand gute Arbeit geleistet zu haben.“

„Willst du etwa Mum die Schuld geben, dass ich so bin wie ich bin oder was soll das heißen!?“, fauchte Anya nun über alle Maße erzürnt. Trotz ihres Gestrampels hielt der Zwerg sie ziemlich gut im Zaun, sein Griff war geradezu eisern. „Mag ja sein, dass ich nicht ganz perfekt bin! Aber ich melde mich bei Mum-“

„Und rennst weg, wenn du gerade Lust drauf hast.“

„Kümmere mich um sie-“

„Und bereitest ihr unentwegt Sorgen.“

„Bin für sie da!“

Zach lache spöttisch auf. „Ohne dich wäre sie besser dran.“

 

Einen Moment herrschte Stille.

„Nimm den Arm weg“, knurrte Anya ihren 'neuen Freund' an, „ansonsten kann ich nicht garantieren, dass er noch lange dran bleibt …“

Logan ließ den Arm tatsächlich sinken, meinte jedoch: „Es ist offensichtlich, worauf er hinaus will.“

Sein Blick lag auf der Duel Disk, die Zachariah bereits die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte und nun geradezu demonstrativ auf die Körpermitte anhob.

„Richtig“, sagte der Blonde, „rohe Gewalt ist nicht meine Art, Probleme aus der Welt zu schaffen.“

„Ach ja!? Kein Duell der Welt würde jemals bewerkstelligen, dass ich dich nicht mehr wie die Pest hasse, du arroganter Dreckssack!“

Zach verzog grinsend den rechten Mundwinkel. „Gleichfalls. Trotzdem möchte ich dich herausfordern. Sagst du zu? Oder fühlst du dich davon überfordert?“

„Als ob! Aber … ich werde niemals etwas tun, worum du mich bittest“, erwiderte Anya und spuckte zur Seite aus.

Außerdem war die Gefahr zu groß, dass sie ihm im Eifer des Gefechts 'versehentlich' den ein oder anderen Knochen brach. Was wiederum die Versuchung, doch zuzustimmen, umso größer werden ließ. Sie hatte immerhin die Mittel dazu, auch wenn es nur ein Duell war!

„Also sind wohl alle Bauer-Frauen Versagerinnen und Feiglinge. Du bist in der Hinsicht wie unsere liebe Mutter, die Hure.“

Anya riss die Augen förmlich auf. Allerdings rührte sie sich nicht vom Fleck, sondern blieb, völlig ungewohnt für ihr sonst so infernalisches Temperament, ziemlich ruhig.
 

Lass dich nicht provozieren, Anya Bauer. Er will dich nur dazu bringen, dem Duell zuzustimmen, um dich dann noch mehr zu demütigen. Ich bin zwar nicht imstande, die Gefühle anderer Menschen zu empfangen, aber in seinem Fall … ist es wie ein Schatten. Ein unglaublicher, unbändiger Hass dir gegenüber. Was ist zwischen euch vorgefallen?

 

„Ich kenn' diese Masche schon von ihm“, murmelte Anya leise. Auf ihren Lippen offenbarte sich der Anflug eines Grinsens. „So war er schon immer. Ansonsten habe ich aber keine Ahnung, was gerade in seinem Krümelhirn abgeht.“

Was die Wahrheit war. Dass er und sie sich noch nie verstanden hatten, war kein Geheimnis. Als älterer Bruder hatte er sie damals immer ausspielen können wie es ihm beliebte, weil er genau wusste, welche Knöpfe er zu drücken hatte. Da waren sie noch Kinder gewesen! Allerdings hatte sich Zach noch nie abfällig über seine Mutter geäußert, um Anya zu provozieren.

„Okay, duellieren wir uns halt“, meinte das Mädchen plötzlich ganz lapidar und zuckte mit den Schultern, „will ja wissen, was du so drauf hast, jetzt wo du dich plötzlich für Duel Monsters interessierst.“

Was noch nie der Fall gewesen war, soweit Anya sich zurückerinnern konnte. Irgendetwas war faul mit ihm. Und sie wollte wissen, was dahinter steckte. Nur deshalb schluckte sie ihren Stolz hinunter und stimmte zu, obwohl sie lieber auf andere Methoden der Konfliktbewältigung zurückgreifen würde.

Logan seinerseits marschierte zu seinem Motorrad und löste einen kleinen Apparat aus einer Versenkung zwischen dem Lenker, warf ihn Anya wortlos zu. Die fing das D-Pad überrascht auf.

„Wenn ihr wollt, werde ich den Schiedsrichter mimen“, sagte er und winkte die beiden direkt auf die Straße. Es war offensichtlich, dass ihn die Zwistigkeiten der beiden Geschwister interessierten, denn sein Gesichtsausdruck hatte etwas Nachdenkliches, Neugieriges.

Zach winkte ab. „Lassen Sie das lieber. Am besten wäre es, wenn Sie nachhause fahren. Das hier könnte länger dauern.“

„Ich hab Zeit“, erwiderte er nicht weniger unterkühlt.

 

„Sorry, unser Übungsduell muss wohl noch warten“, raunte Anya ihm zu, ohne den Blick von ihrem Bruder zu nehmen und aktivierte nebenbei sein schwarzes D-Pad, nachdem beide Position auf der Straße bezogen hatten.

