Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 33: Turn 33 - Isfanel's Heart ------------------------------------- Turn 33 – Isfanel's Heart     „Redfield!“   Entgeistert schaute Matt herüber zu dem Duell der anderen, die nicht nur ziemlich hatten einstecken müssen, sondern binnen weniger Minuten ihren ersten Spieler verloren hatten. „So … stark“, stammelte er und lenkte seinen Blick auf Valerie, die weit abgeschlagen von den anderen entfernt lag und sich nicht mehr rührte. „Ja ja, natürlich ist er das“, drang da Anothers Stimme an sein Ohr, „aber so leicht gebe ich meine Schachfiguren nicht her. Immerhin hat sie mit mir einen Pakt geschlossen, von daher war Isfanels Versuch, sie zu töten, von vornherein zum Scheitern verdammt. Aber solltest du dich nicht eher um deine eigene Haut kümmern? Ich meine, ich bin auch noch da.“   [Matt: 4000LP / Another: 4000LP] Sofort wandte Matt sich zu ihm um. Sarkastisch merkte er an: „Ist mir gar nicht aufgefallen.“ Dennoch war er erleichtert, dass Valerie offenbar noch lebte. Scheinbar setzte Another seine ganze Kraft ein, um seine Pläne umzusetzen. Aber wenn er damit beschäftigt war, in Isfanels Duell zu intervenieren … war die Möglichkeit gegeben, dass er sich nicht stark genug auf sein eigenes konzentrierte! „Dann helfe ich dir dabei, dich zu erinnern. So nett bin ich. Draw!“ Der Dämon in Alastairs Gestalt zog nun auch seine sechste Handkarte, nachdem Matt den ersten Zug getan hatte. In jenem hatte er nur [Steelswarm Sting] beschworen. Die schwarze Riesenhornisse verharrte nun vor ihm in der Luft und sollte die Lage überprüfen, ehe Matt in die Vollen ging.   Steelswarm Sting [ATK/1850 DEF/0 (4)]   Nachdem er Isfanels brutalen Zug gesehen hatte, sah er davon ab, sein Feld zu schnell zu füllen. Seine fünf Handkarten fest im Griff, wischte er sich mit der anderen Hand den Schweiß von der Stirn. Täuschte er sich, oder wurde es im Kristallsaal immer wärmer? Ein Blick auf das Tor Edens, das über dem Thron im hinteren Teil des Saals an elektrischen Seilen schwebte, verriet ihm die Antwort nicht. Das kreisrunde, mit silbernen Kristalldornen versehene Tor hatte sich bisher nicht verändert.   „Konzentriere dich, wenn du länger als zwei Züge durchhalten willst“, mahnte Another ihn vergnügt, meinte dann aber: „Andererseits, je schneller das hier vorbei ist, desto eher kann ich mich um Melinda Ford und Isfanel kümmern.“   Das hier würde sicherlich ebenso wenig ein Kinderspiel werden wie der Kampf gegen Isfanel, sagte sich Matt dabei. Dieser Krieg an zwei Fronten machte ihn nervös. Was, wenn der erste der beiden Dämonen niederging – oder schlimmer, wenn eines seiner Teams den Kürzeren zog? Es würde die anderen mit sich reißen, weil Isfanel oder Another dann dafür sorgen würde, dass deren jeweiliges Ziel erreicht wurde. Entweder, indem der Rest der Gruppe angegriffen, oder aber Isfanel beseitigt wurde. Und dann war da noch Melinda. Matt war sich aber nicht so sicher, ob Another in Melinda wirklich eine Gefahr sah. Viel eher machte es den Eindruck, als wäre sie nur eine Entschuldigung, um sich mit Isfanel zu verbünden. Die Vorteile lagen auch auf der Hand, so konnte er den flammenden Dämon leichter kontrollieren und beschäftigen, statt sich mit ihm herumschlagen zu müssen. Außerdem hatte Another bestimmt noch ein Ass im Ärmel, um die Situation, wenn sie brenzlig wurde, zu wenden. Matt hatte es einfach im Blut.   „Du hörst mir wirklich nicht zu, oder?“, stellte Another beleidigt fest. „Fein, dann lasse ich lieber die Karten sprechen. Du solltest sie kennen! Ich beschwöre [Vylon Pentachloro]!“ Erstaunt horchte Matt beim Klang des vertrauen Namens auf. Vor seinem Gegner tauchte ein metallisches Wesen auf, bestehend aus einem fünfeckigen Körper aus dunklem Stahl, zwei Armen und letztlich einem goldenen, radähnlichen Kopf.   Vylon Pentachloro [ATK/500 DEF/400 (4)]   „D-du benutzt Alastairs Deck!?“, staunte Matt. Another zuckte unbedarft mit den Schultern. „Warum nicht? Ich bin schließlich keine Attention Whore wie Isfanel und zaubere mir mal mir nichts, dir nichts ein neues Awesome-Deck. Außerdem ist meine Paktkarte hier drin.“ Matt zischte ärgerlich, denn sein Gegner schien das Ganze gar nicht für voll zu nehmen. Schlimmer aber war, dass er vermutlich guten Grund dazu hatte. Denn der jüngere Dämonenjäger ahnte bereits, was gleich auf ihn zukommen würde. „Da du schon so jämmerlich guckst, werde ich dich nicht länger im Ungewissen lassen, was es mit der Beschwörung dieses Monsters auf sich hat“, erklärte Another selbstverliebt, „du hast es dir sicher sowieso gedacht, nicht wahr? Von meiner Hand die Zauberkarte [Machine Duplication]. Ich denke du weißt genau, was sie bewirkt.“ „Leider“, brummte Matt. Aus Anothers Monster schossen zwei Abbilder seiner selbst und nahmen rechts und links neben der Kreatur feste Formen an. Womit Matt nun drei Monstern gegenüberstand – was aber nicht lange so bleiben würde, wie er wusste. Another streckte den Arm in die Höhe, unter dem roten Mantel drang gelbes Licht schwach hervor. „Ich erschaffe das Overlay Network! Aus meinen drei Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster!“ Als gelbe Lichtstrahlen wurden seine drei Monster in das schwarze Loch mitten im Spielfeld eingesogen, welches sich zeitlich zu Anothers Ankündigung geöffnet hatte. „Xyz-Summon! Unterdrücke und herrsche, [Vylon Disigma]!“ Aus dem Wirbel hervor trat eine Kreatur die wirkte, als wäre sie aus den Tiefen der Finsternis selbst entsprungen. Dunkel und bösartig war die Grimasse des Wesens, dessen überdimensional großer Kopf auf zwei miteinander verbundenen, quadratischen Plattformen lag. Aus den langen Armen, die aus seinem Kopf ragten, schoss ein ganzes Bataillon an schwarzen Klingen. Drei gelbe Sphären umkreisten [Vylon Disigma] dabei.   Vylon Disigma [ATK/2500 DEF/2100 {4}]   „Oh verdammt!“, fluchte Matt beim Anblick des Monsters. Another griff unter Disigmas Karte auf seinem D-Pad und zog eines der Xyz-Materialien darunter hervor. „Blitzgescheit wie du bist, wirst du nicht vergessen haben, was geschieht wenn Disigmas Effekt aktiviert wird!“ Die Kreatur öffnete ihr Maul und sog gnadenlos Matts [Steelswarm Sting] ein. Daraufhin färbte sich eine der Sphären um Disigma violett. „Mein Monster hat deines absorbiert“, erklärte Another daraufhin triumphierend, „was bedeutet, dass es fortan jedes Monster mit demselben Attribut automatisch in einem Kampf vernichtet!“ Matt weitete die Augen. In seinem Deck befanden sich ausschließlich Finsternis-Monster – was bedeutete, dass jegliche seiner Angriffe nutzlos wären! „Aber das ist nur der halbe Spaß! Wenn ich das richtig sehe, bist du vollkommen schutzlos.“ Der vernarbte Hüne ihm gegenüber setzte ein fieses Lächeln auf. „Das schreit ja regelrecht nach einer kleinen Demütigung! [Vylon Disigma], direkter Angriff! Sacred Black Obliteration!“ Zwischen seinen Handflächen ließ das Wesen violett-schwarze Energie entstehen, welche zu einem Speer lang gezogen wurde. Matt konnte gerade so einen Schritt zurückweichen, da wurde die Lanze schon auf ihn geworfen. In einer kuppelförmigen Explosion ging der junge Mann schreiend unter. „Gahhhhhh!“ Die Druckwelle schleuderte ihn von den Beinen. In der Luft drehte Matt sich mehrmals die eigene Achse, ehe er hart auf dem Kristallboden landete und von dort weiter rollte. Direkt in die Kristalldornen, die den Ausgang blockierten. „Ahhhhhh!“, schrie er abermals, als er dagegen stieß und eine der herausragenden Dornen sich durch seine Schulter bohrte. Andere rissen seine Hose und den Mantel auf, sorgten für tiefe Schnittwunden.   [Matt: 4000LP → 1500LP / Another: 4000LP]   „Was denn, was denn?“, höhnte Another enttäuscht. „Du bist doch selber schuld, wenn du nicht darauf achtest, dich angemessen zu schützen.“ Matt stieß einen weiteren qualvollen Schrei aus und betrachtete in seiner liegenden Position verzweifelt die Kristallspitze, die aus seiner Schulter ragte. Wenn er sich losriss, riskierte er eine Menge Blut zu verlieren! „Warte, ich helf' dir“, bot Another gönnerhaft an und streckte den Arm nach Matt aus. Mit einem Ruck und einem Schrei wurde dieser durch eine unsichtbare Kraft vom Kristall losgerissen, drehte sich in der Luft zu einer aufrechten Haltung und wurde zurück an seinem Duellplatz transportiert, wo er unsanft von Another fallengelassen wurde. „Bitteschön!“ Matt, überrascht und an beiden Beinen verletzt, konnte den Fall nicht kompensieren und fiel vorne über auf den Boden. „Urgh!“ „Ein Trauerspiel“, kommentierte sein Gegner das mit einem abschätzigen Blick. „Zug beendet.“   Matt hielt sich die Wunde an der Schulter und raffte sich schwankend auf. Er war ganz blass im Gesicht und biss sich auf die Lippen, um von den Schmerzen abzulenken. „War wohl nicht die klügste Idee, mich direkt hinter diesem Ding zu positionieren“, presste er selbstironisch hervor. „In der Tat nicht“, stimmte Another ihm zu und lächelte dünnlippig, „man könnte fast meinen, da wollte mich jemand in eine Falle locken.