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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 17 - And Then I Said No

Turn 17 – And Then I Said No

 

 

„Ohhh, komm schon, stirb endlich!“, fauchte Anya aufgebracht. „Stirb, stirb, stirb! Dir zermansch' ich das Hirn, du miese Ratte-“

Es klingelte von unten und ein schriller Schmerzensschrei ertönte plötzlich. „Oh verdammter Kackmist, Game Over!“

In blutigen Lettern flimmerte die verhängnisvolle Botschaft über Anyas Fernseher. Die hockte im Schneidersitz vor der Glotze und starrte ebenjene mit offenem Mund an. Einen Wutschrei später schepperte schon der kabellose Controller ihrer Spielkonsole gegen den Apparat. Noch einen Wutschrei später realisierte Anya, dass sie soeben ihren Fernseher um die Ecke gebracht hatte.

„Oh fuuuuuuuuuuuuuuuuuck!“, fluchte sie und sprang auf.

Wer auch immer gerade ihre tadellose Gewinnstrecke UND ihren uralten Röhrenbildfernseher ruiniert hatte, würde dafür mit dem Leben zahlen müssen!

 

Außer sich vor Zorn stampfte sie durch das Zimmer, schnappe sich dabei Barbie, die neben der Tür an der Wand lehnte und eilte schließlich die Treppen hinab ins Erdgeschoss. Ihren mit Nägeln und Rasiermesserklingen bespickten Baseballschläger geschultert, war sie zu allem bereit, was wehtun konnte.

Breitbeinig baute sie vor der Haustür auf, während es abermals klingelte.

„Oh Kumpel, ganz blöde Idee“, murmelte sie bereits mit grimmigen Vergnügen und beugte sich zu dem Spion. Nur für den Fall, dass es Nick oder Abby waren, schließlich tötete man nicht einfach seine Nutztiere. Denn wenn sie jetzt durch diese Tür stürmte, war sie nicht mehr zu stoppen.

Doch statt ihren Freunden erkannte sie durch die Linse verformt eine Person in einem schwarzem Mantel, die sich gerade von der Klingel neben der Haustür entfernte und plötzlich selbst in den Spion schaute. Es waren graue Augen.

Anya wich zurück, starrte dann neugierig wieder durch. Nun stand der junge Mann mit verschränkten Armen da und tippte regelmäßig mit der Fußspitze auf den Boden. Schwarzes, nach hinten hoch abstehendes Haar, eine genervte Mimik, besagte graue Augen – Anya wurde ganz anders. Diesen Typen kannte sie doch!

 

Eben der hämmerte plötzlich gegen die Tür. „Mach endlich auf, ich weiß, dass du zuhause bist!“

Anyas Augen verengten sich zu Schlitzen. Wieso stand ausgerechnet -der- vor ihrer Tür!? Hatte diese Knalltüte etwa Todessehnsucht?

„Ob ich zuhause bin?“, murmelte sie und warf einen Blick auf Barbie. „Du wirst dir gleich wünschen, dass jemand ganz laut 'nein' geschrien hätte, Mistkerl! Ahhhhhhhhh!“

 

Unter ihrem Kampfschrei riss sie die Tür auf und holte blindlings mit Barbie aus. Der Schwarzhaarige wusste gar nicht, wie ihm geschah, als Anya auf ihn losging und wich gerade noch rechtzeitig zurück, als sie wie ein Berserker nach ihm schlug.

„Stopp!“, rief der Dämonenjäger Matt und hob die Hände, von denen eine bandagiert war, nur um sie rasch zurückzuziehen, da sie sonst von Barbie zerfetzt worden wären.

„Stirb!“, schrie Anya und scheuchte den jungen Mann quer über den Rasen. Immer wieder musste der sich ducken oder Ausweichschritte machen, nur um nicht von der blonden Furie zermalmt zu werden.

„Bist du verrückt geworden!? Lass das!“, schrie er Anya an, die aber gar nicht daran dachte und ihm mit einem Abwärtshieb den Schädel spalten wollte. Matt warf sich zur Seite und sah, wie Gras und Erde durch die Luft spritzen, als Barbie ihn verfehlte und auf dem Boden aufschlug.

„Stirb, stirb, stirb!“, kreischte Anya ihn von der Seite nur an, während sie Barbie wieder anhob und nun nach seinen Beinen ausholte. Matt zog sie rechtzeitig zurück, sodass wieder nur der Rasen der Familie Bauer einstecken musste. „Warum willst du nicht endlich sterben!?“
 

Bevor Anya jedoch wieder zuschlagen konnte, trat Matt mit beiden Füßen zu. Anya, die sich vor ihn aufgebaut hatte um den Gnadenstoß zu liefern, wurde an beiden Schienbeinen getroffen und torkelte mit unmenschlichem Geschrei zurück. Gleichzeitig stützte Matt sich mit beiden Händen ab und sprang geschickt auf. Doch die Belastung seines verletzten Arms ließ ihn aufstöhnen.

„Ich kann auch austeilen, wenn ich will!“, meinte er genervt und rieb sich dabei über die bandagierte Stelle. „Ah, verdammt!“

Anya stützte sich auf Barbie ab und legte mit schmerzverzerrter Miene die Hand auf ihr linkes Bein. „Mistkerl, das war unfair! Halt beim nächsten Mal einfach still, 'kay!?“

„Kein Bedarf!“, motzte er zurück.

„Schade, dann eben auf die harte Tour! Hieyhieyhiey!“

Wieder stürmte Anya unter einem misslungenen Xena-Kampfausruf auf ihren Gegner zu und schwang Barbie von einer Seite zur anderen, um ihrer blinden Wut Ausdruck zu verleihen. Bei Matt angelangt, versuchte sie es wieder mit einem Abwärtshieb, doch als der Dämonenjäger auswich, änderte sie die Richtung des Schlages und war sich des Sieges gewiss. Dummerweise schien ihr Gegenüber mit so etwas gerechnet zu haben, denn er war schneller als sie und machte einen Schritt nach vorn, packte Anyas Handgelenk, drehte es. Und ehe sie sich versah, hatte er sie einfach entwaffnet.

 

„Lass mich los!“, brüllte sie ihn an und versuchte sich aus seinem Griff zu winden, doch Matt zog ihren Arm und somit auch sie nur näher an sich heran.

„Erst wenn du mir zuhörst“, antwortete er ärgerlich. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Ich bin nicht hier, um dir etwas anzutun!“

„Das ist aber schade! Ich hab nämlich ganz viele Ideen, was ich dir antun könnte!“

Eine davon war, dass sie ihm ihr Knie in die Kronjuwelen rammen wollte. Leider blockte Matt den Angriff mit seiner freien Hand ab, was Anya jedoch die Gelegenheit gab, sich loszureißen, Barbie aufzusammeln und sich neu zu formieren.
 

Mit erhobenem Baseballschläger stand sie Matt gegenüber. „Na!? Noch 'ne Runde gefällig!? Ich werde gerade erst warm!“

„Kein Bedarf“, brummte er wieder, wich aber dennoch ein wenig zurück. Dabei bemerkten beide gar nicht, wie zwei Fahrradfahrer mit ungläubigen Blicken an Anyas Grundstück vorbeifuhren und in die Pedale traten, als sie erkannten, wer da gerade im Begriff war, lebenslang hinter Gitter zu kommen.