„Nicht der Rede wert“, winkte er ab, „ich werde versuchen, etwas aus eurem Duell mitzunehmen.“

„Oh, das wirst du“, sprachen die Bauer-Geschwister synchron, nur um sich dann voller Abscheu anzustarren.

Auch Zachariah aktivierte seine Battle City-Duel Disk. Anders als Anyas, die oben in ihrem Zimmer lag, war jene in gutem Zustand. Zumindest fand sich an ihr kein abgekratzter Lack oder Ähnliches.

„Duell!“, riefen beide laut aus.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 4000LP]

 

„Ich fange an“, bestimmte Anya und zog mit einem Schlag sechs Karten.

Eigentlich war das gar nicht so übel, sich jetzt mit ihm zu duellieren. Im Grunde war er eine der Hürden auf dem Weg zum Titel der Duel Queen. Sofern er gut war, hieß es. Rein theoretisch war er mehr eine persönliche, denn eine berufliche Hürde. Aber wer weiß, vielleicht ließ sich das Private in dem Fall mit dem Beruflichen verbinden? Inklusive Kuscheleinheiten mit Levrier, [Gem-Knight Master Diamond] oder [Angel Wing Dragon], dachte sie gehässig.

Es stellte sich beim Blick auf ihr Blatt nur schnell heraus, dass von denen so schnell keiner das Feld betreten würde. Ganz zu Anyas Ärgernis.

Schnaubend griff sie nach drei Karten in ihrer Hand, die einzigen, die sie für eine Monsterbeschwörung nutzen konnte. „Ich aktiviere [Gem-Knight Fusion] und verschmelze damit [Gem-Knight Iolite] und [Gem-Knight Sardonyx] von meiner Hand! Erscheine, [Gem-Knight Amethyst]!“

Anya war innerlich so aufgewühlt und gleichzeitig durcheinander, dass sie glatt ihren geliebten Beschwörungsspruch vergaß von sich zu geben.

So erschien über ihr ein Edelsteinwirbel, in den die beiden Monster von ihrer Hand gezogen wurden. Aus ihm heraus sprang ein Ritter in violetter Rüstung, welcher am rechten Arm einen langen, speerartigen Auswuchs aus dem namensgebenden Amethysten besaß, während er am linken einen Rundschild trug. Lautlos ging er in die Knie und hielt seine Ausrüstung über Kreuz.

 

Gem-Knight Amethyst [ATK/1950 DEF/2450 (7)]

 

Sogleich gesellte sich hinter ihm noch ein vergrößerter Kartenrücken hervor, denn Anya raunte: „Dazu setze ich noch die hier verdeckt! Zug beendet!“

 

„Ich ziehe“, kündigte Zach an und tat dies auch. Anschließend legte er ein Monster auf seine Duel Disk. „Zunächst rufe ich das normale Monster [Noble Knight Artorigus] in den Angriffsmodus aufs Feld.“

Erstaunt beobachtete Anya, wie vor ihrem Bruder ein braunhaariger Ritter in edler, an Hüften und Schultern mit Fell verzierter Rüstung auftauchte, vor dem ein leuchtendes Schwert in Stein versiegelt ruhte.

 

Noble Knight Artorigus [ATK/1800 DEF/1800 (4)]

 

„Du spielst auch Ritter!?“, schoss es aus einer ungläubigen Anya heraus. „Hast du keine eigenen Ideen oder was!?“

„Interessant. Ein Duell der Ritter. Das wird spannend“, murmelte Logan derweil und rieb sich das stoppelige Kinn.

„Für mich sind sie nur Mittel zum Zweck“, gab sich Zachariah ganz unberührt von Anyas Kritik, „ebenso gut könnten da Teletubbies stehen, würde es mich weiter bringen.“

Schließlich schob er mit dem Daumen eine Zauberkarte aus seinem Blatt hervor. „Was wäre ein Ritter ohne sein Schwert? Ich rüste Artorigus mit [Noble Arms – Caliburn] aus!“

Sein Krieger umfasste mit beiden Händen den Griff des Schwertes vor ihm und zog es gekonnt aus dem Stein.

 

Noble Knight Artorigus [ATK/1800 → 2300 DEF/1800 (4)]

 

„Effekt von Caliburn aktivieren“, rief er aus, „einmal pro Zug kann ich 500 Lebenspunkte erhalten.“

Als wäre er siegreich aus einer schweren Schlacht hervor gegangen, streckte Artorigus seine Waffe in die Höhe.

Ein Regen aus weißer Energie ging auf Zach nieder.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 4000LP → 4500LP]

 

„Das reicht aber noch nicht. Deswegen rüste ich [Noble Knight Artorigus] noch mit [Noble Arms – Arfeudutyr] aus.“

In der freien, linken Hand seines Kriegers materialisierte sich ein Schwert mit schwarzem Griff und silbern leuchtender Klinge. Nichts veränderte sich jedoch an seinen Werten.