“ „Ja, wäre wirklich schade, wenn eines deiner Opfer durch deinen eigenen Angriff umkäme, huh?“, erwiderte Matt ebenfalls mit einem wissenden Grinsen. „Na wie gut, dass das nicht passiert ist.“ Der schwarzhaarige Hüne im roten Mantel kniff die Augen zusammen. „Nicht wahr?“ „Sehe ich auch so“, antwortete Matt darauf und verzog wütend das Gesicht. „Tch, was für ne Schnappsidee!“ Innerlich fluchte er über sich selbst. Was hatte er sich dabei gedacht!? Er war doch nicht wie dieser Henry, er hing an seinem Leben! Für diesen seltendämlichen Einfall hatte er jetzt die Quittung!   „Mein Zug!“, fauchte er, um sich vom Schmerz und seiner eigenen Idiotie abzulenken. „Draw!“ Die neue Handkarte betrachtend, atmete er tief durch. Diese Dummheit hatte ihn einen großen Batzen an Lebenspunkten gekostet. Wenn er sich jetzt wieder absichtlich zurückhielt, würde er das Duell verlieren! Es gab nur ein Problem: er kam an [Vylon Disigma] nicht vorbei! Keines der Monster auf seiner Hand war stark genug und selbst wenn sie es wären, könnten sie den Kampf aufgrund von Disigmas Effekt trotzdem nicht gewinnen. „Ich setze ein Monster und zwei verdeckte Karten“, verkündete Matt, legte die Karten auf sein D-Pad und ließ sie vor seinen Füßen erscheinen. „Damit gebe ich an dich ab, 'Anny'!“ Solange er seine Monster im Verteidigungsmodus spielte, konnten sie wenigstens nicht absorbiert werden.   „'Anny'?“, wiederholte Another verdutzt und zog nebenbei seine nächste Karte. „Hast du dir eben den Kopf gestoßen?“ „Soll ich dich lieber 'Ally', nach Alastair, nennen?“, hakte Matt grinsend nach. „Ich dachte, dass es dir vielleicht gefällt, von mir einen Spitznamen zu bekommen. Mir ist nämlich aufgefallen, dass ihr Dämonen eure Wirte immer beim vollen Namen ansprecht. Dachte, etwas Abwechslung kann nicht schaden?“ „Es ist eine Sache des Respekts“, erklärte Another. Plötzlich trübte sich sein Blick. „Dort, wo wir herkamen, wurden niemals mehrteilige Namen gegeben, denn kein Name in unserer Welt wurde zweimal vergeben. Jeder hat seine einzigartige, besondere Bedeutung. Es ist undenkbar für uns, jemandes Namen zu verkürzen oder falsch wiederzugeben.“ „Wo … ihr herkamt?“ Matt legte verwirrt den Kopf in den Nacken und sah herüber zu Eden. „Etwa durch … ?“ „Was auch immer, deine lausigen Versuche, durch Smalltalk etwas Zeit zu gewinnen, funktionieren bei mir nicht!“, fand Another wieder zu seiner selbstherrlichen Art zurück. „Ich habe Wichtigeres zu tun, als mit meinen Schachfiguren zu plaudern! Daher musst du jetzt stark sein, mein Lieber, denn das hier eben war dein letzter Zug!“ Von seiner Hand nahm der besessene Alastair eine Zauberkarte und zeigte diese vor. „Ich aktiviere [Stop Defense]! Der Name ist hier auch Programm, dein Monster wird in den Angriffsmodus gewechselt!“ „Oh verdammt!“ Mit erschrockenem Blick beobachtete Matt, wie sich die Karte seines gesetzten Monsters um 90° drehte und umwirbelte. Hervor sprang ein kleiner, schwarzer Insektenknabe, dessen überdimensional große Augen herüber zur anderen Spielfeldseite lugten. Steelswarm Scout [ATK/200 DEF/0 (1)]   „Na reizend …“, stöhnte Matt, der längst wusste, was jetzt kam. Another griff unter die Karte seines [Vylon Disigma] und zog ein weiteres Xyz-Material darunter hervor. „Ganz genau! Mein Monster wird jetzt auch diese Kreatur absorbieren!“ Wieder öffnete Disigma sein Maul und sog Matts Scout in sich auf. Zeitgleich verfärbte sich die zweite der drei leuchtenden Sphären violett. Allerdings hatte Another längst eine weitere Zauberkarte gezückt. „Und nun aktiviere ich [Release Restraint Wave]! Mit ihr ist es mir möglich, eine meiner Ausrüstungszauberkarten zu vernichten, um alle deine gesetzten Zauber- und Fallenkarten ebenfalls mit in den Abgrund zu ziehen!“ „Was!?“ Eine der violetten Sphären, die, die einst [Steelswarm Sting] war, zerplatzte kurzerhand und löste eine Schockwelle aus. Matt schütze sich mit erhobenen Armen vor dem Sturm, doch seine gesetzten Fallen wurden mitgerissen und zersprangen. Als der junge Mann über seine Arme herüber zu seinem Gegner sah, fand er diesen mit einem finsteren Lächeln auf den Lippen vor. „Dumm gelaufen, mein Lieber“, sagte Another triumphierend, „ich war dir von Anfang an überlegen.“ Matt zischte vor Wut. „Was willst du überhaupt!? Warum bist du so versessen darauf, dieses verdammte Tor zu öffnen!?“ Der Blick seines Gegenübers verhärtete sich. „Ich sehe keinen Grund, dir eine Antwort zu geben. Du würdest sie ohnehin mit ins Grab nehmen und selbst wenn du meine Absichten kennst, wären sie für dich bedeutungslos.“ „Mit so etwas gebe ich mich nicht zufrieden!“ Matt schwang wütend den Arm aus. „Erzähl mir nichts von wegen, ein Mensch könne nicht verstehen, was in einem von euch vor sich geht! Wir sind nicht so verschieden!“ Allerdings rümpfte Another nur die Nase. „Das war nicht, was ich damit ausdrücken wollte. Aber helfen würde mir niemand freiwillig bei meiner Aufgabe. Daher muss ich mir nehmen, was ich brauche. Und das sind du und deine Freunde!“ Ehrgeizig streckte der schwarzhaarige Mann seinen Arm aus und weitete die Augen manisch. „Euer Schicksal ist besiegelt! Genug des Geschwätzes, mach dich bereit! [Vylon Disigma], ich befehle dir, direkt anzugreifen! Sacred Black Obliteration!“ „Verdammt!“, schrie Matt panisch und wich zurück. Die finstere Engelsmaschine schuf mit ihren Armen einen neuen Energiespeer, den sie ergriff und zum Abwurf bereit machte. Der Dämonenjäger schluckte. Dann kam der Speer schon auf ihn zugeschossen und ließ ihn in einer kuppelförmigen Explosion untergehen.   ~-~-~   „Dieser Idiot!“, schrie Anya, als Matt gerade im ersten Zug Anothers durch sein zurückhaltendes Spiel gegen den Kristall geschleudert und aufgespießt wurde. „Was macht der da!?“ Dann richtete sie wieder ihren Blick auf Valerie, die am Ende des Saals regungslos durch Isfanels erbarmungslosen Angriff liegen geblieben war. War sie tot? „Anya, wir müssen weitermachen!“, drang Henrys Stimme da an ihr Ohr. Jener hatte sich wieder aufgerafft, auch wenn er genau wie Anya deutlich mitgenommen daher kam. Die Blondine nickte schließlich und kam ebenfalls wankend auf die Beine.   [Anya: 1000LP Henry: 1000LP //// Isfanel: 2000LP]   „Großartig!“, fluchte sie, als sie ihre Lage Revue passieren ließ. Isfanel hatte es mit einer Kombo geschafft, die Handkarten aller Spieler zu vernichten und die Lebenspunkte auf ein Minimum zu reduzieren. Glücklicherweise besaß Anya dank des Effekts von [Gem-Knight Lazuli] noch [Gem-Knight Tourmaline] auf dem Blatt. Henry dagegen hatte weniger Glück und war blank. Zumindest erging es Isfanel in der Hinsicht genauso. Allerdings besaß dieser dafür diesen gewaltigen Maschinenvogel, [Celestial Gear – Synthetic Albatross], dessen Innenleben nur von einer leuchtenden, durchsichtig-roten Oberfläche aus purem Licht verdeckt wurde. Und auch wenn dieses Ding schwach war, hatte es dennoch Valerie mit einem Angriff ausgeschaltet.   Celestial Gear – Synthetic Albatross [ATK/500 DEF/0 (4)]   Es waren die verbannten Karten, dachte Anya wütend. Isfanel hatte ein ganzes Arsenal an Zauberkarten aus dem Spiel entfernt, um ihre Züge zu überspringen. Und nun wusste Anya warum – dort konnten sie ungehindert ihre Effekte entfalten! Wer wusste schon, was dort alles auf sie lauerte?   Die weiße, flammende Gestalt, die einst Marc gewesen war, sagte: „Ich habe meinen Zug beendet, Anya Bauer.“ „Tch, ist ja gut!“, fauchte die und griff nach ihrer Duel Disk. Wie sollte sie zusammen mit dem Pennerkind gegen jemanden bestehen, der seine Monster durch die verbannte Zone stärkte!? Dagegen gab es keinerlei Mittel! Andererseits war dieser Mechavogel, zwischen dessen Beinen Isfanel stand, selbst mit dem Punkteschub durch [Banished Power Gear] schwach! Wäre doch gelacht, wenn sie an so einem Ding scheitern würde! „Draw!“, fauchte Anya und riss die nächste Karte von ihrem Deck. Und als sie diese betrachtete, blinzelte sie verdutzt. „[Kuriboss]?“ Das war doch eine der Karten, die sie durch den Wunsch des Jinns erhalten hatte! Nur kam dieses Ding im ungünstigsten Moment. Mit dem konnte sie keine Gem-Knight-Fusion durchführen – oder doch!? Anya griff kurzerhand in das Nebenfach ihrer alten Battle City-Duel Disk und zog ihr Extradeck hervor, um eines ihrer Fusionsmonster zu überprüfen. Und als sie erfahren hatte, was sie wissen wollte, huschte ein zufriedenes Grinsen über ihr Gesicht. Sich an Isfanel richtend, schob sie das Extradeck zurück in den dafür vorgesehenen Schacht und rief: „Ich verbanne [Gem-Knight Lazuli] von meinem Friedhof und erhalte dafür von dort meine [Gem-Knight Fusion]-Zauberkarte zurück, die du mir vorhin genommen hast, Mistkerl!