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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 18 - In Cold Blood

Turn 18 – In Cold Blood

 

 

„A-another?“, stammelte Matt leise, in der Hoffnung, dass Alastair diesen Namen nicht hörte.

 

Der einzig Wahre. Von deiner Gemütslage her zu urteilen schätze ich, dass du meinen Namen bereits einmal gehört hast?

 

„Soll das ein verdammter Scherz sein?“

Matt bemühte sich, so leise wie möglich zu sprechen, auch wenn er am liebsten schreien wollte. Doch wenn Alastair etwas davon mitbekam, wären die Folgen undenkbar.

Another war schließlich der Dämon, der Alastairs Familie auf dem Gewissen hat. Und nun sprach er zu ihm, Matt!

„Was willst du hier?“, zischte dieser leise und ließ seinen Gegner dabei nicht aus den Augen, tat so, als überlege er sich eine Strategie mit den vier Karten auf seiner Hand.

 

Eigentlich wollte ich einen alten Freund besuchen, doch wie es scheint, ist der gerade etwas verhindert. Lass mich raten, du hast in seiner Gegenwart die Worte Dämon und Freund in einem Satz gesprochen? Armer Kerl, ich hab ihm wirklich zugesetzt, nicht wahr?

 

Auf die gehässigen Worte hin biss Matt die Zähne zusammen, um bloß nicht die Fassung zu verlieren. Allein anhand der Selbstgefälligkeit dieses Wesens konnte er abschätzen, wie sehr Alastair Another hassen musste. Ein Gefühl, das Matt mit ihm spätestens jetzt zu teilen begann.

„Willst du ihm etwas antun?“, fragte er im Flüsterton. „Dann sei dir schon mal hinter die Ohren, dass ich dich eigenhändig vernichten werde! Ach vergiss es, das werde ich so oder so!“

 

Das sagen sie alle. Seit über fünfzehn Jahren verfolgt mich der Bengel und jedes Mal, wenn wir uns begegnen, endet es in einer Katastrophe. Warum glaubst du, dass du besser bist als er, Grünschnabel?

 

„Halt's Maul!“, fluchte Matt nun und hätte sich ohrfeigen können.

„Was ist los?“, fragte Alastair nicht weiter überrascht. „Gehen die Nerven mit dir durch? Du bist am Zug, Verräter.“

„Ich muss noch etwas überlegen“, grinste Matt gequält, „ist sozusagen ein innerer Konflikt, wie ich dir am besten in den Arsch trete.“

 

Momentan sieht es aber nicht so aus, als würdest du das können. Eigentlich ist es eher anders herum der Fall. Und das weißt du auch.

 

„Was immer du hier bezwecken willst, ich rate dir zu verschwinden!“

 

Sonst? Willst du mich mit deinen Zaubertricks foltern? Was glaubst du denn, warum Alastair mich bisher nicht erledigt hat? Weil körperlose Wesen leider nicht sehr anfällig für Klingen sind. Auch nicht, wenn sie verhext sind. Aber die Erfahrung wirst du sicher auch noch machen. Wenn du noch so lange lebst, heißt es.

 

Matt schnaufte wütend.

Was wollte diese Bestie hier? Ausgerechnet jetzt musste der sich einmischen! Er, der der Grund war, warum Alastair ein Dämonenjäger geworden ist! Und dieses Wesen redete nun auf ihn ein?

Ganz egal wie man es betrachtete, Matt wusste, dass er in ernsten Schwierigkeiten steckte. Wenn Refiel Anothers Anwesenheit bemerkte, würde Alastair nicht eher schlafen, bis es einen Summers weniger auf der Welt gab!

 

Was meinst du? Soll ich dir helfen? Du kennst ja das Procedere schon vom Hörensagen. Aber ich verspreche dir, dass es live ein völlig anderes Erlebnis ist.

 

Daraufhin glaubte der Dämonenjäger seinen Ohren nicht zu trauen. Hatte Another ihm soeben einen Pakt angeboten?

„Hilfe!? Von dir!?“

 

Gewiss. Du wirst sicherlich einsehen, dass deine Lage nicht gerade die Beste ist. Zähl doch mal deine Lebenspunkte. Da macht's einer nicht mehr lange.

 

[Alastair: 3500LP / Matt: 600LP]

 

Zwar war es richtig, dass Matt deutlich im Nachteil war, aber zu glauben, er würde sich auf einen Pakt einlassen war wahnsinnig! Und schon gar nicht mit Another, dem wohl heimtückischsten Dämonen, dem er und Alastair je begegnet waren.

Mehr oder weniger zumindest, Matt selbst hatte Another nie getroffen, da Alastair immer alleine auf die Jagd ging, wenn sein Erzfeind involviert war.

 

Natürlich saß Matt in der Patsche, das wusste er. Sein Feld war leergefegt, seine Hand bestand aus vier relativ nutzlosen Karten und Alastair kontrollierte sowohl eine unglaublich gefährliche Kreatur, als auch eine verdeckte Karte. Was spielte es da für eine Rolle, dass sein Blatt leer war?

Geradezu majestätisch bäumte sich [Vylon Epsilon] auf und spreizte seine Schwingen, die an einem goldenen Ring über seinem Rücken befestigt waren.

 

Vylon Epsilon [ATK/3400 DEF/1200 (8)]

 

„Verschwinde!“, zischte Matt und zog von seinem Deck, welches sich auf der schwebenden Marmorplatte befand, auf der der Spielplan von Duel Monsters abgebildet war.

Doch als Matt die gezogene Karte erblickte, seufzte er. Sie würde ihm zwar etwas Zeit verschaffen, stellte aber keine Lösung für sein Problem dar, an Alastairs Monster vorbeizukommen.

 

Sieh an, sieh an. Sind wir immer noch so überzeugt von uns?

 

Matt warf einen Blick über die schwarzen Flammen, die den Duellbereich umgaben, damit jener nicht betreten oder verlassen werden konnte. Anya lag immer noch bewusstlos am Boden, da ihr Geist sich vermutlich im Elysion befand und direkt mit Levrier kommunizierte. Das Elysion war der einzige Ort, der zu hundert Prozent sicher vor Refiels Observation war. Wobei es fraglich war, ob Levrier überhaupt darum wusste.

 

Dennoch! Wie war Another hier hereingekommen? Denn um die Nachbarschaft herum hatte Matt einen Bannkreis erschaffen, der aus helllichtem Tag eine tiefe Nacht gemacht hatte. Zudem wirkte es in ihm so, als wären einige Gebäude in ihrer Mitte durch die Wände des Bannkreises geteilt worden.

So einen Bannkreis zu betreten war ohnehin schon sehr schwer. Wenn man jedoch noch nicht einmal über ein Gefäß verfügte, wie es bei Another der Fall war, waren die Chancen unglaublich gering, sich Zugang zu seinem Inneren verschaffen zu können. Woraus Matt mit erzürnter Miene schloss, dass Another bereits hier war, als er den Kreis errichtet hatte. Denn man konnte bei dieser Art von Bannkreis nur diejenigen aussperren, um deren Präsenz man vorher wusste.

Verfolgte Another Alastair etwa?

 

Nanu, so still? Denkst du über meine Worte nach?

 

Dem mochte zwar so sein, was Matt sich allerdings nicht anmerken lassen wollte. Er richtete wieder sein Augenmerk auf sein Blatt und musste leise fluchen. Im Zug zuvor hatte er [Steelswarm Scout] auf den Friedhof geschickt und ursprünglich vorgehabt, ihn nächste Runde von dort zu reanimieren und [Steelswarm Moth] zu beschwören, womit er zwei Karten von Alastairs Spielfeldseite auf dessen Hand zurückgeben konnte. Nur gab es jetzt ein Problem: er hatte nicht mehr genug Lebenspunkte für dieses Unterfangen!
 