„Indem ich einmal pro Zug die Angriffskraft des ausgerüsteten Monsters um 500 verringere, kann ich eine deiner gesetzten Backrow-Karten vernichten. Tue deinen Job, Artorigus!“

Mit einem Brustschrei steckte der Ritter den Arm mit Arfeudutyr in der Hand aus und feuerte einen unglaublich schnellen Lichtblitz auf Anyas gesetzte Falle ab, die daraufhin in alle Einzelteile zersprang. Es dauerte einen Moment, ehe das Mädchen überhaupt begriff, dass ihre [Negate Attack] jetzt der Vergangenheit angehörte.

 

Noble Knight Artorigus [ATK/2300 → 1800 DEF/1800 (4)]

 

„Effekt von [Ignoble Knight Of Black Laundsallyn], von meiner Hand“, machte Zach ungerührt weiter, „indem ich ein normales Licht-Monster, wie Artorigus eins ist, opfere, kann ich Lancelot von meiner Hand beschwören.“

Er legte die Karte, die er eben noch vorgezeigt hatte, anstellte von Artorigus auf die Duel Disk. Jener löste sich auf, ließ die Schwerter sinken, welche im Boden stecken blieben. Dann materialisierte sich dort, wo er gestanden hatte, ein pechschwarzer Ritter. Seine lange Mähne flatterte wie von Geisterhand, die Augen leuchteten rot auf. Und er nahm die Waffen an sich, die Artorigus zurückgelassen hatte.

 

Ignoble Knight Of Black Laundsallyn [ATK/2000 → 2500 DEF/800 (5)]

 

„W-was zum-!? Erklär' das, wieso sind diese kack Schwerter noch da!?“

„Einmal pro Zug kann ich sie, wenn sie vom Spielfeld verschwinden, an einen anderen noblen Ritter ausrüsten“, kam Zach dem entgegen, „deshalb kann ich ihre Effekte, da sie kurzzeitig das Feld verlassen haben, nun erneut benutzen.“

Lancelot, so der wesentlich bekanntere Name des Kriegers, hielt Caliburn in die Luft. Wieder regnete auf den blonden Mann ein Lichtermeer herab.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 4500LP → 5000LP]

 

„Lancelot, zerstöre [Gem-Knight Amethyst]!“, befahl Zachariah lauthals und streckte den Arm aus.

Wie ein Schatten huschte sein Krieger gefügig über das ganze Spielfeld, verschwand immer wieder auf der Stelle und tauchte woanders wieder auf. Bis er direkt vor Anyas Ritter erschien und diesen mit einem gezielten Kreuzhieb zu Fall brachte.

„Das ist ja noch einfacher als ich dachte“, kommentierte Zach das Ganze abfällig und schob eine Fallenkarte in seine Battle City-Duel Disk ein, „die hier setze ich. Mach du deinen Zug, 'Schwesterherz'.“

Die Karte materialisierte sich vor seinen Füßen.

 

Sei vorsichtig, Anya Bauer. Scheinbar ist er sehr geschickt, was seine Duellstrategie angeht. Diese Präzision … seid ihr wirklich verwandt?

 

„Ich wünschte, wir wären es nicht!“, schnaubte Anya und legte die Finger auf ihr Deck. „Ich hasse ihn und damit meine ich wirklich richtigen Hass und nicht solche Albernheiten wie mit Redfield!“

 

Bist du dir sicher, dass du das sagen solltest?

 

„Verdammt sicher! Er war immer Dads Liebling … während ich immer nur die zweite Geige gespielt hab. Und als unsere Eltern sich getrennt haben, war natürlich er es, der mit Dad gehen durfte.“ Anya biss sich auf die Lippen, die bebten. „Alles, was ihm einfach in den Schoß gefallen ist, habe ich mir hart erkämpfen müssen …“

 

Du liebst deinen Vater wirklich über alles, oder? Das tut mir leid, Anya Bauer. Aber ich glaube nicht, dass das, was ihr da macht, der richtige Weg ist. Wie dieser Logan sagte, Familie ist zu wichtig, um sich gegenseitig zu bekriegen.

 

„Levrier … ich such mir meine Familie selber aus. Und der ist nicht Teil davon.“

Zachariah verzog keine Miene, obwohl er jedes Wort deutlich hören konnte. Es war Anya egal, ob er oder der andere Typ dachten, sie sei verrückt, weil sie mit sich selbst sprach. Dazu tat es einfach zu gut, all das mal loszuwerden.

 

Dann hoffe ich, Teil dieser Familie sein zu können.

 

„Kch, Idiot! Seit ich dich kenne, bist du mehr für mich dagewesen, als mein Vater in seinem ganzen Leben. Was glaubst du wohl?“

 

Anya Bauer … dann lass mich jetzt auch für dich da sein.

 

Die Blondine sah überrascht hinter sich. Levriers geisterhafte Form von [Gem-Knight Pearl] schwebte hinter ihr, seine Hand lag auf der ihren, welche wiederum die oberste Deckkarte berührte. Sie wusste, was er ihr damit zeigen wollte, doch schüttelte sie dankbar den Kopf.

„Diesmal nicht. Wenn ich ihn nicht aus eigener Kraft besiege …“

Levrier verstand, zeigte dies mit einem Nicken und löste sich wieder auf. Und Anya wusste, dass sie nur nach ihm zu rufen brauchte, wenn sie sich anders entscheiden sollte.