„Was willst du dann überhaupt hier!?“, verlangte Anya zu wissen. „Ich kaufe nix von Pennern! Schon gar nicht von welchen, die meine Freundin erpressen wollten!“

„Die Fragen erst stellen, wenn das Opfer schon tot ist, huh?“, erwiderte Matt bissig. „Zum Glück bin ich kein Schwächling, der sich von einem Mädchen fertig machen lässt!“

„Pass auf, was du sagst! Dieses Mädchen war allein dieses Jahr schon 37 Mal auf dem Polizeirevier! Und das sind nur die Leute gewesen, die gepetzt haben!“

„Ich werde in mehreren Bundesstaaten wegen Mordes an meinem Vater gesucht!“

„Pah! Das kann ich locker überbieten! ICH werden in -allen- Bundesstaaten wegen-“

Doch Anya realisierte, dass das, womit sie sich gerade brüsten wollte, noch in der Planungsphase befand und sie bedauerlicherweise kein derartiges Delikt auf dem Kerbholz hatte. Noch nicht!

„Oh verdammter Kackmist! Aber ich habe auch schon jemand umgebracht. Marc Butcher, wenn dir das was sagt?“

Gleichzeitig verfinsterte sich ihr Blick deutlich.

„Also Gleichstand?“ Matt pfiff anerkennend. „Hab in der Zeitung davon gelesen. Demnach bist du für den Brand im Park verantwortlich. Aber Marc Butcher killen? Dachte der wäre bei dem Brand umgekommen? Außerdem hab ich dich bisher eher so eingeschätzt, dass du zu der Sorte Mensch gehörst, die im letzten Augenblick kneift.“

„Eine Anya Bauer kneift nicht!“

Matt nickte grinsend. „Anscheinend. Hab dich wohl unterschätzt.“

Plötzlich wurde sein Blick ernster. „Allerdings sollten wir nicht in der Öffentlichkeit über so etwas reden. Wie ich schon sagte, bin ich nicht hier, um dir zu schaden. Im Gegenteil. Ich bin gekommen, um dir ein Friedensangebot zu machen!“

Anya lachte auf und deutete bedrohlich mit ihrer Waffe auf ihn. „Bin ich Mutter effing Theresa oder was!? Ich HASSE Frieden! Und werde ihn bestimmt nicht mit jemandem schließen, der mich neulich noch in einem Sarg sehen wollte!“

 

Doch bevor die Blondine wieder mit Barbie auf ihn losgehen konnte, zückte Matt eine Karte aus seinem Ärmel. Entgegen Anyas Erwartungen handelte es sich nicht um einen Zauber der Dämonenjäger, sondern um eine gewöhnliche Duel Monsters-Karte.

„Wie soll ich es sagen, die Umstände haben sich geändert. Die hier kriegst du, wenn du dich mit mir hinsetzt und erstmal nur zuhörst, was ich zu sagen habe“, erklärte Matt ruhig.

„Bah, ich bin nicht käuf-“

Doch als sie erkannte, um welche Karte es sich handelte, klappte ihre Kinnlade hinunter. „Nein! Das kann nicht sein! Das ist bestimmt 'nen Fake oder eine Bombe!“

„Nein, ist sie nicht. Sieh selbst“, erwiderte Matt und warf Anya die Karte zu.

Die fing sie zwischen Mittel- und Zeigefinger auf und starrte ehrfürchtig das Artwork an. „Unmöglich! Woher hast du die!?“

„Manche Leute -sind- käuflich. Hab sie vom Schwarzmarkt. Unglückliche Geschichte, der ursprüngliche Besitzer hatte ein paar Bekannte im Untergrund, die am Ende nicht seine Freunde waren. Egal. War jedenfalls nicht gerade billig.“

Anya hielt das Fusionsmonster wie einen Schatz in der Hand.

Von [Gem-Knight Zirconia] gab es nur sehr wenige Exemplare, da jene vor einiger Zeit als eine von verschiedenen Preiskarten auf internationalen Turnieren ausgegeben wurden. Doch so weit zu kommen war für Anya immer nur ein unerreichbarer Traum gewesen. Und jetzt hatte sie die Karte, die besondere, die fast vergessene, die, die nie Teil ihrer Sammlung war, endlich in den Händen!

 

Die Betonung lag auf hatte, denn Matt stand plötzlich vor ihr und riss sie ihr wieder aus der Hand. Verdutzt starrte sie den Dämonenjäger an, als habe er gerade Barbie verbrannt. „Sorry, aber behalten darfst du die nur, wenn wir jetzt reingehen und uns unterhalten.“

„Ich bin nicht käuflich!“, fauchte sie und versuchte das wertvolle Stück aus seiner Hand zu reißen, doch er wich aus. „Gib die her!“

„Hast wohl Blut geleckt, huh? Na, was wird wohl siegen? Gier oder Sturheit?“

In Anya spielte sich derweil ein nahezu epischer Kampf ab. Natürlich wollte sie die Karte haben, mehr als jede andere. Aber doch nicht von dem! Bloß hätte sie dann endgültig ihre Sammlung vollständig! Aber wegen dem und nicht aus eigener Kraft! Doch wann bot sich schon so eine Gelegenheit, immerhin wurde [Gem-Knight Zirconia] nicht mehr gedruckt? Aber dann stünde sie in der Schuld ihres Feindes! Andererseits …

„Ach scheiß drauf, gib das Teil her! Von mir aus höre ich mir dein Gelaber an!“ Drohend hob sie ihren Zeigefinger und schulterte Barbie. „Aber komm nicht auf dumme Gedanken! Ich kann mir das Ding auch so holen, vergiss das nicht!“

Matt grinste triumphierend. „Na bitte, geht doch!“

Wenn der wüsste, dachte Anya hinterhältig. Sobald das Teil ihr gehörte, würde es eine Nervensäge weniger auf der Welt geben! Als ob sie es ihm so leicht machen würde, immerhin hatte sie noch eine Rechnung wegen Abby mit ihm offen! Wen interessierte schon der beknackte Fernseher, heute war ihr Glückstag!

 

~-~-~

 

Zusammen betraten Anya und Matt das Wohnzimmer der Familie Bauer. Anya deutete auf die Couch an der Nordwand und meinte giftig: „Mach's dir bequem! Aber nicht zu sehr, lange wirst du hier nämlich nicht sitzen!“

„Werden wir noch sehen“, erwiderte Matt kühl und zog an ihr vorbei, ließ sich in das schwarze Leder fallen und breitete sich zu Anyas Ärgernis aus, als würde ihm das Haus gehören. Er schlug in lässiger Pose ein Bein über das andere und legte sein Kinn auf den Handrücken, wobei er sich mit dem Ellbogen an der Lehne abstützte. Anya hingegen nahm auf einem der beiden Sessel Platz und saß Matt schräg gegenüber, wobei sie Barbie griffbereit an besagtem Sessel anlehnte.
 

„Okay, was willst du?“, fragte sie herrisch und forderte im gleichen Atemzug: „Und rück' die Karte raus, wenn wir schon dabei sind!“

Matt zuckte nur mit den Schultern und schob [Gem-Knight Zirconia] über den Glastisch. Mit einer hastigen Bewegung schnappte sich Anya das wertvolle Stück und funkelte den Schwarzhaarigen feindselig an.