„Okay“, fasste sich Matt schließlich ein Herz und zückte eine Karte aus seinem Blatt. Es war die, die er zuvor gezogen hatte. „Diese Runde schlagen wir etwas ruhigere Töne an. Ich aktiviere [One Day Of Peace]. Wir beide ziehen jetzt eine Karte und können bis zum Ende deines nächsten Zuges keinen Schaden mehr an den Lebenspunkten des Gegners anrichten.“

„Du musst wirklich verzweifelt sein“, erwiderte Alastair, der die ganze Zeit über geduldig gewartet hatte und nun eine Karte zog. „Das schindet auch nur Zeit. Lange wirst du so nicht durchhalten.“

Matt zog ebenfalls und ärgerte sich über die Tatsache, dass sein Freund recht hatte. Besonders angesichts seiner neu aufgezogenen Karte, die komplett nutzlos für ihn war. Es half nichts, er musste zusehen, eine halbwegs solide Verteidigung aufzubauen. „Okay! Ich setze eine Karte verdeckt und dazu noch ein Monster im Verteidigungsmodus! Wollen wir erstmal sehen, ob du Recht behältst!“

Die beiden Karten tauchten vor ihm auf, als er sie auf den Spielplan legte.

 

Komm schon, wir beide wissen, dass er recht hat. Und glaub mir, Matt Summers, es wird noch schlimmer werden. Ich weiß es, ich habe es gesehen.

 

„Verschwinde endlich aus meinem Kopf, du elende Ratte! Leg dich meinetwegen mit Alastair an, der wartet nur darauf!“

 

Eigentlich bin ich auch deswegen hierher gekommen. Die Dinge entwickeln sich zurzeit nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Deshalb muss ich sie jetzt gerade biegen.

 

„Was soll das jetzt heißen!?“

 

Darüber können wir reden, wenn Alastair seinen Zug beendet hat. Ich denke, du wirst dann etwas kooperativer sein.

 

Matt pfiff abfällig. Von wegen! Dank des Effekts seiner Zauberkarte war er den ganzen nächsten Zug lang über geschützt!

„Mein Zug“, verkündete sein Gegner derweil und zog auf zwei Karten auf. Er blickte mit vereister Mimik auf und setzte ein künstliches Lächeln auf. „Es mag stimmen, dass ich nicht effektiv anzugreifen vermag, doch den Effekt von [Vylon Epsilon] kann ich dennoch nutzen.“

Die über ihm verharrende Engelskreatur legte seine massiven Handflächen aufeinander und bündelte in ihnen eine gleißende Lichtsphäre.

„Indem ich einmal pro Zug eine Ausrüstungsmagie von meiner Kreatur entferne“, erklärte Alastair, nahm [Vylon Material], mit der Epsilon ausgerüstet war und legte sie auf den Ablagestapel, „zerstöre ich eine deiner Karten. Dein Monster ist mein Ziel.“

 

Vylon Epsilon [ATK/3400 → 2800 DEF/1200 (8)]

 

Im Anschluss feuerte der mechanische Engel seine Energiekugel ab und löste auf Matts Spielfeldseite eine heftige Explosion aus. Mit wehendem Haar stieß Matt einen wütenden Seufzer aus, hatte er doch gehofft, dass Alastair sich auf seine verdeckte Karte und nicht auf [Steelswarm Gatekeeper] konzentrieren würde.

„Effekt von [Vylon Material] aktivieren“, rief Alastair unbeirrt, „wenn es auf den Friedhof gelegt wird, erhalte ich eine neue Vylon-Magiekarte von meinem Deck.“

Er zeigte sie zwischen seinen Fingern hervor. „Dies ist [Vylon Segment]. Und ich rüste [Vylon Epsilon] damit aus, sodass es nun nicht länger als Ziel von Monster- und Fallenkarteneffekten erwählt werden kann.“

Mit einer Karte in der Hand beendete er schließlich seinen Zug. „Dein Ende ist nahe.“

 

„Verdammter Mist“, knurrte Matt im Angesicht von [Vylon Epsilon]. Jetzt war diesem Ding noch schwerer beizukommen. All seine Hoffnung ruhte nun in seinem nächsten Zug.

„Kann ja nur schief gehen“, gluckste er niedergeschlagen und griff nach seinem Deck. „Aber so schnell lass ich mich nicht abservieren! Draw!“

Mit Schwung zog er die nächste Karte von dem Stapel vor ihm, doch als er sie erblickte, lachte er ironisch auf. „Das war ja so was von klar …“

 

Hab ich dir zu viel versprochen? Bist du jetzt bereit zu verhandeln?

 

„Niemals!“, donnerte Matt entschlossen. Another sollte endlich Land gewinnen, er würde diesem Monster nicht einmal klein beigeben, wenn er dafür seine geliebte Tara wiedersehen konnte. Solche wie der waren der Grund, warum Alastair ein so hasserfülltes und kompromissloses Leben führte. Er durfte nicht so enden, sagte sich Matt, denn wenn er seine Freundin und seine Schwester Sophie jemals wiedersehen wollte, musste er überleben!

Doch wie sollte er das in seiner jetzigen Situation anstellen? Er war Alastair gegenüber machtlos …

 

Worte, gesprochen mit solcher Endgültigkeit. Bist du einfach nur einfältig oder sehnst du dich etwa nach dem Tod?

 

„Weder noch!“

 

Warum dann diese harsche Zurückweisung? Du hast doch noch gar nicht darüber nachgedacht, was die Vorteile wären, mich an deiner Seite zu haben.

 

„Es gibt keine!“

Nein, dachte sich der Dämonenjäger, er würde sich nicht für die Worte dieser Kreatur öffnen!

Sicher gab es einen Weg, Alastairs eisernem Griff zu entkommen. Er musste nur nachdenken!

 

Und wieder diese Engstirnigkeit. Heißt das, du willst deinen Freund nicht retten? Immerhin könntest du Anya Bauer eigenhändig töten, solltest du über Kräfte verfügen, die von einem Pakt herrühren. Etwas, das Alastair nicht von sich behaupten kann, mit seinem kleinen Engelchen auf der Schulter.

 

Allerdings schüttelte Matt entschieden den Kopf. Das waren doch nur armselige Versuche, ihn verführen zu wollen. Natürlich bestand diese Möglichkeit im Falle eines Vertrags zwischen ihm und Another, doch es gab so vieles, was dagegen sprach. Einmal abgeschlossen, war dieses Wesen in ihm verankert, konnte im Schlimmstfall sogar seinen Körper übernehmen! Außerdem …

Matt sah über die Flammen hinweg zu der am Boden liegenden Anya. Sie schien immer noch im Elysion gefangen zu sein.

Er hatte ihr das Friedensangebot gemacht. Es jetzt zu brechen ging gegen seine Grundsätze, auch wenn sie objektiv gesehen immer noch seine Feindin war. Außerdem war es ohnehin schon schlimm genug, dass Alastair ihn als Verräter ansah. Noch ein Gesinnungswechsel würde alles nur verkomplizieren, zumal das jetzt hinsichtlich seines Freundes sowieso etwas spät kam …

 

~-~-~

 

„Was zur Hölle soll das!?“, fauchte Anya wütend.

Sie stand inmitten des leuchtenden, sich drehenden Mosaiks der Erde, welches ihr Elysion darstellte. Um sie herum nur die Dunkelheit, fand sie sich Levrier gegenüber, welcher einmal mehr seine Form nach Anyas Vorbild gewählt hatte. Aus der Weite betrachtetet sahen sie aus wie Zwillingsschwestern. Nur anhand der zornigen Mimik konnte man Anya identifizieren, während Levrier eher teilnahmslos in die Leere starrte.
 