 

Mit festem Blick richtete sie sich an Zach. „Sorry, dass du warten musstest. Mein Zug! Draw!“

Während sie ruckartig die Karte von ihrem Deck riss, schnalzte ihr Bruder nur missbilligend mit seiner Zunge.

„Zauberkarte aktivieren“, rief Anya laut aus und zeigte die gezogene Karte vor, „[Dark Factory Of Mass Production]! Mit ihr kann ich zwei normale Monster von meinem Friedhof bergen, und da sowohl Sardonyx als auch Iolite Zwillings-Monster sind, werden sie auf dem Friedhof als normale Monster behandelt. Also kehrt zurück!“

Zwei Edelsteine stiegen vor ihr auf, ein blauer und ein rotweißer, und kehrten in ihr Blatt als Karten zurück – die sie eilig dort hin stopfte, selbstverständlich. Dann schwang sie den Arm weit aus. „Das war aber noch nicht alles! Ich hole mir [Gem-Knight Fusion] ebenfalls aufs Blatt zurück, indem ich Amethyst verbanne.“

Gesagt getan. Ihr Fusionsmonster landete in der Hosentasche, wohingegen sie ihre Lieblingszauberkarte vom Ablagestapel zurückholte. Und sie zeigte jene auch gleich vor, sodass ein Wirbel aus unzähligen Edelsteinen über ihr entstand. „Fusionsaction! Ich verschmelze [Gem-Knight Sardonyx] und [Gem-Knight Iolite], aber diesmal kommt ein anderes Monster dabei heraus! Zeig dich, [Gem-Knight Citrine]!“

Ihre beiden Monster wurden als durchsichtige Silhouetten in den Strom gezogen. Daraus sprang einen Augenblick später ein stolzer Krieger. In bronzener Rüstung gekleidet, schulterte er ein riesiges Breitschwert. Besonders an ihm war, dass seine Arme rot wie Lava glühten.

 

Gem-Knight Citrine [ATK/2200 DEF/1950 (7)]

 

Anya sah nachdenklich ihr Blatt an. Es waren zwei Zauberkarten und sie wünschte sich, es wären andere. Aber das Leben war kein Wunschkonzert. Also würde sie sich nicht beschweren und versuchen, das Beste daraus zu machen. Das war …

„... [Megamorph] aktivieren! Dämlich wie du bist, hast du deine Lebenspunkte mit diesem Kackschwert erhöht und genau das wird dir jetzt zum Verhängnis! Dieser Ausrüstungszauber verdoppelt nämlich die Offensive meines Citrines, wenn deine höher sind als meine!“

In dessen Brust verschwand eine Schale, die mit diversen Runen gekennzeichnet war. Sofort schien es so, als würden sich seine Muskeln aufblähen. Eine flammende Aura brannte um den Krieger.

 

Gem-Knight Citrine [ATK/2200 → 4400 DEF/1950 (7)]

 

„Falle aktivieren“, kündigte Zachariah ungerührt an, „[Soul Resurrection]. Sie ruft ein normales Monster von meinem Friedhof in Verteidigungsposition. Sei wiedergeboren, [Noble Knight Artorigus]!“

Geleitet von dem Geist einer komplett weißen Frau, flog der junge Artus, ebenfalls als Geist, durch den Asphalt aufs Spielfeld und fand dort zu alter Form zurück.

 

Noble Knight Artorigus [ATK/1800 DEF/1800 (4)]

 

Warum hatte er das getan, wunderte sich Anya. Es gab keinen Grund, diese Karte jetzt schon zu aktivieren! Aber was juckte es sie, denn jetzt war erst einmal Partytime angesagt!

Mit erhobenem Zeigefinger rief sie: „Wenn Citrine angreift, kannst du keine Karteneffekte aktivieren bis der Kampf vorbei ist. Also los!“

Beide Ritter begannen zeitgleich aufeinander zu zu rennen. Stahl traf auf Stahl. Von Citrines Breitschwert löste sich eine Explosion, die Lancelot davon schleuderte und in der Luft zerfetzte.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 5000LP → 3100LP]
 

„Booyah!“, jubelte Anya und formte mit ihren Fingern ein V.

Zach hingegen schien sich nicht weiter daran zu stören, rief er: „Effekte der Noble Arms. Einmal pro Zug rüsten sie sich an einen anderen verfügbaren Noble Knight aus, sollten sie das Feld verlassen.“

Sein Artorigus streckte beide Arme aus, in dessen Händen die beiden Schwerter Caliburn und Arfeudutyr erschienen, während Citrine sich zurückzog.

 

Noble Knight Artorigus [ATK/1800 → 2300 DEF/1800 (4)]

 

Deshalb hat er seine Falle vorzeitig aktiviert! Um seine Waffen in Sicherheit zu bringen, denn sobald du mit [Gem-Knight Citrine] angegriffen hättest, wäre dies nicht mehr möglich gewesen.

 

„Übrigens halbiert sich der Angriffswert deines Monsters jetzt, da meine Lebenspunkte unter deine gefallen sind.“

„Weiß ich selbst, Einstein!“

Die Muskeln des stolzen Kriegers fielen wie ein verpatztes Soufflee in sich zusammen, er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und sackte auf die Knie.