„Ich mach's kurz. Ich bin hier, weil ich nicht will, dass du zu Eden wirst“, erklärte Matt schließlich tonlos. „Das hat zwei Gründe. Einer wäre, dass du auch andere Menschen neben dir ins Unglück stürzen würdest, was nicht in meinem Interesse liegt. Der andere ist, dass niemand weiß, was genau Eden ist und wie sich das auf unsere Welt auswirken wird. Die Gefahr, einen verhängnisvollen Fehler zu begehen, ist viel zu groß. Kannst du mir folgen?“

Anya blinzelte zweimal, ehe sie ebenso kühl erwiderte: „Aha.“

 

Dann richtete sie ihren Blick auf das Fusionsmonster in ihren Händen und wollte gespannt den Effekttext lesen, als sie plötzlich aufschrie: „Huh!? Kein Effekt!?“

„Hast du etwas anderes erwartet? Das ist die stärkste Karte der Gem-Knights. Da kann selbst das Geschenk von deinem Dämonenfreund nicht mithalten“, meinte Matt spitzzüngig. „Sag bloß, das wusstest du nicht?“

„Das ist doch Beschiss!“, donnerte Anya wütend. „Was interessieren mich 2900 Angriffspunkte, wenn das Teil sonst nix auf den Kasten hat!? Wieso zum Teufel passiert so etwas immer mir!?“

Matt grinste. „Schon mal was von Karma gehört?“

„Davon redet Abby auch andauernd. Ist das ne neue Seife oder so!?“ Anya schnaubte wütend. „Ist ja auch egal! Das klären wir später!“

 

Die beiden sahen sich kurz schweigend an, ehe Matt sich am Kinn rieb. „Also, wie viel weißt du über Eden und die Gründer?“

Anya machte kurz ein nachdenkliches Gesicht. Zumindest gab sie sich Mühe, doch tatsächlich musste sie gar nicht lange grübeln, um eine Antwort zu finden. „Dass das Teil am 11.11. ne Party feiert und ich sozusagen der Stargast bin?“

„Mehr nicht?“ Matt schien aufrichtig überrascht und beugte sich mit großen Augen nach vorne. „Nimmst du das hier etwa nicht ernst? Dir bleiben verdammt nochmal nur noch ein paar Tage bis dahin! Was zur Hölle hast du die letzten Wochen getrieben!? “

„Ähm, mich mit Möchtegerndämonen und Dämonenjägern herumgeschlagen?“ Anya runzelte verärgert die Stirn. „Entschuldige, dass ich nicht in deinen Kreisen verkehre und daher auf uralte Bibliotheken zurückgreifen muss! Ist doch nicht meine Schuld, wenn in den Schinken dort nur Schwachsinn steht! Woher soll ich wissen, wo es die -guten- Infos zu finden gibt!?“

Doch Matt fasste sich nur an die Stirn und schüttelte fassungslos den Kopf. „Das glaub ich jetzt nicht. Hast du ein Glück, dass ich hier bin. Andernfalls würdest du blindlings in dein Verderben rennen.“

Plötzlich meinte er aufgebracht: „Anya, du hast gerade mal noch zwei Wochen Zeit, alles vorzubereiten! Wenn es nicht wegen -ihm- wäre, wäre es mir vollkommen gleich, was mit dir geschieht!“

Allerdings ließ sich das Mädchen nicht von seinen Worten beeindrucken und antwortete schnippisch: „Gott, hab ich aber ein Glück … Wie wäre es, wenn du mir erstmal erklärst, was ein Gründer überhaupt ist! Und was heißt hier eigentlich vorbereiten?“

 

Ich denke, mit Gründer meint er mich. Allerdings tappe ich, was diese Vorbereitungen angeht, ebenso im Dunkeln wie du, Anya Bauer.

 

„Was heißt hier, du denkst!?“, wandte sich Anya an die Decke des Wohnzimmers. „Kann es sein, dass du in der Dämonenschule, als es um Eden ging, zufällig wegen akuter Hirnabstinenz gefehlt hast!?“

„Weiß er nicht, dass er ein Gründerindividuum ist?“, fragte Matt überrascht.

Anya verzog verärgert das Gesicht und ließ sich in die Lehne des Sessels fallen. „Offensichtlich nicht, Schlaumeier. Aber du. Wie wäre es also, wenn du den Mund aufmachst und zu singen beginnst? Bevor ich auf die Idee komme, Barbie als Vorhut reinzuschieben!“

„Ist im Grunde ganz einfach“, meinte der Schwarzhaarige und ließ sich ebenfalls wieder zurückfallen. „Die Dämonen, die als Gründer bezeichnet werden, sind die einzigen ihrer Art, die die Vorgänge rund um Eden in Gang setzen können. Als du den Pakt mit deinem unsichtbaren Freund geschlossen hast, hast du damit automatisch alles in die Wege geleitet. Herzlichen Glückwunsch, in zwei Wochen wird der Turm von Neo Babylon deine Schule platt machen. Gut gemacht!“

„Häh? Hast du das gewusst?“, fragte Anya Levrier, da sie sonst keine Idee hatte, was sie sagen sollte. Ihr war das alles jetzt schon viel zu kompliziert.

 

Ja. Der Turm von Neo Babylon ist essentiell für unser Unterfangen. Ohne ihn ist es unmöglich, Eden zu werden.

 

„Komisch. Warum überrascht mich es mich gar nicht, dass du mir das bisher verschwiegen hast?“, fragte Anya bissig und wandte sich an Matt. „Deine Erklärung, Einstein?“

Der junge Mann in Schwarz schloss die Augen und überlegte. Kurz darauf öffnete er sie wieder und setzte zur angeforderten Erklärung an. „Hör zu, Anya. Mein Wissen ist auch nur sehr lückenhaft, deswegen werde ich dir nicht sagen können, wie du Eden wirst, geschweige denn genau das verhindern kannst. Alles was ich weiß, habe ich aus diversen Aufzeichnungen, die die Dämonenjäger und gescheiterten Gründerindividuen uns hinterlassen haben. Hätte Refiel in dem Duell zwischen dir und Alastair deinen 'Kumpel' nicht als Gründer erkannt, wüssten wir bis heute nicht, womit wir es zu tun haben.“

„Ahja. Und weiter?“

Anya spielte gelangweilt mit einer blonden Strähne, die ihr im Gesicht hing.

Seufzend legte Matt seine Unterarme auf die Oberschenkel und ließ den Kopf hängen.

„Sie alle beschreiben den Beginn dieses Prozesses wie folgt. Zunächst formt der Gründer mit einem Menschen, der ihm würdig erscheint, einen Pakt. Dieser ist der Grundbaustein für alles, was folgt. Dort, wo er geschlossen wurde, wird zum vorgesehenen Tag der Turm von Neo Babylon erscheinen.“

„Das wäre ja in der Aula“, überlegte Anya. Plötzlich legte sie ein triumphierendes Grinsen auf, als sie realisierte, was Matts Worte bezüglich der Livington High bedeuteten. „Geil! Heißt das, die Schule verschwindet?“

„Weiß ich nicht. Was ich weiß ist, dass du nur im Inneren des Turms zu Eden werden kannst.“

„Dann bleib ich dem Teil einfach fern“, schloss Anya daraus stolz und lehnte sich entspannt zurück. „Problem gelöst.“

Matt lachte zynisch auf. „Als ob. Die letzten Gefäße der Gründer, die das versucht haben … ach egal.“

Wieder ließ er den Kopf hängen. „Es funktioniert nicht. Bisher hat niemand der Betroffenen einen Weg gefunden, den Prozess von Edens Erwachen aufzuhalten. Genau wie es wohl noch nie jemandem gelungen ist, Eden zu erwecken.“

 

Ich habe es in der Vergangenheit bereits versucht. Auf der höchsten Spitze des Turms, im Kristallsaal, sollte es stattfinden. Doch mein Gefäß starb einen elendigen Tod, bevor das eigentliche Ritual überhaupt begonnen hatte. Bis heute habe ich dafür keine Erklärung gefunden.