„Ich denke, ich weiß nun, was wir tun müssen, um Eden zu werden.“

„Das ist aber schön für dich! Lass mich raten, diese Laberbacke Matt hat dir den entscheidenden Tipp gegeben?“, fragte Anya zynisch und verschränkte die Arme. „Wir müssen alle opfern, die ein Mal haben, nicht wahr?“

Levrier neigte seinen Blick auf sie herab und nickte. „Das ist korrekt. Nun, da er es gesagt hat, fühle ich, wie mein Wissen wiederkehrt. Die Frage ist … warum lag es verborgen? Wie konnte ich etwas derart Wichtiges vergessen?“ Er fasste sich nachdenklich an die Stirn. „Es gibt nur eine Erklärung dafür. Jemand muss mein Gedächtnis manipuliert haben.“

„Oder du hast ganz einfach Alzheimer“, kommentierte Anya das Ganze gallig. Sie stemmte die Hände in die Hüften und grinste fesch. „Alt genug bist du ja dafür.“

„Vielleicht irre ich mich auch.“

„Wäre ja nicht das erste Mal. Aber damit, dass du nutzlos bist, habe ich mich schon lange abgefunden.“

 

„Wir müssen die Orte finden, an denen die Pakte geschmiedet worden sind.“

„Huh?“ Überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel horchte Anya auf. „Und warum?“

„Mein Gedächtnis ist noch nicht klar“, antwortete Levrier, immer noch mit der Hand auf der Stirn, „doch allein ein Opfer zu erbringen reicht nicht. Wir müssen sie in eine Verbindung setzen. Nur so werden sie zu wahren Zeugen der Konzeption.“

Anya zuckte mit den Schultern. „'kay, dann machen wir das.“

„Nimm das nicht auf die leichte Schulter!“, mahnte Levrier Anya plötzlich laut. „Erkennst du denn nicht, was es bedeutet, Eden zu werden? Du musst nicht einfach nur deine Menschlichkeit aufgeben! Du musst Leben opfern. Valerie Redfield. Sie ist deine Freundin. Und auch wenn du Alastair hasst, könntest du ihn einfach so dem Limbus zum Opfer fallen lassen?“

„Mir doch egal! Dann sollen sie eben verrecken!“

„Du kannst mich nicht täuschen, Anya Bauer!“, polterte Levirer nun und zeigte gnadenlos mit dem Finger auf sie. „Alle, aber nicht mich. Jemanden zu töten war und wird nie deine Absicht sein. Dafür schätzt du das Leben zu sehr!“

Getroffen blickte das Mädchen weg. „Halt den Mund! Du weißt gar nichts über mich, du elender Parasit! Was soll dieses ganze Gelabere überhaupt? Du willst doch Eden werden! Sei doch froh, dass es an der Ausstattung dafür nicht mangelt!“

„Ich werde zu Eden werden“, meinte Levrier nun wieder ruhig, „deine Person spielt keine Rolle mehr, ich könnte deinen Körper jederzeit für mich in Anspruch nehmen. Was ich dir verdeutlichen will ist das Schicksal dieser Menschen, sollte mein Vorhaben gelingen. Und es wird zu deinem Schicksal werden, wenn wir versagen. Der Limbus.“

 

Das schon wieder, dachte das Mädchen ärgerlich. War das jetzt das neue Trendwort? Langsam kam sie mit diesen ganzen Quatschbegriffen nicht mehr mit …

„Uuuuuuh, wie schreeeeckliiiiiich! Was zum Teufel ist dieser verdammte Limbus überhaupt? Wieso machst du so ein Geheimnis daraus?“

„Wenn du wirklich wissen willst, was der Limbus ist, so werde ich es dir sagen.“ Levrier schloss die Augen und neigte seinen Kopf zur Seite. „Jeder Pakt basiert auf einem Versprechen gegenüber dem Wesen, welches ihn anbietet. Es gibt viele Formen und Arten eines Pakts. Manche Versprechen gelten solange, bis das Gefäß stirbt, andere – so wie unseres – bis zu einem bestimmten Tag oder Ereignis. Doch egal was auch die Bedingungen sind, sollte dieses Versprechen gebrochen werden, wird die Seele des Gefäßes in den Limbus gezogen.“

Alles was Anya von sich gab, war ein knappes: „Aha.“

„Seelen können dem Limbus auf ganz unterschiedliche Weisen zum Opfer fallen. Sie können verbannt werden oder der Tribut für einen höheren Zweck sein, wie es bei Edens Erwachen der Fall ist. In unserem Fall würde der Pakt deiner Freunde zerbrechen, wenn wir sie opfern. Daher werden ihre Seelen in den Limbus gezogen.“

„Ja, ja, kommst du auch mal zum Punkt“, giftete Anya und verschränkte ungeduldig die Arme. „Was-ist-der-Limbus!?“

„Der Ort ohne Wiederkehr. Keine Macht dieser Welt vermag es, in ihn einzudringen, oder ihn zu verlassen. Wenn deine Seele einmal dort gefangen ist, kann sie nie wieder reinkarniert werden.“ Levrier öffnete die Augen. „Er ist die wahre Hölle, von Wesen jenseits unserer Vorstellungskraft erschaffen, um zu bestrafen, was sich gegen die natürlichen Gesetzmäßigkeiten dieser Welt auflehnt. Natürlich weiß niemand, was genau im Limbus auf uns wartet …“ Er sah nun Anya tief in die blauen Augen. „… aber eine Seele kann nicht ohne Weiteres schwinden. Du wirst unsterblich sein, gefangen in einer Welt aus deinen schlimmsten Albträumen. Du oder die Opfer, die Eden dargebracht werden müssen. Das ist, was sie über den Limbus sagen.“

„In dem Fall“, entgegnete Anya leise, „Pech für sie.“

 

~-~-~

 

„Verdammt“, zischte Matt mit schweißnasser Stirn. Alles Denken hatte nichts gebracht, die Situation blieb unverändert – er stand kurz vor seiner Niederlage. Und dieser verdammte Dämon wollte nicht aufhören, ihn mit seinen Worten einzulullen.

 

Ist das dein Lieblingswort? Wie wahr, du bist verdammt dazu, durch die Hand deines besten Freundes zu fallen. Oh schade, schade, ich hätte dich wirklich für klüger gehalten. Du versuchst nicht einmal, hinter die Fassade zu sehen.

 

„Was soll das heißen!?“

 

Für dich und Alastair bin ich der Mörder seiner Familie. Dies bestreite ich auch nicht. Aber habt ihr euch jemals gefragt, -warum- ich ausgerechnet seine Eltern getötet habe?

 

Keuchend schreckte Matt zurück, als die Welt um ihn herum zu einer einzigen schwarzen Masse mutierte. Glühender Wind schlug ihm entgegen, als er sich plötzlich einem lichterloh brennenden, zweistöckigen Haus gegenüber sah. Außer dem Knistern der Flammen war kein Laut zu vernehmen. Die Straße um ihn herum war verschneit, es war mitten in der Nacht.
 

„Das ist der Tag, an dem Alastair zu einem Waisenkind wurde“, sprach plötzlich jemand neben dem überraschten Matt. Dieser erstarrte, als er die Person an seiner Seite bemerkte. Welche sein Zwillingsbruder hätte sein können. Doch sofort realisierte er, dass dies nur Another war, der sein Aussehen missbrauchte.

„Warum zeigst du mir das!?“, verlangte Matt erzürnt zu wissen.

„Um ein Exempel zu statuieren. Diejenigen, die Eden zu nahe kommen, bringen nur Leid über sich und ihre Liebsten“, erwiderte Another ernst und zeigte auf die brennende Tür des Hauses, welche plötzlich aufschwang. „Dort. Der Engel Refiel erbarmt sich dem unschuldigen Alastair.“

„Was soll das heißen!?“, fauchte sein Gegenüber aufgebracht und würdigte dem, was dort aus der Tür kam, keines Blickes. „Was hat Eden damit zu tun?“

„Eine Menge. Alastairs Eltern waren Dämonenjäger, gefürchtet von allem, was den Menschen Angst einjagt. Doch so gefährlich sie auch waren, so dumm waren sie auch. Sie wollten mithilfe einer gefährlichen Technik Edens Erwachen erzwingen und hätten dabei das gesamte Weltgefüge auseinander gerissen.“ Der falsche Matt drehte sich zu seinem fleischlichen Gegenstück um. „Wenn Eden erweckt werden soll, dann auf natürliche Weise, innerhalb des Zyklus, der nur etwa alle 200 Jahre stattfindet. Ihr versuchtes Eingreifen in Dinge, die nicht geändert werden dürfen, wurde mit dem Tode bestraft. Ich wurde lediglich auserkoren, ihr Richter zu sein.“

„Von wem, huh!? Vom Teufel!?“

„Vom Schicksal.“
 

Matt schnaufte aufgebracht und wandte den Blick ab. Die Selbstgefälligkeit dieser Bestie war zu viel für ihn. Was immer Alastairs Eltern getan hatten rechtfertigte nicht, einem Kind die Familie zu rauben! Abgesehen davon war er sich sicher, dass dies ohnehin nur Lügen waren. Um ihn zu bezirzen.