 

Gem-Knight Citrine [ATK/4400 → 1100 DEF/1950 (7)]

 

Anya zog eine säuerliche Grimasse. Wenn ihr Krümelhirn von Bruder dachte, jetzt im Vorteil zu sein, nur weil er das stärkere Monster kontrollierte, dann irrte er sich aber! Verlieren war keine Option! Dafür, dass er Mum beleidigt hatte, würde er seine garantiert künstlichen Bleichzähne allesamt vom Boden aufsammeln dürfen!

„Die hier verdeckt!“, rief sie aus und rammte ihre letzte Karte in Logans schwarzes D-Pad. „Fertig!“

Die Karte materialisierte sich vor ihren Füßen. Und Anya grinste heimtückisch.

 

„Draw“, verkündete Zachariah Bauer gelangweilt.

Als er die Karte in seinen Händen sah, weitete er die Augen vor Überraschung. Und kniff sie sogleich voller finsterer Absichten zusammen.

Die ganze Straße der kleinen Vorstadtsiedlung war wie leergefegt, waren die meisten Leute um diese Zeit noch arbeiten. Geradezu eine unheimliche Stille legte sich über den Ort.

„Unglaublich. Obwohl ich noch nicht lange Duellant bin, zeigt sich, dass ich der überlegene von uns beiden bin.“ Zach betonte seine arrogante Art noch, indem er sich über die Stirn und anschließend das blonde Haar fuhr. „Du könntest einem fast leid tun. Aber gut, ich bin nicht hier, um dir das Denken beizubringen. Effekte der beiden Noble Arms! Ich erhalte dank Caliburn 500 Lebenspunkte und kann mit Arfeudutyr für 500 Angriffspunkte deine verdeckte Karte zerstören!“

Artorigus hielt sein eigenes Schwert zuversichtlich in die Luft, der dadurch entstehende Lichterregen ging auf Zachariah nieder.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 3100LP → 3600LP]

 

„Tch! Spiel dich nicht so auf! Du hältst dich für so viel besser, weil du meine gesetzte Karte zerstören kannst? Idiot! Die hab ich mit Absicht gesetzt!“, fauchte Anya aufgebracht zurück. „Schnellzauber, zeig dein Gesicht! [Mystical Space Typhoon]!“

Gerade als Artorigus aus seinem finsteren Schwert einen silbernen Lichtstrahl abfeuern wollte, sprang die Karte zu Anyas Füßen auf. Aus ihr löste sich ein Zyklon, der begann, sich seinen Weg zu Zachariah zu bahnen.

 

Noble Knight Artorigus [ATK/2300 → 1800 DEF/1800 (4)]
 

Doch der lachte nur auf. „Lernst du es nicht!? Noble Arms können nicht so einfach beseitigt werden, sie kommen einfach wieder!“

„Wie gut, dass die nie mein Ziel waren, Blödian!“

Mit einem Mal machte der Wirbelsturm eine Kurve und brauste direkt zu Anya zurück. Er erfasste [Gem-Knight Citrine], welcher entgegen aller Erwartungen ermutigt aufschrie. Und als sich der Sturm löste, stand der Ritter wieder völlig genesen vor Anya.

 

Gem-Knight Citrine [ATK/1100 → 2200 DEF/1950 (7)]

 

Sehr gut, Anya Bauer! Zwar hättest du auch [Soul Resurrection] und damit [Noble Knight Artorigus] zerstören können, doch du hast dich dafür entschieden, dich auf dein Monster zu verlassen. Höre nicht auf ihn, du machst große Fortschritte!

 

Auch wenn Anya es ungern zugab, das Lob ging runter wie Öl. Was ihr breites, stolzes Grinsen mehr als deutlich zeigte.

„Oh, zu schade“, lachte sie gehässig, „jetzt hast du deinen Ritterknilch ganz umsonst geschwächt.“

„Wie wahr, dieser kleine Funken Intelligenz deinerseits hat mich wirklich überrascht“, gestand Zach, legte gleichzeitig ein Monster auf seine Duel Disk, „auch wenn ich eh nie geplant habe, Artorigus zu behalten. Normalbeschwörung: [Noble Knight Gwalchavad]!“

Vor ihm positionierte sich ein stolzer, bärtiger Ritter, dessen blondes Haar über seine Schultern ragte. An seinem ausgestreckten Arm manifestierte sich ein durchsichtiger, rot leuchtender Schild.

 

Noble Knight Gwalchavad [ATK/1500 DEF/1800 (4)]

 

Ruckartig schwang Zachariah den Arm zur Seite aus. „Ich erschaffe das Overlay Network! Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster! Xyz-Summon!“

„Oh crap!“, stammelte Anya.

Die beiden Ritter ihres Bruders verwandelten sich in gelbe Lichtstrahlen, die in die Luft stiegen. Über Zach öffnete sich ein schwarzer Wirbel, der jene in sich einsog. Dabei rief er: „Oh König der Legende! Bringe mir den Sieg! [Artorigus, King Of The Noble Knights]!“

Aus dem Galaxienstrom schwebte langsam eine majestätische Gestalt hinab. Seine Rüstung leuchtete an bestimmten Stellen cyanfarbend auf, der rote Umhang flatterte dabei wild umher. Mit einem Satz landete er vor Zach: Artus, König der Tafelrunde! Zwei gelbe Lichtkugeln umkreisten ihn dabei.