 

„Huuu, die guten Nachrichten häufen sich“, brummte Anya und richtete ihr Wort an Matt. „Das wird ja immer besser. Weißt du zufällig, warum bisher jeder gescheitert ist?“

„Offensichtlich weil die falsche Menge an Zeugen als Opfer angeboten wurde.“

Einmal mehr runzelte Anya in ihrer Unwissenheit die Stirn und verschränkte genervt die Arme. „Und das Ganze heißt übersetzt soviel wie … ?“

„Es heißt“, sprach Matt und sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Auch wurde er plötzlich sehr leise, dass Anya sich regelrecht in seine Richtung beugen musste. „Es heißt, dass du allein nicht imstande bist, Eden zu wecken.“

„Ahja?“

„Ja …“ Mit einem Ruck sah er weg. „Du brauchst diejenigen, die die Zeugen der Konzeption genannt werden. Menschen, die ebenfalls im Pakt mit einer hohen Wesenheit stehen. Du erkennst sie an den Malen an ihren Armen, die deinem ähneln. Jede Wesenheit hat dabei ihr eigenes Symbol. So hat es zumindest einer der gescheiterten Gründer ausgedrückt.“

Die Blondine hob ebendiesen Arm und betrachtete das schwarze Kreuz im Dornenkranz auf ihrer Haut. Anschließend sah sie wieder auf. „Klingt scheiße.“

„Ist es auch, denn sie müssen für Eden geopfert werden. Aber wie viele gebraucht werden, das weiß niemand. Und das ist der Grund, warum ich hier bin. Die Zeugen … du wirst sie ins Unglück stürzen.“

 

Anya Bauer! Wenn das der Wahrheit entspricht, ist Valerie Redfield in großer Gefahr! Sie besitzt ebenfalls ein solches Mal!
 

Noch bevor Levrier geendet hatte, sprang Anya mit funkelnden Augen auf. „Eden, ich komme! Alter, endlich werd' ich diese Dumpfralle los! Hallelujah!“

Matt klatschte sich die Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Hast du überhaupt zugehört? Da könnten Menschen sterben! Wegen dir!“

Allerdings interessierte das Anya nicht. Sie blickte gleichgültig auf ihn herab und verzog keine Miene, als sie sagte: „Wen juckt's?“

„Mich!“

Nun war auch Matt aufgesprungen.

 

Ich sage das nur ungern, aber auch Marc Butcher muss demnach ein Zeuge der Konzeption gewesen sein. Das ist also die Verbindung, die ich zu diesem Dämon, Isfanel, gespürt habe. Sein Gefäß ist ein potentielles Opfer gewesen. Das erklärt, warum ich beim letzten Versuch, Eden zu erwecken, gescheitert bin. Ich habe nicht um die Existenz jener Zeugen der Konzeption gewusst … doch …

 

Allerdings hörte Anya gar nicht zu, sondern funkelte nur ihr Gegenüber an. Dabei erwiderte sie nicht minder aufgebracht und wild gestikulierend: „Wen verdammt nochmal juckt's? Es hat doch jeder selbst die Wahl, ob er diese Paktkacke annimmt oder nicht! Redfield hätte eben das Kleingedruckte lesen müssen! Und ich werde sicher nicht wegen der …“

Doch Anya wusste nach wie vor nicht, was genau die Konsequenzen ihres Scheiterns waren. Deswegen stampfte sie wütend auf. „Ich werde definitiv, aber so was von sicher NICHT aufgeben, klar!? Was soll ich auch tun, wenn es sowieso keinen Weg gibt, den Mist zu beenden!?“

„Du bist ein Monster, weißt du das!?“, erwiderte Matt, dessen Kopf hochrot vor Wut geworden war. „Und da heißt es, ich wäre die Verkörperung eines Dämons, huh!? Lächerlich!“

„Ach ja? Na warum killst du mich dann nicht, wenn ich doch so böse bin und du mich am liebsten loswerden würdest!?“, fragte Anya provozierend und winkte Matt tollkühn zu sich. „Lass uns da weitermachen, wo wir eben aufgehört haben!“

„Pah!“, raunte der Dämonenjäger und winkte ab. Er wandte sich dem Fenster zu und durchschritt das Wohnzimmer. Den Blick von ihr abgewandt, murmelte er verbittert: „Was glaubst du wohl? Wenn das ginge, hätte Alastair schon längst kurzen Prozess mit dir gemacht.“

Das Mädchen schnalzte mit der Zunge und grinste gehässig. „Der hat wohl eingesehen, dass ich in einer anderen Liga spiele als er.“

Matt sah sie über seine Schulter hinweg hasserfüllt an. „Soll das ein Scherz sein? Nur weil du nahezu unsterblich bist, heißt das nicht, dass du uns überlegen bist.“

 

Er weiß davon!?

 

„Wovon?“ Anya blinzelte verdutzt. „Huh?“

Vor Verwirrung verzichtete sie sogar auf ihre obligatorischen Protestsprüche inklusive Beleidigung und Drohgebärden. „Unsterblich, ich? Bin ich endlich ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen worden?“

Matt lachte zynisch auf. „Klar, als größter Kotzbrocken der Menschheit! Pff, so etwas Ähnliches hat deine Freundin damals auch gesagt, als ich ihr davon erzählt habe.“

„Danke, du hast ja doch Ahnung“, erwiderte Anya, stolz auf seine ursprünglich als Beleidigung gemeinten Worte. „Aber was soll das heißen, meine Freundin habe etwas Ähnliches gesagt? Meinst du Abby?“

„Als ich ihr sagte, dass der Pakt mit dem Gründer dir zeitweilige Unsterblichkeit verleiht, hat sie auch so einen ähnlichen Witz gerissen.“ Der Schwarzhaarige musste bei dem Gedanken daran schmunzeln. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieses Mädchen noch nicht geahnt, was ihr bevorstand.

Doch als er sah, wie Anyas Züge sich verhärteten, traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. „Sie hat dir nichts davon erzählt?“

„Allerdings …“

Matt stöhnte auf und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Oh verdammt! Und ich Idiot serviere dir das auch noch auf dem Silbertablett?“

Er schüttelte den Kopf und musste auflachen. „Man … ich und mein Glück. Da zerfetzt die mir den Arm und erzählt dir dann nichts von alldem?“ Schließlich pfiff er anerkennend. „Respekt. Diese Abby ist sogar loyal ihren Feinden gegenüber.“

„Aller-dings“, knurrte Anya unmenschlich und ballte eine Faust.

Mit einem Mal sah der Dämonenjäger das Mädchen mit einem fiesen Grinsen an. „Ob das daran liegt, dass sie sich umentschieden und die Seiten gewechselt hat?“

„Das werden wir gleich herausfinden!“, donnerte Anya wütend. „Wenn ich die in die Finger bekomme, mache ich sie kalt, dann warm und anschließend wieder kalt!“

 

Es hatte sie wie ein Schlag getroffen. Nicht die Unsterblichkeit, die war ihr egal. Aber dass Abby ihr nichts davon erzählt hatte, war für Anya schlichtweg Verrat. Ausgerechnet sie, ihre beste Freundin!

Wie viel hatte sie von Matt erfahren? Alles eben Gesagte? Oder gar noch mehr? Warum!?

Nach allem, was Anya für sie getan hatte. Was zugegebenermaßen etwas mehr hätte sein können, aber dennoch! Sie hatte Abby davor bewahrt, eine Mörderin zu werden, noch dazu hatte sie sie überhaupt erst aus den Fängen Alastairs befreit und sie hatte ihr ihr Selbstvertrauen wiedergegeben, nachdem sie Angst vor sich und ihrer Herkunft entwickelt hatte! Und was war der Dank!?

Verrat! Diese miese Lügnerin! Was sollte dann das auf dem Dach neulich? Wollte Abby sie zu diesem Zeitpunkt tatsächlich umbringen und hatte es schlichtweg aus Feigheit nicht durchziehen können?

Anya wusste nicht mehr, ob das Mädchen noch Freund oder Feind war. Genau wie Levrier, der ihr all dies ebenfalls verschwiegen hatte.

Sie würde die beiden-!

 

„Oh verdammt!“, polterte Matt plötzlich und schreckte vom Fenster zurück.