“ Kaum hatte sie ihr verbanntes Monster in die Hosentasche gesteckt, zückte sie die Zauberkarte und hielt sie zusammen mit den beiden Monstern auf ihrer Hand hoch in die Luft. „Eine Fusion!? Perfekt, genau was wir jetzt brauchen!“, kommentierte Henry das glücklich.   Hoffentlich würde das etwas Zeit schinden, dachte er sich. Sie brauchten jede Minute, damit Melinda alles für ihre Flucht und die Zerstörung des Turms vorbereiten konnte! Wenn er doch nur selbst etwas unternehmen könnte!   „Schaut her, ich verschmelze [Gem-Knight Tourmaline] mit meinem [Kuriboss]! Aber das hier ist keine normale Fusion der Gem-Knights! Hier wird ein Gem-Knight mit einem Licht-Monster vereint!“, rief Anya stolz. „Tourmaline, du bist das Gefäß! [Kuriboss], du bist die Seele! Werdet eins! Werdet [Gem-Knight Seraphinite]!“ Wenn sie könnte, würde sich Anya am liebsten beim Jinn dafür bedanken, ihr auch dieses mächtige Fusionsmonster geschenkt zu haben. Zu dumm, dass der nicht mehr war. Aber sie würde dafür sorgen, dass ihr Wunsch an ihn eine Bedeutung gewann! Über dem Mädchen tat sich ein Wirbel aus Edelsteinen auf, welcher einen goldenen Ritter und einen kleinen, braunen Fellball mit Sonnenbrille und wehendem, grauen Cape in sich einsog. Ein Lichtblitz entstand, als eine erhabene Gestalt aus dem Wirbel trat. Es war eine Ritterin ganz in Weiß, deren blauer Umhang wild um ihre Schultern flatterte. Aus ihrem Rücken traten dabei weiße Lichtschwingen, während sie einen Degen aus blauem Kristall mit sich führte und diesen drohend auf Isfanel und sein Monster richtete.   Gem-Knight Seraphinite [ATK/2300 DEF/1400 (5)]   „Was ist das für ein Gem-Knight!?“, staunte Henry mit offenem Mund. „So einen habe ich noch nie gesehen!“ „Das ist der Gem-Knight, der unserem Kumpel jetzt mächtig in den Arsch treten wird!“, erklärte Anya und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den gemeinsamen Gegner. „[Gem-Knight Seraphinite], auf in die Schlacht! Gem Cutting Edge!“ Ihre Kriegerin schwärmte aus und flog unter wehendem Umhang auf den gewaltigen Mechavogel zu. Isfanel hob seinen Arm in die Höhe. „Durch die verbannte Zauberkarte [Banished Power Gear] erhöht sich die Angriffskraft meines Monsters während des Kampfes um 500.“ Woraufhin sich die Zahnräder im Inneren des Albatros wie wild zu drehen begannen.   Celestial Gear – Synthetic Albatross [ATK/500 → 1000 DEF/0 (4)]   „Zu schade, das ist nicht mal ansatzweise genug, Blödmann!“, fauchte Anya und zog mit dem Daumen über ihre Kehle. „Mach es alle, Seraphinite!“ Kurz darauf stieg ihre Ritterin in die Höhe, über den Kopf der Maschine, um dann mit vollem Tempo ebendiesen mit ihrer Klinge zu spalten. Unter einem lauten Knall explodierte der Schädel, während die Zahnräder im Inneren der Kreatur den Halt verloren und das Gebilde in sich zusammenbrach. Bevor Isfanel jedoch unter ihnen begraben werden konnte, schrumpften die Teile und wurden zu klitzekleinen Lichtpartikeln. „Im Kampf mit [Celestial Gear – Synthetic Albatross] erhalte ich keinen Kampfschaden“, erklärte er und streckte die lodernde Handfläche aus. „Und nachdem ein Celestial Gear zerstört wurde, kehrt es auf meine Hand zurück.“ Die Lichtpartikel um ihn herum fokussierten sich bei diesen Worten an einem Punkt über seiner Handfläche und bildeten dort die Karte seines Maschinenmonsters. Anya klappte die Kinnlade herunter. „Was zum-!? Hey, das ist unfair! Der Angriff hätte dich über die Hälfte deiner Lebenspunkte kosten müssen!“ „Was sind das für Karten!?“ Auch Henry war überrascht. „Das heißt, er kann sie einfach erneut ausspielen, wenn wir sie zerstören? Wie sollen wir sie dann loswerden!?“ „Tch! Ganz einfach, Idiot“, fauchte Anya ihn mit einem Blick zur Seite an, „wir lassen gar nicht erst zu, dass er sie nochmal ausspielt! Dein Zug! Mach ihn fertig!“   Deutlich verunsichert griff Henry nach seinem Deck, doch sein Blick haftete auf der Karte, die immer noch über Isfanels Hand schwebte. Anya derweil raunte: „Selbst wenn er es nochmal ausspielt, das Vieh ist doch total schwach!“ Auf den ersten Blick mochte diese Fähigkeit der Celestial Gear-Monster nicht weiter gefährlich wirken, denn dieser Albatros war trotz allem ein schwaches Monster, wie Anya richtig sagte. Dennoch war diese Entwicklung besorgniserregend. „Anya“, richtete er sich ernst an seine Mitspielerin, „unterschätze diese Monster nicht.“ Den Ratschlag nahm das Mädchen aber nicht sonderlich gut auf. „Tch, hab ich gesagt, dass ich das tue!?“ „Du guckst nur auf die Angriffspunkte, daher meine Warnung.“ Henry schnaufte wütend. „Aber da rede ich vermutlich gegen eine Wand. Draw!“ Als Henry zog und erkannte, dass es ein Monster war, atmete er auf. Mit so wenigen Lebenspunkten konnte er es sich nicht leisten, schutzlos dazustehen. „Ich setzte ein Monster und beende!“ Seine einzige Karte quer auf die Duel Disk legend, ließ er sie in vergrößerter Form vor sich erscheinen. Und sorgte im Zuge dessen dafür, dass Anya ihn auf der Stelle anschrie. „Was soll der Mist!? Sein Feld ist leer! Das ist die Chance, zuzuschlagen, du elender Schisser!“ „Und was bringt es dir, wenn ich mit einem schwachen Monster angreife, das von ihm im nächsten Zug zerstört wird!?“, verteidigte sich Henry ebenso aufgebracht und zeigte ihr einen Vogel. „Spinnst du eigentlich!? Vergiss nicht, dass er durch die verbannte [Gear Backwards]-Zauberkarte Lebenspunkte bekommt, wenn er uns Schaden zufügt! Wenn ich jetzt angegriffen hätte, wäre das nur zu unserem Nachteil gewesen!“ Anya erwiderte seine rüde Geste mit einem nicht weniger unfreundlichen Mittelfinger und drehte sich beleidigt weg. „Tch, Feigling …“ „Ich bin am Zug. Draw“, ließ sich Isfanel nicht davon stören und zog von der klingenartigen Duel Disk an seinem Arm eine Karte, während er [Celestial Gear – Synthetic Albatross] weiterhin über seine andere Handfläche schweben ließ. Schließlich nahm er diesen jedoch aufs Blatt, nur um ihn im Anschluss auf die Duel Disk zu legen. „Ich führe nun eine Rückbeschwörung durch, indem ich [Celestial Gear – Synthetic Albatross] nach seiner Zerstörung erneut als Normalbeschwörung rufe.“ „Da kommt er!“ Anya runzelte ärgerlich die Stirn. Wenn das Pennerkind recht hatte, würde hier gleich die Post abgehen. Auch wenn sie nicht leugnen konnte, dass dieser Nervenkitzel ihr irgendwie gefiel. Henry indes wiederholte: „Rückbeschwörung also …“ Verschiedene rote Lichtpunkte tauchten weit über der brennenden Gestalt, die Isfanel war, auf und wurden durch gleichfarbige Linien miteinander verbunden. Kurz darauf wurde das mechanische Innere des Riesenvogels unter der durchsichtigen Begrenzung sichtbar und der Albatros mit seinem gebogenen Schnabel stand wieder in seiner vollen Größe vor ihnen.   Celestial Gear – Synthetic Albatross [ATK/500 DEF/0 (4)]   Doch etwas war anders! Die Zahnräder in seinem Inneren begannen plötzlich grell zu leuchtend und drehten sich viel schneller als zuvor. „Der Effekt meines Monsters aktiviert sich nun“, erklärte Isfanel, „wenn auf diese Weise beschworen, bleibt es nur einen Zug auf dem Feld, ehe es verbannt wird. Dafür erhält es seinen letzten Effekt. Dieser lässt mich bei seiner Rückbeschwörung zwei Karten ziehen.“ Anya und Henry stießen erschrockene Seufzer aus, als Isfanel sein Blatt auf drei Karten aufstockte. „Deshalb hat er also sein eigenes Blatt vernichtet! Er wusste, er würde es wieder regenerieren können“, schloss Henry daraus entsetzt. „Diese Dinger gehen mir langsam richtig auf den Keks!“, fauchte Anya aufgebracht. „Aber völlig egal, wie viele Karten er zieht, das Ding bleibt trotzdem schwach!“ „Das ist wahr, seine Angriffspunkte sind zu niedrig“, stimmte Isfanel zu und zückte ein anderes Monster von seinem Blatt. „Daher werde ich es jetzt verbannen, um [Celestial Gear – Synthetic Eagle] als Spezialbeschwörung durch dessen Effekt zu rufen!“ Sein gewaltiger Maschinenalbatros löste sich in hellblauem Licht auf, welches dutzende, gleichfarbige Lichtpunkte über ihm bildete, die sich wieder mit zahlreichen Linien miteinander verbanden und so ein neues Monster von riesigem Ausmaß zeichneten. Die Spannweite der Flügel des neuen Mechavogels war noch breiter, dafür wirkte der Körperbau schlanker und agiler. Durch eine himmelblaue, durchsichtige Schicht war auch bei ihm der Blick auf das mechanische Innenleben gewährt. „Wenn [Celestial Gear – Synthetic Eagle] auf diese Weise beschworen wird, nimmt er die Stufe des verbannten Monsters an“, erklärte Isfanel ruhig, während seine Gegner das Monster bestaunten.   Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/2500 DEF/1000 (5 → 4)]   „D-das Vieh ist ja stärker als meine Seraphinite!“, stammelte Anya panisch. Ihre kämpferische Haltung spiegelte sich in den weiß leuchtenden Augen des Riesenadlers wieder, der dann seinen Kopf zur Seite neigte und Henry ins Visier nahm. Jener stolperte einen Schritt zurück. „Mit seiner Zauberkarte kommt es auf 3000 Angriffspunkte!