 

Artorigus, King Of The Noble Knights [ATK/2000 DEF/2000 {4} OLU: 2]

 

Zu beiden Seiten streckte der nun erwachsene Artorigus seine Arme aus. Zachariah erklärte: „Als König kann Artorigus bis zu drei Noble Arms von meinem Friedhof an sich ausrüsten, sollte er per Xyz-Beschwörung das Feld betreten.“

Caliburn und Arfeudutyr erschienen in seinen Händen. Jedoch als leuchtende Abbilder ihrer selbst, statt wie bisher als echte Klingen.

 

Artorigus, King Of The Noble Knights [ATK/2000 → 2500 DEF/2000 {4} OLU: 2]

 

„Ganz klasse!“, ätzte Anya. „Das hätte ich auch gekonnt! Scheiße, selbst der Kacknoob da drüben könnte sowas aus dem Ärmel schütteln!“

Womit sie auf Logan zeigte, der dem Duell die ganze Zeit stillschweigend von der Seite beigewohnt hatte. Er erwiderte: „Dafür geht dir aber ganz schön die Muffe, Girly.“

„Girly!?“

„Hört auf mit dem Schwachsinn!“ Zach streckte den Arm aus. „Effekt Caliburns! Du dürftest ihn dir mittlerweile gemerkt haben!“

Bunte Lichter fielen wieder einmal wie ein Regenschauer auf den Blonden herab.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 3600LP → 4100LP]

 

Zachs Blick verfinsterte sich plötzlich. So sehr, dass es Anya die Sprache verschlug. Er starrte sie derart hasserfüllt an, dass sie davon eine Gänsehaut bekam.

„Was wäre Artus ohne das Schwert, das ihn so berühmt gemacht hat? Oder zumindest einer Nachahmung davon“, fragte Zachariah mit gefährlich ruhiger Stimme. „Meine letzte Handkarte, ich aktiviere sie und rüste sie an ihren einzig wahren Besitzer aus! [Noble Arms – Excaliburn II]!“

Unter einem Aufschrei schmiss Artus seine beiden Lichtschwerter weg und streckte beide Hände vor sich aus. In ihnen materialisierte sich ein gewaltiges Breitschwert. Aus purem Gold war sein Griff, wohingegen in der Klinge selbst zwei blaue Energieströme bis zur Spitze verliefen. Plötzlich explodierte um Artus herum förmlich eine gleichfarbige Aura, als er begann, das schwere Schwert mit nur einer Hand zu führen.

 

Artorigus, King Of The Noble Knights [ATK/2500 DEF/2000 {4} OLU: 2]

 

Anya gab einen überraschten Laut von sich. Kein Punktebonus?

„Dieses Duell ist vorbei“, verkündete Zachariah leise und griff dabei unter seine Duel Disk, „nicht schlecht für eine ewige Amateurin, das muss ich dir lassen. Aber ich werde es sicher nicht vermissen! Artorigus, greife ihren [Gem-Knight Citrine] an! Invin-!?“

 

Zach sah die Faust aus den Augenwinkeln auf sich zufliegen, konnte daher mit einem Rückwärtsschritt ausweichen. Trotzdem packte Logan ihn dabei am Handgelenk, zog ihn zu sich zurück und hielt ihn kurz darauf fest im Griff, da er sich mit dem anderen Arm unter die Achsel von Anyas Bruder hakte.

„Würd' ich an deiner Stelle lassen, Bursche“, flüsterte der fast einen Kopf kleinere Schwarzhaarige Zachariah ins Ohr, wobei er seine 'Schlinge' noch enger zog, mit der Faust am Hals des jungen Mannes stieß, „dieser Knopf ist nicht zum Spielen da.“

Schlagartig stieß er Zach von sich, aber nicht, ohne vorher dessen Handgelenk loszulassen und einen Schalter unter der Duel Disk zu betätigen. Die Hologramme verschwanden auf der Stelle.

 

Anya legte den Kopf schief. Erst, als Zach laut fluchte, begriff sie, was da überhaupt geschehen war. Der Dreckssack hatte einfach das Duell beendet!

„Was mischen Sie sich da ein!?“, schrie Zach und schlug zu. Logan fing die Faust locker mit der Hand ab.

„Leg dich nicht mit mir an“, drohte er leise. „Würde nicht gut für dich ausgehen.“

 

Eine Tür knarrte. Alle drei wirbelten herum zu Anyas Haus. Dort, im Türrahmen, stand eine vermummte Gestalt. In schwarzer Kutte verharrte sie dort, das Gesicht war von einer weißen Maske bedeckt.

Sofort fiel Anya das Gerät auf, was die Person in den Händen hielt. Es war ihre Duel Disk, das Battle City-Modell von ihrem Vater! Wie um alles in der Welt-!?
 

„Lass es gut sein, Zach“, sprach die Person mit von der Maske gedämpfter Stimme, „hier wäre es sowieso nicht richtig. Du weißt warum.“

Ob dort ein Mann oder eine Frau stand, war nicht eindeutig zu identifizieren. Aber anhand Nicks Beschreibung wusste Anya sofort, wer es war. Sie spürte es einfach.

Der Blonde riss sich von Logan los und eilte an ihm vorbei, direkt auf die Person zu. Aber nicht, ohne sich im Lauf umzudrehen und die anderen beiden anzusehen, die alles irritiert mitverfolgten.