 

Überrascht sah er auf, nur um eine völlig in Weiß verhüllte Person zu sehen, die einen bewusstlosen, vielleicht zwölfjährigen Jungen in den Armen trug und über die Straße direkt an ihnen vorbei schritt. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, war nicht zu erkennen, wie Alastairs Retter aussah. Doch auch so wusste Matt bereits, dass es sich um Refiel handelte.

„Sie hassen uns.“

„Mit recht!“

Another lachte auf. „Wie wahr. Gerade Refiel ist ein besonderes Exemplar von Engel. Er tut alles, um Gottes Wohlgefallen zu erringen. Einzig zu dem Zweck, zum Erzengel erhoben zu werden.“

„Mir doch egal. Ich kann den Kerl sowieso nicht leiden.“ Obwohl er ihn nie gesehen hatte, fügte Matt dabei noch im Gedanken hinzu.

„Er dich auch nicht. Wie ich ihn einschätze, bist du ihm sicher ein Dorn im Auge“, meinte Another amüsiert, „wenn es nach ihm ginge, dürfte kein Mensch einen freien Willen besitzen. Schon gar nicht sein Schützling.“

„Warum erzählst du mir das?“

„Ich bin heute in Plauderlaune“, reagierte Another mit einem Schulterzucken. „Wenn es uns nicht gäbe, hätten die Engel schließlich keinen Job.“

Plötzlich drehte er sich mit einem diabolischen Grinsen zu Matt um. „Immerhin sind wir sozusagen für den Tod einer ihrer Kultfiguren verantwortlich.“
 

Mit einem Schlag wurde Matts Umfeld in tiefes Schwarz getönt. Erschrocken stellte er fest, dass er auf einem kreisrunden Mosaikbild stand, welches unzählige Zahnräder abbildete, die ineinander verkeilt waren. Das Bild drehte sich unter seinen Füßen.

„Elysion …“, murmelte er erstaunt und sah auf. „Ich habe gar nicht gemerkt-!“

„Wer noch nie hier war, bemerkt den Übergang nicht. Schon das brennende Haus gehörte dazu“, erklärte sein Spiegelbild auf der gegenüberliegenden Seite des Mosaiks. „Aber die Zeit des Redens ist jetzt vorbei. Nach wie vor haben wir zu klären, ob du einen Pakt mit mir schließt oder nicht.“

„Du kennst die Antwort bereits!“

Mit der flachen Hand deckte Another plötzlich seine linke Gesichtshälfte ab. „Natürlich tu ich das, du wiederholst dich wie eine ausgeleierte Schallplatte. Du könntest ja nie mit einem bösen Dämon wie mir zusammenarbeiten.“

Irritiert von der Geste seines Gegenübers schwang Matt wütend den Arm aus. „Verdammt richtig!“

Daraufhin rückte Another mit seiner Hand zur anderen Gesichtshälfte. „Könnte man meinen. Deine Lippen sagen nein, aber in deinem Inneren sieht es doch ganz anders aus. Du weißt, dass du mit meiner Macht Anya Bauer vernichten und so deinen Freund retten könntest. Das willst du doch. Wenn du Alastair verraten vermagst, dann sie erst recht.“
 

Matt schluckte. War er so einfach zu durchschauen?

Er wollte Alastair um alles in der Welt retten, weil dieser ihm ein neues Leben geschenkt hatte. Die ständige Flucht vor der Polizei hatte ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben. Ohne Aufgabe war er ziellos durch die Welt gewandert.

„Sie kamen ohne Vorwarnung …“

Es war in einer Seitengasse gewesen, als sie ihn entdeckt hatten. Vor drei Jahren, an -dem- Tag …

 

Hände hinter den Kopf“, befahl einer der Polizisten.

Eingekesselt wie er war, blickte der heruntergekommene Matt nach vorn und zurück, doch zu beiden Seiten lauerte je ein Polizist mit gezückter Dienstwaffe.

„Das ist er, Hank“, meinte der Polizist, der ihm direkt gegenüber stand. „Den Typen hab ich neulich erst auf einem Fahndungsfoto gesehen! Pff, hast dich ja ganz schön verändert, Kleiner!“

Es stimmte, Matt war viel hagerer als damals, ungepflegt mit Dreitagebart und ungewaschenen Klamotten. Und auch wenn sein Haar etwas länger war, waren ihm die Grundzüge erhalten geblieben.

„Auch das noch“, brummte er fassungslos.

Was meinst du Willy, wie viel bekommen wir für den?“, fragte Hank, der Polizist hinter ihm, seinen Partner.

„Vielleicht 'nen neuen Job? Immer nur auf die Suche nach verdorbenen Seelen zu gehen ist langweilig. Lieber will ich was mit 'nem gewissen Nervenkitzel.“

Matt horchte auf. Irgendetwas stimmte mit diesem Mann nicht. Bildete er sich das ein, oder- Nein! Die Augen, sie waren anders! Er konnte es nicht definieren, aber ihre Form war unmenschlich.

„Verdorben? Sie kennen mich doch gar nicht!“

Halt den Mund, du Rotzgöre! Allein dein Anblick macht mich krank“, erwiderte Willy voller Abscheu. „Du bist nicht das, für was du dich ausgibst! So einen wie dich können wir nicht gebrauchen in unseren Riegen! Nahezu widerlich rein …“

Matt stieß mit dem Rücken gegen die Häuserwand, panisch einen Blick zurückwerfend. Auch der andere Polizist hatte plötzlich diese unheimliche Ausstrahlung. Und die Augen, sie verfärbten sich langsam schwarz, komplett schwarz!

Was seid ihr!?“, fragte Matt hysterisch. „Ihr seid keine Cops!“

„Doch sind wir! Nebenberuflich“, lachte Willy, „wir fangen böse Buben. Und die besten von ihnen schicken wir an einen Ort, den du wohl am ehesten als 'Hölle' kennst. Aber du bist wertlos!“

„Drum werden wir dich wohl erschießen müssen“, fügte Hank hinzu, „ich meine, als gesuchter Mörder? Wer würde es uns verübeln?“

Matt wandte sich an den Polizisten vor ihm, bereits fieberhaft nach einem Ausweg suchend. „Soll das ein verdammter Scherz sein!? Ich wehre mich doch gar ni-“

Doch bevor er geendet hatte, schnellte eine Messerklinge aus dem Hals des Polizisten Willy hervor. Auch seine Augen waren pechschwarz, doch glühten kurz auf, ehe er zusammenbrach.

„Das solltest du aber“, sprach die Gestalt, die aus dem Nichts hinter dem Mann erschienen war. Es war Alastair.

 

Das war der Tag, als Alastair ihm das Leben gerettet und sich fortan um ihn gekümmert hatte. Über drei Jahre lag das nun zurück. Matt seufzte. Er musste die Schuld begleichen. Aber sicher nicht, indem er einen Pakt mit dem Wesen einging, das Alastairs Familie auf dem Gewissen hatte. Nicht auszudenken wären die Konsequenzen eines Pakts! Denn egal welche Kräfte er erlangte, Another könnte praktisch jederzeit seinen Körper übernehmen, wenn er nicht vorsichtig war. Noch dazu wäre er ebenfalls ein Zeuge der Konzeption, eines der potentiellen Opfer für Edens Erwachen.

Und Anya … er konnte sein Versprechen, ihr zu helfen, nicht brechen. Auch wenn sie zu töten das geringere Übel wäre.

„Mit mir kannst du Edens Erwachen aufhalten“, sagte Another in Matts Gestalt ruhig, „ohne mich zusehen, wie dein Freund geopfert wird. Natürlich gäbe es eine dritte Alternative.“

„Welche!?“

„Du tötest ihn. Dann würdest du seiner Seele zumindest den Limbus ersparen.“

Aufgebracht stampfte Matt auf. „Einen Teufel werde ich tun!“

„Selbstverständlich kannst du das nicht. Vorher müsstest du an seinem Herrchen vorbei … und natürlich deiner eigenen Naivität. Dein Egoismus wird ihm nur Leid bringen.“

„Ich werde ihn nicht verraten!“

Another lachte auf. „Das hast du bereits getan. Und ganz gleich was du sagst, kannst du dich am Ende doch nicht vor der Wahrheit verschließen. Matt Summers, du strebst nach meiner Macht.“

Eine Faust ballend, zeigte der junge Mann außer sich vor Zorn auf sein Gegenstück. „Red' nicht weiter!“

„Wusstest du, dass ein Pakt nicht mit Worten geformt werden muss? Die Antwort liegt in der Seele“, erklärte Another und schloss die Augen, „und deine Seele wünscht sich nichts mehr, als Eden zu vernichten. Und deshalb werden wir den Pakt schließen!“

„Ich sagte nein!“

„Und ich ja!“
 

Der falsche Matt zersprang plötzlich in tausende schwarze Partikel, die eine Wolke bildeten. Erschrocken wich das Original zurück, als jene auf ihn zugeschossen kam. Überall drangen die schwarzen Kugeln in seinem Körper ein, während Matt schreiend auf die Knie fiel und sich den Kopf hielt.