“ „[Celestial Gear – Synthetic Eagle] fügt, wenn er ein Monster angreift, Durchschlagschaden zu“, erklärte Isfanel und streckte seinen Arm Richtung Henry aus. „Nach dem Mädchen folgt nun der Nächste. Los, Celestial Stormburst!“   Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/2500 → 3000 DEF/1000 (4)]   „Oh Gott!“, stieß Henry panisch hervor, da er erkannte, was das für ihn bedeutete. Der Mechanikadler hob seine riesigen Schwingen an, schlug sie nur einmal auf und ab, um zwei grell leuchtende Wirbelstürme zu entfachen, die sich rasend schnell ihren Weg auf Henry zu bahnten. Dieser schloss die Augen und ließ die Arme schlaff hängen. „Tut mir leid, Melinda. Ich war …“ „Verdammter Kackmist, ich dachte, ich kann mir das noch aufheben!“, schrie Anya aufgebracht und griff hastig nach ihrem Friedhof, bevor Henry von den Stürmen erfasst wurde. „Ich verbanne [Kuriboss] von meinem Friedhof, um einmal Kampfschaden zu annullieren!“ Kurz bevor die Wirbel Henry und sein Monster erreicht hatten, tauchte das braune Fellknäuel mit der Sonnenbrille und dem grauen Umhang vor ihnen auf und fing einen der Stürme ab. „Kuri!“ Jammernd wurde das arme Ding daraufhin durch die Luft gewirbelt und verschwand, doch mit ihm besagter Wirbelsturm. Der andere jedoch fegte über Henrys Monster hinweg, das aus der Karte hervorgesprungen kam – ein grünhaariges Mädchen in beigefarbenem Cape.   Kamui, Hope Of Gusto [ATK/200 DEF/1000 (2)]   Schreiend wurde sie ebenso mitgerissen, bis schließlich auch der zweite Sturm verschwand. Henry öffnete verwirrt die Augen und sah herüber zu Anya, die ihn wütend anfunkelte. „Was sagt man da?“ „D-du hast mich gerettet!?“ „Falsch! Man sagt 'Danke, liebe Anya, meine Herrin und Gebieterin'!“ Der brünette, junge Mann blinzelte verwirrt. „Wieso hast du das getan?“ „Tch!“ Sie wandte sich ruckartig mit verschränkten Armen von ihm ab. „Denk nicht, dass ich das für dich getan hab! Mir ging es nur darum, [Kuriboss'] Zusatzeffekte auszulösen! Wenn ich nämlich jemand anderes Kampfschaden mit ihm negiere und nicht meinen eigenen, kann ich eine Karte ziehen und eines meiner Monster um 300 Angriffspunkte stärker machen! Nur deswegen, klar!?“ Schnaufend zog sie ihre Karte. Dabei tauchte der Boss der Kuriboh-Familie über ihrer Ritterin auf und ließ einen goldenen Lichtregen auf sie niedergehen, ehe sich über ihm ein kleines Loch in eine andere Dimension auftat, in das er entschwand.   Gem-Knight Seraphinite [ATK/2300 → 2600 DEF/1400 (5)]   Henry ließ Anya dabei nicht aus den Augen. Ohne ihr Eingreifen wäre er Isfanel zum Opfer gefallen, genau wie Valerie. Gerade überlegte er fieberhaft, ob er sich ein Danke ihr gegenüber abringen konnte, da fiel ihm etwas anderes ein. „Ah, der Flippeffekt von Kamui!“ Er schnippte mit dem Finger. „Wenn sie aufgedeckt wird, beschwört sie einen Gusto-Empfänger von meinem Deck.“ Kurzerhand nahm er sich seinen Kartenstapel und legte [Gusto Falco], einen kleinen, grünen Vogel mit Brustpanzerung und Helm auf die Duel Disk von Abby. Dieser machte es sich auf seiner Schulter bequem.   Gusto Falco [ATK/600 DEF/1400 (2)]   „Noch so ein schwaches Verteidigungsmonster?“, beklagte sich Anya sofort wieder. „Willst du, dass es wieder so läuft wie eben!?“ „Ich habe meine Gründe, warum ich ihn ausgewählt habe, okay!?“ Sofort strich Henry jegliche Gedanken an Dank aus seinem Kopf. Dieses Mädchen raubte ihm selbst jetzt, wo sie um ihr Leben kämpften, den letzten Nerv! „Mein Angriff ist also fehlgeschlagen“, stellte Isfanel fest, während seine Gegner sich schamlos vor ihm zofften. Seine letzten beiden Handkarten in die Duel Disk einlegend, erklärte er: „Wie dem auch sei, ich setze zwei Karten verdeckt. Zug beendet.“ Damit erschienen die Fallen vor seinen Füßen.   Anya betrachtete das Spielfeld ihres Gegners einen Moment, bevor sie schließlich den Blick auf die eigene Duel Disk richtete. Selbst mit dem Angriffsboost von [Kuriboss] war [Gem-Knight Seraphinite] nicht stark genug, um gegen [Celestial Gear – Synthetic Eagle] anzukommen. Nicht, solange jener durch die verbannte Zone gestärkt wurde. Und das Schlimmste war, dass es in Anyas Deck kein Monster gab, das die 3000 Punktemarke knackte. Nicht mal der dämliche [Gem-Knight Zirconia] von Matt! „Elender Mist!“, fauchte sie und riss die oberste Karte von ihrem Deck. „Draw!“ Als sie die neue Karte zu ihrer durch [Kuriboss] gezogenen hinzufügte, erkannte sie ärgerlich, dass sie mit [Gem-Knight Iolite] und [Gem-Knight Obsidian] keine passende Antwort in den Händen hielt. Bloß konnte sie es sich abschminken, defensiv zu spielen. Der Mechaadler konnte durch die Verteidigung ihrer Monster durchschlagen und das wäre das Ende. „Maaaaan“, schrie sie verzweifelt und raufte sich mit der freien Hand die Haare. „Das ist unfair!“ „Kommst wohl diesmal nicht mit dem Kopf durch die Wand?“, spottete Henry abfällig. „Probiere es doch mit einem deiner Tricks, wie damals bei unserem Rematch. Vielleicht hilft das ja?“ „Noch so'n Spruch, Knochenbruch!“, fauchte Anya mit erhobener Faust und verteidigte sich engstirnig. „So was habe ich gar nicht mehr nötig, weil ich-!“   In diesem Moment ging ihr ein Licht auf: die Karten des Jinns! [Kuriboss] und [Gem-Knight Seraphinite] waren doch nur zwei davon! Wie hatte sie ihr größtes Kaliber bloß vergessen können!?   „Ist ja auch egal“, winkte sie mit einem geheimnisvollen Grinsen ab und richtete sich an Isfanel. Der verharrte als wandelndes Inferno ruhig auf der anderen Spielfeldseite und wartete auf Anyas weitere Vorgehensweise. „Kumpel, an deiner Stelle würde ich schnellstens diesen Körper verlassen und das Weite suchen!“, kündigte Anya mutig an und griff nach ihrem Friedhof. „Denn wenn du es nicht tust, wirst du gleich eine Niederlage im Anya-Style erleben. Und glaub mir, das willst du nicht!“ „Es gibt nichts, was du tun könntest, um mir zu schaden, Anya Bauer“, erwiderte Isfanel allerdings ungerührt. „Ich kenne dich besser als du selbst.“ Anya spürte, wie die Wut in ihr schlagartig hoch kam. „Hör auf zu reden, als wärst du Levrier! Der ist tot!“ „Ich weiß, was er weiß.“ „Gar nichts weißt du!“ Anya biss die Zähne zusammen. Sie durfte sich jetzt nicht verunsichern lassen. „Du … bist nicht er. Und das werde ich dir jetzt beweisen! Ich verbanne von meinem Friedhof [Gem-Knight Tourmaline], um [Gem-Knight Fusion] auf die Hand zu bekommen, welche ich sofort aktiviere!“ Jetzt konnte sie sich für alles rächen, was Levrier und Isfanel ihr angetan hatten, dachte Anya entschlossen und nahm dabei [Gem-Knight Seraphinite] von ihrer Duel Disk, welche daraufhin vom Spielfeld verschwand. Für all das Leid, die Angst, ihren bevorstehenden Tod! Wenn sie schon nicht leben durfte, dann würde sie diesen Scheißkerl mit sich in den Abgrund ziehen! Zusammen mit [Gem-Knight Fusion] und [Gem-Knight Seraphinite] hielt sie ihre anderen beiden Handkarten, [Gem-Knight Iolite] und [Gem-Knight Obsidian] in die Höhe. Über dem Mädchen entstand ein Wirbel aus dutzenden Edelsteinen, in denen die Abbilder der Monster hineingezogen wurden. Sie war stärker als Levrier und Isfanel! „Drei Lichter kreuzen den Weg des Lichts! Körper, Seele und Herz verschmelzen und werden zu der Macht, die in ihrer Reinheit einem Diamanten gleicht!“ Anya steckte den Arm mit den Karten noch höher in die Luft. „Werdet eins! Werdet [Gem-Knight Master Diamond]!“ Just in diesem Moment, als ihre drei Monster in den Wirbel gezogen wurden, begann Anyas rechte Hand in violetten Flammen aufzugehen. „Whoa!“, stieß Henry überrascht hervor und beachtete gar nicht, das funkelnde Energiepartikel aus dem Wirbel durch die Luft glitten. Ebenfalls kam wirbelnd ein Breitschwert daraus hervor geschossen und versank einige Meter vor Anya im Kristallboden des Saals. Und während die sieben regenbogenfarbenen Edelsteine, die in der Schneide eingelassen waren, zu leuchten anfingen und damit die funkelnden Partikel anzogen, grinste Anya bösartig.   Das war es – das war der Teil ihres ersten Wunsches an den Jinn, den sie nicht ausgesprochen, sondern nur gedacht hatte. Aber der Kerl hatte ihn tatsächlich erfüllt! Sie hatte sich Karten gewünscht, fünf Stück. Und wo vier von ihnen ganz normale Karten waren, sollte die stärkste von ihnen gleichzeitig auch etwas sein, das ihr Kraft gab. Eine Macht, die nur ihr gehörte und nicht etwa Levrier. Anya nahm ihren Gegner fest ins Visier. Und das war diese Kraft: [Gem-Knight Master Diamond], der mächtigste aller Gem-Knights!   Und dieser entstand nun aus den tanzenden Lichtpartikeln. Erst formte sich der großgewachsene, in silberner Rüstung steckende Körper. Das rote Cape des Kriegers wehte, als er nach seiner, mit Edelsteinen besetzten, Waffe griff, sie aus dem Boden zog und trotz ihrer Größe mit nur einer Hand führen konnte. Mit der freien Hand ballte er eine Faust, in der violette Flammen loderten.   