„Was ist denn!?“, fauchte Anya ihn an, denn sie hasste es, wenn man ihre theatralischen Momente unterbrach. Nicht mal ungestört aufregen konnte man sich mit dem!

Matt deutete mit dem Daumen Richtung Fenster. „Ich schätze, wir haben unerwartet Besuch bekommen.“

Widerwillig trat Anya zu ihm und sah hinaus auf die Straße. Und als sie erkannte, was er meinte, stöhnte sie frustriert auf. „Oh, na toll! Jetzt ist auch noch Oddstrange McWeirdo hier. Und ich dachte echt, der Tag kann nicht mehr beschissener werden!“

 

Wenn man jedoch Alastairs vernarbtes Gesicht dort draußen recht betrachtete, wie er dort auf dem Bürgersteig vor Anyas Gartentür stand, mochte man glatt vom Gegenteil ausgehen. Denn Anyas Zorn schien nichts zu sein im Vergleich zu dem, der Alastair offensichtlich hierher geführt hatte. Still stand er da und wartete, hatte er die beiden am Fenster schließlich längst bemerkt.

 

„Das wird jetzt weniger lustig“, meinte Matt nachdenklich. Er wandte sich vom Fenster ab und schritt durch das Wohnzimmer, um das Haus zu verlassen. Anya blickte ihm genervt hinterher.

„Was will der überhaupt hier? Will der mir plötzlich auch helfen?“

Sie folgte ihm zur Haustür.

„Nein“, erwiderte Matt, wobei er schon vor ebenjener stand. „Ganz im Gegenteil. Alastair will dich am liebsten auf einem Scheiterhaufen sehen. Nur geht das eben nicht so leicht. Aber dass er sofort spitzgekriegt hat, dass ich mit dir gemeinsame Sache machen will? Naja, so misstrauisch wie er ist.“

„Gibt's etwa Ärger im Paradies oder was ist los?“, raunte Anya spitz. „Ich dachte ihr seid'n Team?“

„Wart ab und sieh selbst.“

Das gesagt, öffnete Matt die Tür und trat ins Freie, dicht gefolgt von Anya, der langsam der Kopf vor so viel Informationsinput zu dröhnen begann. Dabei rief sie ihm hinterher: „Und nur damit du es weißt, ich glaube dir sowieso kein Wort! Du und ich, Partner? Pah, eher heirate ich Nick!“

„Pff, wenn du meinst …“

 

Als Matt dicht gefolgt von Anya über den Weg hin zur Gartentür des Grundstücks ging, richtete er seinen Blick starr auf Alastair. Es war wie ein Marsch bei einer Beerdigung, so kam es dem Dämonenjäger zumindest vor. Und so wie er Alastair kannte, plante dieser wahrscheinlich schon fleißig an der seinen.

„Was für ein seltener Anblick“, spottete Alastair, als die beiden Partner sich schließlich durch den Zaun getrennt gegenüber standen. „Der Jäger und seine Beute, vereint.“

„Na so weit sind wir noch nicht“, gab Matt sich mit einem unbedarften Schulterzucken gelassen.

Anya ihrerseits fügte scharfzüngig hinzu: „Und werden es auch nie sein! Niemand, der Anya Bauer-“

„Halt den Mund, Schlangenzunge“, verlangte Alastair ruhig aber bestimmend und schenkte dem Mädchen gar keine Beachtung, fixierte sich stattdessen auf Matt. „Hast du mir irgendetwas zu sagen?“

„Kommt drauf an, was du hören willst.“

„Eigentlich spielt es keine Rolle, was dich hierher geführt hat. Du lässt dich auf sie ein? Das macht uns zu Feinden.“ Der entstellte Alastair in seinem roten Mantel zog aus einer Innentasche ebenjenes ein Messer und zeigte damit auf seinen Freund. „Erwartete keine Gnade, nur weil wir uns nahestanden.“

Matt lachte fassungslos auf und breitete seine Arme aus. „Du willst das wirklich durchziehen? Ohne zu wissen, warum ich überhaupt hier bin? Seit wann bist du so verdammt ignorant?“

 

Doch statt einer Antwort erwartete Matt ein Ausfallschritt nach vorne. Das Messer schoss an seiner Wange vorbei, während er nach rechts auswich und Alastairs Arm packte. Allerdings konnte er den darauf folgenden Faustschlag seines Gefährten nicht abwehren und wurde an der Wange getroffen.

„Hör auf damit!“, forderte Matt, machte einen Satz über Anyas Gartentor und stand Alastair nun direkt gegenüber. Nur um anschließend dessen Hieben und Stichen ausweichen zu müssen.

Zeitgleich staunte Anya, wie schnell die beiden in ihren Bewegungen eigentlich waren. „Alter Falter!“

 

Was erwartest du? Diese beiden haben sich dem Kampf gegen die unseren verschrieben. Dass sie dazu körperlich und geistig trainiert sein müssen, ist eine Selbstverständlichkeit.

 

„Ach halt die Klappe!“

Das Mädchen hoffte darauf, dass einer der beiden es schaffte, den anderen einen Kopf kürzer zu machen. Dann müsste sie nämlich nur noch die Reste beseitigen. Zu denen übrigens auch Abby gehören würde!

 

Matt wich ein weiteres Stück von Alastair zurück. „Hör doch endlich zu!“

„Wieso sollte ich? Du wusstest um die Konsequenzen deines Handelns!“ Alastair verzog wütend sein Gesicht, was bei seinen vielen Brandnarben nahezu grotesk wirkte, als trage er eine Maske. „Schon damals, als du Idee hattest, einen Dämon auf sie zu hetzen, habe ich geahnt, dass es irgendwann hierzu kommen würde! Wie gut, dass wir das nie umgesetzt haben! Dennoch hat dich der heilige Refiel deswegen im Auge behalten! Ich musste wissen, was in dir vor sich geht!“

„Dann hat dein Haustier mich also ausspioniert, huh?“, erwiderte Matt bissig. „Du vertraust wirklich niemandem, oder?“

Alastair jedoch polterte: „Rede nicht so über einen Engel! In der Tat, ich vertraue niemandem! Und du bist der beste Beweis dafür!“

Auf seine harschen Worte hin zuckte Matt zusammen, denn er konnte die Wahrheit in ihnen nicht verleugnen.

„Recht hat er …“ Anya ebenso wenig.

 

„Bleibt mir wohl nichts anderes übrig …“

Plötzlich zückte Matt aus der Tasche seines schwarzen Ledermantels zwei weiße Karten, von denen er eine in die Höhe warf und eine direkt auf Alastair zu. Es gab zwei grelle Lichtblitze und als Anya ihre Augen öffnete, musste sie schlucken.

Der Himmel war verdunkelt, in tiefstem Blau, als wäre die Nacht angebrochen. Außerdem schien es so, als wären einige der Häuser des beschaulichen Vororts Livington plötzlich durch unsichtbare Mauern direkt in ihrer Mitte durchtrennt worden. Wie ein Würfel schien der Bannkreis sich über ihr Umfeld gelegt zu haben.

Sie stöhnte resignierend. „Jetzt geht das wieder los …“

Plötzlich loderten schwarze Flammen um die beiden auf. Anya wich erschrocken zurück, als jene den Gartenzaun verbrannten und einen Teil des Grundstücks zu verschlingen begannen.

„Spinnst du!? Meine Mutter wird mich dafür umbringen!“, keifte sie dabei und zeigte auf das Feuer, denn sie wusste bereits durch das Duell mit Alastair, dass der Schaden bestehen bleiben würde, trotz Bannkreis. Dass die Flammen aber auch auf das Nachbargrundstück herfielen, war Anya auf der anderen Seite völlig egal. So sparte sie sich wenigstens die Mühe damit, es irgendwann selbst zu tun.