„Verschwinde! Ich lasse dich nicht hinein!“, rief er stur.

Doch eine Antwort erhielt er nicht. Das brauchte er auch gar nicht, denn als das Mosaik unter ihm zerbrach und er in die Tiefe fiel, wusste Matt, dass Another nicht gelogen hatte. Der Pakt war ohne seine Zustimmung geformt worden.

„Wie …?“, murmelte er leise, als er in der Ferne ein grelles Licht bemerkte. Ein Schatten wurde auf ihn geworfen, schmal, dafür aber unglaublich hoch. Matt hielt eine Hand vor sein Gesicht, um nicht geblendet zu werden. Glockengeräusche ertönten im Hintergrund, als das Bild vor ihm deutlicher wurde. Der schwarze Turm lief immer spitzer gehend zusammen, doch an seinem Ende thronte eine mächtige Kuppel mit langen, hornartigen Auswüchsen, an denen dutzende goldene Glocken befestigt waren.

Bevor Matt jedoch weitere Details erhaschen konnte, blendete ihn das Licht so stark, dass er die Augen zusammenkneifen musste.

 

„... dass du so tief fallen würdest …“

Matt schreckte auf. Er stand noch immer vor dem Duel Monsters-Spielplan und hielt seine Karten in den Händen. Er blickte herüber zu Alastair, der leichenblass war und wie eine Salzsäule mit geweiteten Augen verharrte. „Einen Pakt zu formen … nun bist du wahrlich einer von ihnen.“

„E-es ist nicht-“

„Halt den Mund!“ Alastair zeigte mit dem Finger auf ihn. „Refiel hatte recht! Ich hätte dich damals nicht am Leben lassen dürfen! Irgendwann würdest du mich ins Unglück führen und sieh, was nun geschehen ist! Jetzt kann dich nichts mehr retten!“

Nicht wissend, wie er darauf reagieren sollte, betrachtete Matt seinen Arm und hielt geschockt inne. Tatsächlich war da das Symbol eines Pakts. In violetter Farbe gehalten, war dort ein sphärenartiges Objekt, das von dämonischen, ledrigen Schwingen umhüllt war. Der letzte Beweis, dass Another ihn in den Pakt gezwungen hatte.

„Wie ist das möglich!?“ Matt konnte es nicht glauben. Kein Dämon konnte einen Pakt ohne Einwilligung eingehen! Wieso traf das auf Another nicht zu!?

 

Anstatt vergossener Milch nachzuweinen, solltest du lieber deine neuen Kräfte nutzen und dich zur Wehr setzen. Du stehst jetzt auf einer Ebene mit ihm, was den kleinen Nachteil hat, dass er dich jetzt erst recht töten will. Er mag halt keine anderen Götter neben sich.

 

„Halt's Maul, du-“
 

Oh, bitte … nur nicht so wütend. Ich hab es dir doch erklärt, oder? Dein Kopf sagt nein, deine Seele hat regelrecht ja geschrien. Wieso überspringen wir nicht dein weinerliches Gehabe und kommen zur Sache? Vielleicht erweist sich unsere Partnerschaft ja für beide Seiten als nützlich?

 

„Red Klartext!“

 

Womöglich gibt es einen Weg, ihn und Anya Bauer zu retten. Und alle anderen Involvierten. Doch dafür brauchst du wohl oder übel meine Hilfe. Die wirst du auch bekommen, wenn du mir hilfst.

 

„Und was willst du!?“

Matt glaubte kein Wort von dem, was Another da sprach. Einen Weg, alle zu retten!? Den gab es höchstens im Märchen! Keine seiner Aufzeichnungen verwies auf so eine Option und auch wenn sie nicht alles abdeckten, sagten alle Quellen, dass diejenigen, die als Gefäß für die Gründer dienten, für immer verloren waren.

 

Das ist sehr simpel. Zerstöre den Turm von Neo Babylon für mich.

 

„Warum!?“
 

Warum nicht? Darüber hast du selbst schon nachgedacht, daher solltest du hier wohl kaum an deine moralischen Grenzen stoßen. Mehr verlange ich im Gegenzug für meine Hilfe nicht. Wenn du mir nicht vertraust, lass mich dir meine Aufrichtigkeit beweisen, indem ich mir deinen Körper nicht sofort zum Untertan mache.

 

Matt schnaufte aufgebracht. Er fühlte sich unendlich hilflos. Niemals wollte er dieser mordenden Bestie seinen Körper überlassen, aber sie hatte jetzt die Zügel in der Hand. Und es gab keine Möglichkeit, sie wieder loszuwerden …

„Wenn du nicht sofort deinen Zug durchführst, werte ich ihn als beendet“, mischte sich Alastair nun wieder ein. „Und bedenke, dass ich dich exorzieren muss. Du weißt, was das heißt?“

„Meine Seele kommt in den Limbus …“ Die Erkenntnis traf Matt wie ein Schlag. Jetzt, da er in einem Pakt stand, würde der erzwungene Verlust Anothers dazu führen, dass seine eigene Seele im Limbus verloren geht. „Auch das noch. Wenn ein Paktträger stirbt, ist es nicht so schlimm. Aber wenn dabei sein Paktdämon gewaltsam entfernt wird, landet die Seele im Limbus …“

Alastair nickte knapp. „Das hast du dir selbst zuzuschreiben.“
 

Nervös ließ Matt den Blick auf sein Blatt sinken. Er konnte nichts mehr tun! Es gab keine Strategie, die ihn aus dieser Situation brachte. Alastairs [Vylon Epsilon] war zu stark, gut beschützt dank [Vylon Segment], noch dazu besaß Alastair eine verdeckte Karte. Ihm hingegen blieben nur eine beinahe nutzlose Falle und vier ebenso unbrauchbare Handkarten.

„Es ist vorbei“, murmelte er leise.
 

Sieh in deinem Extradeck nach. Dachtest du, ich würde einen Pakt mit dir schließen, nur um im Anschluss wieder ausgetrieben zu werden?

 

Widerwillig folgte Matt der Anweisung und griff nach seinem Extradeck, welches gesondert auf der linken Seite seiner schwebenden Marmorplatte lag. Es befanden sich nur wenige Karten darin, Xyz-Monster, die er in seiner momentanen Lage nicht beschwören konnte. Doch …

„Dieses ist neu!“, stellte er überrascht fest. „Das ist-“

 

Das Symbol unseres Paktes, korrekt. Ich war so frei sie so zu gestalten, dass sie deinem Freund große Schwierigkeiten bereiten kann. Los, beschwöre sie.

 

„Nein!“

 

Also willst du lieber für alle Zeiten im Limbus gefoltert werden? Wenn du meinst …

 

Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. Er konnte unmöglich das 'Geschenk' dieses Dreckskerls annehmen! Dieser Pakt basierte nicht auf gegenseitiger Zustimmung! Und er war gewiss kein Sklave Anothers, er würde sich nicht auf dessen Hilfe einlassen!

Matt schluckte. Aber wenn er es nicht tat, würde er seinen nächsten Zug nicht mehr erleben …

 

Stell dich nicht so an, es ist nur eine Karte. Alastair würde sich auch nicht scheuen, Refiels Geschenk gegen dich einzusetzen.

 

Refiel war zumindest ein Engel!

Egal wie Matt es jedoch drehte und wendete, es gab keine Alternative. Es musste sein, wenn er seinem Freund das Schicksal ersparen wollte, was dieser ihm nun androhte.

Schließlich nickte er. „Von mir aus … Aber wage es nicht, dich noch weiter einzumischen.“
 

Wenn die Situation es gebietet, werde ich entsprechende Maßnahmen einleiten.