„Du hast wirklich Glück“, raunte er an Anya gerichtet, „dein Freund ist wirklich aufmerksam. Das solltest du auch werden, denn das nächste Mal wird nicht so glimpflich für dich ausgehen!“

Anya sah ihm einen Moment lang perplex hinterher, bis sie endlich begriff. Dann setzten sich ihre Beine wie von selbst in Bewegung. Sie rannte über die Straße, den Bürgersteig, durch das kleine Gartentor. Schneller, ehe er-!

Doch Zachariah war bereits bei der vermummten Gestalt angekommen. Die hob die Duel Disk wie eine Trophäe in die Höhe. „Diese hier werde ich behalten. Bei mir wird sie sicher besser behandelt werden.“

„Nein!“, schrie Anya und streckte den Arm aus. Alles, bloß nicht das!

Zach stellte sich neben die deutlich kleinere Kali. „Wenn du sie zurückhaben willst, dann warte, bis wir uns wieder bei dir 'melden'. Bis dahin …“

Ein undeutliches Flimmern umschloss die beiden, als wären sie nur Trugbilder ihrerselbst. Kali schloss das Ganze mit: „Leb wohl, falsche Schlange.“

„Bleibt hier!“, schrie Anya verzweifelt.

Ihre Farben lösten sich auf. Anya hatte sie fast erreicht, streckte die Hand nach Zach aus, aber griff nur noch ins Leere. Sie stürzte und landete direkt auf der Fußmatte mit der „Welcome“-Aufschrift, welche vor der Haustür der Familie Bauer lag.

 

Sie blieb liegen. Ihre Augen waren weit aufgerissen, unfähig, das Gesehene einzuordnen, geschweige denn zu begreifen. Zachariah … arbeitete mit dieser Kali zusammen? Der Person, die Nick angegriffen, ihre Krone in tausend Einzelteile zerschlagen und Rache an ihr, Anya, geschworen hatte?

War er etwa gekommen, um sie … um sie, seine eigene Schwester … umzubringen?
 

Logan, der ihr hinterher gerannt war, stellte sich neben sie. Hilflos rieb er sich den Hinterkopf, brummte: „Keinen Blassen, was ich da gerade gesehen habe, aber der Bursche läuft nicht ganz richtig. Er wollte-“

„Mich umbringen“, stammelte Anya apathisch.

Hätte der Zwerg nicht eingegriffen, hätte Zach den Sicherheitsmechanismus seiner Duel Disk deaktiviert und sie mit seinen Angriffen verletzen können.

Dazu war es aber nicht gekommen. Dafür war ihr liebstes Andenken an ihren Vater, ihre Battle City-Duel Disk … vielleicht für immer verloren.

In dem Moment richtete Anya sich auf und stieß einen hasserfüllten, gleichwohl verzweifelten Schrei aus.

 

~-~-~

 

Logan saß auf seinem Motorrad, hielt seinen Helm in den Händen und sah sie nachforschend an. Das Mädchen mied seinen Blick, als wäre es ihr peinlich, dass er sie so musterte.

„Kann ich es wirklich behalten?“, fragte sie und deutete auf das D-Pad an ihrem Arm.

„Yup. Hab noch'n zweites. Solange du deine alte Duel Disk nicht zurück hast, geht es in Ordnung“, antwortete er, „und du bist sicher, dass ich sonst nichts für dich tun kann?“

Anyas Blick verfinsterte sich. Für wen hielt der Typ sich, für Jesus!? Er hatte ihr womöglich das Leben gerettet, wie viel wollte er noch tun? Diese Sache hatte doch gar nichts mit ihm zu tun, sie kannten sich nicht einmal wirklich!

„Nein“, drückte sie ihre Gedanken in wesentlich kompakterer Form aus, „aber trotzdem danke. Das ist was zwischen mir und Siegfried und Roy!“

„Wenn du das sagst“, meinte er zweifelnd und setzte seinen Helm auf, „lass uns das Duell ein anderes Mal nachholen, sobald dir danach ist. Ich arbeite in der KFZ-Werkstatt am südlichen Stadtrand, dort triffst du mich so gut wie immer an.“

Damit trat er in die Pedale. Die beiden verabschiedeten sich, und ehe Anya sich versah, brauste er mit seiner schwarzen Maschine davon.

 

Nun war sie hier. Ganz alleine auf dem Bürgersteig vor dem kleinen Rasen ihres Grundstücks, um sie herum viele bunte Häuser, aber niemand, dem sie aus Frust die Faust ins Gesicht drücken konnte. Und das brauchte sie jetzt dringend. Irgendjemanden bis zur Unkenntlichkeit zusammenschlagen, am besten jemand, der ihrem Bruder möglichst ähnlich sah. Anya wusste, dass der Gedanke falsch war, aber das juckte sie nicht.

 

Anya Bauer, ich fürchte, du hast neben deinem ohnehin schon großem Problem noch mit einer anderen Bedrohung zu kämpfen. Wer immer diese Kali ist, dass sie sogar mit deinem Bruder zusammenarbeitet ist äußerst bedenklich.