„Sorry, aber das muss sein“, entschuldigte sich Matt, während vor ihm und Alastair jeweils ein schwarzes Tuch aus Samt schwebte. Anya erkannte sie wieder, es waren diese Dinger, die wie Duel Disks funktionierten. „Tut mir leid um dein Grundstück, aber bevor Alastair hier noch völlig durchdreht, dachte ich mir, dass wir das unter uns regeln sollten. Ohne Zuschauer versteht sich.“

„Und deswegen ein Duell?“, fragte sein Kamerad höhnisch.

Matt nickte ihm mit siegessicherer Mimik zu. „Sicher. Kann ja sein, dass du mir an den Kragen willst. Bei mir sieht das allerdings etwas anders aus. Irgendwie muss ich mich ja verteidigen, oder?“

 

Alastair betrachtete das schwebende Tuch mit dem eingenähten Duel Monsters-Spielplan darin, seine eigene Schöpfung. Die Flammen würden erst verschwinden, wenn der Zauber, der in dem schwarzen Stoff verwoben war, seine Wirkung verlor. Und das ging nur durch ein Duell. Er hatte also gar keine andere Wahl.

Wütend sah er auf.

„Was bezweckst du mit dieser Farce? Du verbündest dich mit dem Feind und nun das?“ Er richtete sich dabei an Anya. „Was soll das, Dämon? Hast du seinen Verstand verhext?“

Nicht weniger abweisend und zynisch erwiderte die: „Das musst du schon Matt von Schwafel fragen und nicht mich!“

„Kapierst du es nicht?“, herrschte jener seinen Freund und Mentor an. „Wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten! Anya zu töten ist so oder so nahezu unmöglich, warum also versuchen wir nicht, ihr stattdessen zu helfen?“

Alastair verengte seine Augen zu Schlitzen und zischte: „Warum würde ich so etwas tun wollen? Sie ist eine Dämonenanbeterin und sollte vernichtet werden!“

„Genau das ist doch der springende Punkt! Dazu sind wir nicht in der Lage und das weißt du! Ich für meinen Teil werde aber nicht einfach nur zusehen, wie du in Lebensgefahr schwebst! Ich habe schon einmal meine Familie verloren, das wird mir kein zweites Mal passieren!“

Plötzlich erweckte Matt den Eindruck, als wäre er unendlich traurig. Er neigte den Kopf zur Seite und biss sich auf die Lippe, scheinbar erdrückt von der eigenen Hilflosigkeit gegenüber seinem Freund.

 

Erstaunt wandte Anya sich an den Schwarzhaarigen, welcher die Fäuste ballte und mit entschlossenem Blick auf Alastairs Reaktionen abwartete. „Was geht denn mit dir ab? Seit wann ist ausgerechnet der denn in Gefahr?“

„Sag's ihr“, verlangte Matt daraufhin von seinem Gegenüber.

„Pff …“

Alastair schloss die Augen und hob seinen rechten Arm, ehe er den roten Stoff seines Mantels wegschob. Und was Anya dort erblickte, verschlug ihr glatt die Sprache. Neben dem vernarbten Gewebe war deutlich ein gelbes Mal zu sehen, welches eine Lanze darstellte, die direkt durch den Brustkorb eines Skeletts ging, einem schräg nach unten gerichtetem Pfeil gleich.

„W-was!?“, sprudelte es schließlich aus dem Mädchen heraus. „Der auch!?“

„Das war der Preis, den ich zahlen musste, um des Heiligen Refiels Kraft zu empfangen“, erklärte Alastair emotionslos. „Wie du siehst, spielt es keine Rolle, ob Engel oder Dämonen dich erwählen. In beiden Fällen wirst du ein Zeuge der Konzeption.“

 

„Verstehst du nun, warum ich mit dir zusammenarbeiten will?“, fragte Matt Anya bedrückt. „Wirst du zu Eden, geht er womöglich hopps.“

Er wandte sich an das Mädchen und musste erstaunt bemerken, dass sie nicht mehr auf der anderen Seite des schwarzen Feuerwalls stand. Erschrocken stellte er fest, dass sie am Boden lag und sich nicht rührte.

„Anya!“, rief er und starrte Alastair verwirrt an. „Was ist mit ihr?“

„Ihr Dämon hat sie ins Elysion befohlen“, antwortete jener unterkühlt. „Sieht so aus, als gäbe es Dinge, die er vor uns nicht bereden will. Im Elysion kann Refiel ihn nicht hören.“

„Bist du dir sicher? Sie-“

Alastair schnaubte. „So besorgt bist du also um jemanden, der vor Kurzem noch dein Erzfeind war. Kümmere dich nicht um sie. Bin nicht ich es, der im Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit stehen sollte?“

Aufgewühlt sah Matt abwechselnd zur bewusstlosen Blondine und Alastair, nicht wissend, wie er darauf reagieren sollte. Ihm war klar, dass mit seinem Freund ohnehin nicht zu diskutieren war. Sie beide wussten, dass sie das Duell austragen mussten, damit ihr loderndes Gefängnis verschwand, doch die Frage war, wie Alastair spielen würde. Er hatte Refiel, mit dem er realen Schaden durch seine Angriffe anrichten konnte. Matt hatte da bedeutend weniger Glück.

 

„Wenn du wirklich diesen Pfad beschreiten willst, sind wir fortan Feinde“, sprach Alastair ungerührt von der Verzweiflung seines ehemaligen Kameraden, denn diese war jenem regelrecht ins Gesicht geschrieben. So war es immer gewesen, wenn in Matt ein Kampf um die Frage entfacht war, was das Richtige sei.

Der Dämonenjäger schüttelte auf Alastairs Worte hin vehement den Kopf. „Hör auf zu reden, als wäre alles so simpel, verdammt! Du warst es doch erst der Auslöser für alles! Wegen dir hat Anya den Pakt geschlossen! Also tu nicht so, als wäre alles meine Schuld! Stattdessen solltest du uns lieber helfen, einen Ausweg aus dieser Misere zu finden!“

„Ich werde niemals mit Dämonen kooperieren!“ Das war Alastairs letztes Wort. Um dies zu verdeutlichen, legte er sein Deck auf die dazugehörige Fläche des schwebenden Tuches, welches sich verhärtete und zu einer Marmorplatte wurde.

„Dann werde ich dich eben dazu zwingen!“, erwiderte Matt und tat es ihm gleich.

Das entlockte dem hochgewachsenen Mann mit dem langen, schwarzen Haar, von dem ihm ein Teil in Form eines Zopfes über der linken Schulter lag, ein höhnisches Gelächter. „Thh! Und wie willst du das anstellen? Mit einem bedeutungslosen Duell wie diesem? Du müsstest mich schon töten, um etwas an dieser Situation zu verändern. Aber zu so etwas bist du nicht in der Lage, auf die eine oder andere Weise. Warst du noch nie.“

Die traurige Wahrheit ließ Matt zusammen krampfen. Dennoch blieb er kämpferisch und versuchte sich an aufgesetzter guter Laune, wie er es immer tat, wenn er in Wirklichkeit verzweifelt war. „Wart es ab. Wie du weißt, bin ich immer für eine Überraschung gut.“

„Hmpf!“

Schließlich schrien beide: „Duell!“

 

[Alastair: 4000LP / Matt: 4000LP]

 

„Ich bin der Herausforderer, also fange ich auch an!“, stellte Matt klar, nachdem beide über ihr Startblatt verfügten.

Doch kaum hatte er sein Deck berührt, durchlief ein eisiges Gefühl seinen Arm und breitete sich von dort im ganzen Körper aus. Seine Sicht verschwamm und statt der schwebenden Marmorplatte entstand ein völlig anderes Bild vor seinen Augen.