 

„Tch!“ Matt sah zu Alastair auf. „Ich weiß, was du von mir denkst. Wir werden darüber reden, sobald dieses Duell vorbei ist. In Ruhe und ohne Morddrohungen.“

„Wenn dieses Duell vorbei ist, wird einer von uns nicht mehr leben. Bete, dass ich es sein werde.“

„Als ob ich so etwas tun würde! Verdammt, warum bist du bloß so stur und verbohrt!?“ Matt musste auflachen. Das zeichnete seinen Freund eben aus. Irgendjemand musste den Kerl endlich von seinem hohen Ross herunterholen. Und er konnte es schaffen, das wusste er. Auch wenn er die Art und Weise, wie es geschehen sollte, alles andere als gut hieß. Auf der anderen Seite hingegen war er selbst Schuld an seiner Lage, immerhin hatte er sich Anothers Worten überhaupt erst geöffnet. Er musste jetzt das Beste aus seiner ohnehin schon brenzligen Situation machen.

 

[Alastair: 3500LP / Matt: 600LP]
 

Vylon Epsilon [ATK/2800 DEF/1200 (8)]

 

„Zeit, endlich meinen Zug zu machen!“

Noch stand er diesem engelshaften Maschinengeschöpf gegenüber, dachte Matt grimmig, aber nicht mehr lange! Er schwang seinen Arm über das Tablett vor ihm aus. „Verdeckte Falle! [Infestation Ripples]! Ich zahle 500 Lebenspunkte, um ein Steelswarm-Monster von meinem Friedhof zu reanimieren! Komm zurück, [Steelswarm Sting]!“

 

[Alastair: 3500LP / Matt: 600LP → 100LP]

 

Aus dem Boden, aus einer rosaroten Masse, die sich wie eine Pfütze ausbreitete, entstieg eine fliegende, schwarze Dämonengestalt, die stark an eine Hornisse erinnerte.

 

Steelswarm Sting [ATK/1850 DEF/0 (4)]

 

„Nun von meiner Hand: [Double Spell]“, rief Matt und zeigte den Zauber zwischen Mittel- und Zeigefinger vor, legte ihn anschließend auf den Spielplan, „indem ich eine Zauberkarte abwerfe, kann ich eine solche von deinem Friedhof wählen und ihren Effekt aktivieren. Und ich dachte da an [Monster Reborn], um [Steelswarm Gatekeeper] wiederzubeleben! Erscheine!“

Matt legte [Recurring Nightmare] auf den Friedhof. Ein grelles Licht erstrahlte neben seinem Hornissenmonster, woraus schließlich eine gepanzerte, auf vier Beinen laufende Kreatur trat. Zwar hatte es Ähnlichkeit mit einem Käfer, wirkte jedoch in seiner schwarzen Aufmachung gleichzeitig dämonisch.

 

Steelswarm Gatekeeper [ATK/1500 DEF/1900 (4)]

 

Braver Junge.

 

„Denk nicht, dass ich das freiwillig tue! Ich habe keine andere Wahl!“, donnerte Matt und streckte entschlossen den Arm aus. „Nun erschaffe ich das Overlay Network! Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster geboren! Xyz-Summon! Falle über die Welt wie eine Plage hernieder, [Steelswarm Roach]!“

Matts Monster verwandelten sich in violette Lichtstrahlen. Jene wurden von einem schwarzen Loch inmitten des Spielfeldes aufgesaugt, welches sich gleichzeitig mit Matts Ankündigung geöffnet hatte. Aus dem dunklen Wirbel hervor trat eine lange, humanoide Gestalt, die in ihrer Hand ein Rapier trug. Die goldenen Schwingen der aufrecht stehenden Schabe wirkten wie ein Umhang, der Schultern und Rücken bedeckte. Zwei grelle Sphären kreisten dabei um das Monster.
 

Steelswarm Roach [ATK/1900 DEF/0 {4}]

 

Alastair rümpfte die Nase. Seine vernarbten Lippen formten die Worte: „Ist das alles?“

„Keinesfalls“, reagierte Matt gelassen und zückte eine weitere Zauberkarte von seinem Blatt, „im Gegenteil, er ist genau das, was ich gebraucht habe! Denn damit kann ich [Xyz Energy] aktivieren!“

Die beiden um [Steelswarm Roach] rotierenden Lichtkugeln strahlten golden auf.

Matt erklärte: „Im Austausch für ein Xyz-Material kann ich eines deiner offen liegenden Monster vernichten! Und da dein [Vylon Epsilon] durch den Effekt von [Vylon Segment] nur vor den Effekten von Monster- und Fallenkarten sicher ist, kannst du nichts gegen die Zerstörung unternehmen!“

Matts Kriegerschabe streckte ihr Schwert stolz in die Höhe, während eine weiße Aura um sie entstand. Jene explodierte regelrecht, als Roach seine Klinge nach vorn schwenkte und damit auf Alastairs Monster deutete. Wie aus der Pistole geschossen schnellte ein Energieball, dessen Zentrum eines der Xyz-Materialien war, auf die mechanische Kreatur zu und brachte sie mit einem donnernden Grollen zu Fall. Es folgte eine Explosion, die Alastairs langes, schwarzes Haar unstet aufflattern ließ.

„Effekt von [Vylon Segment]“, sprach jener jedoch unbekümmert, „ich erhalte nun eine neue Vylon-Magiekarte von meinem Deck als Ersatz. Meine Wahl fällt auf [Vylon Filament].“

Er zeigte den Ausrüstungszauber Matt und fügte ihn seiner Hand hinzu, welche nun aus zwei Karten bestand.

Sein Gegner, der nur eine Handkarte besaß, grinste zufrieden. „Sieht ganz so aus, als wäre ich wieder im Rennen, huh?“ Anschließend warf er einen Blick auf [Steelswarm Roach], um welche nunmehr nur noch eine Sphäre kreiste. „Du hast jetzt freie Bahn! Los, attackiere ihn mit Piercing Shadow Strike!“

Über den Boden schwebend, schnellte die Schabe auf Alastair zu und zielte mit der Klinge in ihrer Hand direkt auf dessen Brust. Doch anstatt einen Treffer zu landen, gelang es ihrem vermeintlichen Opfer, die Schneide geschickt zwischen seinen Fingern festzuhalten.

„Das allein wird mich nicht zu Fall bringen“, sagte er dazu, zog an dem Schwert und schleuderte Roach mit einer schnellen Bewegung Richtung der schwarzen Flammen. Gerade noch rechtzeitig konnte der Insektenmann seinen Flug mitten in der Luft abbremsen und kehrte zu Matt zurück, welcher alles überrascht mit angesehen hatte.

 

[Alastair: 3500LP → 1600LP / Matt: 100LP]

 

Voller Anerkennung musste Matt pfeifen. „Wow, netter Move. Den muss ich mir merken.“

„Spar dir das! Eine Kreatur geboren aus der Finsternis, so wie sie es ist, wird mir niemals Schaden zufügen können!“

„Was du nicht sagst? Noch so einen Treffer wirst du nicht schönreden können. Ich beende meinen Zug.“

 

Matt verschränkte besorgt die Arme. Er hatte ins Spiel zurückgefunden, doch nur aufgrund Anothers Hilfe. Aber war es das wirklich wert? Nun hasste Alastair ihn noch mehr als zuvor. Selbst wenn er gewann, was würde danach geschehen? Sein Freund war niemand, der offen für Kompromisse war. Ihn mithilfe eines Paktes zu besiegen bedeutete nur, seinen Stolz anzugreifen, was Alastair im Umkehrschluss noch viel mehr gegen ihn aufbringen würde. Es war ein Teufelskreis.

Vielleicht hätte er sein Schicksal einfach akzeptieren sollen, dachte Matt betrübt. Another zuzuhören war der größte Fehler seines-

„AH!“

 

Infinite evil, waiting to get purged! Be the voice of his justice! Synchro Summon! Purify this twisted world! [Vylon Ultima]!“

Grelles Licht blendete Matt, als Alastair seine Hand gen Himmel streckte. Von dort erschien eine gewaltige Kreatur, bestückt mit sechs goldenen Schwingen. Ein mechanischer Erzengel, dessen Leib einem Kreuz nachempfunden war. Um seinen Hals ragte ein goldener Kragen, richtete er doch über all jene, die sich gegen seinen Meister stellten.