Gem-Knight Master Diamond [ATK/2900 DEF/2500 (9)]   „Das ist mein stärkstes Monster!“, rief Anya, die dabei mit der Hand Richtung Duel Disk fuhr. „Bestehend aus drei Gem-Knights, wird er sich für seine gefallenen Kameraden rächen! Bevor ich aber dazu komme, beschwöre ich erst dank [Gem-Knight Obsidians] Effekt [Gem-Knight Garnet] vom Friedhof, den -du- zu Beginn des Duells abgeworfen hast!“ In der Zeit, die sie damit verbrachte, den Ritter in bronzefarbener Rüstung aufs Feld zu bringen, staunte Henry beim Anblick von Anyas neuem Fusionsmonster. Denn selbst jetzt schien es auf wundersame Weise mit ihr verbunden zu sein, brannte an den rechten Händen beider die violette Flamme, welche wohl das Symbol ihrer geistigen Fusion sein musste – zumindest erklärte sich Henry das so. Woher hatte sie diese Karte nur!? Schließlich tauchte der andere Ritter neben seinem Kameraden auf und bündelte zwischen seinen Handflächen eine Flammenkugel.   Gem-Knight Garnet [ATK/1900 DEF/0 (4)]   Doch Anya hatte nicht nur Garnet aus dem Friedhof hervor geholt, sondern auch [Gem-Knight Seraphinite], [Gem-Knight Iolite] und [Gem-Knight Obsidian], welche sie Isfanel mit einem finsteren Lächeln vorzeigte. „Guck sie dir gut an, denn jeder von ihnen, den Gefallenen, wird Diamond um 100 Punkte stärker machen!“ Das war es! Damit hatte sie etwas geschaffen, das es mit diesem dämlichen Vogelvieh aufnehmen konnte!   Gem-Knight Master Diamond [ATK/2900 → 3200 DEF/2500 (9)]   Die Ritter wieder auf den Friedhof gelegt, hob Anya ihren flammenden Arm über die linke Schulter, bereit, ihn für den Angriffsbefehl auszuschwingen. Dabei kniff sie die Augen fest zusammen. „Das ist die Rache für alles, was ich durchmachen musste wegen euch! [Gem-Knight Master Diamond]! Angriff auf sein Monster mit Shining Wave Breaker!“ Und genau wie sie in diesem Moment den Arm ausschwang, tat es auch ihr Ritter mit seiner Hand, wobei er das Schwert mit der anderen schulterte, um es schließlich weit ausholenden in einer horizontalen Linie zu schwingen. Mitten im Schwung löste sich weißes Licht von der Klinge, welches in seiner Bewegung zu einer handfesten Schockwelle mutierte und unweigerlich auf das Monster von Isfanel zuflog. Dabei splitterte sogar ein Teil des Kristallbodens auf, als die Welle sich ihren Weg bahnte. Gleichzeitig begann der Maschinenadler, die Schwingen zu spreizen, um einen Gegenangriff vorzubereiten.   Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/2500 → 3000 DEF/1000 (4)]   Doch die Schockwelle war zu schnell für ihn. Jene glitt einfach durch den Rumpf des riesigen Mechaadlers durch und brachte ihn dazu, unter lautem Getöse zu explodieren. „Wenn ein Celestial Gear zerstört wird, kehrt es in mein Blatt zurück“, erklärte Isfanel gerade noch rechtzeitig, während die fallenden Einzelteile seines Monsters sich in weiße Partikel auflösten, die eine Karte formten. Dann wurde er auch schon von der Schockwelle mitgerissen und das Unfassbare geschah. Die weißen Flammen um seinen Körper verzogen sich und gaben Marc Preis, der über das Spielfeld flog und hart auf dem Rücken landete. Dabei hielt er in der Hand [Celestial Gear – Synthetic Eagles] Karte.   [Anya: 1000LP Henry: 1000LP //// Isfanel: 2000LP → 1800LP]   „Na endl-“, aber Anya brach in ihren Worten ab, als Marc sich langsam erhob. Seine Stirn, da war kein Einschussloch! Es war, als ob er- Doch in diesem Moment wurde seine Haut, seine Kleidung, einfach alles wieder von den weißen Flammen verschlungen und die engelhafte Gestalt, die Isfanel darstellte, war zurück. „Ich hab keine Ahnung, woher du diese Karte hast“, stammelte Henry und starrte Isfanel ebenfalls irritiert an, „aber mit ihr können wir ihn töten! Du hast ihm physischen Schaden zugefügt und das ohne deinen Dämon! Wie hast du-!?“ „Marc könnte noch leben …“, murmelte Anya und betrachtete dabei ihre flammende Hand.   Eigentlich war es logisch! Dämonen können keine Toten kontrollieren! Isfanel musste irgendwie dafür gesorgt haben, dass die Schusswunde geheilt wurde. Vielleicht mit Levriers Hilfe, denn den hatte er absorbiert? Oder … Wenn Levrier ein Gründer war, war dann nicht auch Isfanel einer? Immerhin konnten Gründer ihren Wirt unsterblich machen! Das musste es sein! Und wenn dem so war, gab es noch Hoffnung für Marc!   „Worauf wartest du!?“, hallte da Henrys Stimme an ihr Ohr. Dieser hielt sich die Brust und verzog schmerzverzerrt seine Miene – der Faden, der von seiner Brust in Edens Richtung ging, war nun deutlich gewachsen und sichtbarer. „Wenn du jetzt direkt angreifst, können wir ihn vielleicht töten!“ Anya aber sah herüber zu Valerie, die weit abgeschlagen von ihnen regungslos am Boden lag. Auch bei ihr konnte man gut erkennen, dass der Lichtfaden in ihrer Brust an Intensität zugenommen hatte. Sie würde ihn retten wollen, ging es Anya sofort durch den Kopf. Und dafür notfalls sogar die anderen in Gefahr bringen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie von ihr, Anya, Zuspruch dafür erhalten. Aber … „... die Zeiten haben sich geändert. Ich bin nicht Redfield“, murmelte die Blondine und richtete sich an Henry, „du wirst ihr nichts hiervon erzählen, klar?“ Unsicher, was sie damit meinte, nickte er knapp. Es war nicht so, dass Anya angreifen wollte. Aber hier ging es um mehr als nur Marc – um sie alle, oder zumindest um die anderen. Dass Isfanel Marcs Körper freiwillig räumen würde war zu bezweifeln und sie hatten jetzt keine Zeit für waghalsige Experimente. Die Zeit drängte, für jeden von ihnen! Und Marc … sollte eigentlich schon gar nicht mehr hier sein! Wenn er starb, würde Redfield von ihrem Vertrag mit dem Sammler entbunden werden. Oder zumindest ging Anya davon aus. Es war das Beste, wenn er nicht mehr existierte – damit Redfield anfing, sich mit ihren eigentlichen Problemen auseinanderzusetzen. Aber vielleicht war das nur eine Ausrede, gestand sich Anya ein. Und in Wirklichkeit wollte sie einfach nur irgendwie ihre Fehler von damals begradigen. Bloß ging das nicht so, wie sie es sich wünschte. Dieser Zug war längst abgefahren.   „Tch, wieso muss ich eigentlich für diese dämliche Ziege entscheiden!?“, rümpfte Anya wütend die Nase und wandte sich wieder dem Duell zu. „Fein! Also hältst du nun wegen Marc dicht, Henry?“ „J-ja. Hast du mich etwa gerade beim Namen gena-“ Anya jedoch streckte schon längst die flammende Hand aus. „Diamond, übertrag deine Kräfte auf Garnet!“ Sofort schwang der Krieger seinen Arm aus und schleuderte die violette Flamme in seiner Faust in die Flamme, die Garnet mit seinen eigenen Händen geschaffen hatte. Jene verfärbte sich daraufhin ebenso violett. Das Mädchen hatte an alles gedacht. Auch daran, dass Diamond seine Macht übertragen konnte, damit notfalls sogar ihre anderen Monster realen Schaden zufügen konnte. Alles für den Kampf gegen Levrier! „Also dann“, rief sie und zeigte auf Isfanel, „sprich dein Gebet, Mistkerl! [Gem-Knight Garnet], beende dieses dämliche Duell endlich! Direkter Angriff auf seine Lebenspunkte! LOS!“ Der Ritter des Granats schleuderte seine neue Flamme in die Richtung des Wesens, das Marc in Beschlag nahm. Jedoch hallte im selben Augenblick ein Fingerschnippen durch den Saal und die linke Fallenkarte Isfanels sprang auf. „Gegenwirkung: [Synthetic Gear Recycling]. Ein verbanntes Celestial Gear wird mit halbierten Werten auf meine Spielfeldseite beschworen und kann nicht mehr im Kampf zerstört werden. Dafür zieht mein Gegner eine Karte.“ Anya stieß einen wütenden, gleichwohl auch überrumpelten Schrei aus, als die Flamme mitten in der Luft verpuffte und sich um Isfanel der mechanische Riesenalbatros erhob. Seine Oberfläche schimmerte wie gewohnt rötlich und durchsichtig, gab Blick auf die Zahnräder im Inneren preis.   Celestial Gear – Synthetic Albatross [ATK/500 → 250 DEF/0 → 0 (4)]   „Kch, das gibt es doch nicht!“, fluchte Anya und zog nebenbei eine Karte, die sie mit einem noch wütenderem Fauchen zur Kenntnis nahm. „So nah dran!“ Aber war das wirklich schlecht? Immerhin war sie jetzt nicht diejenige, die Marc womöglich ein zweites Mal getötet hatte. Andererseits: Isfanel war gefährlich und musste so schnell wie möglich aufgehalten werden, ehe- „Urgh!“ Vom aufkommenden Schmerz in ihrer Brust gepackt, knickte Anya ein und fiel auf die Knie. Sich die schmerzende Stelle mit der flammenden Hand haltend, stöhnte sie ärgerlich. „So ein Mist!“ Sie hatten nicht mehr viel Zeit! Warum beeilte sich diese Melinda nicht ein wenig mit ihrem dämlichen Plan!?   