 

Alastair stand ihm in erhabener Pose im schwarzen Flammenkreis gegenüber, während weit über ihm eine eine weiße, mechanische Kreatur schwebte. Metallische Schwingen besaß sie, wie die eines Engels. Verbunden waren sie mit einem goldenen Ring, der sich am Rücken jenes Wesens befand, das statt Beinen eine Art Turbine am Unterleib besaß. Es streckte seinen rechten Arm in Matts Richtung und bündelte von der Handfläche aus eine gleißende Lichtkugel.

Das war's wohl“, sagte er, ohne überhaupt zu wissen warum er das tat. „4400 Angriffspunkte sind genug, um mich mit einem Schlag zu vernichten. Dumm gelaufen, huh? Hat ja nicht lange gedauert.“

Das waren nicht seine Worte, dachte Matt daraufhin erschrocken und erkannte, dass dies eine Vision sein musste. Und er kannte dieses Monster, dem Alastair nebenbei lauthals den finalen Angriff befahl. Es war [Vylon Epsilon].

Judgment Bomber!“

Alastairs engelhafte Kreatur schoss nun die Lichtkugel in seiner Hand auf Matt ab, welcher schreiend in einer Explosion unterging.

 

Sogleich verschwamm alles und Matt sah wieder den Spielplan vor sich schweben, immer noch die Finger auf die oberste Karte seines Decks gelegt.

Fassungslos, was gerade geschehen war, blickte er auf und starrte Alastair an. „Was … war das?“

„Wovon redest du?“, erwiderte der kühl. „Willst du nun beginnen oder nicht?“

„K-klar.“

Er zog hastig und ließ das eben Erlebte Revue passieren. Alastair hatte ihn mit einem Schlag besiegt, das war, was er gesehen hatte. Doch wieso? War das die Zukunft? Wenn ja, warum hatte er diese gesehen? Das ging doch weit über seine Fähigkeiten und die eines Dämonenjägers im Allgemeinen hinaus!

Matt warf prüfend einen Blick auf sein Blatt. Was immer er da gesehen hatte, es musste etwas bedeuten! Konnte das Refiels Einwirken gewesen sein, um zu verhindern, dass etwas Schlimmes geschah?

Der junge Mann schüttelte den Kopf. Nein, Refiel war ganz auf Alastairs Seite. Beziehungsweise kam es ihm eher so vor, als würde Refiel Alastair regelrecht lenken. Diesem Engel, den er nie gesehen hatte, traute Matt ohnehin nicht über dem Weg. Es war völlig undenkbar, dass der ihm beistehen wollte.

Also woher kam diese Vision dann?

Egal was es war, Matt war nicht so töricht, sie einfach zu ignorieren. Wenn Alastair wirklich vorhatte, ihn binnen eines Zuges zu besiegen, musste er unbedingt auf Nummer Sicher gehen. Denn es war zu erwarten, dass das, was Matt eben gesehen hatte, schon nächste Runde geschehen würde.
 

„Ich setze ein Monster verdeckt!“, rief Matt und knallte jenes auf den Spielplan. Daraufhin erschien besagte Karte vor ihm in vergrößerter Form und Querlage. „Außerdem aktiviere ich [Foolish Burial]. Damit schicke ich ohne Umschweife ein Monster von meinem Deck auf den Friedhof.“

Der junge Dämonenjäger schnappte sich sein Deck und zückte schließlich [Steelswarm Scout], den er zusammen mit seiner Zauberkarte auf den Ablagestapel legte. „Sehr gut. Zug beendet!“

Matt überkamen jedoch Zweifel. In die Zukunft zu sehen war unmöglich! Nein, wegen seiner Nervosität musste ihm seine Fantasie einen Streich gespielt haben. Anders war das nicht zu erklären, was er gesehen hatte.

 

„Mein Zug.“

Alastair legte wortlos [Vylon Prism] auf seinen Spielplan. Sofort im Anschluss erschien das weiß-goldene Wesen, einem hohen Schild in Prismaform nachempfunden, vor ihm.

 

Vylon Prism [ATK/1500 DEF/1500 (4)]

 

„Nun von meiner Hand die Magiekarte [Celestial Transformation]. Dank ihr beschwöre ich von meiner Hand ein Monster der Gattung Fee als Spezialbeschwörung.“ Er legte sein Monster neben [Vylon Prism] und reckte stolz das Kinn. „Dabei gehen jedoch die Hälfte seiner Angriffspunkte verloren und es wird am Ende des Zuges sterben. Ich wähle [Vylon Hept].“

Eine weitere weiße Gestalt erschien, die breite Arme, dafür aber keinen Unterleib besaß. Goldene Schwingen ragten aus seinem breiten Rücken und ließen es nicht weniger edel erscheinen als seinen Kameraden.

 

Vylon Hept [ATK/1800 → 900 DEF/800 (4)]

 

„Was-!?“ Matt konnte es nicht glauben. Das bedeutete-!

Alastair schwang seinen Arm aus. „Du weißt, was dich jetzt erwartet. Ich stimme den Stufe 4-Empfänger [Vylon Prism] auf [Vylon Hept] ein! Infinite power lies within the tormented soul! Rule this world with your penetrating gaze! Synchro Summon! Descend down, [Vylon Epsilon]!“

Ein gleißendes Licht breitete sich im Bannkreis aus, als [Vylon Hept] durch die vier typischen, grünen Synchroringe flog, in die sein Kamerad zersprungen war. Was folgte war eine regelrechte Lichtexplosion. Ein mechanisches Schnarren ertönte daraufhin, als über Alastair eine weiße Maschine mit ebenso weißen Metallschwingen herabstieg. Jene Flügel waren an einem goldenen Ring befestigt, der über seinem Rücken angebracht war und wie alle Vylon-Monster mangelte es auch Epsilon an Beinen, wofür er stattdessen eine turbinenähnliche Vorrichtung besaß, mit der er zu schweben vermochte.

 

Vylon Epsilon [ATK/2800 DEF/1200 (8)]

 

„Unmöglich …“, murmelte Matt fassungslos im Lichte des majestätischen Ungetüms.

„Natürlich ist das möglich. Und sieh her, es ist noch nicht vorbei!“ Alastair zückte [Vylon Prism] zwischen seinen Fingern hervor und erklärte: „Indem ich mein Leben um 500 Punkte verkürze, kann ich diese Karte zu einer Ausrüstungsmagie umfunktionieren, sobald sie den Friedhof betritt. Diese verbindet sich nun mit [Vylon Epsilon] und stärkt es nur im Falle eines Kampfes um 1000 Angriffspunkte!“

 

[Alastair: 4000LP → 3500LP / Matt: 4000LP]

 

„Also 3800 im Ernstfall“, zählte sein Gegner nur gebannt mit, als eine durchsichtige Abbildung des prismaartigen Schildes in [Vylon Epsilon] verschwand. „600 fehlen noch …“

„600?“, hakte Alastair mit unterschwelligem Erstaunen nach. „Du weißt also schon, was jetzt geschehen wird?“

„Man könnte sagen, ich kann es mir denken“, erwiderte Matt grimmig. Was er gesehen hatte, es würde eintreten. Aber das war völlig absurd!

„Hmpf, wie auch immer. Ich aktiviere von meiner Hand die Ausrüstungsmagie [Vylon Material], die meine Kreatur um 600 Angriffspunkte verstärken wird. Doch ich benutze [Vylon Epsilons] Effekt und schicke besagte Ausrüstung sofort wieder auf den Friedhof, um dein Monster zu vernichten! Declaration Of Superiority!“

Epsilon legte seine gewaltigen Hände aufeinander und schoss eine Lichtkugel auf Matts gesetzte Karte ab, die in einer grellen Explosion zerfetzt wurde. Kurz erschien eine schwarze Bienengestalt, die jedoch unter dem Druck des unnatürlich lodernden Infernos einfach zersprang.