„Das … kann nicht sein“, murmelte Matt fassungslos. „Das ist das Ende!“

„Wie wahr. Erkennst du nun, wie töricht es war, den Dämonen zu lauschen?“ Eine Träne rann über Alastairs vernarbtes Gesicht. „Unsere Wege werden sich nun auf ewig trennen. Ich bete dafür, dass du im Limbus deine Fehler erkennen und Gottes Gnade erhalten wirst. Leb wohl, Matt …“

 

Matt stöhnte auf und hielt sich seine pochende Stirn. „Nicht schon wieder …“

Noch eine von Anothers Visionen? Bedeutete das, dass Alastair ihn in seinem nächsten Zug besiegen würde? Aber wie?

Sein Blick fiel auf Alastairs verdeckte Karte, die er in seinem ersten Zug gesetzt hatte. Er kannte nur eine Karte im Deck seines Freundes, die imstande war, alle für [Vylon Ultimas] Beschwörung benötigten Monster aufs Spielfeld zu bringen.

„[Vylon Link]“, murmelte er leise.

 

Das ist die Zukunft, die dich unter normalen Umständen erwarten würde. Doch fürchte dich nicht, ich habe für alles vorgesorgt. Er wird dich nicht besiegen können. Wart einfach ab und genieße die Show.

 

„Tzz.“

Anothers unbekümmerten Worte beruhigten Matt kein bisschen. Zwar zweifelte er nicht an ihrer Glaubwürdigkeit, doch missfiel ihm zusehends die Abhängigkeit, die zwischen ihnen bestand. Im Grunde lenkte Another nun dieses Duell. Und seine Eingriffe glichen praktisch Betrug, etwas, was Matt bis aufs Mark hasste. Das war nicht die Weise, auf die er seinen Freund zur Besinnung bringen wollte!

 

„Ich bin am Zug“, verkündete jener jedoch nach wie vor seelenruhig und zog eine Karte. Mit nun drei Karten auf seiner Hand, strahlte er eine Siegesgewissheit aus, die Matt ins Schwanken brachte. Würde wieder geschehen, was Another ihm gezeigt hatte? Oder war Refiel im Begriff zu intervenieren? Dem Engel traute er das durchaus zu.

„Verdeckte Falle aktivieren!“, rief Alastair und schwang den Arm aus. „[Vylon Link]! Zu Kosten einer Vylon-Ausrüstungsmagie kann ich drei Vylon-Monster von meinem Friedhof auferstehen lassen. Jedoch büßen sie ihre Offensivkraft, ihre Effekte und einen Stufenstern ein. Außerdem verlieren sie während dem Ende meines Zuges ihr neugewonnenes Leben wieder!“

Matt schreckte innerlich auf. Also hatte er mit seiner Vermutung Recht gehabt! Dann bedeutete das wohl …

Vor Alastair erschienen der Reihe nach das prismaförmige [Vylon Prism], der engelsgleiche [Vylon Hept] und schließlich sogar [Vylon Epsilon].

 

Vylon Prism [ATK/1500 → 0 DEF/1500 (4 → 3)]

Vylon Hept [ATK/1800 → 0 DEF/800 (4 → 3)]

Vylon Epsilon [ATK/2800 → 0 DEF/1200 (8 → 7)]

 

Bereite dich darauf vor, [Steelswarm Roachs] Effekt zu benutzen!

 

Gleichzeitig streckte Alastair seine Hand gen Himmel. „Ich stimme mein Stufe 3 [Vylon Prism] auf mein Stufe 7 Synchromonster [Vylon Epsilon] ein! Infinite evil, waiting to get purged! Be the voice of his justice! Synchro Summon! Purify this twisted world! [Vylon Ultima]!“

Und wie Matt es vorhergesehen hatte, blendete ihn grelles Licht, als das gigantische Wesen aus der Dunkelheit der Nacht herabstieg und alles im näheren Umkreis erleuchtete.

„Unglaublich“, murmelte Matt fasziniert und gleichzeitig erschüttert. „Wirklich gut …“

 

Vylon Ultima [ATK/3900 DEF/3500 (10)]

 

„Aber noch lange nicht gut genug!“, schrie er nun und entfernte das verbliebene Xyz-Material von [Steelswarm Roach]. „Da die Stufe deines Monsters weit über 5 liegt, kann ich den Effekt meines Monsters aktivieren! Jenes wird die Beschwörung deines [Vylon Ultima] schlichtweg für ungültig erklären! Prohibition Of Obscurity!“

Wie ein schwarzer Pfeil schoss an Matts Schabe an dem riesigen Wesen vorbei, absorbierte noch im Flug die übrig gebliebene Sphäre und zerteilte mit nur einem Schwertschlag das kreuzförmige Monster.

„Nein!“ Alastair weitete seine Augen, als sein Monster sich einfach im Nichts auflöste. „Wie kann eine Kreatur der Finsternis-!?“

„In dieser Welt ist alles möglich“, antwortete Matt ihm ernst, „nicht alles ist schwarz oder weiß, Alastair. Nur weil ich einen Pakt geschlossen habe, bin ich noch lange kein Dämon!“

Aber konnte er im Angesicht von Another wirklich seinen eigenen Worten glauben, fragte Matt sich schuldbewusst.

 

~-~-~

 

„Bist du dir sicher, dass du wirklich dazu in der Lage bist, Anya Bauer?“

Das Mädchen lachte verächtlich auf und drehte ihren Finger über die Schläfe. „Spinnst du? Keiner von denen ist mein Freund. Weder Redfield, noch diese beiden Penner da unten.“ Mit einem verächtlichen Nicken deutete sie hinab zu der Sphäre, die alles widerspiegelte, was in der Zwischenzeit zwischen Matt und Alastair geschah. „Außerdem könntest du doch sowieso jederzeit die Kontrolle übernehmen.“

Levrier stellte sich neben sie und beobachtete das Geschehen. Matt hatte soeben das Monster beschworen, welches er als Symbol seines Paktes mit dem Dämon erhalten hatte. „Nun sind es drei Zeugen. Opfer für Eden. Kannst du ihren Verlust verschmerzen?“

Die Blondine zuckte unbedarft mit den Schultern. „Klar kann ich das. Wie gesagt, die Drei sind nicht meine Freunde. Wenn es sowieso keine Alternative gibt, aus diesem Kackmist herauszukommen, müssen sie eben die bittere Pille schlucken. Ich habe keinen Grund, Rücksicht auf sie zu nehmen. Warum sollte ich auch freiwillig in diesem beschissenen Limbus enden wollen?“

„Getreu dem Motto 'Lieber die als ich'?“

„Bingo.“

 

In Anyas blauen Augen stand grausame Gleichgültigkeit geschrieben. „Bleibt die Frage, wie wir dafür sorgen, dass es noch mehr Opfer gibt.“

Überrascht sah Levrier das Mädchen an. „Du bist wirklich zu allem entschlossen? Was hat deine Meinung geändert? Du wolltest nie Eden werden, doch nun …“

Anya neigte ihren Kopf mit einer finsteren Grimasse Richtung ihres Gegenübers. „Nur damit das klar ist: ich tue das nicht für dich! ICH bin hier immer noch der Boss! Und ehe ein beknackter Dämon auf die Idee kommt, meine Freunde zu solchen Opfern zu machen, nehme ich das lieber selbst in die Hand und picke mir ein paar entbehrliche Loser raus, klar?“

Levrier schloss die Augen. „Deine Einstellung ist löblich. Aber ich befürchte, dass wir in dieser Hinsicht nichts unternehmen können. Ich kann nur einen Pakt schließen.“

„Also müssen wir uns die anderen Idioten woanders herholen?“

„Ja. Nur wird das nicht reichen.“

Skeptisch hob Anya eine Augenbraue und beobachtete Matt dabei, wie er den Gegenangriff auf seinen Freund einleitete. „Oh, Überraschung … soll heißen?“

„Es ist nur eine Eingebung … aber als dieser Matt Summers den Pakt geschlossen hat, ist sein Elysion in sich zusammengebrochen. Und anschließend sofort reinkarniert, genau wie bei dir. Seine Teile haben sich zu einem neuen Gefüge vereint. Die letzte Antwort … sie ist im Elysion der Zeugen verborgen. Dessen bin ich mir sicher.“