Henry, welcher den Zustand des Mädchens mit Sorge beobachtete, dachte Ähnliches. Wenn seine Schwester sich nicht ins Zeug legte, würden sie schon bald vom Tor Edens absorbiert werden. Der brünette Kerl blickte skeptisch herüber zu Isfanel, welcher immer noch unbesorgt schien – ein Zeichen, dass sie noch etwas Zeit hatten. Aber wer wusste schon, wie viel? Ihm war zudem klar gewesen, dass Isfanel nicht so leicht zu besiegen sein würde. Aber mit Anyas neuem Monster hatten sie eine Chance! Seine Macht war unglaublich!   „Ich übernehme“, entschied er schließlich, nachdem Anya nicht die Anstalten machte, noch irgendetwas mit ihrem Zug anzufangen. „Draw!“ Es gab nur ein großes Problem: wie wurden sie jetzt dieses Monster los? Es war im Kampf unzerstörbar und wenn es auf dem Feld blieb, würde nächste Runde [Celestial Gear – Synthetic Eagle] erneut die Bühne betreten – und dann fingen die Probleme von vorne an! Zögerlich betrachtete er die gezogene Zauberkarte und flüsterte unschlüssig: „[Mythril Chain] … ?“ Diese Karte war unglaublich nützlich, aber auch sehr gefährlich! Sie konnte jedes Xyz-Material ersetzen, halbierte dafür aber die Kraft des beschworenen Xyz-Monsters. Jenes konnte im Gegenzug direkt angreifen – damit könnte er den Albatros umgehen! Aber wenn [Mythril Chain] als Xyz-Material auf dem Friedhof landete, würde ihr Besitzer am Ende des Zuges satte 3000 Lebenspunkte verlieren. Und die hatte er nicht mehr. Allerdings war die Entscheidung für Henry nicht sehr schwer, denn eine andere Wahl als diese Karte auszuspielen hatte er ohnehin nicht. Damit konnte er zumindest das Duell vorantreiben. Zudem war da noch … „Okay! Ich aktiviere den permanenten Zauber [Mythril Chain]! Damit ersetze ich ein Xyz-Material und erschaffe nun das Overlay Network!“ Mitten im Spielfeld öffnete sich ein schwarzes Loch, welches zuerst Henrys Vögelchen [Gusto Falco] als grünen Lichtstrahl einsaugte, ehe dann aus seiner Zauberkarte eine blausilberne Kette erschien, die ebenfalls in dem Wirbel verschwand. „Aus meinem Stufe 2-Monster und [Mythril Chain] wird ein Rang 2-Monster! Xyz-Summon! Erscheine, [Daigusto Phoenix]!“ Als der federlose, gelbbraune Vogel aus dem Wirbel heraustrat, fiel Henry etwas Ungewöhnliches auf. Womit nicht die Kette gemeint war, die um den Körper seines Monsters gewickelt war oder etwa die einzelne, grüne Sphäre, die um es kreiste. Nein, es war die Tatsache, dass das Mal an seinem Arm nicht kribbelte oder leuchtete. Und während Henry damit beschäftigt war, unter dem weggeschobenem Ärmel seines Trenchcoats das Mal zu betrachten, begannen Flügel und Schopf seines Monsters in smaragdfarbenen Flammen aufzugehen. Es gab einen gequälten Schrei von sich und wurde vom Gewicht der Kette auf den Boden gezogen.   Daigusto Phoenix [ATK/1500 → 750 DEF/1100 {2}]   „Also gehört dieses Ding dir!“, stellte Anya staunend fest, als sie [Daigusto Phoenix] erblickte. Schon im Duell mit dem Sammlerdämon war ihr dieses Monster begegnet, doch damals wusste sie nicht, wessen Paktkarte das war. „Du kennst es?“ Henry zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ist jetzt egal! Wir müssen diesen Typen besiegen!“ „Richtig …“ Der junge Mann nahm Isfanel ins Visier und kniff die Augenlider zusammen. Da Melinda offensichtlich vorhatte, alle Anwesenden zu retten, würde er ihr dabei so gut es ging unter die Arme greifen. Und mit seinem Paktmonster konnte er das! Behände griff er sich [Gusto Falco], dessen Karte unter [Daigusto Phoenix] lag und riss sie hervor. Daraufhin schnappte sein Phönix nach der einzelnen, grünen Lichtsphäre, die um ihn kreiste und schluckte sie hinunter. „Wie du sicher weißt, kann ich durch das Abhängen eines Xyz-Materials von [Daigusto Phoenix] ein Wind-Monster in diesem Zug zweimal angreifen lassen! Und wie du sicherlich ebenfalls weißt, kann ein Xyz-Monster unter Einfluss von [Mythril Chain] direkt angreifen! Also mach dich auf was gefasst! Doppelter Direktangriff! Flame Of Life!“ Isfanel reagierte jedoch gar nicht, als der Phönix auf der anderen Seite des Spielfelds in seinem Schnabel eine smaragdgrüne Flamme hervorwürgte und sie in Form eines Feuerballs auf ihn abfeuerte. Doch nicht nur eine, gleich zwei davon kamen direkt auf das weiß lodernde Wesen zu. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, hob Isfanel den rechten Arm an und ließ die Kugel daran abprallen.   [Anya: 1000LP Henry: 1000LP //// Isfanel: 1800LP → 300LP]   „Yeah!“, jauchzte Anya und machte eine siegessichere Geste mit ihrer Faust. „Er ist so gut wie am Ende! Wir haben es fast geschafft!“ Henry jedoch blinzelte verdutzt. Die Flammen seines Phönix' hatten keinerlei körperliche Wunden zugefügt, obwohl sie das, genau wie Anyas [Gem-Knight Master Diamond], hätten tun müssen. „Ich dachte ja fast, du wärst nutzlos, aber-!“ Er unterbrach jedoch das triumphierende Geplapper seiner Partnerin unwirsch. „Noch haben wir nicht gewonnen! Das Blatt kann sich schnell wieder wenden, vergiss das nicht! Zug beendet!“ Ihm war nicht wohl bei der Sache. Dass Isfanel so gelassen blieb, verhieß gewiss nichts Gutes. Noch dazu hatte er ein verdammt schwaches Monster auf dem Feld. Hoffentlich ging sein Plan auf!   „Dann ist es nun mein Zug. Draw“, kündigte Isfanel an und zog von seiner abstrakt langen Duel Disk eine Karte, welche er kurz betrachtete. Dann wandte er sich seinen Gegnern zu. „Indem ich ein offenes Monster verbanne, kann ich [Celestial Gear – Synthetic Eagle] sowohl als Rückbeschwörung, als auch als Spezialbeschwörung in Einem aufs Feld rufen. Dabei nimmt er die Stufe des verbannten Monsters an.“ „Dacht' ich's mir doch!“, rief Henry ärgerlich. Schon löste sich der Albatros, wie schon zuvor, in hellblaue Lichtpartikel auf, die sich zu größeren Punkten verbanden. Jene zeichneten dann mit blauen Linien den Mechanikadler, welcher kurz darauf in seiner gewaltigen Größe das Spielfeld betrat.   Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/2500 DEF/1000 (5 → 4)]   Isfanel, der zwischen den Beinen des Monstrums stand, streckte den flammenden Arm aus. „Nun wirkt der Effekt meines Monsters, da es als Rückbeschwörung gerufen wurde. Nur einmal während des Duells annulliert es die Effekte aller gegnerischen Monster auf dem Spielfeld und im Friedhof!“ Anya fiel aus allen Wolken, genau wie ihre Kinnlade. „Was!?“ Die Augen des Adlers begannen rot aufzuleuchten, bis in regelmäßigen Abständen kaum sichtbare Wellen von ihnen ausgingen. Anyas Ritter gingen, kaum wurden sie von ihnen getroffen, in die Knie. Auch Henrys Phönix sank kraftlos in sich zusammen.   Gem-Knight Master Diamond [ATK/3200 → 2900 DEF/2500 (9)]   Erschrocken bemerkte das Mädchen, wie die violette Flamme an ihrer Hand unruhig zu flackern begann. Indes verkündete Isfanel: „Nun erfolgt meine Normalbeschwörung. Ich rufe [Celestial Gear – Synthetic Owl].“ Links vom Adler begannen braune Lichtsphären in der Luft aufzuleuchten. Mit geschwungenen Linien verlinkten sie sich miteinander und zeichneten eine massive Mechanikeule. Wie bei ihren Geschwistern, war das Innere einsehbar durch eine braune Lichtschicht.   Celestial Gear – Synthetic Owl [ATK/1000 DEF/1100 (4)]   „Noch so eins!“, presste Anya ärgerlich hervor. Das alles gefiel ihr überhaupt nicht! Ihr Gegner jedoch schwang bereits den Arm aus. „Nun ist es Zeit, dass unsere Wege sich trennen. Die Fehler der Vergangenheit werden sich nicht wiederholen. Anya Bauer … leb wohl.“ Zu verdutzt, um etwas zu erwidern, sah die Blondine ihre Gegner fassungslos an. Dieser zeigte auf ihren [Gem-Knight Garnet] und sprach: „[Celestial Gear – Synthetic Eagle], greife ihr Monster an! Und mit der Kraft der verbannten Zauberkarte [Banished Power Gear] steigt seine Macht um 500 Angriffspunkte! Das ist das Ende! Celestial Stormburst!“ Das war es wirklich, erkannte das Mädchen, während der Mechanikadler bereits seine Schwingen spreizte. Sie hatte nur 1000 Lebenspunkte, welche den Kampfschaden nicht abdecken konnten! Sie würde … sterben!   Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/2500 → 3000 DEF/1000 (4)]   „Anya!“, schrie Henry panisch. Gleichzeitig erzeugte Isfanels Monster zwei funkelnde Tornados, die sich ihren Weg in Anyas Richtung bahnten. Doch das Mädchen bekam es kaum mit. Sie würde gleich sterben! Im Limbus landen, für immer allein sein! Warum hatte sie das nicht kommen sehen? Warum hatte sie das Duell nicht in ihrem letzten Zug gewinnen können!? Plötzlich weiteten sich ihre Augen und einem Impuls nachgebend, schwang sie die violett brennende Hand aus, als würde sie Schmutz in der Luft wegwischen. „Move!“ Ihr bellender Ausruf hatte zur Folge, dass die Zwillingstornados nicht mehr ihren Garnet, sondern plötzlich [Gem-Knight Master Diamond] anzielten. Dieser, in seiner knienden Haltung, verneigte sich mit auf der Brust liegender Hand, ehe er von dem Sturm zerfetzt wurde. Anya wurde ebenfalls von den Sturmwinden getroffen und durch die Luft geschleudert, was einen harten Aufschlag nach sich zog. Und während das Mädchen der Länge nach auf dem Boden lag, erlosch das Feuer an ihrer Hand.   [Anya: 1000LP → 900LP Henry: 1000LP //// Isfanel: 300LP]   „Unmöglich!“ Es war das erste Mal, dass Isfanel eine derart emotionale Regung zeigte. „Wie kann das sein!? Mein Ziel war [Gem-Knight Garnet]!“ Stöhnend stemmte sich die Blondine mit den Händen vom Kristallboden ab und bemerkte, dass die Flamme erloschen war. „Huh!?“ „W-wie hast du das angestellt!?“, wunderte sich auch Henry lauthals über das, was eben geschehen war. „Du hättest-! Du solltest-!“ Das Mädchen sah zu ihm blinzelnd herüber. „Was gemacht?“ „D-du hast den Angriff einfach umgelenkt!“ „Ach wirklich? Cool!“ Langsam erhob Anya sich und presste stöhnend die Hand auf ihre Hüfte, welche fürchterlich schmerzte. „Verdammt, bin ich gut!“   Indes grübelte Henry hitzig. Es war unmöglich, dass sie das Ziel des Angriffs durch einen Karteneffekt verändert hatte! Sie besaß keine verdeckten Karten und ihre Monster konnten deren Effekte nicht einsetzen – [Gem Knight Garnet] besaß ja nicht einmal einen! Außerdem hatte sich ihr Diamantenritter nicht einfach in den Weg gestellt, nein, sie selbst hatte das Ziel bestimmt. War das etwa auch ein Teil ihrer Kraft?   „Selbst wenn du das Schicksal eben verändert hast, werdet ihr nicht siegreich sein!“, verkündete Isfanel nun deutlich aufgebrachter als zuvor während des Duells und zeigte auf Henry. „Seht! Der Effekt der verbannten Zauberkarte [Gears Forward] aktiviert sich nun. Wenn ein Celestial Gear Kampfschaden zufügt, vermag ich pro Zug einmal das schwächste Monster in Angriffsposition meines Gegners zu vernichten! Werdet Zeuge, wie ich die Paktkarte [Daigusto Phoenix] vernichte!“ Nun war es an Henry, erschrocken die Augen zu weiten. Wenn sein Monster verloren ging, würde ihn der Effekt von [Mythril Chain] in der End Phase treffen – sofern er nicht schon vorher außer Gefecht gesetzt wurde! Er musste das verhindern, unbedingt! Und wusste auch schon wie! Sich nicht von den dutzenden Zahnrädern verunsichern lassend, die um ihn und seinen Feuervogel herum erschienen, streckte er den Arm aus. „Da habe ich aber noch ein Wörtchen mitzureden! Du sagtest Angriffsposition? Das lässt sich ganz schnell ändern! Werde du Zeuge, wie ich deine eigene Waffe gegen dich verwende! Ich rekonstruiere das Overlay Network!“ Dann winkelte er den Arm an, schob den Ärmel seiner Jacke beiseite und präsentierte sein verwaschenes, hellgrünes Mal. „Aus meinem Rang 2-Monster wird ein neues Rang 2-Monster! Erscheine, [Eternal Daigusto – Jade Phoenix] … im Verteidigungsmodus!“ Unter seinem flammenden Vogel öffnete sich ein schwarzer Schlund, welcher das Tier langsam in sich auf sog. Schwarze und grüne Blitze schlugen daraus empor. „Damit entkomme ich dem Effekt von [Gears Forward]“, erklärte Henry und sah aus den Augenwinkeln herüber zu Anya. „Stattdessen trifft es jetzt [Gem-Knight Garnet], da er das schwächste Monster in Angriffsposition von uns ist.“ Als die Blondine das vernahm, wich sie einen Schritt zurück. „D-dann bin ich ungeschützt! Spinnst du!?“ „Mag sein, aber dadurch haben wir eine Chance!“, rechtfertigte sich Henry wild gestikulierend. „Ich kann mit Jade Phoenix direkt angreifen, verstehst du!? Außerdem ist er bei Weitem nicht so leicht zu knacken wie andere Monster, dank seines Incarnation-Status!“ Anya jedoch konnte es nicht fassen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Du Scheißkerl willst mich opfern, um deinen Arsch zu retten! Du verdammter-!“ Wütend stampfte Henry auf. „Du bist wirklich die Falsche, irgendwelche Anschuldigungen zu machen! Wer war es, der uns überhaupt in diese Lage gebracht hat, huh!?“ „Die, die dir gleich ein Ticket in die Hölle spendieren wird, du widerlicher-!“   Allerdings wurde ihre Streiterei abrupt unterbrochen, als [Daigusto Phoenix] wieder aus dem schwarzen Loch geflogen kam. Der Phönix flatterte hilflos im Kreis und kreischte dabei, ehe der Wirbel sich unter ihm wieder schloss. „W-was!?“, stammelte Henry erschrocken. „I-ich habe doch reinkarniert, wieso-!?“ „Das ist zwecklos. Entsinne dich“, erklärte Isfanel seelenruhig und hob seinen Arm, zeigte auf den Phönix. „Das Inkarnieren im Gegnerzug ist ein verborgener Effekt eines Paktmonsters. Und dieser wurde durch [Celestial Gear – Synthetic Eagle] annulliert.“ Fassungslos legte Henry seinen Kopf in den Nacken und starrte den riesigen Mechanikadler an. Und erinnerte sich dabei an das Duell mit Melinda in der Kanalisation – er hatte dieselbe Strategie verfolgt, um eine Inkarnation zu verhindern! Wie hatte er das nicht beachten können!? „Und noch etwas. Ihr als Gefäße seid nicht in der Lage, auf unsere Macht zuzugreifen. Selbst wenn wir verbunden sind, gar eins sind, könnt ihr niemals hoffen, ohne unsere Hilfe die volle Kraft des Paktes zu entfalten.“ Isfanel ballte vor ihm eine Faust, als würde er damit Henrys Hoffnungen zerquetschen wollen. „Du hattest nie eine Chance.“ Noch während der das sagte, umringten die Zahnräder Henrys [Daigusto Phoenix] und zermahlten ihn in einer schnellen Bewegung zu nichts als Asche. „Eins … nie eine … Chance?“   Der junge Mann sackte fassungslos auf die Knie. Statt Anya war er es nun, der völlig ungeschützt dastand. Der Effekt von [Mythril Chain] würde ihn unweigerlich treffen. Es war vorbei. Anya, die das Ganze nicht weniger perplex mitverfolgte, fand schließlich ihre Stimme wieder und sah majestätisch auf Henry herab. „... geschieht dir recht! Ein Tipp für die Zukunft: leg dich nie mit Anya Bauer an! Und noch was! Bleib am Leben für Molly, wenn's geht! Mit dem werd' ich schon irgendwie klar kommen!“ Wie gelähmt sah er zu dem Mädchen herüber. Sie würde wirklich weiterkämpfen!? Obwohl sie eins mit dem Gründer war, Edens Dienerin, seine Feindin!? Plötzlich realisierte Henry etwas. „Anya! Du-!“ „Direkter Angriff auf seine Lebenspunkte, [Celestial Gear – Synthetic Owl]. Celestial Nightburst!“   Celestial Gear – Synthetic Owl [ATK/1000 → 1500 DEF/1100 (4)]   Überrascht von Isfanels Ausruf, verstummte Henry und sah panisch zur riesigen Mechanikeule. Diese öffnete ihren kurzen Schnabel, gab ein hohles Uhu von sich, ehe sie einen schwarzvioletten Laserstrahl auf Henry abschoss. Jener drehte sich schnell wieder zu Anya um, wissend, dass er nur noch wenige Herzschläge für seine Botschaft hatte: „Deine Kräfte sind nicht-!“ Doch der Einschlag kam zu schnell für ihn. Seine Partnerin kreischte erschrocken, als Henry in einer dunklen Explosion unterging. Sein Körper wirbelte meterweit durch die Luft. Dabei schloss er die Augen und sprach ein zerstreutes Gebet, ehe er unweit von Valerie aufkam. Es knackte laut, dann blieb er regungslos liegen.   [Anya: 900LP Henry: 1000LP → 0LP //// Isfanel: 300LP → 1800LP]   Mit offenem Mund betrachtete Anya Henrys Körper sprachlos. Sie ignorierte auch die Tatsache, dass weiße Zahnräder um Isfanel erschienen und sich wild gegen den Uhrzeigersinn zu drehen begannen. „Einmal pro Zug, dank des Effekts der verbannten Zauberkarte [Gear Backwards] werden meine Lebenspunkte um den Kampfschaden erhöht, den ein Celestial Gear zugefügt hat.“ Perplex wandte sich das Mädchen ihm zu und sah ihn in einer Mischung aus Furcht und Abscheu an. Sie wusste nicht einmal, ob Henry den Fall überlebt hatte! Und auch wenn er ein ausgemachter Idiot war, hatte sie das zu verantworten. „Nun sind es nur noch wir beide“, sprach Isfanel, „ich hatte nicht geplant, diese Konversation zu führen, aber du als Edens Sklavin solltest wissen, was Eden ist. Und wieso es nicht geöffnet werden darf.“ Das Mädchen brauchte einen Moment, ehe sie wieder auf der Höhe war. „Und damit fängst du jetzt an!? Wo es zu spät ist und du schon zwei meiner Freunde umgenietet hast!? Wer bist du überhaupt!? Du bist nicht Levrier, aber auch nicht dieser irre Isfanel, den ich kennengelernt habe! Warum ist es soweit gekommen, dass wir uns hier gegenüberstehen, wenn du nie wolltest, dass dieses beknackte Eden-Tor geöffnet wird!?“ Es sprudelte einfach aus ihr heraus. Die Verzweiflung, die Angst, der Schmerz um all das, was geschehen war. „Alles war sinnlos! Irgendwie wollte ich dir, ich meine Levrier helfen, andererseits wollte ich nicht im Limbus enden! Warum hat er-“ „Levrier ist nicht das geworden, was ich mir vorgestellt habe“, unterbrach Isfanel sie. „Wie du weißt, ist er kein eigenständiges Wesen, sondern nur einer meiner Abkömmlinge. Ich habe ihn aus dem einzigen Zweck erschaffen, ein passendes Gefäß zu finden, um Edens Erwachen zu verhindern.“ Sein Gegenüber schüttelte vehement den Kopf, hob wütend die Hände über den Kopf. „Dann hast du versagt, du verdammter Idiot! Er wollte Eden erwecken!“ „Ich weiß“, erwiderte Isfanel und schwang den linken Arm in ebenjene Richtung, „und das alles ist sein Werk.“   Anya folgte der Richtung und erkannte, dass der flammende Dämon auf Another zeigte, welcher gerade mit [Vylon Disigma] ein kleines Insektenmonster von Matt absorbierte. Perplex wandte sie sich wieder an Isfanel. „Sprich Klartext, 'kay!?