 

Anya schluckte die Wut herunter, damit sie überhaupt sprechen konnte. „Erzähl mir was Neues, Einstein!“

Sie und Zachariah waren sich immer spinnefeind gewesen. Aber das … das hätte sie ihm nie zugetraut. Hasste er sie so sehr, dass er sie sogar eigenhändig töten würde? Oder konnte es sein, dass er fremdgesteuert wurde? Wie durch einen Pakt? Könnte es dort draußen einen Immateriellen geben, der nach Rache sann wegen der Geschichte mit dem Turm von Neo Babylon? Weil sie den einzigen Ausgang und damit Fluchtweg der Immateriellen raus aus dieser Welt zerstört hatte?

Was immer die Antworten darauf waren … niemand durfte von dem erfahren, was heute vorgefallen war, solange Anya sie nicht kannte. Schon gar nicht ihre Mum, Sheryl. Es würde ihr das Herz brechen.

Dieses Versprechen der Verschwiegenheit hatte sie Logan abringen können. Zugegeben, dafür, dass er etwas Übernatürliches miterlebt hatte, hatte er ganz schön gelassen reagiert. Auch wenn die vielen Fragen lästig gewesen waren, irgendwie hatte sie ihnen ausweichen können.

Vielleicht sollte sie sich wirklich irgendwann mit ihm duellieren. Wenn es ihr besser ging. Er schien kein schlechter Kerl zu sein, wirklich nicht.

„Tch, ich glaub ich spinne“, zischte sie genervt, „sag bloß …?“

Sie sah auf das D-Pad an ihrem Arm. Damit hatte sie zumindest einen Grund, vielleicht mal bei ihm vorbeizuschauen.

 

Er ist ein Lügner, Anya Bauer.

 

„Huh?“

Sie sah auf, aus Gewohnheit, weil sie früher immer Levriers Stimme von oben vermutet hatte. Auch wenn er damals nicht einmal einen durchsichtigen Körper besessen hatte.
 

Für einen Anfänger besitzt er erstaunliches Equipment. Das war kein einfaches Motorrad, sondern ein D-Wheel. Du weißt, wie wahnsinnig teuer diese Prototypen sind. Ich nehme ihm nicht ab, dass er ein, und ich zitiere dich, 'Kacknoob' ist.

 

„Was redest du für'n Quatsch, vielleicht will er Riding Duelist werden? Er scheint sich ja für so'n Kram zu interessieren“, raunte Anya gallig. „Ist doch gerade groß im Kommen.“
 

Glaubst du das wirklich? Dass er genau wusste, dass du das Duell nach Zachariah Bauers Attacke verlieren würdest, widerspricht seinen Aussagen. Du hast nicht bemerkt, dass seine Duel Disk modifiziert war, er schon.

 

„Hörst du jetzt auf damit!?“, pflaumte Anya ihren unsichtbaren Partner an und gestikulierte wie ein aufgestacheltes Huhn. „So'n Knopf da unten kann doch nur eins bedeuten, Hirni!“

Jetzt zuzugeben, dass sie den Effekt von [Noble Arms – Excaliburn II] gar nicht kannte, war Anya zu peinlich.

Was hatte Levrier bloß!? Wieso sollte Logan ihr etwas vormachen? Der war doch voll okay … für 'nen frechen Zwerg jedenfalls!

Sie wirbelte herum, fixierte sich auf das weiße Haus. „Denk dir lieber etwas aus, wie wir es diesen Pissnelken heimzahlen, wenn sie uns das nächste Mal über'n Weg laufen!“

Denn was Rachsucht anging, stellte eine Anya Bauer so'ne x-beliebige Kutten-Trulla locker in den Schatten. Nächstes Mal war Payday angesagt! Wehe, dieses Miststück vergriff sich in der Zwischenzeit an ihrer Duel Disk.

„... dann bist du toter als tot“, flüsterte Anya. Und meinte es bitterernst.

 

 

Turn 45 – Starring: Bonnie & Clyde 2.0

Der große Tag ist endlich gekommen. Valerie Redfield und Marc Butcher heiraten in der Livingtoner Kirche. Kurz vor der Zeremonie schaut Anya bei beiden vorbei und wünscht ihnen auf ihre ganz eigene Art alles Gute. Doch als es schließlich zum Ja-Wort kommen soll, zeigt sich, dass Anyas Wünsche nicht selten ins Gegenteil umschlagen. Denn die Zeremonie wird von niemand Geringerem gestört als …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-07-23T15:48:23+00:00 23.07.2017 17:48
Hi
Gutes Kapitel, Anya und Zanthe sind einfach zu gut bei der Arbeit, aber da kommt Anya nicht drum herum. Bin gespannt wie das mit diesem Logan weiter geht, vielleicht wird Anya ja noch zur Turboduellantin.
Der Bruder von Anya geht mir gar nicht ab, wie kann man so mit seiner Familie umspringen und dann noch mit Kali. Bin gespannt wie es weiter geht.
Lg fubukiuchiha
Antwort von:  -Aska-
26.07.2017 19:39
Hey,
danke. Ja, die beiden sind ein unschlagbares Team, wenn man mal die Definition von Team ein wenig außen vor lässt. ;-)
Zach ist ein A-Loch, das kann man nicht anders sagen. Und Kali ...

LG,
-Aska-


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