„Aha.“
 

Levrier nickte. „Mehr noch. Dort, wo die Pakte geschlossen werden, hinterlassen sie eine Spur in der realen Welt. Sie ist verschwindend gering, doch in letzter Zeit gehen immer stärker werdende Schwingungen von diesen Orten aus. Anfangs habe ich dem keine Bedeutung zugeschrieben, doch es scheint mehr dahinter zu stecken.“

Er machte eine kurze Pause. „Ich schlage deshalb vor, wir sehen uns das an, sobald diese beiden ihre Zwistigkeiten beigelegt haben.“

„Positiv. Hab ja sonst nix zu tun“, brummte Anya unzufrieden und kehrte ihrem Partner den Rücken zu. Sie schritt über die Mosaikplatte, auf welcher die Erde abgebildet war. In ihrer Mitte blieb sie stehen. „Ich kann's gar nicht erwarten bis das alles hier vorbei ist …“

„Willst du deshalb deine Bekannten opfern?“

„Nein … aber wenn nicht ich, wer sonst? Ist doch deine letzte Chance, oder? Die solltest du nicht vergeigen. Aber keine Panik, mit mir an deiner Seite kannst du gar nicht verlieren.“

Levrier schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf, sagte aber nichts. Jedoch musste er lächeln, glaubte er, einen der seltenen Blicke auf Anyas wahre Persönlichkeit erhascht zu haben. Was ihn gleichzeitig aber auch traurig stimmte …

 

~-~-~

 

„Es tut mir leid, Alastair, aber ich kann es mir nicht leisten, hier zu versagen“, sprach Matt mit schlechtem Gewissen. Die letzten Teile von [Vylon Ultima] hatten sich aufgelöst.

Doch anstatt sich seine drohende Niederlage einzugestehen, blieb Alastair seelenruhig. Er ballte eine Faust und hob sie auf Kopfhöhe. „Du hast nicht versagt, sondern ich. Anstatt dich vor den Verlockungen der Dämonen zu beschützen, habe ich dich direkt in ihre Arme getrieben …“

„Huh!?“

„Vergib mir, Matt. Du hattest die ganze Zeit recht, es war meine Schuld.“

Überrascht vom Sinneswandel seines Gegenübers hellte sich Matts Miene auf. „Meinst du das ernst?“

„Ja!“ Mit einem Mal streckte Alastair seinen Arm aus, seine Stimme bebte. „Deswegen werde ich dir so bald wie möglich folgen! Ich habe mein Recht zu leben verwirkt! Wie soll ich mit dem Wissen leben, dich ins ewige Unglück getrieben zu haben!?“

 

Oh großartig. Jetzt dreht er richtig durch. Bieg das wieder gerade!

 

Matt jedoch war zu geschockt von den Worten seines Freundes. Umso mehr, als eine Träne über die vernarbten Wangen Alastairs rann. Verzweifelt rang der Schwarzhaarige nach Worten. „Du irrst dich, Alas-“

„Schweig! Ich ertrage es nicht mehr! Der Gedanke, dich nicht retten zu können, ist unerträglich! Wie konnte es dazu kommen!?“, fragte Alastair in ungewohnt flehender Manier. „Was habe ich getan, dass mein einziger Freund den Dämonen verfällt?“

Schlagartig änderte sich seine Tonlage. „Ich werde sie töten, jeden, den ich finden kann! Und ich werde im Kampf fallen, um Buße zu tun!“

„Hör auf!“

„Nein! Ich kann deine dämonenverseuchte Stimme nicht länger ertragen, Matt!“ Alastair schnappte sich eine Karte von seinem Friedhof. „Ich aktiviere den Effekt von [Vylon Prism]! Wenn es auf den Friedhof gelegt wird, zahle ich 500 Lebenspunkte, um es an eines meiner Monster auszurüsten! An [Vylon Hept]!“

 

[Alastair: 1600LP → 1100LP / Matt: 100LP]

 

Um Alastairs Engelsmaschine leuchtete eine weiße Aura auf.

Matt schwante Übles. Alastair konnte doch nicht etwa-!?

„Da [Vylon Hepts] Effekt blockiert ist, muss ich auf die Schnellmagie [Vylon Polytope] zurückgreifen! Sie beschwört alle ausgerüsteten Vylon-Monster auf mein Spielfeld, die, sobald sie das Spielfeld verlassen, verbannt werden!“

Blitze schlugen um [Vylon Hept], als aus seinem Inneren plötzlich das schildartige [Vylon Prism] austrat.

 

Vylon Prism [ATK/1500 DEF/1500 (4)]

 

„Oh verdammt“, stieß Matt aus, welcher seine Befürchtungen nun Realität werden sah, „Alastair, hör auf damit! Wir können über alles reden!“

„Die Zeit des Redens ist vorbei, Matt! Ich kann dich nicht retten, aber zumindest deine Seele befreien! Und für diese Sünde möge mich Gott ebenfalls in den Limbus schicken, damit ich dein Leid dort teilen kann!“ Alastair streckte seinen Arm in die Höhe. „Ich stimme mein Stufe 4 [Vylon Prism] auf mein Stufe 3 [Vylon Hept] ein! Divine light guides the way to heaven! The mourning soul strifes towards purification! Synchro Summon! Arise, [Vylon Sigma]!“

Prism zersprang in vier grüne Ringe, die Hept durchquerte. Ein Lichtblitz folgte, als abermals eine mächtige Kreatur aus der Höhe hinab Richtung Spielfeld stieg. Und genau wie alle Vylon-Synchromonster war sie atemberaubend schön. Mit je drei goldene Ringe an beiden Armen und einem großen siebenten über dem Rücken, wirkte [Vylon Sigma] mit seinen silbernen Schwingen nicht minder erhaben als [Vylon Epsilon] und [Vylon Ultima].

 

Vylon Sigma [ATK/1800 DEF/1000 (7)]

 

„Das kann doch nicht wahr sein“, stöhnte Matt entgeistert. Er blickte auf seine Duel Disk und stellte fest, dass seine [Steelswarm Roach] keinerlei Xyz-Materialien mehr besaß, um die Beschwörung von Alastairs Monster zu annullieren.

 

Was regst du dich so auf, dieses Ding ist schwächer als dein Monster?

 

Steelswarm Roach [ATK/1900 DEF/0 {4}]

 

„Wenn du mal in die Zukunft gesehen hättest, wüsstest du, dass du da falsch liegst“, murmelte Matt im Angesicht seines Freundes.

Jener schien sich wieder beruhigt zu haben, von seiner Verzweiflung war keine Spur mehr zu entdecken. Ruhig sagte er: „Ich werde dich in guter Erinnerung behalten, Matthew Summers. Der einzige Freund, den ich jemals hatte … [Vylon Sigma], Harmonic Wave Buster!“

Das himmlische Wesen streckte seinen ganzen Körper durch und schickte eine gleißende Welle in Matts Richtung.

„Oh verdammt!“

 

 

Turn 19 – Fools Day

Während Anya, Matt und Alastair sich ihren inneren Konflikten ausgesetzt sehen, trifft Nick im Livingtoner Park eine junge Frau namens Melinda. Jene scheint nach ihrem Bruder zu suchen, einem Benny. Und als Nick ein Foto von Melinda und ihrem Bruder sieht, nimmt ihre Begegnung einen überraschenden Verlauf an …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-04-29T11:58:45+00:00 29.04.2017 13:58
Hey
Wieder ein super Kapitel, Matt ist da ja wirklich in den größten Schlamassel geraten und dann wird er einfach so in einen Pakt gezogen. Wie dieses Duell wohl ausgehen wird, hoffentlich ohne das einer stirbt.
Die Sache mit Eden wird ja immer problematischer, mal sehen was Anya und Levrier dazu noch herausfinden werden.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Lg fubukiuchiha
Antwort von:  -Aska-
01.05.2017 11:46
Hey,
Matt hat eben dieses Talent, dauernd in Schwierigkeiten zu geraten.
Was Eden angeht, müssen die beiden sehen, woher sie überhaupt noch neue Infos bekommen sollen.
Danke für deinen Kommentar.

LG,
-Aska-


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