“ „Ich, Isfanel, bin seit Jahrtausenden der Wächter des Turms von Neo Babylon, dem Sitz des Tores Eden“, erklärte jener ruhig und ließ den Arm sinken. „Doch vor vielen Jahrhunderten entfachte ein Kampf zwischen mir und, wie er sich heute nennt, Another. Sein Ziel war es, das Tor für seine Zwecke zu öffnen.“ „Soweit komm ich mit“, brummte Anya.   Ihr Herz klopfte wild. Im Grunde interessierte sie die Geschichte nicht im Geringsten, jetzt, wo sie alles hinausgelassen hatte, was ihr auf dem Gemüt lag. Oder vielleicht doch ein kleines Bisschen. Viel wichtiger war aber die Zeit, die sie damit schinden konnte. Diese dämliche Melinda sollte sich bloß beeilen! Vielleicht lebten Redfield und das Schnöselkind ja noch? Sie mussten, sonst war alles sinnlos!   „Das Schicksal wollte, dass Another als Sieger aus diesem Kampf hervor trat. Mit meiner letzten Kraft erschuf ich den Abkömmling Levrier, um mithilfe eines Gefäßes einen Soldaten zu erschaffen, der Another besiegen konnte.“ Langsam hob Anya den Daumen und zeigte auf sich. „Etwa mich?“ „Ich weiß es nicht, denn Anothers Magie hat sowohl meinen, als auch Levriers Verstand manipuliert. Er riss mein Bewusstseins entzwei, verfälschte beide Teile und pflanzte eines der Fragmente in Levrier ein.“ Isfanel verschränkte die Arme. „Alles zu dem Zweck, eines Tages Eden zu erwecken. Während ich den größten Teil meiner Erinnerungen verlor, wusste ich noch um meine Bestimmung, Edens Erwachen zu verhindern. Dennoch war ich ein instabiles Wesen. Was du jetzt siehst, ist meine vollständige Form.“ „Tch, das klingt so beschissen, dass ich gar nicht so viel essen kann, wie ich kotzen will!“, lautete Anyas galliger Kommentar dazu. „An deiner Stelle würde ich mich an ihm rächen, nicht an uns! Mach doch den scheiß Turm kaputt, da helf' ich dir sogar bei!“ Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf. „Unmöglich, der Turm darf nicht fallen.“ „Und was ist so schlimm daran, wenn Eden geöffnet wird?“ Keine Antwort. Anya stöhnte genervt. Sie wollte nicht hier sein und mit diesem Typen Smalltalk halten. Einfach nur zuhause in ihrem Bett liegen und sich ausruhen, das wollte sie. Alles war seine Schuld! „Was kann denn so schlimm sein, ein blödes Tor zu öffnen!? Sag's mir!“   Isfanel machte eine kurze Pause, ehe er antwortete. „Wegen der Möglichkeiten, die es bietet.“ „Möglichkeiten?“ „Ich werde nicht ins Detail gehen. Wisse, dass es nicht nur ein Tor gibt. Wir, die wir vor Jahrtausenden diese Welt betreten haben, kamen durch Eden.“ Um das zu verdeutlichen, zeigte er in Richtung des Tores über den Thron. „Und um eure Welt zu schützen, erschufen wir den Turm von Neo Babylon, der in einem festgelegten Zyklus und nur unter ganz bestimmten Umständen erscheint. Nur unsereins kennt diesen Zyklus.“ Anya verdrehte genervt die Augen und fuchtelte unwirsch mit den Händen. „Das beantwortet meine Frage nicht, Dummkopf!“ „Wir lebten seither unter den Mensch und berichteten einer Handvoll von ihnen das, was wir auf der anderen Seite unseres Tores erlebt haben – wodurch ein Plan gefasst wurde.“ Isfanel ließ den Arm wieder sinken. „Der Plan einiger weniger Menschen, eure Welt für immer zu verlassen. Sie nennen sich bis heute die Allerheiligsten.“ Sofort fiel Anya auf, dass ihr dieser Name bekannt vorkam. Es dauerte einen Moment, ehe sie endlich raffte, wo sie ihn schon mal gehört hatte. „Was!? Die aus dem Spinnerbuch!?“ „Die heilige Stadt Eden, die verborgen hinter den Toren wartet, existiert wirklich. Sie ist eine Festung, die errichtet wurde, um sich gegen den 'wahren Feind' zu wappnen. Und während ich und einige wenige meiner Art hier blieben, um eines Tages erneut das Tor zu öffnen, gingen die meisten von uns mit diesen Menschen.“ Isfanel sah wieder zum Tor herüber. „Doch die hier Verbliebenen entschieden sich, das Tor nie wieder zu öffnen, um dem 'wahren Feind' den Einlass zu verweigern.“ „Schön und gut, ich kapiere nur Bahnhof! Was zur Hölle ist der 'wahre Feind'!?“, fauchte Anya den Wächter Edens aufgebracht an. „Ich dachte, Another ist unser Feind!?“ „Er tut nur das, was er für das Richtige hält. Aber ich habe bereits genug über die Vergangenheit gesprochen. Die Gegenwart und die Zukunft sind, was beschützt werden muss.“   Schlagartig streckte er beide Arme aus und spreizte die Finger dabei weit auseinander. „Doch genug davon! In meinem Besitz befinden sich das Stufe 4-Empfänger-Monster [Celestial Gear – Synthetic Owl] und das Stufe 4-Nicht-Empfänger-Monster [Celestial Gear – Synthetic Eagle].“ Anya stieß erschrocken hervor: „Oh crap, 'ne Synchro!“ „Ich erschaffe das Overlay Network!“ „Huh!?“ Zu Anyas Überraschung verwandelten sich die beiden mechanischen Riesenvögel in gelbe Lichtstrahlen, die von einem bunten Wirbel absorbiert wurden, welcher sich mitten im Spielfeld öffnete. „Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster!“ Anya wollte gerade einen bissigen Kommentar dazu abgeben, da geschah etwas Ungewöhnliches. Aus dem Lichtwirbel heraus trat kein Monster, sondern vier grün leuchtende Sphären. Gleichzeitig legten sich um den Wirbel eine selbe Anzahl von gleichfarbigen Ringen. „Jetzt“, rief Isfanel laut, „Incarnation Fork Summon! Ich stimme die für die Xyz-Beschwörung genutzten Materialien aufeinander ein! White light creates the path to supremacy! Divine arises!“ „Was zur Hölle wird das!?“, schrie Anya geblendet von dem Licht, das aus dem Wirbel trat. „Xyz-Summon, Herald of Salvation, [Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale]! Synchro Summon, Herald of Damnation, [Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk]! Arise!“ Ein greller Blitz schoss durch den bunten Strom und ging durch die Sphären hindurch. Anya gab einen erschrockenen Schrei von sich, als eine Schockwelle aus dem Overlay Network sie beinahe von den Füßen riss. Zuvor geblendet, wagte sie es, die Lider langsam zu öffnen – und erstarrte. Vor Isfanel flogen zwei gewaltige Mechavögel in der Luft. Beide waren mit einer weißen Panzerung bedeckt und anders als bei ihren Artgenossen, konnte man nur an Flügeln und Beinen in das Innere sehen. Der linke Vogel war von schlanker Figur. Eine violette Aura umhüllte ihn, wie er seine weiten Schwingen schützend vor sich hielt, wobei zwei goldene Sphären um ihn kreisten. Der andere war wesentlich größer und kräftiger, umhüllt von orangefarbener Aura und erzeugte mit seinem beständigen Flügelschlag jedes Mal kleine Druckwellen. Kugelrunde, pupillenlose Augen fixierten sich auf Anya – beide Vögel starrten sie an.   Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale [ATK/2400 DEF/2600 {4}] Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk [ATK/2600 DEF/2400 (8)]   „Kneif mich bitte jemand“, stammelte Anya im Angesicht der beiden Monster. „Das ist die wahre Stärke einer Paktkarte“, erklärte Isfanel ungerührt, „mit der Kraft von [Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale] war es mir möglich, mit ihrem Xyz-Material die Synchrobeschwörung eines dazu passenden Synchromonsters zu simulieren, dem Stufe 8 [Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk]. Jedoch kann ich dafür Nightingales Effekt nicht aktivieren in diesem Zug. Deshalb beende ich jenen nun.“   Anya stand jedoch der Mund offen. Dieser Typ hatte nicht ein, sondern gleich zwei Paktmonster und das noch von diesem Kaliber aufs Feld gebracht!? Wie sollte sie an denen jemals vorbeikommen, sie besaß schließlich nur [Gem-Knight Garnet] und eine lausige Handkarte! Allein der Anblick dieser beiden Viecher jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Wenn die nur halb so gut waren, wie Isfanels bisherige Monster, saß sie mächtig in der Tinte! Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte dieser: „An diesen beiden Monstern gibt es kein Vorbei für dich, Anya Bauer. Ich empfinde Mitleid dafür, dass das Schicksal dich betrogen hat, doch kann ich darauf keine Rücksicht nehmen. Dein Tod ist besiegelt.“ Und gerade wollte Anya in ihrer Panik etwas Patziges darauf antworten, da hörte sie einen Schrei und wirbelte in Matts Richtung. Sie sah nur noch, wie er in einer Explosion, ausgelöst durch [Vylon Disigmas] Speer, unterging. „Matt!“     Turn 34 – Another's Mind Gerade so dem Tod entkommen, gibt Matt sein Bestes, um Anothers Fängen zu entkommen. Dieser enthüllt endlich seine Absichten und sorgt damit dafür, dass Matt zu zweifeln beginnt. Gleichzeitig setzt er ihn durch die Inkarnation von Alastairs Paktmonster, [Vylon Seraphim – Embodiment Of Order, Disigma] heftig unter Druck. Aber auch Anya muss sich, nun ganz allein, gegen den übermächtigen Isfanel behaupten, welcher mit jedem Zug seinen vorherigen überbietet … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)