„Wie du weißt, erhalte ich eine neue Vylon-Magiekarte, wenn [Vylon Material] auf den Friedhof geschickt wird.“ Alastair zeigte eine weitere Kopie besagten Ausrüstungszaubers vor. „Diese hier soll es sein und deinen Untergang besiegeln, indem ich mein Monster zurück auf 4400 Angriffspunkte bringe und dich mit einem Schlag vernichte!“

 

Ein dünner Stachel schoss aus den weißen Flammen und drang direkt in [Vylon Epsilons] Brust ein.

Matt stand mit verschränkten Armen hinter seiner Marmorplatte und grinste zufrieden. „Dacht ich's mir doch. Du hast gerade [Steelswarm Sting] zerstört und damit deinen Untergang besiegelt, nicht meinen. Wie du weißt, reißt Sting ein beliebiges Ritual-, Fusions- oder Synchromonster mit sich ins Verderben. Bye bye, [Vylon Epsilon]!“

Mit einem noch lauteren Knall detonierte der Stachel in der Brust des mechanischen Engels und riss ihn so in tausende Stücke. Erstaunt sah Alastair nach oben, von wo überall Einzelteile seiner Kreatur herabregneten und sich auflösten. Nebenbei nahm er aufgrund der Tatsache, dass [Vylon Material] bei der Zerstörung seines Monsters auf den Friedhof gelegt wurde, die dritte und letzte Kopie ebenjener vom Deck aufs Blatt.

„Tja, sieht so aus, als hätte der Schüler seinen Meister überholt. Ich kann deine Gedanken lesen, weißt du?“, triumphierte Matt zufrieden. Und überspielte damit den Fakt, dass er diesen Sieg nur dieser seltsamen Eingebung zu verdanken hatte.

„Du hast 'meine' Gedanken anscheinend nicht zu Ende gedacht“, holte Alastair ihn da plötzlich mit unheilverkündender Stimme auf den Boden der Realität zurück. „Magiekarte, [Monster Reborn]!“

„Was-!?“

Dort, wo eben noch Alastairs Monster zerfetzt worden war, regenerierte es sich in bläulichem Licht nun wieder zu alter Pracht.

 

Vylon Epsilon [ATK/2800 DEF/1200 (8)]

 

„Verdammt“, schrie Matt fassungslos, „das kann doch nicht wahr sein!“

„Dachtest du ernsthaft, ich hätte mit so etwas nicht gerechnet?“ Alastair schnaubte abfällig. „Maße dir nicht an, dich über mich zu stellen. Wissen allein genügt dazu nicht. Das beweise ich dir jetzt! Ich rüste [Vylon Epsilon] mit [Vylon Material] aus!“

Um seine Kreatur erleuchtete eine silberne Aura.

 

Vylon Epsilon [ATK/2800 → 3400 DEF/1200 (8)]

 

Anschließend streckte Alastair seinen Arm aus und zeigte erbarmungslos auf Matt. „Empfange deine Strafe, Verräter! [Vylon Epsilon], Judgment Bomber!“

„Oh verdammt!“

Matt wich noch zurück, doch es geschah innerhalb eines Herzschlags. Die monströse Maschine spannte ihre Schwingen und schoss in so hoher Geschwindigkeit eine gewaltige Lichtkugel aus seinen Händen ab, dass für Matt gar nicht daran zu denken war, sich zu schützen.

Laut krachend wurde er erwischt und in einer gleißenden Kuppel gefangen, aus der immer wieder und wieder Blitze auf ihn herab sausten, bis er schreiend in die Knie ging und umkippte.

 

[Alastair: 3500LP / Matt: 4000LP → 600LP]

 

Sein schwarzer Mantel war an einigen Stellen aufgerissen und verbrannt. Dennoch richtete Matt sich ächzend auf und versuchte darüber zu lachen. „Das ist wohl schief gegangen.“

Wankend auf die Beine gekommen, starrte er ungläubig Alastairs Monster an. „Damit habe ich echt nicht gerechnet.“

„Und deswegen wirst du mich nie übertreffen können, Matthew Summers.“ Alastair nahm seine letzte Handkarte und legte sie hinter seinem Monster auf den Spielplan. „Diese hier setzte ich, um dein Urteil endgültig zu fällen. Du wirst diesen Kreis nicht lebend verlassen.“

„Obwohl wir Freunde sind?“, ächzte Matt und hielt sich die Schulter dabei. „Machst du es dir mit deiner Verräternummer nicht etwas zu leicht?“

„Das sind die Gesetze der Dämonenjäger“, rechtfertigte Alastair sich jedoch nur kalt, „die, die wir alle einhalten müssen. Der Kodex. Tu nicht so, als ob du das nicht hast kommen sehen.“

Sein Gegner erwiderte jedoch nur trotzig: „Ich habe dir wohl zu viel Menschlichkeit und Verstand zugetraut. Sorry, mein Fehler!“

„Das Gerede eines Dämonenfreundes interessiert mich nicht. Du bist am Zug. Nutze ihn weise, denn es wird dein letzter sein.“

 

Na wie wird er dann erst reagieren, wenn er erfährt, dass wir gleich einen netten Plausch haben werden?

 

Matt erstarrte, als er diese spöttische Stimme vernahm. Sofort erkannte er, dass Alastair sie nicht gehört haben konnte. Woraufhin ihn ein unheimlicher Verdacht beschlich.

„Was bist du?“, flüsterte er. „Hast du mir etwa diese Vision geschickt?“

 

Was ich bin spielt doch gar keine Rolle. Menschen … immer müssen sie alles kategorisieren. Aber ja, das war ich. Wer auch sonst?

 

„Warum bist du hier und hilfst mir?“ Matt verzog wütend das Gesicht. „Bist du Anyas Dämon? Wenn ja, verzichte ich auf deinen Beistand!“

 

Oh mitnichten, ich bin nicht Levirer. Nenne mich einfach … Another. So, und jetzt zum Geschäft.

 

 

Turn 18 – In Cold Blood

Der Dämon 'Another' stellt Matt vor die Wahl, einen Pakt mit ihm einzugehen. Matt, der um die Lebensgeschichte Alastairs weiß und in Another denjenigen erkennt, der für den Tod von Alastairs Eltern verantwortlich ist, verweigert jedoch jegliche Kooperation. Doch im Angesicht seines früheren Freundes wird ihm klar, dass er ohne Hilfe machtlos ist und nicht mit Gnade rechnen darf. Sollte er den Pakt allerdings annehmen, wird er selbst zu einem Zeugen der Konzeption und somit womöglich zum Opfer Edens, was wiederum auch ein Tor für völlig neue Möglichkeiten öffnet. In Matt entfacht ein schrecklicher Kampf zwischen seiner Loyalität zu Alastair und der Frage, was das Richtige ist …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-04-27T20:00:16+00:00 27.04.2017 22:00
Hi
Super Kapitel, ich bin fassungslos...man kann normal mit Anya reden? Da hat Matt ja das schier undenkbare geschafft, auch wenn es eine superseltene Karte wert war.
Alastair ist echt engstirnig, aber das sind nun mal solche Fanatiker.
Jetzt steht Matt vor der Wahl, da bin ich ja mal gespannt wie er sich entscheiden wird.
Lg fubukiuchiha
Antwort von:  -Aska-
29.04.2017 10:23
Hi,
man kann fast alles mit Anya bereden, vorausgesetzt, man bietet einen entsprechenden Anreiz dafür. xD
Big Al ist schwierig. Aber vielleicht gelingt Matt ja nochmal das bis dato Unmögliche. Es sei denn ...

LG,
-Aska-


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